Beiträge von Aurelia Prisca

    Sie kam sich vor, als würde sie aus einem Traum erwachen. … habe ich geschlafen? … Prisca blinzelte etwas und erkannte sie mit Freude, dass Ostia schon erreicht hatten. Aber auch ein wenig Wehmut mischte sich mit einem Mal unter ihre Gefühle und das so unerwartet, dass ihre Augen etwas zu glänzen begannen. So nah lag alles beisammen und doch war die eigene Vergangenheit schon in so weite Ferne gerückt. … hier habe ich so viele glückliche Jahre meiner Kindheit verbracht … kurz gab sich Prisca der innigen Erinnerung an ihre Mutter hin und betrachtete still die Umgebung, die sich nach all den Jahren zwar verändert, aber nicht entfremdet hatte. Nur ein paar Herzschläge benötigte sie dazu. Nicht mehr, denn Aquilius sollte davon nichts bemerken, obwohl sie sich augenblicklich umso mehr in seiner Umarmung geborgen fühlte.


    Das Ziel ihrer Reise rückte ohnehin in greifbare Nähe und Aquilius schien das Pferd aus diesem Grunde noch einmal an zu spornen. … was war das? … die zufällige Berührung ihrer Wangen war so flüchtig wie intensiv zugleich und riss Prisca aus ihren Gedanken los. Ein verlegenes Lächeln huschte über ihre Lippen, fing er doch mit seiner Frage indirekt ihre Erinnerungen wieder ein. Prisca atmete tief die würzige und reine Meeresbrise ein und seufzte erleichtert auf als hätte sie seit Jahren auf diesen Moment gewartet, um ihre Erinnerungen mit jemanden zu teilen. "Ja! Die Meeresluft ist wirklich mit nichts zu vergleichen. …",bestätigte Prisca und suchte mit den Augen verträumt den Blick von Aquilius, um ihm von sich zu erzählen.


    "Wusstest du, dass ich hier in der Nähe auf einem Landgut an der via Laurentina, aufgewachsen bin? Die villa gehörte meinem Vater, Aurelius Iustus. Ich habe ihn leider nie selbst kennen gelernt und weiß nur das , was mir Marcus von ihm erzählt hat. … Die villa ist mittlerweile verkauft, nachdem …" Prisca musste kurz schlucken, da der Tod ihrer Mutter ihr immer noch sehr nahe ging. " … vor etwa zwei Jahren auch meine Mutter ins Elysium ging. … Ich war nicht bei ihr als sie starb, denn ich befand mich da schon auf meiner Studienreise nach Griechenland. Und von dort aus fuhr ich dann direkt zu meinem Onkel nach Germanien … und …" Priscas Worte klangen anfangs traurig , doch wollte sie ihrem Begleiter eigentlich nicht die Freude an diesem schönen Tag verderben. Daher fasste sie sich eher kurz und bei dem letzten "und" gab sich Prisca einen Ruck und lächelte Aquilius wieder strahlend an. " … und nun bin ich wieder hier nach all den Jahren und freue mich, einen so schönen Tag mit dir gemeinsam verbringen zu dürfen. Das Wetter könnte wirklich nicht besser sein! ...Hoffentlich ist das Wasser nachher nicht zu kalt für das Bad!"

    Das Stadttor und damit die Mauern Roms fielen immer weiter zurück, bis sie sich schließlich ganz im Nichts verloren. Ein letzter Blick dorthin, und ein befreiendes Gefühl, diese Stadt so einfach hinter sich zu lassen! Prisca konnte es zuerst gar nicht glauben hatte sie doch Rom, seit ihrer Rückkehr aus Germanien, so gut wie nicht mehr verlassen. Doch heute verspürte sie den Drang dieser kleinen Welt, mit ihren auferlegten Zwängen, entfliehen zu wollen. Waren es seine Worte, die diesen Wunsch nach Freiheit in ihr so schürten? Vielleicht - Die Augen wieder geschlossen, weilte Prisca mit ihren Gedanken in diesem Land ohne Mauern. Ob sie es jemals sehen würde?


    … was sollte mich daran hindern, wenn ich so frei sein wollte wie ein Vogel? … ein Käfig? - vielleicht … doch wer könnte mich dazu bringen, ihn freiwillig zu betreten? … Niemand, der nicht die Freiheit genau so liebt wie ich … wie mich? … "… ist es nicht wider der Natur eines jeden Vogels in einem Käfig leben zu wollen, auch wenn ihm der Wille gegeben wäre, dies frei zu entscheiden? … Alleine wäre er stets unglücklich und würde bald sterben, außer vielleicht ... ein anderer Vogel wäre dazu bereit, das Leben in einem Käfig mit ihm zu teilen … Prisca sinnierte leise über seine Worte hin und begriff erst langsam die Tiefe, die sich ihnen zu eröffnen drohte. Zu tief vielleicht, um sich heute darin verlieren zu wollen. Schon hörte Prisca die mahnenden Worte ihrer verstorbenen Mutter, mit denen sie ihre Tochter schon als Kind auf die Männer und die Ehe vorbereiten wollte ja mater, ich weiß und doch verstehe ich nichts …


    Das Gesagte und vielleicht auch das Gedachte hüllten sich gleichsam in Schweigen und so ging von der Heiterkeit des Tages auch nichts verloren. Sogar über sich selbst konnte Prisca gemeinsam mit Aquilius lachen, als er ihr die Folgen des heutigen Ausritts beschrieb und ihr für ihren Mut seinen Respekt zollte. "Ich danke dir … und verfluchen werde ich dich mit Sicherheit nicht!", versprach ihm Pisca gerne. " Wobei es durchaus sein kann, dass meine Laune morgen etwas schlechter sein wird …ja, aber lass uns heute nicht daran denken! …" Nein ihre gute Laune könnte heute wohl nichts mehr trüben. So hielt Prisca ihre Nase in den Wind und sah mit Freuden dem gemeinsamen Ziel entgegen.

    ... Helena kennt ihn also nicht ... gut! ...ja gut sieht er schon aus, wie alt er wohl sein mag? ... Prisca schielte ein weiteres Mal neugierig in die Richtung des Soldaten, während sie ihren Kopf zu Helena neigte, um ihr zu zu hören. Zeitgleich versuchte sie irgendwo Tilla aus zu machen. ... bin ich denn das Kindermädchenoder bin ich die Herrin? ... zweifelte Prisca einen Moment lang an sich selbst. "Tilla, wo bist du? Was hatten wir dir vorhin befohlen? ... komm sofort her zu mir!", zischte Prisca, sich umschauend, einfach in alle Richtungen und dachte schon über weitere Erziehungsmaßnahmen der kleinen Sklavin nach, als ...


    ... ihr fast der Mund offen stehen blieb. Soeben sah sie wieder zu ihrer Cousine hinüber. ... was macht Helena denn jetzt. ... sie wird doch nicht? ... nein? ...doch? ... sie tut es tatsächlich ... völlig verblüfft nahm Prisca zu Kenntnis, wie Helena sich keck und mt einem Augenzinkern in Richtung des fremden Soldaten bewegte und ihn dann auch noch ansprach. Prisca schlich fast hinter ihrer Freundin her, blieb dann neben Helena stehen und musterte zuerst einmal nur stumm und verstohlen den Fremden. Er schien Helena zu gefallen und sie ihm. ... Helena! ... Prisca war entsetzt und fasziniert zugleich über die Dreistigkeit ihrer Cousine. Mühsam presste sie die Lippen aufeinander, um so ihr Schmnunzeln zu unterdrücken. Was mussten Helena und sie wohl gerade für einen Anblick bieten? Daran wollte Prisca erst gar nicht denken....


    ... Und der Fremde lud sie jetzt auch noch beide zu sich auf seine Tribüne ein. ... Ins Kolosseum, auf seine Tribüne? das ist ja fantastisch! ... Helena! so sag doch was, schnell !!! ... stell uns endlich vor! ... aber lehn bloß nicht seine Einladung ab! ... Prisca warf ihrer Freundin fast flehentlich Blicke zu. Sie war doch gemeint! Prisca muste sich selbst auf die Zunge beissen, um nicht von sich aus das Wort zu ergreifen.

    So facettenreich und interessant wie der ganze Tag zu werden schien, wirkte auch Aquilius selbst auf Prisca. Seine Ansichten über Erfolg und Wagnis gefielen ihr sehr, denn sie waren von Tatendrang, Ehrgeiz und Überzeugung geprägt. … sei es im Wagnis eines politischen Winkelzugs … Bei diesen seinen Worten erinnerte sich Prisca spontan an den Artikel , den sie in der letzten Ausgabe der Acta über die bevor stehenden Wahlen gelesen hatte. Wie ihr Cousin Ursus, wollte anscheinend auch Flavius Aquilius für ein Vigintivirat kandidieren. … Der schöne Marspriester mit seinen wunderbar philosophischen Ansichten in der Politik? … passte das überhaupt zusammen? … Einen Moment lang grübelte Prisca darüber nach. Für Politik interessierte sie sich selbst recht wenig, aber vielleicht würde das Thema gerade durch solche Männer wie er erst interessant. Wie dem auch wäre ….


