Beiträge von Aurelia Prisca

    Endlich macht sie die Tafel auf!, dachte sich Prisca voller Spannung und Ungeduld. Auf das aufmunternde Nicken der Priesterin hin, öffnete Tilla ganz langsam die Tafel. Und… was steht jetzt da? Prisca stand nun direkt neben ihrer Sklavin und hielt beim Anblick der leeren Schreibfläche den Atem an. Keine Antwort? Kein Schicksal? In dieser Sekunde glichen die Reaktionen und Gedanken beider Frauen sich wie ein Ei dem Anderen. Lediglich Prisca war es, die zuerst wieder durchatmete als sie spürte, wie die Anspannung von ihr wich. Kein Schicksal? Gab es das? Jeder Mensch hatte doch ein Schicksal! Oder hatten Sklaven kein Schicksal, weil sie eben keine …


    Prisca wollte nicht weiter darüber nachdenken, sie wusste auch keine Antwort. Die Geschichte um das Amulett war eben nur ein Hirngespinst. Eine Lügengeschichte so wie es die Bibliothekare damals in Athen gesagt hatten. Trotzdem - Prisca war enttäuscht, sehr enttäuscht. Aber nicht, weil sie letztendlich ihre Zeit mit einer Sklavin verschwendet hatte, sondern weil ihr das Mädchen leid tat. Da stand Tilla nun mit einer leeren Tafel in den Händen und wirkte so traurig und verlassen. Prisca bemerkte die Träne, die sich eben aus Tillas Augen stahl, um über ihr zartes Gesicht zu wandern und …


    … in dem Moment hob sie ihre Hand , strich sanft über die Wange des Mädchens und fing diese Träne auf bevor sie irgendwann auf Tillas Tunika getropft wäre. Hatte sie mit dieser Geste am ende das Schicksal schon wieder verändert? Es lag Jahre zurück, dass Prisca eine Sklavin so innig berührt hatte und eigentlich hatte sie sich geschworen es niemals wieder zu tun. Aber was brachten solche Gedanken, wenn am Ende nur eine leere Tafel übrig bliebe?


    "Komm jetzt Tilla! Wir haben noch einiges zu erledigen!", forderte Prisca schließlich ihre Sklavin mit warmer Stimme auf ihr zu folgen und nickte der Priesterin zum Abschied zu. War es das Schicksal, das sie heute hierher geführt hatte, oder war es nur reiner Zufall gewesen? "…nur die Götter allein wissen, warum sie dir diesen Blick auf dein Schicksal verwehren, Tilla. …"Mit diesen Worten drehte Prisca sich um und verlies gemeinsam ihrer Sklavin die heilige Stätte wieder . Trost konnten sie wohl beide nicht finden. Doch dieser Augenblick würde vorüber gehen und wer wusste schon wohin sie der Weg und das Schicksal noch führen würde ...

    … auch wenn dabei der Zufall eine Rolle spielen sollte. Aber tut er das wirklich? Alles und Nichts mag dem Menschen vorher bestimmt sein, doch wer vermag dies zu beurteilen? Ob nun Glück oder Leid, Erfolg oder Niederlage, Liebe oder Hass … was davon kann der Mensch wirklich frei und für sich selbst bestimmen? Oder ist nicht alles schon von vorne herein festgelegt, so wie das Leben und der Tod….?


    Warum ist die Tafel leer? … was hat das zu bedeuten? grübelte Prisca immer noch und fasste sich an die Schläfe. Leicht begann sie diese zu massieren und schloss dabei kurz die Augen. Von solchen unlösbaren Fragen bekam sie regelrecht Kopfschmerzen. Eigentlich wollte sie schon längst nicht mehr darüber nachdenken, aber auf dem ganzen Weg über vom Tempel des Orakels bis hierher, hatte sie keine befriedigende Antwort darauf finden können. ""Es hilft nichts, es gibt wahrscheinlich keine Lösung! Das Leben geht eben weiter!" , redete sie sich ziemlich erfolglos, dafür aber mit Nachdruck ein. Zumindest wurde sie nun wieder etwas vom Alltag abgelenkt. Und der Alltag bestand für eine Patrizierin unter anderem auch aus solchen Annehmlichkeiten wie einem … Einkaufsbummel!


    Eben als Prisca ihre Gedanken auf dieses Thema lenkte, hielt der Tross von aurelischen Sklaven zusammen mit der Sänfte vor einem ganz bestimmten Haus. Es stand etwas abseits vomTrubel der Trajanischen Märkte in einer Seitengasse und auf dem Eingangsschild waren lediglich drei unscheinbare Lettern zu lesen:


    C.c.C.


    Ein absoluter Geheimtipp! Prisca konnte es nun kaum mehr erwarten endlich den Maestro persönlich kennen zu lernen. Sie hatte schon soviel von ihm gehört und war gespannt, was er von ihrem Plan halten würde … jedenfalls hatte Prisca diesen selbst gefasst. Ob nun freiwillig oder vom Schicksal vorher bestimmt. "Tilla!", rief Prisca ihre Sklavin zu sich und erhob sich ganz entspannt aus der Sänfte, um sich von dem Mädchen das Kleid ordnen zu lassen. Die Straße war nur wenig frequentiert und so mussten ihre vier Leibwächter nicht viel tun außer mit verschränkten Armen herum zu stehen. Neugierige Blicke gab es so gut wie keine und auch die zudringlichen Bettler suchten lieber belebtere Orte auf.


    Den ganzen Weg über hatte sie mit Tilla kein Wort mehr über das Orakel gesprochen. Und auch jetzt wollte Prisca das Thema nicht mehr aufgreifen. Vielleicht war das auch gut so für beide, um wieder etwas Abstand zu allem zu gewinnen. "Nun mach dir mal nicht zuviele Gedanken, hörst du! Alles hat einen Sinn. Da bin ich mir sicher. ", bemerkte sie lediglich um Tilla vielleicht doch ein wenig aufzumuntern zu können. "...Hier ... hast du ein paar Sesterzen! Kauf dir davon was immer du möchtest…" und drückte ihr mit diesen Worten fünf Sesterzen in die Hand. …


    *klimperklimper*


    Nicht weit von den beiden Frauen entfernt schoß hinter einer leeren Tonne ein Köpfchen in die Höhe. Dort saß nämlich Pumilio ein kleiner Straßenjunge und war gerade damit beschäftigt, einem Wurm den Apfelbutzen streitig zu machen. Doch dieses Geräusch kannte er nur zu gut. Hab ich da was klimpern hören? Geschwind stand er - den Apfel achtlos fortwerfend - auf und schielte mal gerade so über den Rand der Tonne hinweg. Besonders groß war Pumilio wirklich nicht und von daher trug er auch seinen Namen. Pumilio entdeckte die Quelle des Geräusches und beobachtete aus großen Augen, wie sich die beiden unbekannten Frauen unterhielten. Genauer gesagt sprach nur Eine und die hatte das Geld! Das wäre die Gelegenheit! …Schon wuselte Pumilio um die Tonne herum und zwischen den Beinen der Leibwächter hindurch bis genau neben Prisca hin ...


    "Salve Herrin! Ihr seid wunderschön und ich wünsche euch einen schönen Tag. Habt ihr vielleicht auch etwas für mich?", rasselte er ein Sprüchlein herunter das er sich einfach so ausgedacht hatte und blickte erwartungsvoll lächelnd zu Prisca hoch.


    Und Prisca verwundert zu ihm hinunter. Gerade wollte sie sich zum gehen wenden und dann das! Ein Bettlerjunge! Konnten denn die Leibwächter nie richtig aufpassen? Aber eigentlich war der kleine Junge ja ganz süß. "Hier nimm … ", ließ sich Prisca heute zu einer weiteren Wohltat hinreißen und reichte Pumilio eine Sesterze. "... und nun störe mich nicht weiter! Mit diesen Worten richtete Prisca ihren Blick wieder auf … .Tilla! … Du und die anderen Sklaven wartet hier auf mich! Ich werde alleine hineingehen und … es kann etwas dauern.", sprach es und verschwand dann ohne ein weiteres Worte in dem Haus mit dem seltsamen Schild über der Eingangtüre.


