Meditrinalia - das Gastmahl der Götter und Heroen in der Villa des Voluptarianus Suavis

  • Ihrer Maske hatte die Katzengöttin sich mittlerweile wieder entledigt, störte das goldene Ding doch ungemein beim Essen. Ohnehin hatte es zu sehr den Blick eingeschränkt.
    Mehr und mehr genoss sie schließlich die Feier, denn allein der Umstand, dass sie hier in aller Öffentlichkeit ihre Zuneigung zu Celeste ausleben konnte, war ein enormer Pluspunkt. Es wurden flüchtige Liebkosungen ausgetauscht, sich gegenseitig mit würzigen Leckereien gefüttert und, mit zunehmendem Weinkonsum, kichernde Bemerkungen ausgetauscht. Der Wein... Amneris war, wie ihre göttliche Begleiterin, nicht sonderlich trinkfest. Alkohol pflegte sie selten zu sich zu nehmen, schlicht weil sie zum einen kaum Gelegenheit dazu hatte und zum anderen in ihrem Metier stets ein wacher Geist gefragt war. Jenen verlor Amneris, alias Sachmet, hier allerdings zunehmend, denn auch ihre Sklavin trug Sorge dafür, dass ihr Weinbecher niemals leer wurde. Und dies auf eine so selbstverständliche und unsichtbare Art und Weise, dass die Nubierin dies nicht einmal bemerkte. Allerdings gab es auch wahrlich genug Ablenkung.
    Der "Einritt" des Gastgebers entlockte der um Grimmigkeit bemühten Sachmet ein Grinsen und so stimmte auch sie ins "Novum vetus vinum bibo, novo veteri morbo medeor" mit ein. Allerdings wurde ihre Aufmerksamkeit schnell von den unzähligen Leckereien in Beschlag genommen. Unmöglich alle Gerichte beim Namen zu nennen, ja sie war sich nicht einmal sicher, alle Zutaten schon einmal gesehen zu haben. Experimentierfreudig wie Amneris jedoch war, entschied sie sich von allem ein wenig zu probieren. Ein Ding der Unmöglichkeit, wie sich herausstellte, war doch schlicht zu viel vorhanden, um es an einem Abend allein zu essen. So lehnte sie sich nach einer Weile mit einem Seufzer der Zufriedenheit zurück und hoffte vor dem nächsten Gang wieder ein wenig Platz in ihrem Magen zu haben.


    Es war kein Platz. Aber das machte nichts, Sachmet gedachte nicht die Hauptspeisen auszulassen und so wurde abermals probiert und probiert, bis tatsächlich nichts mehr hinein passte. Um den scharfen Geschmack loszuwerden wurde mit reichlich Wein nachgespült, was die sonst so beherrschte Amneris immer unbedarfter werden ließ. Nicht einmal Celestes 'Flirtereien' entlockten ihr mehr böse Blicke, nein, es war ein wundervoller Abend, warum sollten sie nicht ihren Spaß haben. So sah auch Sachmet sich wohlwollend um, machte keinen Unterschied mehr zwischen Mann und Frau, Sklave und Senator, sondern betrachtete allein mit dem Blick einer Raubkatze die Herdentiere, die nur auf einen Jäger warteten, der sie erlegte. Natürlich, sie schaute nur. Nach etwas anderem stand ihr derzeit noch nicht der Sinn - wie auch, lag doch die fleischgewordene Aphrodite neben ihr.

  • [Blockierte Grafik: http://img25.imageshack.us/img25/7963/alexanderdergroe.jpg]| Alexander der Große



    "Novum vetus vinum bibo, novo veteri morbo medeor!"
    Alexander der Große, Bezwinger der Perser, Eroberer der Welt, prostete Herakles zu, prostete seinem Hephaistion zu, und leerte lässig seinen Becher. Der Herakles legte seine Keule über die Schulter und ging weiter, und Alexander wandte sich nun wieder ganz seinem Gefährten zu, der sich zwischenzeitlich ein bisschen zu sehr in Richtung der Nachbarkline orientiert hatte. Die Aufmerksamkeit Hephaistions gewann der Feldherr aber schnell zurück, indem er ihm die Hand in den Nacken legte, und ihn näher zu sich zog. Alexander lächelte ein wenig mokant, genoss die Erwartung, die sich in den Zügen seiner neuen Bekanntschaft abzeichnete, drückte ihm dann, ohne sich im Geringsten um die Umgebung zu scheren, einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen.
    "Bona Meditrinalia, mein Hetairos. Hör mal, ich habe eine Idee..."
    "Bona Meditrinalia Alexandros meus..." schmachtete der Hephaistion, und Alexander musste, angesichts von dessen verzücktem Blick ein selbstgefälliges Schmunzeln unterdrücken. Der Mann war Wachs in seinen Händen!
    "Sieh Dir mal die atemberaubende Göttin dort drüben an..."


    Zitat

    Original von Aurelia Prisca


    "Die mit den Flügeln? Sieht irre aus. Ich glaube, das ist was Mesopotamisches."
    "Nein, die Athene in Veilchenblau. Oder ist das Fliederviolett...?"
    "Pflaumenblau würde ich sagen. Sehr elegant... ist ja eine heikle Farbe, die wenigsten Frauen können das tragen... Aber ihr steht es hervorragend."
    "Schön! Da sie dir auch gefällt frage ich sie mal, ob sie nicht rüberkommen will! Könnte interessant werden."
    "Ähm...... ich weiß nicht ob das eine so gute Idee ist......" Hephaistion schien noch nicht vollständig überzeugt, doch Alexander war schon aufgesprungen.
    "Bin gleich wieder da!"


    Federnden Schrittes näherte der Feldherr sich der Göttin. Unterwegs bediente er sich an einem der üppigen Blumenarrangements, die die Säulen schmückten. Ungeniert zog er einige langstielige Orchideen aus dem Strauß. Eben trug außerdem ein Sklave einen der federngeschmückten Pfauenbraten an ihm vorüber.
    "Moment!"
    Alexander stahl dem knusprigen Vogel einige seiner schillernden Schwanzfedern, kombinierte sie mit den Orchideen und band den Strauß mit einer Efeuranke zusammen. Dann rückte er seinen goldenen Siegerkranz zurecht, trat vor Athene und schenkte ihr ein flamboyantes Lächeln.
    "Meine Verehrung! Geheimnisvolle Schöne, nimm diese Huldigung aus meiner Hand!" Mit großer Geste überreichte er den extravaganten Strauß. "Ich bin Alexandros der Große. Und dies – dort drüben, der eben die Augen vor Deinem glühenden Blick abwendet – ist mein Gefährte Hephaistion. Bis jetzt haben wir Deine Majestät andächtig aus der Ferne bewundert, doch wir würden uns überglücklich schätzen, wenn Du, verehrteste Athenaia, Dich entschließen würdest, Dich zu uns zu gesellen, und uns die Ehre erweisen würdest, uns dieses Gastmahl mit Deiner göttlichen Präsenz zu erhellen!"
    Diese Worte sprach Alexander sehr erst, voll Inbrunst, nur um seine Mundwinkel zuckte es vergnügt. Mit dandyhafter Geste bot er Athene die Hand, bereit sie durch den Saal zu geleiten.




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    Original von Faustus Decimus Serapio


    Es war nicht der Titel des Chilliarchen und nicht der höchste Scheiterhaufen - obgleich dies durchaus ein beeindruckendes Zeugnis vorzüglicher Persönlichkeit war -, welche Gracchus an seinem Gegenüber faszinierten, sondern vielmehr die Tatsache, dass er neben Alexander den Hepahistion gab, dass er in den Schatten des gottgleichen Eroberers sich hatte begeben, dem großen Feldherr hintenan stand, nicht zuletzt allfällig dessen Geliebten miemte. Mit einem Nicken grüßte Gracchus jenen Alexander zurück, mit gleichwertigem Desinteresse, ward doch sogleich mit seiner Aufmerksamkeit zurück bei Hephaistion.
    "Auch ich entsinne mi'h an diesen grandiosen Tag"
    , führte er das Spiel fort, welches ihm durchaus ein nicht unbeträchtliches Maß an Freude, eine leichte Euphorie geradezu bescherte.
    "Wenig nur meines Scheines musste ich hinab zur O..ase senden, denn so ein Heroe geboren wird, leu'htet er prächtig aus sich selbst heraus. Und wahrlich, ein e'hter Heroe ward dort geboren, denn nichts ... hast du von deinem Glanze verloren seit jenen Tagen!"
    Er lächelte süffisant, während in seinen Hintergedanken fortwährend die Frage kreiste, in welcher Art Verhältnis Alexander und Hephaistion im wahren Leben mochten stehen - waren sie nur Freunde, Verwandte allfällig, welche der Pläsier wegen in dieser kombinierten Kostümierung erschienen, oder war es gar mehr? Und so es mehr war, war es denn gut, da Hephaistion nicht an die holde Weiblichkeit war verschwendet, oder war dies schlecht, da er in fester Bindung unerreichbar war - eine selbst gewählte Bindung schlussendlich und daher weit mehr noch unerreichbar als ein durch die Ehe an eine Frau gebundener Mann. Gleichsam mit diesen Gedanken indes kreisten um sie herum weitere unaufhaltsame Überlegungen, einer endlosen Spirale gleich, Mahnungen an sich selbst und zugleich ein Erstaunen über die eigenen Nonchalance, und doch konnte Gracchus nicht im Zaume sie halten, denn zu lange schon war sein geliebter Caius hinfort, zu lange schon hielt er an sich stets in Gedanken an das Wohl seiner Gemahlin, und zu schnell füllte die unscheinbare Sklavin seinen Becher mit Wein.
    "Manches mal steige ich hinab auf den Olymp, ins..besondere dann mit großer Freude, so zahlrei'he schöne Gestalten sich hier versammeln, welche wahrlich ge..eignet sind, von goldfarbenem Lichte der Sonne umschmei'helt zu werden."
    Das Tönen der Blasinstrumente ließ jeglich weiteres Gespräch vorerst verstummen, wie der Auftritt des Gastgebers und das anschließende Opfer die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Während die rituellen Handlungen wurden vollzogen, ließ Gracchus noch einmal seinen Blick über die Gäste schweifen, erkannte nun noch einige Gesichter mehr - auf den ersten Blick Tiberius Durus, welchem er freundlich zunickte, und eine seiner Verwandten, deren Namen er zwar schon wieder hatte vergessen, deren Gesicht jedoch ihm vage von der Cena in Erinnerung geblieben war, auf den zweiten Blick auch Purgitius Macer und seine Gemahlin, deren Anblick ihm einen kurzen Schauer über den Rücken ließ laufen - waren die beiden doch eindeutig als Herrscher der Unterwelt gewandet - ehedem er im Angedenken der Lächerlichkeit dieser Emotion auch jenen grüßend zunickte.
    "Novum vetus vinum bibo, novo ve..teri morbo medeor"
    , schloss schlussendlich auch Gracchus dem rituellen Trinkspruch sich an, mit weit mehr Hintergedanken und inbrünstiger Hoffnung jedoch vermutlich als die meisten der anderen Gäste - lag in jeder der alten kultischen Zeremonien doch nicht nur ein Mittel, das Volk an den Staat zu binden, den Staat selbst in seinen Grundfesten zusammen zu halten, sondern auch die Harmonisierung der göttlichen Prinzipien und Ausgleich von Missverhältnissen im großen wie im kleinen, im staatlichen wie im persönlichen Umfeld. Gerade rechtzeitig setzte seinen Becher er ab, um dessen Zeuge zu werden, wie sehr Hephaistion dem Alexander war zugetan, und es war nicht nur Dauern ob dessen, was in Gracchus sich regte, sondern durchaus eine Spur von Neid, nicht nur ob des schönen Chilliarchen wegen, sondern der offenkundigen Beziehung an sich. Gleichsam kam er nicht umhin ob seiner zu Hephaistion neigenden Aufmerksamkeit Zeuge des kurzen Gespräches zu werden, während dessen er feststellte, dass augenscheinlich selbst der Anblick seines Begleiters an Alexander war verschwendet, hatte dieser doch augenscheinlich keinen Sinn für Ästhetik, war doch auf einen Blick zu sehen, dass die Couleur, in welche die Athena gehüllt, ein dunkles Mauve, allenfalls noch Lavendel war - eine überaus diffizile Couleur, welche schon manch einen ihrer Träger und Trägerinnen in die farbliche Verdammnis hatte gestürzt, und obgleich die Göttin durchaus einen geschmackvollen Anblick bot, so war dies doch kaum zu vergleichen mit dem Hephaistions.



