Beiträge von Aurelia Prisca

    Natürlich wäre es Flora nicht verboten gewesen in den Garten zu gehen um vorzufühlen wie wütend Marcus war. Und Schwierigkeiten?Nein warum sollte sie welche bekommen? Marcus hatte ja keinen Grund auf Flora wütend zu sein. Andererseits, was könnte sie Neues in Erfahrung bringen? Dass Marcus wütend auf den Flavier ist und enttäuscht wegen mir? Mittlerweile kannte Prisca ihren Onkel gut genug. "Danke Flora das ist wirklich lieb von dir. Aber nicht jetzt. Ich …Ich denke Marcus ist wütend und er wird mich - so oder so - in Kürze sprechen wollen. Vielleicht kannst mir ja später, oder … bei Piso. Ich... ach Flora, ich weiß ja selbst nicht so recht ..." was ich tun soll, beharrte Prisca schweren Herzens auf ihrem Entschluss. Einen klaren Gedanken oder gar Plan konnte sie momentan einfach nicht fassen. Als Flora aber ihren Willen und ihren Beistand noch einmal bekräftigte, seufzte Prisca überglücklich auf: "Danke ... Kleines Blümchen". Den Kosenamen ihrer Cousinen verwendete Prisca eigentlich fast nie. Meistens nur um Flora und Narcissa zu necken, oder so wie jetzt um ihnen zu zeigen, wie sehr sie die beiden lieb hatte.


    So lieb, dass Prisca durchaus sehr darüber echauffiert war, dass ihre beiden jüngeren und unschuldigen Cousinen, mitten in Rom, von einer Horde Halbstarker zu einem Gelage eingeladen worden waren. … für fast jeden Spaß zu haben? Oh Flora! Was hätte da alles passieren können! Prisca biss sich schnell auf die Unterlippe da sie unweigerlich an ihre eigenen Unternehmungen denken musste und gerade daran wollte sie jetzt am allerwenigsten erinnert werden. Obwohl es durchaus Spaß gemacht hatte ein wenig mit dem Feuer zu spielen. Zum Glück hatten die Zwillinge diesem aufdringlichen Kerl letztenlidh eine Abfuhr erteilt, was Prisca nur gut heißen konnte:"Ihr habt absolut richtig gehandelt. Bei so etwas hört der Spaß auf!" Die beiden, allein, mit mehreren Männern?! … Du meine Güte, "Ich hoffe doch ihr habt immer genügend custodes dabei, wenn ihr euch unter das Volk begebt?! Falls nicht, sagt es nur, dann leihe ich euch meine dazu" Zur Not würde Prisca auch welche von ihren Leibwächtern zur Verfügung stellen, sofern sie nicht gerade selbst deren Dienste benötigen würde.


    Wir könnten allerdings auch mal wieder etwas zusammen unternehmen. Das wäre bestimmt sehr lustig, schoss es Prisca gleichzeitig mit ihrem Angebot durch den Kopf. Doch ehe sie Flora darauf ansprechen konnte, hatte diese das Gedicht zu Ende gelesen und sah mit glänzenden Augen wieder auf. Das Gedicht hatte ihre Cousine anscheinend sehr berührt und das brachte auch Priscas Tränen schnell wieder in Fluss. "Ja das ist es …", piepste die Aurelia mit versagender Stimme zurück und nur mühsam gelang es ihr, die neuerlichen Tränen mit einer fahrigen Handbewegung beiseite wischen. Irgend wann musste das aufhören, so konnte es nicht weiter gehen. "Oh Flora. Und was jetzt? … Soll ich zu Piso gehen und ihm alles erklären? " Muss ich wirklich? "Nur wie soll ich das anstellen?" Prisca blickte hilflos in Floras Augen, als würden dort die Antworten auf all ihre Fragen stehen.

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    Hektor hätte sicher liebend gerne die Türe für Tilla geöffnet. Nur leider war der Grieche immer noch dazu verdammt die Ställe sauber zu halten, sodass er um diese Zeit so gut wie nie in der villa oder den Sklavenunterkünften anzutreffen war.


    Dafür kam Niki, die Köchin, an der Tür vorbei als es klopfte. "Nanu, wer kann das sein?", wunderte sie sich zu sich selbst gesprochen. Kurzerhand stellte sie den Korb mit frischen Äpfen, den sie gerade in die Küche tragen wollte, auf den Boden ab und öffnete die Türe einen Spalt weit um hinaus zu sehen.


    "Tilla?! ... Na das ist ja eine Überraschung! Schön dich zu sehen.", rief Niki freudig und ein klein wenig verwundert aus, als sie in das bekannte Gesicht von Tilla blickte. War sie nicht erst vor kurzem mit domina Laevina zusammen zu den Tiberern gezogen? "Was machst du denn hier? Kommst du uns etwa besuchen? .... Nur herein!" Mit diesen Worten ließ Niki die andere SKlavin eintreten, ehe sie wieder geschäftstüchtig den Korb aufnahm und ihren Weg fortsetzen wollte. "Willst du mich ein Stück begleiten? ... und hier, wenn du einen Apfel möchtest?! Greif ruhig zu", bot Niki mit einem Augenzwinkern und einem verschwörerischen Grinsen an. Ein Apfel mehr oder weniger würde sicher nicht auffallen, wobei Niki natürlich darauf achtete, dass nicht sämtliches Obst in den Mägen der Sklaven verschwand, sondern auch noch genügend für die Herrschaften übrig bliebe.

    Das halbherzige Schmunzeln ihres Onkels konnte zwar nicht überzeugen, aber es war zumindest ein kleiner Erfolg. Für ihn ebenso wie für Prisca. Es war keine einfache Entscheidung die er zu treffen hatte, eine von vielen, die Marcus auf seinen Schultern trug und die ihm niemand abnehmen konnte. Prisca bewunderte ihn dafür wie er das schaffte, doch wenn sie sah wie sehr er manchmal darunter litt war sie traurig. Wie gerne hätte sie ihm etwas von der Last auf seinen Schultern abgenommen, doch sie wusste, dass das nicht ginge. Ihn einfach zu umarmen, ihn zu halten und von ihm gehalten zu werden, dieses Gefühl der Geborgenheit, war vielleicht das Einzige was wirklich half. So konnte Marcus hoffentlich ein wenig zur Ruhe kommen und sich sicher und geborgen fühlen in ihren Armen.


    Marcus war ihr Beschützer und er wollte immer für sie da sein. Das wusste Prisca und dafür liebte sie ihn. "Ich weiß … und ich will es immer für dich sein ..." für immer, wisperte Prisca mit einem dankbaren Blick in seine Augen zurück. Nachdem sich Marcus von ihr gelöst hatte beugte sich Prisca noch einmal zu ihm vor, nahm sein Gesicht vorsichtig in beide Hände und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Manchmal wünschte sie insgeheim sie wäre nicht seine Nichte und könnte ihm noch mehr geben, wie diesen einfachen Kuss der aus tiefstem Herzen kam. "Gute Nacht Marcus und … bitte bleib! Doch das war unmöglich. Das wusste Prisca, auch wenn niemals etwas zwischen ihnen sein würde, was nicht sein dürfte. Es war einfach der Wunsch nach seiner Nähe die Prisca kurz zögern ließ, ehe sie sein Gesicht streichelnd aus ihren Händen wieder entließ: "schlaf gut." Bester Onkel der Welt! Es fiel Prisca unendlich schwer ihn jetzt einfach mit einem aufmunternden Lächeln gehen zu lassen, allein mit seinen Sorgen, aber sie wusste auch, dass es einen Morgen und einen Morgen danach geben würde. Für immer und so lange, wie es den Göttern gefiele, so lange würden sie sich an ihr Versprechen erinnern ...

