Beiträge von Aurelia Prisca

    Die Reaktion ihrer Sklavin überraschte Prisca ein wenig, da sie den Bezug zu der damaligen vermeintlichen Gefahr im Meer nicht herstellen konnte. Damals (bei ihrem Bad mit Aquilius) war sie zu sehr abgelenkt gewesen, um den potentiellen Gefahren, welche eventuell in den Tiefen des Meeres lauerten, auch nur annähernd Aufmerksamkeit zu schenken. Genauso wie vorhin in ihrem Traum, in dem sie mit Piso eng umschlungen im glasklaren Wasser einer idyllisch gelegenen Lagune dahin trieb. Überall weißer Sand, blauer Himmel und strahlender Sonnenschein und keine Spur von irgendwelchen potentiellen Gefahrenquellen. "Jaaa ich habe mit ihm ge.ba.det! Nichts weiter …", erwiderte Prisca daher etwas gedehnt und verwundert zurück blickend. Also manchmal benahm sich die kleine Sklavin wirklich lustig. Zuerst riss sie schockiert die Augen auf und jetzt machte sie augenzwinkernd Witze über ... Mein Lächeln?!… Hab ich im Schlaf etwa gelächelt??, kam Prisca direkt in Verlegenheit ob der süßen Träume, weshalb sie Tillas Bemerkung - sowie die folgende über Patraios - lediglich mit einem gespielt pikiertem Räuspern "überhörte".


    Sklaven die schliefen, anstatt zu arbeiten duldete Prisca ebenso wenig wie Sklaven, die ihre Herrschaft beim Schlafen beobachteten. Lediglich bei Tilla und Patraios machte die Aurelia da großzügig eine Ausnahme. Beide dienten ihr sehr gut und waren ihr treu ergeben (jeder auf seine Weise), etwas das Prisc durchaus zu schätzen und zu honorieren wusste. Soll er ruhig schlafen und sich erholen. Schließlich hat er in den letzten Tagen und Nächten hart gearbeitet, schenkte Prisca ihrem griechischen Schmuckstück verstohlen einen versonnenen Blick, durch die Türe zu seiner Kammer hindurch, ehe sie sich zu ihrer Sklavin wandte. "Gut Tilla. … Dann lass uns gehen!", bemerkte Prisca schließlich mit einem zustimmen Nicken auf Tillas Drängen hin und folgte ihr weiter ins balneum. ...



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    Beruhigt, dass sie nicht gerade ein allzu intimes Gespräch gestört hatte, trat Prisca zu den beiden Damen und erwiderte den Gruß einem gleichermaßen freundlichen Lächeln an beide gerichtet: "Es ist mir ebenso eine Freude! … Solche Feste wie deines, liebe Vespa, sind stets eine willkommene Abwechslung und die Gelegenheit für ein geselliges Zusammentreffen … ", womit sich Prisca zuerst an die Gastgeberin wandte und anschließend an Seiana, die sie bislang nur vom sehen her kannte: "Endlich ergibt sich einmal die Gelegenheit, werte Decima, uns ein bisschen miteinander zu unterhalten, nachdem wir uns ja schon öfters über den Weg gelaufen sind", bekräftigte Prisca den Wunsch des näher kennenlernens. Zu Lebzeiten ihres Onkels hatte es sich komischerweise nie ergeben, obwohl die Decima als seine Klientin ja des öfteren der villa Aurelia einen Besuch abgestattet hatte. Apropos! Ob Sextus sie schon über die Zuwendung informiert hat die sie erhalten soll?, fiel Prisca spontan in diesem Zusammenhang etwas ein. Dieses Thema wollte sie allerdings hier nicht so offen und direkt ansprechen. Vielleicht ergäbe sich später die Gelegenheit und außerdem gesellte sich just in dem Moment eine weitere Dame zu ihnen.


    Iunia Axilla?! Das Gesicht diese überaus adrette Erscheinung kamen Prisca durchaus sehr bekannt vor, nur der Name sagte ihr nicht direkt etwas. Ob sie mit Serrana näher verwandt war? Ach ja! Ich glaube, ich habe sie zuletzt auf Serranas und Calvenas Hochzeit gesehen, überlegte Prisca, während sie die Iunia ebenfalls freundlich begrüßte. Da die Drei sich untereinander bereits besser zu kennen schienen, hörte Prisca ihnen erst einmal aufmerksam zu. Abgelenkt wurde sie dabei nur kurz von einer Stimme, die sich unvermittelt neben ihr zu Wort meldete. Flüchtig warf sie dem geschniegelten Sklaven einen Blick zu, dem man seine düsteren Gedanken und stummen Verwünschungen natürlich nicht ansehen konnte. Sonst hätte Prisca womöglich gezögert, so aber griff sie ganz sorglos nach einer Weintraube, um diese mit Genuss und ohne jegliche Probleme zu verspeisen (wohl sehr zum Leidwesen jenes Sklaven dem sie somit - unwissentlich - seinen Wunsch 'daran zu ersticken' leider nicht erfüllte).

    Prisca lauschte dem Gespräch der Männer weiterhin stumm, sich brav auf ihre Rolle der umworbenen Braut beschränkend, wenngleich sie - an der ein oder anderen Stelle - nur zu gerne mitgeredet hätte. Die Haltung ihres Cousins konnte die Aurelia durchaus verstehen und insgeheim fand sie es sogar in Ordnung, dass er derlei Argumente vor brachte, von wegen: Ob Piso denn gut genug für sie sei, denn ... Eine Aurelia war nun mal nicht so einfach zu haben - Flavier hin oder her - selbt wenn sich selbige und er ihre Zuneigung und Liebe längst gegenseitig bekundet hatten! Letztendlich mussten Heiratsverhandlungen auf diese Art und Weise geführt werden, wenngleich in ihrem Fall eher rein pro forma. So sah Prisca das zumindest.


    Piso indes schlug sich wacker, fand Prisca, trotz der ganzen Fragen die er, zugegeben, mit ein bisschen Unterstützung seines Verwandten sehr geduldig beantwortete und er dennoch nciht vergaß, dabei stets seine aufrichtigen Gefühle für sie zu beteuern. Prisca legte die Rose beiseite und nahm dafür das Glas mit Wasser auf. Den Blick ließ sie weiter bewundernd auf ihren Liebsten ruhen während sie trank und gleichzeitig die gemeinsame Zukunft vor ihrem geistigen Auge ausmalte. Rosig würde diese sein. Natürlich! Wie sonst? Ihr Privat- und Liebesleben würde geprägt sein von Leidenschaft, Lust, Begierde und gegenseitiger Zuneigung. Aus ihrer Liebe würde Vertrauen erwachsen und darauf wiederum würde sich ihre gemeinsame Zukunft bauen lassen. Mit vielen Nachkommen, die sie ihm schenken wollte, starke Söhne, die das Fundament ihrer Liebe auf ewig erhalten sollten.


    Was gäbe es schöneres als solch ein Leben in völliger Unbeschwertheit zu führen? Schließlich stammten sie beide zudem aus adeligen Familien. Das war das Sahnehäubchen obendrauf sozusagen. Sie waren reich und deshalb unabhängig, Piso noch dazu ein aufstrebender Senator, der somit in der Öffentlichkeit gesellschaftlichen Einfluss und Ansehen haben würde, … Und ich will ihm die Frau an seiner Seite sein, um die ihn alle beneiden sollen, hoffte Prisca darauf, dass sie - mit allen ihr zu Verfügung stehenden Mitteln und Wegen - seiner Karriere würde dienlich sein. Ja! Prisca sah voller Zuversicht und Freude in diese rosige Zukunft, mit all ihren wundervoll erscheinenden Facetten und deren positiven Aussichten, wenn da nicht …


    … ja wenn es dieses unscheinbare Wörtchen 'wenn' nichtg gäbe, bei dem es Prisca urplötzlich und eiskalt über den Rücken lief. Gutmöglich, dass man ihr unmerkliches Zusammenzucken (so als erwache sie eben aus einem Tagtraum) bemerkte, gleichwohl sie es zu vertuschen versuchte indem sie hastig von den vor ihr ausgebreiteten Speisen kostete. Ausgerechnet jetzt musste sie an die Worte ihres "lieben" Cousins Sextus denken. Und was, wenn an den Gerüchten über den flavischen Wahn doch etwas wahres dran ist?, grübele Prisca mit einem nunmehr verstohlen prüfenden Blick hinüber zu Piso und gleich darauf zu Flavius Gracchus. Also wie Wahnsinnige benahmen sich die beiden nun wirklich nicht und schon in der nächsten Sekunde schalt sich Pricsa selbst für ihre Dummheit, eine solche Unterstellung überhaupt in den Betracht des Möglichen zu ziehen. Naja. Und wenn doch etwas an dieser Geschichte dran sein sollte, habe ich zumindest die Genugtuung, dass Lupus ebenfalls in diese Wahnsinns-Familie eingeheiratet hat, versuchte die Aurelia es ganz locker zu sehen. Wobei sie sich spontan fragte, ob ihr Cousin wohl genauso wenig Skrupel hätte eine Flavia, "fallen zu lassen", wie er (s)einen Freund und potenziellen Mörder würde fallen lassen ...

