Beiträge von Crinon

    Crinon kam gerade am Tor vorbei, als er ein Klopfen vernahm. Er ging hin um zu offen als er einen weiteren einzelnen Klopfer vernahm. Das klang ja fast nach einem Code. Neugierig und wachsam ging der hin und öffnete die Tür einen Spalt breit, auf alles gefasst. Er erblickte einen Römer, der etwa seine Größe hatte und fragte diesen:


    Salve! Was kann ich für dich tun?

    Nachdem ihm sein Traum aus dem Schlaf gerissen hatte, war er aufgestanden und aus der Regia geschlichen, was bei den vielen Wachen, die selbst und gerade nachts dort patrouillierten nicht ganz leicht gewesen war. Doch zu seinem Glück war er in den letzten Monaten weniger eingerostet als er erwartet hatte. Er wusste welches Risiko er eingegangen war. Die harmloseste Konsequenz wäre der Verlust des Vertrauens des Herrn. Über die weitaus schlimmeren Konsequenzen, die sein "Freigang" nach sich ziehen konnte, wollte er nicht nachdenken. Was nun? Er entschied sich die Stadt weiter zu erkunden, denn allzu viel hatte er noch nicht gesehen. Schleunigen Schrittes marschierte er los. Aus der Taverne hörte er die Geräusche der wohl letzten Zecher und als sein Blick die Via Praetoria hinunter fiel erblickte er das Lager der Legion, also entschied er sich für die andere Richtung, auf den Rhenus zu. Doch bevor er an jenem ankam bog er Rechter Hand in eine Seitenstraße ab.

    Am Ende der Seitengasse traf er auf ein Gebäude, das so gar nicht ins Stadtbild passen wollte. Zu germanisch für eine römische Familie. Und zu herrschaftlich für eine einfache germanische. Das erweckte sein Interesse. Die rückwärtige Ziegelmauer war schnell überwunden und er stand in einem Schönen Garten, der sich harmonisch um einem Felsen gruppierte. Das lies alle Zweifel und Überlegungen verstummen. Dies war das Haus einer germanischen Familie, die es im Römischen Reich zu Ansehen gebracht hatte. Neugierig sah er sich weiter um.
    Schließlich kehrte er zum Felsen zurück und wandte den Blick zum Himmel, voll von Erinnerungen an die Freiheit jenseits des Limes. Doch auch dort fand er keine Antworten und er erinnerte sich seiner neuen Pflicht. So war es ihm wohl bestimmt seinem Herrn bestmöglich zu dienen. Doch das konnte er nicht, sollte sein Verschwinden entdeckt werden. Je länger er unterwegs war, desto länger setzte er sich dem Risiko aus entdeckt zu werden. Also begab er sich auf eiligstem Wege zurück zum Domus, im Bewusstsein, das es ihm immer noch theoretisch möglich war zu fliehen, sollte er sich eines Tages dafür entscheiden.

    Es war noch immer tiefe Nacht, als er von seinem kleinen Ausflug zurückkam. Viele Erinnerungen hatte sein Traum in ihm wach gerufen und nun fragte er sich, was dieser Traum wohl zu bedeuten hatte. Dass die Freiheit in ungekannte Fernen gerückt war? Das eine Flucht zum Scheitern verurteilt war? Er hatte lange nicht mehr an Flucht gedacht. Warum also quälte ihn dieser Traum derart? Was wollten ihm seine Götter mitteilen? Oder waren dies die Gedanken seines Unterbewusstsein, die sich hier wiederspiegelten? Mit diesen Gedanken fiel er wieder in unruhigen Schlaf.

    Wind, Wind im Haar, der mit jeder einzelnen Locke spielt...
    Bäume, Bäume mit goldenen Blättern oder dunklen Nadeln, die im Wind rauschen...
    Gras, Gras auf einer Lichtung, das die Bäume am Saum umspielt.
    Dickicht, morsches Dickicht, das die Gräser überwuchert...
    Sprung, Sprung des über das Dickicht...
    Hufe, wirbelnde Hufe nach dem Sprung...
    Pferd, ungestümes Pferd wie ein Wirbelwind...


