"Ihr immer kommen in Überzahl. Ihr immer zerschießen Dorf mit großen ... Dingern ... und Stein und Feuer. Und ihr kämpfen gegen Kinder, gegen Frauen, die nicht tragen Waffe wie ich. Das nicht ist ehrenhaft! Krieg soll zeigen wer ist stärker, ja, aber nicht zerstören Stamm vollkommen. Sonst irgendwann kein Gegner mehr da, den man kann schlagen, und dann kämpfen gegen eigenes Volk." Die Lippen aufeinander pressend, blickte sie ihn fast böse an, die grünen Augen leuchteten vor mühsam unterdrücktem Zorn. Wie konnte er ihr vorwerfen, sie verallgemeinere, wenn sie es nie anders kennengelernt hatte? Ein Kind des Friedens würde die Schrecken des Krieges niemals verstehen.
"Ich noch nicht sehen Weg zu gehen bei Römern, dominus, und ich nicht glauben, dass werden sehen bald. Ihr leben so viel anders als mein Volk, und sein so viel anders. Es alles fremd, und nichts ist, wie es soll sein." Ihr Blick schweifte von ihm weg, über den Garten, über den Himmel, die einzigen wirklich vertrauten Dinge in dieser falschen Welt, der falschen Stadt am falschen Ort. Selbst die Sterne waren anders in rom, und sie erkannte wenig des bekannten während der Nacht am Himmelszelt. "Ja," sagte sie schlicht. "Du aussiehst wie hungriges Kind, das will haben süßen Kuchen, wenn Du so schauen zu mir."
Beiträge von Cadhla
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Anscheinend sprach er nicht gerne über Ursus, zumindest führte er das bereitwillig begonnene Thema nicht weiter aus. Oder aber es interessierte ihn nicht so sehr, wie sie das gedacht hatte, als er sie nach Ursus' Fortschritten gefragt hatte, ganz sicher über die wirklichen Gründe war sich Cadhla nicht. Aber dieses Nicken beendete das Thema, und sie hätte auch nicht gewusst, was sie darüber weiter hätte sagen sollen. Immerhin ... es gab Dinge Ursus betreffend, die er sicherlich nicht gerne hören würde. Nicht nach dem, was im balneum gewesen war. Langsam griff sie wieder nach dem Weinbecher, und sei es, um etwas in der Hand zu haben, eine Ablenkung von jenem Schweigen, das sich wieder um sie beide aufbaute, einen Halt in dieser fremden und fremdartigen Umgebung. Das Glas war so kühl, so schwer, so besonders, sie konnte geradezu fühlen, warum es teuer war und als etwas einzigartiges galt. Cadhla hatte die farbigen Glaspokale gesehen, aus denen man in der villa Aurelia gern trank, und ihre Vollkommenheit hatte sie fasziniert. War es die Tatsache, dass diese Gläser teuer waren oder ihre Schönheit der Grund, warum man sie benutzte?
Als er nachschenkte, sah sie seine Nasenflügel beben - und er sagte nichts. Anscheinend war das ein Zeichen der Zufriedenheit, sie hatte sich nicht umsonst geschrubbt, und diese komische Seife verwendet, die für die Sklaven bereitlag. Viel zu süßer Geruch für den Geschmack der Keltin, aber es gab keine andere, also hatte sie diese benutzt. Besser als nichts allemal. Als seine Stimme erklang, blickte sie in sein Gesicht, beobachtete die geschwungenen Lippen, als sie die Wort formten. "Du also wollen dass ich neben Dir liegen wenn Du schlafen? Also ich auch schlafen? In Deinem Bett?" Das sollte alles sein? Irgendwie kam es ihr vor wie ein Witz, denn es passte nicht zu dem, was er im balneum offenbart hatte - oder hatten sich seine Wünsche verändert? Aus diesem Römer würde sie wohl nie schlau werden, er ging nicht den direkten Weg. Wenn in ihrer eimat ein Mann eine Frau begehrte, ließ er es sie unmissverständlich wissen und hoffte auf ein positive Antwort - gab es sie, stand einer Ehe im Grunde wenig entgegen, und gab es sie nicht, dann gab es immer irgendwann eine andere Frau und einen anderen Mann. Es schien bei den Römern anders zu sein. Die letzten Wochen hatte er andere Frauen bei sich gehabt und sie dessen nicht mehr behelligt, vielleicht hatte er auch einfach ihren Wunsch respektiert und sich andere Gelegenheiten gesucht. Das musste es sein.
Aber wieso sollte sie dann in seinem Bett schlafen? Das machte wiederum gar keinen Sinn. Wenn er fror, konnte er sich schließlich auch einen Stein am Feuer erhitzen lassen und ihn in ein Tuch eingeschlagen am Fußende seines Betts deponieren lassen. "Wenn Du wollen haben Frau in Bett, warum nicht fragen Saba oder andere Sklavin, dominus? Sie sicher alle froh wenn finden Interesse bei Dir." Was der Wahrheit entsprach, er schien, was diese Sache anging, durchaus einen Ruf zu genießen, der manche Frauen hoffen ließ. Auch das gehörte zu den Dingen, die in einem Haushalt natürlich besprochen wurden, und der Klatsch innerhalb der villa ging auch an Cadhla nicht gänzlich vorüber, auch wenn sie stets versuchte, ihn einigermaßen zu ignorieren. Warum so viele Frauen geradezu süchtig nach diesem Vergnügen schienen, verstand sie ohnehin nicht, dafür war es doch viel zu verwirrend.
Als er sich erhob, blickte sie ihm überrascht nach, und seine Hände an ihrem Haar zu fühlen sandte kühle, prickelnde Schauer ihren Rücken hinab, die sie zwangen, aufrecht sitzen zu bleiben. Er durfte das nicht merken ... wenigstens löste er nur ihr Haar. Auch wenn das schlimm genug war, ein großer Teil der abweisenden Wirkung war nun nämlich weg.Dass er sie streichelte, war nicht gerade gut, denn auch darauf reagierte ihr Körper, so sehr sie sich auch wünschte, er würde es nicht tun, würde ihrem Willen folgen - doch ihr Leib schien nicht willens, ihr darin zuzustimmen. Mühsam unterdrückte sie den schneller gewordenen Atem und presste die Lippen aufeinander - und um sich abzulenken, nahm sie schnell eins der Häppchen, schob es ausgesprochen unelegant zwischen die Lippen und kaute. Bloss an etwas anderes denken!
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Auch Cadhla zuckte bei den harschen Worten des Sklaven zusammen, als dieser so plötzlich in das Idyll geschmiedeter Pläne hineinplatzte - aber sie war nicht umsonst Kriegerin geworden, Zeitmangel oder sonstige Faktoren, die es schwierig machten, das zu erreichen, was man wollte, konnten sie nicht so leicht aus der Ruhe bringen. "Sie noch nicht ist bereit, müssen erst waschen Körper bevor können machen Farbe auf Haut - sonst Bild wird schlecht und dominus wird sehr, sehr zornig!" sagte sie knapp und nicht minder harsch als der Sklave, versuchend, ein möglichst realistisches Bild eines wütenden Ursus dabei zu beschwören. Zugegeben, es war schwer, den oft lächelnden Aurelier wirklich böse zu glauben, aber es war den Versuch wert - sie brauchte unbedingt Zeit, diese Nesseln zu finden, denn sie wusste, dass es welche gab, aber sie waren nicht allzu nahe am Haus selbst vorhanden. Hoffentlich würde Caelyn ihr mit der Lüge ein wenig helfen ...