    "Ja genau! Ich habe etwas wunderschönes geträumt", entgegnete Prisca verschmitzt grinsend. Nun da sie wach war, setzte sie sich neben Tilla auf und zwinkerte ihr gut gelaunt zu. "Ich habe geträumt, dass ich mit Aulus zusammen im Meer baden war", erzählte die Aurelia versonnen seufzend. "Und gerade als wir miteinander … du weißt schon … ", stupste sie grinsend ihre Sklavin von der Seite an, um in der nächsten Sekunde gespielt beleidigt eine Schnute zu ziehen"Da musstest du mich ausgerechnet aufwecken. Nun werde ich, deinetwegen, nie erfahren was er alles mit mir angestellt hätte", kicherte sie wieder völlig ausgelassen. Ach, was soll´s. Meine gute Laune verdirbt heute nichts, dachte Prisca, ... schon gar nicht an so einem Tag wie ...


    "Oh! Es … regnet ...", musste die junge Patrizierin - mit einem ernüchternden Blick aus dem Fenster - feststellen, während sie sich vom Bett erhob und sich bereitwillig den wärmenden Mantel umlegen ließ. Herrje, die kalten Monate standen bevor (wieder einmal). Dazu der Hinweis, dass Saba wohl erkältet wäre und Prisca zog sogleich missmutig Nase kraus. "Ja ja, Saba soll helfen wo sie will. Am besten hilft sie in den Ställen mit, oder irgendwo sonst. Hauptsache sie hält sich von uns allen fern! Sag ihr das!", gab die Aurelia - mit einer abwinkenden Handbewegung - die nötigen Anweisungen, um jene Sklavin tunlichst weit ... weit weg von allen Herrschaften zu halten.


    Im nächsten Moment entspannten sich Priscas Gesichtszüge schon wieder zu einem versonnenen Lächeln. Ein Bad!, seufzte sie leise. Ja das wäre genau das Richtige an einem verregneten kalten Tag wie diesem. "Sehr schön! Dann lass uns sofort gehen.", drängte Prisca sogleich zum Aufbruch, zögerte dann aber, da ihr Tillas rollende Augen, zu der Bemerkung über Patraios, auffielen. "Was? Was ist denn mit ihm?", hakte sie direkt und in einem Tonfall nach, der nicht locker lassen würde. Die Frage, sie war natürlich nicht unmittelbar auf den Griechen, sondern eher auf Tillas Verhalten bezogen.

    ... wahrlich, in meinen Träumen ...


    Ein Bad im Meer. ... Das warme Wasser und das Salz auf unserer Haut, welches unsere Körper nun völlig bedeckt, nachdem wir uns wagemutig in die Fluten Poseidons gestürzt haben. Unser gemeinsames Spiel der Liebe - einem Kampf gleich - und ausgetragen in den unendlichen Weiten des Meeres. ... Feurig und leidenschaftlich, so wie immer, wenn wir aufeinander treffen und uns vereinen. ... immer und immer wieder


    "mmmmmmmh", fast unhörbar war das Schnurren, welches Prisca tief und fest schlafend ausstieß. Gerade träumte sie einen Traum, der hoffentlich irgendann wahr werden würde. Bald schon! So hoffte Prisca würde es passieren, wie in ihren Träumen und so schön werden, wie ... mit Piso zusammen ... "mmmh....hmmm?" Oh ja, ihm will mich hingeben mit meiner ganzen Leidenschaft, nur, ...? warum verblasste auf einmal dieses schöne Bild von ihm, so plötzlich, vor ihrem geistigen Auge?


    Leise murrend fuhr Prisca noch im Halbschalf hoch, da irgendwas sie penetrant an der Schulter zupfte. "W.w.was? ... was ist denn?, waren die ersten vernehmlichen Worte, ehe der Kopf der Aurelia ziemlich abrupt aus den weichen Kissen hoch fuhr. Blinzelnd und weiterhin leise murrend realisierte Prisca letztendlich dann doch, dass es anscheinend Tilla war, die sie so (un-)sanft aus ihren Träumen zurück gehholt hatte. ... ausgerechnet jetzt! ...


    "Tilla! ... was ... was ist denn?, sammelte Prisca nur unwillig ihre Gedanken, während sie ich im Bett langsam aufsetzte und verschlafen in die Augen ihrer Leibsklavin blickte. "Ich hoffe du hast einen guten Grund, weshalb du mich ausgerechnet jetzt wecken musst?!", erhob die Aurelia tadelnd die Stimme, um im selben Momen auch schon leise aufzukichern. "Oh, du ahnst ja nicht, von was ich gerade geträumt habe.", folgte sogleich der eher vertraute Tonfall, mit dem Prisca ihre Leibsklavin mittlerweile bedachte. Schließlich war Tilla für Prisca weitaus mehr, wie eine namenlose Dienerin und dementsprechend behandelte Prisca sie auch eher wie eine Freundin. "Also ich höre?", erwartete Prisca nun wieder im strengen Tonfall, aber gleichzeitig verschmitzt grinsend, eine plausible Erklärung für diese unvorbereitete Störung.

    Aufmerksam hörte Prisca ihrem Cousin zu und sie war durchaus überrascht von dem, was sie da alles zu hören bekam. Ein alter Freund von ihm also, ...Duccius Vala? Nie gehört, … ein Germane und Barbar, so so ..., leicht zuckten Priscas Mundwinkel zu einem eher verächtlichen Schmunzeln, da Sextus offensichtlich ihre Einstellung gegenüber diesem Volk genau zu kennen glaubte. Auf die unzivilisierten Germanen, die - ihrer Auffassung nach - in den Wäldern Germaniens, in Höhlen hausten wie die Tiere, mochte das sogar zutreffen. In Bezug auf ihre Haltung gegenüber den römisch kultivierten Germanen irrte er jedoch. Schließlich hatte Prisca durchaus einige sehr gute Freundinnen unter den germanisch abstammenden Gentes, die sie allesamt überaus schätzte. Aber gut, das war hier nicht von belang, weshalb Prisca sich insgeheim und nur zum Spaß die Frage stellte, ob dieser Duccius Vala nun eher ein römischer, oder ein germanischer Barbar wäre. Den Worten ihres Cousins nach zu urteilen war er zumindest …amüsant


    Oh Ja! Ebenso amüsant war es zu hören, wie Sextus offensichtlich über Piso dachte. Natürlich gestehe ich dir dieses Recht zu, antwortete Prisca ihm stumm mit einem Nicken. Mochte Sextus von dem Flavier halten was er wollte, für Prisca war Piso der Traummann. Gut möglich, dass eines Tages sich Ernüchterung einstellen würde, aber wer kannte schon den Lauf des Schicksals? Also was bildete sich Sextus eigentlich ein, so daher zu reden?! Von wegen es gäbe Bessere Verbindungen für die gens, als ihre Wahl?!... Pfff. Und das sagt mir einer, der von Gefühlen und Liebe so viel hält, wie ich von den Barbaren, schnaubte Prisca leise, ohne ihm darauf eine direkte Antwort zu geben. Wahnsinn hin oder her. Wem würde Sextus am Ende wohl mehr Glauben schenken wollen? Einem römisch-germanischem Barbaren, oder einem römisch-flavischen Wahnsinnigen?


    Egal, ob dieser Aelier nun von dem trapaischen Felsen freiwillig, oder mit etwas Nachhilfe gesprungen (worden) war, für Prisca war eines klar: Ihr fehlte in dieser Sache völlig der Durchblick obwohl sie, subjektiv betrachtet, Pisos Anschuldigungen durchaus in den Bereich des Möglichen ansiedeln würde. Völlig aus der Luft gegriffen? Ach, was macht ihn da so sicher? Womöglich wusste Sextus tatsächlich mehr darüber, aber dennoch: "Und was wäre, … nur mal rein hypothetisch betrachtet, wenn Piso doch Recht hätte und du, … verzeih mir bitte diese Unterstellung liebster Cousin, … dich irrst? Korrigiere mich falls ich falsch liege, aber es gibt schließlich viele Mittel und Wege einen Menschen zu töten, oder? Und nicht immer muss man dabei selbst Hand anlegen." Für eine Sekunde funkelten Priscas Augen regelrecht lüstern auf, wobei dies mehr auf die Gänsehaut zurückzuführen war, die ihr bei ihren eigenen Mord-Thesen über den Rücken lief. "Würdest du in so einem Fall lieber einen Mörder deinen Freund nennen oder, einen flavischen Wahnsinnigen deinen Schwager? Wer von den beiden könnte deinem persönlichen guten Ruf wohl mehr schaden, hmm?", brachte Prisca schließlich, mit wohlbedacht ruhigem Tonfall, ihre Ansicht von dem Ganzen auf den Punkt. Sie wollte keinesfalls eine weitere Diskussion darüber, wer nun Recht und Unrecht hatte. Nein, dies würde ohnehin zu nichts führen, da sie die genauen Umstände des Todes des Aeliers einfach nicht kannte.


