Mit energischen Schritten ging ich auf Stella zu und ergriff ihre Hand. Sie sah wunderschön aus. Einen kurzen Augenblick verharrte ich und blickte meine zukünftige Frau von oben bis unten an. Ein leicht kalter Schauer lief mir den Rücken herunter, so angetan war ich von Stella´s Anblick. "Es ist nicht weiter schlimm." Antwortete ich, als sich Stella nach dem kurzen Tumult erkundigte. "Mache dir darüber keine Gedanken, ich habe alles im Griff." Versuchte ich Stella zu beruhigen und führte sie an der Hand zu dem Altar, wo für die Opferung schon alles vorbereitet war. "Wie du siehst, habe ich an alles Gedacht Stella. Alles ist vorbereitet." Ich lächelte Stella an, wobei ich nur wenig von ihr zu sehen bekam, das wunderschöne Hochzeitskleid mitsamt dem Schleier verdeckte einfach zu viel.
An dem Altar angekommen, nahmen wir Aufstellung und alle Blicke waren mit einem mal auf uns gerichtet. Ein Diener, mit einem Palmenzweig in der Hand, tauchte diesen in ein Wasserbecken, welches sich auf der linken Seite des Opfertieres befand und besprengte die umstehenden mit Wasser. Für Ruhe brauchte in diesem Moment nicht gesorgt zu werden, da man eine Stecknadel hätte fallen hören, so ruhig war es in diesem Augenblick. Nun trat ein weiterer Diener an uns heran und hielt uns die rituelle Darbringungsformel hin. Mir war dies nichts neues, da wir genau dasselbe Prozedere erst kürzlich im Tempel der IUNO darbrachten.
"O IUNO Pronuba, da es recht ist Dir Opfer darzubringen, sei Dir dieses Schwein geweiht, auf dass Du Deine Diener, die ihre Ehe unter Deinen Schutz zu stellen wünschen, segnest."
Die Schriftrolle wurde wieder eingerollt und nun kam eine Schale mit Wasser und das malluium latum zum Einsatz. Ich tauchte meine Hände in die Schale, ging gedanklich die nächsten Schritte durch, doch sogleich zog ich meine Hände zurück und sie wurden mittels des malluium latum getrocknet.
Während dem Schwein der Schmuck abgenommen wurde, strichen zwei andere Diener dieses mit der mola salsa ein. Nun war es soweit, der Moment auf den alle gewartet haben.
Das Opfermesser wurde mir auf einem Tablett gereicht, welches der Opferpriester energisch ergriff.
Ich strich dem Tier vom Kopf bis zum Schwanz, ich war bereit.....
"Geliebte IUNO, erhöre unsere Worte..., ich bringe Dir Dank für Deine Gnade und Güte. Gütige IUNO, nimm diese Geschenke deiner an, möge es Dein Wohlwollen, deine Zustimmung finden. Möge es Ausdruck und Zeichen unserer Ehrerbietung Dir gegenüber sein. Ich erbete um deine Zustimmung und deinen Segen für unsere Verbindung. Ich bitte um deine Weisheit, immer mit Bedacht und Verstand gegenüber der Frau, die ich morgen zur Frau nehmen möchte, zu handeln. Die ich zur Frau nehmen möchte, weil ich sie liebe und verehre. Gib mir die Kraft auch in schwierigen Zeiten immer das Rechte zu tun und Unrecht von meiner Familie abzuwenden und ich bitte dich, schenke uns in naher Zukunft ein gesundes Kind. Lass uns niemals vergessen, Dir dankbar zu sein für Deine Güte, ... geliebte IUNO."
Nun nahm der Opferpriester eine Position am Kopf des Schweines ein. Ein Opferdiener hatte mit einem behenden Schlag auf den Kopf des Opfertieres jenes betäubt, so das er den nun folgenden Schnitt ohne weitere Probleme durchführen konnte. Der Opferpriester blickte mich an. "Agone?" Ich blickte zu dem Haruspex und das berühmte Wort war aus meinem Mund zu hören. Worauf ich "Age!" entgegnet. Der Opferpriester setzte das Messer an und mit einem Schnitt durchtrennte er die Kehle des Schweines. Schnell herbeigeeilte Sklaven fingen das Blut, welches aus der Kehle rann in mehreren Schalen auf.
Nach ein paar Momenten und mehreren vollen Schalen mit Blut, ließ der Rinnsal nach und das Opfertier wurde auf den Rücken gedreht. Mit einem eleganten und präzisen Schnitt wurde nun der Bauchraum geöffnet und die Eingeweide kamen zum Vorschein. In mehrere dafür vorgesehene paterae würden nun die Eingeweide nach der Entnahme verteilt und dem Haruspex vorgelegt. In eine eigens dafür vorgesehene Schale wurde die Leber gelegt, welche das Hauptaugenmerk verdiente.
Nun lag es an dem Haruspex und an den Eingeweiden selbst, ob dies gute Vorzeichen für eine Verbindung zwischen Stella und mir bedeutete.
Nach einer Reinigung meiner Hände, trat ich zu Stella zurück und lächelte sie zustimmend. Nun warteten wir gespannt auf die Worte des Haruspex.