Trotz der geplanten umfangreich Umgestaltungsmaßnahmen des Gartens war sich Prisca natürlich keinerlei Schuld bewusst! Schließlich hatte sie ja von Ursus höchstpersönlich den "Freibrief" dafür erhalten, die gesamte villa (inklusive hortus) auf den Kopf stellen zu dürfen - sofern dies erforderlich wäre. Aber gut! Soweit musste es ja nicht kommen, denn die Planungen waren ja noch nicht sehr weit gediegen. Außerdem wollte Prisca die Feier ohnehin gemeinsam mit Celerina ausrichten, wodurch jede Aktion - welcher Art auch immer - durch die Gemahlin des Hausherrn sozusagen legitimiert wäre! … Mein Onkel braucht sich also keinerlei Sorgen zu machen!
Trotzdem war Prisca natürlich um ihren Onkel sehr besorgt. Sein Gesundheitszustand war lange Zeit sehr kritisch gewesen und ebenso war es ein offenes Geheimnis, dass ihm sehr viel an seinen geliebten Pflanzen lag. Manchmal kam es Prisca sogar so vor, als würde Marcus jede Blume persönlich beim Namen kennen und das machte es nicht unbedingt leichter ihm schonend beibringen zu wollen, dass eventuell ein paar von seinen Lieblingen in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Seine augenblickliche Freude über ihr offensichtliches Interesse an den Formen und Farben zauberten jedenfalls ein verliebtes Lächeln auf Priscas Lippen. Er ist wirklich süß! Natürlich liebte auch sie Blumen über alles. Doch im Gegensatz zu ihrem Onkel mochte die Aurelia die duftenden Blüten genauso in einer Vase, als Haarschmuck, oder zu ihren Füßen gestreut, ohne sich dabei großartig um die Herkunft und Pflege der Pflanzen zu scheren.
"Also wirklich, Marcus. Ich bin doch kein kleines Mädchen mehr! Was soll das denn heißen: In meinem Alter?", erwiderte Prisca sogleich gespielt schmollend, wobei sie sich gleichzeitig mit einem wohligen Seufzer an ihren Onkel anschmiegte. "Ich bin übrigens auch zu dieser fontinalia eingeladen. Das wird sicher lustig. Du suchst doch hoffentlich nicht ernsthaft nach einer Ausrede um nicht mitkommen zu müssen, hm?! ", bemerkte Prisca schmunzelnd. Marcus schien nicht sonderlich begeistert Celerina dorthin begleiten zu müssen, doch "sich drücken" kam für die Aurelia selbstverständlich nicht in Frage.
"Ja genau. Hieroglyphen gestickt aus Goldfäden. Damit werde ich hoffentlich ein wenig auffallen…, nickte die Aurelia im nächsten Moment auf die Nachfrage ihre Onkels hin, ohne jedoch weiter darauf eingehen zu können, da er schon die nächste Frage stellte.
So arglos diese auch klang, sie war sicher nicht ganz ohne Hintergedanken gewählt. Ob Marcus sich darum sorgte, dass seine Nichte Männerbekanntschaften schließen könnte, von denen er nichts wusste? Unwillkürlich musste Prisca an das letzte Streitgespräch zwischen ihm und ihr denken, welches sie kurz vor seiner Erkrankung geführt hatten. Die Aurelia wollte keineswegs erneut darüber streiten wen sie heiraten sollte und wen nicht, doch eine scherzhaft gemeinte Anspielung kam ihr dennoch unbewusst über die Lippen.Ich gehe zumindest davon aus, dass wir unter uns sein werden. Ausschließen kann ich es natürlich nicht, dass wir bei den Spielen auch ein paar Männer treffen werden." Prisca stoppte und machte ein gespielt schockiertes Gesicht, ehe sie verschmitzt grinsend weiter alberte:"Ach du liebe Güte. Was wäre, wenn ich da einen Mann treffe der meinen Vorstellungen entspricht? Am Ende ist es sogar ein reicher Plebejer?? Dann wäre doch alles bestens!" Die letzten Worte besonders betonend hoffte Prisca nur, dass Marcus ihre Albernheit nicht in den falschen Hals bekäme.
Für eine Sekunde sah es jedoch ganz danach aus, da Marcus abrupt stoppte und mit den Zähnen zu knirschen begann. Oh je. Was hab ich da nur wieder mit meinem losen Mundwerk angestellt. Gerade wollte Prisca sich entschuldigen, da fiel ihr Blick auf das völlig zerwühlte Blumenbeet, welches ihr Onkel stumm mit den Augen fixierte. "Oh …" Was ist denn da so besonderes? Ach herrje. Das waren wohl Einige von seinen Lieblingspflanzen. Zum Glück war ich das nicht! Aber das sieht ja fast so aus, als .. "Waren das wilde Tiere? Hier bei uns im Garten? … Oh bitte! Reg dich deswegen nicht auf Marcus, hörst du, das wächst doch alles wieder nach"".. und denk an deine Gesundheit!, versuchte Prisca den Onkel mit fürsorglicher Stimme zu beruhigen. Ob das so einfach gelänge? Seinem angestrengtem Schnaufen nach zu urteilen, … eher zweifelhalft.