Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    [Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/b9fia5308r99j8ltn.jpg]
    Diomedes

    Diomedes wischte sich eilig die mehligen Hände an der Schürze ab, bevor er die Tür öffnete. Neugierig schaute er den Besucher an. Der kam ihm irgendwie bekannt vor. War das nicht einer der Germanicer? Nein, er mußte sich irren. Einer von denen würde doch nicht herkommen, wo doch alle Quintilier in der Casa Germanica waren. „Salve. Was kann ich für Dich tun?“



    SKLAVE - IULLUS QUINTILIUS SERMO
    VILICUS - IULLUS QUINTILIUS SERMO

    Die Männer gaben sich gleich viel mehr Mühe. Die Drohung des Latrinenputzens wirkte eben doch immer. Valerian erinnerte sich unwillkürlich daran, wie solch eine Strafe für ihn einmal ausgegangen war. Die Narben trug er heute noch auf seinem Rücken, auch wenn sie sehr stark verblaßt waren. Besser, seine Männer erfuhren niemals davon. Er konzentrierte sich wieder auf die Übungen seiner Männer. Sie stellten sich schon gar nicht dumm an. Dafür, daß sie mit dem Gladius noch nicht viel trainiert hatten. Ein Gladius zu Boden fallen sah er tatsächlich nicht mehr. Auch wenn es noch ein paar Verwicklungen mit der einen oder anderen Toga gab. Die Stöße wurden schnell und zielsicher ausgeführt, Ausweichen war schwer und gelang nur selten. Gut so. Sie lernten schnell, worauf es ankam. Valerian klopfte einem der Männer, der gerade knapp gesiegt hatte, auf die Schulter. Es war Annaeus Milo, der ihm schon häufiger positiv aufgefallen war. „Sehr gut, Männer! Die gute Nachricht: die Latrinen bleiben euch erspart! Die schlechte: Alle Verlierer dürfen heute Nachtwache schieben! Schluß für heute! Ihr lauft noch drei Runden um den Platz und tretet morgen wieder in Rüstung, mit Übungsscutum und Übungsgladius an!“ Er befahl ihnen, loszulaufen und überwachte dann noch, ob sie auch wirklich ihre Runden ableisteten.

    Der Centurio war gerade dabei, seine Rüstung wieder anzulegen, nachdem sein Bursche diese fleißig gewienert hatte. Er hatte vor, die Stuben seiner Männer mal wieder unangekündigt zu inspizieren. Ab und an war das einfach nötig, um die Angst vor solchen Inspektionen frisch genug zu halten, daß immer Ordnung herrschte. „Herein!“, rief er, als es klopfte.

    „Wenn er darauf eingeht, könntest Du dafür sorgen, daß im Wachbericht der Vermerk auftaucht, daß Quarto den Palast verlassen hat, bevor ich ihn antreffen konnte, selbst wenn wir gemeinsam hinausgehen. Ihn aus der Stadt zu kriegen, sollte kein unüberwindliches Problem sein. Aber einen sicheren Ort weiß ich für ihn nicht. Das ist ja kein ausgereifter Plan, Antoninus. Ich bekam eben den Befehl und konnte einfach nicht glauben... Naja, ich weiß ganz sicher, daß er an der Ermordung des Kaisers keinerlei Anteil hat. Und ich werde ihm anbieten, ihm rauszuhelfen. Keine Ahnung, ob er darauf überhaupt eingeht, vielleicht will er es gar nicht.“


    Die Bestätigungen seiner Männer waren eine große Erleichterung. Sicher, er hatte damit gerechnet, nicht umsonst hatte er diese Männer ausgesucht. Doch es nochmal bestätigt zu hören und auch das Nicken von Ofella beruhigten ihn doch sehr. „Meine Männer werden voll und ganz hinter mir stehen, wie Du hörst. Wie gesagt, ich muß überhaupt erst einmal mit Aelius sprechen. Ich nehme doch an, daß Du mich einläßt?“ Er lächelte leicht, sicher, daß Antoninus ihn zum Domus vorließ.

