Ja wenn Blicke töten könnten … wäre Saba wohl augenblicklich tot umgefallen - oder zumindest in Ohnmacht. Lautlos nach Luft schnappend senkte die Sklavin sofort den Blick vor dem Flavier, der sie in einer Art und Weise ansah, dass es ihr eiskalt den Rücken herunter lief. "H.H...Herrin … oder doch lieber d.das Kleid … da vielleicht? Hm??", wisperte sie schnell nach Ablenkung suchend und zog wahllos eines von den billigeren Kleidern heraus, welches prompt auf Ablehnung stieß. Wolle? Noch dazu dunkelgrau? … "Pfui! Das soll ich anziehen? Du dummes Ding! Willst du das ich aussehe wie Eine … na du weißt schon! Tzz… Los geh mir sofort aus den Augen!", tadelte Prisca ihre Sklavin mit strenger Stimme und würdigte die einfach geschnittene Tunika und Saba keines Blickes mehr. "Verzeih mir Herrin… Herr", piepste Saba daraufhin nur noch, beschämt über ihren eigenen Fauxpas, um sich mit einer tiefen Verneigung vor den beiden Herrschaften zurück zu ziehen. Egal was sich die Sklavin dazu denken mochte - jedenfalls vermied sie es tunlichst, den Flavier dabei anzusehen ...
Im Vergleich zu Saba´s "modischer Katastrophe" bewies der Flavier einen erstaunlichen Geschmack bei der Auswahl und auch ein gewisses Maß an Interesse und Engagement - zumindest - was das Einkaufen anging. Hatte er gar Spaß daran gefunden? Erstaunlich! … für einen Mann, warf Prisca einen bewundernden Blick zu Piso, ehe sie die beiden Kleider näher begutachtete:"Oh! Die sind beide wirklich schön! … Fühl doch mal, Piso, wie leicht und geschmeidig die Stoffe sind", lud sie ihn mit einem sanften Lächeln kurz darauf ein näher zu treten. Piso´s Gemüt schien sich wirklich gebessert zu haben, so wie er es ihr versicherte und deshalb widmete sich die Aurelia nun mit gesteigerter Lust dem gemeinsamen Einkaufsbummel.
War das der Beginn einer wundervollen Freundschaft? … Gut möglich. Zumindest fühlte sich Prisca von Anfang an sehr wohl in Pisos Nähe, ohne es genauer definieren zu können warum sie ihn so sympathisch fand. Lag es an seiner etwas labilen Gemütsverfassung, die ihn so verloren und hilfsbedürftig wirken ließ, oder war es sein guter Geschmack, seine angenehm klingende Stimme, sein Ausehen? … Sein Stand?! … Gut möglich, dass es eine Kombination aus diesen und noch anderen Faktoren war, die hier zusammen spielten. Sein "kleiner" Ausrutscher von vorhin war jedenfalls längst vergeben und vergessen.
"Findest du wirklich das Gelb-Schwarze könnte mir stehen?", hakte Prisca leicht verunsichert nach während sie das erste Kleid vor den Körper hielt und an sich selbst herunter sah. Naja über diese Farbkombination könnte man geteilter Meinung sein. Das Zweite, das blaue Kleid, gefiel ihr da persönlich deutlich besser. Zumal auch der Schnitt des "kleinen Schwarzen" pardon… "Gelb-Schwarzen" - bei näherem Hinsehen - sich als ein wenig gewagt heraus stellte. Hatte Pisos Kennerblick etwa genau dieses "kleine" Detail in die Entscheidung mit einbezogen? "Was meinst du, soll ich die beiden Kleider einmal anprobieren?... Welches soll ich zu erst anziehen?... Na?, hörte sich Prisca in dem Moment auch schon mit erregter Stimme rufen. Ein übermütiges Lächeln huschte dabei über ihre Lippen, welches gleich darauf von einem leicht verlegenen Erröten umrahmt wurde.Du meine Güte was rede ich denn da? tadelte die Aurelia sogleich den vertrauten Tonfall, den sie angeschlagen hatte und im selben Moment erklang eine bislang unbekannte Stimme neben den Beiden.
"Aaaah Du wolle Kleid probiere? Wolle kaufe?… isse gar kei Problem", schaltete der geschäftstüchtige Händler, ein Parther, schnell. Schon wuselte er lächelnd und sich hektisch verbeugend herbei und klatschte dabei mehrmals in die Hände. Für die wohlhabende Kundschaft hatte er extra ein blickgeschütztes Umkleide-Zelt neben seinen Auslagen aufbauen lassen. Schließlich war er nicht irgendein billiger Straßenverkäufer, sondern er hatte einen guten Ruf zu verlieren. "Bitte guckst du hier schöne Herrin. Isse alles da was du brauche. Habe sogar zwei Sklavinnen extra, um dir zu helfe bei ziehe um. Sind´e schöne Ägypterinnen! … Bitte kommst du hier entlang" Schon tauchten zwei dunkelhäutige Schönheiten wie aus dem Nichts hinter dem Händler auf und dirigierten die Aurelia mit sanfter Bestimmtheit in das Zelt hinein. Der Vorhang wurde zugezogen und der Händler baute sich wie ein Türsteher vor dem Zelt auf. Mit einem breiten Grinsen wandte er sich an Piso während aus dem Zeltinneren leises Rascheln, tuscheln und kichern zu hören war: "Ah ah ah! Du musse leider drauße warte Herr", meinte er mit gespieltem Tadel obwohl es selbstredend war, dass die Frauen beim Umkleiden ungestört bleiben würden. "Geht´e aber ganz fix, versproche Herr! … Wolle du so lange Tee trinken? Oder wolle du auch was kaufe? Ich´e habe da schöne Ringe, feine Schuhe für edles Mann wie dich!" Mit seinem geschulten Auge analysierte der Händler den Flavier von oben bis unten und legte dabei tippend die Finger an die Lippen. Gleichzeitig huschten zwei weitere Sklave herbei. Einer öffnete eine kleine Schatulle, welche mit edelsten Schmuckstücken gefüllt war, der Andere präsentierte ein Paar feine Ledersandalen mit Zebrafell-Applikationen …
Ob diese modischen Accessoires den Geschmack des Flaviers trafen? Schwer zu sagen. Oder war es doch eher das Kleid seiner Wahl, in dem Prisca kurze Zeit später aus dem Zelt trat, um sich Pisos Urteil zu stellen. ...