Sie kam sich vor, als würde sie aus einem Traum erwachen. … habe ich geschlafen? … Prisca blinzelte etwas und erkannte sie mit Freude, dass Ostia schon erreicht hatten. Aber auch ein wenig Wehmut mischte sich mit einem Mal unter ihre Gefühle und das so unerwartet, dass ihre Augen etwas zu glänzen begannen. So nah lag alles beisammen und doch war die eigene Vergangenheit schon in so weite Ferne gerückt. … hier habe ich so viele glückliche Jahre meiner Kindheit verbracht … kurz gab sich Prisca der innigen Erinnerung an ihre Mutter hin und betrachtete still die Umgebung, die sich nach all den Jahren zwar verändert, aber nicht entfremdet hatte. Nur ein paar Herzschläge benötigte sie dazu. Nicht mehr, denn Aquilius sollte davon nichts bemerken, obwohl sie sich augenblicklich umso mehr in seiner Umarmung geborgen fühlte.
Das Ziel ihrer Reise rückte ohnehin in greifbare Nähe und Aquilius schien das Pferd aus diesem Grunde noch einmal an zu spornen. … was war das? … die zufällige Berührung ihrer Wangen war so flüchtig wie intensiv zugleich und riss Prisca aus ihren Gedanken los. Ein verlegenes Lächeln huschte über ihre Lippen, fing er doch mit seiner Frage indirekt ihre Erinnerungen wieder ein. Prisca atmete tief die würzige und reine Meeresbrise ein und seufzte erleichtert auf als hätte sie seit Jahren auf diesen Moment gewartet, um ihre Erinnerungen mit jemanden zu teilen. "Ja! Die Meeresluft ist wirklich mit nichts zu vergleichen. …",bestätigte Prisca und suchte mit den Augen verträumt den Blick von Aquilius, um ihm von sich zu erzählen.
"Wusstest du, dass ich hier in der Nähe auf einem Landgut an der via Laurentina, aufgewachsen bin? Die villa gehörte meinem Vater, Aurelius Iustus. Ich habe ihn leider nie selbst kennen gelernt und weiß nur das , was mir Marcus von ihm erzählt hat. … Die villa ist mittlerweile verkauft, nachdem …" Prisca musste kurz schlucken, da der Tod ihrer Mutter ihr immer noch sehr nahe ging. " … vor etwa zwei Jahren auch meine Mutter ins Elysium ging. … Ich war nicht bei ihr als sie starb, denn ich befand mich da schon auf meiner Studienreise nach Griechenland. Und von dort aus fuhr ich dann direkt zu meinem Onkel nach Germanien … und …" Priscas Worte klangen anfangs traurig , doch wollte sie ihrem Begleiter eigentlich nicht die Freude an diesem schönen Tag verderben. Daher fasste sie sich eher kurz und bei dem letzten "und" gab sich Prisca einen Ruck und lächelte Aquilius wieder strahlend an. " … und nun bin ich wieder hier nach all den Jahren und freue mich, einen so schönen Tag mit dir gemeinsam verbringen zu dürfen. Das Wetter könnte wirklich nicht besser sein! ...Hoffentlich ist das Wasser nachher nicht zu kalt für das Bad!"