    Um was es ihr eigentlich ging war diese Überheblichkeit ihres Cousins, die sich ihr trotz seiner zurückhaltenden und diplomatisch vorgebrachten Worte aufdrängte. So als wüsste er besser was gut für sie wäre, Pah! und dann diese fürsorgliche Bitte doch ja Acht zu geben. Ach und worauf soll ich achten? Dass Aulus mich nicht, im Anflug seines flavischen Wahns, irgendwann vom trapaischen Felsen schubst?? Welch absurder Gedanke, dass er mir jemals etwas antun könnte, beließ es Prisca voller Überzeugung ihrer Liebe bei einer stummen Antwort, gepaart mit einem energischen Blick in die Augen ihres Cousins. Die Aurelia spürte, wie sich langsam Zorn in ihr breit zu machen drohte, eben weil Sextus gerade versucht hatte ihre Liebe zu Piso in gewisser Weise madig zu machen. Kurz atmete die Aurelia durch und ihre ernste Miene wandelte sich sogleich in ein versöhnliches Lächeln. Nein, provozieren lassen wollte sie sich nicht und ebenso wenig war sie auf Zwist aus. "Ich danke dir wirklich sehr für deine Sorge um mich Sextus und ich verspreche dir, ich werde vorsichtig sein", beteuerte sie ihm nun mit einem (durchaus überzeugend gespielten) dankbaren Blick, dass sie seinen Rat auch wirklich befolgen würde. Vorsichtig würde sie in jedem Fall sein, die Frage war nur, worauf und auf wen sie künftig zu achten hätte. ...


    Nunmehr, da alles Wichtige soweit besprochen war, lehnte sich Prisca abwartend zurück, wobei ihre Augen durchaus mit Interesse über das Antlitz ihres Cousins wanderten. So ganz schlau wurde sie nicht aus ihm und trotz, oder gerade wegen, ihres undefinierbaren Gefühls für ihn übte Sextus (nach wie vor) einen gewissen Reiz auf sie aus ...

    Den Familienrat in der neuen Villa von Ursus und Septima abzuhalten war eine sehr gute Idee. Zu bedrückend war es in der alten Villa noch immer für Prisca, in der sie so vieles an ihren verstorbenen Onkel erinnerte. Abgesehen davon war die Aurelia natürlich auch sehr gespannt, wie das neue Zuhause ihres Cousins denn aussehen würde. Imposant, geschmack- und prunkvoll wirkte das Anwesen bereits jetzt, von außen wie von innen, obwohl es noch immer einer Baustelle glich. Prisca war durchaus beeindruckt von dem Anblick, der sich ihr bot während sie die vorbereiteten Räumlichkeiten betrat.


    Die meisten Angehörigen hatte die Aurelia bereits auf dem Weg hierher (beziehungsweise in der alten villa Aurelia) angetroffen, weshalb sie sich nach der Waschung der Hände auch direkt an Ursus wandte: Salve Ursus! ... Sehr schön hast du es hier", bemerkte Prisca anerkennend nickend und mit einem herzlichen Lächeln, welches sie stets für ihren Lieblingscousin übrig hatte. Ganz im Gegensatz zu ihrem Bruder Pegasus, der heute ebenfalls anwesend war. Bislang hatte sie es zwar erfolgreich geschafft, ihm nicht über den Weg zu laufen, doch hier und jetzt gab es wohl keine andere Wahl.


    Jedoch mied Prisca auch hier seine Nähe und sobald sich ihre Blicke zufällig trafen, sah die Aurelia schnell wieder in eine andere Richtung weg. Mochte es nach außen hin auch abweisend wirken, so war es im Grunde nur die eigene Unsicherheit die Prisca so handeln ließ. Ja, sie wusste in der Tat nicht wie sie mit ihrem Bruder umgehen sollte, jetzt da er wieder hier war und nachdem er sie damals ganz einfach wortlos und nur mit einem vorwurfsvollen Blick hatte stehen lassen. Schließlich hatte er ja erreicht was er wollte und von daher schien er keine Veranlassung zu sehen, seiner Schwester zu verzeihen. Dabei hatte Prisca schon längst bereut, dass sie den Beweis seiner Existenz so lange zurück gehalten hatte und insgeheim hatte sie sogar darauf gehofft, dass es vielleicht doch einen Weg gäbe sich besser kennen zu lernen. Schließlich war Pegasus der letzte engste Verwandte den sie jetzt noch hatte.


    Aber gut. Nachdem ihr Bruder sang und klanglos verschwunden war, hatte auch sie das Ganze irgendwie wieder verdrängt. Und nun? … Nun war ihr Bruder - wie aus heiterem Himmel - zurück nachdem Marcus tot war und Prisca fragte sich schon die ganze Zeit, ob das etwas zu bedeuten hatte? Ob er mir noch immer böse ist wegen dem Brief? War es die Trauer um den gemeinsamen Onkel? War es wegen ihr, … oder erhoffte er sich gar etwas bestimmtes von diesem Familientreffen? Mutmaßte die Aurelia für sich, während sie ganz im Gedanken auf die bereit stehenden Korbsesseln zu schritt und in einem davon Platz nahm.

    Hinsichtlich der Erbschaft gab es nichts weiter zu bereden, worüber Prisca ganz froh war, da sie nicht länger als unbedingt nötig über dieses traurige Thema reden wollte. Das andere Thema wiederum, welches Sextus gerade angeschnitten hatte, bereitete ihr nun durchaus etwas Kopfzerbrechen. "hmm", Wieso sollte er sich absichtlich so zum Narren machen wollen? machte Prisca mit einem in die Ferne schweifenden Blick und nachdenklicher Miene. Das beschriebene Auftreten ihres Liebsten stimmte sie in der Tat etwas nachdenklich, schließlich war die offizielle Trauerzeit längst vorüber. Und selbst wenn Piso noch immer tief um die eine Schwester trauern sollte (was Prisca nur zu gut verstehen könnte) hätte es der Respekt, vor seiner Schwester Nigrina dennoch von ihm verlangt, dass er sich auf ihrer Sponsalia zumindest nicht in aller Öffentlichkeit im Trauerflor zeigte. Ja das war wirklich beschämend und … Nein dafür hätte ich ebenfalls absolut kein Verständnis, wenn so etwas auf meiner Verlobungsfeier passieren würde, musste Prisca ihrem Cousin in diesem Punkt durchaus zustimmen, denn gerade als angehender Senator hätte Piso darauf achten müssen wie er sich nach außen hin gab. Im übrigen war die Tatsache, dass Prisca auf der Sponsalia ihres Cousins nicht persönlich zugegegen war, auf eine nachweisliche Erkältung* zurück zu führen, wegen der sie an jenem Tag leider das Bett hüten musste. Sonst hätte sie sich die Gelegenheit allein schon aus dem Grund nicht entgehen lassen, um Piso wieder zu sehen, naja, wenn sie das jetzt aber so hörte - wie er sich aufgeführt haben muss - war es vielleicht ganz gut so. ...


    Das sollte allerdings kein allzu großer Vorwurf an ihren Liebsten werden, da Prisca sich selbst ja nun auch nicht gerade damit rühmen konnte jedes Fettnäpfchen gekonnt zu umkreisen, welches sich ihr zur rechten Zeit in Weg stellte. Aber zumindest achtete sie doch sehr darauf, es zumindest dezent und nach Möglichkeit ohne großes Aufsehen zu vertuschen (wenn möglich). Vielleicht wäre es also erforderlich ihren Künftigen in dieser Hinsicht ein wenig zu "erziehen" und ihn für derlei Feinheiten zu sensibilisieren.


    Prisca hatte einige Sekunden lang geschwiegen, was ihr Cousin durchaus als ihre indirekte Zustimmung deuten mochte. Zumindest was den Aufzug ihres Liebsten mit dem Trauergewand betraf. Bei der Entweihung des Gastrechts sah Prisca das aber doch ein wenig diffiziler. Natürlich war das Gastrecht heilig und gerade deshalb drängte sich der Aurelia hier die Vermutung auf, dass Piso wirklich einen triftigen Grund gehabt haben musste. "Nun ja, … und was hatte es denn mit diesem Gast auf sich, um den es da ging?", Oder waren es mehrere Gäste? Wie auch immer, hakte Prisca schließlich unmittelbar bei dieser "Geschichte" ein, um ein paar Informationen mehr zu bekommen. Dabei sah sie abwartend und mit ausdrucksloser Miene ihren Cousin an und tat bewusst so, als nähme sie diese Sache zwar sehr ernst, aber ohne sie über Gebühr weiter auszubreiten zu wollen - sofern es dafür einen plausiblen Grund gegeben hatte. Dass ihr Liebster sich auf dieser Feier tatsächlich aufgeführt hatte wie ein, … ein vollkommener… Nein! In der Hoffnung zu seinen Gunsten, wollte Prisca dies (noch) nicht näher in Betracht ziehen.



    *) SimOff: Sorry, eigentlich hatte ich fest vor gehabt mich bei eurer Sponsalia dazu zu schreiben, habe es zeitlich aber leider nicht mehr geschafft. Deshalb hier die "offizielle-SimOn-Begründung" für Priscas Abwesenheit.

    Nachdem der Ianitor die Aurelia einglassen hatte, wurde sie sogleich von einem der zahllosen Haussklaven weiter geleitet. Prisca folgte also dem namenlosen Diener durch das Anwesen und ließ dabei den Blick über die farbenforhe und geschmackvoll abgestimmte Dekoration schweifen. Viele Blumengestecke in orange und rot, mehr die herbstlichen Farben aber durchaus passend, besonders da sie zufälligerweise die gleichen Farbtöne wie das schlichte elegante Kleid und dem Schal aufwiesen, welche die Aurelia zu diesem Anlass angezogen hatte.


