Beiträge von Quintus Caecilius Aventurinus

    Aventurinus nickte bei den Worten von Felix. Er hatte im Grunde nichts anderes erwartet. Die Antwort entsprach letztlich dem von ihm selbst Vorgeschlagenen. Jeglicher Zuzug nach Misenum würde der Stadt gut tun und welche Kräfte sich dort letztendlich durchsetzen würden, das lag in der Zukunft. Aber es gab keine Privilegien für irgendwelche Gruppen, dies war das Entscheidende.

    "Gut. Schwamm drüber. Es hat ja auch in der Vergangenheit immer tadellos geklappt. Reden wir darüber, wie wir es zukünftig handhaben wollen." sagte Aventurinus.


    "Wichtig ist das die Berichte demnächst wieder regelmäßig auf den Tisch unseres Legaten flattern. Wie wollt ihr es zukünftig handhaben? Schreibt ihr weiter abwechselnd?" fragte er.

    "Meine Lieben..." begann Aventurinus, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, und redete nicht lange um den heißen Brei herum


    "Ich war soeben bei unserem Big-Boss. Er ist unzufrieden mit euch, weil die Berichte in letzter Zeit unregelmäßig erschienen sind. Ihr wißt ja, er ist im Allgemeinem recht geduldsam. Aber wenn ihm die Lektüre zu seinem morgendlichen Wein fehlt, dann langweilt er sich schnell..."

    Seine Meinung in dieser Angelegenheit hatte sich Aventurinus nach Kenntnisnahme des Gesprächsprotokolles rasch gebildet, aber er hatte seine Meinung nicht ohne Aufforderung des Statthalters zum Besten geben wollen und die Zeit genutzt um sich einige Worte zurechtzulegen. Deandras letzte Äußerungen hatten ihn in seiner Meinung noch zusätzlich bestärkt. An einer Stelle ihrer Ausführungen zuckte sein rechter Nasenflügel merklich, obwohl ihm ansonsten nicht anzusehen war, was er dachte.


    "Sehr wohl, mein Legatus.“ antwortete er Felix.


    "Ich zolle den tatkräftigen Bürgern Mantuas meine aufrichtige Anerkennung wie sie das vorher im Winterschlaf befindliche Mantua auferweckt haben…“, jetzt an Deandra gewandt.


    Dann, wieder an beide Gesprächspartner gerichtet, "...natürlich kann man dabei auch nicht den Beitrag der Legio I vergessen, deren Anwesenheit die Stadt prosperieren lässt. Wie Deandra jedoch bereits selbst sagt, platzt Mantua längst nicht aus allen Nähten. Dem Studium der mir aus Mantua zugehenden Berichte zufolge sehe ich noch viel Arbeit vor den dort wirkenden Kräften, um den Aufschwung Mantuas auf Dauer zu sichern.“


    Aventurinus machte eine kurze Pause und nippte von seinem O-Saft. Wein wäre jetzt besser, dachte er.


    "Von daher sehe ich keine Notwendigkeit Bürger aus Mantua abzuziehen und stattdessen nach Misenum umzusiedeln. Dies erscheint mir als ein Nullsummenspiel. Da ich als Comes die gesamte Regio im Auge haben muß, sehe ich keinen Vorteil darin den gerade begonnenen Aufschwung Mantuas wieder abzubremsen und durch gezielte Wegzüge nach Misenum vielleicht sogar zu gefährden.“ fuhr Aventurinus dann fort.


    "Das aber nur am Rande. Denn bei unserem Gespräch hier geht es nicht um Mantua, sondern um Misenum. Fakt ist, Misenum benötigt Unterstützung durch die Provinzialverwaltung und wir beraten in der Curie gegenwärtig intensiv darüber, was zu tun ist. Auf jeden Fall benötigt die Stadt ein scharfes Profil. Ein eigenständiges Profil. Ein Profil, welches sich von dem Profil der anderen großen Städte Italias unterscheidet. Denn nur durch ein eigenständiges, ein neues Konzept für Misenum können wir die Stadt für neue Bevölkerungsschichten attraktiv machen und Bürger anziehen, die wir mit den Konzepten der anderen Städte bisher nicht dazu bewegen konnten sich in unserer Regio niederzulassen. Ostia nutzt seine Möglichkeiten als Hafen- und Handelsstadt, Mantua ist die Stadt der Legio I und des religiösen Traditionalismus. Das Konzept von Mantua jetzt auf eine Stadt wie Misenum übertragen zu wollen halte ich für nicht sinnvoll. Für Misenum brauchen wir neue Wege. Ich sehe Misenum vor meinem inneren Auge erblühen als weltoffene Stadt, als mondänes Seebad, als Erholungsoase der römischen Oberschicht.“


    Aventurinus verspürte inzwischen ein Kratzen in seiner Kehle. O-Saft war definitiv nicht das geeignete Schmiermittel für längere Reden. Aber was half es? Das Thema war zu wichtig.