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"Nein, wir nicht nehmen Römer gefangen. Wir sie töten alle, wenn können," sagte Cadhla sachlich und ohne hörbare Betonung in den Worten. "Wir nur fangen Gegner, der kämpft ehrenhaft, und das Römer nicht tun. Es keine Gnade gibt für Römer, genauso wie ihr uns nicht geben Gnade in Kampf." Sie legte den Kopf schief und seufzte dann. Es war so schwierig, in dieser komplizierten Sprache das zu sagen, was sie ausdrücken wollte, und die meiste Zeit schien es schief zu gehen, wenn sie es versuchte. Latein schien einfach nicht genug Möglichkeiten zu besitzen, wirklich entscheidende Dinge auszudrücken, ohne viel umschreiben zu müssen. Es war eindeutig eine Sprache der Müßiggänger mit zuviel Zeit.
"Wenn wir haben Gefangene, sie sind geehrter Gast. Verlieren Kampf gegen anderen Stamm auch ist Frage von Ehre - man gekämpft gut, man gekämpft stark, und überleben nach willen von Göttern. Deswegen leben, und verdienen gutes Essen und Freiheit, wenn gehandelt Tausch von Gefangenen. So es ist Brauch." Dass diese Tradition ganz anders war als eine Versklavung auf Lebenszeit, sollte doch wohl offensichtlich sein, aber wie sie Ursus inzwischen kennengelernt hatte, würde er auch daran etwas finden, soviel war sicher."Warum auf Zukunft hin arbeiten, wenn einzige Zukunft die ich jemals wollen haben, ist zerbrochen? Ich gelebt viele Jahre lang zu werden das, was ich gewesen, als kämpfen letztes Mal gegen Dein Volk. Und das ist jetzt vorbei, Du selbst gesagt. Ich nicht weiss, was sollen tun. Wo ist Platz für mich in großer Stadt unter so vielen Menschen. Ich nicht weiss was soll tun, Aurelius Ursus. Für Dich leicht, es sein Dein Volk, und Du kennen alles, und alle Regeln. Ich nichts kennen, und sehen nicht Weg für mich. Ich gehört dass können kämpfen für Freiheit in Arena. Ich nie anderes gelernt als kämpfen, also das wohl bester Weg für Kriegerin," meinte sie schließlich, aber sie war sich sehr wohl darüber bewusst, wie lahm es klingen musste, wie wenig überzeugend. Sie hatte immer ein Ziel gehabt, eine Aufgabe, die ihr sinnvoll und wertvoll schien, und jetzt ... nun, jetzt war sie Leibsklavin eines Römers und wusste weder vor noch zurück.
Und ob es jemals anders sein würde als jetzt. Es war leicht zu sagen, sie sollte kämpfen. Denn das einzige, wofür sie kämpfen konnte, ihre Freiheit, war etwas, das ihr nichts als den Tod bringen würde, und das musste er so gut wissen wie sie es selbst wusste.
Sein Blick veränderte sich, wurde intensiver, und kurz schien es ihr, als hätten seine Lippen gezuckt. Diese Lippen, weiche, warme Lippen. Und dunkle, seelenvolle Augen. "Warum Du mich schauen so an?" -
Der aurelische Garten war der einzige wirkliche Trost, den man als Sklave in diesem Haushalt haben konnte - denn für Cadhlas Geschmack war er zwar an vielen Ecken zu gezähmt, aber es gab doch den ein oder anderen lauschigen Fleck, an dem sehr bewusst der Natur gestattet worden war, über die Ordnung zu triumphieren, es gab dunklere Ecken, in denen man noch fast glauben konnte, die Freiheit zu riechen, die sie mit der Natur verband. Auch wenn die meisten Gartenarbeiten mühsam waren und auch anstrengend, es war die Anstrengung in jedem Fall wert. Nirgends sonst war man um diese Jahreszeit vor den Rmern sicherer als im Garten, den meisten Bewohnern der villa Aurelia war es momentan schlichtweg zu kalt - für Cadhla hingegen waren die mild kühlen Temperaturen sehr angenehm, war sie doch deutlich strengere Winter aus ihrer Heimat gewöhnt. Und es war schön, mit jemandem zusammen zu arbeiten, bei dem es recht unwahrscheinlich war, dass man die unangenehme Arbeit zugeschoben bekam oder dass sich jemand zu drücken versuchte. Und ... Siv war ihr sympathisch. Sie hätte sich nicht bei jedem bereiterklärt zu helfen, die meisten Sklaven der villa Aurelia waren doch recht überheblich und hielten vor allem, seit sie Corvinus' Leibsklavin geworden war, Abstand.
"Es draußen ist wie zuhause. Fast wie zuhause," sagte Cadhla und ging Siv durch den Garten voran - Matho hatte keinen Endzeitpunkt für die Arbeit genannt, und das war auch gut so, da konnte man sich nach einer gewissen Zeit zu anderen Pflichten schleichen, wenn man fror. "Arbeit ist gemütlich hier ... leicht .. Du nicht müssen machen schnell, nur passen auf dass nehmen alles Blatt." Kurz schmunzelte die Keltin und meintedann trocken: "Matho nicht gern in Garten, er lieber in Haus, wir also haben Zeit." Sie durchquerten eine kleine, sorgsam gestutzte Rasenfläche, bevor sie einen Teil des Gartens erreichten, der bisher wohl noch von Blätter sammelnden Händen verschont geblieben worden war, die Laubbäume waren inzwischen recht kahl und der Boden von bräunlich-rötlichen Blättern bedeckt.
"Hier gut, nicht sehen von Haus, dass wir hier," meinte Cadhla, nachdem sie sich umgeblickt hatte, bevor sie sich gemächlich streckte. Eilig hatte sie es wirklich nicht. "Du gehen besser inzwischen? Erste Tage sind schwerste Tage in fremde Haus." -
Da lagen eindeutig die ganzen im Garten gesammelten Blätter drin .. *ausfeg* so, jetzt ist wieder Platz
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Die Geschmäcker mischten sich in ihrem Mund, dieses süß-feinherbe Aroma des Weines passte hervorragend zu dem würzigeren Geschmack des salzigeren Häppchens, und sie konnte nicht vor sich selbst verhehlen, dass es ihr geschmeckt hatte. Dass sie gerne noch etwas davon wollte, und sich gleichzeitig dafür verabscheute. Wie konnte sie sich nur an den Speisen der Römer erfreuen, die sie hassen sollte? Deren Tod sie planen sollte, dafür, dass sie gefangen worden war? Und jetzt saß sie wie ein gezähmtes Pferd an diesem Tisch, trank einen edlen Wein, aß teure Speisen, von anderen zubereitet, und sollte ebenso gezähmt sein wie alle anderen. Mit einem Mal schmeckte das Häppchen nicht mehr besonders und sie schluckte die Reste unauffällig herunter. Dass er ihr nun gleich das nächste anbot, das ebenso verlockend roch, wie das erste geschmeckt hatte, machte es in keinem Fall besser. Würde sie es verschmähen, würde es wohl der Stimmung abträglich sein, soviel war sicher - also öffnete sie den Mund sehr langsam und nahm ihm den Happen mit den Zähnen aus den Fingern, ohne diese zu berühren - man mochte sich an ein Raubtier erinnert fühlen, das um die Gefährlichkeit der eigenen Zähne wusste und den Spender des Häppchens bewusst verschonte - dann zog sie sich zurück und kaute, ließ die nächste Geschmacksvariante auf der Zunge explodieren.