    Er sog die Eindrücke und Gerüche auf, die von Freiheit erzählten. Sog gewissermaßen die Freiheit selbst in sich auf. Durch tiefe Wälder und über satte Wiesen ließ er sich tragen. Ohne Sattel oder Zügel immer dem Willen des Tieres unter sich folgend. Ohne Ziel und ohne Plan. Nur frei, unendlich frei...


    Doch dann teilte sich der Wald und er sah weder eine keine Weitere Lichtung noch weite Flur vor sich. Nein! Ihm starrten Baumpfähle entgegen, angespitzte Baumpfähle, die auf ihn ausgerichtet waren. Er griff in die Mähne des Pferdes, doch dieses machte keine Anstalten langsamer zu werden. Unaufhörlich strebte er endlos lange dem Unausweichlichen zu. Der Aufprall stand unmittelbar bevor. Er öffnete den Mund zu einem letzten Schrei...


    AHHH!!!


    Crinon schrak aus seinem Lager hoch. Er fühlte sich wie gerädert. Dunkel erinnerte er sich an seinen Traum. Nur das Ende hatte er klar vor Augen. Mühsam richtete er sich auf. Er schien niemanden geweckt zu haben. An Schlaf war ohnehin nicht zu denken, also stand er auf und machte sich auf, um die Waschschüssel schon mal neu zu befüllen.


    Bald darauf war er zurück und erquickte sich am kühlen Nass, das seine Lebensgeister zurückkehren lies. Was solle er nun tun? Die Nacht hatte das Domus wie die gesamte Stadt fest im Griff. Nach einigem hin und herüberlegen, entschied er sich, seine Fähigkeiten mal wieder zu erproben.

    Crinon persönlich war es völlig egal, ob der Pelzhändler eine römische Dame mehr oder weniger über den Tisch zog, doch er fürchtete, dass es auf ihn zurückfallen würde, wenn auch nur ein erworbener Pelz nicht in einwandfreiem Zustand war. Er musterte kurz seinen Gegenüber; vielleicht war bei diesem Kauz die "vertrauliche" Tour die richtige?


    As we di Chaudawelsch lichtda z'faschdo wär. I han ußerdäm nit dini ganzi Wor gridisiert. Es sin numme e baar drunda, vo dene i nit will dass si in de Besitz vo minere Herrri übergöhn. Wäge mir chöndsch si bschieße wie de wotsch, aber wil i debi gsi bi, würd sel uf mi z'ruckcho; du vaschdosch?


    Als ob dein Kauderwelsch leichter zu verstehen wäre. Ich habe außerdem nicht deine ganze Ware kritisiert. Es sind lediglich einige darunter, von welchen ich nicht will, das sie in den Besitz meiner Herrin übergehen. Meinetwegen könntest du sie bescheißen, wie du willst, doch weil ich dabei war wird es auf mich zurückfallen; du verstehst?

    Nachdem er von Phaeneas damit beauftragt worden war, einen Brief zu überbringen, hatte er mit flottem Tempo dem Weg zu den Gemächern der Herrin beschritten und klopfte, als er diese erreicht hatte, verhalten an die Tür. Er hoffte auf eine gute Laune der Herrin. Doch sonst drohte ihm als Opfer, das gerade zur Hand war nichts Gutes, vermutete er.

    Er meint das seien Biberpelze, die er selbst gefangen hat. Von wo genau kann ich seinem Gelaber nicht so recht entnehmen.


    Auch Crinon warf einen Blick auf die Pelze. Sichprobenartig kontrollierte er auch die Unterseiten:


    Hier ist Vorsicht geboten. Einige sind zu trocken. Daran werdet ihr nicht lange Freude haben.


