Sollten die Beiden nicht langsam losgehen, wenn sie schon einen Einkaufsbummel unternehmen wollten? Mochten sich die Sklaven vielleicht in dem Moment denken, da die Aurelia und der Flavier immer noch wie angewurzelt beisammen standen und sich gegenseitig ihren Kummer beichteten.
In der Tat stand Prisca augenblicklich weniger der Sinn nach den vielen Kostbarkeiten ringsherum. Vielmehr hatte Pisos Geschichte durchaus ihr Interesse und Mitgefühl geweckt, welche sie aus eigener Erfahrung gut nachvollziehen konnte. Zudem berührte sie seine nette Art und sein offenes und ehrliches Wesen, welches Prisca hinter seinem verlegenen Lächeln, seinen glänzenden Augen vermutete. Es kam schließlich selten genug vor, dass ein Mann so offen seine Gefühle zeigte, noch dazu in der Öffentlichkeit, dass ihr so etwas nicht aufgefallen wäre. Na gut, sein Ausraster von eben mochte irgendwie gar nicht zu dem sympathischen Bild passen, welches er nun wieder bot. Aber was soll´s. Vielleicht waren seine Gefühle zu dieser Frau wirklich so immens gewesen, dass die Verzweiflung über den Verlust ihrer Liebe, ihm derart zu setzte.
Ganz nebenbei bemerkte Prisca allerdings auch, dass der Einfluss seiner Familie einer solchen Beziehung mit Sicherheit keine Zukunft gegeben hätte. Tja, kein Wunder eigentlich, waren die Flavier als altes und angesehenes Adelsgeschlecht doch bekannt für ihre hohen Prinzipen und Erwartungen. Hm, wenigstens ist seine Familie konsequent was eine Verbindung mit den Plebejern angeht, was man von meiner Familie leider nicht sagen kann, dachte Prisca ohne es laut zu äußern. Piso hätte sie mit so einer Äußerung wohl am wenigsten geholfen, auch wenn es sicher nicht von der Hand zu weisen war, dass solche Verbindungen eben nicht überall gern gesehen waren. Andererseits erkannte Prisca auch wie ernst es Piso mit dieser Frau gewesen war und das überraschte sie doch sehr.Du meine Güte, er hat sie tatsächlich geliebt - naja zumindest begehrt, so wie er es schildert! Ach warum gibt es nicht mehr von seiner Sorte, schwärmte Prisca innerlich, wobei der tiefe Seufzer den sie dabei unbewusst ausstieß, durch die folgende Frage des Flaviers, eher wie das Schnappen nach Luft klang. Zum Glück oder? ...
Bei allen Göttern!! So indiskret konnte aber auch nur ein Mann sein. Prisca schluckte und sah beschämt zur Seite, dann zu Boden ehe sie wieder unsicher in Pisos Augen sah. Längst war der Flecken auf ihrem Kleid vergessen angesichts des Schandfleckes, welchen Prisca nun auf ihrer eigenen Stirn wähnte. Wie oft hatte sie sich die Frage gestellt warum jener Flavier, ohne ein Wort 'einfach so' verschwunden war. Längst glaubte sie darüber hinweg zu sein, nachdem auch seine Familie angeblich nicht wusste warum er so plötzlich verschwunden ist. Und nun diese Frage! Vielleicht bin ich zu unattraktiv oder zu ungebildet. Oder hatte Caius am Ende gar Bedenken gehabt, dass ich ihn mit meinen Manieren vielleicht blamieren könnte, nachdem was auf unserem Ausflug alles passiert war!?, plagten Prisca wieder die alten Selbstzweifel da sie sich damals am Meer ganz ungezwungen und natürlich verhalten hatte. Doch das würde ihr so schnell nicht wieder passieren.
Am liebsten hätte die Aurelia deshalb Pisos letzte Frage einfach ungehört verklingen lassen, oder diesbezüglich gelogen. Lügen genau! Gehörten diese nicht ebenso zu diesem Thema? Vielleicht hatte Caius sie damals auch belogen und genauso erging es nun Piso? Wer wusste das schon. Jedenfalls hatte Piso nicht verdient belogen zu werden und darum nickte Prisca schließlich zaghaft, nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit brauchte um sich zu dem Geständnis durch zu ringen:"Ja ich, ehm … mir ist dies auch schon einmal passiert. … Erst machte er mir Geschenke, dann lud er mich zu einem Ausflug ein damit wir uns besser kennen lernen und dann , … dann war er plötzlich weg - verschwunden. … Es hieß er sei zurück nach Hispania gegangen. Nicht einmal seiner Familie soll er verraten haben wohin genau und warum er so plötzlich weg wollte." .. Möglicherweise war das ja auch eine Lüge. … Ob Piso mir die Wahrheit sagen würde?, dachte sich Prisca wobei sie es vermied, irgendwelche Namen zu nennen. "Vielleicht habe ich ja seinen hohen Ansprüchen oder denen seiner Familie nicht genügt, … wer weiß", rutschte es ihr dann schulterzuckend noch heraus und für diesen - rein nach Komplimenten fischenden - Satz hätte sie sich am liebsten selbst geohrfeigt. Warum sag ich nur so was? …
Prisca fühlte genau, wie in diesem Moment ihre Wangen zu glühen begannen und deshalb versuchte sie irgendwie das Thema zurück zu Pisos "Problem" zu bringen. Nur wie? : "Hast du denn gar keinen Anhaltspunkt wohin sie gegangen sein könnte? … Und würdest du ihr nachreisen, wenn du es wüsstest? … Auch wenn deine Familie damit vor den Kopf stoßen würdest?" … Und was dann? Ob er sie wirklich so sehr liebt, dass er alles für sie aufgeben würde?, dachte sich Prisca dabei und kam fast ins schwärmen, ehe sie sich am liebsten die zweite Ohrfeige geben können. Herrje warum frag gerade ich ihn das …