Beiträge von Titus Decimus Cursor

    "Ganz einfach",


    gab Cursor gelassen zurück,


    "wir werden die beiden, so wie es der decurio angeregt hat, einer kleinen Folterung unterziehen, nicht mehr und nicht weniger.


    Zu diesem Zweck werden wir den Baumstamm, der wie gerufen dort hinten liegt, in den Boden rammen. Es ist sogar gut, daß wir nur diesen einen Baumstamm haben, denn so können wir die beiden so anbinden, daß sie sich ins Gesicht sehen müssen. Und dann ..."


    Cursor grinste sarkastisch,


    "werden wir unseren Schlingen auf den nackten Rücken tanzen lassen, wie lange und wie oft, das wird sich weisen, und dann ..."


    dieses Mal war eine gewissen Häme in Cursors Blick nicht zu verkennen


    "wollen wir mal sehen, wer von den beiden als erster redet."

    Original von Gaius Tiberius Rufinus

    Zitat

    " Tesserarius, nimm diese Männer in Gewahrsam. Vielleicht wird ein kleine Folter die Zungen der Männer lockern. "


    Darauf hatte der tesserarius gewartet!


    Ehe die Begleiter des Bärtigen wußten, wie ihnen geschah, waren die equites von Cursor von hinten an sie herangetreten, rissen ihnen die Arme auf den Rücken und banden ihnen die Hände.


    "Equitanus, du gehst vorneweg. Alienus und Caecus, ihr nehmt den einen, die beiden anderen den zweiten zwischen euch, ich folge. Allgemeine Richtung: linke hintere Ecke des Lagers."


    Auf dem Wege hoffte Cursor auf Verus zu treffen.

    Zitat

    Original von Narrator Aegypti
    Endlich gelang Tiberius Rufinus, worauf er es vielleicht auch abgesehen hatte, denn Adherbals höfliche Maske fiel und zornig, ja, geradezu hasserfüllt spie er ihm seine Antwort entgegen:
    ...
    Verächtlich und finster sah er den Decurio an.


    Cursor feixte immer noch. Er sah sein Mißtrauen bestätigt.


    Der decurio hatte es doch innerhalb kürzester Zeit geschafft, den Bärtigen seiner Fassung zu berauben.


    Cursor sah hinter sich. Equitanus hatte sich so postiert, daß er nur vom tesserarius sichtbar war. Er hielt seine Hand mit vier Fingern nach oben zeigend in die Höhe und nickte. Cursor verstand: Fünf equites standen bereit um sofort ein- und zugreifen zu können.

    Zitat

    Original von Narrator Aegypti
    “Wenn ihrrr zurrr Mittagsstunde aufbrrrecht und dabei derrr Sonne genau den Rrrücken zuwendet, dann werrrdet ihrrr unserrr Lagerrr vorrr Einbrrruch der Dunkelheit leicht errreichen.“, gab Adherbal scheinbar bereitwillig Auskunft.
    Dann fügte er hinzu:
    “Ich führrre euch gerrrne dorrrt hin. In derrr Wüste verirrrt man sich leicht, wenn man sie nicht kennt. Das währrre sehrrr bedauerrrlich – fürrr deine Männerrr, und auch für meine beiden.“


    Cursor feixte. Sein Mißtrauen wurde immer größer!


    Nicht schlecht! Jetzt versucht er es auf eine andere Art. Jetzt will er uns aus dem Lager locken. Einerseits will er uns irgendwohin führen mit dem Ergebnis, daß das Schicksal unserer Leute bereits besiegelt ist, andererseits fehlen die im Lager mit dem Ergebnis, sodaß die Männer des Bärtigen, die uns genau beobachten, nur über uns herzufallen brauchen.

    Cursor konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dieser Adherbal behielt noch immer seine Redetaktik bei: Er redete viel, sagte aber wenig.