    Floras Worte taten wirklich gut und halfen die scheinbare Ausweglosigkeit zu ertragen. Vielleicht war ja alles wirklich nicht so schlimm wie Prisca es im ersten Moment empfunden hatte. Der wundervolle Kuss, Pisos Verhalten, mein wütender Onkel, die Ohrfeige … Und jetzt soll ich einfach abwarten können was passiert?? Ohhhh... doch es war schlimm. Alles war schlimm, sehr schlimm sogar! Prisca musste noch einige Male hart mit ihren Tränen kämpfen, bis sie ihr inneres Gefühls-Chaos einigermaßen wieder unter Kontrolle hatte. Es ist nicht so schlimm! Flora meint auch wir würden gut zusammen passen und er, er ist einfach anders, etwas besonderes. Das fühle ich. und nur daran wollte Prisca glauben. Der Flavier war so spontan in ihr Leben getreten das konnte und durfte einfach kein Zufall sein. Das müsste sogar Marcus verstehen, egal wie wütend er auf Piso auch war und wie ausweglos die die Situation damit schien. Abwarten, ich muss abwarten. Und mit Marcus reden. Reden … nein, nein, das kann ich nicht. Wie soll ich ihm das aller erklären? Aber ich kann nicht einfach nur dasitzen und …


    "Das würdest du für mich tun?", griff Prisca verzweifelt und gleichzeitig voller Hoffnung nach dem Strohhalm den Flora ihr hin hielt. Vielleicht könnte ihre Cousine zumindest vorfühlen, wie wütend Marcus wirklich wäre. Andererseits ..."Nein, das kann ich nicht von dir verlangen Flora. Ich möchte nicht, dass du wegen mir noch Schwierigkeiten bekommst. " Prisca schenkte Flora ein dankbares Lächeln und drückte sie noch einmal innig, während sie gleichzeitig leicht den Kopf schüttelte und grübelnd die Stirn kraus zog: "Ich muss nur irgendwie heraus finden was ich Piso wirklich bedeute und … ob Marcus ihn tatsächlich umbringen wird wenn er uns noch einmal zusammen erwischt." Zumindest hatte Marcus so geklungen als er Piso klipp und klar zu verstehen gegeben hatte sich nie und niemals wieder in die Nähe 'seiner Nichte' zu trauen.


    Eine Antwort auf ihre Fragen würde sie jedoch nicht so schnell bekommen und deshalb war Prisca froh, dass Floras von dem Claudier erzählte und den Wunsch äußerte das Gedicht zu lesen. Das brachte sie wenigstens auf andere Gedanken. "Claudius Brutus?", wiederholte Prisca nachdenklich den Namen." Nein ich kann mich nicht erinnern, ihm schon einmal begegnet zu sein. Wie sieht er denn aus?" Ihn nicht zu kennen schien allerdings nicht weiter tragisch zu sein, so wie Flora über ihn sprach. "Wie bitte? Er wollte, dass du und Narcissa ihn und seine … seine Kumpels begleitet?...Einfach so, wohin denn?" Prisca sog scharf die Luft ein. Das war ja unfassbar. Das klang ja gar nicht nach dem feinen alten Adel, aber dazu kannte sie zu wenige männliche Claudier. "Und was habt ihr ihm geantwortet?" Sicher haben die beiden den aufdringlichen Kerl schnell in seine Schranken gewiesen, wie ich die beiden kenne, schmunzelte Prisca


    Während Prisca ihrer Cousine weiter zuhörte löste sie sich gleichzeitig von ihr und begab sich ziemlich undamenhaft auf alle Viere vor das Bett. Einen Arm streckte sie darunter und kurz darauf hatte sie ein kleines verschlossenes Schmuckkästen hervor geangelt. Zugegeben es war kein besonders gutes "Versteck" aber zumindest machte es deutlich, dass Prisca nicht wollte das jeder sofort sah, wo sie ihren wertvollsten Besitz verwahrte.


    Es war ein Kästchen aus Ebenholz, verziert mit vielen kleinen Intarsien aus Elfenbein, wobei einige von den Mosaiken den Öffnungsmechanismus verbargen. In beiden Händen haltend stellte Prisca das Kästchen neben Flora ab und blickte diese kurz und verschwörerisch an. Ihre Cousine kannte das Kästchen noch von früher und Prisca war sich eigentlich ganz sicher, dass ihre Cousine niemals ungefragt in ihren Sachen wühlen würde. Naja früher, als Kinder, hatten sie das natürlich ständig getan. Mittlerweile waren sie älter und ihre Cousine wusste auch, wie viel es für Prisca bedeutete. Ohne weitere Worte öffnete Prisca das Geheimfach, indem sie zuerst gleichzeitig auf zwei unscheinbare Elfenbeinsteinchen an den Seiten drückte und anschließend den hinteren rechten Fuß des Kästchens einmal herum drehte. *klack*


    In dem Schmuckkasten befand sich, neben dem Schmuck ihrer Mutter, ihren Briefen (dem einen Brief ihres Vaters) und einigen liebgewonnenen Kinderspielsachen auch das besagte Gedicht. Prisca holte es heraus und reichte es mit zitternder Hand schließlich an Flora weiter. Sie war ja so gespannt wie es ihr gefallen würde …



    An Aurelia Prisca
    Villa Aurelia
    Roma
    Italia



    So samtig wie ein Pfirsich hat zu sein,
    so leicht wie Federn, aufgewühlt vom Wind.
    So zart wie Feigen, die am Land gedeih’n,
    ein Duft wie Flieder, den man selten find‘t.


    Dergleichen habe ich vernommen hier
    dergleichen habe ich wohl jüngst verspürt,
    ach, wie erweichte es das Herze mir,
    ach, wie die Seele in mir war berührt!


    Denn Seide war es, von dem ich geglaubt,
    in meinen Händen hätt‘ ich es gefühlt
    Doch meines Atems war ich wohl beraubt,
    wie innerlich war ich doch aufgewühlt.


    Ich dachte nie, dass es je möglich war,
    dass hier ein Mensch so göttlich‘ Hände hat.
    Oblag es mir, zu schätzen, ob fürwahr,
    es wahr ist, dass es Hände gibt, so glatt?


    Doch griff ich sie, und Zweifel hier verschwand.
    Es gibt auf Erden Frauen, die allhier
    Besitzen einen solche schöne Hand.
    Ich hielt so eine – sie gehörte dir.


    Bei dir, da hörte meine Suche auf,
    nach Händen, die ein‘ Göttin haben kann.
    Es war hier, dass ich, wohl in Schicksals Lauf,
    auf einen Schlage ward ein sel’ger Mann.


    So fand ich sie, bei dir, was ich ersehnt,
    der Gram hört auf, und meine Seele singt.
    Ich fand dich, was ich nirgendwo gewähnt,
    der‘n schöner Name blumengleich erklingt.


    So seidenhändig, hold und wundersam
    Solch Edelmut – wer kann da widersteh’n?
    Oh Blume, deren Hände ich einst nahm,
    wann werd‘ ich Leidender dich wieder seh’n?



    Mit höchster Wertschätzung und in zutiefster Verehrung,


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    Und? …, frage sie deshalb auch ganz ungeduldig nach, sobald Flora die Zeilen zu Ende gelesen hatte … ^^

    Zitat

    Flavia Nigrina ...


    Ja, unkonventionell war die Hochzeitsfeier von Marcus und Celerina in der Tat gewesen. Außergewöhnlich, exzentrisch, neumodisch und..und..und sicher nicht nach jedermanns Geschmack. Na und? Prisca liebte das Außergewöhnliche obwohl sie sich - ehrlich gesagt - doch ein wenig darüber gewundert hatte, dass ausgerechnet ihr Onkel derart mit alten Traditionen brach. Andererseits war so ein Tag einmalig und viel zu schade, um ihn wie viele andere zu begehen. "Ja das stimmt! Die Freier war wirklich traumhaft, allein schon wegen der Kulisse. Das glitzernde Blau des Wassers, das farbenfroh geschmückte Schiff. Du hast wirklich etwas verpasst", bestätigte Prisca deshalb Nigrinas Vermutung, ohne weiter auf die Bemerkung über die Braut einzugehen.


    Viel lieber wollte Prisca etwas mehr über Flavius Piso in Erfahrung bringen, wenn sie schon die Gelegenheit hatte seine Schwester näher kennen zu lernen. "Oh ja wir waren zusammen einkaufen. Und ich muss sagen, er hat sich erstaunlich wacker geschlagen. Doch ja, den Test hat er mit Bravour bestanden", musste Prisca, in Erinnerung an den Einkaufsbummel, amüsiert kichern. Von den beiden Kleidern, die Piso ihr geschenkt hatte, erwähnte sie besser nichts, um nicht am Ende den Grund dafür verraten zu müssen. Vielmehr brachte sie das mit dem Einkauf gerade auf eine Idee, wie sie eventuell Piso wiedersehen könnte. Hatte Nigrina nciht gerade erwähnt, dass sie erst seit ein paar Tagen in Rom weilte?!