Wenigstens hatte sie mit Aurelius Ursus ein Thema, bei dem sie sich sicherer fühlte als bei all dem verlockenden und wohlschmeckenden Essen, dem Wein im Pokal und seinem dazugehörigen Blick. Sie ahnte sehr wohl, was er sich wünschte, was hinter allem lag, was hier geschah, und es war fast amüsant, wie lau und einfach die Gespräche noch waren, wie im Grunde harmlos die Themen.
"Er sich sehr strengen an, zu lernen Kampf," sagte sie gemessen und taxierte ihr Gegenüber erneut aus dem Schutz der Dunkelheit heraus. "Dafür ich nicht muss sein zu hart zu ihm, er selbst ist hart zu sich, um zu lernen mehr und werden besser. Er sich mehr strengen an als viele Männer ich gesehen in mein Leben bisher." Was auch stimmte - woran auch immer es lag, Aurelius Ursus war ein gelehriger und vor allem eifriger Schüler. Fast als spekuliere er darauf, sie noch einmal überraschen zu können, um ihr wieder einen Kuss zu stehlen - aber das war absurd. Dennoch, ihr stieg eine gewisse Hitze in die Wangen, und sie war froh, dass man es nicht sehen konnte. Bei Licht wäre dieser Gedanke ausgesprochen verräterisch gewesen. Und sie war ziemlich froh darüber, dass niemand diesen Kuss gesehen hatte ausser ihr und ihm. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass er sie genauso anblickte wie in jener Nacht, und es beunruhigte Cadhla, damit so wenig anfangen zu können - oder besser: Mit all den begleitenden Empfindungen im Grunde nichts anfangen zu dürfen.Seine Worte rissen sie wieder aus den Gedanken, und was er über seine Sitzungen sagte, bedachte sie mit einem Nicken - sie wusste weder, was diese sieben Männer waren noch wieso es so langweilig sein sollte, aber die Römer hatten viele komische Sachen, und man durfte sich darüber nicht zu sehr wundern. Aber der nächste Satz hatte es wieder in sich. Bei ihm bleiben in der Nacht. Also darauf lief es hinaus, es sollte ihr nur mit Wein und Häppchen versüßt werden. "Wenn Du wünschen dass ich bleiben, dann ich bleiben," sagte sie denn, wollen würde sie das sicher niemals. Aber letztendlich war nicht ihr Wille entscheidend, sondern seiner, und den hatte er bereits formuliert. "Ich soll bewachen Deinen Schlaf? Es Dir droht Gefahr?" Sollte er ruhig ganz genau sagen, was er wollte, seine Zunge mit seinen Gelüsten beschmutzen, sie hatte sich fest vorgenommen, ihm in dieser Sache so gut auszuweichen, wie sie es nur konnte. Er kannte ihre Meinung doch, und auch ihre Haltung zum Thema Jungfrau sein und bleiben - mit ein paar Häppchen und etwas Wein konnte er sie sicher nicht umstimmen.
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Der Abend war ... ungewöhnlich. Nicht nur, dass er sie aufgefordert hatte, sich zu setzen. Das geschah schon selten genug, meistens wirkte sie eher dann in seinen Räumlichkeiten, wenn er diese längst verlassen hatte, räumte Kleidung auf, brachte dreckige Sachen zur Wäsche, schüttelte die Kissen auf seinem Bett aus und dergleichen mehr. Seit dem ersten Abend hatte er sie auch nicht mehr aufgefordert, mit ihm ins balneum zu gehen, aber es gab die ein oder andere Sklavin, die sich gerühmt hatte, in sein Bett gelangt zu sein. Sie hatte es am Geruch festgestellt, der in den Laken des Betts hing, wenn sie es morgens frisch bezog. Es roch immer ein klein wenig anders, wenn er eine Frau dort geliebt hatte, ein seltsamer, eigentlich abstoßender Geruch, gemischter Schweiß, manchmal auch Flecken auf den Laken, aber dennoch .. so nahe war sie der geteilten Lust zweier Menschen nie zuvor gekommen. Und jetzt wollte er auch noch, dass sie etwas von diesen kleinen, seltsam aussehenden, aber verlockend riechenden Köstlichkeiten nahm, die dort auf dem Tablett lagerten. War das ein Trick? Dass er ihr nun auch noch Wein zuschob, machte sie doppelt misstrauisch, denn Wein hatte sie bisher in diesem Haushalt noch nie bekommen.
"Danke," sagte sie und griff mit spitzen Fingern eins der kleinen Leckereientürmchen, das kaum Gewicht zu haben schien. Vorsichtig balancierte sie es empor und biss ab, um festzustellen, dass es anscheinend Fladenbrot war, mit einer unbekannten weichen, kräuterlastigen Creme darauf, und geräucherter Fisch, der zartwürzig war und auf ihrer Zunge dahinschmolz. Sie war so überrascht über den guten Geschmack dieses kleinen Häppchens, dass sie unwillkürlich die Augen schloss und lange Zeit daran kaute, während der mehrteilige Geschmack ihren Mund ausfüllte und wenig Platz für anderes ließ. Wie konnte einfache Nahrung so gut schmecken? So etwas hatte sie noch nie zuvor gegessen - und das ganze Tablett war voll von diesen guten Dingen. So etwas konnten die Römer jeden Abend essen ... es war wie das balneum. Unerwarteter Luxus, den sie seltsamerweise genoss, auch wenn sie wusste, dass es eine Ausnahme sein würde.
