Beiträge von Lyros

    Ohne mit der Wimper zu zucken antwortete der Scriba: “Sein Fleisch soll sehr wohlschmeckend sein.“
    Lyros war es gewohnt, sich über die Motive und Absichten der hohen Herrschaften keine Meinung zu erlauben.

    “Ehrenwerter Senator Germanicus, liebreizende Decima Lucilla, dann erlaube ich mir euch beiden die Glückwünsche des Statthalters von Aegyptus Decius Germanicus Corvus und seiner Gemahlin Germanica Aelia zu überbringen.
    Das Brautpaar möge hoch leben, Glück und Eintracht sollen an jedem Tag Gast in diesem Haus sein, die Götter mögen diese Verbindung in jeder Stunde des Tages und der Nacht segnen und aus dem Schoß der ehrenwerten Lucilla viele gesunde Kinder entspringen lassen!
    Mein Herr und seine Gemahlin entschuldigen sich vielmals, nicht selbst gekommen zu sein, doch die Reise von Alexandria nach Rom ist weit und beschwerlich...“
    – innerlich seufzte Lyros, denn ihm hatte man sie schließlich zugemutet – “...und leider konnte der Präfekt sich auch nicht seiner Pflicht entziehen, die ihm auferlegt, in der Provinz zu verbleiben, die ihm vom Kaiser anvertraut wurde.
    Als Gruß aus dieser Provinz Aegyptus und als Geschenk an das glückliche Brautpaar, darf ich euch dieses wilde Tier übergeben.“

    Lyros trat zur Seite um einen besseren Blick auf das große, graue Ungetüm frei zu geben.
    “Es ist ein Hippopotamus von den Ufern des Nilus-Flusses. In meiner Heimat wird es vor allem in der Stadt Oxyrhynchos verehrt. Es gilt als Inkarnation der Göttin Thoeris, der Helferin von Gebährenden und Schwangeren und Beschützerin vor den bösen Mächten. Möge dieses Tier Ausdruck des Wunsches sein, dass das verehrte Brautpaar die Ahnenreihe der Germanii fruchtbar fortsetze und das alles Üble von eurem Heim abgewendet werde!“

    Eine erstaunliche Prozession >>>



    Die Neugierde des jung vermählten Brautpaares wurde rasch befriedigt, denn gleich darauf kam die 'erstaunliche Prozession' um die Straßenecke und in ihr Blickfeld:
    Gut behütet von einem Trupp Vigiles, begleitet von nur noch fünf der ursprünglich sechs Treiber (einer war ja voraus gelaufen) und mit einigen Schaulustigen im Schlepptau trottete da das festlich geschmückte, fast wie ein Opferstier heraus geputzte Hippopotamus seinem Ziel entgegen und wirkte dabei beinahe so lammfromm wie ein Eselchen auf dem Weg zum carnifex.
    Vor dem Tier schritt ein Mann in schlichter Kleidung, aber mit würdevoller, fast schon steifer Haltung.


    Endlich erreichte die Prozession das Haus der Germanier und kam vor dem wartenden Brautpaar zum Stehen. Der Mann in der schlichten Kleidung trat vor und verneigte sich.


    “Mein Name ist Lyros, Scriba Provincialis im Dienste des Praefectus Alexandriae et Aegypti Decius Germanicus Corvus.
    Ich bin hier um dem ehrenwerten Senator Medicus Germanicus Avarus und seiner liebreizenden jungen Gattin Decima Lucilla meine Aufwartung zu machen.
    Darf ich fragen ob ich am Ziel meiner Reise bin?“

    Vermutlich hatte dieses großzügige Anwesen noch ein weiteres, größeres Tor, durch das Lieferanten mit ihren Wagen hinein gelangen konnten. Dort würde dann wohl auch das Hippopotamus hindurch passen.
    Aber was wusste dieser arme Treiber schon? Also zuckte er etwas hilflos mit den Schultern.
    “Also... ja... ähm... es ist schon sehr groß. Aber wetterfest, ja, wetterfest ist es... bestimmt, ja... Es im Winter unter zu stellen wäre aber wohl doch eine gute Idee... öh... bestimmt wäre das besser...“
    Der Bursche kratzte sich am Hinterkopf.
    “Er müsste gleich hier sein... aber er kommt nur langsam vorwärts... wegen der Schaulustigen...“

    “Salve! Sind deine Herrschaften da, der Senator Germanicus Avarus und seine Gemahlin Decima Lucilla? Da ist nämlich ein Mann aus Alexandria.“, der Treiber zeigte aufgeregt die Straße hinunter. “Er ist auf dem Weg hierher... ein festlicher Umzug... er bringt ein Geschenk, ein wirklich großes Geschenk!“ Der Treiber grinste und deutete mit den Händen etwas Riesenhaftes an. “Das wird niemals durch das Tor passen, nein, bestimmt nicht, dass geht gar nicht.“ Der Mann schüttelte demonstrativ den Kopf. “Der Alexandriner kommt im Auftrag seines Herrn, des Statthalters von Aegyptus, sagt er. Er soll das Geschenk überbringen und die Glückwünsche des Statthalters zur Hochzeit. Ob deine Herrschaften wohl vor die Tür kommen wollen?“

    Noch bevor die erstaunliche Prozession, nämlich ein Hippopotamus, ein halbes Duzend Treiber, ein alexandrinischer Schreiber, ein Haufen Schaulustiger und ein Trupp Vigiles, die Casa Germanica erreichte, lief einer der Treiber voraus, um sie anzukündigen.