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    Original von Tiberia Albina
    Lächelnd wandte sie sich dann an ihren Mann. "Ist das nicht ein herrliches Fest? Es gibt so viel zu sehen und ein Kostüm ist schöner als das nächste..."


    "So ist es", konnte Macer nur bestätigen und hatte manchmal doch ein wenig Schwierigkeiten zu erkennen, wer sich hinter welcher Maskerade verbarg. Was zum Teil sicher auch daran lag, dass er nicht unbedingt alle Anwesenden überhaupt kannte, hatte der Gastgeber doch offenbar eine sehr große Mischung an Gästen eingeladen.


    Gemeinsam mit Albina alais Proserpina an seiner Seite ließ er sich in den eigentlichen Festsaal führen und zu einem der Plätze geleiten. Schon wenig später und noch bevor sich Macer vom interessierten Umschauen in ein anregendes Gespräch vertiefen konnte, eröffnete der Gastgeber das Mahl.


    "Novum vetus vinum bibo, novo veteri morbo medeor!" erwiderte Macer den Trickspruch, in der einen Hand den Becher erhoben und in der anderen das Zepter des Pluto. Erneut versuchte er seiner Stimme einen leicht grollenden Klang der Unterwelt zu geben und schien ganz zufrieden mit sich selbst zu sein. Was sicher auch daran lag, dass er sich nicht für einen großen Schauspieler hielt, der gut in fremde Rollen schlüpfen konnte und daher schon mit wenig zufrieden war.


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    Original von Faustus Decimus Serapio
    [Blockierte Grafik: http://img25.imageshack.us/img25/7963/alexanderdergroe.jpg]| Alexander der Große


    Hätte Prisca es geahnt, welch amüsantes Farbenraten sie verschiedenen Ortes auslöste, hätte sie nur geschmunzelt und ihrem Schneider sogleich ein besonderes Lob ausgesprochen für die Wahl dieses extraordinären Stoffes, welcher in vielen Nuancen zu schillern vermochte. Je nachdem in wie vielen Falten und Bahnen er eben die darunter liegende Haut verhüllte - oder auch nicht. So aber konnte die Aurelia nur vermuten, welche Gedanken hinter dem einen oder anderen Blick stecken mochten, die ihr beiläufig zugeworfen wurden. Ob diese Blicke allein der prekären Farbe meines Kleid gelten? Womöglich nicht nur, was (zumindest in der Vorstellung) sehr prickelnd war.


    Jedoch wurde die Aurelia momentan zu sehr von ihrer Gespielin abgelenkt, als weiter solche Gedankenspiele zu betreiben. Peisinoe hieß die junge Tänzerin und sie machte ihrem Namen alle Ehre. Eine Sirene die mich bezirzen will, schmunzelte Prisca darüber wie diese sie mit allen Mitteln zu verwöhnen versuchte. "Peisinoe? Ich wäre dir wirklich sehr verbunden, wenn du mich nicht vor all den Leuten wie ein kleines Kind füttern würdest, bemerkte Prisca scherzend ehe sie die hingehaltene Traube schließlich doch mit den Lippen, aus den zarten Fingern der jungen Frau stahl und genüsslich verspeiste. Zum wiederholten Mal wunderte sich die Aurelia über ihre eigene Ausgelassenheit, was allerdings in der Maske der Athene nicht besonders schwer fiel. Natürlich hat alles seine Grenzen!


    Und genau deshalb machte Priscas Herz vor Schreck einen regelrechten Sprung, als Alexander der Große plötzlich und leibhaftig vor ihr stand und ihr ein exotisch anmutendes Blumenarrangement überreichte. Seine Worte und Komplimente, obwohl ziemlich dick und von Honig nur so triefend aufgetragen, verfehlten in diesem Ambiente, die womöglich gewünschte Wirkung zumindest nicht vollends. Du meine Güte wie schmeichelhaft! … Was soll ich denn jetzt bloß tun, oder sagen? … Wie bitte??? Ich soll ihnen Gesellschaft leisten? … Nein, niemals!!!


    Den überschwänglichen Worten folgend sah Prisca zu Hephaistion hinüber, der im selben Moment den Blick zur Seite wandte. Sagt man Alexander und Hephaiston nicht nach, dass sie beide …? ehm, naja. Wenigstens muss ich mir dann keine Sorgen machen, dass die beiden eventuell mehr als nur meine Gesellschaft genießen möchten Das Angebot selbst reizte Prisca irgendwie schon, weshalb sie nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens schließlich die Hand nach der des großen Feldherrn ausstreckte und sich von ihm auf die Beine ziehen ließ. Fast hätte der Schwung sie -zu allem Überfluss - dabei vollends in seine Arme befördert. Jedoch im letzten Moment stand Prisca fest auf beiden Beinen und fand darüber auch ihre Fassung wieder. " Wohl denn. Wenn euch so viel an meiner göttlichen Gesellschaft gelegen ist, will ich euch nicht enttäuschen edler Alexander. Zumal ich eure Wege und zahlreichen Siege sehr wohl mit Interesse verfolgt habe", sprach Prisca lächelnd mit den Worten der Göttin Athene und leicht zitternder Stimme, obwohl sie längst Gefallen an diesem Spiel, jenseits aller weltlichen Grenzen, gefunden hatte.


    "Du hast hoffentlich nichts dagegen, wenn mich meine Peisinoe hier begleiten wird?", betonte Prisca dies nur zur Sicherheit, nahm den Strauß mit einer Hand entgegen und legte dabei den anderen Arm demonstrativ um die Tänzerin herum. Nicht ohne meine Anstandsdame! Gemeinsam schritten sie also hinüber zu jenem Hephaiston, der scheinbar der Ankunft der Göttin mit eher gemischten Gefühlen entgegen sah. In der Rolle der Athene war es für Prisca zumindest ein leichtes, ihm zum Gruß direkt in die Augen zu blicken. "Sei mir gegrüßt, werter Hephaiston, großer Führer der persischen Heere. Dein Name allein hat uns Götter so sehr beeindruckt, dass es mir eine Ehre ist dich persönlich kennen lernen zu dürfen" Freundlich lächelnd, huldvoll das Haupt neigend und innerlich vor Aufregung zitternd überließ es die Aurelia (nebst Begleiterin) erst einmal den beiden Männern, ihnen den Platz zu weisen und anschließend die Konversation voran zu treiben.

  • Durus ergriff die Hand seiner Begleiterin, die offenbar nicht gewillt war, ihren Namen zu nennen. Also musste er sich einen überlegen! Nachdenklich klopfte er sich mit dem Zeigefinger ans Kinn, während ihm unzählige Namen in den Sinn kamen. Natürlich zuerst die zahlreichen Göttinnen - sie hätte auch den Namen der Schaumgeborenen verdient - oder den der Gattin des Tiberinus? Aber leider war ihm der Name entfallen...darum entschloss er sich letztendlich, den etwas einfallslosen Namen der ersten Mänade überhaupt auszuwählen:


    "Thyia. Ich werde dich Thyia nennen!"


    Erklärte er, woraufhin das Mädchen lächelte und ihn zu den Klinen zog. Sein Platz war ausgerechnet neben der dunkelhäutigen Katzengöttin, die ihre Maske allerdings schon abgenommen hatte. Erst jetzt stellte er fest, dass sie wohl aus Africa stammte und die Farbe ihrer Haut natürlich war. Und daneben lag eine Venus, die wohl jedem Mann in diesem Raum den Kopf verdrehen konnte (mit Ausnahme vielleicht dieses Alexanders, der ja bereits von seinem Hephaistion begleitet wurde).


    Ehe er sich jedoch vorstellen konnte, kam auch schon der Gastgeber herein, reitend auf einem Fass. Anerkennend lächelte Durus: Freigelassene mochten zwar bisweilen etwas vulgär sein, doch dafür waren sie oft wesentlich kreativer als ihre ehemaligen Herren! Während er dem noch zusah, bemerkte er gar nicht, wie seine Thyia davongeeilt war, sondern wurde sich dessen erst bewusst, als sie ihm mit einer Kanne vom neuen Wein einschänkte.


    Durus betrachtete den Wein und murmelte ebenfalls die alten Worte, die schon sein Vater und sein Großvater an diesem Tag im Jahr gemurmelt hatten:


    "Novum vetus vinum bibo, novo veteri morbo medeor"


    Dann jedoch nahm er einen Schluck und wurde sich dabei bewusst, wie lecker süß neuer Wein schmeckte - zu dieser Zeit sollte er immer neuen Wein trinnken! Anschließend blickte er sich um und erinnerte sich daran, dass er ja noch die gottgleichen Damen neben sich begrüßen musste!


    "Chaire, ich bin Tiberinus, der Herr des Flusses. Bastet und Venus, nehme ich an?"


    Er prostete ihnen mit dem Weinbecher zu, als er plötzlich abgelenkt wurde, als die Pasteten geöffnet wurden und kleine Vögel gen Decke stoben. So etwas hatte Durus zwar schon einmal gesehen, dennoch fand er es immer wieder faszinierend.


    "Bring mir von allem etwas!"


    befahl er seiner Mänade und wandte sich dann wieder den jungen Damen zu. Seine politischen Motive hatte er schon jetzt vergessen!

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    Original von Manius Flavius Gracchus


    Auch Aton entsann sich der Oase Siwa, damals. Ich grinste vergnügt, als er den Faden aufnahm, ihn phantasievoll weiterspann. Und was für eine Wortkunst! Ich war entzückt, auch wenn die Worte durch den seltsamen Akzent merkwürdig verfremdet an mein Ohr drangen, und irgendwo – tief verborgen unter Drill und Fassade, versteht sich - seufzte meine Poetenseele: Ach.....! Wie schön!
    Für mein Leben gerne hätte ich gewusst, was hinter seinem Lächeln steckte, das mir recht ironisch schien. Gehörte das zur Rolle? Las ich da Interesse in seinen Augen – die, nebenbei bemerkt, auch nachdem die Feuerschalen nun wieder normal rot brannten, einen reizvollen, warmen, honigbraunen Ton hatten, dessen Nuancen ich gerne länger studiert hätte.
    "So muss nun in Aegyptus die allerfinsterste Nacht herrschen. Aber Glück für uns! Von Deinem Licht ließe sich wohl ein jeder gerne umschmeicheln...", flirtete ich leichthin. Doch sobald ich mich mal von diesen Augen loßgerissen hatte, fiel mein Blick auf die brünette und überaus weibliche Mänade, die Aton gerade hingebungsvoll die Füße massierte. Dass er sich solch ein Wesen als Begleiterin auserkoren hatte, ließ meinen Mut beträchtlich sinken.