    „Werft euer Gladius nicht weg!“, schimpfte Valerian, als der erste sein Schwert fallen ließ, nachdem er sich irgendwie verheddert hatte. „Besser eine beschädigte Toga, als eine Klinge zwischen den Rippen! Verliert ihr im Kampf eure Waffe, seid ihr im Nachteil. Sie wiederzuerlangen ist fast unmöglich, dafür ist es sehr wahrscheinlich, daß ihr sterbt. Der nächste, dessen Klinge am Boden landet, putzt zwei Wochen die Latrinen! Ja, meine Freunde! Es ist kein Spaß, die Latrinen zu putzen, ich weiß das wohl. Aber eine verlorene Klinge ist auch kein Spaß!“ Es war ja nicht so, als wäre Milo der einzige gewesen, dem das passiert war.


    Es wurde besser, die jungen Männer fanden sich immer besser mit der Toga zurecht. Trotzdem gab es viele Schwächen. Manche waren arg sparsam mit ihren Bewegungen. Viel Kraft lag nicht mehr darin. „Jeder sucht sich einen Partner. Versucht es gegeneinander. Wer drei Treffer kassiert hat, ist der Verlierer! Kämpft!“ Da sie nichts hatten, womit sie parieren konnten, würde das wohl relativ schnell gehen. Zweck der Übung war auch nur, daß sie sich ein wenig schneller bewegten und dabei merkten, wie sehr die Toga im Weg war, wenn man eigentlich keine Zeit hatte, darauf zu achten.

    Zitat

    Original von Iunia Serrana
    Aus dem Sedulus' Officium kommend waren Serrana und Calvena zunächst ins Atrium hinübergegangen, wo sie auch tatsächlich ihre gesammelte Kinderschar ausfindig machten: Sabina, die Zwillinge und auch Rufus, den Serrana allerdings erst auf den zweiten Blick entdeckte, da er mit seinem Vater auf einer der Bänke dort saß. Mit seinem Vater? Was machte denn Valerian hier in der Casa Germanica, noch dazu in Uniform und in Begleitung eines weiteren Urbaners?
    "Salvete und willkommen in der Casa Germanica." erinnerte sie sich dann doch noch an ihre Pflichten als Dame des Hauses und nickte den beiden Männern zu, bevor sie Valerian einen fragenden Blick zuwarf. "Versteh mich nicht falsch, ich freue mich immer dich zu sehen, aber warum seid ihr mitten in der Ausgangssperre hier? Ist irgendetwas passiert?"


    Es war merkwürdig, so eingehend betrachtet zu werden. Was sein Sohn wohl in ihm sah? Was mochte hinter der kleinen Stirn vorgehen? Valerian hielt einfach still und ließ es sich gefallen, so angeschaut zu werden. Die Frage zu beantworten, fiel ihm auch nicht schwer. „Ganz genau so doll wie Mama. Ich könnte niemals zwischen euch wählen. Du bist unser Sohn, ein Teil von mir und auch von ihr.“ Warum glaubte der Junge denn, dass das anders sei?


    „Tja, der Praefectus Urbi, der mächtigste Mann in Rom, der hat auf unserer Hochzeit sehr ungehörige Dinge über Deine Mutter gesagt. Ich wurde sehr wütend. Mit dem mächtigsten Mann legt man sich aber besser nicht an. Er mag mich seit dem nicht und ärgert mich, wann immer er kann. Leider hat er die Macht dazu und ich kann nur wenig dagegen tun. Manchmal, mein Sohn, muss man überlegen, ob man besser seinen Mund hält – oder vielleicht etwas zu sagen findet, das wirkt und trotzdem nicht schaden kann. Ich hätte einen Witz daraus machen sollen, dann wäre alles gut gewesen. Aber ich war dafür zu wütend. Merke Dir das gut! Hast Du es mit Mächtigen zu tun, so denke einen Moment länger nach. Damit Du weder feige bist, noch für den Rest Deines Lebens bezahlen musst.“ Er erwartete nicht, daß Rufus ihn verstand. Aber vielleicht würde er sich die Worte merken. Und sie eines Tages dann doch verstehen.