    … Prisca beschloss das Thema, bei Gelegenheit von sich aus anzusprechen. Hatte sie es doch bisher ganz versäumt, ihm persönlich zu seiner Kandidatur zu beglückwünschen. Zunächst jedoch vernahm sie mit einem wohlwollenden Lächeln, dass sie in puncto Abwechslung keine Langeweile zu befürchten hätte. … Ob er mich wohl immer so auf Händen tragen würde wie heute und mir den Tag mit soviel Liebe und schönen Dingen versüßt? … Eine Frage auf die es keine Antwort gab, sondern nur den Wunsch danach …und was könnte man sich Schöneres wünschen, als jeden Tag gemeinsam genießen zu können …


    "Du wirst in mir gewiss keine enttäuschte Begleiterin finden, Flavius Aquilius! … Denn ich liebe es, mich von solch schönen Gedanken und Ideen überfluten zu lassen. Lassen sie doch auf eine so herrliche und unbeschwerte Zeit hoffen, die uns Menschen nur allzu selten vergönnt ist. Mögen sich auch einige von diesen Ideen nicht an einem einzigen Tag realisieren lassen, so bleibt doch zumindest die Möglichkeit weiter davon zu träumen, nicht wahr?"


    Nachdem sie das gesagt hatte seufzte Prisca zufrieden und räkelte sich kurz - so gut es eben in ihrer Position ging - denn mit Sicherheit würde sie diesen Tag nie vergessen wollen. Zu neu und aufregend war das alles für sie. Soviele unbekannte Gefühle und Gedanken die sie reizten, sich immer weiter vor zu wagen. Aquilius schien sich nun auf den Weg zu konzentrieren und diese Zeit der Stille nutzte Prisca, um sich weiter diesen Gedanken hinzu geben. Die Augen halb geschlossen nahm sie die Menschenmenge, welche ihnen entgegen kam, nur am Rande war. Erst als die Stadttore in greifbare Nähe rückten und der Flavier den Kopf zu ihr wandte, öffnete Prisca ihre Augen wieder und stimmte mit einem Nicken sogleich seinem Vorschlag zu, den weiteren Tagesverlauf gemeinsam und in Ruhe zu planen.


    Lange und intensiv blickte Aquilius sie daraufhin nur an. … wie er mich ansieht, mit seinen wundervollen dunklen Augen… wenn ich doch nur seine Gedanken lesen könnte ... Einen Moment lang war Prisca versucht einfach danach zu fragen oder stattdessen verlegen den Blick vor ihm zu senken. Beides tat sie selbstverständlich nicht. Was es auch sein würde von dem, was sie wusste … ahnte oder zu hoffen wagte. "Ich bin wirklich froh, dass wir uns für den Ritt auf Lapsus entschieden haben …", meinte sie dann einfach ganz spontan und lachte fröhlich, um ihre und seine Gedanken einfach frei zu lassen.

    … ein Fehlkauf? … Das konnte sich Prisca angesichts der edlen Erscheinung des Pferdes, das sie eben gestreichelt hatte und auf dem sie nun gemeinsam ritten, nur schwerlich vorstellen. …welchen Makel mochte es wohl gehabt haben? Vielleicht war sein damaliger Besitzer einfach nur zu anspruchsvoll … Nein, einen Makel konnte Prisca augenscheinlich weder bei dem Tier noch bei seinem Herrn fest stellen, auch wenn sie sich bei diesen Überlegungen unbewusst ihre eigenen Ansprüche und Erwartungen ins Gedächtnis rief. Mochten diese auch weitaus geringer sein, als sie selbst noch vor einiger Zeit zu glauben schien, so war sie doch sehr von seinen Worten über Vertrauen und Loyalität beeindruckt. … war es mit dem Vertrauen in der Liebe nicht genauso? … Prisca ermahnte sich mit einem Biss auf ihre Unterlippe selbst, denn schon wieder glitten ihre Gedanken zu sehr in eine Richtung ab.


    "Unruhig und wild sagst du? Nichts davon scheint ihm geblieben. Es ist schwerlich vorstellbar, dass dieses edle Tier einst ein Fehlkauf gewesen sein soll, so makellos wie es mir erscheint.", lobte Prisca den schwarzen Hengst und mit ihm seinen Herrn. Wie gerne hätte sie erfahren, wie das Pferd wohl zu seinem Lebensretter wurde. Allein empfand es Prisca als zu indiskret von sich aus danach zu fragen. Mochte die Erinnerung daran vielleicht doch eher unangenehm für ihren Begleiter sein …


    … und unangenehm sollte sich dieser Tag auf keinen Fall entwickeln. Auch wenn sich der Ritt in dieser ungewohnten Position für Prisca doch weniger komfortabel gestaltete, als sie es sich vielleicht erhofft hatte. Eine ganz bestimmte Stelle würde wohl das Sitzen in den nächsten Tagen ein wenig erschweren … aber was spielte das schon für eine Rolle? … Ein Nicken folgte nur als Antwort auf seine Frage, ob sie es denn bequem hätte. Prisca ertrug es klaglos und mit Fassung, entschädigte doch Tatsache dafür, dass sie ihren Arm um seine Hüften schlingen durfte und sich ihre Körper so bei jeder Bewegung des Pferdes ganz nahe kamen. Die Gelegenheit war einfach zu verlockend, ganz unverbindlich und doch absichtlich das Unbekannte zu berühren, welches immer mehr an Reiz gewann.


    … ging das nicht alles viel zu schnell? … Ja, doch! Viel zu schnell … Genau so wie dieser Tag heute vorüber eilen würde ... Eine Schande, angesichts der vielen schönen Dinge, die Aquilius ihr nebenbei zur Auswahl stellte und jene, die er noch nicht verraten wollte. ... Jedes für sich so schön, weil so einfach zu genießen ... Gedankenverloren hielt Prisca sich an ihrem Begleiter fest und versuchte sich auszumalen, wie alles sein könnte. … ich kann mich einfach nicht entscheiden, ich möchte am liebsten alles ausprobieren … bin ich gar maßlos oder möchte er mich damit nur testen? …"Du quälst mich, Flavius Aquilius …", bemerkte Prisca scherzend vorwurfsvoll und sah ihn schmunzelnd dabei an. "… wie kann ich in Erwartung solch schöner Dinge auch nur eine einzige Entscheidung treffen, um Eins dem Anderen den Vorzug zu geben?" War ein Tag nicht viel zu kurz bemessen, um all dies für sich genießen zu können. Allein die Vorstellung, was ihr Onkel dazu sagen würde, wenn sie heute gar nicht mehr nach Rom zurück kehren würde, ließen Prisca innerlich schaudern … undenkbar und doch, wer könnte uns daran hindern? ...


    " Aber ich bin überzeugt, dass wir es gemeinsam schaffen werden, die Zeit heute einfach still stehen zu lassen. Warum also nicht mit einer Bootsfahrt und einem Bad im Meer den Tag beginnen? ..." Das Unmögliche faszinierte Prisca schon immer und so klangen ihre Worte ganz überzeugt. Wollte sie doch nichts weiter als unbeschwert sein und es bleiben so lange, wie sie es ihnen beiden vergönnt wäre.

    Es war Tilla deutlich an zu sehen, dass ihr Helenas Standpauke und das Ohrenziehen ganz und gar nicht gefielen. Prisca allerdings ließ sich von dem Gezappel der kleinen Sklavin nicht weiter beirren. Da half diesmal auch das kleine Glöckchen nicht, welches sie dem Mädchen zur besseren Verständigung geschenkt hatte. Erst nachdem Helena mit der Belehrung fertig war, lies auch Prisca das Ohr der Sklavin wieder los. "Du hast gehört, was von dir erwartet wird!", rief Prisca nur knapp hinter Tilla her, die sich augenblicklich hinter einer anderen Sklavin versteckte. … wie ein kleines Kind … Vergessen war für den Moment wieder das Amulett, welches Prisca eben noch nachdenklich betrachtet hatte. Stattdessen bedachte sie Helena mit einem zustimmenden Nicken. … richtig so! das geht wirklich zu weit, was sich Tilla da erlaubt …


    Und Priscas zustimmendes Nicken wurde sogleich noch um einige Nuancen heftiger. Vergessen war mit einem Mal der Ärger von eben. Freudestrahlend nahm Prisca zur Kenntnis, dass Helena ihr endlich ihr Geheimnis verraten wollte. … sobald wir gute Plätze haben! … sie hatte ja keine Ahnung! ... "Trautwini!", rief Prisca sofort und sah sich nach dem Leibwächter um. Dabei streifte ihr Blick das erst Mal einen uniformierten Mann, der etwas abseits von ihnen ging … täusche ich mich, oder beobachtet er uns? …


