Beiträge von Aurelia Prisca

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    Original von Tiberia Septima et Duccia Clara


    Ooh! Wer hätte das gedacht, dass die Duccia als Mädchen sogar selbst an Wagenrennen teilgenommen hatte, staunte Prisca. Und noch mehr staunte sie über Claras Äußerung bezüglich der Sklaven. In die Kupferminen?!..., würde Clara ihren Sklaven also schicken. Hm, eigentlich keine schlechte Idee. …, überlegte Prisca ernsthaft auf die Bemerkung ihrer Freundin hin, wobei sie fast schmunzeln musste über die Art und Weise wie gelassen Clara dies so nebenbei bemerkte. Sieh an! Hinter Claras hübschen unschuldigen Gesicht verbirgt sich also eine gestrenge und harte Herrin. Aber Clara hatte natürlich Recht. Nur mit Strenge konnte man diese Sklaven zum Gehorsam erziehen.


    Auf die Nachfrage wie es zu dieser Entführung kam und wo die Beiden gerade waren, winkte Prisca allerdings ab: "Das weiß ich gar nicht so genau, Clara. Und ich will es eigentlich auch gar nicht wissen. …" Das Thema hatte sie schon viel zu lange beschäftigt und Septima wiederum schien nicht besonders interessiert an solchen Geschichten zu sein, da sie ihr Augenmerk mittlerweile auf die übrigen Gäste richtete.


    Kurz folgte Prisca dem Blick der Tiberia, ehe sie sich wieder interessiert an Clara wandte, die ihr den Unterschied zwischen den Pferden zu erklären versuchte. "Aha … ganz einfach also … ", wiederholte sie andächtig Claras einleitende Worte und sah gleichzeitig eher fragend ihre Freundin an.Warmblüter - Vollblüter?! "Hmm? … Hat das irgendwas mit dem Temperament der Pferde zu tun?", mutmaßte Prisca denn so ganz "einfach" hörte sich dieser feine Unterschied für sie nicht an. Zu Hause im Stall hatten eben "einfach" die Pferde ihres Vaters gestanden und damals hatte sich Prisca zumindest nie großartig Gedanken über die Unterschiede zwischen den einzelnen Pferdearten gemacht. ...

    Der Rundgang durch das Anwesen war wirklich sehr interessant und aufregend gewesen. Jeder von den gezeigten Orten - der Garten, die Bibliothek, das triclinium - hätten allein von sich aus zum längeren Verweilen eingeladen, doch das eigentliche Ziel und Höhepunkt des Tages waren mit Sicherheit die Pferde, auf die sich Prisca bereits sehr freute.


    Und so erreichten sie schließlich die Ställe, wo die Aurelia aus dem Staunen gar nicht mehr heraus kam. Die Anlage war groß und vor allem sehr sauber. Details auf die Prisca persönlich sehr viel Wert legte. Der Geruch des frischen Strohs und der Anblick der geräumigen Boxen war jedenfalls sehr angenehm wenn man bedachte, wie es vergleichsweise in so manchen menschlichen Unterkünften riechen und aussehen mochte. Selbstverständlich würde Prisca solche Orte niemals freiwillig aufsuchen, aber man bekam das einfache Leben zweifellos irgendwann mit, wenn man in Rom lebte.


    Clara hatte anscheinend eine weitere Überraschung für sie bereit und die war ihr tatsächlich gelungen. Oh wie süß!, seufzte Prisca mit einem versonnenen Lächeln auf den Lippen, nachdem sie und Serrana in gebührendem Abstand, einen Blick auf das kleine Fohlen und seine Mutter werfen konnten. "Oh ja das sind sie in der Tat!", bestätigte Prisca Claras Frage und sie konnte dabei den Blick kaum von den Pferden abwenden:"Du meine Güte seht nur, wie unbeholfen das Kleine noch ist … so süß Prisca schloss das kleine Pferdchen, das gerade versuchte auf die Beine zu kommen sofort in ihr Herz. Das Fohlen wirkte dabei ein wenig hilflos und tapsig und dennoch zeigte es bereits jetzt den Anmut eines edlen Pferdes, zu dem es mit Sicherheit heran reifen würde. "Hat es denn schon einen Namen?", wollte die Aurelia auch sofort wissen und darüber vergaß sie vorerst ganz danach zu fragen wie eigentlich "ihre Stute" hieß, auf der sie reiten sollte.

    Die Aufregung war Serrana womöglich deutlicher anzumerken wie Prisca, obwohl auch sie ein leicht flaues Gefühl in der Magengegend hatte. Schließlich war es schon länger her, dass sie die Zügel selbst in der Hand gehalten hatte und grundsätzlich hatte sie Respekt vor allen Tieren die größer als sie selbst waren. Aber Claras Beteuerung, dass die für sie gedachte Stute ein ruhiges Tier wäre ließen die Aurelia erleichtert schmunzeln. "Vielen Dank Clara. Mal sehen wie viele Äpfel ich brauchen werde, bis meine Stute mich lieben wird", scherzte sie und zwinkerte gleichzeitig Serrana , die für ihre Stute vorsorglich gleich einen ganzen Sack Karrotten mitnehmen wollten, gut gelaunt zu.


    Natürlich war Prisca schon sehr gespannt wie ihre Stute wohl aussehen mochte und vor allem welchen Namen das Tier trug. Zumal sich die Sergia anscheinend das schönste Tier bereits reserviert hatte. Doch zuvor sollten sie noch eine Hausführung erhalten, der Prisca ebenso erfreut sofort zustimmte. Chaerea trug Prisca zum Glück nicht nach, dass sie sich nicht sofort an sie erinnert hatte und so konnte der Tag ohne weitere Vorbehalte beginnen. …

    Ja wenn Blicke töten könnten … wäre Saba wohl augenblicklich tot umgefallen - oder zumindest in Ohnmacht. Lautlos nach Luft schnappend senkte die Sklavin sofort den Blick vor dem Flavier, der sie in einer Art und Weise ansah, dass es ihr eiskalt den Rücken herunter lief. "H.H...Herrin … oder doch lieber d.das Kleid … da vielleicht? Hm??", wisperte sie schnell nach Ablenkung suchend und zog wahllos eines von den billigeren Kleidern heraus, welches prompt auf Ablehnung stieß. Wolle? Noch dazu dunkelgrau? … "Pfui! Das soll ich anziehen? Du dummes Ding! Willst du das ich aussehe wie Eine … na du weißt schon! Tzz… Los geh mir sofort aus den Augen!", tadelte Prisca ihre Sklavin mit strenger Stimme und würdigte die einfach geschnittene Tunika und Saba keines Blickes mehr. "Verzeih mir Herrin… Herr", piepste Saba daraufhin nur noch, beschämt über ihren eigenen Fauxpas, um sich mit einer tiefen Verneigung vor den beiden Herrschaften zurück zu ziehen. Egal was sich die Sklavin dazu denken mochte - jedenfalls vermied sie es tunlichst, den Flavier dabei anzusehen ...