    „Nein, die können sich nicht vertragen. Weil sie Macht wollen. Einer wird am Ende gewinnen. Hoffen wir, dass es der Richtige sein wird, denn dann werde ich auch öfter bei Dir sein können.“ Sofern er überhaupt überlebte. Valerian würde sich aber eher die Zunge abbeißen, als das seinem Sohn zu sagen.


    "Ihr habt euch also geprügelt? Ich dachte mir schon sowas.“ Er deutete auf die Blutflecken auf der Tunika. „Und Du weißt nicht genau, ob Du verloren hast? Dann hast Du auch nicht verloren. Seid ihr unterbrochen worden?“ Der arme Junge sah ganz zerknirscht aus. „Ihr seid gleich alt. Es wird immer mal der eine siegen und dann wieder der andere. Das ist keine Schande. Ihr werdet beide immer besser werden. Magst Du ihn nicht?“ Jungen prügelten sich. Auch die besten Freunde taten das.


    Leider wurden sie nun unterbrochen durch Serrana und Calvena sah Valerian auch das Atrium betreten. Seine Augen leuchteten vor Freude auf. Trotzdem erhob er sich natürlich erst einmal, um die Hausherrin zu begrüßen. „Salve, Serrana. Nunja, Deine Großmutter wollte nicht freiwillig heimgehen, da mußten wir sie eben herbringen, um die Ausgangssperre durchzusetzen.“ Er ließ dabei unerwähnt, auf welche Weise sie sie herbringen mussten.

    Zitat

    Original von Lucius Quintilius Rufus
    ...


    Ich weiß es nicht, war nun nicht gerade die Antwort, die Valerian sich gewünscht hätte. Aber er mußte zugeben, daß er nichts anderes erwarten konnte. Wann war er denn mal zuhause? Die Zeiträume zwischen den Besuchen mochten für ihn sehr schnell vergehen, aber für ein Kind mußten das Ewigkeiten sein. „Ich habe Dich auch sehr, sehr lieb, Lucius.“ Sein Sohn hatte sich mittlerweile neben ihn gesetzt und Valerian legte seinen Arm um ihn. „Und ich wäre gerne mehr bei Dir. Es ist meine Schuld, weißt Du. Ich habe einmal einen sehr großen Fehler gemacht und deshalb bekomme ich so selten frei.“ Es war kaum damit zu rechnen, daß Rufus schon verstand, wie ein rachsüchtiger Mann wie Salinator einem einfachen Centurio das Leben schwer machen konnte. Er drückte den Jungen leicht an sich. „Und im Moment ist es noch schlimmer als sonst, weil der Kaiser tot ist und sich die Mächtigen nun streiten, wer der neue Kaiser werden soll. Da müssen wir aufpassen, daß sich die Menschen auf den Straßen nicht prügeln. Keiner von uns Soldaten bekommt frei.“

    „Och, ein wenig Schmeichelei hat noch nie geschadet“, erwiderte Valerian verschmitzt. Und so ganz ohne Wirkung war es ja auch nicht gewesen, wie er feststellte. „Ich danke Dir dafür, daß Du die Augen und Ohren offen hältst. Ein Praetorianerpraefect, der sich nicht für seine Männer interessiert? Das kann ich mir kaum vorstellen. Eher, daß er hintenrum alles über sie herauszufinden versucht. - Trotzdem, wie kann der Mann sich eurer Treue sicher sein, wenn er nicht mit euch redet?“ Ein Kommandant sollte sich doch seiner Truppe sicher sein. Das galt für alle Truppen. Aber in ganz besonderem Maße für die Praetorianer, fand Valerian. „Naja, es gibt natürlich auch Kommandanten, die durch allzu intensiven Umgang mit ihren Männern allenfalls noch ihre Treue verscherzen.“ Er grinste ein wenig schief und dachte dabei an seinen eigenen Praefaectus. „Bist Du Salinator eigentlich mal persönlich begegnet?“

    Ein wenig enttäuscht schüttelte Valerian den Kopf. „Ach komm schon, Antoninus. Beleidige Dich nicht selbst. Du bist Praetorianer und Du bist einer der besten, Du hast Deine Augen und Ohren überall. Du mußt doch ein bißchen was über ihn wissen? Naja, kannst Du mir wenigstens einen kleinen Tipp geben, wo ich über Deinen Praefectus etwas herausfinden kann? Es ist eine... unglaubliche Aufgabe. Ich soll den Chef des Geheimdienstes ausspionieren! So etwas kann wirklich nur dem Dicken einfallen.“ Eigentlich war es total lachhaft. „Er pflegt also nicht viel direkten Kontakt mit seinen Männern?“ Das war bei Balbus auch anders gewesen.