    So war es mir ganz recht, dass der exzentrische Einzug des Gastgebers und das Opfer an Meditrina alle Gespräche unterbrachen. Ich sprach den Trinkspruch gemeinsam mit den anderen, und wurde durch einen echt unverfrorenen Kuss daran erinnert, dass ich ja mit Alexander hier war. Das war aufregend! Sonst hieß es immer Zurückhaltung wahren, sich ständig verstellen... enthousiastisch erwiderte ich diesen Kuss. Hier vor aller Augen war das noch viel interessanter als hinter verschlossenen Türen, und dafür, dass es noch so früh am Abend war, auch ziemlich gewagt. (Zudem war da das Tabu, dass Tricostus und ich ziemlich gleichalt waren und aus ähnlicher Schicht stammten. Denn die heuchlerische öffentliche Moral geht doch eher mal mit Augenzwinkern darüber hinweg, wenn der Herr mit seinen Sklaven ins Bett steigt, aber wenn sich zwei Gleichrangige finden, wenn einer sich freiwillig hingibt, nicht aus Zwang sondern aus Spass, dann heißt es gleich: Pfui wie unmännlich, wie weichlich, wie unrömisch! Das ist so borniert, so stumpfsinnig!!! Darüber könnte ich mich endlos aufregen.)
    Aber in dem Moment fühlte ich mich wild und frei (und angetrunken) und jenseits aller Konventionen. Unsterblich! Ich war unsterblich, und lag hier zwischen zwei schönen Männern. Was wollte ich mehr!?


    Was ich mehr wollte, wurde mir schnell klar, als Alexander sich aufmachte, um eine Frau zu uns zu bitten. Na toll! Jetzt war ich schon als seine persönliche Nebenrolle mitgekommen, da hatte er sich gefälligst auch nur für mich zu interessieren. Verstimmt leerte ich meinen Kelch – der wie von Zauberhand gleich darauf schon wieder voll war – und hoffte, dass er sich eine Abfuhr holen würde.
    Verdammt! Ich kannte diese Konstellation nur zu gut: Hannibal hatte mich mehr als einmal für irgendwelche dubiosen Freundinnen versetzt! (Und dass ich jetzt an diesen treulosen Mistkerl hatte denken müssen, das war auch alleine Tricostus' Schuld.) Die bizarre Weise, auf die wir uns kennengelernt hatten, hatte mich schon ziemlich hingerissen, aber jetzt sah ich am Horizont bereits das nächste amouröse Desaster aufziehen!
    Frustriert griff ich nach den Speisen, die da aufgetragen wurden, und schlürfte ein paar Austern. Ich sagte mir dann auch, dass es albern war, so kleinlich zu sein. Ich kannte ihn wie lange? Seit genau vier Tagen. Wir waren wo? Auf einem Gastmahl, bei dem schon die Vorspeise auf frivol bemaltem Geschirr aufgetragen wurde!
    Nun ja. Ich verspeiste noch mehr Austern, wippte mit den Füßen, und wie magisch angezogen wanderte mein Blick erneut zur Nachbarkline. Es interessiert mich doch sehr, ob die göttliche Sonne Aegyptens sich nach diesem Zwischenspiel noch immer so strahlend zeigen würde, oder etwa mißbilligend? Über eine Auster hinweg lächelte ich ihm zu, hielt seinen Blick einen Augenblick lang, bevor ich den salzigen Inhalt der Muschelschale leerte.


    Zitat

    Original von Aurelia Prisca


    Und, genau wie eben, kaum begann ich zu flirten, war Alexander auf einmal wieder da. Mit der Göttin, die ihre Mänade im Arm hielt, und, das musste ich zugeben, sehr göttlich auftrat. (Ja, wie jeder normale Mensch bin ich bestechlich für Komplimente. Auch wenn sie nur meiner Maske gelten.)
    "Zuviel der Ehre, erhabene Athene! Ohne die Gunst von euch Olympiern hätten wir ja keine einzige Schlacht gewonnen. Ähm...Du musst entschuldigen, wenn mir gerade die Worte fehlen, aber ich bin als einfacher Sterblicher geboren, und Dich hier leibhaftig zu treffen, Athene, das ist gerade ziemlich überwältigend!"
    Ich nickte bekräftigend, lächelte ihr zu, und rückte auf der Kline, auf der ich ausgestreckt lag, ein Stück zur Seite, damit dort Platz für drei Personen war. Wenn sie ihre Mänade mit in die Kissen nehmen wollte, würde es allerdings eng werden.
    "Bitte, nimm doch Platz!" forderte Alexander sie auf, und deutete einladend auf den Platz in der Mitte, zwischen ihm und mir. Ich fand das nicht so furios, aber er sollte nicht denke, dass ich etwa kleinlich oder besitzergreifend wäre!
    "Ja, und versuche diese Austern, sie sind köstlich. Darf ich Dich außerdem mit einen glanzvollen Gast aus dem fernen Land der Pharaonen bekanntmachen? Aton, die göttliche Sonne Ägyptens. Athene, Göttin der Weisheit und vieles mehr."


    Dem Alexander raunte ich scherzend, und durchaus hörbar, zu: "Alexander, stell Dir mal vor, wenn wir Athene für uns gewinnen können, kann uns keiner mehr widerstehen! Wenn sie das Schlachtengeschick für uns lenkt, dann können wir im Handumdrehen auch noch den Rest der Welt erobern!"
    "Wohl wahr, Hephaistion." Alexander reckte das Kinn, warf sich in Pose und begann zu schwärmen: "Eine furióse Idee! Indien, Kimmerien, die skythischen Steppen... das ferne Serica! Die glücklichen Inseln! Ultima Thule! Die ganze Welt würde uns gehören. Und unsere erste Tat, herrliche Athenaia, wäre es selbstverständlich, Dir überall Tempel zu errichten! Und Dir die Schätze dieser Länder zu Weihegeschenken zu machen."



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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • in memoriam Gaius Praxus


    Mit großem Entzücken verlustierte Gracchus sich an den Speisen, wechselte ab und an einige Worte mit Scapula, der diesen Abends jedoch kein sonderlich passabler Gesprächspartner war, zumindest nicht zu Gracchus hin, hatte er anderseitig doch mittlerweile eine Phoibe neben sich liegen - welche kurz zuvor noch nicht dort hatte gelegen, wie Gracchus glaubte sich zu entsinnen - und welcher mit seiner Hand er überaus häufig, wenn auch beiläufig keck durch das wallende Haar oder über die blassen Hände strich. So kam Gracchus nicht umhin, sich ab und an dem Hephaistion zuzuwenden - welch Unmäßigkeit ohnehin, dies nicht zu tun -, dies auch in jenem Augenblicke, als dieser eine Auster schlürfend seinen Blick suchte. Austern. Ausgerechnet Austern. Seit jeher gereichte dieser Anblick dazu, Gracchus schwach werden zu lassen, selbst sein Vetter Furianus hatte ihn einst - sich dessen mutmaßlich völlig unbewusst - durch den schlürfenden Verzehr der Köstlichkeit vollkommen seiner Contenance zu berauben gewusst, und Hephaistions nun in derartigem Tun angesichtig zu werden, ließ ihn gänzlich sich vergessen, lockend eine Augenbraue, den Mundwinkel dazu kokettierend heben, und ihm mit seinem Weinbecher zuprosten, welchen merkwürdigerweise er so eben schon wieder im Begriff war, an die Lippen zu setzen, die Trockenheit in seiner Kehle zu vertreiben. Doch nur kurz, zu kurz währte der Augenblick, ehedem der schöne Chilliarch bereits wieder an seinen Alexander war verloren, an Athena noch dazu, doch immerhin rückte der Heroe für jene ein wenig zur Seite, näher noch an Gracchus heran, welcher von ungewohntem Wagemut überkommen den Augenblick nutzte, mit der Bewegung des Hephaistion diesem ebenfalls einige digiti entgegen rückte, so dass es jenem musste scheinen, als wäre er selbst so weit heran gerückt. Um sein eigenes Tun zu verschleiern, griff Gracchus beiläufig nach einem Streifen Pfauenfleisch und aß einige Bissen, im Geiste dabei die klandestine Nähe zu dem athletischen Körper zu seiner Seite goutierend, bis dessen Besitzer Athena ihm vorstellte. Ein feines Lächeln kräuselte sein Lippen, sodann hob Gracchus theatralisch seine Hand vor die Stirne.
    "Geblendet seht ihr die Sonne von der göttli'hen Schönheit der Athene!"
    Grüßend nickte er ihr zu und beneidete die Göttin ein wenig um die Maske, welche ihre Identität wusste zu verbergen, indes hatte er seine Besorgnis ob dessen schon beinahe gänzlich bei Seite geschoben.
    "Es ist mir eine über..aus große Ehre, Hüterin des Wissens und weiseste ... aller Olympier!"
    Mochte es Ehre und Freude zugleich, mochte ihre Erscheinung noch so angenehm anzusehen sein, gegen Hephaistion konnte Athena nicht in Konkurrenz treten, und so es Gracchus betraf nicht einmal zu den köstlichen Speisen, die ähnlich dem endlosen Fluss des ergötzlichen Weines kaum zur Neige wollten gehen, gleichsam sah er nicht sich im Zugzwang, gehörte der geheimnisvollen Schönen doch bereits die volle Aufmerksamkeit der Makedonen. So widmete er erneut sich dem Mahle, dessen Bestandteile überaus exquisit und deliziös waren, selbst für den geschulten patrizischen Gaumen, und da die ihn umsorgende Sklavin beständig seinen Teller wie Becher wieder auffüllte, glaubte Gracchus alsbald schon platzen zu müssen wie eine Wasserschlauch, in welchen ein Pfeil einschlug - war er diese Art der Völlerei doch nicht mehr gewohnt.
    ,,En..tschuldigt mich einen Augenblick ..."
    , wandte er nur kurz sich an Cornelius, welcher ohnehin davon kaum Notiz nahm, und Hepahistion zu seinen Seitein hin, um sich sodann mithilfe der Haussklavin umständlich zu erheben - ein wenig dauernd, die eroberte Nähe aufgeben zu müssen -, den Raum zu verlassen. Er hatte unbezweifelt zu schnell zu viel gegessen, und so er den Rest des Abends nicht sich wollte enthalten, musste er nun sich erleichtern. Auf die Sklavin gestützt erreichte er den kleinen Raum, welcher gänzlich in Gold war gehalten: mittig befand sich ein metallener, ovaler Tisch mit honigfarbener Platte, auf welchem eine goldfarbene Schüssel voll Rosenessenz durchwirkten Wassers stand, dazu eine Kanne mit ebensolcher Flüssigkeit, eine solche mit Wein und ein prunkvoller Becher zur Hälfte befüllt - all dies ebenfalls gülden -, ein gleichfarbener, bauchiger Topf etwa zu einem drittel angefüllt mit Essigwasser, daneben eine güldene Henkelvase, in welcher zahlreiche Pfauenfedern steckten. Zur Seite, einen hüfthohen, gedeckelten Korb, goldfarben koloriert, und einen schmalen, hölzernen Schrank verdeckend, war ein Sklave aufgestellt - in ein Gewand aus güldenen Bändern drapiert -, ein sauberes, blütenweißes Tuch bereit haltend, ihm gegenüber ein weiterer Sklave gleichartiger Aufmachung, welcher einen Palmwedel in Händen hielt, die Luft angenehm umwälzte und den leichten Duft nach Rosenblüten, welcher aus einer erwärmten Wasserschale neben ihm empor stieg, im Raume verteilte. Gracchus trat vor den Tisch hin und suchte sich eine der Federn aus, beugte sich sodann, gestützt auf die Linke, über den güldenen Topf, kitzelte ein wenig mit dem federnen Utensil seinen Gaumen und vomierte dadurch angeregt, bis dass sein Magen ihm wieder leichter war. Der Sklave zur Linken hielt ihm ein güldenes Tablett entgegen, auf welches er die benutzte Feder ablegte, dann wusch in der Schale voll rosenduftenden Wassers er sich seine Hände und trocknete sie mit dem dargereichten Tuch. Hernach spülte er seinen Mund mit Wein, spuckte den schalen Schluck in den Topf und fühlte sich sogleich wundervoll erquickt und erfrischt, bereit für weitere Völlerei. Als er den Raum gestützt auf seine Sklavin hatte verlassen, eilte der Eimer-Junge in das Vomitorium, schüttete den Inhalt des Topfes in einen leeren Eimer und frisches Essigwasser aus einem gefüllten dort wieder hinein, während der Tuchhalter den Becher gegen einen frischen aus dem Schrank tauschte, die genutzte Feder entsorgte, und das Tuch in dem Korb verschwinden ließ, dafür ebenfalls ein frisches aus dem Schrank nahm, so dass alles wieder bereitet war für den nächsten Gast, welcher sich wollte übergeben. Von jenen dienstbaren Geistern indes bemerkte Gracchus nichts, der bereits zurück im Festsaal war angelangt, seinen Platz zwischen Silenos und Hephaistion wieder einzunehmen und in reuelose Schlemmerei weiter sich zu ergeben.