    Einen Moment lang musste Prisca überlegen wie sie die Idee so geschickt verpacken könnte, damit es nicht zu offensichtlich und aufdringlich wirken würde. Glücklicherweise kamen gerade in dem Moment die Wagen mit lautem Getöse vorbei gerauscht, sodass das Gespräch ohnehin kurzzeitig ruhen musste. Während Prisca also überlegte, wie sie Nigrina für einem Einkaufsbummel zu dritt begeistern könnte, ließ sie den Blick (scheinbar interessiert) den Wagen nach schweifen. In Wirklichkeit sah die Aurelia aber gedankenverloren bis hinauf zu den Zuschauerrängen, wo ihre Augen urplötzlich ein bekanntes Gesicht in der Menge ausmachten. Rein zufällig natürlich und da Prisca am wenigsten damit gerechnet hatte, musste sie kurz irritiert blinzeln.Das gibt’s doch nicht. Ist das nicht? … Doch das ist er! Septimas Bruder. Interessant ... Nach dieser Erkenntnis und einigen Sekunden des Schweigens schaffte es die Aurelia schließlich, dem verdutzen Blick, ein huldvolles Neigen des Kopfes und ein strahlendes Lächeln folgen zu lassen, welches sie zu Ahala hinaufschickte. Allerdings war es zweifelhaft, dass er dies überhaupt mit bekam, da er anscheinend in ein Gespräch vertieft war, mit …Das ist doch Senator Tiberius. Laevinas Mann! Und wo ist meine Cousine? , schoss es Prisca noch eben noch durch den Kopf.


    Etwas aus dem Konzept gebracht wandte sich Prisca nun wieder lächelnd an die Flavia: "Ehm, du …du solltest wirklich einmal einen Einkaufbummel mit deinem Bruder wagen… " Was wollte ich noch gleich? Ach ja, genau! "Das wäre doch die Gelegenheit für ihn dir ein bisschen was von Rom zeigen., hm?!...Und falls du das Wagnis mit einem Mann allein nicht eingehen möchtest, nun, dann … würde ich mich zur Unterstützung anbieten, bot Prisca frei heraus und natürlich ganz selbstlos klingend an, Nigrina und Piso zu begleiten, wenn es denn sein müsste. Hoffentlich hat das jetzt nicht zu aufdringlich geklungen. Ob Nigrina der Vorschlag gefällt?, überlegte Prisca während sie noch eine Empfehlung auf die Frage der Flavia hinzufügte. " Im übrigen kann ich dir einen Besuch des Campus Martius wärmstens empfehlen! Das theatrum balbi, oder das theatrum marcelli zum Beispiel. Dort führen sie eigentlich immer interessante Stücke auf. … Magst du eigentlich Theater?", wollte Prisca abschließend wissen ob Nigrina vielleicht sogar diese Vorliebe mit ihr teilte ...

    Wieder einmal war es an der Zeit Abschied zu nehmen und in gewisser Weise war dies wohl ein Abschied für immer. Manuta lag zwar nicht aus der Welt und auch das Tribunat ihres Cousins würde nicht ewig dauern, doch bei ihrer Rückkehr nach Rom würden Ursus und Septima bereits in ihr eigenes neues Heim ziehen. Erst Laevina, jetzt Septima. Sicher, sie würden sie sich (hoffentlich) auch weiterhin sehen, aber so wie unter ein und dem selben Dach zu leben - so wird es wohl nie mehr wieder sein. Prisca war darüber sehr traurig, denn sie vermisste Septima schon jetzt und deshalb hatte sie alle Mühe nach außen hin gefasst zu wirken. Trotzdem schaffte sie es irgendwie zu lächeln, anstatt zu weinen, als sie schließlich zu den Anderen trat um Abschied zu nehmen.


    Wenigstens sind die beiden Blümchen noch da! Selbst wenn ich mit ihnen nicht über alles reden kann, … die Beiden ja noch so jung und unschuldig, … so werden wir doch unseren Spaß zusammen haben , dachte Prisca erleichtert und schenkte ihren beiden jüngeren Cousinen gleichzeitig ein offenes Lächeln. Mit den Zwillingen zusammen würde es wenigstens nicht ganz so langweilig in der villa werden, seitdem Celerina sich mehr und mehr zurück zog. Was hat sie nur? Liegt es an mir, oder ist es wegen Marcus und der … Ob sie schon etwas weiß, oder gar ahnt? Vielleicht sollte ich einfach mal zu ihr gehen …, kam es Prisca kurz in den Sinn, wobei sie sich der Flavia gegenüber irgendwie befangen fühlte, seit Marcus ihr sein Herz ausgeschüttet hatte.


    Es hatte allerdings keinen Sinn sich hier und jetzt den Kopf darüber zerbrechen zu wollen und so legte Prisca die Gedanken schnell wieder beiseite. "Salvete!, grüßte sie stattdessen freundlich lächelnd in die Runde, wobei sie den Neuen flüchtig aber nicht abfällig musterte. Irgendwie war ihr dieser Aurelier "unheimlich", nicht unsympathisch, aber doch irgendwie,… hmm, ich weiß nicht so recht... Prisca konnte nicht so recht sagen was sie von Sextus halten sollte, dazu kannte sie ihn noch zu wenig …


    "Septima! Ursus! … Ich wünsche euch alles Gute für eure Reise! Mögen die Götter euren Weg segnen und euch bald wieder wohlbehalten zu uns zurück bringen", wandte Prisca sich nun schnell ihrem Cousin und seiner Frau zu, da bereits alle Vorkehrungen für die Abreise getroffen zu sein schienen . Septima wurde herzlich umarmt und bekam einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange und auch bei Ursus machte Prisca keine Ausnahme. "Ihr schreibt uns hoffentlich, sobald ihr angekommen seid ..." Mit diesem Wunsch auf den Lippen trat Prisca schließlich wieder zurück und verfolgte weiter und mit gemischten Gefühlen die Abschiedsszene. ...

    Zitat

    Original von Aurelia Prisca
    ... "Darf ich jetzt gehen?" Ein kurzer bittender Blick traf Marcus und Prisca hoffte, dass sie nun keine weiteren Erklärungen mehr liefern müsste ...


    ...irgendwann müsste sie es ihrem Bruder vielleicht erklären und irgendwann würde es ihr vielleicht nicht mehr so schwer fallen, ihre Beweggründe zu nennen. Doch im Augenblick brachte Prisca kein weiteres Wort der Erklärung hervor worauf sich nun betretenes Schweigen im Zimmer ausbreitete. Was erwarten die beiden denn noch von mir?, dachte Prisca und es fiel ihr immer schwerer den verständnislosen Blicken der beiden Männer weiter stand zu halten. "Ich …" Ein letzte Mal setzte Prisca zu einem Erklärungsversuch an ehe sie dann einfach kehrt machte. Ich kann nicht …"Entschuldigt mich bitte …", mit diesen Worten ging Prisca schnellen Schrittes auf die Türe zu um den Raum - so schnell wie möglich - wieder zu verlassen.

    Flora hätte genauso gehandelt! Es war also völlig in Ordnung ihn zu ohrfeigen, versuchte sich Prisca immer wieder einzureden und Floras beipflichtende Worte waren eigentlich Bestätigung genug. Ich hab das Richtige getan, ich hab das .. ich hab .. ich..nein! Wirklich erleichtert war Prisca nicht. Vielmehr glaubte sie sämtliche Gefühle in Piso für sie, mit mit dieser einen Ohrfeige ausgelöscht zu haben - sofern sie überhaupt (schon) vorhanden waren. Von (s)einer 'Opferung für die Liebe' wusste sie ja nichts und bis dato nicht einmal der Flavier selbst! Hätte es doch nur so etwas wie eine Vorahnung gegeben, dann wäre Prisca mit Sicherheit erleichterter gewesen. Zu wissen, dass er von einer regelrechten Liebestollheit befallen war? - wie aufregend wäre das denn! Stattdessen saß der Schmerz in ihrem Herzen - hervorgerufen von Amors Pfeil - so tief und fest, dass sie einfach keine Ruhe mehr fand.


