Beiträge von Lyros

    “Sehr gerne. Willkommen in der schönsten und wundervollsten Stadt der Welt.“, antwortete Lyros. Das war für seine Verhältnisse geradezu ein leidenschaftlicher Ausbruch an Lokalpatriotismus. Er riskierte noch einmal einen Blick auf die elegante Erscheinung der schönen Frau. 'Gewiss eine wohlhabende Rhomäerin.', dachte er bei sich, denn ganz im Inneren seines Bürokratenherzens hatte er eine Schwäche für den Stil und die Eleganz römischer Damen, auch wenn sie ihm, dem ältlichen, unscheinbaren und unbedeutendem Scriba sicherlich niemals größere Beachtung schenken würden.
    “Vale.“, sagte er noch zum Abschied. Dann entfernte er sich in entgegengesetzte Richtung, denn er war auf dem Weg ins Basileia-Viertel.

    “Sehr wohl, ehrenwerte Dame.“, antwortete Lyros, der Schreiber, in seiner gleichermaßen höflichen wie steifen Art.
    Er zeigte auf ein Gebäude am Rande der Kaianlagen.
    “Siehst du dort drüben den Tempel? Das ist das Poseidoneion. Dort müsstest du dich nach links wenden. Du wirst dann am Kaisareion vorbei kommen. Dahinter würde ich empfehlen rechts zu gehen, dass Theatron und die Agora linker Hand hinter sich zu lassen und dann, gleich hinter der Agora ist ebenfalls auf der linken Seite das Museion. Es ist ein großes, prachtvolles Haus. Man kann es kaum übersehen.“

    Der Scriba Lyros kam in die Amtsgemächer des Praefectus Alexandriae et Aegypti. Er kam wegen eines Briefes, der für den Präfekten abgegeben worden war.
    “Ein Schreiben des Procurators a libellis aus Rom.“, sagte er und auf Germanicus Corvus’ Wink hin las er es vor:



    Provincia Alexandria et Aegyptus
    Alexandria - Regia Praefecti
    Decius Germanicus Corvus



    M. AELIUS CALLIDUS PROCURATOR A LIBELLIS PALATII
    RECTOR SCHOLAE ATHENIENSIS ROMAE
    PRAEFECTO ALEXANDRIAE ET AEGYPTI D. GERMANICO CORVO


    Mit Bestürzung nahm ich dein Schreiben, Germanicus Corvus, entgegen. Der Tod des epistates tou mouseiou, der zudem unter bisher nicht geklärten Umständen eintrat, ist ein Verlust für die literarische Welt. Als oberste Instanz und Leiter der Bibliothek zu Alexandria und als angesehener Philosoph lässt der Mann mich in der Funktion als Rector der schola Atheniensis wehklagend zurück.
    Da ich es als a libellis des in Parthia für Rom kämpfendenAugustus als zweitrangig ansehe und zudem als Rector in Rom aufgrund eigener Erfahrungen vertreten kann, bitte ich dich, Germanicus Corvus, den nun eingesetzten Theodoros Alexandreus im Amt zu belassen, da er mir als äußerst fähiger Mann bekannt ist. Ich werde diese Angelegenheit nach seiner Rückkehr dem Imperator Caesar Augustus mitteilen, mich aber ebenso auch zu dieser Zeit für den besagten Alexandriner aussprechen.
    Vale.


    --- PROCURATOR A LIBELLIS ---
    ADMINISTRATIO IMPERATORIS



    Lyros gehörte zum Gefolge des Präfekten. Schweigend standen sie nun da und ehrten auf diese Art den Toten. Nichts deutete darauf hin, dass Tychios von Chalkis einem Verbrechen zum Opfer gefallen war, so wie er dort aufgebahrt da lag. Er schien vielmehr höhnisch zu lächeln, als sei dies alles nur ein derber Scherz, dessen Raffinesse die Anwesenden niemals würden durchschauen können. Trotz des Blumenschmucks roch es muffig. Zumindest das war ein Hinweis darauf, dass der Tod anwesend war.


    Lyros' Gesichtsausdruck war unbewegt. Ein Palastbeamter der Regia von Alexandria war geübt darin, seine Gefühle gut zu verbergen.

    “Nein, verehrte Germanica Aelia, dass ist alles.“
    Er verneigte sich nochmals, wiederum in dieser unnachahmlich steifen Art eines ptolemäisch-alexandrinischen Hofbeamten, und verließ die Gemächer der Dame.

    Lyros verharrte einen Moment, für den Fall, dass die Gattin des Statthalters noch einmal das Wort an ihn richten würde. Der Inhalt des Briefes schien sie nicht besonders zu begeistern, fand er.

    Zögerlich trat Lyros ein. Er war Schreiber! 8o


    Steif verneigte er sich. :verbeug:
    “Ehrenwerte Germanica Aelia, ich bitte um Verzeihung und es liegt mir fern dich zu stören, aber da ist ein Brief für dich angekommen. Er macht den Eindruck eines amtlichen Schreibens.“


    Noch einmal verneigte er sich, nicht weniger steif als beim ersten mal, dann überreichte er das Schreiben:


    Ad
    Germanica Aelia
    regia praefecti in Alexandria
    Aegyptus



    decemvir litibus iucandis M. Aurelius Corvinus Germanicae Aeliae s.d.