"Du gesagt ich soll sein da wenn Du brauchen brauchen mich," erwiederte sie auf seinen Dank. "Mehr ich nicht haben getan. Es besser sein wenn gehen zu domina Helena wenn fühlen besser und sein wach." Dass er es mit dem 'da sein' wohl anders gemeint hatte, wusste sie ebenso sicher - aber auch das gehörte für sie dazu. Soweit hatte sie die Rechnung in diesem Haus begriffen, die bei ihrem Eintreffen eröffnet worden war: Verhalte Dich gut und Du gewinnst.Seine Lippen schimmerten von der Feuchtigkeit des Traubensafts im vagen Zwielicht des Raumes, und Cadhla wandte den Blick ab, griff nach dem Weinglas - es war wirkliches Glas! - der schwer und kühl in ihren Fingern lag, und führte diesen zu sen Lippen, nahm einen Schluck des fruchtigen, weich auf der Zunge rollenden Weines und sah auf den Tisch hinab, als er sie nach Ursus fragte. "Er haben Talent für Kampf, und er sich anstrengen. Wenn haben Jahr für ihn lehren Kampf, er wird kämpfen gut, wenn gehen als Tribun." Leise, fast lautlos stellte sie das Weinglas wieder ab und richtete den Blick wieder auf ihn, nur das Funkeln der Augen in der Dunkelheit ihres Gesichts verriet es. "Du gehabt erfolgreichen Tag?" Wenn er über Nichtigkeiten sprechen wollte, das sollte er haben. Sie hatte inzwischen oft genug bei der familiären cena zugehört, um zu wissen, was man sich dabei so sagte und fragte.
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"Mein Stamm nicht nimmt Sklaven - wer wird gefangen in Krieg, wird freigelassen, wenn gemacht Verhandlungen," sagte Cadhla knapp, natürlich galt das nicht für Römer, die wurden getötet, denn sie sollten keineswegs fähig sein, über dass Gesehene zu berichten, wenn sie zu ihren Leuten zurückkehrten. Auch sie hatte geholfen, verwundete Römer zu töten, wie auch, sie in der Schlacht zu verwunden und zu töten, und sie bereute es nicht. Sie waren selten die Angreifer gewesen, und wenn, dann meist, um Mitglieder der Sippe zu befreien, falls es überhaupt möglich war, den übermächtig wirkenden Feind irgendwo zu verletzen, dass er es merkte.
"Es jeder Stamm macht anders, und wir kümmern um Gefangene gut, es sein ehrlos, wenn lassen hungern oder haben Durst." Noch konnte sie ihn sich als ernsthaften Kämpfer nicht vorstellen, eher als jemanden, der hinter den Reihen stand und Befehle gab, selbst aber wenig bis nie eingriff. Wahrscheinlich würde es auch auf so etwas hinauslaufen bei ihm, die Aurelier waren eine wichtige Familie. Da begann man nicht als Kämpfer in der ersten Reihe."Wir haben Gelegenheit, aber wir nie wissen sicher, dominus. Es sein wie Süssigkeit, die halten Kind vor Nase und sagen 'es könnte sein Deins' .. und dann essen selbst. Du denken, dass sein Leben voller Würde und Freude? Dann Du sein Träumer, und wenig wissen über Leben," meinte sie schließlich und schmunzelte etwas. Er würde es nie verstehen, wie man sich als Sklave fühlte, aber letztendlich war es wohl in der Natur der Sache, dass es eben genau so lief. "Es ist Leben ohne Zukunft, dominus, und nicht wissen, ob Eltern noch leben, oder Geschwister noch leben, es nicht macht besser. Man nicht kann planen, man immer ist abhängig. Ich manchmal wünschen, dass wäre gestorben in Kampf, denn dieses Leben ist nicht Leben für Kriegerin. Es Leben ist für Kriecher."
Als er sagte, die Trainingsstunden seien genehmigt, wusste sie nicht, ob sie sich freuen sollte - einerseits konnte sie wieder kämpfen, und das war gut, andererseits kam die Erinnerung an den Kuss schnell zurück und das war ... nicht ganz so gut. So suchte sie nur seinen Blick und neigte den Kopf, dann anfügend: "Dann wir beginnen morgen mit Kampf?" Ihre grünen Augen brannten, verbargen aber recht gut, was sie fühlte.
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Der Morgen hatte sich schon eine Weile hingezogen, und nachdem Cadhla wie an jedem Tag der letzten Woche das cubiculum ihres Herrn sorgsam aufgeräumt hatte - viel gab es da ohnehin nicht zu tun, er war einigermaßen ordentlich und hielt sich selten für mehr als zum schlafen darin auf - hatte sie einiges an freier Zeit gehabt. Seit sie den Sprung von der einfachen Haussklavin zur Leibsklavin geschafft hatte, waren ihre Pflichten weniger geworden. Sie musste nicht mehr so viele schwere Dingen schleppen, sie hatte neue Kleidung bekommen, und vor allem, sie hatte das Training am Morgen mit Aurelius Ursus aufnehmen dürfen - am heutigen Tag allerdings hatte er anderes zu tun gehabt, und so verfügte sie über den Luxus freier Zeit. Nachdem sie in den letzten Monaten gewöhnt gewesen war, viel tun zu müssen, waren diese Stunden der beschäftigungslosen Kontemplation eigenartig.
Cadhla fühlte sich nutzlos und ärgerte sich selbst darüber, denn im Grunde war auch freie Zeit als Sklavin verlorene Zeit. Lieber wäre sie durch den Wald um das heimatliche Dorf gestrichen, hätte gejagt, gekämpft ...die Sehnsucht nach der Heimat hatte ihr die Kehle zugeschnürt und sie schließlich in den Garten geführt, wo sie auf den maiordomus getroffen war. Der hatte noch einige andere Sklavinnen und Sklaven im Schlepptau, unter anderem erkannte sie Siv und lächelte ihr kurz verstohlen zu. "He, Du! Cadhla! Hilfst Du uns beim Gartenaufräumen oder bist Du Dir da neuerdings auch zu fein dazu?" Er hatte anscheinend die Sklaven schon zu Zweiergruppen eingeteilt und Siv stand ohne Partner da - was wohl ein Grund für Mathos Unmut war, denn alleine wollte er sie nicht schicken, dafür war sie noch zu neu im Haushalt. "Ich helfen," sagte Cadhla kurzentschlossen und stellte sich neben die blondhaarige Germanin.
"Dann jetzt los, sammelt an den besprochenen Ecken des Gartens Blätter und Unkräuter!" kommendierte der maiordomus und wandte sich grummelnd um. So viel gab es noch zu tun und diese Sklavinnen waren auch nicht mehr das, was sie mal gewesen waren. Cadhla verdrehte nur die Augen, nahm sich einen der für das Unkraut gedachten Körbe und bedeutete Siv, mit ihr zu kommen. "Das wenigstens Arbeit ist die können machen gemütlich," sagte sie schmunzelnd, denn wenn sie im hintersten Eck des Gartens sein würden, sah sie dort kein Mensch.
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Sie hatte das Licht aus gelassen, weil es ihr lieber war. Es war nicht einmal eine bewusste, eher eine instinktive Entscheidung gewesen, denn derjenige, der im Dunklen stand und dessen Augen sich an das Dunkle bereits gewöhnt hatte, war demjenigen, der aus der elligkeit des Korridors kam, und dessen Augen sich erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen mussten, stets im Vorteil. Mit einem Angriff rechnete sie nicht, aber dennoch, es blieb ein letzter Gedanke an Vorsicht, an das Wahren so vieler Vorteile wie möglich stets der Begleiter der Kriegerin. Dass man es auch als Schaffung einer lauschigen Atmosphäre für Munkeleien missdeuten könnte, kam ihr nicht einmal ernsthaft in den Sinn.