    Trautwini der sich, ebenso wie Tilla jetzt, lieber etwas im Hintergrund gehalten hatte, lenkte Priscas Aufmerksamkeit jedoch auf sich. "Ja, Herrin hier bin ich…", seufzte er ergeben und eilte auch schon demütig herbei. "Trautwini! … eile voraus und halte uns zwei gute Plätze frei! …. Die Besten! …Los, los, los …" … selbstverständlich mussten es heute die besten Plätze sein! … Mit einer ungeduldigen Handbewegung scheuchte Prisca ihn auch schon wieder davon und wandte sich wieder zu Helena. "Gleich werden wir sehen, ob wir Glück haben. Falls sie heute wirklich Frauen kämpfen lassen, werden es bestimmt Germaninnen sein. Nennen sich diese Kämpferinnen nicht selbst Schildmaids?" Kurz überlegte Prisca, woher sie wohl diesen albernen Namen kannte, doch was auch immer geboten wurde..." … egal, interessant wird es auf jeden Fall! …. Aber zuerst einmal wirst du mir gleich in Ruhe erzählen, was wirklich mit dir los ist! hm!" Auf Helenas hilfesuchendes Lächeln hin wirkte Prisca wieder ernster. Aufmunternd drückte sie kurz Hand ihrer Freundin, da sie in dem Moment das unbestimmte Gefühl hatte, dass Helenas Geheimnis womöglich schwerer wog als das, was sie selbst zu erzählen hatte.


    Zum Glück würde es ohnehin nicht mehr lange dauern bis sie den Eingang des Koloesseums erreicht hätten. Schon ragte das imposante Bauwerk beeindruckend nahe vor ihnen in den Himmel. Ein faszinierender Anblick jedesmal, der auch Prisca eine Sekunde lang fast ehrfurchtsvoll inne halten lies. Es dauerte jedoch nicht lange, da zog Helenas verstohlener Schulterblick Priscas ganze Aufmerksamkeit weider auf sich. Sie drehte sich ebenfalls in die Richtung um und … das ist doch immer noch der selbe Mann, den ich vorhin schon gesehen habe?! … "Helena? …. Kennst du zufällig diesen Mann dort drüben? ... oder bilde ich mir das nur ein, dass er uns schon seit einiger Zeit folgt?", fragte Prisca neugierig wie sie war und warf einen erneuten Blick zu dem Mann hinüber, der immer noch etwas abseits von ihnen ging.


    ... Klingklong. Klongkling. Klackerkleckerklingklongklung...


    … bei den Göttern! … Das war nun wirklich nicht zu überhören … das war sicher wieder ... Tilla!

    Die Sänfte und die vielen Sklaven, welche vor der villa bereit standen, nahm Prisca nur am Rande wahr. Viel zu sehr war Prisca davon eingenommen, ihr Augenmerk nur auf den Einen zu richten welcher sie gerade sanft auf Händen trug. Längst hatte sie bemerkt, wie ihre unbewusst gewollte Berührung seines Nackens eine gewisse Anspannung bei ihm hervor rief . War es das fast unmerkliche Beben seiner Lippen, die kaum wahrnehmbare Korrektur seiner tragenden Hand an ihrer Hüfte, oder die fast unsichtbare Veränderung seiner Haut welche sich, einem Echo gleich, über ihre Fingerspitzen hinweg in ihren eigenen Körper auszubreiten begann. Ein so wohliger Schauer, ausgelöst durch eine harmlos erscheinende Berührung. … Wie viel mehr mochte es da noch zu entdecken und studieren geben … Ein kurzer Seitenblick zu ihm, verziert mit einer ebenso flüchtigen Bewegung ihrer Zunge über die Innenseite der eigenen Lippen, der nichts von all ihren Gedanken verraten sollte und doch die Neugier auf das Unbekannte nicht ganz verhehlen konnte .


    Obwohl auf Priscas Gesicht statt Neugier nun fast so etwas wie Unmut zu erkennen gewesen wäre. … Welch einen unpassenden Zeitpunkt hatten sie doch gewählt … Waren sie doch vor der Augen der versammelten Dienerschaft alles andere als unbeobachtet. Einzig die Aussicht darauf das sich, auf dem gemeinsam Ritt zu ihrem Ziel, noch genügend Gelegenheiten bieten würden, ließen Prisca hoffen. So blieb auch genügend Muse, um sich einem Moment lang dem edlen Tier zu widmen, auf dessen Rücken sie diese gemeinsame Studienreise wohl unternehmen würden. … ein Fehler? … ein Fehltritt ? … Ein Sturz ins Ungewisse? …


    Nein! … Der Name des Pferdes, welchen Aquilius gerade nannte, rief einen leicht verwunderten Blick hervor. Vergessen war die Frage nach dem Ziel oder dem Pfand. "Welch ungewöhnlicher Name für ein Pferd…", bemerkte Prisca fragend und anerkennend zu gleich. Während sie dem Tier gegenüberstand, wirkte der große schwarze Hengst doch edel und anmutig und mit seiner überragenden Größe auch Respekt einflößend, so dass sie ihre Hand fast zögerlich nach ihm ausstreckte, um ihn zu streicheln. … wirklich ungewöhnlich? … doch eher interessant, ganz so wie sein Herr … "… wenngleich mir der Name sehr gut gefällt! Verrätst du mir wie es dazu kam, ihn so zu nennen?" Vielleicht mochte es eine Geschichte dazu geben und diese würde Prisca ebenso interessieren wie die Person, die sie zu erzählen wusste.


    Zunächst aber ließ Prisca sich auf das Pferd helfen und wartete geduldig, bis der Flavier sich zu ihr auf das Pferd schwang. Auf einem Pferd zu reiten war für Prisca zwar ungewohnt (noch dazu zu Zweit), aber es war ihr auch nicht völlig unbekannt. Hatte sie doch in ihrer Kinderzeit sogar ein eigenes Pferd besessen, mit dem sie oft ausgeritten war. Auf seinen Rat hin sich an ihm fest zu halten, musste Prisca ein wenig schmunzeln und fuhr etwas umständlich mit ihrer Hand an seiner Schulter beginnend abwärts über seinen Arm. "Ich werde es versuchen, wenn du mir zeigst wo und wie ich mich am besten bei dir ein halten kann …" Ein unschuldiges Lächeln sollte diese offensichtliche Unbeholfenheit überspielen. War dies doch die Gelegenheit seinen Körper mit ihren Händen noch ein wenig mehr zu erkunden, während sich das Pferd mit einem sanften Ruck schon in Bewegung setzte.


    Um ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen machte sich Prisca indes so gut wie keine Gedanken, war doch die Eskorte welche Flavius Aquilius mit gebracht hatte, mehr als beeindruckend gewählt. Ihr Leibwächter würde heute wohl arbeitslos bleiben, wenngleich sie ihn und die ausgewählte Leibsklavin sicher irgendwo unter der flavischen Dienerschar wähnte. Ganz ohne aurelische Gefolgschaft würde Prisca selbstverständlich nicht reisen wobei deren Zahl, angesichts des Vertrauens welches in die gens Flavia gesetzt wurde, mit zwei Sklaven verschwindend gering gewählt worden war.

    … was wohl gerade in seinen Gedanken vorgehen mochte? … Gewiss, er will mir schmeicheln … nur … verstellt er sich vielleicht? … Nein, seine Art wirkt so natürlich, nicht einstudiert oder gar gezwungen …sie wirkt nur so … erfahren? … und wenn schon, ich liebe es einfach eine - seine Göttin zu sein … Alleine das, was er in so liebreizende Worte hüllte und mit seinen leuchtenden Augen zu versprechen schien, genügten Prisca, um sich darin verlieren zu wollen. … Ja, seine Augen ... dunkel und geheimnisvoll leuchteten sie und mochten so vieles verheißen und hätten wohl so vieles von dem erzählen können, was sie schon gesehen hatten. Alleine Prisca fehlte die Erfahrung und auch der Wille, sich dem entziehen zu wollen, was sie augenblicklich nur noch anziehend fand. … Ein warmes Lächeln in dieser Stadt? … gewiss würde sie es ihm schenken wollen. Immer wieder und vielleicht sogar noch mehr ... was gäbe es in diesem unbekannten Abenteuer, in dieser ewigen Stadt auch zu verlieren, außer der ewigen Keuschheit vielleicht…


    "Du hast recht! Viel zu selten ist es uns vergönnt, unseren Blick frei von allen Sorgen und Nöten nur auf die schönen Dinge im Leben zu richten. Und dabei sind es oft die Überraschungen die uns -wider Erwarten - das Glück und die Freude bringen, die wir uns erfoffen. Lass uns also den heutigen Tag gemeinsam mit Lächeln beschreiten und wenn uns dabei eine Göttin folgen sollte, wäre wohl keine geringere als Fortuna dafür geeignet, den restlichen Tag so wundervoll werden zu lassen wie er bereits begonnen hat."