    Naja, ein klein wenig beruhigte sie sich schon in Floras Armen. Das Kuscheln tat richtig gut und half, die Gedanken zumindest etwas langsamer kreisen zu lassen. Um ihn. Natürlich! Nur an ihn konnte Prisca denken und was Flora sagte klang einleuchtend. Vielleicht wollte Piso wirklich nur ihren Onkel ablenken. Herrje, das macht die Ohrfeige nur noch schlimmer! .."Glaubst du wirklich?", wisperte Prisca hoffnungsvoll und gleichzeitig seufzend schob sie sich ein klein wenig von Flora weg um ihr in die Augen blicken zu können.


    Es war eigentlich unmöglich die beiden Zwillinge auseinander zu halten, fand Prisca, selbst nach all den Jahren die sie ihre beiden Cousinen nun kannte und in denen, aus zwei frechen Mädchen, wunderschöne junge Frauen geworden waren. Was wird nur sein wenn die beiden einmal ihre Liebe finden und heiraten werden? Flora ohne Narcissa, Narcissa ohne Flora? Die beiden je einen Verehrer - Einen? Nein, für die beiden müssten es schon zwei hübsche Zwillingsbrüder sein, musste Prisca unwillkürllich innerlich schmunzeln, denn so recht konnte sie es sich nicht vorstellen, dass ihre Cousinen irgendwann einmal getrennte Wege gehen würden. Deshalb hatte sie vorhin auch gar nicht in diese Richtung gedacht als Flora ganz besonders erwähnte woher sie Piso kannte. Er und sie? Nein, Piso hat doch keinen Zwillignsbruder, oder?


    "Danke Flora, dass du vorhin nicht einfach wieder gegangen bist! Und … entschuldige bitte wenn ich etwas abweisend geklungen habe … Ich bin so froh, dass du bei mir bist", waren die nächsten Worte die Prisca über die Lippen brachte. Der Versuch eines dankbaren Lächelns scheiterte eher kläglich, dafür strich sie ihrer Cousine zärtlich über die Wange, zum Dank, während sie gedankenverloren das hübsche Gesicht ihre Cousine betrachtete.


    "Wie findest du ihn eigentlich? Glaubst wir würden gut zusammen passen? … Ich finde ihn ja auch sooo romantisch", hatte Flora doch vorhin auch ganz verzückt bemerkt. "Das Gedicht. Möchtest du es denn mal lesen?", bot Prisca deshalb bereitwillig an Flora das Wertvollste zu zeigen, das sie von ihm besaß und im selben Atemzug musste sie schon wieder tief auf seufzen:"Ach Flora, was soll ich denn jetzt nur tun? …" Alles hätte so schön sein können, wie konnte es nur so kommen und wie wird es nun weiter gehen? Prisca hatte keinen blassen Schimmer. Ob ich Amor oder Venus opfern soll, selbst daran dachte die Aurelia in dem Moment da sie Flora weiter verzweifelt ansah und das hübsche Gesicht ihrer Cousine insgeheim mit dem der Göttin verglich.

    Flora war da! Ob sie nun Flora oder lieber Narcissa in diesem Moment bei sich gehabt hätte? Prisca könnte es nicht sagen. Die Zwillinge waren sich so ähnlich und wiederum so verschieden, wobei Prisca die beiden ohnehin gleichermaßen ins Herz geschlossen hatte. Wie viele schöne und unbekümmerte Stunden hatten sie zusammen verlebt und genossen. So wie es nun ein schönes und beruhigendes Gefühl war nicht allein zu sein, sondern einen der beiden Zwillinge ganz nah zu wissen, in dieser schweren Stunde. Flora würde bei ihr bleiben, würde sie trösten und sie würde verstehen, was in ihr vorging und das obwohl sie die Jüngere war. Bei allen Göttern! Prisca hatte ja keine Ahnung, dass Flora bereits mehr Erfahrung in diesen Dingen besaß wie sie selbst und noch viel weniger wäre es ihr in den Sinn gekommen, mit wem! ihre Cousine gar diese Erfahrungen gesammelt hätte.


    Zweifelssohne wäre sich Prisca aber - hätte sie es denn gewusst - lächerlich vorgekommen nun von ihrem (vergleichsweise) harmlosen Kuss zu erzählen und mit Sicherheit wäre sie schockiert gewesen über Floras Tat! … Doch andererseits hätte Prisca wohl nicht anders gehandelt wie augenblcklich Flora, egal welchen Rat sie einander würden geben können - oder auch nicht. Das war ohnehin nicht das Eintscheidende. Flora nahm an ihrem Kummer teil und das tat gut und es half, ein wenig die Tränen zu trocknen. "Unfair, ... genau", echote Prisca ganz leise, schniefend und nach Fassung ringend um ihrer Cousine die genaueren Umstände schildern zu können:


    "Es ist ein Flavier. ... Aulus Flavius Piso ist sein Name. … Ich weiß gar nicht, kennst du ihn zufällig?", kurz warf Prisca einen fragenden Blick hoch zu Flora, ehe sie das Gesicht wieder ein wenig ins Kissen vergrub und weiter erzählte: "Ich hab ihn das erste Mal auf der Hochzeit von Marcus getroffen, mit einer Anderen. … Das zweite Mal sind wir uns dann auf dem Markt begegnet. Da hat er mir erzählt wie unglücklich er sei, weil sie ihn einfach verlassen hat und so sind wir ins Gespräch gekommen. Er wirkte zuerst ganz niedergeschlagen und traurig, doch dann haben wir uns irgendwie immer besser verstanden. ... Er ist sehr gebildet und hat so viele Interessen. Er ist so anders, Flora, so … süß" Prisca verstummte eine Sekunde lang, grübelnd, wie sie jetzt ausgerechnet auf 'süß käme … "Naja und kurz darauf hat er mir ein Gedicht gewidmet und heute haben wir uns rein zufällig im Garten wieder gesehen", kürzte Prisca die Erzählung etwas ab, da Flora ja mittlerweile wusste was da passiert ist.


    Nein nicht ganz! Prisca spürte wie die Tränen erneut zu fließen begannen, wenn sie daran dachte warum Marcus so wütend gewesen war. Enttäuscht vielleicht auch, aber vor allem war er wütend auf den Flavier :"Doch er war wütend, Flora, sehr sogar! Piso ist anscheinend meiner Stimme gefolgt und einfach in den Garten gegangen, obwohl er im atrium hätte warten sollen. … Sieh mich doch an! Ich war fast nackt, als er mich dort beim sonnenbaden überrascht hat. Und Marcus wiederum hat mich so in Pisos Armen liegend gesehen!" So wütend hab ich Marcus selten erlebt. So wütend, dass er Piso am liebsten geschlagen hätte ... geschlagen?!


    Erneut verstumme Prisca, schniefend, als sie spürte wie die Tränen zurück kamen. Das war ein so beschämender Moment gewesen, aber nicht nur, weil sie unpassend gekleidet gewesen war. Viel schlimmer war, dass sie es insgeheim genossen hatte sich Piso so zu zeigen und das Schlimmste?! Das mit Abstand Schlimmste kam zum Schluss: " Und und dann, … dann Hat Piso plötzlich nur noch von seiner Arbeit gesprochen, weswegen er eigentlich her kommen sei." - Wollte er sich damit nur heraus reden? Männer! Sie dürfen sich alles erlauben, und wir? Flora hat ja so recht! " Er tat irgendwie, als sei nichts weiter gewesen. Verstehst du das? Und unser Kuss? Bedeutet ihm der etwa gar nichts?!" Dieser Schuft! "Oh Flora und da, da … ha.hab ich ihn vor Marcus´Augen einfach geoooohrfeeigt . " Wie schrecklich! Damit ist jetzt alles aus. Aus und vorbei und für immer. Das letzte Wort ging in ein klägliches Wimmern über, während Prisca - geschüttelt von einem neuerlichen Weinkrampf - sich ganz fest an Flora drängte. Ihre Cousine wusste jetzt alles und Prisca war froh darüber. Jetzt wollte sie eigentlich an nichts mehr denken und nur noch eines ... gehalten werden und irgendwie Trost finden ...