    Mit seinen nächsten Worten wandte er sich nochmals an die Aurelierin.


    "Meine liebe Deandra, dein Ansinnen die Hälfte der Bevölkerung dieser Stadt - nämlich alle Frauen - von der Verwaltung dieser Stadt auszuschließen, widerspräche der Politik unseres Kaisers, welcher gerade in dieser Hinsicht sehr tolerant ist und immer wieder bewiesen hat, daß er großes Vertrauen zu Frauen in hohen und höchsten politischen Ämtern hat. Als Mitglied der Factio Veneta unterstütze ich diese weitsichtige Politik unseres geliebten Augustus ausdrücklich. Ich kann mir jedenfalls für Misenum genauso gut einen weiblichen Duumvir wie einen männlichen Duumvir vorstellen. Einzig und allein die persönliche Eignung darf das Kriterium für die Besetzung einer Stelle in der Verwaltung sein und nicht das Geschlecht des Kandidaten.“


    Lächelnd fügte er hinzu, "Im übrigen bist du selbst, Deandra, doch das beste Beispiel dafür, daß Frauen auch in der Verwaltung hervorragende Leistungen bringen können. Ich denke nur an dein Schaffen in Ostia. Deshalb verstehe ich überhaupt nicht warum du deinen Geschlechtsgenossinnen Steine in den Weg legen willst.“


    Aventurinus sah die bereits leicht ungeduldig werdende Miene von Felix. Es war Zeit zum Ende der Ausführungen zu kommen.


    "Mein Legatus. Ich denke das Konzept von Mantua ist nicht auf Misenum oder andere Städte übertragbar. Natürlich sind generell alle Bürger willkommen, die sich am Aufbau Misenums beteiligen wollen. Jedoch ohne Gewährung derartiger von Deandra vorgeschlagenen Privilegien und den damit verbundenen Einschränkungen für andere Bevölkerungsgruppen. Dies ist meine von Überzeugung getragene Meinung. Die Entscheidung wie in Misenum verfahren wird obliegt nun dir, Secundus Flavius.“

    "Die Patrizier in unseren Reihen könnten sich vielleicht von Misenum besonders angesprochen fühlen...." ergänzte Aventurinus die Überlegungen Aelias. "Ein mondänes Seebad käme ihrem Lebensstil sicher besonders entgegen."
    "Also die Claudier und die Tiberier. Die blauen Aurelier widmen sich ja eher Ostia und das ist auch gut so."

    "Du hast recht, Marcus Sergius. Zu oft wälzen wir Menschen Probleme, anstatt uns den Dingen zu widmen die uns gut tun.“


    Aventurinus prostete Stephanus zu und trank dann von dem Wein. Langsam, aber mit großem Genuß.


    "Ein vorzüglicher Tropfen.“ stellte er dann anerkennend fest.

    „Selbstverständlich, mein Legatus. Du sollst deine Berichte zukünftig wieder pünktlich bekommen.“ sagte er und nahm sich vor, die Schreibblockade der beiden Magistri Scriniorum zu beenden.


    Felix schien sich ohne seine Berichte furchtbar zu langweilen, dachte Aventurinus, und nahm einen weiteren Schluck des ihm servierten guten Weines zu sich.

    Zitat

    Original von Didia Sinona
    Wir leben in einem Patriachat, Freiwillige treten vor flüsterte ich und trat einen Schritt zurück


    "Ich dachte wir sind beide freiwillig hier." flüsterte Aventurinus schelmisch grinsend zurück und gab Sinona rasch noch einen Kuß auf die Wange.


    Zum richtigen Officium hatte ihn seine Liebste schon mal bugsiert, nun war es an ihm die Abwicklung der Formalitäten in die Hand zu nehmen. Nach dem Lesen des Schildes...



    Bitte ohne Anklopfen eintreten!



    ...tat er dergleichen, die Liebste im Gefolge.


    "Salve." begrüßte er die Priesterin, welche ihn und Sinona bei ihrem Eintritt erwartungsvoll anschaute.


    "Ich möchte unsere Verlobung eintragen lassen. Welche Angaben werden benötigt?"