    Und die beiden anderen, denen die Angst, die sie nicht zu verbergen wußten, im Gesicht geschrieben stand, und dann ihre Reaktionen ...


    Zitat

    Original von Gaius Tiberius Rufinus
    Wieder versuchte er die Reaktionen der Männer die neben ihm standen zu beobachten, gleichzeitig verschrenkte er seine Arme auf den Rücken und gab seinen Männer, also dem Tesserarius und seinem Duplicarius, ein Zeichen. Sicherlich hatten auch sie gemerkt, wie die Begleiter reagiert hatten.


    Auch Cursor waren die Handbewegungen der beiden nicht entgangen. Sie griffen offensichtlich nach ihren Messern, die sie unter ihren Gewändern trugen.


    Er hatte seinen decurio verstanden. Cursor verließ gemesenen Schrittes seinen Platz und trat hinter die beiden Ganoven. Er drehte sich um, sah Equitanus und stieß seinen rechten Arm mit vier nach oben zeigenden Fingern in die Luft. Dieser kannte das Zeichen des tesserarius: mit vier Mann bereithalten!


    Mit Spannung folgte er der weiteren Unterhaltung des decurios mit dem Anführer.

    Nachdenklich folgte Cursor seinen beiden Vorgesetzten. Er war sich sicher, daß der decurio die gewünschten Auskünfte von den Fremden erhalten würde.


    Er versetzte sich in die Lage von deren Anführer, der sich ihm bei ihrem ersten Treffen als Adherbal vorgestellt hatte. So wird jener schnell begriffen haben, daß er in Cursor zwar einen Römer, jedoch nur einen Befehlsempfänger der untersten Ebene vor sich hatte, dem er nicht gewillt war Rede und Antwort zu stehen, zumal sich dessen nicht zu verkennender Vorgesetzter aus einer Perspektive distanzierter Gelassenheit dem Gespräch enthielt.


    Und wieder versuchte Cursor in Adherbals Gesicht zu lesen.

    Zitat

    Original von Gaius Tiberius Rufinus
    Der Decurio ging zu Ausgang ...


    Als der decurio sein Zelt verlassen hatte wandte sich Cursor an Verus.


    "Was meinst Du? Ob es richtig war, die drei Ganoven ins Lager zu bringen? Ob wir uns da nicht eine Laus in unseren Pelz gesetzt haben? Aber was soll`s. Der decurio wird schon wissen, was er zu tun hat. Ich bin gespannt, was wir alles in den Säcken finden werden."


    Nach einer kurzen Pause fuhr er fort.


    "Was mir noch aufgefallen ist: Der Ganove, der als letzter hinter Dir herritt, drehte sich, solange er mich mit meinem Trupp noch sehen konnte, fortwährend um. Sehen konnte er jedoch nichts, da wir wiederum warteten, bis Du mit den Dreien verschwunden warst. Erst dann begannen wir mit unserer Untersuchung. Ich bin der festen Überzeugung, daß die die Säcke selbst versteckt hatten, zumindest wußten sie, was hier vergraben war."

    Zitat

    Original von Gaius Tiberius Rufinus
    Der Wachsoldat ... heraus.
    " Du darfst eintreten. "
    sagte er laut und schaute sich dann wieder die Besucher an.


    Cursor nahm vor dem decurio Haltung an und meldete, für vor dem Zelt stehende unerwünschte Zuhörer nicht vernehmbar:


    "Wir haben die gestrige Stelle nochmals untersucht. Wir werteten einige Ungereimtheiten aus und fanden unter dem einen Kadaver sieben Säcke mit allem nur erdenkbarem Schmuck. Die Säcke transportierte ich mit meinem Trupp hier ins Lager. Sie stehen zu Deiner Verfügung, decurio."


    Cursor fuhr fort.