    Ihn so unverhohlen neugierig zu mustern ziemte sich sicherlich nicht, auch wenn sich Prisca dadurch vielleicht erhoffte etwas von seinen geheimsten Gedanken erraten zu können. Gepaart mit ihrem Lächeln war es jedoch echtes Interesse, das Prisca für den Flavier empfand. … War das vielleicht der Auslöser für sein spontanes Handeln jetzt? ... Mit einem überraschten Seufzer nahm Prisca die Berührung an ihrer Taille wahr und fand sich einen Herzschlag später auch schon in seinen Armen wieder. Er legte es wahrlich darauf an, sie heute den ganzen Tag über sprachlos zu sehen! So schnell wie Aquilius mit ihr voran schritt und sich scherzend für sein Handeln entschuldigen mochte, so schnell wich die Verblüffung. Eben noch im Garten, waren sie nun schon im atrium und auf dem besten Wege die villa wieder zu verlassen. Überall Sklaven und Blicke, die auf ihnen ruhten … wirklich nur Sklaven? Was ist mit meiner Familie? … wenn die mich so sieht? ... Keine Empörung, keine Widerworte ... einzig ein befreiendes Lachen war aus Priscas Mund zu hören.


    "…Werter Aquilius, was soll das werden? … Inszenierst du mit mir den Raub der Sabinerinnen, wie es Romulus einst tat? … Sei dir versichert, wohin du mich auch heute führen magst, ich werde dir auch freiwillig folgen! Schließlich habe ich dir noch nicht zurück erhalten, was ich bereits eingefordert habe!"


    Scherzend kamen die Worte über ihre Lippen und wieder lachte Prisca befreiend auf. Es war keine Aufforderung sie herunter zu lassen, im Gegenteil. Obwohl der Flavier sie sicher in seinen Händen hielt, schlang Prisca ihren Arm um ihn, so als müsse sie selbst nach Halt suchen. Ihre Hand sanft ruhend in seinem Nacken.… nicht ruhend, die Finger eher streichelnd … und doch unbewusst genießend diese Nähe, welche viel zu schnell vorüber war. Schon standen sie wieder im Freien vor dem Pferd auf dem sie gemeinsam reiten würden. "Ein schönes Pferd! Wie heißt es und wohin wird es uns bringen?", fragte Prisca fast verträumt wirkend, obwohl sie sehr wohl das Ziel der Reise kannte. Erwartungsvoll streckte sie die freie Hand nach dem Tier, um es zu streicheln. Wäre es doch die Gelegenheit, gleich auf zu sitzen und weiter von seinen Händen gehalten zu werden.



    [SIZE=7]edits/sorry, nicht viel... tippex und einen Satz noch etwas umformuliert.[/SIZE]

    In ihren Gedanken wechselten sich Verstand und Verlangen stetig ab und Prisca wusste beim besten Willen nicht mehr, welchen Gefühlen sie den Vortritt lassen sollte. Sie wusste wohl, warum er heute hier war, sie ahnte auch was es bedeuten könnte und sie hoffte doch , dass bei dem was vielleicht seine wahren Gründe sein mochten, doch genügend von all dem bei ihm vorhanden war, was Prisca mit ihren eigenen und geheimsten Wünsche, Ängsten und Hoffnungen - kurz ihrem tiefsten Verlangen nach Liebe - verband. Beides, Verstand und Verlangen rieten ihr indes, sich auf dieses Abenteuer ein zulassen. Was würde es letztendlich bringen, sich mit zu vielen Erwartungen zu belasten, was doch nur den Genuss des heutigen Tages schmälern könnte. Und ein Genuss war es in jedem Fall, mit ihren Augen sein ebenmäßiges Gesicht zu erfahren, seine braunen Augen, sein freundliches und offenes Lächeln, in dem sie sich verlieren konnte und welches etwas Ruhe spendete, wenngleich seine Worte sie eher auf zu wühlen schienen. … wie viel älter er wohl sein mag? … fragte sich Prisca und dachte dies nur im positiven Sinne. Seine Erscheinung zumindest lies keine Zweifel an seiner Jugend seiner Kraft und Männlichkeit die er ausstrahlte. Doch wie viel mehr an Erfahrung im Leben und vor allem … in der Liebe … mochte er wohl haben?


    Gut, wenn er ihr weiterhin solch schmeichelnden Komplimente machen würde, bliebe Prisca heute wohl eher stumm und lediglich ihre erröteten Wangen würden ihm darüber Auskunft geben können, wie sehr seine Worte ihr gefielen. Und doch! … Ein Altar? …. Exotische Düfte? … edler Weihrauch? … das alles für ein einziges Lächeln? … angemessen vielleicht, um einer unsterblichen Göttin auf ewig die Ehre zu erweisen. ... aber ... Ob er wusste, mit wie viel weniger sie sich von allem dem, was er ihr da gerade versprach, zufrieden geben würde? Noch dazu, da er für sich selbst nur ein einfaches Lächeln einforderte. Ob er sich wirklich nur dies eine wünschte? ... wären gar seine geheimsten Wünsche den meinen so verwandt wie nichts sonst auf der Welt? ... Kaum mochte Prisca diesen Gedanken, gleichsam Wunsch, zu Ende denken. "Auch wenn es vielleicht den Anschein haben mag, dass wir Patrizierinnen stets Göttinnen gleich behandelt werden wollen und unser Augenmerk hauptsächlich auf den materiellen Dingen ruhen mag, so will ich dir eines versichern. … All diese Dinge, für sich betrachtet, mögen schön und begehrenswert sein und doch können sie das Lächeln nicht annähernd aufwiegen, welches der Mensch selbst mit der wahren Absicht seines Handeln für sich zur Belohnung erbittet. Und nur diesem Einen möchte ich mein Lächeln schenken … " ... und das auf ewig ... Anfangs eher sprachlos suchte sie nun doch nach so vielen Worte um zu beschreiben, was sie gerade dachte. … ich habe mich verraten … erneut ging Priscas Blick verlegen zur Seite hin und sie atmete, einem Seufzer gleich, tief ein. Sie wollte zu viel, zu vieles auf einmal und womöglich das Unmögliche noch dazu. … Ein einfaches Kompliment war es, das er ihr machte und was tat sie? …


    … sich mit seinen Worten messen, um zu lernen und zu erfahren, wie es sein würde und könnte ... Und wieder musste Prisca sich eingestehen, dass sie diesen Wunsch verspürte, sich auf alles ein zu lassen. Und alle Ängste und Zweifel sollten dabei keine Rolle mehr spielen. … Gab ich am Ende bereits zu vieles von mir preis, obwohl der Ausflug noch nicht einmal begonnen hatte? … , zweifelte Prisca noch Sekunde lang und hoffte doch, dass dieser Tag nun umso mehr die ersehnte Freude und Unbeschwertheit bringen würde, welche ihnen niemals mehr genommen werden konnte.


    "Ich glaube ich habe keinen Hunger….", erwiderte sie kurz auf seine Frage hin und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln welches - gespielt - nie so ehrlich hätte erscheinen können. Auch seinem Vorschlag ,vorne auf dem Pferd zu sitzen, stimmte sie ohne Widerworte mit einem freudigen Nicken zu. Ans Essen konnte sie ohnehin nicht mehr denken. Vielmehr wollte sie endlich erfahren wie es sein würde, mit ihm gemeinsam auf einem großen Pferd zu reiten und von seinen Armen gehalten zu welden. Sie wollte sehen, was er für sie vorbereit hatte und ob er auch an das Pfand denken würde, welches er ihr noch zurück schuldete. "… Lass uns sofort aufbrechen! … Ich bin schon sehr neugierig, darauf zu erfahren, was du für den heutigen Tag alles vorbereeitet hast und du wirst es mir sicher nicht hier verraten, oder?", schlug sie dann voller Tatendrang vor und suchte mit ihrer Hand bereits nach seinem Arm, um sich unter zu haken und ihn mit sich zum Ausgang der villa zu ziehen.

    ... Bei den Göttern warum soll das jetzt nicht wichtig sein, was du mir erzählen wolltest??? ... drängte Prisca im Gedanken ihre Freundin, nun endlich mit ihrem Geheimnis heraus zu rücken. … ob Helena das absichtlich macht, um meines zuerst zu hören? ... Aber was war das? Eben noch schien Helena auf ihre Andeutung hin etwas blass um die Nase zu werden und nun erzählte ihre Freundin doch glatt und mit einem breiten Grinsen im Gesicht, dass sich mit Senator Durus seit der cena noch nichts weiter ergeben haben sollte? Prisca gab ein gnädig mildes Lächeln zur Antwort, welches soviel heißen sollte wie … und du glaubst wirklich, ich nehme dir das ab? …


    Prisca seufzte leise während sie kurz nach unten auf die Straße blicke, welche sie gemeinsam entlang schlenderten. Die Straße hätte wohl symbolisch für den Holzweg stehen können, auf dem sie sich bezüglich Helenas Geheimnis befand, aber davon ahnte Prisca ja nichts. So lange sie beide so weiter machten, würde wohl keine von ihnen ihre Neugier stillen können und bis zum Kolosseum, so wie Helena es eben vor schlug, wollte zumindest Prisca mit ihrer Neuigkeit nicht mehr warten. …also gut, du hast gewonnen … gab sie sich gedanklich bereits geschlagen und wollte dies ihrer Cousine eben mit Worten eingestehen, als sich Trautwini mit seinem Wachstäfelchen bei ihnen einfand.