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    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

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    Es wurde hier und dort immer ausgelassener. Der Umgang mit den guten Geistern des Abends vertraulicher und auch der Umgang untereinander. Da fielen die beiden Frauen nicht weiter aus wenn sie sich mehr Zuneigung zeigten als im „wahren“ Leben gut war. Aphrodite genoss es sichtlich von ihrer Kollegin gefüttert zu werden und ihrerseits war es Celeste eine große Freude Amneris zu füttern und sie natürlich hin und wieder sanft und neckend zu streicheln. Die Reaktionen ihrer Begleiterin entlockten ihr dann immer ein breites Grinsen oder ein sehr viel sagendes Lächeln. So langsam fühlte sie sich wie eine Kugel und hatte das Gefühl bald platzen zu müssen wenn es noch mehr Essen gab. Allerdings sah es auch nicht so aus als würde man bald damit aufhören.


    Dann jedoch wurden sie bei ihrem „Tun“ gestört. Ein Mann neben ihnen sprach sie an. Celeste in dessen wirklich ausgelassener Stimmung übernahm sofort das Gespräch.
    “Fast Tiberinus, fast. Das ist Sachmet,“ und deutete dabei auf Amneris.“Mich kann man hingegen leicht verwechseln. Aphrodite, es freut mich sehr dich kennen zu lernen, Herr des Flusses.“
    Während sie so nachdachte kam ihr ein Gedanke. Scheinbar war ihr Klinennachbar allein hier untergekommen und sie nur zu zweit. Warum also sollte man es also nicht etwas kuscheliger gestalten. Mit einigen wenigen Blicken und leisen Worten verständigte sie sich mit ihrer Begleiterin und es dauerte nicht lang, fand sich der Flussherr von den beiden Göttinnen eingerahmt wieder.
    “Ich hoffe, wir stören nicht. So ist das kommunizieren einfacher und man muss nicht so laut sprechen.“
    Aphrodite schenkte ihm ein sehr kokettes Lächeln und sah dann kurz zur Katzengöttin.
    “Ein wunderschöner Abend, findest du nicht?“
    Ein wenig plaudern, konnte einer Unterhaltung durchaus förderlich sein und so versuchte sie genau das. Ihr Blick schweifte kurz im Raum umher. Von hier hatte man gleich einen ganz anderen Blick und da sie noch aufrecht saß, konnte man auch viel mehr sehen unter anderem auch andere Personen, die sich um Alexander postiert hatten sehr angeregt unterhielten. Im Schummerlicht konnte sie leider nicht gut erkennen wer es war und im Moment war es auch völlig nachrangig. Doch Alexander konnte sie gut erkennen. Vorhin war er an ihr vorbeigekommen und sie konnte ihn sich gut anschauen und einige markante Dinge merken, die ihn auch nur als „dunkle“ Gestalt deutlich kennzeichneten. Dann jedoch galt die volle Aufmerksamkeit dann wieder den Personen auf der Kline.

  • Zuerst sprach ihn die betörende Schönheit an, die sich als Aphrodite entpuppte. Freundlich erwiderte sie seine Begrüßung, stellte jedoch auch richtig: Sachmet, die finstere Schwester der Bastet! Letztere wäre dem Tiberier lieber gewesen, wäre sie dann doch auch eine Liebesgöttin gewesen - und was konnte einem besseres passieren, als von zwei liebreizenden Liebesgöttinnen umringt zu werden?


    "Dann sollten wir sie rasch betrunken machen, damit sie zur Ruhe kommt!"


    bemerkte er dennoch mit einem süffisanten Lächeln. Natürlich kannte er noch aus Alexandreia die Geschichte der Bastet, die durch das gefärbte Bier des Re gefügig gemacht worden war und wenn er so nachdachte, konnte er sich auch gut vorstellen, dass das wilde Kätzchen nach ein paar Bechern Wein zahm war.


    Als Aphrodite dann auch noch die Seite wechselte, gefiel es dem nicht mehr ganz jungen, nicht mehr jugendlich-makellosen Senator sogar noch besser - er fühlte sich geradezu umworben, obwohl ihm wohl eigentlich klar sein musste, dass die beiden Schönheiten (die sich derer zweifelsohne bewusst waren) nur ihr Spielchen mit einem alten Mann trieben.


    "Nein, nein - das macht den Abend nur noch wunderbarer, denn wohin ich mich wende, bin ich doch überall nur von Schönheit umgeben!"


    Wie zur Bestätigung seiner Worte tauchte nun auch seine Mänade wieder auf und nahm zu seinen Füßen Platz (sodass man gut ihren beachtlichen Ausschnitt begutachten konnte, was Durus jedoch vermied, um die beiden Mädchen an seiner Seite nicht zu irritieren). Auf einem Tablett hielt sie die Speisen hin und der Flussgott ergriff zuerst eine Auster und schlürfte sie aus. Er hatte einmal irgendwo gehört, dass sie eine Art Liebeselixier waren...


    Nun war seine Aufmerksamkeit nicht nur von den politischen Fragen, sondern sogar seiner ursprünglichen Begleitung Arvinia - respektive Minerva - abgegangen. Stattdessen hatte er nur noch Augen für die zwei bis drei Damen um ihn herum!

  • Der Strom der Speisen und des Weins nahm kein Ende. Immer weitere Gänge wurden aufgetragen, immer neue Gerichte den Gästen vorgesetzt, und während all der Zeit sorgten die Musiker für Zerstreuung, zeigten die Akrobaten ihre Künste.
    Nereiden und Wassermänner traten ein, in blauschimmernden Gewändern, mit Muschelschmuck in den Haaren und Korallen um den Hals, sie servierten eine Reihe von Fischen auf silbernen Platten: Scholle, Aal, Meeräsche, Seebarbe, Octopus. Am imposantesten war eine riesige Muräne, die lebensecht drapiert, das Maul bedrohlich aufgerissen, die nadelspitzen Zähne gebleckt, einem Ungeheuer der Tiefe gleichkam. Doch auch dieses Ungetüm wurde kurzerhand zerlegt und das würzige weiße Fleisch den Olympiern vorgelegt. Dazu wurde ein frischer Weißwein ausgeschenkt.


    Der nächste Gang bestand aus Wildbret und wurde von schwer beladenen Sklaven, gewandet im Stil einer Jagdgesellschaft, hereingebracht. Mehrere zarte Rehe, ein Eber und ein kapitaler Hirsch waren so kunstvoll zubreitet und hergerichtet, dass es schien, sie könnten sich jeden Moment von ihren Platten erheben und davonspringen. Der Eber trug an seinen Hauern kleine Körbchen mit süssen Datteln gefüllt, der Hirsch an seinem stattlichen Geweih große Büschel getrockneter Kirschen, von denen man sich während des Defilees der Speisen bequem welche pflücken konnte.
    Ein unterhaltsames Schauspiel war es auch, dem Anführer dieser Jäger, einem schmalen doch sehnigen Mann, beim Zerlegen der Beute zuzusehen. Das Tranchiermesser zückte er temperamentvoll, ließ es gekonnt in der Hand kreisen, dann blitzschnell auf den Eber zusausen, dem er zuerst längs den Bauch aufschlitzte. Und – was für eine Überraschung – aus der Bauchhöhle quollen lukanische Würste und kampanische Schinken. Mit großem Geschick und in atemberaubender Geschwindigkeit zerteilte der Tranchiersklave darauf das ganze Wildbret, dergestalt dass es in hauchdünnen und vollkommen ebenmäßigen Scheiben den Weg auf die Teller der Gäste fanden, begleitet von würzigen Saucen, vielfältige Beilagen und einem kräftigen Rotwein.


    Dem Auge gefällig war auch der anschließende Gang, bei dem weißluftig gekleidete Sklaven viele Sorten von geflügelten Braten auftrugen. Darunter war ein Flamingo, geschmückt mit seinem ursprünglichen, roséfarbenen Federkleid, in einem Bett von schilfartig zurechtgeschnittenem Gemüse, ein Schwan, die Schwingen gespreizt, ein Storch in einem Nest von köstlich knusprigen Froschschenkeln, sowie unzählige Fasane, Wachteln, Tauben und Perlhühner.


    Während man noch mit dem Geflügel beschäftigt war - manch ein Gast hatte schwer zu kämpfen und musste sich immer wieder die Schweißperlen abtupfen, der ein oder andere hatte bereits aufgegeben, doch die meisten scheuten nicht den Gang in das so einladend gestaltete Vomitorium – während dieses großen Schlemmens also, gingen ein junger Satyr, dessen Hörnchen keck unter dem wolligen Haar hervorlugte, und eine niedliche Nymphe mit einem großen Korb die Reihe der Klinen entlang. Sie verteilten, wie es auf solchen Festen nicht unüblich war, kleine Geschenke an die Gäste, die diese zur Erinnerung an den Abend mit nach Hause nehmen konnten. Es handelte sich dabei um Salbölfläschen, die mit kostbaren Duftölen gefüllt waren. Keines der Fläschchen glich dem anderen, doch alle waren sie, ähnlich dem Geschirr auf dem serviert wurde, mit kunstvoll gemalten frivolen Bildchen verziert. Da sah man Nymphen und Satyren, Bacchanten und Mänaden in den allerverschiedensten Kombinationen und Positionen die man sich nur vorstellen konnte (oder auch nicht), manche im Tanze oder sich neckend, die meisten in lustvoller Vereinigung. CONVIVIUM IMMORTALIUM stand ausserdem auf den Fläschchen.