Dass er eintrat, spürte sie schon in der Veränderung des Luftzugs, hörte seine Schritte, das leise Klappen der Türe. Niemand anderer als ihr Herr konnte es sein, die Sklavinnen des Haushalts bewegten sich noch leiser, und bewusst leichter als es die Hausherren taten, als könnte allein das Geräusch verraten, dass jemand da war, der potentiell eine Strafe verdient hätte, etwas zu tun bekommen könnte oder dergleichen mehr. Sklaven achteten immer auf möglichst hohe Lautlosigkeit, Römer schritten dahin, als gehörte ihnen die Welt.Aber er war selbst für einen Römer recht leise. Vielleicht wollte er es auch sein - und sicherheitshalber blickte sie ihm lieber ins Gesicht als ihm den schutzlosen Rücken auf Dauer zuzuwenden. Der Blick seiner Augen war forschend, und das bleiche Mondlicht fiel illuminierend auf sein gutgeschnittenes Gesicht. Den hässlichsten Herrn hatte sie wirklich nicht, und im gleichen Moment schob sie den Gedanken beiseite. Das Aussehen eines Mannes war unerheblich, sagte sie sich energisch. Sein Charakter war entscheidender, und über diesen wusste sie noch nicht sehr viel, bedachte man, dass sie nun doch eine Weile in seinen Diensten stand.
"Du mich rufen lassen hast, dominus, und ich denken, es sein besser sein vor Dir da als nach Dir, um sein pünktlich," erklärte sie ihre Anwesenheit schlicht und nüchtern. Dass sie gehofft hatte, er würde es sich anders überlegen und er würde gar nicht kommen, war eine ganz andere Sache. Konnte er sich nicht einfach irgendeine andere Sklavin für sein Bett aussuchen? Als Saba das Tablett mit irgendwelchen seltsam angerichteten Speisen brachte, sprach ihr Blick Bände - dass sie gerne mit Cadhla getauscht hätte, war klar. Seit ihr Teile der Hausarbeit erlassen worden waren, mussten die anderen mehr tun und für so manche andere Sklavin würde der Dienst, der zweifelsohne irgendwann fällig sein würde, angenehmer sein als es sich die Keltin für sich selbst ausmalte.Auf seine Worte hin ließ sie sich auf den anderen Sessel sinken und blieb darin aufrecht sitzen, den Blick zu ihm gewendet. Dass er sich das Essen schmecken ließ, verfolgte sie stumm mit ihrem Blick und legte die Hände ineinander. Seine Lippen bewegten sich anmutig, er speiste regelrecht, die Kunst, sein Essen ansprechend zu sich zu nehmen, war in der Sklavenküche weit weniger vorhanden, dort schlangen die meisten ihren puls und was eben so von der cena abends übrig blieb, schnell hinunter, niemand nahm sich Zeit zu genießen. Aber er aß, als hätte er alle Zeit der Welt. Sie nahm nichts, denn zum einen hatte er es ihr noch nicht erlaubt, zum anderen betrachtete sie ihn lieber. Jetzt erleuchtete das Mondlicht den Raum nur noch zögerlich, sie waren weit genug vom Fenster weg, dass nur noch die Schatten sprechen konnten, und das Spiel der unterschiedlichen Grauschattierungen auf seinem Gesicht war faszinierend. Wann hatte sie schon überhaupt für etwas Zeit gehabt? Ihre Lippen teilten sich für einen Moment lang, als wolle sie etwas sagen, aber dann schwieg sie doch. An ihrer Haltung änderte sich nichts, sie hätte auch eine Statue sein können, die auf jenem Sessel saß, allein zu dem Zweck vorhanden, ihm durch ihre Anwesenheit die Illusion zu verschaffen, er äße nicht allein. Dennoch .. der vage Geruch nach etwas Geräuchertem, etwas Würzigem stieg von dem Tablett empor und langsam bekam sie Hunger.
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Caelyns Worte ließen Cadhla kurz lächeln. Wie friedlich musste ihr Volk doch leben, denn die Worte der jungen Mitsklavin klangen nicht unbedingt, als sei so sehr viel Leid des ewigen Krieges darin verborgen gewesen. Aber vielleicht war es auch ganz gut so. Der Krieg veränderte Menschen, und nicht immer zum Guten. Sie wusste nicht, was der Krieg aus ihr selbst gemacht hatte, und auch nicht, ob dieser weitere eg sie noch weiter verändern würde.
"Sie starkes Volk, und großes Reich mit viele Kämpfer. Es nicht erstaunt, dass so schwer, zu gewinnen gegen Römer, wenn sie sein viel viel mehr. Allein in Rom so viele Menschen wie ...viele Stämme." Das Zählen war ihre Sache nicht, und deswegen waren vage Begriffe, mit denen doch jeder etwas anfangen konnte, deutlich hilfreicher. Viele waren eben mehr als die Leute, die damals auf ihrer Seite gekämpft hatten. Und rechnen konnte sie immerhin auch nicht ... Sivs Verhalten allerdings machte Cadhla etwas vorsichtiger. Sie verstand viel von ihren Worten nicht, nicht wegen der Geschwindigkeit, sondern weil sie kein Germanisch konnte, denn zumindest stand zu vermuten, dass dies ihre Heimatsprache war, sie klang sehr anders als das lateinische Idiom.So viel Zorn! Ja, sie konnte Siv gut verstehen, vielleicht besser noch als jemals zuvor. Der Zorn war auch Cadhlas stetiger Begleiter und würde es immer sein, solange sie gefangen war, denn nichts anderes war die Sklaverei, eine Gefangenschaft bis ans Lebensende.