    Im Vergleich zu Saba´s "modischer Katastrophe" bewies der Flavier einen erstaunlichen Geschmack bei der Auswahl und auch ein gewisses Maß an Interesse und Engagement - zumindest - was das Einkaufen anging. Hatte er gar Spaß daran gefunden? Erstaunlich! … für einen Mann, warf Prisca einen bewundernden Blick zu Piso, ehe sie die beiden Kleider näher begutachtete:"Oh! Die sind beide wirklich schön! … Fühl doch mal, Piso, wie leicht und geschmeidig die Stoffe sind", lud sie ihn mit einem sanften Lächeln kurz darauf ein näher zu treten. Piso´s Gemüt schien sich wirklich gebessert zu haben, so wie er es ihr versicherte und deshalb widmete sich die Aurelia nun mit gesteigerter Lust dem gemeinsamen Einkaufsbummel.


    War das der Beginn einer wundervollen Freundschaft? … Gut möglich. Zumindest fühlte sich Prisca von Anfang an sehr wohl in Pisos Nähe, ohne es genauer definieren zu können warum sie ihn so sympathisch fand. Lag es an seiner etwas labilen Gemütsverfassung, die ihn so verloren und hilfsbedürftig wirken ließ, oder war es sein guter Geschmack, seine angenehm klingende Stimme, sein Ausehen? … Sein Stand?! … Gut möglich, dass es eine Kombination aus diesen und noch anderen Faktoren war, die hier zusammen spielten. Sein "kleiner" Ausrutscher von vorhin war jedenfalls längst vergeben und vergessen.


    "Findest du wirklich das Gelb-Schwarze könnte mir stehen?", hakte Prisca leicht verunsichert nach während sie das erste Kleid vor den Körper hielt und an sich selbst herunter sah. Naja über diese Farbkombination könnte man geteilter Meinung sein. Das Zweite, das blaue Kleid, gefiel ihr da persönlich deutlich besser. Zumal auch der Schnitt des "kleinen Schwarzen" pardon… "Gelb-Schwarzen" - bei näherem Hinsehen - sich als ein wenig gewagt heraus stellte. Hatte Pisos Kennerblick etwa genau dieses "kleine" Detail in die Entscheidung mit einbezogen? "Was meinst du, soll ich die beiden Kleider einmal anprobieren?... Welches soll ich zu erst anziehen?... Na?, hörte sich Prisca in dem Moment auch schon mit erregter Stimme rufen. Ein übermütiges Lächeln huschte dabei über ihre Lippen, welches gleich darauf von einem leicht verlegenen Erröten umrahmt wurde.Du meine Güte was rede ich denn da? tadelte die Aurelia sogleich den vertrauten Tonfall, den sie angeschlagen hatte und im selben Moment erklang eine bislang unbekannte Stimme neben den Beiden.


    "Aaaah Du wolle Kleid probiere? Wolle kaufe?… isse gar kei Problem", schaltete der geschäftstüchtige Händler, ein Parther, schnell. Schon wuselte er lächelnd und sich hektisch verbeugend herbei und klatschte dabei mehrmals in die Hände. Für die wohlhabende Kundschaft hatte er extra ein blickgeschütztes Umkleide-Zelt neben seinen Auslagen aufbauen lassen. Schließlich war er nicht irgendein billiger Straßenverkäufer, sondern er hatte einen guten Ruf zu verlieren. "Bitte guckst du hier schöne Herrin. Isse alles da was du brauche. Habe sogar zwei Sklavinnen extra, um dir zu helfe bei ziehe um. Sind´e schöne Ägypterinnen! … Bitte kommst du hier entlang" Schon tauchten zwei dunkelhäutige Schönheiten wie aus dem Nichts hinter dem Händler auf und dirigierten die Aurelia mit sanfter Bestimmtheit in das Zelt hinein. Der Vorhang wurde zugezogen und der Händler baute sich wie ein Türsteher vor dem Zelt auf. Mit einem breiten Grinsen wandte er sich an Piso während aus dem Zeltinneren leises Rascheln, tuscheln und kichern zu hören war: "Ah ah ah! Du musse leider drauße warte Herr", meinte er mit gespieltem Tadel obwohl es selbstredend war, dass die Frauen beim Umkleiden ungestört bleiben würden. "Geht´e aber ganz fix, versproche Herr! … Wolle du so lange Tee trinken? Oder wolle du auch was kaufe? Ich´e habe da schöne Ringe, feine Schuhe für edles Mann wie dich!" Mit seinem geschulten Auge analysierte der Händler den Flavier von oben bis unten und legte dabei tippend die Finger an die Lippen. Gleichzeitig huschten zwei weitere Sklave herbei. Einer öffnete eine kleine Schatulle, welche mit edelsten Schmuckstücken gefüllt war, der Andere präsentierte ein Paar feine Ledersandalen mit Zebrafell-Applikationen …


    Ob diese modischen Accessoires den Geschmack des Flaviers trafen? Schwer zu sagen. Oder war es doch eher das Kleid seiner Wahl, in dem Prisca kurze Zeit später aus dem Zelt trat, um sich Pisos Urteil zu stellen. ...

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    Original von Faustus Decimus Serapio, alias Alexander


    Ach herrje, hätte ich mir das nicht denken können, dass die Antennen des großen Alexanders heute eventuell nicht auf subtilen Empfang eingestellt sein könnten. Sondern er - ganz seinem Vorbild folgend - vielmehr den großen Eroberer spielen wollte. Der Genuss des Weines im Überfluss und die Tatsache, dass sein Gefährte lieber unter der Sonne Ägyptens weilte, ...waren das nicht Gründe genug für jenen Mann, der seinem Vorbild in Sachen "Eroberung" in Nichts nachstehen wollte, sich in ein regelrechtes Abenteuer stürzen zu wollen?! Eigentlich hatte Prisca ja gehofft das belanglose Gespräch mit Hephaiston weiter führen zu können, doch dieser Gedanke zerschlug sich spontan mit Blick auf die Nachbar-Kline, wo es gerade in die nächste Runde - und damit immer mehr zur Sache - ging.


    Blieb also nur noch Peisinoe, die sozusagen als menschliches Schutzschild zwischen Athene und Alexander lag. Unüberwindbar wäre diese Barriere freilich nicht, zumal die Mänade mit den Annäherungsversuchen des Feldherrn weitaus gelassener umging. War es doch ihre Bestimmung, den Herrschaften den heutigen Abend mit allen Mitteln zu versüßen. ...Hmm? Wer mag dieser Mann wohl in Wahrheit sein? Ein Patrizier? Ein Plebejer? Jener Alexander der Große konnte in der Tat so ziemlich 'alles' sein. Vom einflussreichen Senator bis hin zu einem Niemand. Doch was spielt das schon für eine Rolle - an so einem Abend? Eine sehr große sogar!, überdachte Athene, alias Prisca, die möglichen Konsequenzen. Ihre persönlichen Studien in Sachen "Was Sie schon immer über … wissen wollte", wollte die junge Patrizierin jedenfalls konsequent und ohne praktische Übungen am eigenen Leib betreiben!! Und dennoch …


    … jetzt nahm sich dieser Alexander sogar die Freiheit heraus, mit seiner Hand in ihrem Haar herum zu spielen. Unerhört!, verklang es stumm in Priscas Kopf, obwohl sie sich um die frisur freilich nicht besonders scherte. Stattdessen lag sie regungslos da und lauschte gebannt den süßen Worten, mit denen jener Mann sie regelrecht betäubte. Anscheinend war genau dies seine Absicht.Was hat er nur vor? War dies so schwer zu erahnen? Schon strichen Alexanders Finger langsam tiefer und tiefer, berührten sanft die Lippen der Athene, dann ihren Hals und kamen so den verbotenen Früchten seiner Göttin immer näher.