    "WOW… Eine Sesterze! … habt ihr das gesehen? … Sie hat mir eine Sesterze geschenkt! " Pumilio konnte sein Glück immer noch nicht fassen und starrte fasziniert auf das Geldstück, das er zwischen seinen Fingern drehte. Die Leibwächter hingegen schüttelten bei dem Anblick des Knirpses nur belustigt die Köpfe und beachteten ihn nicht weiter. "… Wie viele hat sie dir denn geschenkt? … ", erkundigte sich Pumilio nun bei Tilla und drehte sich dabei zu dem unbekannten Mädchen um, das er noch gar nicht beachtet hatte ...

    Claras Kompliment überraschte und erfreute Prisca gleichermaßen und so neigte sie ein wenig verlegen lächelnd das Haupt zum Dank. Im gleichen Atemzug wurde Prisca an ihre Kindheit zurück erinnert und wie sie als Kind ihren eigenen Namen so gar nicht mochte. Konnte sie selbst das 'Prrr' nie so richtig aussprechen und es klang dann immer wie "Biska" oder Bliska Oh ja! Ich hab meinen Namen wirklich gehasst gestand sich Prisca insgeheim ein und musste darüber selbst schmunzeln. Clara indes war eine wirklich herzliche Person, wie Prisca fand und noch dazu schienen sie einige Interessen gemein zu haben.


    "Oh ja, Lesen und die Sternenkunde sind auch meine Leidenschaften. Allein die Sterne nur am Himmel zu betrachten macht mir Freude. Schau, dort drüben ist zum Beispiel ein wunderbares Plätzchen, um des nachts den Himmel zu bewundern ... Für den Fall, daß du einmal die Lust dazu verspüren solltest oder nicht schlafen kannst, so wie ich manchmal", bemerkte Prisca und deutete auf eben jene Stelle an der sie selbst vor noch gar nicht allzu langer Zeit, schlaflos in Rom mit zwei Sklaven zusammen, die halbe Nacht verbracht hatte. Heute war dies jedoch nicht ihr Ziel und so schritten sie langsam vorüber und weiter den Weg entlang zwischen den Büschen und Blumenbeeten hindurch. Einen Augenblick lang schwiegen sie beide und Prisca ließ ihren Blick über die jungen Knospen und frischen grünen Blätter der Büsche und Bäume streifen.


    So zart und doch so kraftvoll kündigte die Natur den kommenden Frühling an und ebenso zart und doch voller Kraft und festem Willen wirkte Clara, als sie eben von ihren Pferden und dem Zuchtbetrieb erzählte. "Du lebst in Britannien?", fragte Prisca und blickte dabei die Duccia ganz erstaunt an. Dieses Land war so weit entfernt, dass es - ganz im Gegensatz zu Germanien - fast schon wieder ihr Interesse weckte . Trotzdem konnte sich Prisca nicht wirklich vorstellen, in so einem Land für länger als unbedingt nötig leben zu wollen. "…wie … ist dieses Land denn so?", fragte sie deshalb auch nur sehr zaghaft nach und ließ die Beantwortung offen, da Clara ihr eben erzählte woher sie Hektor kannte und außerdem den Vorschlag machte, sich auf eine Bank zu setzen.


    "Ja, sehr gerne!, Clara ...", stimmte Prisca sofort zu und da sie eben Tilla mit den Erfrischungen erblickte, fügte sie noch mit einem Lächeln an: " … und eine kleine Erfrischung kann schließlich auch nicht schaden, oder? … Bitte setz dich!" Gleichzeitig gab Prisca mit einem Nicken zu verstehen, dass Tilla servieren sollte. Eine Lösung des Problems? Diese Bemerkung von Clara weckte natürlich sofort ihre Neugier."Du kennst eine Lösung? Das ist ja hervorragend! … ich bin ganz Ohr!", antwortete Prisca ganz begeistert und wirkte schon ganz von Claras Idee überzeugt, noch bevor sie diese überhaupt vernommen hatte ...

    Ursus entfernte sich in Richtung Villa und Prisca wandte sich nun in die entgegen gesetzte Richtung um. Auf Tilla achtete sie dabei nicht, denn ihr Cousin hatte der Sklavin ja einen klaren Auftrag erteilt. Mit der Hand machte Prisca eine einladende Geste den Weg entlang und nickte zum Dank, da Clara eben den Garten so lobte. "Wollen wir noch ein wenig spazieren gehen? Der Garten ist in der Tat einer meiner Lieblings-Orte. Gerade jetzt im Frühling, wenn die Natur auf Neue zum Leben erwacht und alles zu blühen beginnt, verbringe ich gerne meine Zeit hier. Alleine oder mit meiner Familie ... ich würde mich jedenfalls freuen, wenn auch du mir dabei Gesellschaft leisten würdest." Prisca sagte dies nicht nur, weil es allein die Gastfreundschaft erforderte, sondern auch, weil sie gerne neue Bekanntschaften schloss. "Darf ich so neugierig sein und fragen, welche Interessen du so hast? .. außer Pferden natürlich …", fragte Prisca schmunzelnd mit einem Seitenblick zu Clara nach und wurde überdies aber wieder nachdenklich. Clara hatte anscheinend eine längere Reise hinter sich und die Umstände, warum sie offensichtlich ganz alleine reiste und die Tatsache, dass sie ihre geliebten Pferde vorerst in Brundisium zurücklassen musste, weckten natürlich Priscas Neugier. Aber ihren Gast mit derlei Fragen hier und jetzt zu überfallen wäre unhöflich und völlig unangebracht.

    Prisca betrachtete weiter das hübsche Gesicht der zarten Schönheit und bemerkte, wie betrübt Clara augenscheinlich wirkte. Die Duccia hing wirklich sehr an ihren Pferden und als sie auch noch tief seufzte und den Blick dabei senkte konnte Prisca nicht anders als ihr aufmunternd über den Unterarm zu streichen. "Es muss dir doch nichts leid tun! Ich kann dich sehr gut verstehen und eine Lösung, wie wir deine Pferde schnellstmöglich hierher bringen, findet sich in jedem Fall. … Ich möchte deine Pferde jedenfalls sehr gerne sehen, sobald sie hier sind. Du züchtest sie? … Wie viele deiner Tiere warten denn in Brundisium auf dich?", sprach Prisca überzeugt und mit einer vertrauten und warmen Stimme weiter, um gleichsam ihr Interesse an Clara und ihren Pferden zum Ausdruck zu bringen. Die Aurelier besaßen genug Sklaven, Mittel und Wege, um Clara bei ihrem Vorhaben zu unterstützen und sicher hatte Ursus ihr diese Hilfe bereits zugesagt.


    Allerdings schien Clara besonderen Wert darauf gelegt zu haben, dass ausgerechnet Hektor sie begleitet. Was Prisca wiederum gut verstehen konnte, denn ihr Leibwächter war nicht nur zuverlässig und loyal, er wusste sich auch zu benehmen und verstand viel von Pferden. "Wahrscheinlich kennt sie ihn von da her.“, dachte sich Prisca und überlegte welche Möglichkeiten es gäbe, ihn vielleicht doch mitschicken zu können. Aber auch wenn die Via Appia den besten Verbindungsweg darstellte, wäre es schon ein abenteuerliches Unterfangen in kurzer Zeit die Strecke ‚Rom – Brundisium – Rom’ zurücklegen zu wollen. Vor allem ein Reisewagen mit Gefolge, so wie es sich für eine Dame gehörte, wäre wohl eine geraume Zeit unterwegs. “Nur Reiter vielleicht? …“ Spontan musste Prisca daran denken, dass sie selbst schon einmal auf unschickliche Art und Weise gereist war. Zwar nur nach Ostia, dafür aber die gesamte Strecke auf dem Rücken des Pferdes in den Armen eines Mannes liegend. Das war so schön! Prisca errötete fast bei der Erinnerung daran, aber es ließ sie ihren Fragen noch etwas hinzufügen: „Hattest du eigentlich mit Ursus, bezüglich deiner Reisevorbereitungen, schon Näheres besprochen?“

    Nachdem Ursus seine Begleiterin mit Namen vorgestellt hatte, wandte Duccia Clara sich nun mit ebenso freundlichen Worten zur Begrüßung an sie. Prisca neigte daraufhin erfreut ihr Haupt zum Gruß und bedachte die Duccia mit einem aufmerksamen Blick. "Die Ehre ist ganz auf meiner Seite! Ich hatte schon von deiner Ankunft gehört und ich freue mich sehr, dich endlich persönlich kennen lernen zu dürfen", brachte Prisca ihre Freude noch einmal zum Ausdruck. "Wie ich sehe hast du Ursus als Führer zur Seite ... eine gute Wahl!", bemerkte Prisca lächelnd und im ungezwungenen Plauderstil.


