An den Procurator ab epistulis
Marcus Octavius Augustinus Maior
Administratio Imperatoris
Palatium Augusti
Roma
Salve Procurator ab epistulis Octavius Augustinus Maior!
Mit diesem Schreiben möchte ich über einige Informationen Bericht erstatten, die zwar nichts mit der Provinz Alexandria et Aegyptus zu tun haben, die mir vom Imperator Caesar Augustus anvertraut worden ist, die mir aber hier in Alexandria zugetragen wurden.
Sie gehen auf einen Ausländer zurück, der sich selbst Marcus Achilleos nennt. Er kam vor etwa zwei Monaten nach Alexandria und behauptet, zuvor das Reich der Parther bereist zu haben. Es wird gemutmaßt, dass er als Offizier für den Partherkönig gekämpft hat. Aber das hat er selbst nicht behauptet, noch bestätigt. Was er aber ansonsten zu erzählen hat, könnte von Interesse sein, weshalb ich es ratsam finde, seinen Bericht mit diesem Schreiben weiter zu geben. Wie glaubhaft seine Worte sind, kann ich von hier aus nur schwer beurteilen. Jedoch versichere ich, dass sich der genannte Marcus Achilleos aus freien Stücken äußerte und dafür weder Vergünstigungen oder Zuwendungen gefordert, noch erhalten hat. Er selbst beruft sich auf einen mir nicht näher bekannten Ehrenkodex, der ihn dazu veranlasst hat, sein angebliches Wissen weiter zu geben.
Was er nun berichtet hat ist folgendes:
Er behauptet, dass der Partherkönig in seiner Hauptstadt einen hochrangigen Gefangenen beherbergt, den er selbst – also der Partherkönig – als rechte Hand des Imperators Caesar Augustus bezeichnet hat. Diesen Gefangenen ließ er öffentlich auspeitschen, bis er bewusstlos war. Aber der Gefangene soll dabei nicht geschrien haben und hat auch nicht um Gnade gebeten. Marcus Achilleos hat den Gefangenen nicht selbst gesehen. Was er weiß hat er aus Erzählungen. Aber er nannte dennoch den Namen des vermissten Legatus Legionis Decimus Livianus und vermutet, dass dieser und der Gefangene ein und dieselbe Person sind. Zum Schluss erwähnte er noch, dass er die Hauptstadt des Partherkönigs gut kenne und behilflich wäre, würde man versuchen wollen den Gefangenen aus den Händen des Parthers zu entreißen.
Wenn Rom es wünscht, dann werde ich den Mann zum Zwecke weiterer Befragungen festsetzen lassen. Aber ohne einen ausdrücklichen Befehl tue ich es nicht, denn er hat sich hier in Alexandria nichts zu Schulden kommen lassen.
Es würde mich außerordentlich freuen, könnte mein Bericht etwas zur Aufklärung von Decimus Livianus' Schicksal beitragen.
Am Schluss möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es insbesondere dem Centurio der XXII. Legion Quintus Fabius Vibulanus zu verdanken ist, dass ich von dem Bericht des Achilleos Kenntnis erlangt habe.
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ALEXANDRIA – ANTE DIEM IX KAL NOV DCCCLVIII A.U.C.