    Meine Worte werden wohl kaum im Stande sein, deine Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen zu lindern. Es sind Augenblicke, in denen man inne hält, Momente, die einem die eigene, unabwendbare Vergänglichkeit vor Augen führen.
    Auch wenn es dir in jenem Moment nichtig erscheinen mag, so möchte ich dich in meinem Amte als decemvir litibus iucandis darauf hinweisen, dass Caius Didius Octavianus dir etwas hinterlassen hat; konkret geht es um 30.92 Sesterzen, 190 Trauben, 5 Ton, 260 Landwein (Kanne) und folgende Betriebe:


      [*] Vino dei Cinque Terre, Weinkelter (I)
      [*] Dolce Vita, Imkerei (I)
      [*] Taberna Quattro Stagioni, Taberna (I)
      [*] Cinque Terre, Weingut (II)


    Nach unseren geltenden Rechtsgrundsätzen bist du der legitime Erbe. Ich bitte dich, mir bis zum ANTE DIEM V ID NOV DCCCLVII A.U.C. (9.11.2007/104 n.Chr.) mitzuteilen*, ob du willens bist, dieses Erbe anzutreten. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird der Nachlass des Didius Octavianus dem Staat zugute kommen.


    Möge dich die Erinnerung an den lieben Verstorbenen begleiten wie ein wärmender Sonnenstrahl.


    Vale.


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    ROMA, ANTE DIEM VIII KAL NOV DCCCLVII A.U.C. (25.10.2007/104 n.Chr.)


    Sim-Off:

    Annahme/Ablehnung bitte diesmal direkt an mich senden.
    Beachte bitte auch die Reiseregeln.


    Ein Scriba betrat die Amtsräume des Präfekten. Er verneigte sich steif und überreichte einen Brief.


    “Vom Museion.“





    Dekios Germanikos Korvos
    Eparchos der Rhomäer
    Stimme des Basileus
    Herr über Ägypten und Alexandria


    Heil Dir, gesalbter Eparchos, Beschützer aller alexandrinischer Hellenen,


    die Stadt klagt um den Tod des Epistates tou Mouseiou, der gewaltsam und frevelhaft aus dem Leben gerissen wurde. Schon bald soll der Leichnam des Epistates auf angemessene Art und Weise bestattet werden. Auch ist es Tradition am Museion, dass ein Synodon einen Vorschlag für einen Nachfolger des Epistates an Dich heran tragen wird. Natürlich würden wir, bescheidene Sterbliche des Musentempels, uns geehrt fühlen, solltest Du uns die Ehre Deiner Anwesenheit sowohl bei dem Begräbnis, als auch der Versammlung, erweisen.


    In respektvoller Ergebenheit und verbundener Freundschaft
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    Lyros wurde sehr zuvorkommend empfangen. Das war nicht immer so und als die Dame des Hauses auch noch anfing Griechisch zu sprechen erfreute es ihn umso mehr. Nicht das es wirklich eine Rolle gespielt hätte was er dachte, denn er war schließlich nur ein einfacher Palastbeamter.


    “Chaire, ehrenwerte Artoria Medeia. Mein Name ist Lyros und komme im Auftrag des Eparchos Decius Germanicus Corvus.“, stellte er sich freundlich vor.
    “Er schickt mich um dich zu bitten, ihn in den nächsten Tagen in seinem Palast in Alexandria aufzusuchen.“

    Eine junge Frau öffnete Lyros das Tor. Sie hatte sehr auffallendes, weil blondes Haar. Solches Haar sah man in Aegyptus wirklich sehr selten und wenn, dann gewöhnlich nur in Form von blonden Perücken, wie sie nach römischem Vorbild bei den exzentrischsten und reichsten Damen der alexandrinischen Gesellschaft Mode waren. Das waren auch die geschmacklosesten Weibsbilder, wie einige, weniger exzentrische und reiche Damen gerne behaupteten.
    Aber von solchen Dingen verstand der fantasielose und dienstbeflissene Beamte natürlich nichts.


    “Chaire!“ …grüßte er steif und… “..ich…ähm, nein, danke.“ …lehnte das Angebot dankend ab.
    “Wohnt die rhomäische Matrone Artoria Medeia in diesem Haus?“

    “Wie du wünschst, Praefectus.“, antwortete der Scriba.


    Er würde zunächst einmal herausfinden müssen, wo diese Artoria überhaupt wohnte. Aber nachdem jeder einreisende, hochgestellte, römischen Bürger genau registriert wurde und es von denen in Alexandria auch gar nicht so viele gab, würde sich recht leicht bewerkstelligen lassen. Obwohl Alexandria als solches natürlich eine riesige Stadt war.