    [Blockierte Grafik: http://img691.imageshack.us/img691/5472/isisk.jpg| Isis


    Mit schwingenden Ohrgehängen erhob sich nun eine sinnliche Isis von der Kline. Ihr Kopfputz trug die Mondsichel und die Sonnenscheibe, in der einen Hand hielt sie einen fast lebensechten Schlangenstab, in der anderen ihren Becher. Schwungvoll trank sie dem Gastgeber zu, darauf erhob sie ihre Stimme, die rauchig, wohlklingend, und etwas schleppend vom Weingenuss, den Olymp erfüllte:
    "Dionysos! Edler Gastgeber, ich erhebe den Kelch auf Dich! Meine göttlichen und heroischen Freunde, ich möchte euch einen Vorschlag machen: lasst uns, nach ehrwürdiger Tradition - wenn auch nicht zu traditionell natürlich- hier im Reden wetteifern! Ich setze einen Preis aus, für den oder die, der oder die dem Gott Dionysos heute abend die schönste Lobesrede hält!"
    "Hört, hört! Eine vortreffliche Idee!" ließ sich ein dicker Zeus vernehmen.
    Der überraschte Gastgeber hatte zwar den Anstand, verlegen dreinzuschauen, doch wirklich unrecht schien diese Idee Suavis nicht zu sein.
    "Was ist der Preis, holde Göttin?" rief Alexander der Große durch den Saal.
    "Der zauberische Kuss der Isis, mein lieber Alexander." versprach die Göttin mit einem geheimnisvollen Lächeln, und sandte dem Makedonen einen Glutpfeil aus ihren schwarzen Augen. "Und die Ehre, selbstverständlich. Den Sieger bestimmen sollen die Zuhörer. Abgemacht meine Freunde? Dann lasst hören. Ich bin gespannt."




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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Der freundlichen Einladung folgend ließ sich Prisca mit einer eleganten Drehung zwischen den beiden Heroen nieder. Lasziv und dennoch züchtig die Beine übereinander schlagend, wobei die Tunika wie von selbst ein kleines Stück nach oben rutschte. Mochte dies ihre beiden Begleiter nun beeindrucken oder auch nicht, es gefiel der Athene jedenfalls von ihnen so zuvorkommend hofiert zu werden. Die Kline selbst war zwar breit, aber nicht breit genug für vier Personen und deshalb musste Peisinoe - wohl oder übel - auf der Stufe vor der Kline, zu Füssen ihrer Göttin Platz nehmen. Von dort aus hatte die Mänade jedoch den besseren Zugriff auf die zahllosen opulenten Speisen, welche sie den drei liegenden Herrschaften nunmehr reichen konnte. Entsprechend der Empfehlung des Hephaiston kostete Prisca sogleich eine von den Austern und schlürfte diese genüsslich, während sie mit ihren Blicken die drei Männer interessiert beobachtete. Irgendwie kommt mir dieser Aton so bekannt vor, nur weiß ich beim besten Willen nicht woher... Nein - jenen Flavius Gracchus der ihr - anlässlich der letzten Saturnalien - eine kleine Löwenstatute geschenkt hatte, erkannte die Aurelia zumindest in der Rolle des Sonnengottes nicht wieder.


    Hier und heute zählte ohnehin nicht die weltliche Herkunft, sondern allein die göttliche Bestimmung der sie alle gefolgt waren. Ein Fest der Götter eben, scheinbar jenseits aller Regeln die es sonst zu beachten galt. War es nicht verwerflich, sich dieser dekadenten Völlerei so freimütig hinzugeben? Natürlich machte sich Prisca darüber so ihre Gedanken die allerdings, getrieben von der Neugier und dem Rausch der Gefühle, an diesem Abend ungehört verstummten …


    … neben den Lobgesängen auf ihre Person - selbst wenn diese nur dem Schein und ihrer Maske galten. So viele Komplimente auf einmal schmeichelten Prisca jedenfalls sehr und so lachte sie erfreut über die theatralische Geste des Sonnengottes und den Bemerkungen der beiden Heroen. "Oh welch hohes Lob aus göttlichem Munde, werter Aton … und welch schmeichelnde Worte meiner beiden Heroen! Dabei bin ich doch nur die Göttin der Weisheit und nicht Aphrodite selbst.", spielte Prisca ihre Person ein wenig herunter, indem sie leicht verlegen lächelte und still für sich genoss.


    Der Sonnengott erhob sich alsbald, um einem nur allzu menschlichen Bedürfnis nachzukommen, derweil sich Prisca gut gelaunt räkelnd zwischen den beiden Fremden, denen sie in der Gestalt der Athene Gesellschaft leistete, sichtlich wohl fühlte. "Wenn ihr wirklich vor habt die gesamte Welt zu erobern, allein, um sie mir zu Füssen zu legen, so könnt ihr meiner Gunst gewiss sein edle Herren", versprach die Aurelia ihren beiden Eroberern grinsend. Gleichzeitig nahm Athene symbolisch zwei Oliven von dem, von Peisinoe artig dar gereichten, Speisentablett auf um je Eine, spontan an Alexander und Hephaiston weiter zu reichen. Er stand ihnen frei die Oliven - auf welche Art auch immer - von ihr entgegen zu nehmen, ehe Prisca sie einfach selbst verspeisen würde.


    "Einst haben die Athener dieses Geschenk aus meiner Hand sehr zu schätzen gewusst. … Nun frage ich mich gerade, was sich der große Alexander und der ehrenwerte Hephaiston für ihren Feldzug, von ihrer Göttin wünschen würden?!", stellte Prisca augenzwinkernd eine nicht unbedeutende Frage angesichts der Tatsache, dass Athene einst den Athenern den Ölbaum zum Geschenk machte und damit den Titel der weisen Göttin erhielt.


    Was auch immer es sein könnte - es musste warten, da soeben Isis höchstpersönlich die Initiative ergriff und lautstark zu einem Wettstreit heraus forderte. Prisca hörte dem neugierig zu und klatschte daraufhin begeistert in die Hände. "Ein Wortgefecht, welch vortreffliche Idee. Nicht wahr?!". Mit diesen Worten wandte sie sich gleichermaßen an Alexander, Hephaiston und der soeben zurückgekehrten Sonne in Gestalt des Aton. "Wollt ihr euch nicht auch dem Wettstreit stellen?!", forderte Prisca augenzwinkernd die Männer halb fragend, halb neckend zum handeln auf. Der Kuss der Isis als Preis für den Sieger? Das musste doch jedem hier Ansporn genug sein. Oder nicht? Zumindest unterstellte dies Athene und sie war gespannt, welcher von den anwesenden Gästen wohl als erster die Herausforderung annehmen würde.

  • [Blockierte Grafik: http://img25.imageshack.us/img25/3069/hephaistion.jpg|Hephaistion



    Verstohlen lockerte ich die Schnallen meines Linothorax, und verschaffte mir damit wieder etwas Luft. Ich hatte jetzt schon viel zu viel gegessen, und wie es aussah war das Festmahl noch lange nicht zu Ende. Meistens aß ich ja bloß Puls mit irgendwas, da konnte ich mich hier natürlich nicht zurückhalten. Sowieso, wozu zurückhalten? Es schmeckte köstlich, und so eine kleine Wachtel konnte ich schon noch vertragen. Und ein paar Schnecken. Und von dem Schwan musste ich unbedingt auch noch probieren. Mein Satyr brachte mir alles was ich wollte. Genüsslich biss ich in das zarte Fleisch, und streckte mich, wobei mir mit einem mal sehr bewusst war, wie nahe ich an dem schönen Sonnengott lag. Ich müsste mich nur ein wenig zur Seite bewegen, um ihn zu berühren... Mir war so, als könne ich schon die Wärme spüren, die von seinem Körper ausging, aber das kann natürlich auch die Hitze gewesen sein, die bei dieser Vorstellung in mir aufstieg. Später vielleicht... Im Moment entschuldigte er sich leider und verließ uns. Hoffentlich nicht für lange.


    Aton war jedenfalls tausendmal interessanter als Alexander. Der hatte bloß noch Augen für Roxane – ich meine: Athene. Sie reichte uns Oliven, und Alexander nahm seine natürlich mit dem Mund, und obwohl ich das eigentlich gar nicht so genau sehen wollte, entging mir nicht, wie er die Gelegenheit nutzte, seine Lippen liebkosend über die zarten Finger der Athene hinweggleiten zu lassen. Dann machte er ein großes Theater darum, wie ihm diese Olive mundete, rollte vor Verzückung mit den Augen und schwärmte:
    "Mhm! Deine Früchte sind Nektar und Ambrosia! Und hätte ich diesen goldenen Apfel in die Finger bekommen, damals, und nicht Paris der Idiot – ich hätte nicht lange überlegen müssen, wem er gebührt: der Schönsten!"
    Dazu verschlang er Athene so begeistert mit den Augen, dass ich mir ersthaft überlegte, nach Ägypten auszuwandern. Ich aß meine göttliche Olive ganz schnörkellos, und fragte mich ob ich mich, wenn ich jemanden umgarnen wollte, auch so albern anhörte... Was wir uns von Athene wünschen würden? Also, ich sicher was anderes als Alexander.
    "Edle Athene, ich kann da nur für mich sprechen, aber diese Frage will wohlbedacht sein. Göttergeschenke können ja fatal sein... Nicht dass wir uns das falsche wünschen, und so enden wie Midas...."


    Ich wurde abgelenkt von zwei Dionysos-Dienern, die mir ein Duftfläschchen überreichten. Darauf konnte man drei fröhliche Satyren sehen, die sich miteinander vergnügten. Ich grinste ein bisschen dreckig und entkorkte das Fläschchen, um daran zu riechen. Dabei fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Duftöl! Aton! Ein wunderschöner Rücken! Ringen! Verblüfft von meiner plötzlich Erkenntnis, blickte ich dem gerade wiederkehrenden Aton ganz erstaunt entgegen. Der Mann war ein Pontifex! Vor solchen Leuten hatte ich eigentlich einen Heidenrespekt. Aber die Atmosphäre des Abends lullte mich erstaunlich schnell wieder ein. Wir waren unsterblich! Was wir draussen darstellten, spielte hier keine Rolle... und die Art und Weise, auf die er Mundwinkel und Braue gleichzeitig anhob, die war einfach... zum Schwachwerden!


    Atons Mitgöttin – oder wie sagt man... Con-pantheonalis vielleicht? - Isis schlug einen Wettstreit vor, und Athene stachelte uns an, daran teilzunehmen. Ich sträubte mich lachend:
    "Aber, unüberwindliche Athene, ich bin doch nur ein Heroe, würde ich hier in dieser Versammlung der allerhöchsten Götter das Wort ergreifen, wäre das wie... das Quaken eines Frosches im Odeion, glaub mir!"
    Aber natürlich war ich in Versuchung, denn ich liebe die griechischen Bräuche, und fand so einen Redewettstreit wahnsinnig schick. Ausserdem, bei so vielen Gästen bestand nicht die Gefahr, dass ich gewann und wirklich Isis küssen müsste. Aber vielleicht könnte ich ja Aton beeindrucken, durch meine kühne Entschlusskraft! Ich stupste Athene an und zwinkerte zurück.
    "Na gut! Aber nur wenn Du auch mitmachst, göttliche Athene!"