    Ob Flora ihre Abweisung respektieren und wieder gehen würde? Oder würde sie es riskieren, trotzdem einzutreten auch auf die Gefahr hin, dass sie etwas an den Kopf geworfen bekäme? Prisca lag einfach nur weinend da und wusste selbst nicht was ihr lieber gewesen wäre. Natürlich würde sie niemals etwas nach ihrer Cousine werfen, niemals! … Naja, so ganz stimmte das nicht. Aber das letzte Mal als das passiert ist, war Prisca acht Jahre alt gewesen. Sie konnte sich sogar noch sehr gut daran erinnern, wie sie daraufhin von ihrer Mutter vor den beiden Zwillingen ausgeschimpft und bestraft wurde. Habe ich dir nicht ausdrücklich verboten Dinge nach deinen Cousinen zu werfen?! Zur Strafe wirst du den beiden eine Woche lang das Frühstück ans Bett servieren …, hatte Mutter damals ihre Tochter drakonisch vor den beiden bestraft.


    Seltsam, dass Prisca ausgerechnet jetzt daran denken musste. Vielleicht deshalb, weil sie damals ebenso verwirrt und beschämt darüber gewesen war von ihrer Mutter mit einem Sklavendienst bestraft zu werden, wie sie jetzt im Augenblick wieder verwirrt und beschämt war über das, was eben im Garten passierte. Die Strafe von damals war natürlich längst verziehen und vergessen und als sich die zarte Hand von Flora auf ihre Schultern legte, tat es unheimlich gut ihre Nähe zu spüren.


    Ungewollt musste Prisca sogar lachen, als Flora fragte ob sie neue Vasen holen sollte. Ob sie sich noch an damals erinnert? Prisca schüttelte sich kurz und auf das erstickte Kichern hin versuchte sie schniefend ihre Tränen irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Doch das wollte ihr einfach nicht gelingen. "Ach Flora, …es …ist …so schrecklich", krächzte Pirsca heiser und gleichzeitig rollte sich - samt Kissen - ein wenig zusammen und so herum, dass sie mit dem Kopf seitlich neben dem Oberschenkel ihrer Cousine zum liegen kam. Das Gesicht ein wenig zur Seite gedreht konnte sie Flora verschwommen erkennen und sie wiederum würde nun beurteilen können, wie schlimm es wäre.


    "Ich … ich glaub ich hab mich in ihn verliebt …"", begann Pricsa mittendrin und gerade heraus zu erzählen ohne darauf zu achten, dass Flora ja gar nicht wissen konnte welches Gefühlschaos gerade in ihrer Cousine tobte: "Schon auf dem Markt hat er mir so gut gefallen. …Er, er ist so anders! … Stell dir vor sogar ein Gedicht hat er für mich geschrieben, nur für mich … und … und jetzt haben wir uns geküsst und .. und dann hat er … er hat … wegen Marcus. Er wird nie zu lassen, dass … wir uns wieder sehen … nie, nie, niemals wieder", kamen die Gedankenfetzen ebenso unkontrolliert über Priscas Lippen, wie sie gerade durch ihren Kopf schossen. Aber irgendwie tat es gut es endlich jemanden sagen zu können, obwohl letztendlich auch Flora ihr sicher nicht sagen könnte:"Was …soll ich denn jetzt nur tun, ... FLora?", war der letzte verzweifelte Versuch irgendwie das Ganze zu ordnen, ehe sich die Aurelia hilfesuchend an ihre Cousine anschmiegte um wenigstens ein wenig Geborgenheit bei ihr zu finden, während sie weiter weinte ...

    Warte! Der strenge Tonfall ihres Onkel war unmissverständlich. Also wartete Prisca, auf ihre gefalteten Hände starrend und in der Hoffnung, bald alles hinter sich zu haben. Doch es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis Pegasus das Schreiben schließlich wortlos an Marcus weiter reichte und dieser nun die 'Echtheit' prüfen konnte. Es war mit Sicherheit keine rühmliche Tat auf die Prisca stolz gewesen wäre, dennoch war es ihr weitaus leichter gefallen den Brief einfach zurück zu halten, als die Gewissheit zu ertragen was darin geschrieben stand. Ob die Beiden ihre Beweggründe verstehen konnten? Sie müssen es einfach verstehen wenn sie den Brief genau lesen, war Prisca von ihrer "Unschuld" überzeugt. Was waren schon ein paar Wochen der Ungewissheit für ihn und ein paar sinnlos losgeschickte Boten. Sicher, ihr Bruder war ein uneheliches Kind und damit war sein Stand von Geburt an auch nicht leicht.Egal! Was zählte war die Tatsache, dass sie ein- und den selben Vater hatten und Pegasus war der Sohn, den der gemeinsame Vater so sehr gewünscht hat, nicht ich.


    Ich war ihm doch egal und meine Mutter auch, da sie ihm nur ein Mädchen geschenkt hat, haderte Prisca nach langer Zeit wieder mit ihrem Vater - den Vater, den sie selbst nie kennen gelernt hatte. Tat sie ihrem Vater damit nicht unrecht? Wie auch immer. Jedenfalls glaubte Prisca all die Erinnerungen an diesen Brief und an das Vergangene endlich verdrängt zu haben und da musste ausgerechnet er hier auftauchen und alles wieder an die Oberfläche spülen.


    Und nun? Ist doch alles bestens oder nicht? Jetzt hast du den Beweis und kannst unbesorgt dein Leben führen, zusammen mit diesem stillen Gedanken warf Prisca einen flüchtigen Blick zu ihrem Halbbruder um sich davon zu überzeugen, wie er triumphierte. Doch was tat er??? … Prisca konnte es nicht fassen, dass Pegasus es wagte sie derart vorwurfsvoll anzusehen. Sein Kopfschütteln und dazu dieses demonstrative Schweigen. Das reicht! Was hatte er, … was hatte sie denn erwartet? Wenigstens ein einfaches 'Danke', eine ähnliche Geste, etwas versöhnliches vielleicht?! Hauptsache irgendeine Regung und nicht nur ein Kopfschütteln!


    Augenblicklich spannte Prisca ihren Körper und tief sog sie die Luft ein. Nein! sie wollte nicht laut aussprechen was sie gerade dachte und was sie später bereuen würde: Sie mich gefälligst nicht so an! Eigentlich solltest DU MIR auf Knien dafür danken, dass ich diesen Brief nicht längst verbrannt habe! Ja, wie dumm von mir, es nicht zu tun! … Wie lange musste ich, im Gegensatz zu dir, mit der Gewissheit leben, dass mein , …dass dein, … dass unser Vater eigentlich nur dich liebt?! , funkelte sie ihm stattdessen wütend und mit zusammengepressten Lippen stumm entgegen.


    Womöglich wäre ihr das eine oder andere falsche Wort herausgerutscht, hätte Marcus nicht im selben Moment Pegasus offiziell als seinen Neffen anerkannt. Gleichzeitig stieß Prisca lautlos, die angehaltene Luft wieder aus und die innere Wut auf ihren Bruder, welche letztendlich ihr selbst gegolten hatte, sie war mit einem mal verflogen. Ja fast fühlte es sich nun wie eine Erleichterung an. Endlich war es offiziell, dass sie einen Bruder hatte! Seltsam, jetzt freue ich mich auch noch für ihn, stellte Prisca tief in ihrem Inneren völlig verwirrt fest, während sie - auf die an sie gerichtete Frage ihres Onkels - nur kopfschüttelnd den Blick hinunter, auf ihre vor dem Schoß gefalteten Hände senken konnte. Keiner kann mich verstehen, nicht einmal Marcus, warum ich so gehandelt habe …


    "Es tut mir leid", kam es leise (dafür aber nicht zögernd sondern aufrichtig klingend) über ihre Lippen und an der Grenze der Verständlichkeit folgte dann ihrerseits mit tonloser Stimme die 'offizielle' Begrüßung des Bruders: "Willkommen in der Familie Aurelius Pegasus"". Prisca fühlte sich unwohl in ihrer Haut. Sie schämte sich und eigentlich wollte sie sich nun freuen, doch gleichzeitig war sie wütend und verletzt, da keiner der Beiden ihre eigentlichen Beweggründe verstand, oder es zumindest versuchte. Habe ich nicht den ersten Schritt getan, oder erwartete sie jetzt zu viel? Vielleicht half etwas Zeit, die vergehen musste, bis alles wieder gut wäre. "Darf ich jetzt gehen?" Ein kurzer bittender Blick traf Marcus und Prisca hoffte, dass sie nun keine weiteren Erklärungen mehr liefern müsste ...

