Beiträge von Lyros

    “Chaire!“, antwortete der Scriba und verneigte sich.
    “Selbstverständliche, ehrenwerter Strategos. Bitte folge mir.“


    Nikolaos war im Palast inzwischen gut bekannt und wurde vom Präfekten geschätzt. Das half, wenn es darum ging, rasch und ohne weitere Umstände von ihm empfangen zu werden.

    Es war Lyros, der sie störte, also genau der Scriba, von dem sie gerade gesprochen hatten.


    Er verneigte sich ebenso unterwürfig wie steif und sagte:
    “Praefectus, ich bitte vielmals um Vergebung, aber es sind Boten des Basileios Augustus eingetroffen, die dich umgehend zu sprechen verlangen. Sie kommen mit wichtiger Kunde, sagen sie.“

    “Caire, seid gegrüßte.“, empfing der Schreiber sie höflich und verneigte sich förmlich.
    Als er aber hörte, was diese Leute wollten und als er sie in Augenschein nahm, da wurde er etwas fahrig. Solche Boten können keine guten Nachrichten bringen, dachte er augenscheinlich.


    “Der Praefectus Alexandriae et Aegypti Decius Germanicus Corvus ist gerade beschäftigt. Er konferiert mit dem ehrenwerten Iuridiculus. Wollt ihr vielleicht warten? Oder ist es dringend und verträgt keinen Aufschub?“



    IURIDICULUS
    PROVINCIA ALEXANDRIA et AEGYPTUS


    Das sind die Amtsräume des Iuridiculus.
    Er unterstützt den Praefectus Alexandriae et Aegypti bei den juristischen Aufgaben innerhalb der Provinz und ist Vorgesetzter der Strategen der untergeordneten Regionen.



    Gleich darauf kehrte der Schreiber zurück. Erneut verneigte er sich und sagte dann:
    “Der Praefectus Alexandriae et Aegypti Decius Germanicus Corvus lässt bitten.“

    Der Scriba verneigte sich ebenso ehrerbietig wie steif.
    “Ich grüße dich, ehrenwerter Iuridiculus.“


    Er nahm das Schreiben entgegen. Ein kurzer Blick genügte um zu erkennen, dass der Mann der war, für den er sich ausgab.


    “Der Praefectus wird dich selbstverständlich sofort empfangen. Bitte habe nur einen kleinen Augenblick Geduld.“


    Mit diesen Worten entschwand er durch eine Tür, die, wie Marcellus sogleich erfahren sollte, direkt zu den Räumen des Praefectus Alexandriae et Aegypti führte.

    Eilig betrat ein Schreiber die Amtsräume des Präfekten.
    Er verneigte sich und sagte:
    “Ehrenwerter Praefectus. Draußen wartet der neu ernannte Iuridiculus. Sein Name ist Lucius Aelius Claudianus Marcellus und er bittet darum, dich sprechen zu dürfen.
    Dieses hier ist sein Ernennungsschreiben.“


    Damit überreichte er dem Präfekten das mit einem großen Siegel versehene Schriftstück.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    LUCIUS AELIUS CLAUDIANUS MARCELLUS



    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM V KAL FEB DCCCLVIII A.U.C. (28.1.2008/105 n.Chr.)


    ZUM
    IURIDICULUS ALEXANDRIAE ET AEGYPTI



    “Chaire, ehrenwerter Strategos!“, antwortete Lyros, der den Strategos Alexandrinos natürlich erkannte. Aber seinen eigenen Namen hielt er scheinbar für nicht so wichtig, denn er nannte ihn nicht.
    Stattdessen sagte er:
    “Ich komme vom Praefectus Alexandriae et Aegypti Decius Germanicus Corvus. Ich soll dir das hier bringen.“


    Er reichte ihm die Rolle mit der Aufschrift:


    VERNEHMUNGSPROTOKOLL
    in der Sache
    Quintos Alexandreus und Sabos


    “Mir wurde gesagt, du würdest wissen was das ist und wofür du es brauchst.“

    “Wenn du erlaubst, Praefectus, es ist der Festtag der Iuno.“, antwortete Lyros, der es tatsächlich wusste. Irgendwer musste die wichtigsten Termine schließlich auch im Kopf haben.
    “Der Iuno Februar um genau zu sein. An ANTE DIEM IV NON FEB DCCCLVIII A.U.C. (2.2.2008/105 n.Chr.) ist der.“

    “Nein, dass haben sie eigentlich nicht gesagt. Aber der glückliche Bräutigam erkundigte sich bei mir nach dem Geschmack von Hippopotamusfleisch. Zu meinem allergrößten Bedauern konnte ich ihm dazu leider keine Auskunft aus eigener Erfahrung geben.“, antwortete Lyros und machte ob seiner Unwissenheit ein bedauerndes Gesicht.