    … sehr guter Zeitpunkt Trautwini! … wirklich perfekt … brach Prisca ihren Versuch ab, von Flavius Aquilius zu erzählen und atmete die bereits zum sprechen eingesogene Luft hörbar wieder aus. Während sie den Leibwächter noch böse anfunkelte, hörte sie sich nun erst einmal an, was Helena von der Tafel vor las. … Venationes? … sehr schön, wir haben wirklich Glück … und in einer Stunde erst? … perfekt! … „In einer Stunde? … seeeehr gut!“ Prisca klatschte freudig in die Hände und grinste … da kann ich Helena ja doch noch alles von den Geschenken, Flavius Aquilius und von meinem Ausflug in vier Tagen erzählen ...„… Dann haben wir also genügend Zeit uns einen guten Platz zu suchen! … Sicher zeigen sie heute eine dieser Tierhetzen, bei denen sie zum Tode Verurteile ohne Waffen gegen Tiger und Löwen kämpfen lassen … das wird bestimmt ein riesen Spass!“, freute Prisca sich schon auf die bevorstehende Schau und äußerte dann ihre Vermutung zur weiteren Vorgehensweise. „hmm, dass die Gladiatoren erst abends vorgestellt werden ist natürlich schade … aber sind nicht manchmal die Tiere und auch die Kämpfer schon tagsüber in Käfigen beim Kolosseum ausgestellt?“ Sicher war sich Prisca nicht, ob das heute der Fall wäre, aber das würden sie beim Eintritt ohnehin von selbst feststellen und so zwinkerte sie Helena einfach zu. … So! jetzt aber! erzähle ich dir endlich, was ich von Aquilius geschenkt bekommen habe … Eben wollte Prisca zum zweiten Mal mit ihrer Erzählung beginnen, als plötzlich ….


    Klong. Kling. Klickerklackerklong Tilla! Komm sofort hier her!


    … was ist denn jetzt schon wieder los? ... wie soll man denn da in Ruhe etwas erzählen können?? … Prisca blickte etwas verduzt drein als Helena nach der kleinen Sklavin rief und ihr die dabei Tafel in die Hand drückte … welche sie wortlos an Trautwini weiter reichte ... um sich dann ebenfalls nach Tilla um zudrehen, die auf Helenas Befehl hin eben angetrabt kam. „Was hat sie jetzt schon wieder angestellt? …“, erkundigte sich Prisca bei ihrer Cousine und wirkte nicht minder erbost. Da Tilla gerade in Reichweite kam, packte Prisca die kleine Sklavin einfach am Ohr und hielt sie daran fest, damit Helena in Ruhe das ungezogene Ding zurecht weisen konnte, ohne dass die kleine Sklavin gleich wieder auf und davon hüpfte. Natürlich zog Prisca nicht zu grob und wenn Tilla still hielt, würde es sicher nicht allzu weh tun. Abwartend sahPrisca zu ihre Freundin hin, als ihr ausgerechnet in dem Moment wieder das funkelnde Amulett auffiel, welches die Sklavin um den Hals trug und das aus dem Ausschnitt ihrer Tunika blitze ... stimmt, das wollte ich Helena ja auch noch fragen, ob sie vielleicht eine Ahnung hat, woher das Amulett stammen könnte … dachte sich Prisca, sagte aber noch nichts und holte den Stein nur mit der anderen Hand hervor, um ihn sich noch einmal genauer an zu sehen.

    Ein leichtes Schmunzeln umspielte ihre Lippen, gab es ihr selbst doch etwas Sicherheit, den Überraschungseffekt auf ihrer Seite zu wissen. Von daher wäre sie sich auch nicht zu schade gewesen, ihm persönlich etwas von dem Obst oder dem Wein zu servieren, sollte er nun gleich einen Wunsch an die vermeintliche Sklavin hinter seinem Rücken richten. Da er jedoch nichts dergleichen wünschte, verhielt sie sich zunächst einmal still und beobachtete stattdessen, wie er sich gedankenverloren mit der Hand durchs Haar fuhr. ... Ist er gar nervös? ... so wie ich? ... ob er wohl sehr überrascht sein wird, wenn er sich gleich zu mir umdreht? ... machte sich Prisca so ihre Gedanken und betrachtete weiter mit Interesse seine Kehrseite die, für sich betrachtet, bereits zu gefallen schien. Er war etwas größer als die meisten anderen Römer und auch seine Haut war dunkler. Prisca rief sich sein Gesicht und seine Stimme ins Gedächtnis, das sie auf der Feier das erste Mal gesehen und welche sie dort zuletzt gehört hatte. Angesichts der wenigen Gelegenheiten, die sich an diesem Abend boten, war das erste Treffen viel zu kurz gewesen, um sich etwas näher kennen zu lernen oder gar die Gespräche zu vertiefen. Doch das würden sie heute mit Sicherheit alles nach holen können, da war sich Prisca sicher.


    Doch ihre soeben gewonnene Sicherheit war auch genauso schnell wieder verflogen wie sie kam. In dem Moment, als Flavius Aquilius sich umdrehte, in seiner Bewegung zu erstarren schien und sie mit einer Entschuldigung seinerseits begrüßte. Unsicher ... fast schon schuldbewusst, so als wäre sie bei etwas Verbotenem ertappt worden, ruhten Priscas Augen nur kurz auf seinem Gesicht. Dann ... mit einem schnellen Blick zur Seite hin, suchte sie nun ihrerseits nach einer Entschuldigung für ihr Verhalten. Auch wenn vielleicht nur zwei drei Minuten seitdem vergangen waren ... ... Bestimmt denkt er jetzt, ich stehe da schon ewig und beobachte ihn ... welchen Eindruck mag ich da wohl hinterlassen haben? ... Na gut, genau das hatte sie ja vor gehabt, ihn ein wenig zu beobachten. Aber nun schien der Flavier es umgekehrt mit ihr zu tun und kam dabei auch noch auf sie zu ...


    ... was macht er denn jetzt? ... wie er mich gerade an sieht und wie?.... ich soll eine Göttin sein?... Prisca spürte deutlich, wie ihre Wangen bei diesem Kompliment zu glühen begannen. Ihr Lächeln wurde immer verlegener und sie schalt sich selbst, doch zu wenig Schminke aufgetragen zu haben, welche diese Wahrheit vielleicht noch hätte verbergen können. „...ich wäre wohl eine schlechte Göttin, wenn ich einen so galanten Priester wie dich zu lange warten ließe, obwohl ich schon voller Ungeduld auf diesen Tag gewartet habe. ... Sei willkommen, werter Flavius Aquilius! .... Ich freue mich sehr auf unseren gemeinsamen Ausflug ans Meer.“, versicherte Prisca und versuchte sich aus ihrer Verlegenheit von eben zu retten, indem sie das Gesagte in ihre Begrüßung fasste. Dabei nahm sie die Herausforderung an, ihm mit einem bezaubernden Lächeln wieder in die Augen zu blicken. Sein Zwinkern reichte aus, um sich wieder ein wenig zu fassen und so wollte sie auch sogleich über seinen Vorschlag nachdenken. ... mit der Sänfte wird es sicher viel zu lange dauern. Und der Weg soll doch heute sicher nicht das Ziel der Reise sein ... nein, auch wenn es sich vielleicht nicht schickt ...ich bin viel zu neugierig auf den heutigen Tag, um die Hälfte davon allein in einer Sänfte zu verbringen ... Kurz tippte sich Prisca mit dem Zeigefinger an Mund, während sie noch abwog, obwohl ihre Entscheidung längst fest stand. Bräuchten wir mit der Sänfte nicht viel zu lange? ... Ich denke, es wird besser sein ich reite mit dir! ...Die Sklaven und mein Leibwächter können uns ja nachfolgen ...“, meinte sie dann und grinste, als planten sie gemeinsam eine Flucht. Ob er sie sogleich ergreifen wollte?


    edit/tippEx

    Zitat

    Original von Aurelia Helena


    Prisca empfand die Antworten der Männer allesamt sehr gut und diplomatisch gewählt. Ganz so, wie es in der Politik stets gefordert war ... oder? ... Das von ihr angeschnittene Gesprächsthema schien zumindest immer mehr in diese Richtung ab zu driften. ... Eigentlich kein Wunder, angesichts der kurz bevorstehenden Wahlen und .... so gesehen auch nicht so tragisch ... dachte sich Prisca und verspeiste eine Olive, während sie dem Gespräch der Männer weiterhin mit Interesse lauschte. Zumal die Gesprächspartner alle durch ihre interessante Art zu überzeugen wussten und hauptsächlich deshalb, weil gerade ihr werter Cousin beabsichtigte, für die Position des vigintivir zu kandidieren.