    Ein Mann, ein Wort. Ich lies Athene gar keine Zeit zu widersprechen und setzte mich auf, als ich mich dann aber von der Kline erhob und in die Senkrechte begab, merkte ich erst wieviel Wein ich schon intus hatte. Hui, wie unstet der Boden auf einmal war. Mein Satyr war aber gleich an meiner Seite und stützte mich, das war wirklich aufmerksam, ausserdem war er ein sehr gutaussehender Satyr und ich legte ihm nicht nur des Haltes wegen gerne den Arm um die kräftigen Schultern.
    "Göttin Isis! Ich nehme Deine Herausforderung an. Denn ich bin Hephaistion von Pella, und ich bin noch nie vor einem Wettstreit zurückgeschreckt. Ja, bei aller Bescheidenheit, man sagt mir nach, dass ich der einzige bin, der jemals den göttlichen Alexander besiegt hat!" So brüstete ich mich zur Einleitung mit einem vergnügten Grinsen.
    "Das ist ein Gerücht!", protestierte Alexander lautstark.
    "Ja, der Arme hat es noch immer nicht verwunden..." Ich zog eine Grimasse der Betroffenheit, zuckte dann die Schultern. Mit einem "Aber zum Thema." warf ich mich in die Brust und ließ meine campusgestählte Stimme ertönen:


    "Götter und Göttinen, Heroen und Heldinnen, Satyren und Mänaden! Ich sage: unser Gastgeber Dionysos ist der größte aller Götter. Denn er verbindet die Dinge, die am weitesten voneinander fort liegen – und das macht ihn notwendigerweise zu dem mit der längsten Gestalt, und damit zum Größten." Dabei nickte ich todernst, und so andächtig, als wäre ich ein graubärtiger Naturphilosoph, der gerade einen archimedischen Punkt gefunden hat.
    Ich will euch sagen, was der Dionysos da verbindet: es sind die Sterblichen und die Unsterblichen, die Menschen und die Götter, es ist die Erde und das Firmament! Denn Dionysos stammt ja bekanntlicherweise von einer sterblichen Mutter, Semele, während sein Vater der Götterfürst Zeus selbst ist. Seine Mutter ertrug nicht den Anblick von Zeus' wahrer Gestalt, und verlor ihr Leben, als er sich ihr in seiner göttlichen Form zeigte. Zeus trug den Dionysos selbst aus, in seinem Schenkel, und damit hat unser hoher Gastgeber also schon vor seiner Geburt diese beiden Seiten in sich aufgesogen und birgt nun in seinem Wesen: das Sterbliche und das Göttliche!"
    Auch wenn ich nicht gerade ein Agathon war, es machte mir Spass, mich da vor aller Augen zu produzieren. Ich untermalte meine Rede mit theatralischen Gesten, ja, es war fast wie Theaterspielen, und etwaige Hemmungen hatte ich mit meinem Weinpegel sowieso abgelegt.
    "Und wenn wir nun das Geschenk betrachten, das Dionysos uns allen gemacht hat: den edlen Rebensaft..."
    Ich wurde langsam warm. So bald würde ich nicht wieder verstummen...



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  • Folgsam wie ein Hund und nicht stur wie eine Katze folgte Sachmet der sie begleitenden Göttin auf die Nachbarkline und bemerkte erstmals an diesem Abend, dass die Sklavin ihre Aufgabe äußerst gewissenhaft erfüllte. Denn als sie sich erhob tanzten für einen Moment lustige kleine Punkte vor ihren Augen, eindeutiges Zeichen, dass sie dem Alkohole bislang herzlich zugetan war. Doch die Göttin des Krieges ließ sich davon nicht beirren, blinzelte nur kurz und ließ sich wieder nieder, den nun umrahmten Mann studierend. Wie aufs Stichwort bleckte sie ihre Zähne, als jener vorschlug sie betrunken zu machen, um sie ruhig zu stellen. Ganz in ihrer Rolle entkam auch ein leises Knurren ihrer Kehle, während die braunen Augen den Flußgott anfunkelten.


    "Um mich zu besänftigen, Tiberinus, bedarf es heute anderer Dinge als Alkohol."


    Ihr Blick wanderte hierbei kurz zu Celeste, alias Aphrodite, und augenblicklich zuckte ein kurzes Lächeln um ihre Lippen. Zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort und mit weniger Promille im Blut wäre die Nubierin vermutlich nun ernstlich beleidigt nach jener Aussage, doch hier und heute gehörte alles zum Spiel und machte sogar irgendwie Spaß.
    Das Schlürfen des Austern indes betrachtete Amneris mit wissenschaftlichem Interesse, hatte sie doch bis eben noch gerätselt, wie dieses schlabberige Zeug eigentlich gegessen wurde. Allzu appetitlich sah es ja eigentlich nicht aus. Nachdenklich und mit schiefgelegtem Kopf visierte sie schließlich jene Meeresfrucht an, entschied sich aber gegen die Auster und für einen Schluck Wein.
    Isis zog schließlich ihre Aufmerksamkeit auf sich. Lobesreden auf Dionysos... das versprach lustig zu werden. Wenngleich sie selbst sich niemals erheben würde, um mit Worten zu jonglieren. Dazu fehlten ihr zum einen die Bildung, zum anderen das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, war sie es doch in den letzten Jahren gewohnt sich stets im Verborgenen zu halten.


    "Wie steht's, Herr des Flusses?", wandte sie sich schmunzelnd an Durus. "Ein Kuss der Isis für einige Worte?"
    Da ergriff auch schon Serapio das Wort... Serapio.. den Amneris derzeit glücklicherweise nicht erkannte...

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    Das Kompliment entlockte der Göttin ein verlegenes Lächeln. Für einen Moment kan die kleine Celeste durch und nicht die große Göttin Aphrodite, die sich von so etwas natürlich nicht beeindrucken ließe. Das war aber nur für einen kleinen Moment. Aphrodite musste leise lachen als sie das Knurren der anderen Göttin vernahm. Zuvor hatte die Bemerkung des Flussgottes ihr ein breites Lächeln ins Gesicht gezaubert. Ganz langsam beugte sie sich nah zum Tiberier hinunter um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
    "Du solltest meine Begleiterin nicht all zu sehr reizen. Sie kann sehr temperamentvoll sein und glaube mir, das willst du wirklich nicht erleben. Ich kann sie aber gern für dich besänftigen."
    Nun entfernte sie sich ein wenig und sah dem Tiberianuns direkt ins Gesicht und dies aus geringer Entfernung. Sie schenkte ihm ein sehr vielsagendes Lächeln, setzte sich dann ein wenig aufrecht, was zur Folge hatte, dass sich für einen Moment der ganz Raum zu drehen begann. Uhhh...das war nicht gut, gar nicht gut. Zu viel Alkohol. Aus ihren Gedanken wurde sie gerissen als die Isis ihren Wettstreit ausrief und auch schon begonnen wurde Lobreden auf den Gastgeber auszurufen. Die Aufmerksamkeitsspanne der Celeste oder Aphrodite in diesem Fall war sehr verkürzt und ihr kam ihr eigentliches Vorhaben wieder in den Sinn. Mit einem schon fast diabolischen Grinsen im Gesicht, wandt sie sich Amneris zu, sah dann kurz zum Flussgott und dan wieder zu Amneris alias Sachmet. Ihre linke Hand legte sich um den Hinterkopf der ägyptischen Göttin, zog sie näher zu sich um ihr dann einen sehr lang andauernden und innigen Kuss zu geben. Danach löste sie sich langsam, sah wieder Sachmet tief in die Augen und dann zum Flussgott.
    "So ist sie zu beruhigen und das klappt sehr gut, das kannst du mir glauben."
    Wieder lag dieses diabolische Lächeln auf ihrem Gesicht. Es hatte ihr Spaß gemacht. Sonst durften sie nie in der Öffentlichkeit ihre Zuneigung zeigen und hier war es ganz normal und so nutzte sie die Möglichkeit natürlich auch aus. Doch dann kam der nächste mit den Reden und sie glaubte für einen Moment schon so viel getrunken zu haben, dass sie Geister sah. Kurz blinzelte sie bis sie sich sicher war, dass es wirklich Serapio war, der dort stand. Serapio war hier und Gespiele dieses Mannes oder schien es nur so? Das musste sie herausbekommen, aber erst später. Vielleicht war es ja auch wirklich nur der Wein, der ihr nach der für sie schon großen Menge Streiche spielte und ihre Augen Dinge sehen ließ, die gar nicht da waren. Aphrodite schloß die Augen und öffnete sie dann wieder. Ihre Aufmerksamkeit sollte nun ihrer Kline gelten und der Antwort auf die Frage ihrer Mitgöttin.
    "Vielleicht sind auch wir geneigt eine kleine Belohnung auszuloben wenn die Rede besonders gut wird."
    Hoffentlich hatte Sachmet nichts dagegen...





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  • [Blockierte Grafik: http://img25.imageshack.us/img25/3069/hephaistion.jpg|Hephaistion



    Wo war ich gerade gewesen? Mitten in der Lobrede und... ach ja, beim Wein!
    "Der Wein, der edle Rebensaft ist es, der uns beflügelt, das Geschenk des nächtlichen Dionysos ist es, das alle Bande löst, alle Schwermut vertreibt, alle Fesseln sprengt, in die der Tag uns zwängt! Wie ein gleißender Blitz trifft uns die Erkenntnis im Rausch, doch anders als der Zeus die arme Semele, verbrennt uns die Macht des Dionysos nicht, nein, sie befreit uns, reißt uns mit sich fort, hebt uns in göttlicher Verzückung über uns selbst hinaus: sie löst dem Zagen die Zunge, schenkt dem Zaudernden Mut, erfüllt die Reden mit Schwung und die Herzen mit Feuer!"
    Ja, genauso fühlte ich mich in diesem Augenblick, göttlich beflügelt, glühend begeistert, und zugleich irgendwie.....konfus... und zudem voll und ganz erfüllt von der betrunkenen Gewissheit meiner umwerfenden poetischen Qualitäten. Die Gesichter der Gäste verschwammen in einem bunten Nebel, ich blickte ins Unendliche, meine Worte rissen mich mit, als wäre ich in einen reissenden Strom gefallen. Geleitet mehr vom ihrem Klang als von ihrem Sinn, sprach ich weiter, meine Sätze mit feuriger Gestik begleitend.
    "Ja! Grenzenlos sind wir im Rausch! Schrankenlos! Entgrenzt durch die Macht des weinbekränzten Gottes, gelöst durch Dionysos Lyaios, der das Einzelne zusammenführt, das Fremde vertraut macht, das Feindliche versöhnt, das Versprengte zusammenfügt und läge es noch so unendlich weit voneinander entfernt!
    Seht um euch: Götter unterschiedlichster Herkunft, nicht allein römische und griechische, auch keltische, mesopotamische, etruskische und ägyptische, von den am hellsten strahlenden..."
    – ach, da schweifte mein Blick schon wieder schwärmerisch zu Aton, der göttlichen Sonne – bis zu den allerfinstersten Peinigern der Menschheit" – da wies ich auf den unheimlichen Pluto – "all diese Vertreter von Pantheonen aus den entlegensten Gebieten der Welt hat der große Thyrsosschwinger an seiner Tafel versammelt, erhabene Himmelsherrscher sind seine Gäste und speisen hier gemeinsam mit sterblich geborenen Heroen!
    Zwischen Menschen und Göttern, zwischen Männern und Frauen (und was könnte sich fremder sein als Männer und Frauen...!), zwischen Erdkreis und Kosmos schlägt er die Brücke, so zeigt der tanzende Gott seine Macht, so vereint er alle und alles in seinem Mysterium des grenzenlosen Genußes, der allumfassenden Ekstase, und darum sage ich:
    Dionysos ist der größte aller Götter!
    Lasst uns also seine Gaben nicht verschmähen! Wir wollen trinken..."
    – hier hob ich meinen Kelch und trank einen guten Zug, bis dass mir die Tropfen roten Weines über das Kinn liefen – "...und schmausen. Wir wollen uns küssen..." – hier bedachte ich meinen hübschen, stützenden Satyr mit einem leidenschaftlichen Kuss – "...und in Lust vereinen, und wir wollen ihn lobpreisen in schönklingenden Reden und dithyrambischen Gesängen, Dionysos, den Ewigen Fackelträger!"
    Die Hand huldigend zu unserem Gastgeber öffnend, schloß ich meine Rede schwärmerisch mit meinem Lieblingsvers aus den Bakchen:
    "Ioh! Feueratmender
    Sterne Chorführer, nächtlicher
    Gesangestöne Gebieter,
    Sohn, von Zeus entsprossen: Sei gepriesen
    o Herrscher! Mit dem Schwarm deiner
    Thyiaden, die im Wahnsinn verzückt dich die ganze Nacht
    tanzend feiern, den Meister Iakchos!"