"Was Du denken, was tun, Siv? Du nehmen Waffe, töten jeden, fühlen gut für einige Stunden - und dann? Rom sein groß. Du helles Haar, Du nicht sprechen Sprache, Du nicht wissen gehen wohin. Du aussehen wie Germanin, und dass nur wenige Germanen frei sein in Rom, auch jeder wissen. Du wären gefangen sehr schnell und dann hierher zurück bringen, dann alle sehen Deine Schuld und Tote. Und dann Du bist tot. Das nicht guter Weg, wenn wollen leben frei, Siv. Auch wenn sein sehr befriedigend für Moment, es Dich nicht machen frei. Ich gekämpft seit können halten Speer und Schild, Siv, und wir nicht oft gesiegt gegen Römer. Sie zu viele. Also Sieg muss kommen mit List, nicht mit Wucht. Du nicht wegwerfen Leben wegen Zorn und Hass. Niemand gern ist Sklave, ich auch nicht. Aber ich wollen leben, und wenn bedeuten, dass sein Sklave eine Weile um zu fliehen dann und wissen wie machen so, dass nicht fangen, dann sein Sklavin eine Weile." Sie blieb ruhig, aber es fiel ihr schwer. So vieles in ihr sehnte sich nach einer Waffe. Nach der Initiative ... überhaupt danach, etwas zu ändern. -
"Nicht einmal können immer wissen dass Dinge, die tun, sind wirklicher Wille von Mensch, der handelt. Du denken wir Sklaven tun gern, was müssen tun hier in Haus? Wir tun um nicht werden bestraft. Wir tun weil müssen tun. Müssen sein freundlich zu jedem, weil sonst wissen, dass werden bestraft oder verkauft. Ihr nicht müsst fürchten Strafe oder schlechtes Leben, dominus, ihr können sein leicht freundlich und glauben, dass wir glücklich über Lächeln," konterte sie mit der nackten und sicherlich nicht erfreulichen Wahrheit, und es klang weniger anklagend als nüchtern. So hatte sie es bisher nun einmal erlebt, und am Sklavenstand selbst fand sie wenig erträgliches. Es war kein Leben, das sie sich selbst gewählt hätte, hätte sie die Wahl gehabt. "Ich sehe Menschen in dieser villa, nichts sonst, und nicht andere. Sonst nur kennen Menschen in Heimat und Sklavenhändler, und da sein großer Unterschied. Sklavenhändler glauben, dass sein großzügig, wenn ein Tag nicht tragen Ketten bei laufen. Es immer ist Sache von Standpunkt, nicht unbedingt nur von Armut oder Reichtum." Sie stopfte den Alphabet-Papyrus in den Gürtel ihrer tunica und klappte die Wachstafel langsam zu.
"Dann ich werden denken gut nach vor schreiben Brief, damit Du nicht langweil, wenn lesen," erklärte sie schließlich schlicht und nun kam erst wieder ein vager Hauch eines Lächelns auf ihre Lippen. Warum war sie überhaupt auf diese dämliche Idee gekommen, ihn nach Briefen zu fragen? Aber nun hing sie schon in der Sache drin und vielleicht würden ihre Briefe ihn so langweilen, dass er es schnell aufgeben würde, ihr zu schreiben und ihre Briefe lesen zu wollen.
"Warum Du heute eigentlich hier in Garten? Ich gehört Du haben viel zu schreiben und eigenes officium in Stadt für Arbeit?" -
Es war wieder einer jener Tage gewesen, die in der stummen Gleichförmigkeit ihrer Pflichten verging - das cubiculum ihres Herrn aufräumen, nachdem er aus dem Haus gegangen war, um seinen Pflichten nachzukommen. Danach schwere Dinge in die Küche schleppen, weil ein großer Einkauf angekommen war. Vor dem Mittagpuls waren noch einige Fuhren Brennkohle zu schleppen gewesen, die für die Heizung der villa gebraucht wurden, danach hatte sie sich erst einmal waschen müssen. Der Nachmittag verging damit, eines der Blumenbeete mit getrocknetem Mulch zu bestreuen, damit es winterfest wurde und die zarten Blumenzwiebeln in der Erde nicht durch Frost verdorben wurden. Man sagte zwar, in dieser Gegend könnte es nur sehr unwahrscheinlicherweise wirklich frostig werden, aber hier gingen die Sklaven kein Risiko ein, schöne Blumenbeete waren beliebt, und ihr Fehlen würde im nächsten Frühling bemerkt werden. Erst der Abend brachte eine gewisse Abwechslung für Cadhla, die den Tag weitestgehend alleine mit ihren Arbeiten verbracht hatte - Alexandros richtete in seiner üblichen, seltsam weiblichen Sprechweise aus, dass ihr Herr sie an diesem Abend zu sprechen wünschte, und das nach der cena und nach seiner Schreibarbeit. Was das beudetete, war klar - in seinem Schlafzimmer.
Dass sie sich darauf freute, konnte sie nicht gerade sagen. Gerade in den letzten Tagen hatte sie den Abstand zu allen Römern im Haushalt gesucht und gewahrt, soweit es ging, vor allem zu Aurelius Ursus. Seine dunklen Augen hatten etwas sehr verwirrendes an sich, einmal wirkte er sanft, fast weich, im nächsten Moment schien die römische Härte zurückzukehren und er erschien ihr vielmehr wie ein Mann, der seine Wünsche erfüllt sehen wollte. Dass einige der älteren Sklavinnen sie damit aufzogen, wie er sie angeblich anblicken sollte, vor allem von hinten, tat sie mit einem Schulterzucken ab - aber insgeheim beunruhigte sie der Gedanke doch. Seit dem Kuss, den er ihr gestohlen hatte, fühlte sie sich in seiner Gegenwart merkwürdig befangen - und doch hatte er es danach nie wieder versucht. Noch während sie sich ein zweite Mal an diesem Tag im Sklavenbad wusch, um den Geruch nach Schweiß und Anstrengung loszuwerden, von dem sie genau wusste, dass er ihn nicht haben wollte, verirrten sich ihre Gedanken immer wieder unerfreulicherweise in jene Nacht. Das musste einfach aufhören!
Fast grimmig schnürte sie sich die Sandalen zu und blickte an sich herab - sie hatte die längste tunica angezogen, die sie finden konnte und ihr passte, ein weißes, einfaches Stück, das bis zu den Knien reichte und im Gegensatz zu ihrer deutlich kürzeren Arbeitskleidung für den Garten ziemlich viel ihrer Gestalt zu verhüllen imstande war. Das Haar war inzwischen auch wieder halbwegs getrocknet, so hatte sie es wie fast immer inzwischen zu einem Zopf gewunden und am Hinterkopf hochgeflochten, damit es straff aus ihrem Gesicht gehalten würde, die Herbheit ihrer Züge ein wenig betonte. Wenn Corvinus erwartete, ein williges Weibchen für ein paar Bettspiele zu sehen, dann mochte ihn ihre Erscheinung hoffentlich eines Besseren belehren - denn danach stand ihr wahrlich nicht der Sinn. Schweigend durchquerte sie die am Abend ruhiger werdende villa, wich den meisten anderen Sklaven weiträumig aus und betrat schließlich das cubiculum ihres Herrn, das noch so aufgeräumt war, wie sie es am Morgen hinterlassen hatte. Schweigend stellte sie sich neben das Fenster und blickte hinaus, darauf wartend, dass er ebenso eintreffen würde. Mochte er sich nur ruhig viel Zeit lassen ...
[SIZE=7]Finis coronat opus. = "Das Ende krönt das Werk." (Ovid)[/SIZE]
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"Du groß geworden in Zeit mit viel Frieden, dominus, und ich groß geworden in Krieg. Wenn Krieger steht in Kampf an meiner Seite, rettet mein Leben mit seinem Speer, und ich rette seines, dann ich sagen Freund zu ihm. Wir unsere Freundschaften siegeln mit Blut, weil das ist Moment, in dem man sieht, ob jemand ist wirklich Freund oder nicht. Sagen freundliche Worte tun viele Menschen, aber Du nicht kannst verlassen auf jeden. Erst in Moment von Not Du sehen, wer wirklich ist Freund, und wer hilft Dir, wenn Du selbst nicht bist mächtig oder groß." Die Worte klangen seltsam würdevoll aus ihrem Mund, und für einen Moment wurde Cadhla der große Gegensatz zwischen ihr und dem Aurelier mit den weichen Händen wieder allzu bewusst. Hatte er überhaupt schon einmal einen blutigen Kampf miterlebt? Oder kämpfte er nur zum Spaß, um zu gewinnen oder sich zu erproben? Für diesen Augenblicke lang fühlte sie sich älter, als sie ihn einschätzte, gereift durch eine Lebenserfahrung, in der sie ihm doch einige Jahre voraus haben musste.