    Mehr noch als die politische Karriere von Ursus, interessierte Prisca allerdings, ob und wie sich Helena und der Senator näher kämen. Getreu ihres Vorsatzes von eben, überlies sie es daher Helena die Unterhaltung zu führen. Ruhten ihre eigenen Gedanken und Augen doch - zumindest für einen kurzen Augenblick - auf einem ganz Anderen. Auch wenn derjenige kein Senator wäre, so hatte er doch etwas an sich, was ihr Neugier einfach nicht los lassen wollte. ... Doch was war das? ... wollte er etwa schon gehen? ....


    Prisca musste sich sich von ihren Gedanken und dem Seitenblick zu Flavius Aquilius los reißen, gerade als Helena sich mit einer Fage an sie wandte. ... Bona Dea, die Frau des Consuls ... eine Iulierin soll assistieren? ...erstaunlich, wie kam der Senator gerade auf dieses Thema? ...waren doch Männer von dieser Feier gänzlich ausgeschlossen.... . Prisca hob überrascht die Augenbrauen und sah zuerst zu ihrer Cousine und dann zu Tiberius Durus, um einen Antwort auf die die an sie gerichtete Frage zu finden. "Es mag stimmen, dass eine Iulierin dieses Jahr assistieren wird. Allein die Teilnahme am Fest ist schon Ehre genug für jede Frau. Leider muss ich zu meinem Bedauern gestehen, dass ich die Frau des Consuls noch nicht persönlich kennen lernen durfte.“, erwiderte Prisca in einem traurigen Tonfall zu Helena hin und zuckte resignierend mit den Schultern. Sie hatte gehofft, Helena wüsste da vielleicht mehr als sie. Und das bedeutete wohl nun, dass sie beide auch keine Einladung zu dem Fest bekommen würden.

    Auf den Weg in den Garten begann sich Prisca immer mehr über sich selbst zu wundern. ... In so kurzer Zeit war ich noch nie mit dem Ankleiden fertig gewesen! ... Sofort waren auch wieder die altbekannten Zweifel und Ängste da.... bin ich standesgemäß genug gekleidet? genüge ich allen hohen Anforderungen, die stets und überall an eine Patrizierin wie mich gestellt werden? ...gefalle ich ihm überhaupt so, wie ich bin? ... Fast stellte sich schon ein mulmiges Gefühl ein, doch tapfer schritt Prisca weiter voran. ... Wer waren eigentlich all die Leute, die sich stets anmassten, die Prinzipien, Anforderungen und Regeln für andere auf zu stellen ... gehörte der Flavier am Ende auch zu ihnen? ...


    Was brachte es eigentlich sich stets den Kopf über all dies zu zerbrechen, außer der Kopfschmerzen selbst, die man sich dadurch zu zog?! Nichts! und so drängte Prisca tapfer all diese Gedanken zurück. Sie trug das am Leib, was sie selbst ausgewählt hatte und sie wollte so sein wie sie war. ... nichts weiter will ich, nichts weiter kann ich! ... . Zumindest einmal frei von allen Zwängen sein, welche die Gesellschaft ihnen allen auferlegte. Ging es nicht hier und heute nur um zwei Menschen? ... Seltsam, wie vieles sich doch in nur fünf Tagen verändern konnte! ... Sich einfach nur freuen, auf diesen einen Tag!


    Und sieh da! ... mit jeden Schritt in Richtung hortus wuchs die Vorfreude und Neugier auf den gemeinsamen Ausflug und schwanden alle Zweifel wie von selbst dahin. ... Warum auch nicht, war es nicht einfach so einfach? ... so einfach zu leben? ... Prisca betrat soeben den Garten und erblickte den Flavier, der mit dem Rücken zu ihr stand. Mit einem einfachen Handzeichen gewahrte sie ihrem Leibwächter zurück zu bleiben. Er war so überflüssig und störend, wie alles andere auch in diesem Moment nur sein konnte.


    Langsam und umbemerkt näherte sie sich ihrem heutigen Begleiter, musterte ihn und musste sich selbst dabei eingestehen, wie anziehend sie ihn doch fand. "Herr, kann ich noch etwas für dich tun?", stellte in diesem Moment die zur Betreuung anwesende Sklavin eine Frage an den Flavier. Sie stand ebenfalls im Rücken des Gastes hinter dem Tischchen mit den Erfrischungen. Flavius Aquilius schien immer noch den Garten mit seinen Augen zu inspizieren ... hatte er mein Näherkommen am Ende noch gar nicht bemerkt? ... Aus einer inneren Eingebung heraus gab Prisca der serva einen unmissverständlichen Wink, sich augenblicklich zu entfernen und nahm stattdessen deren Position ein.


    Nun stand Prisca also still und heimlich hinter dem Gast und wartete - nicht minder begierig wie die Sklavin eben - zu erfahren, welchen Wunsch der Flavier nun äußern würde.

    "Er ist schon hier?", fragte Prisca zuerst überrascht zurück und blickte dabei sehnsüchtig zur Tür. Fast sah es so aus als hoffte Prisca darauf, der Flavier könne jeden Moment herein kommen. ... Ob ihm wohl gefallen würde, was er jetzt sehen könnte? ... Sekundenlang stand Prisca einfach nur da und horchte auf ihre Gefühle. Gedanken und Zweifel, neue und alte wechselten sich ab und verflogen ebenso schnell wie die Überraschung in ihrer Stimme. "Gut! ... Du wartest draußen, bis die Sklavin hier ist und ich soweit bin!" , rief sie ihrem neuen Leibwächter zu um sicher zu gehen, dass diese Türe auch geschlossen bliebe, bis sie sich mit Hilfe der Sklavin fertig angekleidet hätte. Und das würde gar nicht mehr allzu lange dauern, denn ...


    Alles Nötige für den Ausflug lag ohnehin schon bereit: Das Brustband und die Schuhe, ebenso wie die palla und einer der beiden Perlenohrringe, den sie zurück behalten hatte. Dazu wollte sie seine beiden Geschenke, die dunkelgrüne Seidentunika und das Armband tragen. Die Augenpartie etwas geschminkt und die Lippen ein wenig betont. Als Duft ein wenig Rosenöl und ihr seiden glänzendes Haar war bereits kunstvoll und doch nicht überladen hochgesteckt. Prisca warf einen Blick auf den Spiegel an der Wand und betrachtete sich selbstsicher, aber auch kritisch darin. Sie war sicherlich nicht perfekt in allem und doch konnte sie es sich angesichts ihrer Jugend leisten, auf übermäßig viel Schminke, Perücken oder gar sonstiger Hilfsmittel zu verzichten, die zwar beschönigen mochten aber nichts verschönern konnten, was nicht von Natur aus vorhanden gewesen wäre.


    Nur!. ... würden sich all die Mühen lohnen, oder galt am Ende das Interesse des Flaviers mehr der politischen Verbindungen ihrer beiden Häuser als ihrer Person? Ganz sicher war sich Prisca immer noch nicht, obwohl Flavius Aquilius sie mit seinen bisherigen Briefen und Worten sehr beeindruckt hatte. Vielleicht würde er sie heute völlig überzeugen, oder gar enttäuschen? Umso ehrlicher wollte sie deshalb zu ihm und zu sich selbst sein, in dem sie keine Maske ihrer selbst erschuf. Vielleicht wäre das die einzige Möglichkeit, um die lang ersehnte Gewissheit zu erlangen .....

    ... Manchmal vergeht die Zeit viel zu schnell, um die eigene Unerfahrenheit und Unsicherheit zu überwinden und sich aller Gefühle bewusst zu werden, die das Handeln bestimmen und auf das aus richten, was man begehrt und für sich erreichen möchte. Angemessen lang ist sie nur in dem was man glaubt zu tun und doch vergeht die Zeit viel zu langsam, wenn Neugier und Hoffnung einen zerfrisst. ... Fünf Tage?! . ... schon waren sie Vergangenheit ohne das sich etwas verändert hätte, stellte Prisca für sich fest. ... Wirklich nichts? ... Wie die Tage zuvor stand sie hier alleine hier in ihrem cubiculum und ihr Blick schweifte hin zur Türe, durch die der flavische Bote eingetreten war. ... Doch sehr wohl! Der Brief ... Er hatte so viele Erwartungen in ihr geweckt und die Hoffnung! ... nur die Gewissheit fehlte....


    ... Ob ich diese je erhalten werde? Wahrscheinlich nicht. Nur eines ist gewiss ... Prisca war ungestört mit sich und ihren geheimsten Gedanken. Dafür würde der Eine sorgen, den sie gerade eben vor ihrer Tür wähnte. Hektor! Der neue Leibwächter, der ebenso unverhofft wie alles andere auch in ihr Leben getreten war. Ein Sklave nur! Völlig unbedeutend und doch sollte er sie von nun an vor allem Leid beschützen. ... Würde ihm das gelingen? ... Die Gewissheit blieb aus. ... was sonst? ... oder hoffe ich bereits auf das Unmögliche? ...


