Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte Prisca, wie Tilla ihr gerade irgend etwas zu deuten versuchte. "Baum und Beulen" Mehr konnte Prisca aus den Gesten nicht herauslesen. Und was soll das jetzt bedeuten … wo hast du denn deine Tafel? Prisca seufzte etwas genervt und schnippte sogleich mit ihrem Finger nach Trautwini. Dieser eilte sofort herbei und drückte Tilla die Tafel in die Hand, welche er unterwegs von einer der Herrinnen entgegen genommen hatte. Schreib es auf und sieh zu, dass du dich nützlich machst … Eine Schale mit Früchten für Helena und mich!, befahl Prisca nur knapp und machte eine scheuchende Handbewegung. Schon galt ihre ganze Aufmerksamkeit wieder Helena, de sich endlich von der Brüstung löste und die paar Stufen zu ihr herauf kam.
Ja ja … du meinst natürlich nur das Spektakel, was sonst? Auf Helenas freches Grinsen antwortete Prisca, indem sie gespielt genervt die Augen verdrehte und sich gelangweilt in die Kissen zurückfallen ließ. Sogleich musste sie wieder schmunzeln und warf einen verstohlenen Blick hinüber zu Dragonum, der gerade seine Anweisungen erteilte. Sie und Helena benahmen sich ja fast wie kleine Kinder. Eilig setzte sich Prisca wieder aufrecht hin, gerade als der Tribun sich zu ihnen umdrehte und das Wort an sie richtete. …dann hoffen wir, dass die nächsten Spiele nicht allzu lange auf sich warten lassen werden, nicht wahr?, nickte Prisca ihm auf seine einladenden Worte hin lächelnd zu. Doch das Gesagte ging wohl im Klang der Fanfaren unter, welche das Spektakel damit für eröffnet erklärten.
Helena erreichte gerade rechtzeitig die Plätze und würde sich natürlich für den Platz direkt neben ihr entscheiden...oder? … überrascht sah Prisca in das verschmitzt grinsende Gesicht von Helena, die eben wieder von ihr abrückte und den Tribun regelrecht aufforderte, sich zwischen sie zu setzen. Sie an, sieh an … Du weißt schon was passiert, wenn man zu Hause erfährt was wir beide hier so treiben? , warf Prisca ihrer Cousine vielsagende Blicke zu. Anders konnten sie ja nicht mehr miteinander kommunizieren, da Octavius Dragonum praktisch schon zwischen ihnen saß. Prisca fixierte Helena regelrecht mit ihren Blicken und nahm zeitgleich wie Helena ihren Kelch mit dem Wein von einem anderen Sklaven entgegen. "Ja, bitte setzt dich hier zu uns!", forderte Prisca nun ihrerseits den Tribun auf und klopfte ebenfalls mit der freien Hand neben sich auf den freien Platz dazwischen.
Helena! … Wir werden die villa niemals wieder alleine verlassen dürfen, dessen bist du dir hoffentlich bewusst?! … Ein weiterer Blick und ein verschmitztes Grinsen zu ihrer Cousine machte deutlich, was Prisca gerade dachte. "Auf einen wundervollen Tag! ... ", stimmte sie für alle in Helenas Trinkspruch ein und hob ihren Becher hoch, um mit den anderen an zu stoßen …
… während zur gleichen Zeit unten in der Arena die Tore aufgezogen wurden und die ersten Verurteilten zögerlich die Arena betraten. Einige von ihnen waren aneinander gekettet und sie sahen sich ängstlich und fragend um. Überall auf dem Areal lagen verstreut diverse Waffen herum, aber ob es zu ihrem Nutzen wäre, würde sich erst zeigen müssen. Ein Raunen ging durch die Menge und es schwoll immer mehr an, als nun ein weiteres Tor aufgezogen wurde und mit lautem Gebrüll eine Gruppe von fünf Tigern in die Arena strömte. Eines der Tiere nahm sofort Kurs auf einen einzelnen Mann und attackierte ihn mit mehreren Prankenhieben. Die Beifallsrufe auf den Rängen wurden immer lauter und schon lag der Erste der Verurteilten wimmernd am Boden. Ein grausames Schauspiel und doch zu damaligen Zeiten nichts abstoßendes oder außergewöhnliches für alle Anwesenden. ...
"Seht nur, da!" Prisca deutete ganz aufgeregt nach unten in die Arena und blickte mit funkelnden Augen gebannt auf die Szene, die sich dort abspielte. "Ob ihm wer zu Hilfe eilt? Was meint ihr? … Tiger sind wahrlich anmutige Jäger, so kraftvoll und unerbittlich!...", stellte sie fest und nahm einen tiefen Schluck von ihrem Wein ...