    Etwas verwundert hob Prisca jedoch gleich darauf eine Augenbraue, da Duccia Clara ihr Anliegen plötzlich so zögerlich vor brachte. "Es geht also um Hektor und? ..." " ...wieso was ist mit Hektor? Hat er etwas angestellt der Schlingel?", fragte Prisca ganz locker und scherzend zurück, denn das konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen. Wenn doch, würde es Hektor jedenfalls sehr schnell bereuen. Wieder war es Ursus, der die Erklärung lieferte und sich gleich darauf aber veraschieden wollte.


    "Achso, na wenn das so ist! ... Schade, dass du uns schon wieder verlassen willst. Aber nun gut, ... dann bis später beim Essen, Ursus!", verabschiedete Prisca schließlich ihren Cousin und blickte ihm mit einem warmen Lächeln nach. "Schade, dass wir immer so wenig Zeit haben, um mit einander zu plaudern ..." Aber gut, bei der cena hätten sie sicher die Gelegenhiet dazu. "Wird Ursus nicht bald schon aufbrechen und Rom verlassen? Nach Germanien? ... Igitt, dieses Land werde ich wohl nie aus meinem Gedächtnis streichen können."...aber ...


    ... das brachte Prisca auch wieder zurück zum Thema und ihre ganze Aufmerksamkeit galt nun Duccia Clara und ihrem Anliegen. "Hmmm, Hektor soll dich also nach Brundisium begleiten?" Sicher hätte Prisca dieser Bitte, angesichts der bevorstehenden Reise nach Germanien, einfach widersprechen können. Aber Prisca machte es sich nicht einfach. Und schon gar nicht, wenn eine Person ihr sympathisch war. "Wie lange würde eine Reise hin und zurück wohl dauern?" "Als Gast unserers Hauses steht dir mein Sklave selbstverständlich jederzeit zur Verfügung. ... In nächster Zeit wird er allerdings mit nach Germanien reisen, um einiges für meinen Onkel zu erledigen.", schickte Prisca der Wahrheit entsprechend voraus. "Wann genau planst du, deine Pferde zu überführen? Sollen sie direkt nach Rom gebracht werden?", versuchte Prisca nun eine Lösung dafür zu finden ...



    edit/ simoff: zur Info, je nachdem wann und wie es ausgesimmt werden soll. Hektor wird in Kürze nach Germanien geschickt und kann von daher eine eine bestimmte Zeit lang leider hier nicht posten.

    Prisca ging schnellen Schrittes in den Garten ohne sich dabei abhetzen zu wollen, aber ihre Neugierde trieb sie einfach voran.Tillas Gesten vermochten zwar viel zu vermitteln, aber leider nicht genug um bereits zu wissen, wer - aus welchem Grunde - im Garten auf sie wartete.


    Erwartungsvoll schritt Prisca voran und bemerkte fast zeitgleich Ursus und eine Frau ... seine Bekannte - Freundin - Verlobte - Ehefrau ...(?)" Alles wäre denkbar, kannte Prisca doch ihren Cousin! ... oder, .. auch nicht. Schließlich waren sie sich vor vielen Jahren zuletzt begegnet. Und seitdem? ... Viel zu wenig Zeit um sich miteinander auszutauschen. Leider, wie so oft ...


    "Salve Ursus! Es ist schön, dich heute hier zu treffen. Tillla sagte mir, ich würde hier erwartet. Warst du das?", begrüßte Prisca zuerst ihren Cousin, um eine Erklärung für ihr unvermitteltes Erscheinen zu liefern. Doch sogleich wandte sie sich mi einem freundlichen Lächeln auch an die noch unbekannte Schönheit neben ihm. "Ich grüße auch dich! ... ich bin Aurelia Prisca und freue mich, deine Bekanntschaft zu machen", stellte Prisca sich selbst vor und wartete darauf, ob sich ihre Vermutungen bestätigen sollten ...

    Prisca legte die Pergamente zur Seite und beobachtete angestrengt, was die Sklavin ihr alles mit den Gesten zu vermitteln versuchte. Irgendwie wirkte Tilla heute anders, nicht so heiter und ungezwungen wie sonst. Aber gut, das konnte noch von ihrer Krankheit her rühren, dass sie sich etwas zurückhaltend verhielt.


    "Ein "U"? was will sie mir damit sagen? ... ich soll etwas empfangen, wenn ich will? ...oder etwas besprechen ... was denn? die Geste soll wohl für Hektor stehen, die habe ich schon mal gesehen. Um ihn geht es? Aber warum? Der soll doch nach Germanien. ... Du meine Güte, was mache ich hier eigentlich ... hmmm? .... wer wartet im Garten?... zwei Personen? warten auf mich? ..."Prisca konnte mittlerweile zwar eine ganze Menge von Tillas Gesten und deren Bedeutungen richtig zuordnen, aber sie hatte sich bei weitem nicht die Mühe gamacht, wegen einer Sklavin extra die Gebärdensprache zu erlernen. Das musste eben die Praxis, peu á peu, mit sich bringen.


    Es ging also um Hektor, den Prisca - auf den Wunsch ihres Onkels hin - mit auf eine Mission nach Germanien schickte. Zwar war sie nicht davon begeistert, Wochen oder gar Monate auf ihren Leibwächter zu verzichten, aber letztendlich geschah es Hektor recht. Schließlich hatte er es sich erlaubt, seine Herrin maßregeln zu wollen - wegen Tilla - und deshalb hatte Prisca zu gestimmt ... aber egal ...


    Prisca erhob sich mit einem leisen Seufzer und schritt auf Tilla zu. "Jemand wartet auf mich im Garten? ... Wegen Hektor? ... Gut, dann lass uns gehen!", bemerkte Prisca nur knapp. Zum Glück hatte sie sich schon etwas für die cena zurecht machen lassen, sonst hätte sie sich nie so spontan entscheiden können. Auf dem Weg zur Türe nahm Prisca sich aber die Zeit und blieb kurz neben der kleinen Sklavin stehen.


    "Es freut mich übrigens, dass es dir wieder besser geht. Dir geht es doch gut, oder? ...", eröffnete Prisca der Sklavin unvermittet ihre Gedanken und lächelte leicht. "Hektor hat mir schon davon berichtet, dass Decimus Mattiacus bei dir war. Ein guter Arzt! ... Er meinte wohl, du solltest dich noch ein wenig schonen. Ein Aufenthalt am Meer würde dir gut tun hat er gesagt und ich denke auch, dass du es verdient hast! ... nur, ... Hektor wird wohl für einige Zeit auf Reisen sein. ... hmm ... Aber wir werden sehen. Vielleicht reise ich demnächst noch einmal für ein paar Tage ans Meer, dann darfst du mich begleiten ...", erklärte Prisca weiter und ließ sich bei ihren Worten sogar dazu hin reissen, Tilla einen aufmunternden Stupser auf die Nase zu geben.


    "Aber nun komm! Ich möchte endlich wissen, wer genau im Garten auf mich wartet", und mit diesen Worten schritt Prisca weiter und in Richutng hortus davon ...

    Das cubiculum war ein Ort, an dem man eine Patrizierin mit ziemlicher Sicherheit sehr oft antreffen konnte. Was aber nicht heissen sollte, dass diese den ganzen Tag nur verschlief. Prisca jedenfalls genoß die Abgeschiedenheit ihres Zimmers, wenn sie sich für ihre Studien zurück ziehen wollte. Besonders fasziniert war Prisca von Schriften über Mythologie und versunkenen Kulturen. So hatte Prisca heute als Lektüre die Timaios von Platon gewählt und war gerade ganz in ihren Gedanken versunken so wie jenes untergegangene Land, welches Platon darin beschrieb.