    Prisca ging zu dem Spiegel aus Silber der, wie ein kunstvoll gestalteter Torbogen, in die Mauern ihres cubiculums eingelassen war. Fast wirkte er wie die Pforte in eine andere Welt ... in die Zukunft ... Wie gerne hätte Prisca sie durchschritten um zu sehen, was werden wird. Es blieb ihr verwährt und so konnte sie nur einen Blick auf das werfen was sie war. "Bin ich schön und begehrenswert genug? .. so wie diese Dinge die mir geschenkt wurden? ... oder bin ich so vergänglich wie alles Materielle was es zu besitzen gilt? ... ", flüsterte Prisca zu sich selbst gesprochen und betrachtete das, was sie vor sich sah. Sie trug nichts weiter als die beiden Geschenke, die sie erhalten hatte. Alle Masken und Mauern, mit denen sie sich je umgeben hatte, sollten fallen um der Erkenntnis willen .... Nur das goldene Armband, mit den Motiven der Hebes und Aurora, funkelte edel um ihr Handgelenk, so wie die dunkelgrüne seidene Tunika welche sie vor ihren Körper hielt. Nur diese beiden Dinge sollten ihren ansonsten nackten Körper schmücken ....


    ... Keine Gewissheit, nur Einsamkeit! ... Die Tunika glitt wie von selbst zu Boden und gab den Blick frei auf auf das was sie gerade war und was sie ewig bleiben würde . ... Nichts weiter als die Hoffnung ... und doch so real wie das Klopfen an der Türe, das Prisca eben zu vernehmen glaubte ...

    „Ihr habt es gehört! Auf zum Kolosseum!“, auf Helenas Wunsch hin übernahm Prisca es, den Befehl zum Aufbruch an die Sklaven zu erteilen. Und sogleich setzte sich der aurelische Tross in Bewegung. Ohne erkennbare Anstrengung pflügten sich dabei die Leibwächter durch die Menschenmenge und teilten diese, mit wenigen Handgriffen, vor ihnen auseinander so wie einst ein Mann namens Moses, das Meer geteilt haben soll. ...Hatte das nicht ein gewisser Tacitus in seinen Historiae beschrieben? ... Davon gelesen hatte sie erst kürzllich, aber egal ... Solange die Leibwächter ihnen den Weg bahnten, könnte sie Helena endlich die Neuigkeiten erzählen! Prisca drehte voller Vorfreude den Kopf zu ihrer Cousine - die sich bei ihr untergehakt hatte - und wollte eben zu sprechen beginnen, da schüttelte Helena doch glatt nur amüsiert den Kopf. ... Nein ...nicht? ...Nicht hier und jetzt? ... warum wollte Helena es denn jetzt nicht hören. War sie denn gar nicht neugierig zu erfahren, was sich in meinem cubiculum zu getragen hat? Sogar Tilla war dabei gewesen! zumindest beim ersten Mal ... Zuerst sah Prisca etwas irritiert zu Helena, doch dann belies sie es für den Moment dabei, denn ...


    ... Wo war eigentlich die kleine Sklavin überhaupt schon wieder? Hatte sie nicht eben noch etwas auf ihre Tafel geschrieben und war dann Trautwini hinterher gelaufen ... und dann noch das Kratzen am Fuß und am Kopf ... Prisca fand dieses Verhalten sehr ungebührend und hielt eine Erziehungsmaßnahme für angebracht. Suchend blickte sie sich nach der Sklavin um, doch erst der Blick über die Schulter zeigte ihr, wo Tilla gerade war. „Da bist du ja! ... was machst du da eigentlich die ganze Zeit?“, fragte Prisca lediglich etwas ungehalten und bezog es natürlich auf das ständige Herumrennen und was sie andauernd auf ihre Tafel kritzelte. Dass Prisca neugierig wäre konnte nun wirklich niemand von ihr behaupten! Nein, vielmehr war das 'Immer-alles-wissen-wollen' eben für Prisca ganz natürlich. :D


    Genauso wie Prisca endlich wissen wollte, was es heute im Kolosseum zu bestaunen gäbe. Besonders da Helena ihre Vorliebe für die Tierhetzen teilte und sie sich wirklich beeilen mussten, um sich die guten Plätze ganz weit vorne zu sichern. Prisca nickte ihrer Freundin eifrig zu. "Ja , wir sollten uns wirklich beeilen. Ich weiß auch nicht, wo dieser Trautwini schon wieder so lange bleibt. ... Ich glaube, ich werde mir bald einen fähigeren Leibwächter zu legen, wenn das so weiter geht ... ", bemerkte Prisca gerade noch. Dann verwarf sie diesen Gedanken sofort wieder, als ihre Cousine eben mit gesenkter Stimme etwas hin zu fügte. ... aaah, der ominöse Besuch ... natürlich ist sie neugierig!! ... ja und ich erst ! ... Prisca begann zu schmunzeln und neigte ihren Kopf ebenfalls etwas zur Seite. "Natürlich erzähle ich dir davon! ... Jetzt gleich?... Wolltest du mir nicht auch etwas Wichtiges erzählen?", flüsterte Prisca und grinste mittlerweile. Zumindest von einer Sache wusste sie ja bereits seit der meditrinalia! Und nur diesbezüglich konnte sie sich diese Bemerkung nun nicht mehr verkneifen. "... Übrigens, was mir gerade einfällt! ...", tat Prisca ganz unschuldig." Eigentlich brauchen wir uns doch gar nicht zu beeilen. Sind nicht die besten Plätze ganz vorne stets für die Senatoren und ihre Familien reserviert?..." Ein Wort betonte Prisca ganz besonders und zwinkerte dabei verschwörerisch. Helena wusste genau auf wen sie da gerade anspielen wollte.


    ... während Prisca noch gespannt auf die Reaktion ihrer Cousine wartete, bahnte sich unweit von ihnen auch schon Trautwini seinen Weg zurück zum aurelischen Großgefolge. Er wedelte dabei ganz aufgeregt mit dem Wachstäfelchen, auf dem er sich den heutigen Spielplan des Kolosseums akrribisch notiert hatte "Ich habs, ich weiss was gespielt wird ... ", rief er immer wieder ganz aufgeregt, doch ging das wohl im allgemeinen Trubel unter ....

    Am Platz von: Mattiacus,Durus,Helena,Ursus,Prisca


    Einen Moment lang zog Ursus wohl die Blicke der meisten Gäste auf sich. So auch den von Prisca, die sich dabei kurz an die Kinderzeit zurück erinnerte als sie ihren Cousin zuletzt gesehen hatte. Wollte er damals nicht unbedingt einmal ein großer und berühmter Feldherr? Sie konnte sich täuschen und wahrscheinlich waren das auch nur Kindheitsträume von ihm gewesen. Jedenfalls interessierte er sich nun für die Ämterlaufbahn und dazu schien er die Studienzeit in Athen recht gut genutzt zu haben. Der Wille in die Politik zu gehen schien gefestigt, er verstand es sich aus zu drücken er besaß den Mut, den Anlass hier für die Bekanntgabe seiner Kandidatur zu nutzen. "Gut gesprochen lieber Ursus!", lobte Prisca ihn deshalb, sobald er zu ihnen zurück gekehrt war. "Auch ich wünsche dir viel Glück und Erfolg für die Wahl!", schloss sie sich dann Helena an und prostete ihm kurz mit ihrem Becher zu.


    Aus dem sie dann sogleich einen Schluck nahm um die Gelegenheit zu haben, ihre Augen und ihre ganze Aufmerksamkeit umbemerkt wieder auf die beiden Gäste und auf Helena zu richten. Ihre Cousine verstand es wirklich sich ganz souverän und doch so natürlich zu geben, wie sie eben war, bemerkte Prisca nebenbei und war beeindruckt. ... aber was war das? ... eben machte Helena eine Bemerkung für die Prisca ihr am liebsten einen Stups gegeben hätte. Unerwartete Wendungen?! ... Helena!!! ... musstest du das extra noch mal erwähnen? ... was ist, wenn die beiden jetzt Fragen stellen. Prisca bezog diese Bemerkung natürlich wieder gleich auf das Theatertück und nahm erstmal einen tiefen Schluck Wein. Über alles würde sie reden wollen, nur nicht mehr über die Aufführung. Es blieb bei einem stummen Seitenblick zu ihrer Cousine und nach bangen Sekunden entspannte sich Prisca wieder etwas . Das Fest gefiel ihren Gesprächspartnern anscheindend sehr gut. Auch solche kleinen Wendungen im Leben schienen beide nicht so schlimm zu erachteten und empfanden diese sogar als sehr interessant. Ob das wirklich ehrlich gemeint war, wollte Prisca gar nicht so genau wissen. Beiden verhielten sich jedenfalls sehr charmant und damit hatten sie Priscas ganze Sympathie gewonnnen.