    Dann kramte er einen Brief hervor.
    “Ehrenwerte Germanica Aelia, wenn du erlaubst, dann habe ich hier noch etwas. Für dich wurde ein Brief abgegeben.“
    Er überreichte ihr das Schreiben.

    “Nein, es ist nicht gestorben.“, versicherte der Scriba eifrig. “Ihr könnt ganz beruhigt sein. Es ist gesund und... naja, munter in Rom angekommen. Es war noch fetter als zu Beginn der Reise.
    Das glückliche Brautpaar war ein wenig überrascht, wenn ich das sagen darf. Aber sie haben sich sehr über dieses Geschenk gefreut. Mir wurde aufgetragen, euch ihren Dank und die besten und wärmsten Grüße auszurichten.“

    Lyros, der getreue Schreiber, war von seiner Reise nach Italia zurückgekehrt. Dort hatte er ein Hochzeitsgeschenk des Präfekten und seiner Gattin überbracht und ebenso deren besten Glückwünsche.
    Nun wollte er von seinem Erfolg berichten und hatte auch gleich noch etwas anderes dabei.


    Er pochte an die Porta der Domus Praefecti und als diese geöffnet wurde, sagte er zu dem Torwächter:
    “Mein Name ist Lyros. Dein Herr kennt mich. Ich möchte bescheiden darum bitten von ihm und seiner Gemahlin empfangen zu werden.“


    Gewöhnlich ließ er sich nicht derart offiziell anmelden. Aber an diesem Tag fand er es angemessen. Immerhin hatte er sein Leben für diesen Auftrag riskiert, dass ließ sich kaum bestreiten! Wer wollte schon etwas anderes behaupten, bei einer Seereise über das Meer zu dieser Jahreszeit?

    “Wenn ihr erlaubt, dann werde ich mich jetzt verabschieden.“, meldete sich der Alexandriner nochmals zu Wort.
    “Ich darf euch nochmals die besten Glückwünsche des Praefectus Alexandriae et Aegypti und seiner Gemahlin versichern.“


    Ein letztes Mal verbeugte er sich und dann entfernte er sich, bemüht kein weiteres Aufheben um seine Person zu machen. Er war doch sehr froh, dieses "gewaltige Präsent" los geworden zu sein.

    Zitat

    Original von Decima Lucilla
    Lucilla zieht schnell ihre Hand wieder zurück. So eine große Klappe kann wirklich gefährlich sein, auch wenn das dazugehörige weibliche Wesen ganz harmlos aussieht. Das kann sie sich gut vorstellen.
    "Kennst du einen Metzger?" fragt sie Avarus ratlos. "Wir können es doch nicht hier behalten. So ein großes Vieh frisst sicher ein Dutzend modii Gras am Tag! Woher sollen wir denn hier so viel Gras nehmen? Da ist ruckzuck der schöne Garten kahl!"


    Sie schaut wieder zu Lyros. "Oder was frisst es? Mag es vielleicht auch ... Eier?" In diesem Fall könnte Lucilla die gesamte Erwirtschaftung der Hendlhöfe zur Fütterung aufwenden. Jetzt nach der Hochzeit ist sie schließlich noch weniger auf den Gewinn angewiesen als vorher.



    “Oh, es hat eigentlich die ganze Zeit über gefressen.“, entfuhr es Lyros, der für einen Moment seine Zurückhaltung verlor. Das Vieh hatte auf der Reise tatsächlich immense Mengen Grünfutter vertilgt.
    “Es frisst Pflanzen, ähnlich wie Ochse. So haben ich es auch während der Überfahrt füttern lassen und wie man sieht ist es ihm wohl bekommen.“
    Ja, dieses Tier war wirklich sehr rundlich und wirkte nicht gerade abgemagert.




    Sim-Off:

    Ups, entschuldigt die verspätete Antwort... die Feiertage. :patsch: :rolleyes:

    So ganz genau wusste Lyros das natürlich auch nicht.
    “Ich habe gehört, die Bullen seien sehr wild und gefährlich. Das hier ist aber ein Weibchen. Während der ganzen Reise über hat es sich sehr friedlich verhalten. Aber es hat ein sehr großes und kräftiges Maul, wie du selbst sehen kannst. Vor dem muss man sich wohl in Acht nehmen, habe ich mir sagen lassen.“