ZitatOriginal von Iunia Axilla
“Sag, Aurelia, waren deine Vorfahren bis vor zwei Generationen nicht auch noch Plebejer? Ich meine, die Aurelier wurden in den Adel erst erhoben, besitzen aber kein Geblütsrecht darauf.“ Ein unschuldiges Lächeln zierte Axillas Gesicht, das sicher nicht das geringste von ihrer Wut zeigen mochte.
Ein mitfühlendes Lächeln hier, ein unschuldiges Lächeln da … wer wusste schon, welche Gedanken und (Anti-)Sympathien in Wahrheit in diesen hübschen Köpfen vorgehen mochten. Nun konnte Prisca zwar keine Gedanken lesen, aber sie war sich durchaus bewusst, dass die Eine oder Andere ihre - zugegeben - provokant gewählten Worte in den falschen Hals bekommen könnte. Natürlich hätte es eigentlich Pöbel, oder Mob heißen müssen nicht plebs, die Menge, das Volk,… im Grunde genommen also alle Römer! Patrizier inklusive. Mit dem feinen Unterschied, dass sich Patrizier eben gerne für etwas besseres hielten und die Plebejer im Gegenzug dem Adel oft reserviert und abweisend gegenüber standen. Vorurteile eben. Prisca bildete da für ihren Stand keine Ausnahme, schließlich wurde ihr von Kindes Beinen an dieses Denken eingebläut - plebejische Wurzeln hin oder her. Daran musste die Iunia, mit ihrem scheinheiligen Lächeln sie nicht erst erinnern.
Nun war es im Grunde nicht Priscas Absicht gewesen die hier anwesenden Damen in irgend einer Form zu beleidigen, doch konnte sie auf die Worte der Iunia hin nun keine direkte Entschuldigung mehr folgen lassen. Wenn du glaubst mich damit treffen zu können, irrst du dich, fixierte Prisca ihr Gegenüber mit einem kühlen gelangweilten Blick, ehe sie mit ruhiger Stimme und einem leicht belustigtem Schmunzeln auf den Lippen die Antwort gab auf welche die Iunia offensichtlich wartete: "Oh! Du kennst dich mit unserer Familiengeschichte aber sehr gut aus, werte Iunia. " Hoffentlich ist dir die Deinige ebenso geläufig, betonte Prisca den Namen mit besonders süßer Stimme, um ihrer Stichelei ein wenig Nachdruck zu verleihen. Aber wir haben uns diesen Adelstitel eben verdient - ganz im Gegensatz zu euch!!, wollte die Aurelia schon mit stolz geschwellter Brust laut hinzu fügen, beließ es aber bei der stillen Genugtuung, dass ihre Familie zu den wenigen gehörte denen das Adelsprivileg je verliehen worden war.
"Allerdings nützen uns unsere plebejischen Wurzeln heutzutage leider recht wenig, wenn der plebs - und damit meinte ich im übrigen das namenlose Volk, nicht jene gentes die sich verdientermaßen einen Namen im Reich gemacht haben - wenn also dieser plebs, auf der Suche nach einem Sündenbock, die Straßen Roms tagelang unsicher macht!", versuchte Prisca mit einem tiefen Seufzer auf die eigentliche Intention ihrer Aussage hinzuweisen, wobei sie speziell die Iunia eindringlich ansah. Was sich im Anschluss an dem Skandal auf den Straßen abgespielt hatte und wer dabei vornehmlich das Ziel der Übergriffe war musste sie wohl nicht weiter erläutern. Sogar eine ihrer Cousinen war dabei in Bedrängnis geraten (so hatte es Prisca zumindest vom hausinternen Flurfunk gehört) und wenn es um die Sicherheit der Familie ging, lagen bei ihr die Nerven blank. Patrizier hin, Plebejer her.