    Prisca bedachte die Männer mit einem anerkennenden Blick und einem bezauberndes Lächeln. "Das Leben ist, wie ich meine, ohnehin viel zu schnell vorbei um stets nur Gefallen an der Langeweile des Alltags zu finden. Warum es sich also nicht mit einigen Herausforderungen selbst versüßen.“, meinte sie auf die Bemerkungen der beiden Gäste hin und bezog es, abschließend für sich, auf den bisherigen Verlauf der Feier und die Aufführung. „Wobei natürlich der Erfolg süßer schmeckt als die Niederlage, aber ist das mit der Karriere und der Politik nicht genauso?“, fragte Prisca, wohl eher unbewusst wegen der kurzen Rede von Ursus eben, dafür aber durchaus mit Interesse in die Runde, ... Herrje! ... Prisca spürte wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken rann. Jetzt hatte ausgerechnet sie selbst das Thema Politik angeschnitten. ... Was ist, wenn sich die Männer nun ganz auf dieses eine Thema stürzen ...? Prisca erwartete schon den Stoss, den Helena ihr für diese Frage gleich versetzen würde. ... obwohl? ... wäre es nicht auch wichtig zu erfahren, ob der mögliche Kandidat für die Ehe auch in seiner Karriere erfolgreich ist?" Zum teil zumindest schon. ... andererseits ... Wussten die Männer wirklich, wie viel Politik sie einer Frau an einem solchen Abend zumuten durften? "... oder was gäbe es sonst noch für Herausforderungen, denen wir uns stellen könnten?", fragte Prisca schnell noch nach und tat einfach so, als gehe es auch um Herausforderungen im Allgemeinen. ... sicher ist sicher ... aber vielleicht sollte ich doch lieber Helena das Reden überlassen ... dachte sich Prisca noch und sah beiläufig auf die Platte mit den Fleischhäppchen, die einer der Sklaven ihr gerade zur Auswahl hin hielt.

    Hmm ... also für mich siehst du eher wie ein Germane aus, nicht wie ein Grieche ..... andererseits [SIZE=2]gefallen tust du mir schon ^^ [/SIZE] scheinst du dich wirklich benehmen zu können.
    Nur! ...


    Dichten gehört nicht zu deinen Sachen,
    du sollst lieber meinen Leib bewachen.


    Sonst kann es sehr schnell passieren,
    dass DU wirst enden bei den Tieren!


    Na... wir werden sehen, wie du dich so anstellen wirst und wofür du zu gebrauchen bist. :dafuer:
    In die Arena kann ich dich schließlich immer noch schicken. :D

    Während Tilla damit beschäftigt war, die Falten aus den Gewändern zu zupfen stand auch Prisca einen Moment lang still und reckte ihr Gesicht einfach der Sonne entgegen. Normalerweise war es natürlich unschicklich für eine Patrizierin, ihre kostbar blasse Haut der Sonne aus zu liefern. Aber die wärmenden Strahlen dieses späten Herbsttages würden wohl keinen allzu großen Schaden mehr anrichten. Tilla schien es genauso zu sehen, zumindest deutete Prisca das Gefuchtel, welches die kleine Sklavin mit den Händen veranstaltete, so und konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Ja, ein wirklich schöner Tag, um etwas zu unternehmen.


    Endlich hatte sich auch Helena aus ihrer Sänfte erhoben und Prisca nutze die Zeit, die Tilla brauchte um Helenas Kleider zu ordnen, um sich ihre Cousine einmal genau zu betrachten. Mit Anerkennung nahm Prisca die bezaubernde Erscheinung von Helena zu Kenntnis und nicht ganz neidlos verglich sie sich damit. Aber umso mehr freute es Prisca zu sehen, dass es Helena wieder gut zu gehen schien. Fast schon zu gut, oder wie sollte sie eben die Anspielung auf Aquilius verstehen, nachdem Helena abwehrend die Hände gehoben hatte? Kurz verzog Prisca beleidigt die Miene und lächelte dann sofort wieder, denn das war ein willkommenes Stichwort für sie.

    "Aquilius? ... wie kommst du gerade auf ihn?..."
    ... sicher wusste Helena noch nicht, was sich in den letzten Tagen zugetragen hatte... "... hatte ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich in den vergangenen Tagen gleich zweimal Besuch hatte?", fragte Prisca ganz unschuldig zurück und grinste dabei nicht minder schelmisch. Prisca brannte direkt darauf, die Neuigkeiten mit ihrer Freundin zu teilen und tat deshalb besonders teilnahmslos. "Natürlich haben wir nichts dagegen!" ... wen meinte denn Helena mit wir? ... da war nur Prisca ... Seit wann zählen denn die Sklaven mit?...Na gut, Tilla zählt vielleicht noch, denn sie ist irgendwie süß an zu sehen, wie sie zwischen uns beiden hin und her hüpft ... aber sonst?!..." Ja, lass uns zum Kolosseum gehen! ... Ich weiß zwar nicht was heute geboten wird und wie es dir geht, aber nur zu gerne würde ich einmal eine naumachie sehen." , bemerkte Prisca und war von von Helenas Vorschlag begeistert. Ihre eigene Hoffnung war sicher von vorne herein zum scheitern verurteilt, denn Seeschlachten wurden im Kolosseum bereits lange zuvor angekündigt und es wäre schon ein unglaublicher Zufall, wenn ausgerechnet heute das Kolosseum geflutet wäre, aber .... "Na ja, vielleicht haben wir Glück und es werden heute neue Gladiatoren vorgestellt!", bemerkte Prisca und winkte Trautwini zu sich."Sieh nach, was es heute im Kolosseum zu bestaunen gibt und teile es uns unverzüglich mit!", befahl Prisca und überlies es ihm dafür zu sorgen, das umgehend die gewünschten Informationen besorgt wurden.


    Priscas Aufmerksamkeit galt vorerst wieder ganz ihrer Cousine, die gerade Tilla aufforderte etwas zu unterlassen. Prica musterte kurz das Mädchen und das was es gerade tat, um dann ebenso ungehalten wie Helena hinzu zu fügen."Tilla hörst du nicht? .. unterlass das gefälligst! ... wie sieht das denn aus!" ". Kopfschüttelnd trat Prisca neben Helena und stupste gleichzeitig ihrer Cousine sachte am Oberarm "... Was ist jetzt Helena? ... Lass uns endlich gehen! Zumindest eine venationes sollte es heute schon geben." Aufmunternd sah Prisca zu Helena und hielt ihr den Arm hin, um sich unter zu haken. Gleich würden sie es wissen, sobald Trautwini oder einer der Sklaven mit der Information zurück wäre ...

    Prisca nahm den Brief entgegen und bedachte den Sklaven mit einem flüchtigen Blick, bevor sie das Siegel brach und den Brief entrollte. Dann wandte sie sich zur Seite und machte ein paar bedachte Schritte hin zum Fenster während sie zu lesen begann. Ein Lächeln zauberte sich schon nach der ersten Zeile wie von selbst auf ihr Gesicht. ... Welch schöne Worte und nur für mich gewählt?! ... Die Aufmerksamkeit die ihr der Flavier zuteil werden lies schmeichelte Prisca sehr und gerne gestand sie sich ein, dass sie einem Mann mit einem solch feinen Gespür für die Poesie sehr viel abgewinnen konnte. Sicher, es wäre auch denkbar das ein solcher Text von dritter Hand geschrieben wurde. Doch würde sich derjenige, der sich solcher Mittel bediente, sehr schnell selbst enttarnen.


    ... Ein Ausflug ans Meer, ein idyllisches Essen am Strand ... sicher nur für einen Tag, niemals länger oder gar über Nacht. Nein, wie hätte ich das je erklären können ... Mein Pfand will ich von ihm zurück und wer weiß, vielleicht sogar ein bisschen mehr ... Welche Worte wird er finden, werde ich finden ... warum es nicht einfach herausfinden und ihn näher kennen lernen?


    Prisca betrachtete wie abwesend das Pergament in ihrer Hand und stellte sich im Geiste vor wie es sein würde, dachte auch daran was Helena und sie auf der meditrinalia gesprochen hatten und traf ihre Entscheidung. Dann drehte sie sich mit einem verträumten Blick zu dem wartenden Sklaven um. Ob der Bote wusste, um was es ging und dass er auf eine Antwort warten sollte? Was spielte das für eine Rolle, ob es ein Geheimnis wäre oder nicht?! ... "Richte bitte deinem Herrn aus, dass ich gerne zurück haben möchte was mir gehört. In fünf Tagen." Prisca erlaubte sich das Spiel der Verwirrung und lies den Sklaven das wissen, was Aquilius ihr zur Antwort aufgetragen hatte. Von ihrer Seite aus gab es nichts hin zu zu fügen und so deutete Prisca dem Sklaven mit einem Nicken an, dass er sich zurück ziehen durfte.