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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Es hatte nicht lange gedauert, bis auch Macer alias Pluto in den Tiefen der Atmosphäre eines göttlichen Conviviums versunken war und abgesehen von immer neuen Speisen und einem sich immer wieder nachfüllenden Becher guten Weines gar nicht so viel allzu genau mitbekam. Dummerweise war ihm aber auch die Welt der Sagen und Mythen auch nur soweit vertraut, wie man sie eben im Alltag mitbekam, da er sich in seiner Freizeit bisher lieber mit militärischen, politischen oder gerne auch einmal technischen und mathematischen Schriften auseinander gesetzt und weniger mit den Abenteuern der Heroen, sofern sie nicht gerade in der Gründungsgeschichte Roms oder ihrer wichtigsten Familien vorkamen. Und mit den Mythen fremder Völker abseits der Griechen schonmal gar nicht, so dass es ihm auch nach eingehendem Studium der Anwesenden und trotz tatkräftiger Unterstützung seiner in diesen Belangen eindeutige gebildeteren Ehefrau immer noch nicht gelungen war, sämtliche anwesenden Götter überhaupt zu identifizieren.


    Andererseits hatte er irgendwann zwischen dem dritten und vierten Gang oder dem vierten und fünften oder vielleicht auch schon während des zweiten, falls die Gänge ausnehmend lang waren, festgestellt, dass die genaue Bedeutung der jeweiligen Verkleidung nun doch wieder eher zweitrangig war, und nachdem er einen Gang später auch noch bemerkte, dass seine hilfreiche Ehefrau inzwischen zwei Klinen weiter entfernt saß, während sich andere interessante Gesprächspartner zu ihm gesellt hatten, stellte er diese Überlegungen entgültig ein, schon damit dieser verwirrende Satz ein Ende finden und er zum nächsten übergehen konnte.


    Es wurde nun zu Lobreden auf den Gastgeber aufgerunfen und gerade weil Macer alias Pluto nicht annahm, dass Isis ein Verlangen danach verspürte, den stinkenden Herrn der Unterwelt mit einem Kuss zu beglücken, nahm er sich vor, ebenfalls eine Rede beizusteuern, sofern ihm im Laufe des weiteren Abends noch etwas einfallen würde. Der erste Redern schien allerdings nicht untallentiert und schon zahlreiche gute Ideen vorweg zu nehmen, so dass es mit zunehmender Dauer des Abends sicher immer schwerer werden würde, überhaupt noch etwas zu formulieren.


    Die erste Rede ging zu Ende und weil Macer alias Pluto gerade ohnehin einen Bissen Fleisch mit einer scharfen Soße gegessen hatte, klappte das mit der zischenden Stimme des Unterweltgottes diesmal besonders gut. "Yarrrrrr!", stimmte er zu und erhob seinen Becher, um dem Redner zuzustimmen, auch wenn er nicht wusste, welchen Gott oder Held der überhaupt darstellte.


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  • Zitat

    Original von Celeste


    Als Sachmet ein wenig zu knurren begann und eine Anspielung machte, schluckte Durus ein kurzes Auflachen herunter. In Verbindung mit dem Weinkonsum klang die Androhung der Nubierin geradezu anzüglich. Und als hätte diese Anspielung nicht genügt, erfüllte Aphrodithe die Vorstellung des Flussgottes - nein, sie übertraf sie. Ein inniger Kuss zweier Frauen - der Tiberier hatte nicht im Traum daran gedacht, dass ein solch erotisches Spiel aus seiner kurzen Äußerung entstanden wäre.


    "Oh, dann hoffe ich, dass du sie noch häufiger beruhigen musst, Schaumgeborene!"


    kommentierte er das ganze, obwohl er eine derartig anzügliche Bemerkung ohne den Wein wohl kaum gemacht hätte. Heute aber machte ihm das überhaupt nichts aus - vielmehr nahm er sich gleich noch einen Schluck aus dem Becher, ehe er ihn seiner Dienerin reichte, damit sie ihn wieder auffüllte. Während er ihr noch etwas verträumt auf das wohlgeformte Gesäß blickte, als sie sich entfernte, kam Aphrodite auch schon wieder auf eine neue Idee: Er sollte eine Lobrede erklingen lassen! Auch jene Idee hätte er wohl verworfen, hätte er dem Wein nicht so zugesprochen gehabt.


    Doch so erinnerte er sich an die Zeiten, als er an der Rhetorenschule in Alexandreia gelernt hatte, wo Lobreden eine wichtige Gattung darstellten und bis zur Perfektion eingeübt wurden. Natürlich waren seine Kenntnisse nicht mehr sehr gut, denn in der täglichen Politik und auch vor Gericht spielten sie praktisch keine Rolle. Aber vielleicht...vielleicht gelang ihm ja noch etwas.


    "Der Kuss der Isis ist bereits eine Ehre, doch wenn ihr den Einsatz noch erhöht, so will ich mich auch versuchen!"


    erwiderte er daher gutgelaunt. Die bisherigen Lobesreden hatte er ja nur mit halbem Ohr gehört, daher hoffte er ein wenig, dass er sie intuitiv nicht wiederholte. Und so erhob er sich, erhob die Arme, wobei sein antikes Gewand verrutschte, ehe er mit seiner besten Rhetorenstimme ansetzte.


    "O Dionysos, du Herr des Weines,


    wahrhaftig verdient ist Dein Lob, denn Dein Ruhm dringt bis in alle vier Enden der Welt! Ja, so groß ist er, dass gar die Götter um die Ehre streiten, Dich geboren zu haben!"


    Er musste kurz über seinen eigenen Scherz lachen, der auf die verschiedensten Überlieferungen anspielte, dass Demeter, Io , Lethe, oder Persephone als Mütter des Gottes galten.


    "Und doch gebürt wohl Semele, einer Sterblichen, die Ehre - wie mein Vorredner dankenswerterweise bereits bemerkte! Doch spielt all das wohl kaum eine Rolle, da Du Dich kaum edler Abkunft rühmen musst - wie es jene Männer tun müssen, die sich in meiner Stadt auf die Gründer berufen."


    Auch hier war Durus wieder etwas erstaunt über sich selbst, denn so viel Selbstironie hatte er sich wohl kaum zugetraut. Ehe er jedoch einen Bruch in die Rede bekam, beeilte er sich, weiterzukommen - wobei er nicht so recht wusste, was er nun sagen sollte, da die Rede immerhin aus dem Stehgreif entstand. Doch dann kam ihm etwas und als Zeichen seiner Erleuchtung hob er den Zeigefinger und machte ein ermahnendes Gesicht.


    "Doch worauf gründet jener unermessliche Ruhm, um den wir Götter Dich beneiden? Warum würde kaum einer zu mir in den Tiber hinabsteigen, um mit mir zu trinken - oder gar in die Unterwelt unseres lieben Pluto - hier jedoch tummeln sich alle Unsterblichen?


    Der Rausch! Ja, für ihn schenkst Du uns Wein, der heute in Strömen fließt, uns in die Köpfe steigt und die graue Welt verschwinden lässt! Heute wird Iuppiter keine Blitze schleudern und Pluto niemanden zu sich reißen - nur Aphrodite wird vielleicht ihrer Pflicht nachgehen und den ein oder anderen Ahnungslosen verführen!"


    Er blickte zur Seite und zwinkerte der blonden Schönheit zu.


    "Denn das ist es doch, wessen der Sterbliche und auch wir Himmlischen, am meisten bedarf! Was nützt all die Lebenszeit, wenn doch nur Gram und Arbeit uns erwartet? Was all die Stunden, wenn sie gefüllt sind mit Gesetzen, Sitten und Schlichtheit?


    Nein, jeder bedarf der Zügellosigkeit - also bedarf auch jeder der Hilfe von Dir, du Ungezügelter, der Du mit Deinen Satyrn und Mänaden Farbe, Glück und Wohlsein in unser Leben bringst - nein, förmlich gießt! Denn dieser Saft, der von den Hängen der Berge stammt und reift in Amphoren und Fässern: Er vermag unseren Körper zu entspannen, wie es kein Masseur kann, er löst uns die Zügel wie ein Knecht die des Pferdes. Und so können wir heute frei springen und über die grünen Wiesen der süßen Muße galoppieren, dürfen den hengstischen Trieben nachgehen und uns laben am saftigen Gras - oder vielmehr diesen herrlichen Speisen, die Du uns bietest!


    Auch sie könnte ich in endlosen Panegyriken preisen, nicht nur ihre Gestalt und Fülle, sondern auch den köstlichen Geschmack und Diversität, angefangen bei der kleinen Auster, bis hin zur Pastete. Doch ich will Euch nicht langweilen mit vielen Worten, denn wir wissen, dass unser Gastgeber nicht der Gott der schönen Worte ist, sondern vielmehr des Weines. Daher erhebe auch ich meinen Becher, bereit, den süßen Saft der Triebe aufzunehmen und mich damit dem Fuchshaften zu weihen, aufdass die Feier orgiastisch und dem Gotte gefällig sei."


    In einer theatralischen Geste ergriff den Becher, den ihn seine Dienerin gerade wieder frisch gefüllt brachte. Zuerst hob er ihn in die Höhe, wobei er einen kleinen Schluck verschüttete, dann setzte er ihn an und trank. Und trank. Und trank: Man konnte seinen Adamsapfel hüpfen sehen, während er ohne abzusetzen den ganzen Becher auf einen Schluck leerte. Dann jedoch hielt er ihn erneut in die Höhe und drehte ihn um. Nur wenige Tropfen benetzten nun sein helles Gewand, während er stolz in die Runde blickte - das Trinken hatte er in all den Jahren offenbar nicht verlernt.


    Dann jedoch wurde ihm ein wenig schwummrig und er setzte sich lieber wieder auf seine Kline, während die Mänade seiner Wahl eine Serviette holte und ihm die nasse Stirn abtupfte - er war ganz schön ins Schwitzen gekommen! Dennoch war er stolz auf seine Stegreifworte und blickte seine beiden Göttinnen lobheischend an.