    Leer wie das Tischlein, auf dem bis eben noch die Vase gestanden hatte, fühlte sich Prisca innerlich und so wie die Vase da am Boden lag, glaubte Prisca auch ihr Herz in tausend Scherben zerborsten. Die Sklavin tat gut daran schleunigst den Rückzug anzutreten, denn zweifelsohne wäre sie kaum die Richtige, an deren Schulter sich Prisca hätte ausweinen wollen. Doch wen hab ich schon? ...Marcus!? Nein, obwohl ihr der Onkel als erstes einfiel, wäre gerade er doch diesem speziellem Falle der Letzte, dem sich Prisca mit ihrem Kummer hätte anvertrauen können. Und Laevina? - Ihre Lieblingscousine war einfach zu weit weg ...Ursus, Celerina oder Septima vielleicht? Nein so vertraut war Prisca mit allen (noch) nicht, dass sie ihnen ihr Leid hätte kund tun können. Mein Halbbruder gar?...nein, nein, nein … niemals, gleichzeitig mit diesem unsinnigsten aller Gedanken, schüttelte sich Prisca weinend auf ihrem Bett hin und her...


    Da klopfte es erneut an der Türe und Prisca hielt kurz die Luft an. Flora? Tatsächlich! Es war ihre jüngere Cousine die sie, im Doppelpack mit Narcissa, seit ihrer Kindheit her gut kannte. Oh ja, sehr gut sogar! Die vielen gegenseitigen Besuche und gemeinsamen Ausflüge mit ihren Cousinen hatte Prisca immer sehr genossen, obwohl sie eigentlich stets den beiden Zwillingsschwestern unterlegen war, zumindest, wenn es ums gegenseitige Necken und Streiche spielen ging. Oh, wie sehr beneidete Prisca die Beiden darum, dass sie einander hatten und ausgerechnet Flora musste nun vor ihrer Türe stehen und ganz naiv fragen, ob alles in Ordnung sei. In Ordnung?, gar nichts war in Ordnung, genau das war es ja …


    "Es … es ist nichts Flora, danke! ...Alles in Ordnung. … Lass, lass mich … einfach in … Ruhe! Ja?", erwiderte Prisca schluchzend und mit hilflos klingender Stimme bei dem halbherzigen Versuch, so abweisend wie möglich zu klingen. Flora kam so gelegen, dass Prisca sich einfach nicht dazu durchringen konnte, ihre Cousine spontan herein zu bitten und sich ihr bereitwillig anzuvertrauen - so gern sie es auch getan hätte .. Es ging nicht. Und was machte sie stattdessen? …


    Schluchzend vergrub Prisca das Gesicht einfach noch tiefer in das Kissen und wünschte sich nur weg! Weit weg! An einen fernen Ort und fern von all dem, was ihr so viel bedeutete ...

    Aus Ravenna stammte Nigrina also. Genau wie Flavius Piso, dachte Prisca wieder an jenen Flavier, der ihr ihr seit der Begegnung auf dem Markt nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Ein Gedicht hatte er ihr versprochen und eine Einladung zum baldigen Wiedersehen. Gut möglich, dass Nigrina ihr vielleicht ein bisschen mehr über ihn und auch die übrigen Flavier erzählen könnte ohne, dass Prisca es wie eine offensichtliche Ausfragerei aussehen lassen wollte. Andererseits wusste sie so gut wie auch die Flavia, dass in den höheren Gesellschaften Roms hinter jeder Frage und jedem (geheuchelten) Interesse, auch ein Hintergedanke stecken konnte, was die Aurelia im übrigen nicht weiter tragisch fand. manus manum lavat, hieß es doch so schön. Womit Prisca die Pflege guter Beziehungen meinte, zu denen eben auch das gegenseitige Nehmen und Geben von Informationen gehörte. Von daher wäre es nur verständlich und nachvollziehbar wenn Nigrina versuchen würde über sie Kontakte zu knüpfen. Nicht anders hatte es Prisca bei ihrer Ankunft gemacht und so wäre sie sicher gerne dazu bereit ein paar Informationen preis zu geben, sofern sie dies überhaupt vermochte. Natürlich spielte dabei auch die Sympathie eine große Rolle und diesbezüglich hatte das Gespräch sehr gut begonnen.


    Ach ja, Vera, genau! Diesen Namen hatte Piso erwähnt, fiel es Prisca wieder ein als sie den Namen hörte. Seltsam nur, dass er gar nicht von Nigrina gesprochen hatte, was allerdings nichts bedeuten musste. Prisca zog es dennoch vor nicht weiter nach zu haken, sondern stattdessen nickend auf die Fragen der Flavia zu antworten:" Ja, ich kenne deinen Bruder! … Das erste Mal sind wir uns auf der Nordwind begegnet, dem Schiff, auf dem mein Onkel und deine Großcousine ihre Hochzeit gefeiert haben ...", erzählte Prisca bereitwillig woher sie Piso kannte und wunderte sich gleichzeitig, dass Nigrina und anscheinend ein ganzer Teil der Verwandtschaft aus Ravenna damals gar nicht zugegen gewesen war. Bei der Größe der Familie wahrscheinlich nicht unüblich, dass dieser Zweig vielleicht keinen so engen Kontakt zu den in Rom ansässigen Flaviern hat, vermutete die Aurelia denn das würde wiederum erklären, warum Nigrina ihre Großcousine noch gar nicht kannte, wie sie selbst zu gab. Naja, interessant ist es auf alle Fälle, mehr über die Flavier zu erfahren und schaden konnte es nie, über den alten Adel Roms gut informiert zu sein.


    " … tja und danach haben wir uns noch einmal auf dem Markt getroffen und waren zusammen einkaufen. ...", setzte Prisca ihre Erzählung nahtlos fort, wobei sie aufpassen musste (hoffentlich) weder zu schmunzeln noch zu erröten. 'Getroffen' war das richtige Wort, so wie Piso in mich hinein gerannt ist und mich dazu auch noch wüst beschimpft hat., erinnerte sich die Aurelia an seine etwas ungewöhnlichen Begrüßungsworte. Da sie Piso aber versprochen niemals ein Wort über seinen Fauxpas zu verlieren schwieg sie dazu. Passenderweise konnte Prisca den Markt gleich als Aufhänger nutzten, um wiederum das Gespräch auf Nigrinas Ankunft zu lenken: "Hattest du schon Gelegenheit die Märkte zu besuchen? … konntest du dich denn überhaupt hier in Rom schon ein wenig einleben, seit deiner Ankunft?", womit Prisca nun ganz klar in die Richtung zielte ob Nigrina schon Anschluss gefunden hätte und falls nicht, ihr somit die Gelegenheit dazu zu geben …

    Die Farben der Wägen waren Prisca im Grunde genommen ebenso einerlei, wie der Ausgang des Rennens auch. Am ehesten waren es noch die Rennpferde selbst, die mit ihrer Eleganz die Aurelia in den Bann zu ziehen vermochten und als Gesprächsaufhänger eigneten sich die Rennen allemal bestens, wie es sich auch hier wieder zeigte. Doch wenn zwei hirnlose Germanen es schafften ihre Herrschaft vor allen Leuten derart zu blamierten, hörte der Spaß auf! Zum Glück waren nicht nur die beiden aurelischen Sklaven so beschränkt, da die Flavia ebenfalls genötigt war ihre Dienerschaft zurecht zu weisen. Ja ja, gute Sklaven sind rar und vor allem in Rom!, dachte sich die Aurelia dazu nur, wobei die volle Aufmerksamkeit und Neugier natürlich der Flavia selbst galt, wie umgekehrt anscheinend auch.