    "Der eine von den Dreien, die vor Deinem Zelt warten, der mir gegenüber vorgab, das Oberhaupt bei seiner Sippe zu sein, machte auf mich einen sehr verschlagenen Eindruck. Er redete viel, sagte aber wenig. Unangenehme Fragen beantwortete er überhaupt nicht. Ich traue ihm nicht, decurio. Ganz abgesehen von dem sonderbaren Verhalten seiner Begleiter."

    Zitat

    Original von Publius Redivivus Verus
    "Keine Sorge Cursor, ich hab das alles im Griff. Ich nehme aber dein Angebot sicherlich an. Gib mir zwei deiner Equites und ich werde mich um den Rest kümmern. "


    Cursor hatte das erreicht, was er erreichen wollte: Verus ritt mit den Kameltreibern davon und so konnte er sich endlich dem widmen, zu dem er hier war. Vorsichtshalber wartete er ab bis alle außer Sichtweite waren. Dann wandte er sich an Alienus:


    "Alienus, du hast die ganze Zeit mit deinen Kameraden die zwei Fremden, die sich an den Kadavern zu schaffen machten, beobachtet. Was haben die da gemacht?"


    "Mhm, gemacht haben sie eigentlich nichts. Sie sahen erst sich und dann die Kadaver an. Dann bewegte der eine seine Finger, dann tat es ihm der andere gleich. Und so ging es weiter: sie sahen sich, dann die Kadaver an, und wieder bewegte erst der eine, dann der andere seine Finger. Ich glaube, die haben sich mit ihren Fingern verständlich gemacht. Und immer haben die sich so vielsagend angegrinst."


    "Gut beobachtet", lobte Cursor den eques und wandte sich an Equitanus:


    "Erinnerst du dich, in welcher Stellung wir gestern die Kadaver verließen?"


    "Jawohl. Das habe ich mir eingeprägt: rechts, links, links."


    "Eben. Und wie liegen sie nun: rechts, rechts, rechts. Folglich müssen der zweite und der dritte Kadaver aus irgendeinem Grund verändert worden sein. Uns bleibt nichts anderes übrig: wir müssen die zwei veränderten zur Seite ziehen. Vielleicht finden wir das, wonach wir suchen!"


    In kurzer Zeit war der zweite Kadaver beiseite geschafft ...


    ... und es dauerte nicht lange, bis sie nach einigem Graben die verschwundenen Leichen fanden ...


    ... und in der Erde unter dem dritten Kadaver stießen sie auf einige Säcke, gefüllt mit Schmuck und Zierrat. Cursor griff in den einen Sack: Gold, Perlen und Edelsteine Edelsteine; Armbänder, Armreifen, Halsketten, sogar eine armilla in Silber. So wie es aussah, waren die Säcke in aller Eile verscharrt worden.


    Cursor rief seine equites zusammen.


    "Ein jeder hängt sich einen Sack an den Sattel und dann nichts wie zurück ins Lager. Wir reiten im Trab. Mir nach! Pergite!"


    Cursor stieß seinen rechten Arm mit geballter Faust dreimal in die Luft und ritt an.


    Im Lager angekommen ritt der Trupp vorbei an den mit offenen Mäulern dastehenden Kameraden. Vor dem Zelt des decurios machte Cursor halt, saß ab und ging auf den Wachposten zu. Im Flüsterton sagte er:


    "Melde dem decurio, daß ich mit reicher Beute zurück bin, aber sag` es ihm ins Ohr, sein Besuch darf davon nichts wissen!"

    Zitat

    Original von Publius Redivivus Verus
    " Wenn wir ihn einladen würden, wäre er vielleicht auch nicht mehr so in Argwohn und wir könnten weiterforschen. Was meinst du? "


    Cursor sah Verus nicht gerade begeistert an.


    "An so eine Einladung hatte ich auch gedacht, war aber davon wieder abgekommen. Wenn wir den Burschen einladen, nimmt er seine zwei Spießgesellen mit. Dann haben wir gleich drei dieser Typen in unserem Lager und denen ist nichts willkommener als sich bei uns umzusehen. Und das auch noch unter unserer Aufsicht!


