Während Ursus und Piso weiter über die Mitgift und den Ehevertrag sprachen, lauschte Prisca ganz den Worten des Flaviers, dessen feines Lächeln (welches unwissentlich allein dem Gedanken an seine Gemahlin entsprungen) ihn in Priscas Augen noch sympathischer wirken ließ, als dies seine Worte es ohnehin bereits vermochten. Es vermittelte ein gewisses Gefühl des willkommen seins und das tat gut angesichts der Tatsache, dass sie bald schon ihre liebgewonnenen Verwandten und ihr Heim verlassen musste, um in dieses Haus hier einziehen. Sicher, so schlimm wäre das nicht, schließlich wartete dort kein geringerer als ihr Liebster auf sie und dennoch, .. die junge Aurelia hatte ein wenig Angst vor der Verantwortung und vor allem vor den Erwartungen, die sie an der Seite eines Flaviers gewiss zu erfüllen hätte.
Flüchtig sah Prisca hinüber zu Piso und trotz ihrer Selbstzweifel wurde es ihr sofort wieder warm ums Herz als sich ihre Blicke kurz trafen. Oh nein! Einen Besseren wie ihn hätte ich wahrlich nicht finden können und deshalb werde ich alles für ihn tun , war Prisca voll und ganz von ihrer Wahl überzeugt. Egal was andere auch über ihn behaupten mochten, von wegen persönlichem Eindruck, flavischem Wahnsinn, oder der Vergänglichkeit der Liebe, papperlapapp, … eine Garantie gab es schließlich für nichts auf der Welt und auch wenn ihr Glück nur einen flüchtigen Augenblick währen sollte, so wäre dieser wertvolle Moment unauslöschlich in ihrem Herzen verewigt … Mein Liebster, mein ein und alles ...
Genauso wie all jene Zweifel schnell wieder verflogen, taten dies auch die Sekunden die Prisca benötigte um dem Flavier lächelnd zu antworten ohne, dass sie dabei ansatzweise abwesend gewirkt hätte: "Oh, das ist schön zu hören, dass es Antonia gut geht und ich wäre ebenfalls sehr erfreut wenn wir uns künftig wieder öfters sehen würden. Auch deinen Sohn würde ich allzu gerne einmal kennen lernen", allein schon um sich ein Bild davon zu machen, was für ein guterzogener und gebildeter Junge das wohl sei - der Maßstab sozusagen, für ihre eigenen Kinder. "Ich kann im übrigen gut nachvollziehen, warum es deine Gemahlin mit der Erziehung eures Sohnes so genau nimmt, schließlich ist die Fürsorge einer Mutter durch nichts zu ersetzen, oder?!" teilte Prisca voller Überzeugung ihren eigenen Standpunkt mit, worüber sie ob ihrer eigenen Zukunft sogar regelrecht ins schwärmen geriet: "Ich würde es jedenfalls nicht anders halten wollen mit unseren Kindern und mögen die Götter mir meinen sehnlichsten Wunsch erfüllen, meinem Mann viele Söhne zu schenken!", seufzte Prisca verliebt und 'ihren' Flavier dabei erneut anschmachtend. Mochten ihre Worte durchaus schmalztriefend oder gar phrasenhaft und einstudiert klingen (schließlich hatte Mutter sie schon von klein an darauf gedrillt einmal eine gute römische Matrone zu werden), aber! … Letztendlich hätte Prisca nie gedacht, dass sie die Worte ihrer Mutter einmal mit solch innerer Überzeugung selbst aussprechen würde, voller Vorfreude auf ihre Ehe und jene damit verbundenen Pflichten (die zweifelsohne von Nöten wären), um besagte Nachkommenschaft zu zeugen.