    "Ja ich lebe schon länger hier in Rom, … du nicht?, beantwortete Prisca bereitwillig die Frage der Flavia mit einem freundlichen Lächeln und einer Gegenfrage.Seltsam, dass sie sich deswegen bei mir entschuldigt, ob sie etwas bestimmtes bezwecken will?, grübelte Prisca kurz nach, denn mittlerweile kannte sie die Gesellschaft in Rom doch so gut um zu wissen, wann ein bestimmter Hintergedanke allein die Freundlichkeit der Worte bestimmte. Ob dies bei der Flavia auch so wäre vermochte sie (noch) nicht zu sagen, wobei allein der Name der 'Flavia' Priscas Neugier weckte, hatte sie ja erst vor kurzem die 'nähere Bekanntschaft' von Flavius Piso gemacht hatte. Ob sie mir vielleicht mehr Informationen über ihn geben kann? Wie sie wohl mit ihm verwandt sein mag? Sicher eine Cousine oder ähnliches .Woher mag sie wohl stammen?", überlegte Prisca für sich, denn ein bisschen hatte sich ja mit dem Stammbaum der Flavier beschäftigt seit sie einmal kurz davor stand einen Flavier zu ehelichen. Aber das ist lange her und war längst vergessen. "Ach, ist sie am Ende gar seine Schwester, von der er erzählt hat, dass sie in die römische Gesellschaft eingeführt werden soll?, mutmaßte die Aurelia und verwechselte dabei (ungewollt) Nigrina mit Flavia Vera, von der Piso eigentlich auf dem Markt gesprochen hatte.


    Leider konnte sich Prisca aber nicht mehr genau an den Namen erinnern, weshalb sie mit der nächsten Frage zunächst eine falsche Annahme traf: "Sag, bist du zufällig näher mit Flavius Piso verwandt? Er hatte mir nämlich von s..einer Schwester erzählt, die erst kürzlich nach Rom angereist sein soll?..", dabei versuchte Prisca ihre Neugier für jenen Flavier nicht allzu offen zu zeigen, indem sie zum Schein den Blick kurz auf das Rennen heftete, ehe sie noch erklärend hinzufügte: "Ich kenne übrigens deine Familie ziemlich gut. Mein Onkel Aurelius Corvinus, … der die diesjährigen Megalesia ausrichtet, …", was Prisca nicht ganz ohne Stolz nebenbei einfließen ließ." ist nämlich mit Flavia Celerina verheiratet", endete Prisca lächelnd, um der Flavia Gelegenheit zur Antwort zu geben.

    Vom Garten her kommend lief Prisca geradewegs in ihr cubiculum, um dort schluchzend auf ihr Bett zu fallen. Oh! Sie war so ... so wütend, verzweifelt, beschämt und …und … und so vieles mehr. Dieses Gefühlschaos in ihrem Herzen! Niemals würde es sich wieder ordnen lassen. Davon war Prisca überzeugt und gleichzeitig wollte sie die Hoffnung nicht aufgeben. Warum habe ich mich nur so gehen - mich hinreißen lassen? Warum nur?? So spontan! Dieser Kuss, er ... war so schön und doch war es dumm… Musste Marcus ausgerechnet in dem Moment erscheinen und alles mit ansehen? Was wird er jetzt von mir und Piso denken? ...Ach Piso! Du Schuft! Warum musstest du unseren Kuss einfach so abtun, als sei es eben nun mal passiert und damit gut. Nichts weiter? Ohh wie kann er nur derart abgebrüht sein? Er …er war doch so nett und sympathisch … so anders, als wir uns auf dem Markt über den Weg gelaufen sind! Oder sind am Ende doch alle ... Männer gleich?...


    Wie sie es auch drehte und überdachte, sie fand einfach keine 'Anleitung zum glücklich sein'. Ich werde niemals einen finden, der mich wirklich l .l arrrhhhrr!!! Nicht einmal mehr in ihren Gedanken wollte Prisca dieses Unwort in den Mund nehmen und stattdessen schlug sie lieber mit den Fäusten auf das weiche Kopfkissen ein, welches klaglos die Schläge und Tränen schluckte und das wütende Schluchzen der Aurelia ein wenig dämpfte. Alles grübeln und die vielen (Selbst)Vorwürfe vermochten die Schmach nicht zu lindern, die sie erlitten hatte. Schlimmer noch wog allerdings der Schmerz in ihrer Brust, tief drinnen in ihrem Herzen, gegen den die Aurelia machtlos war. Ohne es selbst zu verstehen, weshalb und woher diese Gefühle so plötzlich gekommen waren, konnte Prisca einfach nichts dagegen tun, dass ich ihn


    "Liebe![SIZE=7] … Pah! Warum empfindet sie nur so für diesen Rüpel vom Markt?"[/SIZE], murmelte Saba kopfschüttelnd als sie gerade die Türe zum cubiculum der Herrin erreichte. Natürlich hatte die Sklavin das Geschehen heimlich weiter verfolgt, nachdem ihr der Hausherr die Frage gestellt hatte wo denn dieser Flavier abgeblieben wäre. Es konnte (und sollte) ihr eigentlich egal sein was die Herrschaften so trieben, doch ein bisschen mitschuldig fühlte sie sich schon, da sie so schnell und ehrlich Auskunft erteilt hatte. Im Grunde hatte Saba dies nur getan weil sie diesen Flavier nicht mochte, ohne allerdings die Herrin damit unglücklich machen zu wollen.


    "Herrin? … Kann ich etwas für dich tun?", meldete sie sich deshalb zaghaft zu Wort, nachdem sie vorsichtig die Türe zum cubiculum ein wenig aufgezogen hatte. "Ja …verschwinde einfach!", kam es fauchend vom Bett aus zurück. "Aber Herrin, ich …" - "Du sollst verschwinden! Hörst du schlecht?" - "Nein, aber ich wollte doch …nur …" - "RAUS HAB ICH GESAGT!!" Auch der letzte Versuch von Saba ihrer Herrin, in dieser schweren Stunde bei stehen zu wollen, endete damit, dass die Aurelia wahllos nach einem Gegenstand griff und diesen ziellos in Richtung der Sklavin schleuderte.


    Nur um Haaresbreite verfehlte jener Gegenstand (in Form einer Blumenvase) die Sklavin und zerbarst stattdessen mit einem lauten Klirren am Türstock. Das war unmissverständlich! Saba zumindest hatte genug (gesehen): "Aahhh! Ich … Ich geh ja schon! Verzeih Herrin und … bis später dann, irgend wann!" Niemand konnte nun behaupten sie hätte nicht alles versucht, aber der Herrin war im Moment nun mal nicht zu helfen …

    Natürlich konnte Prisca mit ihrer vagen Vermutung über Septimas Gedanken falsch gelegen haben. Schließlich waren diese Säule und der Zeitpunkt beiderseits nicht gerade günstig gewählt, um etwaige Gefühle für einander zu hegen, oder gar offen zu zeigen. Zudem war ihre körperliche Nähe rein zufällig entstanden und nicht durch ein bewusst gewolltes, gegenseitiges Annähern. Unangenehm empfand Prisca die Berührungen jedoch keinesfalls, im Gegenteil, empfand sie es als sehr schön und angenehm, wie Septima den Arm um sie gelegt hatte und sie so fest zu sich heran zog. Erstens, war es die einzige Möglichkeit unbemerkt hinter der Säule bleiben und, zweitens, war Prisca durchaus empfänglich für derartige Berührungen, ohne dabei gleich an das Eine zu denken. Aber ein wenig kuscheln durfte schon sein, so kam es ihr in den Sinn, um dieses schöne Gefühl der Geborgenheit zu verspüren, welches leider oft viel zu kurz kam in der Gesellschaft in der sie lebten. Zumindest bei Prisca. Septima hatte ja wenigstens einen Mann, an dessen starker Brust sie sich anlehnen und in dessen Armen sie liegen konnte, so oft sie wollte. Ursus! … Und ausgerechnet er schien so vertieft in das Gespräch, dass ihm völlig entging, wie seine Frau und seine Cousine sich hier (im halbdunkel des Säulenganges und eng umschlungen) vor ihm und Pegasus zu verstecken versuchten. Nur leider ohne Erfolg!