    In so einem Moment wollte Prisca eigentlich von niemandem gestört werden und nur das leise Bimmeln des ihr bekannten Glöckchens zauberten ein flüchtiges Lächeln auf ihre Lippen. Prisca sah kurz von den Zeilen auf und rief der Sklavin zu: "Komm herein Tilla! Was gibt es?" "Sie ist also wieder gesund? .. sehr schön!", freute sich Prisca und wartete gespannt darauf was Tilla von ihr wollte.

    Bildete sich Prisca das nur ein, oder ließ dieser Gesang langsam nach? Das bekam sie allerdings nur am Rande mit, denn augenblicklich spähte sie gemeinsam mit Tilla angestrengt in eine dunkle Ecke. "Das hätte ich mir auch nie träumen lassen, dass ich eines Tages hier stehe und ins Dunkle starre. Ob das die Sibylle gewusst hätte?" Jedenfalls blieb DAS was da vor ihnen in der dunklen Nische lag, stand, hockte oder kroch wohl für immer vor ihren Augen verborgen, denn in dem Moment vernahm Prisca die Stimme der alten Frau hinter sich.


    Erwartungsvoll wie ein kleines Kind drehte sie sich sogleich zu der Priesterin um und blickte neugierig auf die verschlossene Tafel. Sie war doch verschlossen, oder? was stand da? ... oder was stand da nicht? ... stand da nun was darauf geschrieben, oder nicht? Prisca konnte es jedenfalls nicht genau seen, da Tilla die Tafel immer noch unschlüssig in den Händen hielt. Nun mach sie schon auf! "Prisca blickte ungeduldig zwischen den beiden anderen Frauen hin und her und wunderte sich nur.


    Sollte die Frage nach dem eigenen Schicksal am Ende gar unbeantwortet bleiben? Aber wieso? Die Sibylle konnte doch in die Zukunft blicken und tat es so oft. Und von jedem Punkt der Zeit aus zeichnete sich doch ein ganz bestimmter Schicksalweg für einen Jeden in die Zukunft ab, auch wenn er in der nächsten Sekunde, durch die nächste Aktion, auch schon wieder verblassen und aufs Neue gezeichnet würde. ... Warum sollte dies bei Tilla anders sein, warum konnte man ihn nicht sehen? ...oder war es so, wel sie anders war? ... Fragen über Fragen, für die allein Hektor viele Male nach Ostia hätte reiten müssen, um neuen Weihrauch zu besorgen.


    Ich frag jetzt einfach die Priesterin! ..., beschloss Prisca voller Ungeduld und blieb aber nur stumm neben Tilla stehen ......

    Zitat

    ...Was du meinen mit zivilisiert? Du mich und mein Volk nicht kennen! Warum glauben, wir nicht zivilisiert? Wir anders leben, andere Sprache, andere Geschichten, andere Lieder aber wir deshalb nicht schlechter als Römer." .


    "Eine wahre Rebellin! Mein Onkel wird sicher noch viel Spaß mit ihr haben, dachte sich Prisca und ihr Mitleid galt in dem Moment mit Sicherheit nicht Fhionn. Ihr Blick war fest - das Haupt stolz erhoben und der Wille ungebrochen. Dennoch wäre es ein müßiges Spiel gewesen, sich mit dieser Sklavin messen zu wollen. Die Verliererin stand für Prisca von vorne herein fest und das wäre mit Sicherheit nicht sie selbst. Geduldig hörte sie sich trotzdem an was Fhionn ihr zu sagen hatte. Aber irgendwie klangen diese Geschichten der Sklaven für sie immer gleich und Fhionn redete sich gerade so richtig in Rage.
    "Ja ja, Wir Römer überfallen, wir Römer vernichten, unterwerfen und versklaven. Wir Römer sind immer die bösen Invasoren … Pah! Was glaubst du würde dein Volk? - würden alle anderen Völker mit uns Römern anstellen, wenn sie dazu in der Lage wären? … Um wen geht es denn überhaupt? Dein Schicksal und meines? Wir beide sind doch im Grunde völlig bedeutungslos.", dachte sich Prisca nur dazu und zupfte gelangweilt die Decke zurecht, welche sei sich um ihre Schultern geschlungen hatte. Ob ich ihr die Illusion nehmen soll und eine Antwort darauf gebe? Was würde es ändern? Nichts … Eine fruchtlose Diskussion in so einer schönen sternenklaren Nacht und die Hälfte davon würde die Sklavin, aufgrund ihrer mangelhaften Sprachkenntnisse, ohnehin nicht oder falsch verstehen. Erst als sich Fhionn doch dazu entschloss sich wieder hin zu setzen und sie beide über die Bemerkung mit dem Brot schmunzeln mussten, fügte Prisca dem Gesagten dann doch etwas hinzu:

    "Wer hat eigentlich behauptet, dass ihr unbedingt schlechter seid als wir? Es gibt vieles was wir Römer an euren Kulturen schätzen und für wertvoll befinden es zu erhalten.... Eure Götter - eure Speisen - eure Techniken - eure Geschichten und Lieder - selbst ihr, unsere Sklaven seid wertvoll … " … so sehr, dass man euch schätzen lernen, respektieren und als Mensch behandeln will … aber wer gibt euch diese Gewissheit, wenn nicht wir? Prisca stockte und eine Pause entstand in der sie diesen Teil ihrer Gedanken unausgesprochen ließ. Ihre Gefühle drohten abzuschweifen, aber das konnte sie sich nicht erlauben. Es reichte schon, dass sie hier mit zwei Sklaven saß und mit ihnen gemeinsam ein Mitternachtspicknick veranstaltete. "… aber ein Sklave bleibt was er ist … eine Sache seines Herrn! Und wir Römer sind eben nicht bereit ein solches Schicksal zu riskieren.", knüpfte Prisca schließlich an ihre eigenen Überlegungen an, ohne dabei chauvinistisch klingen zu wollen."Wir haben die Disziplin, den Zusammenhalt und den Willen gefunden um ein Reich wie dieses zu erschaffen. In diesem Punkt sind wir Römer euch einfach überlegen! Das verstehe ich unter Zivilisation!..."Kannte sie es doch, begründet auf der pax romana, nur aus der Sicht ihres eigenen hohen und sicheren Lebensstandards und nur dieser zählte für Prisca. Damit beendete sie gedanklich dieses Thema für heute und zuckte abschließend nur kurz mit den Schultern. Ein Trost wäre dies für einen Sklaven sicher nicht und fast tat ihr Fhionn sogar leid. Prisca machte es sich nicht unbedingt einfach, auch wenn dies so aussehen konnte. Ob sie mich verstanden hat? … Mit Sicherheit würde ein Sklave es niemals begreifen … und von daher konzentrierte sich Prisca lieber wieder auf das, was gerade in greifbarer Nähe direkt vor ihnen lag ...

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    "Warum ich Brot nicht sollen essen? Was du machen mit Brot? Ich Brot essen! Essen hier machen Schmerzen in Bauch. Nicht gut, aber Brot gut! Ich nicht viel gegessen letzte Tage."


    Nur mit halben hr bekam Prisca dabei mit, was Fhionn eben sagte."Brot?? hmmm…Nein, das sieht wirklich alles lecker aus! Was nehm ich nur? ... und keine Sorge Fhionn, du wirst dich schon noch an unser Essen gewöhnen." Prisca lies ihren Blick unschlüssig über die ausgebreiten Speisen wandern und war sich bei diesen Worten gar nicht bewusst, dass ja auch Sertorio in ihrem Blickfeld auf dem Boden Platz genommen hatte. Natürlich nahm sie den Sklaven in diesem Augenblick gar nicht wahr ^^… dafür aber den Braten, der besonders lecker aussah und von dem sie sich auch schon ein Stückchen stibitzte. Dabei überlegte sie, ob es nicht eine hervorragende Idee wäre, wenn ab und zu die Sklaven bei Tisch für etwas musikalische Untermalung sorgen würden? Ich werde bei Gelegenheit mal meiner Familie den Vorschlag machen. Aber wer außer den beiden beherrscht eigentlich noch irgend ein Instrument?


    "Nein, auf dein Gekrächze können wir getrost verzichten, Sertorio! Aber, …wie genau nennt man dieses Holz?", Prisca winkte bei den Worten des Sklaven sofort ab, interessierte sich aber sogleich für dieses Holzinstrument. Da es sich für eine Patrizierin nicht ziemte selbst ein Instrument zu spielen, kannte sie es in der Form auch nicht . "Haben wir so etwas hier? …wie klingt es? passt es vom Klang her zu Gesang oder anderen Instrumenten?", stellte sie einige Fragen an ihn. Noch war Prisca etwas skeptisch und sicher müsste man es erst einmal Probehören.