    Seine Zweifel teilte er auch dem Händler (selbstverständlich auf germanisch) mit:


    Er da! Va'süëch nit minere Herrin öbbis a'zdrülle, wo nit vo obdimalä Qualidät isch.
    Versuch nicht meiner Herrin etwas anzudrehen, das nicht von optimaler Qualität ist.
    Do chömme numme Pelz in Frog, wo eiwandfrey in Ordnig sin!
    Da kommen nur Pelze in Frage, die von einwandfreier Qualität sind!

    Zwar hatte er sich in die Schusslinie zwischen den Germanen und seiner Herrin gebracht, doch nun bestand die Gefahr, das sie in ihn hineinlief, was ihm sicher schlecht bekommen würde. Obwohl es nicht ohne Risiko war löste er seinen Blick und sah sich nach der Herrin um, die sich zum Glück gerade auf den Stand eines Pelzhändlers konzentrierte. Als er den Anderen in der Menge suchte, sah er diesen gerade noch in der Menge verschwinden. Diese Situationwar also einstweilen überstanden. Doch nun musste er dafür sorgen, dass sich die Herrin nicht an dem armen Pelzhändler vergriff. Das würde dem Herrn sicherlich nicht gefallen. Vielleicht war es besser wenn er dolmetschte, bevor die Geduld der Herrin ihr Ende finden würde.


    Herrin?.. Darf ich euch das Leben erleichtern?


    [SIZE=7]/edit: die liebe Orthographie [/SIZE]

    *Klick* Die Erinnerung kam zurück. Der andere, dessen Gesicht gerade wieder zu sehen war war älter geworden, sicher; und offensichtlich hatte sich jemand professionell seiner Kopfbehaarung angenommen, doch es war jener Bursche, an dessen Bekanntschaft er vor einiger Zeit zurückgedacht hatte. Was machte er hier? ging von ihm etwa eine Bedrohung aus? Mit zwei, drei schnellen Schritten überholte er Paulina und brachte sich so zwischen den Germanen und seine Herrin, die zu beschützen deine Aufgabe war. War es doch ein Fehler gewesen ihm damals das Leben zu retten?

    Wie ein treuer Wachhund folgte Crinon der Herrin auf den Markt. Doch im Gegensatz zu einem Hund - mal abgesehen davon, dass er keine Flöhe hatte - beobachtete er mit Augen und Ohren sehr viel aufmerksamer die Umgebung. Doch fürs Erste gab es nur die üblichen Händler, Marktschreier und Kunden zu beobachten. Von Belauschen konnte bei der herrschenden Lautstärke ohnehin keine Rede sein.
    Doch dann sah er ein Gesicht. Es erinnerte ihn an jemanden, aber an wen? Es war irgendwie verändert, aber dennoch..

    Ja Herrin!


    Was blieb ihm denn sonst zu antworten? Sie wollte in die Stadt? Dann ging es in die Stadt. Auch wenn es nur auf Befehl geschehen würde, so kam er doch aus der Regia heraus, wenn auch in dieser Begleitung, die ihm nicht die angenehmste zu sein schien. Andererseits gab es nun eine neue Gelegenheit sich vor dem Legaten zu beweisen, wenn Crinon dies unbedingt gewollt hätte.

    Verzeiht Herrin. Das lag nicht in meiner Absicht. Ihr habt mich rufen lassen?


    Wie konnte er sie erschreckt haben? Schließlich war er doch auf ihr Geheiß hier! Was konnte er denn dafür, das hier die Türen keinen Mucks von sich gaben, wenn man sie öffnete. Da war er ganz anderes gewohnt.
    Aber bei dieser Person musste man sich eben vorsehen. Das sollte ihm nicht wieder passieren.

    Ohne das geringste Knarren öffnete sich die Tür und Crinon trat ein. Als der gehört hatte, dass nach ihm verlangt wurde, war er schleunigst zu den Gemächern der Herrin geeilt. In dem Raum den er betrat hätte sicherlich eine gesamte germanische Familie Unterkunft gefunden und Crinon war einmal mehr über den Luxus erstaunt, mit dem sich die römische Oberschicht umgab. Er neigte kurz den Kopf und fragte:


    Was kann ich für euch tun Herrin?