    Zitat

    Original von Marcus Sergius Stephanus
    Ich denke, wir können der Albata(bzw. Aurelia Deandra) ja nichts verwehren. Ich würde ihnen aber auch keine Versprechungen machen, außer dass wir Mantua unterstützen. Wenn sie Leute nach Misenum schicken ok. Aber gleichzeitig sollten wir alle mal überlegen, ob er/sie Leute kennt, die ein anderes Profil für Misenum geben könnten


    "Verwehren können wir natürlich nichts. Aber keine Zusagen geben, wie hinsichtlich Mantuas geschehen, und gegensteuern. Das können und sollten wir. Für das Gegensteuern brauchen wir ein paar Aktivisten, die bereit sind sich in Misenum zu engagieren."

    "Deine Gesellschaft ist mehr als eine Entschädigung bis Glaucia kommt." sprach Aventurinus. Er schätzte sein Gegenüber aus der gemeinsamen Arbeit und der in Aussicht stehende gute Wein war auch nicht zu verachten.


    Dann ging er ernst auf die weiteren Worte von Stephanus ein.


    "Ich bin mir sicher, daß du einen guten Quaestor abgeben wirst. Persönlich wünsche ich dir, daß dies für dich nicht die letzte Station im CH sein wird, auch wenn ich dann vielleicht länger auf unsere gute Zusammenarbeit verzichten muß. Ich selbst bin zwar von ganzem Herzen ein Blauer, aber für mich standen stets die Verdienste eines Mannes oder einer Frau im Vordergrund und nicht deren Parteizugehörigkeit. Von daher macht mich die Entwicklung der letzten Zeit betroffen, wo tatsächlich vorwiegend nach farblichen Erwägungen gewählt...", mit sarkastischem Unterton, "oder auch nicht gewählt wurde."


    Er dachte dabei an seine Liebste, an Sini, die trotz ihres großen Engagements für Rom bei den CH-Wahlen mehrmals für ihre Zugehörigkeit zu den Grünen abgestraft wurde und ein schmerzlicher Ausdruck überzog kurz sein Gesicht.


    Schnell faßte sich Aventurinus jedoch wieder.


    "Danke für deine Worte zu meiner Verlobten. Ja, Sinona ist überaus bezaubernd und ich bin sehr glücklich meinen weiteren Lebensweg gemeinsam mit ihr verbringen zu können. Gleichzeitig bin ich sehr stolz auf sie wegen ihres heißen Herzens für Rom und darauf das sie trotz aller Rückschläge nicht aufgibt. Leider mußte sie bei Wahlen tatsächlich die bitteren Erfahrungen machen, welche dir hoffentlich erspart bleiben. Ich hoffe darauf, daß der Tag kommt, an dem die Verdienste eines Mannes und einer Frau bei Wahlentscheidungen für eine Mehrheit wieder im Vordergrund stehen."

    "Salve, Marcus Sergius." erwiderte Aventurinus freundlich die Begrüßung seines Magister Scriniorums.


    "Ich bin auf Einladung von Glaucia hier, um mit ihm über die Unterstützung des Cultus Deorum für die Neuerrichtung des Mercurtempels in Ostia zu sprechen. Dein Sklave wollte ihn von meiner Ankunft unterrichten."


    Auf die Bemerkung von Stephanus eingehend, fügte er hinzu "Gegen einen Schluck Wein hätte ich in der Tat nichts einzuwenden. Damit könnten wir dann gleich auf deine erfolgreiche Wahl zum Quaestor anstoßen, zu der ich dir gratuliere. Rom hat einen guten Quaestor gewonnen..."


    Dann verzog Aventurinus das Gesicht. "...während ich einen wichtigen Mitstreiter im Kampf gegen den Aktenstaub vorerst verloren habe."


    Seine verdrießliche Miene löste Aventurinus nun rasch mit Lächeln auf.

    Zitat

    Original von Lucius Aurelius Commodus
    Ist ein Großteil der Familien der Albata nicht in Mantua? Wenn sie gehen dann haben wir nichts verloren, aber auch nichts gewonnen. Sprich wir verlieren ein paar Leute in Mantua aber gewinnen welche für Misenum...


    "Also ein Nullsummenspiel, was uns im Endeffekt aber zwei Städte mit dem gleichen Profil bescheren würde. Besser wäre jedoch ein originäres Image für Misenum, welches neue Bevölkerungsschichten anspricht. Und das Mantua schon übervölkert wäre, kann man nun auch nicht gerade behaupten."