    Ein regelrechter Schauer jagte über Priscas Rücken. Längst war die Grenze überschritten, an der sie den forschen Eroberungsversuchen des Feldherrn hätte Einhalt gebieten müssen. Normalerweise! Doch heute schien alles anders. Die Realität so fern und der Olymp der Götter so nah. Einfach herrlich! Gleich! Gleich ist es genug…, nahm sich Prisca mit jedem Zentimeter - den seine Finger über ihre Haut langsam vorwärts glitten - fest vor, dem Feldherrn mittels einer ordentlichen Ohrfeige zur Räson zu bringen. Andererseits Was tat er denn schon Großartiges?


    Es war jedenfalls aufregend und schön zugleich zu beobachten, wie der große Alexander nunmehr die Girlande nahm und diese seiner Abgebetenen um den Hals legte, um sie daran näher zu sich heran zu ziehen. Erneut folgte Prisca ohne Widerworte seinem Charme. Zögerlich zwar, doch kamen sich ihre Lippen einander gefährlich nahe. Er will einen Kuss? … Niemals!, würde sich die Aurelia von einem Wildfremden küssen lassen. Doch wie sollte Prisca aus dieser langsam eskalierenden Situation wieder heraus kommen?


    Ich könnte ihm Peisinoe opfern. Soll er sich doch mit ihr vergnügen, überlegte Prisca fieberhaft obwohl ihr insgeheim Zweifel kamen, dass der Eroberer sich mit der hübschen Sirene zufrieden geben würde.


    Zu allem Überfluss löste sich - just in dem Moment - eine von den aufgefädelten Trauben, nur um geradewegs und vor den Augen des Feldherrn, in den tiefen Ausschnitt der Aurelia zu kullern. Oh nein!!"Untersteh dich!...", hauchte Prisca mit versagender Stimme zu all dem, was Alexander nunmehr im Schilde führen mochte … wenngleich es sicher immer einen Ausweg gäbe! ...

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    Original von Titus Aurelius Ursus
    ... Einen Moment lang mußte Ursus den Eindruck ausklingen lassen, bevor er sich an seine Cousine wandte. "Und? Hat es Dir gefallen?"


    Die Überraschung war Calvena wirklich gelungen! Niemand von den Gästen schien geahnt zu haben, dass die Gastgeberin höchstpersönlich ein Lied zu Besten geben würde - oder doch? Wie auch immer ...Eine sehr schöne Melodie und eine hervorragende Stimme, fand Prisca anerkennend obwohl sie den Text überhaupt nicht verstanden hatte. Vielleicht sollte ich Calvena bei Gelegenheit um eine Übersetzung bitten, überlegte die Aurelia kurz, ehe sie von der folgenden Darbietung ein weiteres Mal in den Bann gezogen wurde.


    Wirklich sehr beeindruckend!, befand Prisca abschließend, nachdem auch diese Vorführung ein gelungenes Ende gefunden hatte und langsam wieder das Stimmengewirr der anwesenden Gäste sich durchsetzte. Überwiegend hörte man nur Lob und Anerkennung in der Runde und dieser Meinung konnte die Aurelia nur beipflichten, als Ursus sie anschließend danach fragte: "Oh mir hat es sehr gut gefallen … und dir? ... Habt ihr gewusst, dass Calvena eine so begnadete Sängerin ist!?", lobte Prisca ihre Bekannte an Ursus und Arvinia zugleich gewandt. Kennen die beiden sie überhaupt? " "Nur schade, dass ich den Text des Liedes nicht verstehen konnte. … Ihr sprecht nicht zufällig diese Sprache?", schmunzelte Prisca augenzwinkernd da sie nicht davon ausging, dass ihr Cousin oder die Tiberia eine solch fremdartig klingende Sprache wirklich beherrschten.

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    Original von Tiberia Septima et Duccia Clara


    Clara fand es offensichtlich höchst amüsant wie Prisca über ihren Sklaven schimpfte und ihr süßes Lachen steckte die Aurelia schließlich mit an: "Oh du findest ihn auch noch charmant?! Hör bloß auf! … Das finde ich gar lustig ", entgegnete Prisca kichernd und zugleich gespielt beleidigt klingend. Niemals wäre sie ihrer Freundin deswegen böse und da Clara den Grund unbedingt erfahren wollte erklärte die Aurelia schließlich leise seufzend:" Wie würdest du dich denn an meiner Stelle verhalten, wenn dein Achilles über Nacht spurlos und ohne eine Erklärung verschwinden würde? …", Prisca sah Clara aber auch Septima fragend an, da sie auf deren Zustimmung hoffte was solch ein inakzeptables Verhalten eines Sklaven betraf: ".. und dann taucht er Wochen später plötzlich wieder auf und erzählt eine wirre Geschichte über ein paar religiöse Fanatiker, die ihn und Tilla angeblich nach Ägypten entführt haben sollen. …" Tillas Name fiel in dem Zusammenhang eher beiläufig da Prisca eben das Geschehen so wieder gab wie es ihr zugetragen worden war.


    Eigentlich waren Sklaven ja kein Thema über das man sich Gedanken machen sollte, aber vielleicht war diese Geschichte andererseits unterhaltsam genug, um sich darüber auszutauschen. Dachte sich zumindest Prisca, während sie mit spitzen Fingern eine Traube pflückte und diese genussvoll verspeiste.


    Viel interessanter fand Prisca das Thema Pferde, welches anscheinend auch die bezaubernde junge Tiberia fesselte, obwohl für sie ein Reitausflug niemals in Frage käme. Wenigstens würde sie Prisca nicht verraten! Na das machte Septima gleich noch sympathischer, wenngleich sich die Aurelia über ihre Art von Freizeitbeschäftigung selbst weniger Gedanken machte. Da hab ich mir schon weitaus peinlichere Dinge erlaubt, stellte Prisca insgeheim schmunzelnd für sich fest. Gut denkbar aber, dass Septima große Angst um ihren guten Ruf hatte - schließlich war sie noch nicht lange in Rom - und hätte Prisca von der wahren Geschichte von dem 'hässlichen, kleinen Mädchen' gewusst, hätte sie mit Sicherheit dazu bemerkt welch schöner Schwan mittlerweile aus dem kleinen hässlichen Entlein von damals geworden war.