    Bei Fhionn war die Sachlage schon anders. Sie spielte nicht nur Flöte, sondern konnte auch singen. Das würde natürlich hervorragend passen. Vielleicht findet sie ja auch Gefallen daran?" Würdest du uns vielleicht etwas vor singen wollen … jetzt? … es muss auch kein römisches Lied sein … Prisca wandte sich wieder an die Sklavin und ihr aufmunterndes Nicken sollte zeigen, dass dies nur eine Bitte war. Gesang war etwas schönes, das man in ihren Augen nicht erzwingen durfte. ... auch nicht von einem Sklaven …

    Die Delfine! … richtig, am Meer, der Ausflug!, erinnerte sich Prisca und rief sich wieder das seltsame Bild - dieses Gesicht - ins Gedächtnis das sie glaubte, im Wasser gesehen zu haben. Hatte Hektor nicht erwähnt, dass Tilla ihr damals helfen wollte? Irgendwie lief alles so schnell vor ihren Augen ab, dass sie gar nicht alles bewusst mitbekommen hatte … Ein leises Geräusch verhinderte, dass Prisca ihre Gedanken vertiefen konnte und erst jetzt erkannte sie, wie Tilla wieder diese tonlosen Laute aus ihrem Mund benutzte, um ihre Gesten zu unterstreichen.


    Ja, so konnte sie wirklich besser verstehen, was Tilla ihr sagen wollte. Prisca nickte zustimmend. Erst als sie spürte wie Tilla nach ihrer Hand griff, wollte diese zurück ziehen und ihrer Sklavin sagen, dass sie das zu unterlassen hätte. Doch Prisca tat nichts dergleichen, sondern umschloss die zierlichen Finger des Mädchens nur mit ihren eigenen zarten Hand. "Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist. … Sicher sehen es die Priesterinnen nicht gerne, wenn wir hier herum laufen", zweifelte Prisca den Vorschlag ihrer Sklavin an, obwohl weit und breit keine von den Frauen zu sehen war.


    Eher war Prisca etwas unheimlich zumute, denn das diffuse Licht im Inneren des Tempels und dieser fortwährende sonore Gesang verzauberten diesen Ort vollkommen. Trotzdem ließ sie sich ein ein Stück weit von Tilla mitziehen, bis sie abrupt stehen blieb und sie wiederum Tilla an der Hand zurück zog.


    "Hast du das eben gesehen?", flüsterte Prisca ganz aufgeregt und starrte auf eine Stelle zwischen zwei Säulen. "Hat sich dort nicht etwas bewegt? ... etwas kleines",krummes das zuerst nur langsam kriechend sich mit einem Mal ganz flink vom Hellen ins Dunkle wand,"mit",funkelnden "Augen"und dürren langen Finger, die nach ihnen greifen wollten? … Prisca schluckte und blinzelte ein paar mal. Spielten ihre Augen ihr am Ende nur einen Streich? ... ein Scherz? Oder war es wirklich nur der Widerschein der lodernden Flammen aus den umstehenden Feuerbecken, welche fortwährend neue Muster auf die Wände des Gewölbes malten … nein, oder? ...^^

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    "Geheimnisse, meine Damen. Verschwörungen, welche uns den Tod bringen, wenn sie verraten werden! Ich muss euch daher bitten, über den heutigen Abend Stillschweigen zu bewahren. Wir alle würden sonst angeklagt werden und das wollen wir nicht riskieren..." ..."Es geht um Angelegenheit der Factio Aurata. Aber solch alltägliche Geschäfte sollten uns nicht davon abhalten, heute einen angenehmen Abend zu verbringen. Darf ich einen Freund der Familie vorstellen?"


    Die Antwort des Senators war ganz nach Priscas Geschmack. Verstand er es doch charmant und mit Humor ihrer unterschwelligen Bitte auszuweichen. "Ich liebe Geheimnisse und Verschwörungen" Auch wenn sie in diesem Fall wohl nur als Scherz gedacht waren. Prisca schmunzelte und legte sogleich einen Finger an ihre Lippen. “Oh! … selbstverständlich wollen wir das nicht“, pflichtete sie ihm mit leuchtenden Augen und ebenfalls scherzend bei. „ und natürlich werden wir kein Wort über dieses Treffen hier und heute verlieren!“, versprach sie weiter in einem verschwörerischen Tonfall und zwinkerte ihm und auch Minervina kurz zu.

    Natürlich war Prisca neugierig! Aber wenn es schon keine Verschwörung aufzudecken gäbe, dann wollte sie zumindest die Männer kennen lernen, die der Senator ihnen vorstellen wollte. Erwartungsvoll ging Prisca, gemeinsam mit den anderen, auf die Dreiergruppe zu und … naja ein wenig enttäuscht war sie von der einsilbigen Begrüßung schon. Gerade weil Prisca es gewohnt war, Menschen in erster Linie nach Sympathie und Abneigung und erst dann nach Stand und Herkunft zu beurteilen. Somit hätte jeder die gleichen Chancen … Aber gut! Prisca war wohl erzogen genug, um sich nichts anmerken zu lassen. Und schon gar nicht würde sie dies in mangelnden Manieren zum Ausdruck zu bringen. Vielleicht hatten die Männer heute auch ganz andere Dinge im Kopf , schließlich waren Geschmäcker verschieden und … letztendlich gab es auch genügend Männer, die dem weiblichen Geschlecht nicht ganz so zu getan waren wie andere …


    “Salvete, meine Herren! Es freut mich eure Bekanntschaft zu machen. Meine besten Wünsche für das Gelingen der heutigen Sitzung.„, grüßte Prisca freundlich lächelnd, ganz ohne Vorurteile und neigte dabei huldvoll ihr Haupt. Decimus Mattiacus war natürlich von dieser Begrüßung ausgenommen. “Das ist übrigens Decimus Mattiacus! Helena und ich haben ihn auf der meditrinalia kennen gelernt!..“, flüsterte Prisca ganz kurz zu Minervina, bevor sie sich an ihn wandte. Er bekam ein herzliches Lächeln und Prisca trat noch einen Schritt näher auf ihn zu. „Sei gegrüßt, werter Mattiacus. Selbstverständlich sagt mir euer Heim und eure Gastfreundschaft zu! … und ebenso wie die Feier wirst auch du mir stets in sehr guter Erinnerung bleiben!, grüßte sie ihn wahrheitsgemäß und ganz vertraut auf seine Frage hin. Ihm war es schließlich mit zu verdanken, dass ihre Cousine Helena noch am Leben war. Und da die Familie für Prisca mit das Wichtigste war, zählte sie ihn schon längst zu ihrem persönlichen Freundeskreis.


    Zitat

    Ihr trinkt auch Rotwein?"


    Abgelenkt von dieser Frage wandte sich Prisca wieder dem Senator zu und nickte bereitwillig.
    “Sehr gerne!...“, bestätigte sie und drehte sich zu einem der Sklaven hin. “Aus Hispania? Woher genau stammt ihr … stammt dieser erlesene Wein denn?“, fragte sie neugierig nach, während sie sich einen Becher mit dem verheißungsvollen Tropfen reichen ließ. …


    edit: kleine gedankliche Unklarheit bereinigt.

    Immer noch hegte Prisca die leise Hoffnung, die alte Frau würde dem Gesagten noch etwas hinzufügen. Doch stattdessen nahm diese einfach die Tafel von Tilla entgegen und verschwand damit im wahrsten Sinne des Wortes in diesem geheimnisvollen Gang. Durch das Wechselspiel von Licht und Schatten in diesem Gewölbe hatte Prisca fast den Eindruck, die Frau würde von ihrer Umgebung regelrecht "verschluckt". Nun ist sie weg ... Und Tilla? ... Wo war sie nur wieder hingelaufen.


    Fast zeitgleich mit dem einsetzenden Gesang kehrte auch Tilla zu ihr zurück und Prisca war direkt froh darüber nicht alleine hier warten zu müssen. Auch wenn Prisca keine richtige Angst verspührte so schufen diese seltsamen Töne, die sich wie Wellen um sie herum ausbreiteten, eine doch sehr unheimlich anmutende Atmosphäre.