    Bei dem Anwesen angekommen klopfte er kräftig an die Porta.

    Warum das Tier ein so riesiges Maul hatte, dass wusste der arme Lyros natürlich auch nicht. Vielleicht waren die Blätter, die es in seiner Heimat gefressen hatte, tatsächlich sehr groß gewesen. Auf der Überfahrt hatte es sich allerdings mit dem begnügen müssen, was man auch Ochsen über die Wintermonate gewöhnlich zu fressen gab.


    Langsam kam die Prozession vorwärts, jetzt auch noch von einem Trupp Vigiles begleitet. Vor ihnen lag das Theatrum Marchelli und links, mitten im Fluss, die berühmte Tiberinsel mit dem Tempel des Gottes Asklepios, oder Aesculapius, wie ihn die Römer nannten.

    Zitat

    Original von Caius Octavius Cato
    “Das bin ich!“, meldete sich der Alexandriner zu Wort und verneigte sich nach ptolemäischer, etwas steifer Art.
    “Mein Name ist Lyros und ich bringe dieses Hippopotamus im Auftrag meines Herrn, des Praefectus Aegypti zum Haus der Germanier. Dort soll der Hausherr geheiratet haben und dieses Tier ist ein Geschenk.“


    "Ein bitte was? Ist das was gefährliches?" fragte er unsicher, denn sowas hatte er weder gesehen, noch gehört, bisher.


    "Vom Praefectus Aegypti also... nun gut, dann könnt ihr natürlich passieren. Für welchen Hausherren ist das Tier?" erkundigte sich der Octavier nun.


    “Nein, nein, dass ist fast ganz harmlos. Ich bin den weiten Weg von Alexandria mit ihm hierher gereist und es hat niemanden gefressen.“, antwortete Lyros beschwichtigend.


    Den jungen Matrosen, den das Tier, wohl aus Versehen, während der Überfahrt mit seinem breiten Hintern gegen eine Bordwand gedrückt und ihm dabei mehrere Knochen gebrochen hatte, den erwähnte er mal besser nicht.


    “Es ist für Medicus Germanicus Avarus und seine Frau Decima Lucilla bestimmt.“

    Zitat

    Original von Caius Octavius Cato
    (...) "Was ist das? ... Wer ist hier der Verantwortliche?" (...)


    “Das bin ich!“, meldete sich der Alexandriner zu Wort und verneigte sich nach ptolemäischer, etwas steifer Art.
    “Mein Name ist Lyros und ich bringe dieses Hippopotamus im Auftrag meines Herrn, des Praefectus Aegypti zum Haus der Germanier. Dort soll der Hausherr geheiratet haben und dieses Tier ist ein Geschenk.“





    Sim-Off:

    Nein, stört natürlich gar nicht. 'Schaulustige' sind herzlich willkommen. :)


    In der vergangenen Nacht hatte eines der Lagerhäuser am alten Tiberhafen in der Nähe des Forum Boarium einen erstaunlichen Gast beherbergt. Es war ein gewaltiges, fleischiges Tier aus dem fernen Aegyptus, ein Hippopotamus, oder auch Niluspferd, dass am Abend zuvor mit einem Lastkahn den Fluss herauf gekommen war.
    Es hatte einen langen Weg hinter sich, von den südlichen Ufern des Nilus zunächst nach Memphis, dann weiter nach Alexandria, von dort per Schiff nach Ostia und zum Schluss über den Fluss hierher nach Rom, wo das Ziel seiner Reise lag.
    Denn es war das Hochzeitsgeschenk des Praefectus Alexandriae et Aegypti und seiner Frau für seinen Vetter und dessen jüngst angetrautes Eheweib.


    Am Morgen nach seiner Ankunft wurde es für die letzte Etappe zurecht gemacht. Sein riesiges Maul wurde vorsorglich fest verschnürt, denn es hieß, dass diese Untiere kleine Kinder mit einem Mal verschlingen konnten und es gelegentlich auch taten! Außerdem schmückte man es mit bunten Bändern und eine farbenfrohe Decke wurde über seinen Rücken geworfen.
    Das alles überwachte ein Alexandriner namens Lyros, der dazu ausersehen war, dem Brautpaar das Geschenk und die Glückwünsche des Praefectus Germanicus Corvus und seiner Frau Germanica Aelia zu überbringen.