  • Das Ansinnen der Isis entzückte Gracchus regelrecht, nicht etwa ob des in Aussicht gestellten Kusses wegen, welcher eher noch ihn abschreckte - war seine Gemahlin doch die einzige Frau, von welcher er war gewillt, solcherlei anzunehmen, nicht der Ehetreue wegen sondern einzig seiner Neigung stattgebend -, sondern vielmehr ob der rhetorischen Intention, der Freude an der Sprache an sich und dem Anklang an philosophische Traditionen. Wahrhaft, Cornelius hatte letztlich wohl doch nicht gänzlich unrecht bezüglich des achaischen Abends. Noch mit sich selbst indes hadernd, war auch in seinem bereits überaus gelösten Zustande Gracchus sich doch zu sehr noch seines stimmlichen Makels gewahr, forderte bereits die schöne Athene die Männer auf, zu tun, was Männern seit jeher zu tun bestimmt war - sich zu messen. Sogleich suchte Hephaistion noch ehedem er hatte begonnen, seine Person zu schmälern, nur um im nächsten Augenblicke die schwere Bürde auf sich zu nehmen, in den Kampf hinaus zu ziehen, wie dies einem Heroen gebührte - wie gerne nur wäre Gracchus in diesem Augenblicke in des Satyren Fell geschlüpft, auf dessen Schulter Hephaistion sich stützte! Und dann hob er an, der strahlende Held, mit wohlklingender Stimme, in ernsthafter Überzeugung und voller Inbrunst, in einer Klangfarbe, welche Gracchus heiß-kalt wohlig den Rücken hinabrann. Belanglos war der Inhalt seiner Hymne, belanglos deren Rezipient, nur der kräftige Rücken und die überaus prächtige Aussicht darunter konnten noch Gracchus' Aufmerksamkeit fesseln, neben dem klangvollen Strome jener Stimme, in welchem die göttliche Sonne Ägyptens wünschte unterzugehen, darin zu versinken für diese Nacht und für immer. Wort um Wort rieselte auf seine Seele hinab, Satz um Satz umschlang ihn, umschmeichelte seine Sinne, und es dauerte einige Augenblicke bis er sich wurde dessen gewahr, dass der Heroe am Ende seiner observablen Rede war angelangt, seine Stimme verklungen.
    "Bravo! Bravo!"
    applaudierte Gracchus und hatte kaum nurmehr Elan, selbst eine Rede vorzutragen, würde doch ohnehin jeder Hymnos auf Dionysos fahl wirken, farblos im Vergleich mit jener Klangkaskade des Hephaistion. Ohnehin trat auf der anderen Seite im Raume bereits der nächste Streiter in die Arena, und es dauerte wiederum einige Augenblicke - Tiberinus hatte bereits seine Stimme erhoben - bis dass Gracchus in dem Gott Tiberius Durus erkannte, welchem selbst in seinem angeheiterten Zustande der perfekt ausgebildete Redner nicht nur anzuhören, sondern gleichsam anzusehen war, was indes die Exzellenz der Spontanität seines Hymnos nicht schmälerte, hatte Durus schlussendlich kaum wohl die Rede zuvor einstudiert. Amüsiertes Gelächter erhob sich zum Schluss seiner Lobeshymne gleich den Bechern der Gäste, welche es ihm gleich taten, dem Dionysos zuprosteten, obgleich die wenigsten danach in einem Zuge den Wein darin leerten. Noch im Applaus inbegriffen, erhob sich zu Gracchus' Seite Cornelius, inspiriert von seinem Vorredner.
    "Dionysos ist ein Lebemann,
    der in einem Zug eine Kanne Wein trinken kann,
    als einziger ohne zu schwanken oder umzufallen
    oder auch nur beginnen zu lallen!
    D'rum wollen wir ihn loben und auch preisen,
    doch gleichsam aus unserem Leibe verweisen!
    Denn was wär' das für ein Leben,
    ohne am nächsten Tag sich zu übergeben!?"

    Mit einem breiten Grinsen im Gesicht nahm der Silenos Scapula wieder Platz, schubste sodann den neben sich liegenden Aton Gracchus an: "Komm schon, du willst es doch auch, gib dir einen Ruck!" Er flüsterte seiner Sklavin etwas zu, welche sich daraufhin an Gracchus wandte, ihre Hand auffordern ihm hinhielt. Ein Seufzen unterdrückend, innerlich mit sich ringend, hin und hergerissen zwischen der durch den Wein nurmehr blassen Furcht vor der öffentlichen Rede, der Bloßstellung vor den Augen aller auf der einen, und der Pläsier am gesprochenen, geformten Wort auf der anderen Seite, ergriff er schlussendlich die Hand, ließ sich von Cornelius' und seiner eigenen Sklavin empor ziehen und gerade hin aufstellen. Ein Jüngling in frühesten Jahren, flatternd umflogen sein Antlitz dunkle, prächtige Locken, doch seine wuchtigen Schultern umhüllte der Purpur, kam Gracchus der homerische Hymnus an Dionysos in den Sinn, doch ein Blick zu dem Gastgeber hin ließ ob der offensichtlichen Dissimilarität einen anderen Anfang seiner Rede ihn wählen, und es schien alsbald, als hätte der Wein ihm die Sprache verflüssigt, nicht verwässert, sondern jegliche Stauungen ausgeräumt, alle Dämme hinfort gespült und alles Gefälle besänftigt, gleichsam war sein körperlicher Einsatz längstens nicht derart perfekt wie jener Tiberius', entglitt die Rechte in anderweitiger Konzentration ihm doch stets aus seiner Aufmerksamkeit, und auch die Couleur seiner Stimme blieb ein wenig monoton.
    "Jüngster der Alten, fu'hshafter Dionysos, der lärmend und klingend zugleich seinen Rebensaft ausschenkt wie Verzückung und Taumel, ... zwiespältig scheint uns dein Wesen, wel'hes wir verdammen und lieben zuglei'h! Du, den wir den Tag über schmähen, negieren wie ruchloses Volk und Verfehlung, in der Nacht jedo'h feiern, hochjauchzend verehren, preisen aus tiefstem Herzen, ... du entreißt uns die Maske, die wir sonst ni'ht bereit sind, zu lüften, du schmückst uns mit Kränzen und Wagemut, aus jedem von uns Pracht und Glanze hervor zu bringen! Du schenkst uns den Augenblick mit uns selbst, und lässt herna'h uns großzügig vergessen, was wir in uns erblickten, ... du schenkst uns die Freiheit, zu tun, was wir sonst ni'ht uns gewähren, so dass der Mensch sich verliert in dem, was er ist, sein Innerstes nach außen kehrt und endlich neben sich stehend in der Lage ist, si'h selbst zu blicken! Du schenkst uns die Freude, zu feiern in ausgelassener Art, uns zu verlieren in wallender Wollust, wollüstigem Genusse, genüsslicher Hingabe, hingebungsvoller Lust und lustvollem Loslassen, bis dass wir im Rausche der Verzückung eins sind mit uns selbst, mit uns allen, ident und divergent mit uns selbst, mit uns allen, bis zum Anbru'h des Morgens, da wir Abschied nehmen von dir, wohlwollender Löser, bis das wir verstummen lassen deine lärmende Ekstase in uns, Dionysos, und versinken hinter deinem wohlwollenden Schleier aus Vergessen! So lasse diesen Abend lange noch währen, dass wir ni'ht allzu schnell uns im Abschiede finden!"
    Obgleich dies der Hymnos des Aton auf Dionysos war, so war es doch gleichsam der Hymnos des Manius Gracchus auf Voluptarianus Suavis, weit mehr allfällig, als er selbst dies hätte zugeben wollen. Ein wenig verklärt war sein Blick, als er langsam sich auf die Kline zurück sinken ließ, zurück neben Hephaistion, welcher ihm gleich gefangen war an diesem Abend in Dionysos zügellosem Reiche.



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  • In scheller Folge wurden nun weitere Lobreden vorgetragen und Macer alias Pluto kam kaum dazu, die eine richtig zu Ende zu genießen und sich eine Meinung über die Kust zu bilden, als schon die nächste begann. Wie Isis da am Ende aus der Gunst des Publikums entscheiden wollte, wer der Sieger war, wenn das Publikum keine Zeit hatte, seine Zustimmung zu artikulieren, war ihm schleicherhaft, aber irgendwie dann auch wieder egal. Hauptsache, es gab Reden.


    Langsam nahm in seinem Kopf auch sein eigener Beitrag Formen an. Langsam wiegte er seinen Kopf im Rythmus der Worte, die er zu sprechen gedachte. Wie die anderen Götterkollegen das alles so völlig spontan hinbekamen, war ihm ein Rätsel. Er brauchte jedenfalls ziemlich lange, bis er glaubte, sich ebenfalls erheben zu können, um einen Beitrag beizusteuern. Ein weiterer Schluck aus dem Becher, dann konnte es losgehen.


    "Freunde die ihr seid betrunken,
    seit der Rausch zur Kunst sich hob!
    Lasst mich preisen und nicht unken,
    lasst mich singen großes Lob:
    Wir genießen diese Gaben,
    die Dionysos verteilt -
    lasst uns speisen und uns laben
    bis die Zeit zu schnell vereilt.


    Sei gepriesen großer Bacchus,
    dieses Fest gebührt nur dir!
    Jeder Gast dient deiner Zier
    und Ehre liegt in jedem Gruß!"


    Mit ausgebreiteten Armen und erhobenen Zepter ging er langsam zwischen den Klienen umher, während er die Verse von sich gab.


    "Auf dem Fass kamst du geritten
    wie ein Held aus alter Zeit.
    Alle haben Durst gelitten,
    bis dein Füllhorn sie befreit!
    Ja, wir schulden dir die Ehre,
    dein Loblied laut zu singen hier!
    Du machst Wein aus blauer Beere -
    nur Barbaren trinken Bier!


    Bacchus gibt uns alle Freuden
    die wir haben uns erträumt -
    Alle Götter, alle Helden,
    feiern dass die Freude schäumt.
    Küsse gab er uns und Reben,
    schenkt uns Wein bis in den Tod,
    Wollust ward uns auch gegeben,
    von Dionysos dem Gott!"


    Mit großer Geste deutete er auf den Gastgeber, bevor er seine Wanderung durch den Saal wieder fortsetzte, um weiter zu texten.


    "Alle die die Clinen teilen,
    huldigen dem Gott des Weins.
    Jedes Loblied ist heut' seins
    Wenn zum Tanz die Satyrn eilen.


    Bacchus gibt uns jede Wonne,
    jede Freude der Natur.
    Wein und Trauben sind die Sonne
    für die große Weltenuhr.
    Beeren setzt er an die Reben,
    und den Phallus macht er groß,
    Kraft wird jedem Mann gegeben
    und der Frau in seinem Schoß."


    Rein zufällig stand Pluto ausgerechnet jetzt wieder ziemlich dicht hinter Proserpina.


    "Freude sprudelt in den Bechern,
    aus der Traube hellem Saft.
    Trinket Freundschaft mit den Rächern,
    Tankt aus Liebe neue Kraft.
    Helden fliegt von euren Sitzen,
    wenn der Cantharus hier kreist,
    laßt den Schaum zum Himmel spritzen:
    dieses Prost dem guten Geist!


    Sprecht mit mir und kein Gestotter,
    schwört bei diesem gold'nen Wein;
    dem Gelübte treu zu sein:
    Bacchus ist der Herr der Götter!"


    [SIZE=7](sehr frei nach Friedrich Schiller)[/SIZE]


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