    Ja, ich habe zugehört und aufgepasst, was du auf deine Tafel geschrieben hast. Da waren Delfine zu sehen und Haie ... und so kleine Kreise??" flüsterte Prisca nickend zurück, obwohl sie nicht ganz verstand, was diese kleinen Kreise zu bedeuten hatten. "Aber die Sibylle wird nur auf deine Frage antworten, alles andere wird sie wohl nicht interessieren ... Du hattest der alten Frau von deiner Vergangenheit erzählt, richtig?", mutmaßte Prisca weiter und fragte nach, da sie nicht alles von dem mitbekommen hatte, was Tilla der alten Frau noch erklären wollte. Dabei blickte sie kurz zu dem Gang hinüber. "Was würde eigentlich passieren, wenn wir einfach dorthin ...?" Doch schon allein der Gedanke daran stellte einen undsichtbare und unüberwindbare Barriere zwischen ihnen und dem dar, was sich tief in diesen Mauern vor den Augen der Welt verbergen mochte. ...


    "Wir werden bald erfahren, wie die Antwort der Sibylle lauten wird. Hab noch ein bisschen Geduld, Tilla.", versuchte Prisca beruhigend auf ihre Sklavin einzureden und war dabei selbst voller Ungduld. Gerade musste sie daran denken, wie viel Zeit allein die anschließende Deutung der Antwort noch in Anspruch nehmen konnte ...

    Für den heutigen Anlass hatte sich Prisca selbstverständlich extra viel Zeit genommen, schließlich besuchten sie das Haus eines Senators. Genauer gesagt brauchte sie den ganzen Tag. Vom ausgedehnten Bad, den daran anschließenden Massagen mit duftenden Ölen bis hin zu der ewig dauernden Prozedur der Kleiderwahl und des Richtens ihrer Haare war es schließlich ein langer Weg. Mit dem Ergebnis war Prisca am Ende sogar selbst ... "ganz zufrieden" ... So trug sie also ein elfenbeinfarbenes Kleid mit Goldstickereien in Form ägyptischer Hieroglyphen an den Säumen, gehalten von zwei Löwenkopf-Fibeln und dazu einen blauen Seidenschal im Farbton ihrer Augen. Als Schmuck hatte sie zwei breite Armbänder aus Gold und Perlenschmuck für den Hals und die Ohren gewählt. Wie immer nur dezent geschminkt, waren lediglich die Augen etwas mehr mit Russ betont worden. Das schwarze glänzende Haar schließlich glatt gekämmt und hochgesteckt, wurde gehalten von einem filigranen reticulum aus Goldfäden und Perlen. Wenn sie also etwas spät dran wären, dann war das mit Sicherheit ..."nicht meine Schuld!" ^^ ...


    Jetzt waren sie jedenfalls hier und Prisca blickte sich schon beim Eintreten neugierig um. Viele Gesichter kannte sie allerdings noch nicht. Lediglich Decimus Mattiacus entdeckte sie unter den anwesenden Personen und nickte ihm mit einem Lächeln zur Begrüßung zu, bevor sie sich von Ursus weiter zum Gastgeber führen ließ. ...


    Maximus Decimus Meridius ... Nicht nur der Name und sein Amt gefielen Prisca und so bedachte sie den Mann mit einem aufmerksamen Blick und einem herzlichen Lächeln, während sie den Kopf leicht zur Begrüßung neigte. "Senator Decimus, ... es ist mir eine Ehre. ... Der Weg könnte gar nicht beschwerlich genug sein, um deiner Einladung nicht mit Freude folge leisten zu wollen., erwiderte Prisca freundlich auf seine einleitenden Worte hin und nahm - mit einem kurzen Seitenblick zu Minerva - ebenfalls erfreut zur Kenntnis, dass sie auch seine Gemahlin heute kennen lernen würden. "Ich freue mich auch dich, Minervina, endlich kennen zu lernen." fügte Prisca im Gedanken diesem kurzen Seitenblick hinzu. Ihre Cousine war ausgesprochen hübsch und wirkte auf den ersten Blick schon sehr nett. "... wir werden uns sicher alle gut verstehen" ...


    "Ja, das werden wir sicher! ...", bestätige Prisca sogleich Minervinas Worte. "... Wenngleich ich nur zu gerne wüsste, was ihr Männer da heute Abend unter euch zu besprechen habt. ..." fügte sie scherzend und mit gespielter Neugierde hinzu. "Sicher verraten sie nichts. Geht mich ja auch nichts an. Vielleicht ist es auch gar nichts aufregendes ... aber wer weiss..." Erwartungsvoll blickte Pirsca zwischen Decimus Meridius und Ursus hin und her, darauf hoffend, ihnen vielleicht doch ein kleines interessantes Geheimnis entlocken zu können ...


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    Endlich zeigte sich auf Marcus´sorgenvollem Gesicht ein zaghaftes Lächeln. Doch es war zu wage und zu kurz um es fest zu halten. Prisca spürte, dass es ihr nicht gelingen würde sämtliche Schatten zu vertreiben, die sich auf seine Seele gelegt hatten. "Wie viele Sorgen mochten ihn noch plagen, von denen er nichts erzählt? - Nicht erzählen will oder kann … die Fehler mancher wiegen schwerer als die anderer?! … ". Seine Worte, mit denen er sich selbst anklagte, klangen so endgültig und bedrückend, dass Prisca nicht sofort eine Antwort oder Worte des Trostes für ihn fand . Im Gegenteil! Prisca konnte nichts anderes tun als da zu sitzen und - seinen Worten zu lauschen, mit denen er ihr das Gefühl der Geborgenheit gab - seinen Kuss zu genießen, den er ihr schenkte - um ihn schließlich bei seiner Liebeserklärung mit glänzenden Augen einfach nur glücklich an zu lächeln. "… ich … liebe dich auch …", gab Prisca mit zitternder Stimme zurück, bevor sie ihr Gesicht für Sekunden der Ewigkeit an seinem Hals vergrub. Die Zeit einfach anhalten und den schönen Moment genießen. Prisca war glücklich, aber war Marcus es auch? Nein - aber warum nur durfte er es nicht sein? … Prisca erinnerte sich an eine der Regeln, die ihre Mutter ihr vor langer Zeit gelehrt hatte. "Stehe stets hinter deinem Ehemann! Zeige ihm, dass du ihm vertraust, egal was kommen wird! " ...


    "Fehler passieren eben, wenn man die Verantwortung trägt und Entscheidungen treffen muss, Marcus. … Auch wenn manche davon schwerer wiegen mögen, … das war schon immer so und wird auch immer so sein! … Aber nichts wäre schlimmer, als vor der Verantwortung davon zu laufen! ... Ich weiß, dass du niemals davon laufen würdest.", gab Prisca unvermittelt diese Gedanken für Marcus wieder. Ihre Stimme klang fest und überzeugt in dem Moment und Prisca legte ihre ganze Überzeugungskraft in diese Worte. Klang sie nicht gerade wie eine von vielen Ehefrauen, die ihren Männern in Zeiten schwerer Entscheidungen durch Zuspruch stärkend zur Seite standen? Egal, ob sie dabei im Recht wären oder nicht, es war Priscas Wunsch dies bei Marcus zu vermögen, so wie sie auch bereit wäre, dies für ihren künftigen Ehemann zu tun.