    Ihre Schüchternheit schien die Tiberia jedenfalls für heute abgelegt zu haben, da sie sich sehr vertraut an den Octavier wandte und ihn ausgelassen an stupste. Prisca beugte sich gleichzeitig etwas zu Clara hinüber, um sich weiter mit ihr zu unterhalten: "Unterscheidet man wirklich zwischen Schlachtrössern und Rennpferden? .. Ich dachte immer die Pferde der Soldaten müssen auch schnell und wendig sein?" , interessierte sich die Aurelia ernsthaft für den Unterschied, den es - wie Clara vorhin bemerkt hatte - offensichtlich gab. Letztendlich vermutete Prisca aber auch ein lukratives Geschäft hinter der Lieferung von Pferden an die Armee ...

    Du meine Güte ..., dachte Prisca nur , als sie - leider etwas verspätet - das atrium betrat und bereits halb Rom darin als anwesend vorzufinden glaubte. Sogar die kaiserliche Familie ist zugegen!! Und da solle man nicht neidisch werden auf die liebe Cousine, deren Vermählung heute gefeiert wurde. Ja wo ist sie denn überhaupt? Ach dort drüben. Oh sie sieht blendend aus! stellte Prisca, mit einem verstohlenen Blick zu Laevina, neidlos fest.


    Selbstredend, dass Prisca ihrer Cousine diesen Freudentag nicht neidete. Im Gegenteil! Sie freute sich aufrichtig über Laevinas Glück, einem so ansehnlichen und zugleich erfolgreichen Mann versprochen worden zu sein. Und … er ist obendrein ein Patrizier!, betonte die Aurelia ganz besonders - wenngleich nur zu sich selbst gesprochen - jenes ausschlaggebende Detail, welches den Tiberer wie einen Hauptgewinn auszeichnete.


    Es gibt sie also doch noch! .. Adelige Männer in einflussreichen Positionen, die zudem weder alt und senil, noch jung und kindisch waren, stellte Prisca mit einem tiefen Seufzer fest und es blieb ihr tatsächlich nichts anderes übrig als zu akzeptieren, dass solche Männer in Rom anscheinend zur Mangelware wurden.


    Wie auch immer. Prisca wischte für heute all diese Gedanken beiseite, um den Festtag genießen zu können. Obwohl es sie schon ein wenig traurig stimmte. dass ihre liebgewonnen Cousine nun das Haus verlassen würde. Aber bei den Tiberern wäre sie ja nicht aus der Welt und so blieb die Hoffnung, dass sie auch künftig zusammen ihren Spaß haben würden.


    Vorsichtig bahnte sich die junge Patrizierin den Weg durch die anwesenden Gäste, nickte mal hier und mal da zur Begrüßung, bis sie schließlich Laevina, ihren Bräutigam und die übrigen Familienmitglieder erreicht hatte. Da die Zeremonie gerade begonnen hatte, beließ es die Aurelia vorerst bei einem freundlichen Lächeln und einem Nicken in die Runde. Später wäre sicher noch genug Zeit, um sich ausführlich vorzustellen. Für den Moment richtete Prisca lieber ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Haruspex, der gerade mit der Untersuchung der Innereien begonnen hatte.


    Zum Glück fand der Priester keinen Anlass zur Klage, wenngleich seine Worte zunächst für ein wenig Verwirrung sorgten. Wie bitte? Kein gutes Omen.. Oh! Prisca hielt kurzzeitig die Luft an, nur um diese sogleich erleichtert wieder aus zu stoßen als der Priester hinzu fügte, dass die Verbindung sogar unter einem sehr guten Stern stünde. Den Göttern sei dank! … Seiner Prophezeiung nach würde ihre Cousine sogar einer Schar von Nachkommen das Leben schenken Na dann viel Spaß Laevina ...Als Prisca das hörte kam sie nicht umhin, hinter vorgehaltener Hand leise zu kichern. Naja es gab schließlich schlimmeres ...

    Die Erschütterung war Avianus deutlich anzumerken, angesichts der schrecklichen Nachricht über Minervinas Schicksal. Prisca tat es einerseits leid, dass sie ihren Cousin unmittelbar nach seiner Ankunft mit einer solch traurigen Nachricht belasten musste. Andererseits würde Avianus es - über kurz oder lang - sowieso erfahren. Nur war es eben nicht so einfach zu erklären: "Wie Minervina genau gestorben ist? ...", wiederholte die Aurelia die Frage tonlos und rief sich die traurige Geschichte noch einmal ins Gedächtnis.


    "Das weiß ich leider nicht so genau Avianus. … Noch vor wenigen Wochen war ich bei Minervina und habe versucht ihr irgendwie beizustehen. Da haben mir die Ärzte gesagt, dass sie sehr wahrscheinlich bald … " Prisca sprach es nicht aus. Der Moment damals war sehr schlimm gewesen und Avianus konnte sich denken was sie meinte. "Jedenfalls sollte Minervina nach Rom zurückkehren, weil wir uns hier besser um sie kümmern könnten. Ich bin sofort nach Rom zurück gereist um alles für ihre Ankunft vorbereiten, während Ursus seine Schwester nach Hause begleiten sollte. Ich habe ihm extra noch einen Brief geschrieben, doch … schon kurz nach meiner Rückkehr überbrachte ein Bote die schreckliche Nachricht …", erzählte Prisca ihrem Cousin mit glänzenden Augen, was in den vergangenen Wochen alles passiert war. "Im Augenblick weiß ich selbst nicht genau, ob Ursus noch rechtzeitig angekommen ist und warum es plötzlich so schnell ging. … Ich denke wir müssen auf den Bericht der Ärzte warten. Marcus weiß eventuell mehr …", schloss die Aurelia ihren Bericht mit einem tiefen Seufzer.


    Nun hätte sie ein Taschentuch gut gebrauchen können. Doch jenes Tuch das sie ihrem Cousin geschenkt hatte, war im selbst zu schade, um daran Schweiß oder Tränen abzuwischen. Dieses Bekenntnis zauberte schließlich wieder ein leichtes Lächeln auf Priscas Gesicht und so nahm sie kurzerhand das Ende ihres Schals und tupfte damit den verräterischen Glanz aus ihren Augen. Die Trauer um Minervina würde sie alle noch lange begleiten, andererseits mussten sie auch nach vorne schauen, dorthin, wo das Leben sich abspielte.


    Dass Avianus - so kurz nach seiner Ankunft - noch keine Gelegenheit hatte um mit Marcus zu sprechen, war der Aurelia bewusst. Allerdings hatte Prisca durchaus angenommen, dass die beiden eventuell auf dem Postweg miteinander kommuniziert hatten. Allerdings zweifelte Prisca nicht daran, dass Avianus wusste was er tat und wie er vorgehen sollte. "Wenn ich dir irgendwie helfen kann, … sag es ruhig ...", bot sie Avianus trotzdem ihre Unterstützung an, wenngleich es sehr wenig gäbe was sie als Frau in der Politik für ihn tun konnte - oder? …Im Moment schienen die Gedanken des Cousins ohnehin mehr um das Schicksal Minervinas zu kreisen, als um seine eigene politische Karriere … was nur verständlich war ...