    Wirklich sehr schön gemacht, lobte die Aurelia stumm das umfangende Ambiente, bis sie schließlich den oecus erreichte und sie ihre Aufmerksamkeit nunmehr auf den bereits anwesenden Personen richtete. Mittlerweile kannte Prisca in Rom ziemlich viele Gesichter. Manche nur vom sehen und manche, so wie Vespa, eben schon ein bisschen länger. Man kannte sich eben und dementsprechend bestand eine gewisse Vertrautheit im gegenseitigen Umgang.


    Ah da ist sie ja!, entdeckte Prisca die Gastgeberin schließlich unter den anwesenden und auch das Gesicht neben der Aelia kam ihr durchaus bekannt vor, auch wenn sie sich bis dato noch nicht persönlich vorgestellt hatten. Stimmt. Das ist Decima Seiana. Die Leiterin der Acta und ehemalige Klientin meines Onkels, erinnerte sich die Aurelia daran wie Marcus ihr dereinst, auf irgendeiner Fesivität, mal beiläufig mit einem Fingerzig, den Namen zu jenem Gesicht verraten hatte.


    "Salve Vespa! ... Ich hoffe ich störe nicht gerade? Ich wollte mich eigentlich nur eben für deine Einladung bedanken. Wirklich ein sehr schönes Fest!", gesellte sich Prisca, mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen, spontan zu den beiden Damen und dankte zuerst der Gastgeberin für die Einladung. Sie wollte natürlich deren Gespräch nicht über Gebühr unterbrechen, aber vielleicht ergäbe sich ja mehr daraus. "Salve! ... Ehm, du musst Decima Seiana sein, wenn ich mich recht entsinne?", grüßte Prisca deshalb auch die Decima gleichermaßen höflich und von sich aus, was vielleicht ein wenig überraschte, dass sie deren Namen bereits kannte.

    In der Tat hatte sich Prisca zu einer sehr vertrauten Begrüßung hinreißen lassen, in dem sie Aulus mit Aulus angeredet hatte. Kein Wunder, nachdem sie beide sich nun schon seit längerer Zeit kannten und von Anfang an eine gewisse Vertrautheit zwischen ihnen geherrscht hatte. Es fiel der Aurelia allerdings erst auf, als sie zufällig dem fragenden und leicht überrascht wirkenden Blick ihres Cousins begegnete. Normalerweise hätte sie es bei einem rückfragenden Blick a là Was? Was ist denn? … belassen, doch angesichts des kleinen Geheimnisses zwischen ihnen, kam Prisca nicht umhin darüber zu mutmaßen, an was Ursus wohl gerade denken mochte. Schließlich wusste er als Einziger von ihren Eskapaden (zumindest von einer ganz bestimmten) und genau deshalb konnte Prisca ihrem Lieblings-Cousin nicht einmal verübeln, dass er seitdem ein ganz besonderes Auge auf sie hatte. Nicht nur damit 'seine Cousine' auch ja gut verheiratet würde, nein, sicher mit auch, damit 'seine Cousine' nicht wieder irgendeine Dummheit begehen würde.


    Da ist nichts zwischen uns. Noch nicht! Ich bin ganz brav, ich schwöre!, signalisierte Prisca ihrem Cousin stumm, mit leicht schockiert aufgerissenen Augen, auf das er diesen Blick hoffentlich in entsprechenden Worten zu deuten wüsste. Zumindest auf Piso bezogen und was ihre Jungfräulichkeit betraf stimmte das ja auch. Just in dem Moment erschien Flavius Gracchus und Priscas Gesichtszüge entspannten sich augenblicklich wieder, um ihre Sympathie für ihn zum Ausdruck zu bringen: "Salve Flavius", grüßte sie ebenso knapp wie er, aber mit einem herzlichen Lächeln, zurück. Prisca empfand sein flüchtiges und dennoch feines Lächeln durchaus angenehm und vertraut, obwohl sie den Bezug zu der Geschichte mit Caius (über die sie schon längst hinweg war) natürlich nicht herstellen konnte. Aber in den wenigen Malen, in denen sie sich begegnet waren, hatte der Flavier sie mit seiner Art doch zu beeindrucken gewusst.


    Mindestes genauso beeindruckt war Prisca allerdings auch von Pisos Worten. Ach was beeindruckt. Prisca war völlig hin und weg von dem wundervollen Beweis seiner Liebe, mit dem er ihren Cousin zu beeindrucken versuchte! Er liebt mich und er schwört sogar auf Iuppiters Stein, dass er mir treu sein wird Und das vor Zeugen! Die Aurelia kannte so gut wie keinen Mann (eigentlich gar keinen) den sie jemals so etwas schönes hatte sagen hören. Während Andere an seiner Stelle wohl eher auf die politischen Vorteile einer solchen Verbindung eingegangen wären, sprach Piso ganz offen seine Gefühle für sie an. Spätestens jetzt war Piso ihr 'Held' und 'Traummann' schlechthin. Oh ja, das war er in der Tat und gleichsam erfüllte sich für die junge Aurelia gerade der Traum ihres Lebens. Aus Liebe heiraten zu dürfen und nicht aus rein politischen Zwecken. Was gäbe es schöneres?


    Ganz in ihre Gedanken versunken griff Prisca nach einer Rose, welche aus einem kunstvoll angerichteten Blumengesteck neben ihrer Kline ragte. Sie drehte verspielt den Stengel zwischen ihren Fingern und hob die Blüte ab und an unter die Nase, um den lieblichen Duft der Blume einzuatmen. Gleichzeitig sah sie über den Rand der Blütenblätter hinweg zu Piso und sandte ihm stumm einen verheißungsvollen Blick, nach dem anderen und ihr schönstes Lächeln dazu, mit dem sie ihm zeigen wollte wie sehr.... Ich dich liebe Oh ja das tat sie von ganzem Herzen, mochte es auch nur ein Strohfeu … er.. bitte was???...


    Prisca schreckte regelrecht aus ihren Träumen auf als sie Ursus so daher reden hörte wie ihren Onkel. Naja etwas gemässigter wie Marcus vielleicht, aber warum muss Liebe eigentlich immer vergänglich sein und warum muss sie erst wachsen. Warum darf es sie nicht einfach geben? Prisca verstand diese Einstellung, aus ihrer perönlichen Wahrnehmung heraus, selbstverständlich nicht und entsprechend entrüstet blickte sie zu ihrem Cousin hinüber. Letztendlich besann sie sich aber auf ihre Rolle und da sie demzufolge eh nichts zu sagen hätte, beließ sie es die Aurelia bei einem leisen Schnauben. Gleichzeitig richtete sie die Augen willkürlich auf irgendeine Büste eines flavischen Ahnens, die rein zufällig an der Wand zu hängen schien, während sie in ihren Gedanken, fast wie zum Trotz, ihrem Liebsten die ewige Treue schwor. Oh ja!Ich werde für dich die beste Ehefrau sein, die du dir nur vorstellen kannst: Die repräsentative Frau an seiner Seite, mit der er sich in der Gesellschaft Rom zeigen und rühmen könnte, - die heißblütige Geliebte im Bett, die ihm jeden Wunsch (egal welcher Art) von den Augen ablesen würde und, - nicht zuletzt die treue und fürsorgende Mutter seiner Kinder, vieler gesunder und starker Söhne, die sie ihm schenken wollte, damit jeder Mann in Rom nicht umhin käme, neidvoll auf die Nachkommen des Aulus Flavius Piso zu blicken … Nur um es allen Zweiflern und Skeptikern endlich ein für allemal zu beweisen, dass die Liebe am Ende doch zu siegen vermag …

    Ein Kollege sollte den Vorgang also 'offiziell' bearbeiten. Gut! Das wäre ganz in meinem Sinne. Ja es würde mich beruhigen, liebster Cousin, … sehr sogar, wenn du das so veranlassen könntest", entgegnete Prisca leicht schnippisch auf seinen dezenten Hinweis hin, dass diese Gefälligkeit wohl etwas kosten würde. Das war ja klar, dass in so einem Fall nichts umsonst sein würde und dennoch hielt es Prisca für notwendig diese "Vorsichtsmaßnahme" zu treffen. Nicht, dass es am Ende nach "Vetternwirtschaft" aussähe, egal um wie viele Ecken und x-ten Grades sie auch miteinander verwandt sein mochten. Einen Augenblick versank Prisca in ihre Gedanken, darüber grübelnd wie viele wohl noch kommen und die Hand aufhalten würden, für eine Gefälligkeit oder ähnliches. Angesichts der Größe der Erbschaft wäre dies sicher nicht verwunderlich und dabei wusste Prisca nicht einmal von wie viel hier eigentlich die Rede war. Aber gut, die Aurelia war bereit den Preis zu zahlen, wenn sie dadurch den letzten Willen ihres geliebten Onkels endlich erfüllen konnte, so wie er es sich gewünscht hatte.


