Eine knappe Woche hatte Seiana sich Zeit genommen. Zeit zu recherchieren, Zeit zu überlegen. Die Vor- und Nachteile abzuwägen. Sie hätte sich gerne mehr Zeit gelassen, aber sie hatte dem Quintilier versprochen, ihm ihre Antwort zu geben, bevor er nach Germanien aufbrach, und das würde bald der Fall sein. Davon abgesehen: außer dass ihre Gedanken bald anfangen würden, sich im Kreis zu drehen – mehr noch, es im Grunde schon getan hatten –, würde ein weiterer Aufschub nichts bringen. Sie würde keine neuen Erkenntnisse erhalten, nichts, was ihre Entscheidung nachhaltig beeinflussen würde. Sie wusste alles, was sie wissen musste. Sie hatte nur noch die Entscheidung treffen müssen, und das hatte sie getan.
Sie hatte am Tag zuvor anfragen lassen, ob es dem Hausherrn genehm sein würde, wenn sie heute vorbei käme, und so war sie nun hier, zu dem Zeitpunkt, der dem Sklaven genannt worden war, und ließ eben jenen Sklaven anklopfen, den sie erneut mitgenommen hatte. „Salve. Meine Herrin, Decima Seiana, wünscht wie vereinbart mit Quintilius Sermo zu sprechen.“