    In der Tat hätte Prisca sehr gerne geholfen. Doch was hätte sie Piso schon großartig raten können? Vergiss den ganzen Standesdünkel … schere dich nicht weiter um dein Ansehen und das deiner Familie … brüskiere sie alle ... und reise deiner großen Liebe ins Ungewisse nach, … um dort mit ihr glücklich bis ans Ende eurer Tage zu leben?! So in etwa? Oh wie romantisch das wäre ..., schwärmte Prisca in ihren Gedanken so dahin. Allerdings war ihr auch bewusst, dass so eine Beziehung nur im Märchen ein schönes Ende haben konnte. Die harte Realität sah leider anders aus und sie hätte sich wohl nirgends besser abzeichnen können, als in dem Gesicht des niedergeschlagenen Flaviers.


    Natürlich lehnte er das Angebot, ihm beizustehen ab. Zum Glück - oder? So wie Piso sie eben ganz vertraut beim Namen genannt hatte war es fast so, als hätte ihr ein nahestehender Verwandter sein Leid geklagt. Prisca fühlte ehrlich mit Piso und es tat ihr aufrichtig leid für ihn. Obwohl sie mit ihrem eigenen unerfüllten Schicksal genug zu hadern hatte. Er hatte seine einzige Liebe längst gefunden und trauert ihr auf ewig nach, während ich einer unerfüllten Liebe nach renne, ohne diese je einholen zu können. Ach ja. Es war zum verzweifeln.


    Prisca seufzte ergeben. Die große Lust aufs einkaufen wollte irgendwie gar nicht so recht aufkommen. Aber es wäre vielleicht eine gute Ablenkung - für sie beide. "Ja, ich wollte eigentlich einkaufen gehen ...", entgegnete Prisca deshalb gedehnt und mit einem nachdenklichen Blick in Pisos Augen. Er klang fast so als wolle er sich mit dieser Frage von ihr verabschieden. …um mit seinem Schmerz allein zu sein?. Da gab sich Prisca einen Ruck und hakte sich vorsichtig bei Piso unter. "… und ich danke dir, dass du mich begleiten willst. ", vollendete sie gleichzeitig den Satz mit einem schüchtern wirkendem Lächeln. Ganz sanft zog sie ihn am Arm, damit sie sich zumindest schon mal in Bewegung setzten. Wohin genau? Das war der Aurelia vorerst egal. Hauptsache fort aus jener Gasse in die sie das Schicksal hinein geführt hatte.


    Am meisten freuten sich die beiden aurelischen Leibwächter im Hintergrund darüber, dass es endlich weiter ginge und so schritten die zwei Germanen sichtlich gutgelaunt hinter den schweigenden Herrschaften einher. Saba hingegen eilte geschäftig immer ein paar Schritte voraus, auf der Suche nach einem passenden Gewand für ihre Herrin. Schon nach einigen hundert Metern wurde sie fündig und rief ganz aufgeregt: "Herrin sieh doch nur! ...Hier! Diese seidenen Stoffe sind wundervoll anzusehen und von edelster Qualität." Und sie sind besonders teuer. Genau richtig für eine Wiedergutmachung, fügte die Sklavin stumm und mit einem vielsagenden grimmigen Blick zu dem Flavier hinüber hinzu.


    Prisca horchte bei Sabas Worten auf und für einen flüchtigen Moment verspürte sie große Lust, sich einfach auf die wundervolle Auslage zu "stürzen". Allerdings kam ihr gleichzeitig in den Sinn, dass dieser gemeinsame Einkaufsbummel für Piso eventuell eine besondere Qual darstellen könne, weil es ihn noch mehr an seine große Liebe erinnerte. Dementsprechend hielt sich die Aurelia vorerst zurück. Sie warf eher gelangweilt einen Blick auf die vielen bunten Stoffe, ehe sie sich ganz zu Piso drehte und ihm eingehend in die Augen sah. "Ist wirklich alles in Ordnung mit dir … Piso? ", fragte Prisca mit fürsorglicher Stimme seien Namen betonend und hoffte, sie würde wenigstens auf seinem Gesicht ablesen können, was von seinen folgenden Worten der Wahrheit entspräche ...

    Bei Alexander dem Großen machte sich Prisca so langsam Sorgen er könne eventuell mehr von ihr wollen, als nur den kleinen Finger ihrer Hand. Dabei sollte er doch nur die Olive aus ihren Fingern stibitzen! Stattdessen liebkosten seine Lippen nun schon länger als nötig ihre Hand und den halben Arm dazu.Na na na!! ...Naja zugegeben. Natürlich hatte Prisca es irgendwie darauf angelegt die Früchte derart reizvoll anzubieten nur um zu sehen, welche Wirkung dies auf die Männer hätte. Und es war aufregend zu sehen wie Alexander darauf reagierte! Das Prisca dies rein zu Studienzwecken tat konnten er und sein Begleiter ja nicht wissen. Zumindest Hephaiston kam ihrer Absicht durchaus entgegen da er sich, was das Göttergeschenk betraf, eher kühl und reserviert verhielt. Na wenigstens Einer.


    Zu Alexander hin meinte Prisca mit einem verführerischen Lächeln, weiterhin das Spiel der Götter spielend:"Du schmeichelst mir sehr großer Alexander. Paris war in der Tat ein Dummkopf! Hättest du die Geschicke Trojas in Händen gehalten ?… Ja ich bin mir sicher! Dann wäre die Geschichte anders geschrieben worden. " Nicht hastig aber doch rechtzeitig zog Prisca die Hand zurück, ehe Alexanders liebkosende Lippen daran zu weit hinauf wandern konnten. Allerdings legte sie die Fingerspitzen ganz flüchtig an sein Kinn um es mit einer huldvollen Geste zu streicheln, wie es nur eine unantastbare Göttin tun durfte. Und mit verführerisch süßer Stimme meinte sie:"Du hättest ganz sicher meinen Apfel der Weisheit gewählt und nicht von den verbotenen Früchten der schönen Helena genascht, so wie es Aphrodite wollte. Nicht wahr mein Held?", womit Prisca - mit anderen Worten - zum Ausdruck bringen wollte, dass ihre "Früchte" für Alexander ebenso tabu wären, wie für jeden Anderen hier auch. Apfel hin oder her. Noch bevor der große Heerführer etwas darauf erwidern konnte hatte sich Athene wieder Hephaiston zugewandt.


    Denn dieser entpuppte sich ganz plötzlich zu einem ziemlich gewitzten Redner! "Ich?!... Ehm halt nein!", gerade wollte Prisca ihm widersprechen, da stand Hephaiston einfach auf und ließ ihr gar keine Wahl mehr. Was?? Ich soll auch an dem Wettkampf teilnehmen? Was fällt ihm denn ein, mich einfach so zu über rumpeln! Zu spät! Ehe sich die Aurelia so recht darüber echauffieren konnte, begann der Heroe bereits mit seiner Lobesrede die übrigen Gäste zu unterhalten.


    Und das machte er in der Tat sehr gut. Ein wahrer Ohrenschmaus! Der Meinung war zumindest Prisca und deshalb applaudierte sie anschließend sofort und voller Begeisterung. Für die Aurelia stand der Sieger fast schon fest: Es war Hephaiston und der Kuss der Isis war ihm gewiss - oder etwas doch nicht?