    Und so viel konnte die Unterschrift eines kleinen Beamten schließlich auch nicht kosten. "Ja ja nun gut, so sei es.", winkte die Aurelia deshalb leicht entnervt ab. "Dann soll dein Kollege eben einen angemessenen Obolus für die Kostbarkeit seiner Unterschrift erhalten, wenn du das für richtig hältst. Allerdings gehe ich davon aus, dass du ihm und anderen damit nicht ihren Lebensabend finanzieren wirst", implizierte sie ihrem Cousin jedoch mit einem eindringlichen Blick die "Bitte", weitere Kosten dergestalt doch bitteschön so gering wie möglich zu halten, auch wenn es dieses Hinweises im grunde wohl nicht bedurfte. Prisca schätzte ihren Cousin nicht so ein, dass er sich leicht von anderen über den Tisch ziehen lassen würde. Aber sicher war sicher.


    An dem Vorschlag mit den Klienten hatte Prisca nichts weiter auszusetzen, denn auf diese Weise würde die Angelegenheit sicher zügig und ohne unnötige Nachfragerei erledigt werden können. "Gut. Hätten wir damit soweit alles geklärt, oder gäbe es noch etwas zu beachten?", richtete die Prisca abschließend die Frage an ihren Cousin und betrachtete ihn dabei abwartend und mit einer Portion Neugier, ehe sie leicht verwundert eine Augenbraue hob. Was hatte das die Andeutung über Piso denn zu bedeuten? Wovor will Sextus ihn denn schützen?. "Ich werde es Aulus gerne persönlich sagen wenn du das für besser hältst, Sextus, doch aus welchem Grund sollte er dir misstrauen? Gab es da etwas zwischen euch?", fragte die Aurelia absichtlich nichtsahnend nach und zur Sicherheit hakte sie noch einmal nach:"Wenn dem so ist, so sage es mir bitte! Bis auf die "Szene im Theater" hatte sie tatsächlich keinen Anhaltspunkt, weshalb die beiden Streit miteinander haben könnten. Wenn Sextus aber schon so damit anfing, kannte er sicher den (oder einen) möglichen Grund und den hätte auch sie gerne gewusst.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus et Flavius Piso


    Zum ersten Mal seit vielen Tagen verspürte Prisca wieder ein anderes Gefühl als nur die Trauer. Ein Gefühl der Wärme, der Hoffnung und der Liebe, … zu Piso, an dessen Seite sie hier inmitten der trauernden Gäste stand. Einerseits schämte sich Prisca deswegen, denn hier und jetzt war sicher nicht der richtige Ort und Zeitpunkt um an etwas anderes, als der Toten zu gedenken. Prisca blickte hinüber zu den beiden Leichnamen und das schlechte Gewissen plagte sie durchaus. Andererseits hatte ihr Onkel ihr mit seinem Abschiedsbrief so viel Hoffnung für die Zukunft gegeben, dass sie ihm zeigen wollte wie glücklich sie war. An Pisos Seite schritt die Aurelia also hinüber zu ihrem Cousin, doch ehe sie ihn und Flavius Gracchus gebührend begrüßen und dem Flavier ihr Beileid über den Tod seiner Verwandten bekunden konnte, übernahm Piso bereits das Reden. Warum auch immer, aber seine Beileidsbekundung eschien Prisca durchaus etwas seltsam, wenngleich sie sich nichts weiter dabei dachte. Als er aber direkt auf dem Abschiedsbrief und die Einwilligung zur Ehe ansprach, sah Prisca für einen Moment verwundert zu Piso. Sie folgte seinen Blick und bemerkte sogleich die Überraschung in den Augen ihres Cousins, der ja von den ganzen Gegebenheiten (so kurz nach seiner Ankunft) noch gar nichts wissen konnte. Das war Prisca wirklich peinlich, sodass es nun galt die ganze Schuld auf ihre Schultern zu nehmen, damit Ursus sein Gesicht vor den Anderen wahren konnte.


    "Salve Ursus! Du hast meine Nachricht also nicht erhalten? Dann scheint der Bote dich verpasst zu haben, den ich dir gestern noch auf den Weg hierher entgegen senden ließ. Bitte verzeih mir meine Nachlässigkeit, dich nicht schon viel früher darüber zu informieren.", begrüßte Prisca deshalb zuerst ihren Cousin mit demütiger Stimme, ohne auf das Gesagte ihres Liebsten weiter einzugehen. Das mit dem Boten war zwar gelogen, denn in ihrer Trauer war Prisca in den vergangenen Tagen schlicht und ergreifend unfähig gewesen, irgend einen klaren Gedanken zu fassen. Diese "kleine Notlüge" erschien ihr allerdings in dieser Situation durchaus gerechtfertigt. "Selbstverständlich lasse ich dir sofort alles Nötige übermitteln, damit du dir zuerst einen Überblick verschaffen und dir deine Meinung dazu bilden kannst, bevor wir weiter darüber reden." Damit wollte Prisca dieses Thema auch so schnell wie möglich beenden, weshalb sie Piso einen kurzen bittenden Blick zu warf ehe sie (zu Flavius Gracchus gewandt) die Begrüßung direkt fort setzte: "Salve werter Flavius, es ist mir eine Ehre! Fühle dich allzeit willkommen in unserem Haus, wenngleich es heute ein sehr trauriger Anlass ist, der uns zu tiefster Trauer ruft. Der Tod deiner Verwandten hat mich sehr getroffen und ich weine um sie, wie um meinen eigenen Onkel",sprach Prisca mit schwermütiger Stimme und kam nicht umhin, darüber erneut ein paar ehrliche Tränen zu vergießen. Schließlich waren diese Worte wiederum keine Lüge, denn auch Celerina hatte der Aurelia sehr viel bedeutet.


    Im Anschluss an die Begrüßung und nachdem Prisca ihre Tränen wieder getrocknet hatte, galt es nun endlich den beiden Toten die letzte Ehre zu erweisen und deshalb meinte die Aurelia, mit einer auffordernden Geste hin zur Pforte: "Wollen wir uns nun gemeinsam dem Trauerzug anschließen?! ..." Ein schwerer Gang stand ihnen allen nun bevor, denn nun würde sich der Trauerzug seinen Weg nach draußen, durch die öffentlichen Straßen Roms bahnen müssen, hin zu der Gräberstraße wo das imposante Grabmal der Aurelier stand. Prunkvoll und dem Stande der Patrizier entsprechend war das Begräbnis und doch würdevoll und still zugliech, im Gedenken an die Verstorbenen und in tiefer Trauer um zwei Menschen ….

    Ja ja es macht durchaus Sinn. Aus Sicht des Staates vielleicht. Aber nicht nach der Vorstellung der Aurelia, wie man am besten dem letzten Willen ihres Onkels entsprechen könnte. "Ich glaube kaum, dass es sich lohnt über den tieferen Sinn von Bürokratismus zu philosophieren", schnaubte Pisca schließlich uneinsichtig, ob der Notwendigkeit solcher Gesetze, und wischte damit das Thema mit einer resignierenden Handbewegung beiseite. Wozu über derlei Unabänderlichkeiten weiter philosophieren, über die sich andere und viel bedeutendere Personen bereits den Kopf zerbrochen hatten. Außerdem gab es ja eine zufriedenstellende Lösung des Problems, wie Sextus es gesagt hatte und an der Prisca auch nichts weiter auszusetzen hatte.


    Sogar ihre Bedenken vermochte ihr Cousin weitgehend zu zerstreuen, klang er doch sehr überzeugend und dennoch war Prisca eben vorsichtig und etwas anderer Meinung, was die Familienbande betraf. "Mag sein, dass wir faktisch nicht miteinander verwandt sind, lieber Sextus", widersprach Prisca ihrem Cousin daher mit einem lieblichen Lächeln auf den Lippen: " und doch haben wir die selben Wurzeln, welche wir mit unseren gemeinsamen Namen nach außen hin tragen", versuchte Prisca ihre Ansicht mit einem, um Zustimmung heischenden Blick zu rechtfertigen. Ob es nun Sinn machte, ihren Cousn überzeugen zu wollen oder weiter von Bedeutung wäre, sei dahin gestellt. "Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir nach all den Geschehnissen der vergangenen Tage und Wochen vorsichtig sein sollten, damit unser gemeinsamer Name nicht unnötig ins Gerede kommt, oder gar Anlass für weitere Gerüchte bietet." Die gab es spätestens seit den Nemoralia zur Genüge und unabhängig davon ging es hier um ein nicht unerhebliches Erbe, von dem zudem sehr viele Personen profitieren sollten (wenn auch nicht er selbst) - seinen eigenen Worten nach.


    Unter anderem würden eben auch viele Klienten bedacht werden, von denen sicher auch viele die Gesetze kannten und die (mochte sich Prisca in diesem Punkt auch irren), streng genommen ebenfalls das Erbe zuerst ausschlagen müssten, um es auf anderem Wege dann wiederum zu erhalten! Oder nicht?!"Tatsache für mich ist und bleibt, dass du - ein Aurelier - das Testament eines anderen Aureliers bearbeitest, auch wenn du selbst keinen Vorteil daraus ziehen magst … ", Zumindest keinen direkten, fügte Prisca im Gedanken hinzu während sie ihm unverwandt in die Augen blickte. "Am Ende profitieren sehr Viele davon, wenn ich das Erbe meines Onkels auf diese Weise vollstrecke und ich möchte auf keinen Fall riskieren, dass es darüber Gerede geben wird", brachte die Aurelia schließlich ihr persönliches Anliegen nochmals mit eindringlicher Stimme vor.