    Erst seine unvermittelte Frage ließ sie wieder den Kopf etwas heben. Prisca vernahm diese ohne erkennbare Regung, doch innerlich erschrak sie zu tiefst. "Wie kann ich ihm nur dabei helfen? Er ist so unsicher und es bedeutet ihm so viel! ... was … wenn ich ihm etwas falsches rate, oder Helena … ? …wie kann ich wissen, wie sie darüber denken und reagieren wird? … " Prisca sah Markus lange an und blickte dabei in das Gesicht eines attraktiven Mannes, der sicher das Herz jeder Frau erobern konnte wenn er wollte, auch ungewollt, so wie es geschehen war … Der Glanz ihrer Augen war nicht mehr auf Freude begründet und einen Herzschlag lang zweifelte Prisca alles an, was sie zuvor gesagt hatte. Dann bewegte sie ihre Hand und strich ihm über die Wange. .. "ich kann ihm doch nur das raten, was ich selbst vernehmen möchte …


    "Geh zu Helena und zeige ihr, dass du sie liebst! Du weißt, wie ich es meine. ... So, wie wir beide uns lieben! Wir sind schließlich eine Familie und das wird auch Helena erkennen. Vielleicht nicht sofort … ich würde es sicher nicht! …", gestand sie ihm mit einem entschuldigendem Lächeln. " …Aber irgendwann! … Keine Vorwürfe oder Entschuldigungen! … Gib ihr einfach das Gefühl, dass du - das wir, ihre Familie, für sie da sein werden. " Es war, als spräche in dem Moment ihre Mutter aus ihr. Alles das was sie Prisca - in den Jahren der Erziehung - mit auf den Weg gegeben hatte. ... und doch konnte ihr Blick am Ende nur fragend und auffordernd zugleich wirken ...

    "...Bom?..." Hätte Sertorio jetzt nicht wenigstens diesen Laut von sich gegeben, wäre Prisca wohl zu dem Schluss gekommen, dass er genau so stumm wäre wie Tilla. Nein halt - Im Gegensatz zu ihm war Tilla ja geradezu gesprächig! Prisca sah dem Sklaven mit einem skeptischen Blick hinterher und zweifelte ernsthaft daran, dass er alles von dem verstanden hatte was sie gesagt hatte. Er und Fhionn beherrschten anscheinend kaum Latein. "... oder wollen sie mich nur nicht verstehen? Aber gut, wir werden sehen, was er bringen wird …", dachte sich Prisca nur. Und wehe es würde nicht alles zu ihrer Zufriedenheit sein, dann …


    Zitat

    … "Ich können nicht schlafen, weil zu viele Gedanken, nicht weil nicht müde!" … "Ich nichts essen wollen! Nur etwas Brot" ...


    … während Sertorio irgendwo in der Dunkelheit verschwand streifte Priscas strenger Blick nun Fhionn, die ungefragt diese patzigen Antworten von sich gab. Von der anfänglichen entspannten Atmosphäre war gerade nicht mehr viel übrig."Eigentlich schade", stellte Prisca fest. Aber wie sollte auch zwischen Herrschaft und Sklave ein entspanntes Verhältnis entstehen und durfte man das überhaupt erwarten? Nein - vielmehr glaubte Prisca deutlich die Abneigung der anderen Frau zu spüren. "Ob ich sie dafür maßregeln oder bestrafen lassen soll ?" Wie einfach wäre es doch, dies zu tun. " Du magst die Römer und das zivilisierte Leben hier nicht besonders, hab ich Recht? .... Trotzdem, setz dich wieder hin und erzähl mir von deinen Gedanken! … und ... was willst du eigentlich mit dem Brot anstellen, wenn du es nicht essen willst?", fragte Prisca direkt heraus und sah die Sklavin dabei fordernd an. Sicher tat sie das um so der anderen Frau zu zeigen, wer hier die Befehle gab und weniger, weil es sie tatsächlich interessierte wie Fhionn über die Römer denken mochte. Aber es war wohl auch der Versuch die Situation wieder etwas zu entspannen indem sie ihr erlaubte auszusprechen, was sie eventuell bedrückte. Nur bei der letzten Frage musste Prisca - so wie Sertorio vorhin - ungewollt schmunzeln. Nun war es an Fhionn, darauf zu antworten oder sich in Schweigen zu hüllen, bis Sertorio mit dem Essen zurück käme ...


    Und als dieser einige Zeit später wieder erschien staunte Prisca nicht schlecht. Nicht nur über die Vielfalt der Speisen die er anschleppte, sondern auch über die Schnelligkeit mit der Sertorio diese vor ihr anrichtete. "Sehr schön, Sertorio! Das sieht nicht nur lecker aus, das wird bestimmt auch so schmecken", lobte sie ihn und griff auch schon nach einem Stückchen Schinken um es, zusammen mit einer Olive, zu verspeisen. "Ihr dürft ebenfalls zugreifen, wenn ihr wollt! … ", gab sie die Erlaubnis für die Sklaven. Sicherlich war dies ungewöhnlich, aber was an den Saturnalien selbstverständlich war, konnte in so einer Nacht auch mal die Ausnahme sein. Prisca jedenfalls fand Gefallen an dem nächtlichen Picknick. "Fehlt eigentlich nur noch der passende Mann und etwas Musik", scherzte sie mit sich selbst. Musik, genau! "Kann eigentlich einer von euch ein Musikinstrument spielen? … oder vielleicht sogar singen?" folgte demnach die Frage, die Prisca persönlich auf die ganze Sklavenschaft bezog und dann verspeiste sie genüsslich eine weitere Olive ...

    Prisca beobachtete zufrieden wie Tilla der alten Frau den Beutel mit dem Weihrauch übergab und diese die Gaben prüfte und für gut befand. "Gut! … Dann hat sich der Weg nach Ostia ja gelohnt, um den Weihrauch zu kaufen. … Hm, vielleicht hätte ich der Sibylle auch eine Frage über meine Zukunft stellen sollen? … Ach, hätte ich Hektor nur gleich zwei von den Säckchen angeschafft", überlegte Prisca vor sich hin während sie neben Tilla stand und zuhörte was die beiden mit einander sprachen. Neugierig und ungeduldig wie sie war, hätte Prisca natürlich zu gern auf die Frage hin gedrängt , aber .... "Nein! … Dieser Augenblick gehört nun Tilla ganz allein ..." Prisca hatte ihr diesen Moment versprochen und sie spürte nun insgeheim, dass sie es sogar gern für ihre Sklavin getan hatte ...


    Also verhielt sich Prisca stumm und wunderte sich nur über Tillas stummes Flüstern. "Das ist mir an ihr noch gar nicht so aufgefallen … was fragt sie da? Ob die alte Frau ihren Tränenstein kennt? … soll das am Ende ihre Frage an das Orakel sein?", Die Bewegungen der Lippen in Verbindung mit den Gesten, erleichterten es Prisca doch merklich, die Sklavin zu verstehen. "Ich werde ihr sagen, dass sie das künftig immer tun soll …", beschloss Prisca und wurde schon in der nächsten Sekunde aus aufs neue überrascht.


    "Die alte Frau kennt den Stein? … wo … woher … WOHER?? … nun sag schon!" Nun wurden ihre Augen vor Neugierde ganz groß und unbewusst trat Prisca einen Schritt näher. Sie erinnerte sich wieder an die Bibliothek in Athen, in der sie damals eher zufällig und aus Langeweile über eine Aufzeichnung gestolpert war. Darin wurde genau so einem Amulett beschrieben! Da diese Schrift von den Bibliothekaren aber als Humbug und Phantasterei bezeichnet wurde, hatte sie es leider nur sehr kurz überflogen. Aber nun würde die alte Frau gleich alles aufklären. Sie hat es also schon einmal gesehen. ... und zwar …???" … Von dort??... entfuhr es Prisca überrascht und enttäuscht zugleich. Sie blickte kurz in die Richtung in die die Priesterin deutete und seufzte dann resignierend. Na toll, das hilft uns jetzt viel … dort werden wir beide wohl niemals hingehen dürfen … Prisca presste schnell die Lippen wieder aufeinander um nicht diese Gedanken auch noch laut auszusprechen.


    Aber vielleicht war es ja wirklich nur Humbug gewesen, was sie damals über dieses Amulett gelesen hatte. Es gab schließlich so vieles, das im Laufe der Zeit niedergeschrieben wurde und niemals den nachfolgenden Generationen überliefert würde, weil es einfach unwahr oder unwichtig wäre und darum irgendwann vernichtet würde ... doch wer wusste schon, was am Ende Wahrheit oder Lüge wäre ? ...


    Prisca verdrängte diese Gedanken. Sie erschienen ihr mit einem Mal unwichtig, da sie keine Lösung dafür fand. Stattdessen konzentrierte sie sich wieder auf das, was Tilla gerade auf die Tafel malte und schrieb. Welches Schicksal ihr vorbestimmt sei?, wiederholte Prisca gedanklich einfach die Worte und wartete dann gespannt darauf was die Priesterin nun tun würde.