    Nacheinander erhoben nun weitere Redner das Wort um Dionysius zu huldigen und sich miteinander zu messen. Allein wegen dem Kuss? Zweifellos konnte dies für manchen den Ausschlag gegeben haben, wobei Hephaiston wohl mehr den Kuss eines Satyren bevorzugte. Na jedenfalls brauche ich mir bei ihm keine Sorgen machen, dass er zudringlich werden könnte, atmete Prisca ein wenig durch, denn mittlerweile löste der im Überfluss strömende Wein immer mehr die Stimmung der Anwesenden. Selbst Peisinoe gönnte sich den einen oder anderen Schluck zu viel, worauf sie nun sogar versuchte, sich zwischen Alexander und Prisca zu zwängen um ihrer Göttin ein wenig näher zu sein. Dabei flüsterte die schöne junge Frau ausgelassen kichernd in Priscas Ohr: "Soll ich dir vielleicht den Nacken massieren edle Athene, oder möchtest du dass ich dich …"


    "Mein Nacken ... reicht völlig, liebe Peisinoe. Danke!", fiel Prisca ihrer Mänade sofort ins Wort und ließ sie aber notgedrungen gewähren, nur um wenigstens Alexander ein wenig auf Abstand zu halten. Um Hephaiston musste sich die Aurelia zum Glück keine Gedanken machen, wenngleich der begrenzte Platz auf der Kline sie nun zwangsläufig etwas näher zusammen brachte. Naja, er interessiert sich sowieso mehr für diesen Aton und hoffentlich hat er darüber längst vergessen, was er vorhin von mir verlangt hat, hoffte Prisca insgeheim, dass ihr eine Rede vor all den Leuten erspart bliebe. Also verhielt sie sich vorerst ganz ruhig und verfolgte lediglich aus halb geschlossenen Augen das weitere Spektakel, während sie die angenehm sanften Hände von Peisinoe in ihrem Nacken spürte und diese leise schnurrend genoss. …

    Erleichtert darüber, dass die anderen offensichtlich noch nicht allzu lange gewartete hatten wandte sich Prisca zuerst an Serrana, die schon ganz aufgeregt dem Ausritt entgegen fieberte. "Du wirst sehen, wenn wir alle erst einmal auf den Pferden sitzen ist unsere Aufregung wie verflogen. …", versuchte Prisca ihre Freundin zu beruhigen, die in ihrer kindlichen Vorfreude und Aufregung richtig süß anzusehen war. Dankend nahm Prisca dann das Angebot ihrer Freundin Clara an: "Ja sehr gerne Clara. Eine kleine Erfrischung könnte ich durchaus vertragen. Ich nehme … ein Glas Granatapfelsaft bitte", zwinkerte Prisca ihrer Freundin grinsend zu. Die Aurelia hatte nicht vergessen, was Clara über die Wirkung dieser Frucht erzählt hatte und seitdem schmeckte ihr der Saft tatsächlich sehr gut. Ein Sklave fühlte sich auch sogleich angesprochen und servierte umgehend das gewünschte Getränk.


    "Ach ja natürlich bei den Spielen. Richtig! … wie konnte ich das nur vergessen"entfuhr es der Aurelia in dem Moment, als Clara den Namen der Sergia nannte und diese sich selbst in Erinnerung rief. "Du musst bitte entschuldigen Chaerea, aber diesen Nachmittag auf dem Marktplatz habe ich wegen diesem schrecklichen Erlebnis mit dem Bären irgendwie völlig aus meinem Gedächtnis verbannt", entschuldigte sich Prisca und es war ihr sichtlich peinlich sich nicht an die Sergia erinnert zu haben. Aber heute hätten sie sicher Gelegenheit sich näher kennen zu lernen. Später bei dem Ausritt!


    Oder jetzt gleich bei der Hausführung, für die sich die Aurelia - angesichts ihrer angeborenen Neugier - sofort begeistern konnte: "Oh ja sehr gerne! … Nein, ich kenne das Haus noch nicht." Auf die Frage woher und wie lange sie sich untereinander schon kannten, lächelte Prisca Clara (die sie ja deutlich länger kannte) und Serrana gleichermaßen freundlich zu: "Wir haben uns alle drei hier in Rom kennen gelernt. … Clara kenne ich persönlich schon etwas länger. Ich denke aber wir sind alle drei mittlerweile zu guten Freunden geworden." Auch wenn die erste Begegnung mit Serrana nicht ganz so harmonisch verlaufen war. Aber an diesen einen Tag in den Thermen dachte Prisca zumindest genau so wenig wie an den Nachmittag auf dem Marktplatz.

    Der Weg ins triclinum war natürlich kein Grund die Gespräche zu unterbrechen und so meinte Prisca zunächst an Clara gewandt: "Nun dann bin ich ja beruhigt! Wobei dein Achilles meinen nichtsnutzigen Sklaven durchaus hart ran nehmen darf. Ich schlage vor, er lässt ihn alle Ställe sauber machen. Von oben bis unten und das gleich zwei- dreimal hintereinander!", schlug die Aurelia in einer Mischung aus scherzhaft und ernst gemeinten Worten eine passende Strafe für Hektor vor, nach der sie ohnehin schon lange gesucht hatte. Ob ich Clara sagen soll, warum ich so streng zu Hektor bin?, überlegte Prisca, doch ehe sie etwas hinzufügen konnte, richtete die Tiberia wieder das Wort an sie.


    Septima schien ein wenig überrascht wegen Priscas Aussage. "Nun, ... Es stimmt, ich habe keine Geschwister" Von einem angeblichen Halbbruder mal abgesehen. Über den wusste allerdings niemand in der Familie etwas Genaues. " Aber dazu gezwungen haben mich meine Eltern deshalb natürlich nicht. Und ich musste mich auch nicht um die Güter meines Vaters kümmern.", korrigierte Prisca schmunzelnd die falschen Schlüsse, die Septima daraus gezogen hatte :" Das Reiten macht mir einfach Spaß und gefährlich ist es eigentlich nur, wenn man nicht mit einem Pferd umzugehen weiß. …. Du solltest es unbedingt einmal selbst probieren", forderte sie abschließend, mit einem kecken Grinsen ganz offen zu dieser Art von "verruchter Freizeitbeschäftigung" auf und wunderte sich still: Ist Septima am Ende gar noch nie aus Rom weg gewesen, dass sie das Landleben mit seinen vielen Vorzügen und Freiheiten nicht kennt?


    Mittlerweile hatten sie das triclinum erreicht und jeder seinen Platz gefunden. Wobei Prisca darauf achtete in Claras Nähe zu bleiben. So konnte sie dem Gespräch zwischen ihr und Septima weiter lauschen, während sie ihre Hände in der dargereichten Schale mit Rosenwasser wusch.

    Manche Dinge sollten sich eben nie ändern und wenn es möglich wäre die Zeit einfach anzuhalten, wäre Prisca die Erste, die sich wünschen würde für immer die kleine Nichte bleiben zu dürfen. Sie fühlte sich wohl in der Nähe ihres Onkels und es fehlte ihr hier an Nichts.