    Dank dieses kleinen vorlauten Sklavenmädchens hatte Pegasus mittlerweile die Anwesenheit der beiden Patrizierninnen ebenfalls bemerkt und sein skeptischer Blick ließ in diesem Moment ziemlich viele Deutungen zu. Das ist er?! ... Dieser ... glaubt er etwa, wir knutschen hier herum? ... Weiss er denn überhaupt, wer ich bin? ... Oder ahnt er es bereits? Wird er mir gar die Schuld für alles geben wollen?, fühlte sich Prisca ihrerseits wie ertappt, etwas Unrechtes begangen zu haben. Ich? Niemals Wie versteinert wirkte Priscas Miene ihrem Bruder gegenüber, unfähig etwas zu sagen oder gar eine Erklärung zu liefern. Nun war guter Rat und eine noch bessere Ausrede teuer!


    Zum Gück behielt Septima in diesem entscheidenden Moment die Nerven und fand eine Ausrede - und was für Eine. Wie bitte? Wir messen den Umfang der Säulen? ....herrje, etwas besseres fällt uns nicht ein?!, dachte die Aurelia und im selben Moment trat sie auch schon direkt neben Septima, um deren Aussage nickend zu bestätigen:"Ehm ja, genau! Wir ... wir haben ehm, versucht die Säule mit unseren Armen zu umfangen, doch .. ts ts .. man glaubt es kaum, wie dick die in natura sind! ... Hättet ihr gedacht, dass die so dick sind?Na bravo! Jetzt machen wir uns komplett lächerlich, ohrfeigte sich Prisca selbst mit einem Schulterzucken. Na wenn es wenigstens dazu beiträge, um schnell von hier verschwinden zu können, soll´s mir recht sein. ... Ursus bekam dazu ein herzliches Lächeln geschenkt, während Pegasus nur einen abfälligen und gleichzeitig musternden Blick von Prisca erntete ...

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    ..."Es ist gerade ungünstig", ... "Sie kann im Anschluss gern hereinkommen." .... "Ich verstehe, dass die Situation schwierig für dich ist, doch für uns andere ist sie nicht leichter", ...


    Unter normalen Umständen hätte Prisca sicher dem Wunsch ihres Onkels entsprochen, wobei er ihr schon einen triftigen Grund hätte nennen müssen, weshalb er sie warten ließe. So wie diesen hier zum Beispiel, aber genau aus diesem Grund war Prisca hier. "Nein kann sie nicht! … Entschuldige bitte Marcus, aber das hier kann leider nicht warten Den Brief in ihrer Rechten haltend schob Prisca sich energisch an dem verdutzten Sklaven vorbei und schritt direkt auf die beiden Männer in ihren Sesseln zu. "Ich muss dir etwas sagen, … ich habe hier … ich … also" Mit jedem Schritt verließ Prisca mehr und mehr der Mut und die Lust für das hier eine Erklärung liefern zu wollen.


    Der einzige Brief ihres Vaters und die Bestätigung zugleich für Prisca, dass Er meine Mutter betrogen hatte, dass ihre Ehe doch nicht von der wahren Liebe zueinander geprägt war, wie ich immer geglaubt habe, dass er mich nicht so geliebt hat wie ihn, weil ich nur ein Mädchen bin… nur zweite Wahl gegenüber ihn, meinem Bruder, schossen Prisca die alten Gedanken wieder durch den Kopf, durch die ihre heile Welt einen irreparablen Schaden genommen hatte.


    Nur flüchtig warf sie Pegasus einen Blick zu und ebenso schaffte es Prisca nicht, ihrem Onkel in die Augen zu sehen, als sie schließlich vor den Beiden stand. "Ich … Prisca blickte stattdessen auf die Schriftrolle deren Siegel eindeutig war so wie der Inhalt … Was spielt es noch für eine Rolle, dass ich es war die das Siegel gebrochen habe…, dachte Prisca daran, wie sie den Brief zwischen den Sachen ihrer Mutter gefunden hatte. Es war kein Liebesbrief und auch kein Brief an die Tochter und doch war es das einzige Schriftstück das ihr vom Vater geblieben war …


    "Hier nimm und lies selbst!, gab Prisca sich selbst endlich den entscheidenden Ruck, indem sie den Arm einfach ausstreckte und Pegasus den Brief übergab. "Wenn ihr mich nicht mehr braucht, dann würde ich gerne wieder gehen.", schloss Prisca ihr unbefugtes Eindringen ab und wartete aber, bis sie die Erlaubnis dazu bekäme.



    Meine liebe Vespa


    Da nun einige Tage vergangen sind seit unserem Gespräch und du es seitdem vorziehst mir aus dem Weg zu gehen, schreibe ich dir diese Zeilen in der Hoffnung, dass du sie zumindest liest und versuchst, mich zu verstehen. Ich weiß, ich hätte es dir schon viel früher sagen müssen, doch was hätte dies zwischen uns geändert? Unsere Vermählung war damals längst besiegelt und ebenso ändert es nichts an der Tatsache, dass ich dich immer noch ehre und begehre wie am Tage unserer Hochzeit. Du bist schließlich eine wunderschöne Frau und du hast mir Prisca geschenkt, meine Tochter, die ich sehr liebe. Ich werde immer für euch sorgen und deshalb kannst du dich auch nicht darüber beklagen, dass ich noch ein Kind mit einer anderen Frau habe. Ich gebe zu, es war nicht richtig dir nichts von ihnen zu erzählen und es mag nun viel von dir verlangt sein, aber nicht zu viel, dass du wenigstens akzeptierst wer Paullus Aurelius Pegasus ist. Er ist mein Sohn! Der Sohn den ich mir immer gewünscht habe, den ich über alles liebe und der diesen Namen tragen und in Ehren halten wird, den ich ihm gegeben habe. Daran wirst du nichts ändern, also respektiere endlich meinen Entschluss. Ich verlange nicht, dass du mir verzeihst auch wenn ich die Hoffnung nicht aufgebe, dass du es irgendwann wirst. Jedoch verlange ich von dir, dass du unsere Ehe nicht nur zum Schein wirken lässt und du deine ehelichen Pflichten mir gegenüber erfüllst, wie sie umgekehrt dir zu stehen.


    PS: Ich muss dich hoffentlich nicht daran erinnern, dass wir morgen Abend zu einer cena beim Consul eingeladen. Dieses Treffen bedeutet sehr viel für mich. Ich werde es jedenfalls nicht dulden, dass du mich blamierst, solltest du es wagen dieser Einladung fern zu bleiben.


    Marius

    Schweren Herzens hatte Prisca ihre Schritte hierher gelenkt und noch immer haderte sie mit sich und ihrem Gewissen. War es klug hierher zu kommen? Jetzt oder nie, hatte sie sich immer wieder vorgesagt und nun wäre es soweit. Endlich! Oder wäre es nicht doch viel einfacher, das zu tun, was sie schon die ganzen Jahre über hätte tun können? Wie lange würde es dauern, bis eine Flamme ein ganzes Leben hätte auslöschen können? Sein Leben! Einfach so! So verlockend es auch gewesen wäre, den Brief ihres Vaters einfach so zu vernichten ... Die Tatsache, dass sie es - nach all den Jahren - noch immer nicht getan hatte war eigentlich Beweis genug, wie schwer es ihr fiel: Mir einzugestehen was der Wahrheit enspricht, sowie, dem Sklaven mit einem einfachen Kopfnicken anzudeuten, sie unverzüglich bei ihrem Onkel anzumelden.


    Dem Sklaven wiederum fiel es umso leichter dem Nicken der Herrin zu entsprechen. Er öffnete ganz einfach die Tür zum cubiculum des Hausherrn (einen Spalt weit), steckte den Kopf hindurch und passte den richtigen Moment gerade so ab, um mit demütiger Stimme anzumelden: "Herr entschuldige die Störung, aber deine Nichte wünscht dich augenblicklich zu sehen!" So zumindest hatte der Sklave das Kopfnicken der Aurelia so (ganz richtig) inerpretiert. ^^