    Puh, das war ein Schlag mitten in die Magengrube. Valerian schaute seinen Sohn ein wenig ungläubig an, mußte dann aber vor sich selbst zugeben, daß der Junge tatsächlich Recht hatte. Wie groß er schon war! Wo war eigentlich die Zeit geblieben? War es nicht erst gestern gewesen, daß Calvena ihm von den ersten Schritten und den ersten Worten seines kleinen Lucius erzählt hatte? Und nun stand hier ein Junge vor ihm, der bereits mit einem eigenen Willen ausgestattet war, mit Gefühlen, - mit einer eigenen Meinung. Valerian hatte plötzlich das Gefühl, etwas sehr Wichtiges verpaßt zu haben.


    Sanft und wortlos schob Valerian den Jungen zu einer der Bänke im Atrium. Hier hatten sie etwas Abstand zu den anderen. Etwas Ruhe zum Reden. Valerian nahm seinen Helm ab, legte ihn auf die Bank und setzte sich. So hatte er fast gleiche Augenhöhe zu seinem Sohn. „Bin ich so ein hundsmiserabler Vater, Lucius?“ Die Frage war ernst gemeint. Er hatte sich immer gewünscht, ein guter Vater zu sein. Seinen Sohn zu einem gute, starken Mann heranzuziehen. Hatte er jetzt schon versagt?

    Valerian warf nun wieder einen Blick auf seine Männer. Bei Hosidius konnte er sich völlig sicher sein, dass er ihm folgen würde, auch wenn er gegen den Befehl handelte. Bei Octavius war er sich fast sicher. Und Annaeus? Etwas lag im Blick des jungen Mannes, das ihn hoffen ließ, die richtige Wahl getroffen zu haben. Es war natürlich immer noch ein Risiko.


    „Sie sind gut, alle drei“, bestätigte Valerian und lächelte leicht, als Antoninus andeutete, dass er schließlich auch einmal zu seinen Männern gehört hatte. „Ein uralter Fluch lautet: Mögest Du in interessanten Zeiten leben. Ich fürchte, wir leben in überaus interessanten Zeiten. Über jeden Zweifel erhaben ist niemand mehr, zumindest von offizieller Seite.“ Er reichte Antoninus den Befehl.

    „Antoninus, die ganze Sache stinkt. Ganz gewaltig sogar. Ich persönlich fürchte, wir stehen ausgerechnet unter dem Befehl des Mannes, der den Tod des Kaisers zu verantworten hat. Du bist der erste, dem gegenüber ich das so deutlich ausspreche. Doch alles spricht dafür. Sieh Dir an, wer alles im Carcer sitzt. Sieh Dir an, wer verfolgt wird. Und nun sieh Dir an, wen ich heute verhaften soll. Unauffällig, denn an Aelius Quarto wagt nicht mal er sich so ohne Weiteres ran. Würde er ihn nicht verdächtigen, sondern nur ein paar Informationen haben wollen, könnte der Aelier auch hier befragt werden, er müßte nicht in die Castra gebracht werden. Wirst Du mir helfen, wenn ich versuche, ihm zur Flucht zu verhelfen?“ Natürlich wußte er nicht, ob der Aelier überhaupt zu fliehen wünschte. Aber anbieten wollte er es ihm immerhin.


    Sein Blick lag auf seinen Männern. Prüfend. Fragend. Würden sie ihm helfen oder ihn verraten?