    "Tut mir leid Marcus. Ich weiß doch wie viel dir deine Pflanzen bedeuten."" - Herrje! Hab ich eben seine 'Pflanzen' abwertend betont??? - "Ehm sie sind ja auch wirklich schön anzuschauen und sie duften so herrlich. … Ich hoffe sehr der Schaden lässt sich irgendwie wieder beheben?!? … Vielleicht sollte man sie besser schützen, mit einem Zaun oder einer Mauer vielleicht?", schob Prisca schnell und mit schuldbewusster Miene etwas Nettes über "seine Pflanzen" hinterher, wobei sie nicht großartig darüber nach dachte ob ihre Vorschläge nun besonders konstruktiv waren.


    Marcus hat ja Recht - Wie sähe das hier aus wenn Jeder den Garten einfach so nach Belieben umgraben würde?! - Hatte ich das nicht auch vor? Ups … naja, vielleicht lassen wir das mit der kompletten Umgestaltung doch lieber sein .


    Wie gut, dass Marcus sie von dem "Ort des Verbrechens" endlich fort zog und das Thema wieder gewechselt wurde. Was ich aufregendes erlebt habe?Schon wieder wurde Prisca an den Ausflug mit Laevina erinnert. Zweifellos war dies das aufregendste Erlebnis seit langem gewesen. Soll ich es Marcus nicht doch lieber gleich beichten, ehe er es auf irgend einem anderen Weg erfährt?, überlegte Prisca angestrengt, die jeweiligen Konsequenzen für sich abwägend. Schlimmer als (s)eine Standpauke wäre mit Sicherheit das Gefühl ihn zu enttäuschen oder zu belügen, doch ..wie soll ich es ihm schonend beibringen? Wenn ich nur daran denke wie Marcus allein schon wegen seiner Pflanz … pardon … wertvollen Orchideen in Rage gerät Am besten vorsichtig heran tasten! "Nun was genau verstehst du unter aufregenden Dingen Marcus? Ich gehe einkaufen, treffe mich mit meinen Freundinnen, besuche die Thermen und die Spiele und folge der einen oder anderen Einladung. Da passiert zwangsläufig mal etwas lustiges oder aufregendes" erklärte Prisca mit einem unschuldigen Blick in seine Augen, wobei der neckende Unterton die Nachfrage nicht ganz so ernst gemeint erscheinen ließ.


    Schließlich sollte - konnte - durfte einer jungen Patrizierin im Regelfall rein gar nichts "Aufregendes" passieren! Oder? So gut wie sie beschützt und behütet wurde. … Allerdings passierten unvorhergesehene und aufregende Dinge nun mal und ebenso kam es vor, dass man die eine oder andere Dummheit beging. Das war ihrem Onkel (hoffentlich) bewusst.

    Zitat

    Original von Tiberia Arvinia et Titus Aurelius Ursus


    Das nette Kompliment von Arvinia überraschte Prisca doch sehr da es selten genug vor kam, dass solch schmeichelnde Worte wirklich ernst gemeint waren. Bei der Tiberia klang es jedoch wirklich aufrichtig gemeint, worauf Prisca ein wenig verlegen erwiderte:"Oh danke Arvinia. Das ist wirklich sehr nett von dir" Am liebsten hätte Prisca das Kompliment sofort zurück gegeben, doch wirkte so etwas - ihrer Meinung nach - meist plump. Abgesehen davon war die Tiberia wirklich eine herausragende Schönheit, was Prisca mit anerkennenden Blicken zu bestätigen versuchte. Ob sie und Ursus? … Nein! Oder doch? … Obwohl es keinen Anhaltspunkt dafür gab, dass ihr Cousin und die Tiberia ein Paar wären, mutmaßte die Aurelia munter drauf los. Zumal Prisca fand, dass die beiden gut zueinander gepasst hätten.


    Oder hatte ihr Cousin eher Augen für … Oh das war das nicht gerade eben Septima, die da an uns vorbei gehuscht ist? , wunderte sich Prisca kurz, als sie gemeinsam das triclinum betraten. Leider bekam die Aurelia die flüchtige Begrüßung nur am Rande mit, da sie gerade die übrigen Gäste beobachtet hatte. Wie auch immer.


    Gerade hatten sie das Buffet erreicht, da wurde ein großes Spektakel im Garten angekündigt. Natürlich wollte sich Prisca dies nicht entegehen lassen und so nickte sie sofort auf den Vorschlag ihres Cousins hin: "Ja sehr gerne. Ich bin gespannt was das sein wird. Hat jemand eine Ahnung was es sein könnte?" Neugierig wie sie war wollte Prisca es schon vorher wissen. Doch wie alle anderen auch musste sie geduldig warten, bis das angekündigte Ereignis endlich beginnen würde ...

    Ja in der Tat! Dieser Eine muss tatsächlich ein Narr gewesen sein, und seine Familie obendrein, sofern es der Wahrheit entspräche was ich mir da einzureden versuche, fand Prisca sich in Pisos schmeichelnden Worten sofort bestätigt. Nur dumm, dass dieser Eine ausgerechnet der Vetter von Piso war und der sich mittlerweile fast denken konnte, von wem die Rede war - oder? Prisca wusste es zumindest genau und deshalb war es ihr peinlich weiter darauf ein zugehen. Nur ein beipflichtendes Nicken und ein dankbares Lächeln unterstrichen die 'rhetorische Glanzleistung' des Flaviers, welche zwar lieb und ehrlich gemeint sein mochte, letztendlich Priscas Selbstzweifel aber nicht wirklich wegwischen konnte, sondern eher noch verstärkte. Und warum finde ich dann partout keinen passenden Mann? … keinen Patrizier?… Einen, der mich begehrt und mich wirklich … ? Oh Bei allen Göttern - es war zum verzweifeln!


    Prisca seufzte tief und zum Glück wechselten sie in genau dem Moment wieder das Thema, so dass es hoffentlich nicht auffiel wie unglücklich sie tief in ihrem Inneren war. >Stichwort: unglücklich.< Dem Flavier ging es kaum besser angesichts der Tatsachen, die er selbst für das Dilemma anführte in dem er sich befand. "Ja ich kenne den Standesdünkel nur zu gut", bestätigte die Aurelia tonlos den "Kern" von Pisos Problem, der in ihrem Fall leider keine so große Rolle spielte wie ihr lieb gewesen wäre.


    Serrana hieß die hübsche Decima nebenbei bemerkt und ganz offensichtlich hatte sie genau das einzig Richtige getan, was in so einer Situation von ihr erwartet wurde. Einfach spurlos verschwinden, nur, damit er sie vergessen kann, ... na toll ... War das wirklich der Weisheit letzter Schluss? Nein, vielmehr war es zum heulen. Und genau das tat der Flavier jetzt, … oder?