    Ein paar Sekunden lang schwieg Prisca, während sie ihr Gegenüber genau studierte. Ohne sonderlichem Erfolg. Sie wurde aus ihrem Cousin nicht so recht schlau, so sehr sie sich auch anstrengte seine Gedanken zu erraten. Dass er sich so für die Blümchen einsetzte war sehr rühmlich und voll und ganz in ihrem Sinne und doch profitierte auch er letztendlich davon, wenn sie genau das täte was er von ihr verlangte. Und wenn nicht? Nun diese Option ließ Prisca einfach (wider besseren Wissens) achtlos beiseite, indem sie ihrem Cousin mit folgenden Worten nun ihre volle Zusage erteilte: "Nun gut, ich glaube und ich vertraue dir, Sextus, dass du alles Nötige in die Wege leiten wirst" Ein durchaus ernstgemeinter Vertrauensbeweis ihrerseits, den sie hoffentlich niemals bereuen würde. "Was die die Klienten betrifft, so denke ich, wäre es am besten sie allesamt zu einer außerordentlichen Salutatio einzuladen, was meinst du? … Ach ja und im übrigen wäre ich dir sehr dankbar, wenn du die Angelegenheit möglichst zügig zum Abschluss bringen könntest. Wie du sicher weißt, wollte mein Onkel mit seiner Frau zusammen in einem eigenen Mausoleum seine letzte Ruhe finden und ich möchte den Bau so schnell wie möglich in Auftrag geben!" Womit klar war, dass Prisca viel daran gelegen war das Erbe möglichst schnell zu erhalten, um es im Sinne ihres Onkels verteilen zu können.


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    HEIRATSVERHANDLUNGEN! … Ja, genau deswegen waren sie heute hier. Prisca konnte es kaum glauben. Nach all der Zeit des Bangens und Hoffens sollte es endlich soweit sein! Kaum hatten sie das imposante triclinium - der in allen Maßen beeindruckenden villa Flavia - betreten, kam auch schon Falvius Piso auf sie zu und … gut sieht er aus, so gepflegt und angenehm duftend. Dazu dieser deutungsvolle verliebt-feurige Blick, bei dem die Schmetterlinge in Priscas Bauch umher zu schwirren begannen. Die Aurelia bemerkte dies zwar und konnte dennoch nichts gegen die hochroten Wangen tun, mit denen sie ihrem Liebsten nun augenblicklich gegenüber trat und dabei fast vergaß, dass ja ihr Cousin auch noch da war. Unsicher schweifte ihr Blick umher, bis sie schließlich verlegen lächelnd zu Piso auf sah. Ich gefalle ihm! … wirklich? … Das hoffte die Aurelia natürlich, denn nicht umsonst hatte sie den halben Tag lang mit den Vorbereitungen zugebracht. Sie trug ein langes Kleid aus weißer Seide, mit filigranen Goldstickereien nach ägyptischer Art, das sie extra hatte anfertigen lassen und welches mit einem tiefen Ausschnitt und zwei seitlich bis zu den Oberschenkel führenden Schlitzen glänzte. Die Haare zu einem einfachen Knoten geflochten, nur dezent geschminkt, dazu ein betörender Duft von Rosen und einfacher Gold- und Perlenschmuck. Insgesamt betrachtet wohl eher schlicht, auf den ersten Blick, aber dem Anlass entsprechend aufreizend. Schließlich war das hier kein Festbankett sondern die Verhandlung ihrer Ehe. Und dazu gehörte es nach Priscas Auffassung, dass ihr Zukünftiger einen guten Einblick ersten Eindruck von dem bekam, was einmal "ihm gehören" würde, ohne ihm aber zu viel davon zu zeigen. …


    "Salve Aulus! Danke, ich … ich freu mich, … sehr ...", mehr brachte sie (zu ihrer eigenen Überraschung) nicht hervor, außer einem verliebten Lächeln, als sie einen Namen ausrief. Vorerst sagte die Aurelia lieber nichts weiter um nicht zu allem Überfluss ins stottern zu geraten. Ich überlasse besser den Männern das Reden, beschloss die Aurelia deshalb, da diese die Verhandlungen ohnehin führen würden. Immer noch leicht verlegen lächelnd ließ sie sich von Ursus weiter zu dem ihr zugedachten Platz, an seiner Seite geleiten, wo sie sich mit einer eleganten Drehung auf einer bereit stehenden Kline nieder ließ. Mit zitternden Fingern zupfte sie schnell den Stoff züchtig zurecht ehe sie nach einem Glass Wasser griff, um damit ihre trockene Kehle zu befeuchten. Du meine Güte, warum bin ich denn eigentlich so aufgeregt?, fragte sie sich selbst, jetzt, da doch alles bereits so gut wie besiegelt war. Womöglich lag es einfach an dern Aufregung darüber wie es nun weiter gehen würde und an der Vorfreude auf den einenTag in ihrem Leben, auf den sie schon so lange und sehnsüchtig wartete ...

    Während Bernulf (mehr schlecht als recht) die aurelischen Besucher an der porta anmeldete, ließ sich Prisca derweil von ihrem Lieblings-Cousin Ursus gerne aus der Sänfte helfen. Ob ich aufgeregt bin? "Ja schon, ... ein bisschen, hmm, ... sehr", erwiderte sie ihm mit glühenden Wangen und leicht derangiert lächelnd auf die Frage, ob sie denn aufgeregt sei. Aufgeregt, ich? Nein! Das war schlicht noch untertrieben. Priscas Herz klopfte wie wild, angesichts des Anlasses ihres Besuchs und deshalb war die Aurelia auch viel zu aufgeregt um zu bemerken, wie blamierend sich dieser germanische Wilde da gerade benahm. Nach Priscas Auffassung waren alle Germanen ohnehin wilde Tiere, die eigentlich in Käfige gesperrt gehörten. Andererseits war ihre animalische Beschaffenheit wiederum gut zur Abschreckung und zum Schutz. Sei´s drum. Ungeachtet der Worte des Germanen folgte die Aurelia wortlos und zusammen mit ihrem Cousin dem Sklavenjungen, der sie prompt ins Innere des flavischen Anwesens führte.


    Bernulf begegnete indess dem verächtlichen Blick des Ianitors und dessen herablassendem "zsss" zum Abschluss seiner notgedrungenen "Ansprache" mit einem Fletschen der Zähne und einem angriffslustigem: "grrrrrrr ... ", gefolgt von einer fast unhörbaren und durch die Zähne gepressten Drohung: [SIZE=7]"Was guckst du so blöd,häh? Pass bloß du ... du, ... ich stopf dir deinen Schädel gleich sonst wo hin"[/SIZE], ehe er sich dann doch artig trollte und sich zu Einar gesellte, um vor der villa geduldig zu warten. Für die beiden Germanen hieß es schließlich (so wie immer): 'Wir müssen draußen bleiben!' ...

    Ein Schmunzeln huschte über Priscas Lippen als sie hörte, dass Nigrina bei der Organisation ihrer Hochzeit nichts dem Zufall überlassen wolle. Das konnte sie gut versehen und nichts anderes hatte sie eigentlich erwartet. Sonderlich traurig war sie im übrigen nicht, dass ihr Cousin ihr Angebot dankend ablehnte, denn sie hätte sicher genug mit den Vorbereitungen ihrer eigenen Feier zu tun. So blieb es eben bei der ehrlich und nett gemeinten Geste zum Zeichen des familiären Zusammenhalts und dementsprechend beließ es Prisca dabei.


    Viel wichtiger war im Moment die Klärung des "Problems" mit dem Erbe ihres Onkels , welches Sextus ihr nun anschaulich dar legte. Ursus musste zurück nach Manuta. Das war richtig. Und was ist mit Avianus? Prisca verkniff sich die Frage, warum nicht er die Angelegenheit übernähme. Die Männer hatten anscheinend bereits darüber gesprochen und unlogisch erschien es ja nicht wenn ihr Cousin Sextus sich darum kümmert, da er ohnehin mit derlei Aufgaben in nächster Zeit zu tun hatte. Lex Iulia et Papia … 100 Tage … heiraten und Kinder kriegen … Unverheiratete gehen leer aus …Puh Was es nicht alles zu beachten gab ...


    "Du meine Güte. Warum muss denn durch solche Gesetze immer alles sinnlos verkompliziert werden?!", kommentierte Prisca zusammenfassend die Ausführung ihres Cousins. Sie seufzte und ließ einen Moment verstreichen in dem sie das Gesagte nochmal Revue passieren ließ. Soweit hatte sie die Worte und den Vorschlag ihres Cousins schon verstanden, nur, … konnte und wollte Prisca die Sinnhaftigkeit so mancher Gesetze und Vorschriften einfach nicht verstehen. Insbesondere wenn es um derartige Angelegenheiten ging. Warum kann ich nicht einfach jemandem etwas vererben oder ihm schenken, so wie ICH es möchte und ICH für richtig halte? … Nun wie auch immer, sie würde die Gesetzte nicht ändern können, also verschwendete die Aurelia keinen weiteren Gedanken daran.