    Während Tilla neugierig und aufgeregt umher lief und sich umsah, versuchte Prisca ihre innere Aufregung zu zügeln indem sie nervös an ihrer Palla herumzupfte. "Warum bin ich eigentlich so aufgeregt? Es geht ja gar nicht um mich ..." Prisca beobachtete weiter die kleine Sklavin und wunderte sich über so manche von ihren Gesten die sie kaum verstand. "... Ob die Sibylle auch nicht sprechen kann? ... was für eine Tafel? ... wo will sie denn jetzt schon wieder hin?.."


    Prisca blieb neben einer der vielen Säulen stehen. " ... hmm ... ich weiss gar nicht genau, ob die Sibylle sprechen kann oder nicht. Aber es stimmt, dass der Orakelspruch auf einer Tafel überreicht wird", versuchte sie Tillas Fragen zu beantworten und da vernahm sie auch schon eine krächzende Stimme ganz in ihrer Nähe.


    Erschrocken drehte sich Prisca zu der alten Frau um und erwiderte den Gruß."Oh! .... Salve! ...ich ...", kurz musste Prisca überlegen, was sie jetzt antworten sollte ... oder sich und Tilla zuerst vorstellen? Da die Alte direkt auf die Frage und die obligatorische Gabe an die Götter zu sprechen kam winkte sie Tilla schnell zu sich heran. "Tilla komm her ... ja, ich ...wir ... sind gekommen um das Orakel zu befragen und bringen auch eine Gabe für die Götter mit ...", erklärte Prisca noch etwas unbeholfen und deutete dabei auf den Beutel in Tillas Händen. "Meine Sklavin hier hat Weihrauch mitgebracht und sie ist es auch, die eine Frage an das Orakel stellen will." Prisca nickte mit dem Kopf und bedeutete Tilla damit sie solle vortreten und den Beutel übergeben. Denn weiteren Ablauf würden sie hoffentlich gleich von der alten Frau erklärt bekommen ...

    Prisca warf auf dem Weg nach oben nur einen flüchtigen eher skeptischen Blick auf Tillas Haut. Soweit sie die Gesten der Sklavin richtig deuten konnte, schien das Fieber nun überstanden zu sein. Kurz überlegte Prisca ob es wirklich eine gute Idee war, sich schon jetzt wieder in der Nähe der Sklavin aufzuhalten. Krankheiten - egal welcher Art - wurden schließlich nicht auf die leichte Schulter genommen. Aber außer Tilla war ihr kein weiterer Krankheitsfall in der villa bekannt geworden und von daher verwarf sie den Gedanken daran schnell wieder. "Das ist schön, Tilla, dass es dir wieder gut geht!", bemerkte Prisca knapp, aber in einem Tonfall der durchaus erkennen ließ, dass sie es auch ernst meinte.


    Prisca richtete den Blick wieder nach vorne um nicht auf den Stufen zu stolpern und vernahm die restlichen Antworten akustisch mittels des Glöckchens. "Gut! Dann haben wir ja alles. …Bist du schon aufgeregt?", Prisca war es jedenfalls und warf erneut einen kurzen fragenden Blick zu Tilla. Als diese ihr zu lächelte musste auch Prisca kurz schmunzeln und wirkte dann wieder nachdenklich und ernst. "So viele Gedanken um eine einfache Sklavin habe ich mir ja schon seit Jahren nicht mehr gemacht", stellte Prisca insgeheim fest und musste dabei wieder an Leonita denken. Dem Verrat ihrer ehemaligen Leibsklavin hatten es alle anderen Sklaven im Grunde zu verdanken, dass Prisca sich ihnen gegenüber so streng, launisch und unnahbar verhielt.


    Aber Tilla schien eine Ausnahme zu sein, denn die tragische Vergangenheit der kleinen Sklavin berührte Prisca doch ein wenig mehr als andere. Hinzu kam noch das unbestimmbare Gefühl, dass es mit dem Tränenstein-Amulett etwas ganz besonders auf sich haben musste."Aber was nur? … und was ist, wenn Tilla mein Vertrauen irgendwann auch enttäuschen wird und mich hintergeht. So wie damals Leonita?! … Nein, ich darf einfach nicht immer so viele Gefühle und Gedanken an die Sklaven verschwenden!", redete Prisca sich zwanghaft ein und seufzte innerlich, da es so schwer fiel über den eigenen Schatten zu springen. Jedenfalls war ihre angeborene Neugier und auch ein wenig Abenteuerlust geweckt, besonders jetzt, da sie das Innere des Tempels betraten.


    Prisca war zum ersten Mal hier und kannte den Ort nur vom Hörensagen. Ehrfurchtsvoll und neugierig blickte sie sich daher in der großen Halle nach allen Seiten hin um und drängte sich dabei unbewusst näher an Tilla heran. Schließlich deutete sie mit dem Finger in eine Richtung. "Da, sieh mal! Dort drüben ist der Gang, der zur Grotte führt. Niemandem ist es gestattet, diesen Ort jemals zu betreten. Nur die Priesterinnen der Sibylle dürfen dorthin, um den Spruch des Orakels zu holen. …", erklärte Prisca im Flüsterton was sie über das Orakel wusste und malte sich im Gedanken aus, welches Geheimnis sich wohl dahinter verbergen mochte. " … Hast du schon Eine von den Priesterinnen entdecken können? … "

    Sollte dies ein ganz besonderer Tag werden, oder würde es nur einer von unzählig vielen Tagen bleiben, die kamen und gingen? Für manch einen wäre er bedeutsam, für einen anderen bliebe er bedeutungslos. … Dieser Tag also begann wie viele andere auch. Die kühle Morgenluft und das Grau des Himmels wichen nur zögerlich und ebenso zögerlich hielt an diesem Morgen das Leben in den Straßen und Gassen der ewigen Stadt seinen Einzug. Aber das würde nicht lange so bleiben und bald schon sähe man - wie jeden Tag - überall das gleiche Bild. Tausende von Menschen die vieles und nichts miteinaner verband. Tempus fugit und Fortuna bestimmte das Schicksal eines jeden dabei täglich aufs Neue. So auch das einer ganz bestimmten Person, die klein und unbekannt sein mochte und doch nicht völlig bedeutungslos wäre. ...


    "Tilla! … Kommst du endlich! …" Es war weniger eine Frage, denn mehr die Aufforderung nicht herum zu trödeln. Prisca warf ungeduldig einen Blick über die Schulter und zupfte dabei ihre Palla etwas zurecht. Normalerweise hätte sie an solch einem trüben Tag wie heute die villa überhaupt nicht verlassen. Aber sie hatte ein Versprechen gegeben und an das wollte sie sich auch halten. Selbst wenn es nur eine einfache Sklavin war, der sie dieses Versprechen gegebn hatte. "Wie geht es dir überhaupt? Ist das Fieber verschwunden? … Du bist doch wieder ganz gesund? ", erkundigte sich Prisca weiter, ohne Tilla dabei anzusehen während sie gemeinsam nebeneinander den Weg zum Tempel entlang gingen.


    Die Sänfte und das übrige Gefolge hatten sie hinter sich gelassen, denn Prisca wollte niemanden sonst bei der Befragung des Orakels dabei haben. Es reichte schon wenn die übrigen Sklaven wussten, dass Prisca die kleine Sklavin sehr gerne mochte. Sie mussten nicht auch noch wissen, warum sie sich so das Mädchen einsetzte. Jedenfalls tat Prisca dies nicht allein weil Tilla sich stets gehorsam und fleißig verhielt, sondern auch weil Prisca einfach neugierig war. "Hast du dein Amulett dabei? …und das Säckchen mit dem Opferweihrauch hoffentlich auch! … Und was ist mit der Frage? Du hast dir hoffentlich gut überlegt was du die Sibylle fragen willst, oder?", löcherte Prisca weiter, da sie keine Lust hatte den ganzen Weg am Ende umsonst gemacht zu haben. Noch dazu hatte sie extra den teuren Weihrauch von Hektor aus Ostia holen lassen! "Anschließend gehen wir jedenfalls noch auf die Märkte. Ich muss noch etwas erledigen!" kündigte Prisca zum Schluss an, gerade als sie die obersten Stufen erreichten und - auf der Suche nach der Sibylle - das Tempelinnere ansteuerten. Ganz umsonst wäre der Weg also für Prisca nicht … so oder so ...