    „So ist es! Es ist eine Stichwaffe! Immer wieder sehe ich Männer damit zuschlagen! Das will ich hier bei euch niemals sehen, sonst lernt ihr mich von meiner ungemütlichen Seite kennen! Und glaubt mir, die habt ihr bis heute noch nicht an mir kennengelernt!“ Er schritt an den Männern vorbei, zupfte hier und da an der Toga, um die verborgene Waffe etwas besser zu verstecken. „Es gibt drei Arten, zuzustechen. Der Stich von rechts, der Stich von oben, der Stich von unten!“ Valerian hatte sein Gladius gezogen und führte die Stiche vor. „Bei den Legionen wird mit dem Scutum gekämpft. Die Stiche gehen rechts am Schild vorbei, von oben über den Schildrand in das Gesicht des Gegners, nach unten auf die Beine. Wir werden das auch noch üben. Denn auch wir kämpfen mit dem Schild, wenn wir es können. Aber wir müssen hier in der Stadt oft genug ohne solchen Schutz auskommen, deshalb werdet ihr die Bewegungsabläufe erst einmal so proben. Dort sind Holzpfähle, sie werden eure Gegner sein. Übungsschwerter liegen schon bereit. Ich möchte sehen, wie ihr ohne Schilde, dafür mit der hinderlichen Toga, zurecht kommt. Morgen wiederholen wir die Übung in voller Rüstung mit den Schilden. Ausführen!“

    „Das bin ich“ Die Stimme kannte er doch? Breit grinsend wartete Valerian, bis der alte Freund seine Augen von der offenbar ausgesprochen spannenden Wachstafel erhob und ihn erkannte. Dann ergriff er seinen Arm. „Ich bin auch sehr froh, Dich zu sehen. Diese Männer gehören zu meiner Centuria. Miles Hosidius Voranus, Miles Octavius Ofella und Tiro Annaeus Milo“, stellte er die drei Männer vor, die ihn begleiteten. „Wir müssen zum Domus Aeliana, um mit Consular Aelius Quarto zu sprechen. Die Palastwache will uns nur mit Deiner Genehmigung hereinlassen. - Da ich nicht bereit war, den schriftlichen Befehl jemand anderem als dem diensthabenden Offizier zu zeigen.“ Noch zog er den Befehl nicht hervor, sondern wollte zunächst abwarten, wie Antoninus reagieren würde. Bevor seine Worte aber falsch verstanden wurden, setzte Valerian noch hinzu: „Ich kenne Aelius Quarto gut, auch wenn er sich kaum an mich erinnern wird. Ich kenne niemanden, absolut niemanden, der treuer zu Kaiser Valerianus gestanden hat.“ Diese letzten Sätze hatte er leise gesprochen. Doch neben Antoninus mochten auch seine Männer verstanden haben, was er gesagt hatte. Valerian behielt sie im Auge. Dies war ein kritischer Moment.

    Was war denn nur mit dem Jungen los? Valerian verstand seinen Sohn nicht. Warum schwieg er so beharrlich? „Hast Du Deine Zunge verschluckt oder was ist los?“, fragte er daher kopfschüttelnd und erwiderte dabei den direkten Blick seines Sohnes. „Lucius, ich habe nicht viel Zeit. Willst Du sie wirklich damit verschwenden, daß Du mich anschweigst?“ Sabina beantwortete seine Fragen und er blickte zu ihr herüber. „Danke, Sabina. Sie ist also hier, das beruhigt mich ungemein.“ Er nickte ihr dankbar zu, schaute kurz zu seinem Tiro, der aber ganz gut klar zu kommen schien, und wandte sich dann wieder seinem Sohn zu. „Also, Lucius? Was ist los mit Dir?“

    Der junge Annaeer zeigte sich geschickt darin, die Waffen ordentlich unterzubringen. Andere taten sich da noch etwas schwerer und brauchten mehr Hilfestellung bei diesem ersten Versuch. Wieder ermahnte Valerian sie dazu, auch außerhalb des Dienstes diese Dinge zu üben. „Der nächste Punkt ist die Rüstung. Ich trage heute ein Kettenhemd. Wer aufmerksam beobachtet, dem wird es auch nicht entgehen. Aus diesem Grund solltet ihr immer überlegen, ob es sinnvoll ist, eines zu tragen. Wollt ihr jemanden beschatten, dann laßt es lieber weg. Gut soweit. Wir machen jetzt mit ein paar Übungen weiter. Das Gladius ist unsere Hauptwaffe, gerade hier in der Stadt. Wer kann mir erklären, um was für eine Waffe es sich beim Gladius handelt? Wie wird damit gekämpft?“