    "Nun Sextus, das klingt soweit alles vernünftig was du sagst, ...", eröffnete Prisca ihrem Cousin schließlich, beifällig nickend, ihre grundsätzliche Zustimmung. So weit so gut. Wenn da nicht ein "Aber ..., fuhr sie nun mit nachdenklicher Miene und Stimme fort, da gab es noch ein großes Fragezeichen, wegen dem der Aurelia so einige Bedenken kamen und die es im Vorfeld zu zerstreuen galt. Schließlich war es Prisca ein großes Anliegen dem Willen ihres Onkels vollumfänglich zu entsprechen und selbstverständlich würde sie auf diese Weise all diejenigen "beschenken", die sonst leer ausgehen würden. Inklusive Sextus und genau bei ihm sah Prisca momentan ein "kleines Problem", welches aber nicht unbedingt eines sein musste . Vielleicht irre ich mich ja und gerade deshalb wollte Prisca Gewissheit: "Bist du dir sicher, dass gerade du, in deinem Amt als neuer decimvir sich offiziell mit dieser Angelegenheit beschäftigen darf? Schließlich geht es hier um die eigene Familie und letzendlich auch mit um deinen Erbanteil.", fügte Prisca mit sehr bedächtiger Stimme und einem fragenden Blick in seine Augen hinzu. Worauf sie damit hinaus wollte wäre ihm sicher bewusst, sofern er (wie sie) ein regelmäßiger Acta-Leser wäre.


    Erst kürzlich hatte die Aurelia von einem Gerichtsurteil gelesen (es ging um irgendeine Adoption), bei dem ein Prätor verurteilt wurde, weil er im Amt in eigener Sache entschieden hatte. Ob dieser Fall nun mit dem hier vergleichbar wäre, oder ob sie sich diesbezüglich umsonst Sorgen machte, konnte Prisca - wie gesagt - nicht beurteilen und deshalb hoffte sie, dass ihr Cousin sich diesbezüglich bereits im Vorfeld genau erkundigt hatte. Sonst wäre am Ende niemandem geholfen und das wollte Sexuts sicher genauso wenig wie sie.

    Die Einladung zu jener cena lag zwar nun schon einige Zeit zurück und seitdem hatte das Schicksal so einige unerwartete Schläge ausgeteilt. Nichtsdestotrotz war der Anlass noch immer derselbe, weswegen Prisca nun, an diesem heutigen Tag, hierher gekommen war. Nicht allein wohlgemerkt und das hatte einen guten Grund!


    ... Egal was war, was ist und sein wird ...


    Nunmher galt es jenes Bündnis zu besiegeln, um welches es in der Vergangenheit so viel Aufregung gegeben hatte. Ob nun zu recht oder unrecht, ... das spielte für Bernuf (einem der Leibwächter der Aurelia) ohnehin keine Rolle, den man dazu verdonnert hatte die Herrschaften an der porta anzumelden.


    Während jene Herrschaften sich also gemächlich aus den Sänften erhoben eilte der Germane voraus und klopfte an der flavischen porta, um (mit seinem allzeit gleich grimmigen Blick) den Besuch bei dem Ianitor, mit folgendem Wortlaut anzumelden: "Heil ..sa, ehm. Salve, ... wollte ich sagen", knurrte Bernuf leicht ungehalten ob der Tatsache, dass er in dieser verhassten römischen Sprache seine einstudierte Anmeldung vorzutragen hatte: "Melde deiner Herrschaft, dass die ehrenwerte Aurelia Prisca und ihr Tutor, Senator Aurelius Ursus, der Einladung des ehrenwerten Flavius Gracchus folgend, mit Flavius Piss ... ehm, Pi ..pi .. Verdammt wie hieß der Knilch gleich noch mal, der es auf die Aurelia abgesehen hatte? Bernuf kratzte sich etwas hilfos am Kopf, dann fiel es ihm wieder ein: " Ach ja. Favius Piso ... richte ihm aus, dass man ihn umgehend zu sprechen wünscht! Letzteres war mehr eine Aufforderung, weniger eine Bitte, an den Ianitor ,umgehend jenen Betreffenden herbei zu schaffen ...

    Priscas Reserviertheit - sofern es denn Sextus so vorkommen sollte - hatte im übrigen nichts mit Abneigung gegen ihn zu tun. Ganz und gar nicht. Er hatte ihr schließlich nie etwas getan oder etwas ungebührliches zu ihr gesagt. Aber oftmals sind es eben Kleinigkeiten an einer Person, die unscheinbar und flüchtig erscheinen mögen und deshalb nicht jedem auffallen. Nicht so aber Prisca, die eines sehr gut konnte: Beobachten! Ja, im beobachten war Prisca durchaus geübt und so fielen ihr einige Dinge an ihrem Cousin auf, die ihm selbst eventuell gar nicht bewusst waren. Seine Mimik zum Beispiel, bei den Gladiatorenkämpfen. Das Blecken der Zähne, einem hungrigen Wolf gleich, gerade in jenen Momenten wenn unten in der Arena Blut spritzte. Oder ein anderes Beispiel: Im Theater, als er Piso gespielt in den 'Schwitzkasten' nahm und ihm etwas zu raunte, als seien sie die besten Freunde. Tat man das unter Männern, beim ersten Aufeinandertreffen? ... Weiter auf dem Nachhauseweg, als er sie einfach gegen eine Hauswand gedrückt und leidenschaftlich geküsst hatte. Mich, seine eigene Cousine! Und schließlich ihr gemeinsames Spiel der Anzüglichkeiten, welches Prisca zwar durchaus genoss, aber gleichwohl in ihr dir Frage aufwarf wie weit er tatsächlich bereit wäre zu gehen. Und jetzt, gerade eben, hatte er völlig ahnungslos getan, dass er nichts von der Hochzeit von ihr und Piso wisse und wenige Augenblicke später sprach er sie direkt auf das Testament von Marcus an, in dem doch genau geschrieben stand, aus welchem Grunde Piso ein Erbteil zugedacht war. Da kann er sich doch Eins und Eins zusammen reimen, oder nicht?, grübelte Prisca ein wenig darüber nach, zu welcher Zeit, wie viel Wahrheit in den Worten ihres Cousins liegen mochte.


    Prisca war also lediglich vorsichtiger geworden im Umgang mit ihrem Cousin, da sie ihn eingehend studiert hatte und dabei einige Eigenheiten an ihm entdeckt zu haben glaubte. Interessant und durchaus anziehend fand sie ihn nach wie vor. Sollte er es allerdings jemals wagen ihrem Liebsten etwas anzutun, oder ihn öffentlich zu diffamieren - und sie würde das heraus bekommen - dann, … dann würde Sextus ihren ganzen Zorn und ihre Rache zu spüren bekommen, egal ob es nun gegen sie persönlich gerichtet gewesen wäre - oder nicht. Aber gut, das waren mehr so flüchtige Gedankenspielereien, mehr nicht, die der Aurelia manchmal durch den Kopf gingen (und nicht nur in Bezug auf Sextus) und die sie deshalb sehr schnell wieder als absurd abtat. Warum sollte sich die Familie schließlich gegenseitig schaden wollen? Ob nun direkt oder indirekt. Probleme hatten die Aurelier ohnehin schon genug und nicht erst seit den Nemoralia und den vielen Todesfällen in Folge.


    Orestes und Imbrex auch! Und von ihrem Halbbruder Pegasus fehlte seit Monaten jede Spur. Ob er ebenfalls bereits ...? Prisca nickte nachdenklich und mit trauriger Miene zu den Erklärungen ihres Cousins, warum sich seine Hochzeit weiter nach hinten verschob. Die jüngsten Todesfälle waren der Aurelia zwar bei weitem nicht so nahe gegangen, da sie die beiden Verwandten kaum gekannt hatte, aber es waren zwei weitere Aurelier die der Tod ganz plötzlich aus ihrer Mitte geholt hatte. Ja ja, die Götter stellen uns derzeit wahrlich auf eine harte Probe.


    Zu seiner bereitwilligen Hilfe bezüglich der Gästeliste bemerkte Prisca dann wieder mit einem ehrlichen und dankbaren Lächeln: "Das ist wirklich sehr freundlich von dir Sextus! Ich danke dir! …"Nicht das die Aurelia grundsätzlich die Arbeit davor gescheut hätte, aber ein Großteil der Gäste würden bestimmt zu beiden Hochzeiten geladen werden, also warum sich doppelt die Arbeit mit der Liste machen. " Und natürlich werden wir unsere Termine so abstimmen, dass jede Hochzeit für sich zu einem großen und unvergesslichen Ereignis werden wird!" Das war für Prisca nur selbstverständlich, denn sie gönnte Nigrina und Sextus den großen Auftritt von Herzen, so wie sie es sich letztendlich für ihre eigene Hochzeit wünschte. "Wenn ich dir bei irgend etwas helfen kann, du weißt, du kannst ebebnfalls auf mich zählen!", bot Prisca im Gegenzug ihre Hilfe an. Natürlich ging sie dabei mehr von den einfachen und üblichen Gefälligkeiten aus und nicht von einem Gefallen, den sie auf Iuppiters Stein schwören müsste.