    Jedenfalls presste Piso die Augenlider fest zusammen und ließ den Kopf hängen als wäre jede Hoffnung aus ihm gewichen. Du meine Güte! Leicht betreten sah Prisca sich um und am liebsten hätte sie Piso einfach in den Arm genommen und gehofft, er könne ihr vielleicht mehr Halt geben als sie ihm geben konnte. "Ich … du, ehm wir, … es" - ist zum verzweifeln, was soll ich denn jetzt nur tun?, hoffte Prisca auf irgend eine göttliche Eingebung, derer folgend sie tröstend seinen Arm berührte und ihm aufmunternd zu sprach: "… tut mir sehr leid für dich. … Wenn ich … dir irgendwie helfen kann?", bot Prisca angesichts ihrer eigenen Planlosigkeit nun auch noch völlig sinnlos ihre Hilfe an. Wie soll das denn gehen?? ... Der Strudel der Gefühle schien sie beide - jeden für sich - schon längst erfasst zu haben in der Absicht, sie immer weiter hinunter in ein scheinbar bodenloses Loch zu ziehen …

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus et Tiberia Arvinia
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    Aufmerksam und ab und zu über die kleinen Sticheleien seines Bruders schmunzelnd verfolgte Prisca das Gespräch zwischen Decimus Mattiacus und Serrana, wobei sie nicht minder interessiert auch die übrigen Gäste beobachtete, die sich - auf dem Weg ins triclinum - langsam an ihnen vorbei schoben. Dabei bemerkte sie auch ihren Cousin, der mit (s)einer bezaubernden Begleiterin auf sie zu schritt. Für einen flüchtigen Moment huschte ein trauriger Gesichtsausdruck über Priscas Gesicht als sie Ursus sah. Die Trauer um Minervina verband sie doch ebenso wie er versuchte auch Prisca, sich diese - zumindest heute - nicht allzu sehr anmerken zu lassen.


    "Salve ihr beiden", begrüßte Prisca ihren Cousin und Arvina gleichermaßen mit einem freundlichen Lächeln. "Die Freude ist ganz meinerseits Arvinia. Schön dich kennen zu lernen. … So so mein lieber Cousin hat dir also schon von mir erzählt?", hakte Prisca sogleich auf die Bemerkung ihres Cousins nach, wobei sie kurz und gespielt vorwurfvoll Ursus ansah, ehe sie schmunzelnd Arvinia zu zwinkerte. Nach Septima lernte sie nun eine weitere Tiberia kennen und diese machte auf den ersten Blick einen sehr sympathischen Eindruck. "Wollt ihr uns beim Essen Gesellschaft leisten? … Wir hatten gerade vor uns einen Platz zu suchen", lud Prisca Arvinia und Ursus spontan ein, sich der Runde anzuschließen. Die beste Gelegenheit um sich näher kennen zu lernen, zumal sie ohnehin gerade alle ins triclinum aufbrechen wollten.

    Von dem höflichen Ianitor wurde Prisca ins atrium geführt, wo bereits Clara,Serrana und eine weitere junge Frau zusammen standen und sich miteinander unterhielten. Wie es aussieht bin ich die Letzte. Oh und wer ist das da?, überlegte Prisca kurz, ob sie die hübsche junge Frau eventuell schon einmal gesehen hatte. Doch fiel ihr augenblicklich nicht ein wo das hätte sein können und schließlich konnten eine neue Frisur, ein anderer Schleier oder auch das einfallende Lich im atrium schuld daran sein, dass sie die Sergia nicht sofort wieder erkannte. " Salvete!… Wartet ihr schon lange? Entschuldigt bitte meine kleine Verspätung", richtete Prisca schon beim Näherkommen das Wort an die Anwesenden, um sich bemerkbar zu machen. Ohne weiter auf den Ianitor zu achten trat die Aurelia verlegen schmunzelnd zu den Damen und ließ zur Begrüßung eine herzliche Umarmung folgen:"Salve Clara … Serrana! … Schön euch zu sehen. Seid ihr auch schon so aufgeregt wie ich? …", zwinkerte Prisca den beiden gutgelaunt zu. Auf einem Pferd zu sitzen war für Prisca vielleicht nicht ganz so neu wie für Serrana, aber dennoch war es schon eine geraume Zeit her, dass sie selbst die Zügel in der Hand gehalten hatte.


    Und schließlich wandte sie sich freundlich lächelnd an Chaerea, um diese ebenfalls zu begrüßen:"Salve, ich bin Aurelia Prisca. Wir hatten, glaube ich, noch nicht das Vergnügen? ... Ich freue mich jedenfalls sehr."

    Zitat

    Original von Tiberia Septima
    „Sag, Aurelia Prisca, kannst du tatsächlich reiten?“ fragte sie mit einem charmanten Lächeln, welches nicht verriet, wie abgeneigt Septima selbst dem reiten war.


    Froh darüber Serrana mit ihrer indiskreten Fragerei über ihre Familie nicht zu sehr beschämt zu haben, plauderte Prisca gutgelaunt weiter über den gemeinsam geplanten Ausritt hoch zu Pferd. Schickt sich sowas überhaupt für eine Adelige? Anders als in ferner Zukunft, mochte so ein Hobby im alten Rom eventuell befremdlich wirken. Die Aurelia scherte sich allerdings nicht großartig darum, was man über sie denken mochte. In Rom wurde tagtäglich über sooo vieles getrascht. Da mochte dieser vergleichsweise harmlose Zeitvertreib , auch wenn er sich insbesondere für eine Patrizierin nicht ziemte, sicher in der Masse untergehen.


    Andichten konnte man ohnehin alle möglichen (Un-)wahrheiten - wem auch immer -sofern man es darauf anlegte. Wie denkt wohl die Tiberia darüber, fragte sich Prisca beiläufig, während sie aus den Augenwinkeln heraus Septima aufmerksam beobachtete. Zu den Tiberien hatte Prisca persönlich noch kaum Kontakt gehabt und sie kannte bislang auch keine von den Damen. Schwer zu beurteilen, welche Einstellung wohl hinter diesem charmanten Lächeln von Septima steckten mochte und was sie mit ihrer Frage tatsächlich bezwecken wolte.Will sie mich gar offen beschämen?


    "Ja ich gebe es zu, ich habe schon als Kind das Reiten lernen müssen", entgegnete Prisca selbstsicher und mit einem ebenso freundlich wirkendem Lächeln auf Septimas Frage. "Zu Fuß allein hätte ich niemals die gesamte Größe der Ländereien meines Vaters überblicken können. ... Heutzutage komme ich allerdings nur noch selten dazu.", zog Prisca ihre Rechtfertigung bewusst grinsend ins Lächerliche. Dabei gab sie sich wirklich alle Mühe nicht allzu sehr angeberisch zu wirken, zumal die Ländereien ihrer Eltern zwar groß, aber so groß nun wiederum auch nicht waren.


    "Und du werte Tiberia Septima? Hast du es denn schon einmal probiert?", folgte sogleich die Gegenfrage mit süßer Stimme. Irgendwie musste die Tiberia sich ja nun positionieren. Vielleicht will sie ja sogar mit auf unseren Ausflug?, schmunzelte Prisca in sich hinein. Möglich war alles ...