    Valerian betrat die Kommandantur und grüßte militärisch. "Centurio Lucius Quintilius Valerian von den Cohortes Urbanae. Diese Männer gehören zu mir." Er wies auf seine drei Begleiter. "Ich wünsche den diensthabenden Offizier zu sprechen." Er hätte jetzt zu gerne gewußt, was seine Männer so dachten. Für sie mußte es neu sein, sich in den Gefilden der Praetorianer zu bewegen. Gerade die jüngeren, Octavius oder gar der Tiro Annaeus.

    Zitat

    Original von Ein Praetorianer
    Der Miles äugte erst mal. Was machten die Urbanii hier? So sonderlich gern gesehen waren die ja hier auf dem Paladin nicht grade. Aber der Mann war Centurio also nahm er Haltung an und grüßte wie es sich gehörte. „Salve Centurio. Hast Du einen schriftlichen Befehl der deine Anwesenheit im Palast legitimiert?“ Hier galt es sich nicht in die Nesseln zu setzten. Verrat lag überall in der Luft.


    Sim-Off:

    Ja, davon gehe ich auch aus.


    "Den habe ich, Miles, der ist aber nicht für Deine Augen bestimmt. Deinem Centurio werde ich ihn gerne zeigen, wenn Du meinem Wort und meiner Marke allein nicht traust." Es war ja verständlich, daß der Mann vorsichtig war. Aber die CU waren dem PU direkt unterstellt und zur Zeit war dieser der mächtigste Mann in Rom. Da gab es an seiner Legitimation nun gar nichts zu deuteln. Zu Lebzeiten und bei Anwesenheit des Kaisers wäre das natürlich etwas ganz anderes.

    Ein zuverlässiger Bote gab den versiegelten Brief beim Cursus Publicus ab und bat darum, die Gebühr von der Familienwertkarte der Quintilier abzubuchen.



    Tribunus I. Quintilius Sermo
    Legio XXII Deiatoriana
    Nikopolis
    Aegyptus



    Salve Iullus,
    es tut gut, von Dir zu hören. Entsetzlich, daß Dein Schiff untergegangen ist und welch ein Glück, daß Du dies unbeschadet überlebt hast. Die Götter müssen Dich lieben, werter Vetter. Dennoch werde ich ihnen zum Dank ein Opfer darbringen. Überhaupt kann es in diesen Zeiten nicht schaden, sich der Götter zu erinnern.


    Du fragst, was in Rom geschehen ist und es ist kaum möglich, dies alles in Worte zu fassen. Zumal man dem Papier auch nicht alles anvertrauen kann, was an Gerüchten und Mutmaßungen im Umlauf ist. Sicherlich hast Du inzwischen erfahren, daß der Kaiser ermordet wurde. Wie seine Familie auch. Das scheint das einzige zu sein, was sicher ist. Angeblich haben einige Senatoren dies zu verschulden. Sie hätten eine Verschwörung gegen den Kaiser geschmiedet, heißt es. Der alte Tiberius Durus hat Selbstmord begangen, als die Praetorianer in sein Haus kamen. Dies wird wohl als Schuldgeständnis gewertet. Ich weiß aber nicht. Er war alt und von Schmerzen geplagt. Ein Verhör im Carcer der Praetorianer riskieren am Ende des Lebens? Ich mochte ihn nicht, das weißt Du sicher. Man kann sogar sagen, daß ich ihn ziemlich verabscheute, den eingebildeten, hochnäsigen Patrizier. Aber er hat immer Rom gedient, sich sehr stark dem Dienst für die Götter verschrieben, das muß man dem Alten lassen. Es erscheint mir unglaubwürdig, daß er für den Tod des Kaisers verantwortlich sein soll. Wäre der Praefectus Urbi das Opfer des Anschlages, ja, das würde ich dem alten Tiberius schon eher zutrauen.