    Ach ja, diesen Gefallen gab es ja auch noch! Was ist nun damit? Nun wurde Sextus etwas direkter was den Grund seiner Anwesenheit betraf und Prisca hörte ihm aufmerksam zu. Aha, es geht ihm also um das Erbe und wie es verteilt werden soll. ... Wie bitte? Die Gesetze erlauben die Annahme des Erbes nur unter bestimmten Voraussetzungen?! Und wenn diese nicht gegeben sind, dann ... hieße das ja, hmm, ... dass Marcus daran nicht gedacht hat??, grübelte Prisca für sich, denn sie hatte sich darüber in der Tat keine Gedanken gemacht. Für sie stand fest, dass der letzte Wille ihres Onkels vollumfänglich erfüllt wird. Blumen für die Vestalinnen, ein Mausoleum für ihn und Celerina und die Verteilung des Vermögens an alle, genau so wie er es in seinem Testament bestimmt hatte. Dass nun einige nichts bekommen sollten war für Prisca neu und insbesondere die Tatsache, dass die beiden Blümchen leer ausgehen würden, da sie unverheriatet waren, gefiel Prisca überhaupt nicht. Da muss es doch einen Weg geben?! Seltsam nur, warum ausgerechnet Sextus damit zu mir kommt. Oh Nachtigall, ich hör dir trapsen.


    Prisca ließ die Worte ihres Cousins kurz im Raum stehen und scheinbar nachdenkend zu ihrem Glas griff und einen Schluck Zitronenwasser nahm. Auf das Kinderthema ging sie indes nicht weiter ein denn eine Adoption käme für sie ohnehin nicht in Frage. Schließlich wollte sie ihrem Mann die Kinder schenken, so wie es von ihr erwartet wurde. Einen Jungen, oder auch mehrere, damit er ein stolzer Vater und Ehemann sein könnte.


    "Hm, Und was genau willst du mir damit sagen, Sextus?", tat Prisca zunächst so als wisse sie nicht worauf er hinaus wollte, während sie gleichzeitig das Glas auf den Tisch zurück stellte. "Wollte sich nicht eigentlich Ursus um die Vollstreckung des Testamens kümmern?", stellte sie sich weiter absichtlich "dumm" und desinteressiert was das Erbe und die Verteilung betraf. Zu einem gewissen Grad interessierte es Prisca tatsächlich nicht, denn auf dieses Erbe hätte sie liebend gern verzichtet, wenn dafür Marcus noch leben könnte. Gleichwohl war ihr bewusst, dass sie als Haupterbin künftig durchaus eine unabhängige und reiche Frau sein würde. Abwartend und gelassen blickte Prisca nun zu Sextus, innerlich jedoch sehr gespannt um welches Anliegen es sich wohl handeln würde ...

    Priscas Augen ruhten weiterhin auf ihrem Cousin, als dieser sich zu ihr setzte und dabei eine erstaunlich zurückhaltende Art an den Tag legte. Na sowas … Nur ein flüchtiger Blick, der ihren Reizen galt und stattdessen solch fürsorgliche Fragen nach dem Wohlbefinden und ob er nicht störe? Und ob ich Konversation mit ihm möchte? … Oh, sieh an, mein Cousin scheint etwas auf dem Herzen zu haben. Nur was? Nun musste Prisca ein Schmunzeln unterdrücken während sie die angefangene Stickerei eines Löwenkopfes sorgfältig faltete . Mochte ihr Cousin von ihren Verhaltensweisen ruhig denken was er wollte, sie für dumm und naiv halten, ob nun in Bezug auf die Wahl ihres Ehemannes oder ihren emotionalen Gemütsschwankungen, so dumm war sie nun auch wiederum nicht um zu erkennen, dass ihr Cousin die Dinge nur allzu gerne zu seinem Vorteil nutzte und dabei nichts unversucht ließ, um seine Ziele zu erreichen.


    Besucht er mich am Ende gar um den Gefallen einzufordern, den ich ihm schulde? So schnell schon? , dachte Prisca nicht ohne Grund in diese Richtung seit sie, an jenem denkwürdigen Abend, nach dem Theaterbesuch, auf Juppiters Stein geschworen hatte. Gut möglich wäre es ja, da nun ihrer der Ehe mit Aulus Flavius Piso nichts mehr im Weg stünde. Ob das allerdings der Verdienst ihres Cousins wäre bezweifelte Prisca allerdings aus einem Bauchgefühl heraus, obwohl sie ihm natürlich kaum das Gegenteil beweisen könnte. Sei es drum. Die Aurelia war an ihren Schwur gebunden, ob ihr das nun gefiele oder nicht und zunächst galt es erst einmal herauszufinden warum Sextus tatsächlich hier war.


    Er will Konversation mit mir? Gut die kann er haben, schmunzelte Prisca in sich hinein. Über Kleider und Stickereien vielleicht, oder den neuesten Schminksachen und Düften aus dem fernen Osten? Mal sehen wie lange er das durch hält.


    "Sei unbesorgt Sextus, würdest du mich wirklich stören, würdest du jetzt nicht hier neben mir sitzen", beteuerte Prisca schließlich ihrem Cousin mit einem eindringlichen Blick in seine Augen und - wie er es wohl von ihr erwartete - ein wenig schnippisch klingend, nachdem er sich selbst die Freiheit genommen hatte einfach Platz zu nehmen. Allerdings hatte sie nicht vor die Konversation auf Sticheleien zu bauen und deshalb schenkte sie ihm daraufhin ein einnehmendes und offenes Lächeln. "Aber es stimmt, wir haben uns leider in letzter Zeit viel zu wenig miteinander unterhalten. Möchtest du etwas?" Prisca machte eine einladende Geste auf den Tisch neben ihrem Sessel, auf dem eine Obstschale und ein paar Erfrischungsgetränke standen. Gleichzeitig war das die stumme Aufforderung für ihn, sich doch in den daneben stehenden Sessel direkt zu ihr zu setzen. "Danke der Nachfrage. Ja es geht mir gut", fuhr Prisca indes fort: "Und wie geht s dir und Nigrina? Was machen denn eure Hochzeitsvorbereitungen?", erkundigte sich die Aurelia durchaus interessiert und da das Thema Hochzeit ja nun ein besonders schönes Thema war, nutzte sie es sogleich um ein wenig in die gedachte Richtung vorzufühlen. "Wie du ja sicher weißt, werden Aulus und ich auch bald heiraten und vielleicht könntest du mir ja ein paar Tipps geben, welche wichtigen Persönlichkeiten Roms wir alles dazu einladen sollten?!" Es konnte nie schaden zu wissen, wer gerade in Rom prominent und einflussreich war, insbesondere bei den Senatoren auf die Prisca dabei hinaus wollte. Die wichtigen und einflussreichen Frauen Roms kannte sie schließlich mittlerweile gut genug.

    Im Gegensatz zu Sextus hatte sich Prisca noch recht wenig Gedanken über das Erbe von Marcus gemacht. Zu sehr überwog noch immer die Trauer über seinen Tod, als das sie sich darüber den Kopf zerbrechen wollte, wer nun wie viel erben würde - oder auch nicht. Ursus würde sich schon darum kümmern und zu ihm hatte sie vollstes Vertrauen, dass er die Verteilung des Vermögens entsprechend veranlassen würde. Abgesehen davon stand für Prisca außer Frage, den letzten Willen ihres Onkels in irgend einer Form anzweifeln, - oder gar Profit daraus schlagen zu wollen. Sollte also einem ihrer Verwandten (aus welchen rechtlichen Gründen auch immer) das Anrecht auf seinen Erbteil verwehrt sein, wäre sie die Letzte die nicht dafür sorgen würde, dass dem Willen ihres Onkel dennoch entsprochen würde.


    Das konnte aber freilich nicht jeder ahnen und am wenigsten vielleicht ihr lieber Cousin Sextus, zu dem sie nicht erst seit jenem denkwürdigen Theaterabend ein - sagen wir mal - " sehr spezielles Verhältnis" hatte. Er war durchaus ein sehr reizvoller Mann und er wusste durchaus, wie er sie mit seinem Charme begeistern konnte. Gleichwohl hatte Prisca mittlerweile so einige Charakterzüge an ihm identifiziert, die ihr ganz und gar nicht zu sagten und wegen denen sie eher Vorsicht walten ließ, wann immer sie ihm begegnete. Was nicht heißen sollte, dass sie ihm bewusst aus dem Weg gehen würde, nein, ganz im Gegenteil.


    Dass Sextus jedoch so unvermittelt an ihre Türe klopfen würde, verwunderte die Aurelia nun doch ein wenig.


    Gerade saß sie entspannt in ihrem Korbsessel und hatte den Blick auf einer Stickerei ruhend, die sie eher zum Zeitvertreib anfertigte, als das plötzliche Klopfen und seine Stimme von der Türe her sie aufschrecken ließen. Was will Sextus denn hier?, schoss es Prisca durch den Kopf, während sie für eine Sekunde zusammen zuckte und sich gleichzeitig mit der Nadel in den Finger stieß. "Au!" Verdammt noch …maaalllmmmh , nur ruhig. , schnaufte Prisca einmal durch. Schnell leckte sie den Tropfen Blut von der Fingerkuppe, ehe sie die Augen zur Türe richtete und auf die Frage hin mit leicht übertrieben gespielter Lieblichkeit zur Antwort gab: "Ja natürlich darfst du herein kommen, liebster Cousin, wann immer es dir beliebt! Aber das weißt du doch, oder? ... Nun, was führt dich denn zu mir?"


    Mehr sagte Prisca erst einmal nicht. Stattdessen blickte sie ihrem Cousin fragend und zugleich interessiert in die Augen, während sie mit einem undefinierbaren Lächeln auf den Lippen abwartete, was er denn als Grund für sein plötzliches Erscheinen anbringen würde.