    Endlich von der leidigen Abtrocknerei befreit machte sich Crinon auf die Suche nach Berenice, wie Phaeneas ihm aufgetragen hatte und tatsächlich fand er sie in der Sklavenunterkunft beim Tratsch. Nicht das es ihn gestört hätte. Doch hätte nicht auch sie das Geschirr abtrocken können? Er verdrängte diesen Gedanken der Missgunst und unterbrach das Geschnatter der Sklavinnen.


    Berenice? Phaeneas wünscht deine Anwesenheit in der Küche!


    Aber...?!!!


    Crinon hob abwehrend die Hände und unterbrach Berenice`s Einwand


    Das erzähle nicht mir, sondern Phaeneas in der Küche. Ich bin nur der Bote.


    Berenice erhob sich theatralisch, warf Crinon einen giftigen Blick zu machte sich wohl auf den Weg zur Küche, wie Crinon annahm. Dieser beschloss angesichts der späten Tageszeit eine Mütze Schlaf zu sich zu nehmen und legte sich auf sein Lager, wo der zu dem Gemurmel der verbliebenen Sklavinnen einschlief.

    Mach Ich!


    sprach Crinon, stellte den letzten gründlich getrockneten Teller an seinen Platz und verlies die Culina mit einem leisen erleichterten Seufzer.

    Ich werde mein Möglichstes tun und euch nicht enttäuschen, Herr.


    Das wurde doch durchaus zu einem Auftrag nach Crinons Geschmack. Er war sich sicher, das er ihn zur Zufriedenheit seines Herrn würde ausführen können.
    Doch seine Sorge um dessen Sicherheit wurde plötzlich massiv gesteigert. Eigentlich hatte er sich gerade zum Verlassen des Raumes anschicken wollen, als er eine Bewegung wahrnahm. Hier war noch jemand in den Raum getreten, und das heimlich.
    Unauffällig blickter er sich um, doch dann erkannte er Phaeneas und entspannte sich wieder. Auch wenn dieser seine Hände hinter dem Rücken verbarg.
    Crinon wand sich wieder seinem Herrn zu und sagte:


    Mit eurer Erlaubnis würde ich mich gerne zurückziehen und umgehend um die Ausbildung kümmern. Oder kann ich noch etwas für euch tun?

    Wenn ihr keine spezifischere Order für mich habt, so ist der Auftrag eingentlich ziemlich klar. Eure Verlobte mit meinem Leben unter Einsatz all meiner Talente und Fähigkeiten zu beschützen. Insbesondere wenn sie die Regia verlässt.


    Eine Frage drängte sich ihm zwar auf, doch er wagte nicht sie zu stellen. Die Frage nach seiner Bewaffnung. Doch er hatte sich in den letzten Wochen mit einigen Messern versorgt, die er geschickt einzusetzen verstand. Jeder Angriff, der mehr erfondern würde bedurfte ohnehin auch einer Unterweisung der obligatorischen Sänftenträger.


    Um den optimalen Schutz zu gewährleisten wäre es angebracht, dass ich die Sänftenträger - eure Verlobte benutzt in der Regel eine Solche nehme ich an? - in den rudimentären Regeln im Umgang mit Angreifern unterweise. A propos Angreifer. Wie sehr rechnet Ihr mit einem Angriff auf eure Verlobte und in welchem Umfang?

    Zitat

    Original von Aelia Paulina
    ...ich habe gehört das es hier im Winter sogar schneien soll.


    Mühsam unterdrückte Crinon ein Lächeln der Belustigung. "angeblich schneien" sollte es also? Er hatte den einen oder anderen Winter erlebt als der Wald buchstäblich im Schnee versank. Wenn er an die schlechte Jagdsaison dachte, die da stets folgte, machte sich erneut das Unbehagen breit. Ja es schneite, und wie!