    Im Carcer sind Männer wie Flavius Furianus, Vinicius Hungaricus und Vinicius Lucianus inhaftiert. Auch das stimmt mich nachdenklich. Gerade die einflußreichsten unter den Senatoren, die zum Teil auch gegeneinander gearbeitet haben, sollen sich gemeinsam gegen den Kaiser verschworen haben? Als Staatsfeinde wurden ausgerufen: Manius Flavius Gracchus, Sextus Aurelius Lupus und Appius Cornelius Palma. Sie sind wohl auf der Flucht. Selbst Consular Aelius Quarto scheint unter Verdacht zu stehen und allerspätestens bei diesem Namen muß man doch wirklich aufhorchen, finde ich. Letzteres ist allerdings auch nicht allgemein bekannt, ich bitte Dich also, es nicht zu verbreiten, sonst bringt es unsere Familie vielleicht in Gefahr.


    Im Moment scheinen wir noch sicher zu sein. Doch Du weißt, daß der Praefectus Urbi keine hohe Meinung von mir hat und so kann das jederzeit umschlagen. Calvena und Lucius halten sich zur Zeit in der Casa Germanica auf. Das schien Calvena die sicherste Möglichkeit zu sein, als die Ausgangssperre über Rom verhängt wurde. Ich schließe mich ihrer Meinung an. Die Germanicer haben sich nie eindeutig positioniert, scheinen also nicht auf der Feindesliste des Vesculariers zu stehen. Meine Familie in ihrem Haus zu wissen, gibt mir zumindest ein sicheres Gefühl.


    Das Leben in Rom scheint oberflächlich in beinahe normalen Bahnen zu verlaufen, es ist fast unheimlich. Denn machen wir uns nichts vor: Die Welt ist aus den Angeln gehoben, solange es keinen neuen Kaiser gibt, der überall anerkannt wird. Es kann jederzeit das Chaos ausbrechen. Ich wünsche Dir für diesen Fall alles Gute. Vielleicht kommt die Welle der Gewalt auch nicht so ungebremst in Aegyptus an, wie sie hier zu befürchten ist. Sei bitte vorsichtig, was immer Du auch tust. Mögen die Götter weiterhin ihre Hände schützend über Dich halten.


    Vale,


    Lucius Quintilius Valerian


    [Blockierte Grafik: http://img24.imageshack.us/img24/8500/quintiliersiegelsmrot.png]
    PRIDIE ID FEB DCCCLXII A.U.C.
    (12.2.2012/109 n.Chr.)


    Von der Porta kommend betrat die kleine Gruppe das Atrium und kam sogleich in den Riesentrubel hinein. Die Kinder schienen ja einen Riesenspaß zu haben. Mal abgesehen von Rufus, der ausgesprochen bockig zu sein schien. Staunend erkannte Valerian, wie groß Sabina geworden war. Fast schon eine junge Frau! Er war zu lange nicht mehr hier gewesen. Zumindest nicht zu Zeiten, in denen er dem Mädchen begegnet wäre. Die Zwillinge waren sichtlich quirlig wie sein eigener Sohn auch.


    "Annaeus", sprach er seinen Tiro an, "dieser Trubelhaufen ist meine Familie beziehungsweise die Familie meiner Frau. Ich hoffe, Du siehst uns diesen Trubel nach." Er lächelte, denn eigentlich war er sehr stolz auf die Lebhaftigkeit der Seinen.


    Seinen Sohn hatte er keinesfalls vergessen, er beugte sich zu dem bockigen Kind herunter und schaute ihn ernst an. "Nun zu Dir, junger Mann. Also, was ist los mit Dir? Und wo ist Deine Mutter?" Er legte seine Hand auf die Schulter seines Sohnes und drückte sie leicht. Das Blut schien wirklich nicht weiter der Rede wert zu sein. Etwas Nasenbluten, das passierte schnell bei einer Rangelei. Wie man bei Victorius sehen konnte, war er wohl der Gegenpart gewesen, denn auch seine Kleidung war von ein bißchen Blut verziert und wies einen Riß auf.