Ganz im Gedanken an die Premiere dieses bislang nur von der Theorie her bekannten Aktes, folgte ein weiterer versonnener Blick hinüber zu ihrem Auserwählten, der gerade im Begriff war die Höhe der Mitgift in den Ehevertrag einzutragen. Fünftausend Sesterzen?! … Moment mal …, schoss es Prisca spontan durch den Kopf, als sie die Summe hörte. War das nicht genau der Betrag den auch ihr Onkel in seinem Testament dem Flavier zugedacht hatte und wäre dies nicht die ideale Gelegenheit, um ihm dieses Vermächtnis "offiziell" zukommen zu lassen?!? Fragend versuchte Prisca ihrem Cousin einen Blick zuzuwerfen welcher ihm ihre Gedanken erraten lassen sollte, jedoch unterließ sie es tunlichst in die Verhandlungen einzugreifen. Vielleicht hatte Ursus die Übergabe des Vermächtnis auch anderweitig geplant und so hielt es Prisca für das Beste, diese Angelegenheit mit ihrem Cousin unter vier Augen, zu besprechen.
Also konzentrierte sie sich wieder voll und ganz auf die Plauderei, die sie mit unvermindertem Interesse fort führte.Wie es Nigrina geht? Eine gute Frage, ob Sextus seine Frau bestens umsorgte, die Prisca so genau gar nicht beantworten konnte. Bislang waren ihr zumindest weder Klagen noch gegenteilige Gerüchte seitens der Flavia, bzw. über den hausinternen Nachrichtendienst zu Ohren gekommen, kurz gesagt:"Ich habe die beiden leider in letzter Zeit kaum zu Gesicht bekommen, werter Flavius, was allerdings ein durchaus gutes Omen sein mag wenn man bedenkt, dass sie viel Zeit zusammen verbringen. Und dies meist an Orten, die weder Augen noch Ohren haben", verpackte Prisca ihre eigenen Mutmaßungen in ein schelmisches Augenzwinkern. Tja, was genau sie da taten bliebe freilich ihr Geheimnis, sofern man nicht in ein paar Monaten das Ergebnis würde sehen können. Ob Nigrina allerdings je glücklich sein würde - mit so einem Mann wie Sextus an ihrer Seite? Prisca hatte da so ihre persönlichen Zweifel, sah sie in ihrem Cousin doch eher den Mann für gewisse Stunden und weniger den Partner fürs Leben. Aber gut! Ausgehend von dem denkwürdigen Zusammentreffen im Theater, wo sich die beiden durchaus gut unterhalten hatten (naja in der Kürze der Zeit), könnte daraus vielleicht mehr erwachsen, wenn nicht … Ja wenn …
"Wenn mein Cousin allerdings jemals seine gute Erziehung gegenüber Nigrina vergessen sollte bin ich die Erste, die ihm dafür gehörig die Leviten liest", fügte Prisca noch immer schmunzelnd eine nicht allzu erstgemeinte Drohung hinzu, mehr der Plauderei wegen und weniger in der Erwartung, dass dieser Umstand jemals eintreffen würde. Schließlich ging es sie ja nichts an und außerdem hielt sie ihren Cousin letztendlich für klug genug es sich nicht vorsätzlich mit den Flaviern zu verscherzen, wie auch immer er seine Frau tatsächlich behandeln würde.
In der Hoffnung mit ihren Worten einen guten Eindruck hinterlassen zu haben, blickte Prisca nun erwartungsvoll auf und in die Runde, als das Stichwort "Sponsalia" fiel. Wenn es nach ihr ginge könnte das Fest am besten gleich morgen stattfinden, genauso wie die Hochzeit, schließlich hatte sie lange genug auf diesen Moment warten müssen. Andererseits bedurfte es sicher einiger Vorbereitungen und außerdem mussten noch viele Fragen geklärt werden. Unter anderem eine für Prisca sehr entscheidende Frage (nämlich die nach ihrer pronuba), welche sie nunmehr nach außen hin abwesend und nachdenklich wirken ließ, denn noch immer wusste die Aurelia nicht wen sie bitten sollte, diese wichtige Aufgabe zu übernehmen.