"Viele Sklaven keine Hoffnung, also geben auf. Man ihnen oft sagt, dass sie nichts wert, dass sie haben keine Gelegenheit, werden wieder frei, und dann irgendwann leben nur noch vor sich hin. Aber ich denken, dass ihr seid in größter Gefahr, wenn denken, dass es kann sein immer so. Für mein Volk es wäre große Ehre töten so viele Römer wie möglich, und dann sterben in Kampf um eigenes Leben. Du nie kannst sein sicher, ob nicht anderer Sklave denken genauso, dominus. Freundschaft immer wird geprüft. Geschenke geben ist leicht, wenn Du selbst bist ohne Sorge, und ohne Not - Geschenke geben wenn Du selbst bist in Not, zeigt viel mehr wahren Menschen," wandte sie auf seine weiteren Worte ein, um dann vage zu lächeln. Er würde mit dieser Haltung im Kampf nicht lange überleben, nicht an der Grenze, nicht dort, wo es wirklich schwer wurde, gegen den Gegner zu bestehen. Aber sie wünschte ihm auch den Tod nicht ... diese dunklen, seelenvollen Augen, die so ohne Argwohn schienen, so wenig von dieser Welt gesehen hatten.
"Ich nicht denken dass schreiben Gefühle - wenn schreiben auf Papier, dann jemand kann nehmen, der nicht soll bekommen Brief und lesen - und benutzen gegen Schreiber. Wichtige Dinge man immer nur sagen, und sagen, wenn sein allein. Das ist Weg meines Volkes," erklärte sie ihm nach einer Weile, etwas zögernd. Überhaupt wollte sie gar nicht über Gefühle schreiben. Die gingen weder ihn etwas an noch sonst irgendjemanden. "Man doch sollte schreiben Dinge die sind interessant für Mensch der liest Brief, oder?"
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"Ich denken, es geben noch Weg, und es auch nicht zu spät in Jahr für Weg. Ich holen Nesseln, die brennt auf Haut - Du kennen? Man nur berührt und sieht aus wie böse Krankheit. Wenn er gestochen hat Dich ein bisschen, dann Du ihn ablenken, und ich Dir streichen Nesseln über Haut, und dann sieht gräßlich aus." Cadhlas Augen blitzten unternehmungslustig, Brennesseln gab es in jedem Garten, selbst in jenem wohlgehüteten Garten de Aurelier, denn sie dienten auch als Heilpflanze und gaben einen wirksamen Extrakt, wenn man sie einkochte. "Aber es weh tut, das Du musst wissen. Nicht einfach sein wird, aber geht vorbei von selbst nach kurzer Zeit. Und dann wir erzählen dominus, dass Farbe schlecht ist für Deine Haut. Wenn er wollen sehen, dann wir tun einfach nochmal Nessel auf Haut." Sie hob eine Braue und blickte Caelyn erwartungsvoll an - Cadhla selbst fand die Idee jedenfalls ziemlich gut.
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Tillas Eifer ließ die Keltin leicht lächeln, und der traurige, ernste Anflug ihrer Gedanken wich wieder dem Realen, der Welt, in der sie selbst nicht mehr genau wusste, was sie war. Die warme Zuneigung des Mädchens war ein seltsamer Halt, aber er tat ihr gut, einfach als Mensch angenommen zu werden, ohne Arglist befürchten zu müssen, brachte etwas Ruhe in die letzten Tage.
"Wenn Du wollen, ich Dir singen später Lied für Schlaf von Mutter," sagte sie dann sanft. Eigentlich war Tilla schon zu alt für so etwas, aber vertraute Klänge spendeten doch zumeist Trost, und Cadhla entsann sich noch, wie gut es getan hatte, ein Lied aus der Heimat am Feuer zu singen. Sie hatte am Samhainabend nicht geopfert, aber doch die Geister ihrer Ahnen versöhnt, wie sie hoffte - und für ihre Eltern hatte sie nicht opfern wollen, es war einfach noch zu früh, sich mit dem Gedanken ihres Todes abfinden zu können. Als sich Tilla erhob, rückte sie etwas beiseite, um sie durchzulassen und nickte - dass Tilla dabei vielleicht noch auf Nachtwanderung gehen würde, erahnte sie schließlich nicht."Sie effektiv kämpfen, wenn sind viele, und leichter gewinnen. Wir verlieren, weil nicht genug Männer," sagte Cadhla bedauernd, als Siv ihren Eindruck bestätigte. "Aber ich nicht denken ist feige - sie einfach mehr Männer. Wenn wir haben mehr Männer, wir nehmen jeden mit, und siegen, und nicht siegen feige. Du sehen Rom ist groß, viel größer als meine Sippe. Als viele Sippen. Dass sie sind mehr, ihr Vorteil ist, und sie nutzen Vorteil." Dass sie die Römer trotzdem nicht mochte, stand außer Frage - aber zumindest diesen taktischen Kniff konnte sie nachvollziehen. Warum nicht jeden Vorteil zum Sieg nutzen, den man bekommen konnte? Sie hätte es ebenso getan, hätte sie mehr Männer gehabt.
"Sie mehr und sie stärker. Sie die Sieger, und sie nehmen sich Recht, zu bestimmen," sagte Cadhla schließlich, gleichsam bedauernd wie bitter. "Sie nicht bessere oder schlechtere Menschen als wir. Aber sie mehr sind, und sie haben Waffen. Wenn kämpfen mit Feind, dann müssen kennen seine Schwächen. Dann müssen wissen wie denken. Und ahnen, wie handeln - und dann mankann gewinnen, auch wenn sein weniger. Wir nicht genug gewusst über Römer, und sie nicht müssen wissen über uns, weil sind mehr. Du glauben ich glücklich mit Leben hier?"Cadhla schüttelte deutlich den Kopf. "Ich gegangen in Ketten von Heimat bis Rom, und das langer Weg. Hassen jeden Schritt! Aber es nicht sinnvol kämpfen gegen Übermacht ohne Waffe und ohne Wissen. Also ich lernen über Römer, um wissen, wo treffen Stelle, die ist verwundbar. Und dann gewinnen." Sivs Zorn rührte eine Saite in Cadhlas Innerem an, die sie nicht nur die letzten Tage hatte schweigen lassen - aber nun erklang das Echo der Ohnmacht auch in ihr. "Meine Mutter sagen, bester Weg zeigen Feind Zähne ist lächeln. Also ich lächeln bis wissen mehr."
