Seine Worte und die Ansichten die er vertrat gefielen Prisca und so hört sie ihm aufmerksam zu, auch wenn sie noch immer mit ihrer Fassung rang. Aus ihm sprach eindeutig mehr Erfahrung die er, aufgrund des Altersunterschiedes (und mochte dieser auch nicht allzu groß sein), ihr gegenüber zu besitzen schien. An was er gerade denken mochte, welche Erinnerung zeichnet sich dort auf seinem Gesicht?, versuchte Prisca sein wehmütiges Lächeln zu deuten. … wie wenig es bedarf, um wahres Glück zu spüren … wie wahr …, dachte Prisca für sich und begegnete seinem Blick. Sie verlor sich langsam in seinen Augen, versuchte darin zu lesen was ihn bewegen mochte, fand so vieles was sie zu verbinden schien und vergaß überdies ganz ihre Tränen und traurigen Gedanken wieder. ...
… und sie begann, auf seine Frage hin, darüber nachzudenken für welche Göttin sie sich entscheiden sollte, denn eigentlich verehrte sie zwei Göttinnen sehr. Da war Iuno die Göttin der Geburt und Ehe, die zweifellos am besten in das Bild einer werdenden Ehefrau und, vielleicht irgendwann, Mutter passen würde. Aber Prisca verehrte eine ganz bestimmte Göttin noch viel mehr. " Ich würde gerne der Göttin Fortuna dienen, …", begann Prisca überzeugt zu sprechen doch dann ließ Caius´ hörbarer Atemzug sie kurz verstummen. Galt dies nur ihrer Wahl der Göttin oder eher? … Priscas neugieriger Blick fiel nach unten wo ihr Daumen eben noch auf seinem Handrücken ruhte. Sein leichtes Lächeln und ein weiterer tiefer Atemzug von ihm ließen erahnen woran es gelegen haben könnte. War ich denn so abgelenkt von meinen Gedanken? … Wenn er nur wüsste wie es mir gerade ergeht. Mein Herz pocht schon seit Stunden wie wild…, stellte Prisca für sich fest und lächelte während sie sich zwang, das Thema nicht ganz aus den Augen zu verlieren.
" … sie fasziniert mich …", so wie du es tust …schloss Prisca direkt an ihren Worte an und hielt weiter seine Hand. " … eigentlich schon immer, denn Fortuna bestimmt unser Schicksal und schenkt uns das Glück. Dem einen können und dem anderen wollen wir uns nicht entziehen. Ihr fühle ich mich verbunden, denn schon als Kind wollte ich immer wissen, welches Schicksal die Parzen für mich bereit halten … ob ich glücklich sein werde, es darf … mein ganzes Leben … ob es mir vergönnt sein wird mein Glück zu finden .…", auch in der Liebe. Seufzend unterdrückte Prisca diese letzten Worte, sah ihm nur tief in die Augen und fuhr mit einem sanften Lächeln fort: "Bisher hat Fortuna es stets gut mit mir gemeint und dafür bin ich sehr dankbar. … Und deshalb möchte ich ihr gerne dienen, um so vielleicht den Menschen, denen das Schicksal nicht gewogen zu sein scheint zu helfen, den Glauben an die Götter nicht ganz zu verlieren. …"Viele Gedanken an ihre Familie, an den Tod ihrer Mutter und auch an Caius, schloss Prisca in diese wenigen Worte mit ein die ihre Wahl verdeutlichen sollten. Sicher war dies keine Entscheidung die man überstürzt treffen sollte, ebenso wenig wie die einer Heirat. Was den cultus deorum betraf so würde Prisca sich natürlich den Anforderungen und Aufgaben stellen, die sie dort erwarten würden. Und in einer Ehe? … Dafür genügte eigentlich schon ein einziger Blick, um sich sicher zu sein …
Obwohl Prisca natürlich begierig darauf war zu erfahren was er zu ihrer Wahl der Göttin sagen würde, ließ sie sich von seinem unvermuteten Themenwechsel dazu hinreißen, ihre Gedanken in eine ganz andere Richtung zu lenken. Was ich von den Spielen halte? Warum frägt er mich das gerade jetzt?, dachte sie sich dabei nur kurz, nahm aber gleichzeitig ihre Hand von seiner und griff nach einer Olive um sie sogleich zu verspeisen. "Nun, ich persönlich mag die Spiele und ich liebe die Atmosphäre in den Stadien. Besonders die venationes mit ihren schönen Kulissen und die verbissen geführten Wagenrennen gefallen mir. Es mag vielleicht ein paar wenige geben, die solche Spektakel rigoros ablehnen, aber ehrlich gesagt verstehe ich diese Leute nicht. Das Volk liebt schließlich diese Spiele, oder warum sonst baut man solch imposante Arenen wie das Colosseum? Und was kümmert es mich, wenn dort das Blut verurteilter Verbrecher vergossen wird. Sie haben es in meinen Augen nicht anders verdient. ", antwortete Prisca ebenso direkt wie überzeugt und ohne lange überlegen zu müssen. In der Tat zeigt sich in ihren Augen sogar ein leichtes Funkeln der Begierde, auch wenn es ihr dabei weniger um das Blutvergießen an sich und mehr um den Gesamteindruck und die Atmosphäre bei den Spielen ging.
Aber es bedurfte gar nicht solch großer Spektakel um das Feuer der Leidenschaft in Prisca zu entflammen. Schon ein kleiner Funken reichte aus. Und dieser war längst übergesprungen. Das fühlte Prisca deutlich, denn eine angenehme Wärme durchfloss sie jeden Moment, in dem sich ihre Blicke trafen, oder sich nur ihre Finger wie zufällig berührten. Doch noch musste Prisca dieses Feuer in ihr zügeln, es wohl behüten und durfte sich nur innerlich darin verzehren - nach ihm. Eine Qual! Und doch ein erregendes Gefühl zu wissen, dass der Tag kommen würde An dem ich endlich mit ihm …"sch ...pazieren gehen? … wollen wir? Ich meine ... wollen wir nachher noch ein bisschen spazieren gehen ... am Strand? Oder worauf hättest du gerade Lust?"Herrje hab ich geträumt und das mit offenen Augen? Blinzend und stotternd fing Prisca gerade noch ihren letzten Gedanken ein und hüllte ihn in Schweigen. Was folgte war wohl eine völlig aus dem Zusammenhang gerissene Frage und ein ebenso fragender Blick zu Caius. Wie lang habe ich ihn so angestarrt? ..du meine Güte wie peinlich! Ich will gar nicht wissen, was er jetzt von mir denken mag. "Ich hab die Wirkung des Weines, nach unserem erfrischenden Bad im Meer, wohl etwas unterschätzt. …"Ein entschuldigendes Lächeln und der Griff zum Becher mit dem verdünnten Wein konnten, angesichts ihrer glühenden Wangen, wohl nur die letzte Hoffnung auf Rettung sein.