    Von einem halben Duzend gemieteter Treiber geführt und begleitet verließ das Hippopotamus die Lagerhalle am Hafen. Lyros führte die erstaunliche Prozession an, die unter den Passanten einiges Aufsehen erregte. Ein dermaßen gewaltiges und fremdartiges Tier aus einem fernen Land, noch dazu bunt geschmückt, dass war selbst in Rom kein alltäglicher Anblick.
    Unter den Augen der Gaffer setzte sich der Zug langsam in Bewegung, am Tiberufer entlang nach Norden in Richtung des Marcellus-Theaters.
    Der Weg zur Casa Germanica war zum Glück nicht besonders weit...

    Obwohl sich Lyros sicher gewesen war, auf dieser Überfahrt zu sterben, lebte er wider erwarten noch immer. Er hatte sich bereits dem Tode nah, zwischen den zerborstenen Planken des Schiffes im Meer treiben sehen; ein Opfer der gefürchteten Winterstürme. Der December war wirklich nicht die beste Zeit, um mit einem schwerfälligen Frachtschiff von Alexandria nach Ostia zu reisen. Aber Poseidon, oder Neptun, wie ihn der römische Kapitän des Schiffes nannte, war ihnen gnädig gewesen. Manche Welle war zwar über die Bordwand gekommen und hatte alles, was nicht trocken und sicher unter Deck lagerte vollkommen durchnässt, aber der Wind hatte fast immer aus günstiger Richtung geblasen und das niemals so stark, dass die Sicherheit des Schiffes ernstlich bedroht gewesen wäre.


    Dabei hatten sie das Schicksal doppelt herausgefordert, denn ihre wichtigste Ladung war ungewöhnlich und zugleich empfindlich wie erschreckend. Es war ein gewaltiges Tier, groß und grau, mit einem riesigen Kopf, kleinen Augen, kurzen Beinen und ungewissem Gemüt; Es war ein Hippopotamus, aus dem Süden von Aegyptus.


    Warum hatte Lyros mit diesem Tier die weite Reise unternommen? Weil sein Herr, der Statthalter von Aegyptus, der Praefectus Alexandriae et Aegypti Decius Germanicus Corvus es sich in den Kopf gesetzt hatte! Der Vetter des Präfekten heiratete und das Hippopotamus sollte das Hochzeitsgeschenk sein.


    Nun also waren sie glücklich in Ostia angekommen und nachdem das Schiff an der Kaimauer fest vertäut worden war und die Mannschaft noch geschäftig auf dem Deck herum lief, ging Lyros bereits an Land. Er musste einen stabilen Flusskahn finden, der ihn und das Untier auf dem Tiberis nach Rom bringen würde.

    Lyros verneigte sich zum Abschied.
    “Ehrenwerte Germanica Aelia, Praefectus.“
    Dann eilte er davon, seinem sicheren Verderben entgegen. Zumindest war er davon überzeugt.

    Lyros wurde ganz schlecht, angesichts dieser furchtbaren Reise, die ihm da bevor stand.
    “Wie du wünschst, Praefectus. Wenn du erlaubst, dann werde ich mich sogleich zurückziehen und die nötigen Reisevorbereitungen treffen.“
    ...und sein Testament aufsetzen, schoss ihm durch den Kopf. Eine Seereise im December, wie schrecklich!

    Als der Präfekt ihm seinen Wunsch mitteilte machte Lyros große Augen.
    Nach Rom? Eine Seereise zu dieser Jahreszeit? Auf einem Schiff im Winter mit einem solchen Tier? Ein Hippopotamus als Hochzeitsgeschenk?
    Er war entsetzt!
    Aber er war auch ein alexandrinischer Beamter, gewohnt, die Exzentrik seiner Herren zu ertragen und die eigenen Gedanken und Gefühle zu verbergen.
    Das fiel ihm in diesem Fall zwar nicht ganz leicht, aber pflichtschuldig verneigte er sich abermals und antwortete:
    “Wie du wünschst, Praefectus. Wann soll ich aufbrechen?“

    Lyros erschien vor den beiden Streithähnen. Er verneigte sich.
    “Ehrenwerte Germanica Aelia.", begrüßte er die Gattin des Statthalters zuerst, bevor er sich Germanicus Corvus zuwandte und nochmals verneigte: "Praefectus, du hast mich rufen lassen? Ich komme später wieder, wenn es gerade unpassend ist.“
    Es hatte den Anschein, als würde der Scriba sich sehr unwohl in seiner Haut fühlen.

    Den Sprecher der 'besorgte Bürger' erkannte Lyros, aber nicht alle Anwesenden. Er verneigte sich in seiner unnachahmlich steifen Art und fragte deshalb:
    “Natürlich, ehrenwerter Eutheniarchos. Wen darf ich alles melden?“

    Lyros ließ sich seine Irritation nicht anmerken, als der römische Offizier ihn als Sklave ansprach.
    “Sehr wohl.“, sagte er stattdessen. “Ich werde sehen ob der Praefectus Zeit für dich hat.“
    Mit diesen Worten entschwand er durch eine große, zweiflügelige Tür…



    …und kehrte gleich darauf wieder zurück.


    Bitte tritt ein, der Praefectus erwartet dich.“





    Sim-Off:

    Hier bist Du richtiger. ;)
    Und das Nilpferd bleibt draußen, bevor es die kostbare Inneneinrichtung ruiniert!