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"Ich denken, viele Menschen gerne wären Kaiser, können tun alles was wollen - und niemand darf sagen dagegen, oder sein schlecht, was tun. Es machen vieles leichter," gab sie nicht minder ernsthaft zurück. Wie es wohl sein mochte, römischer Kaiser zu sein? Allein bei der Vorstellung, dass er noch luxuriöser leben konnte als alles, was sie bisher in der villa Aurelia gesehen hatte, kam sie schon an die Grenzen ihrer Imaginationskraft.
"Aber ist nicht so, dass kein Mensch leicht wissen, wer ist Freund und wer ist Feind? Du erst wissen, wenn anderer Mensch hat Gelegenheit, dich töten ohne dass jemand sieht. Wenn er dich lässt leben, dann er ist Freund." Zugegeben, diese Methode, die eigenen Freunde festzustellen, war eine recht drastische und sicherlich nicht unbedingt eine, mit der man allzulange überlebte, wenn man es darauf ankommen ließ. Aber es war eine Methode, die eine ziemlich letztendliche Sicherheit gewährte, und für einen Menschen, der im Krieg groß geworden war, sicher nicht erstaunlich.Dass er über den Ausdruck, den sie ühevoll von dem scriba ihres Herrn gelernt hatte, so sehr lachen musste, kränkte sie fast ein wenig. Immerhin hatte sich Cadhla Mühe gegeben, es richtig auszusprechen. "Es also nicht wichtig, sich geben viel Mühe, um schreiben richtig gut? Ich nicht einmal richtig sprechen Sprache von Dein Volk, es sich sicher nicht gut lesen wie Brief, die Du kennen." Sie legte den Kopf kritisch schief und betrachtete ihn aus den etwas nachgedunkelt wirkenden grünen Augen. "Ich nie denken dass schreiben überhaupt. Und vielleicht nicht haben gutes Einfall für schreiben. Aber ich überlegen."
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Nachdem sie geendet hatte, ließ Cadhla die letzten Töne des Liedes verklingen, sann den Klängen nach und hielt dabei Tilla still im Arm, ohne sich groß zu regen. Es war so lange her, dass sie dieses Lied in ihrer Heimat gehört hatte, und wahrscheinlich würde sie es niemals wieder hören. War dieses Leben wirklich vollkommen abgeschlossen, unwiederbringlich verloren für sie? Und solange sie nicht sicher wusste, dass ihre Eltern tot waren, wollte sie nicht um sie trauern. Noch nicht. Es war zu früh dafür, und sowohl ihr altes Leben als auch ihre Eltern betrauern zu müssen, jagte ihr einen Schrecken ein, der weit tiefer reichte als alles, was die Römer ihr jemals hätten antun können. Still glitt ihr Blick über die Gesichter der Anwesenden, übe Aintzane, die vom Met so trunken schien und wohl noch das beste Los von allen gewählt hatte, über Fiona, die so stolz und selbstsicher ihr Opfer dargebracht hatte und sich in Ursus' Nähe wohl zu fühlen schien, und der Römer selbst, dessen Augen schimmerten, als sie gesungen hatte. Hatte ihn ihr Gesang bewegt? Oder war es nur der Rauch des Feuers gewesen? So genau wollte sie es eigentlich nicht wissen. Tilla regte sich etwas in ihrem tiefem Schlaf, und schließlich löste sich Cadhla etwas, um unter den Körper des Mädchens zu greifen und sich mit ihr zu erheben.
"Ich sie bringen zu Schlaf in villa," erklärte sie leise, nicht wirklich eine Antwort erwartend. "Sie zu jung is für trinken so viel. Vielleicht zu jung für Leben wie dies." Behutsam drehte sie sich um und verließ den Kreis, ohne gesagt zu haben, ob sie zurückkehren wollte, aber angesichts dessen, wie Fiona sich im Sitzen Ursus zugewandt hatte, würde sie eher zurückkehren, um die betrunkene Aintzane auf einen anderen Schlafplatz zu führen - bevor sie noch den Heimweg selbst anzutreten versuchte und sich dabei irgendwelchen Verbrechern auf der Straße auslieferte. Auch in der Nachtwaren ihre Schritte sicher, Tilla war nicht zu schwer für sie, und so trug sie das Mädchen zurück in jene Schlafkammer, in der sie, wie sie wusste, ihr Bett hatte. Dort legte sie das Mädchen vorsichtig ab und deckte sie zu, nicht ohne ihr einen kaum merklichen Kuss auf die Stirn gehaucht zu haben. Sie sah so friedlich aus im Schlaf ... und innerlich seufzend blieb sie noch eine ganze Weile neben Tillas Bett stehen, sie schweigend betrachtend.
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Es war gar nicht so einfach, Tillas Gesten noch zu folgen - die vielen aufeinander aufbauenden Handbilder überforderten Cadhla ein bisschen, aber nach einer gewissen Zeit glaubte sie, in ungefähr verstanden zu haben, was das Mädchen meinte.
"Ich gekämpft seit können heben Speer für Sippe," sagte die Keltin schließlich mit einem leichten Lächeln. Mit einem solchen Echo hatte sie wirklich nicht gerechnet, und die staunenden Blicke machten sie verlegener, als es Ursus' oder Corvinus' Verhalten bisher geschafft hatten. "Und getötet viele Männer, auch Römer. Aber letzter Kampf kamen viele Römer mit Rüstung, und sie nehmen unser Dorf und töten alle, die sie können töten. Mich geschlagen, und als ich aufwachen, sein gefesselt und gebunden. Dann sie mich mitgenommen haben hierher, und verkauft." Das war nicht gerade die schönste ihrer Erinnerungen, und sie hob leicht das Kinn an, um keine Schwäche zu zeigen. "Ihr sehen, auch Krieger nicht stark genug, um kämpfen gegen Übermacht. Ich oft wünschen ich wäre gestorben ehrenvoll in letzte Schlacht." Für keinen Krieger gab es ein höheres Ziel, und sie wünschte, sie hätte es erreicht."So viele aus Germania", stellte sie dann fest, die düsteren Gedanken beiseite schiebend. "So schönes, helle Haare. Ihr müssen vorsichtig sein mit Haare, Römer mögen helles Haar. Ich denken, Aurelius Corvinus mögen besonders, wenn Haar hell. Männer oft schwach wenn sehen schöne Dinge." Zumindest ihre nicht gerade positive Meinung von Männern hatte sich auch in Rom nicht geändert, konnte man sich bei ihnen doch zumeist vor allem auf eines verlassen: Dass sie Sklaven ihrer Gelüste waren und dementsprechend schwach. "Salve, Siv. Ich sein Cadhla. Ich hoffe, Du hier nicht sein unglücklich. Erste Tage immer schwer, aber Aurelier nicht schlagen Sklaven, wenn nicht machen falsch. Es können sein schlimmer." Es war sicher nur ein schwacher Trost, aber zumindest ein greifbarer. Sie versuchte, die neue Sklavin freundlich anzulächeln, drückte dann Tilla ein bisschen an sich, deren Handzeichenschwall irgendwie nie abzureißen schien. "Du vorsichtig mit Baum sein, versprechen?"