    Sieht man allerdings Deine Einladung von der anderen Seite und Du würdest mit den Dreien ins Lager reiten, so hätte ich freie Hand und könnte mich hier weiter umsehen und meinen Trumpf, Du weißt schon, die Schleifspuren, von denen ich Dir erzählte, verfolgen.


    Überlege es Dir genau: Du müßtest es mit drei Ganoven aufnehmen, von denen mit Sicherheit diesem Adherbal nicht zu trauen ist. Aber ich fände es besser, wenn Du zwei unserer equites zu Deinem Schutz mitnehmen würdest. Ich komme mit meinen Sechsen schon zurecht."


    Während des Gesprächs mit dem duplicarius ließ Cursor den sich wiederum verneigenden Fremden nicht aus den Augen. Für ihn war es wichtig, die drei Kamelreiter vom Halse zu haben zumal ihm deren Anführer die Antwort auf seine letzte Frage schuldig blieb.

    Langsam aber sicher fühlte sich Cursor in seiner Haut nicht mehr wohl.


    Einerseits fand er zwar Gefallen daran, sich mit dem Fremden ein Frage- und Antwortspiel ohne jeglichen Aussagewert zu liefern, andererseits aber wußte er, daß der decurio im Lager auf ein Ergebnis seiner Untersuchung nicht nur wartete, sondern dieses dringend brauchte.


    Zitat

    Original von Narrator Aegypti
    “Man sieht nicht mehrrr viel. Werrr immerrr hierrr vorrr uns gewesen ist, hat alles brrrauchbarrre mitgenommen.Vielleicht warrren die Tierrre krrrank?“


    Auch diese Antwort war wieder keiner weiteren Verwertung würdig. Cursor sah ein, daß es nur eine reine Zeitverschwendung war, dem Fremden brauchbare Informationen zu entlocken. So beließ er es bei einer belanglosen Frage:


    "Wenn nicht mehr viel zu sehen ist, was machen dann deine Leute noch immer bei den Kadavern?"


    Cursor sah zu Verus, der sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht an dem Gespräch beteiligt hatte.


    "Einern Trumpf habe ich noch in den Hinterhand. Doch den will ich dem Fremden gegenüber nicht ausspielen. Wir müssen es schaffen, ihn ohne dessen Argwohn zum Weiterreiten zu veranlassen! Erst dann können wir weitersuchen, denn das, was ich hier gestern noch entdeckt habe, ist noch da."

    Mit der Zeit fand Cursor Gefallen an dem Katz` und Maus-Spiel. Der Fremde wußte viel und es war klar, daß er nicht bereit war etwas zu sagen. Seine Aussagen und Angaben waren mehr als fragwürdig und er verstand es, geschickt jegliche Frage mit vielen Worten nicht zu beantworten.


    Zitat

    Original von Narrator Aegypti
    “Sind noch mehrrr von euch hierrr? Ihrrr solltet euch vorrrsehen. Die Wüste ist grrroß. Sie ist vollerrr Gefahrrren und nicht alle Menschen sind Rrrhomäerrrn gegenüber so frrreundlich gestimmt wie ich es bin.“


    Geduldig antwortete Cursor:


    "Um deine Frage zu beantworten, Adherbal, natürlich sind von uns noch mehr hier, schließlich befinden wir uns in einer römischen Provinz, natürlich sind wir so schlau, unsere Präsenz nicht mehr als nötig zur Geltung zu bringen, natürlich sind wir den meisten, die hier wohnen, nicht willkommen und natürlich ..."


    Cursor war das gezwungene Lächeln des Fremden nicht entgangen und seine eigene Meinung bestätigend fuhr er fort,


    "... bist du den Römern gegenüber nicht so freundlich gestimmt wie du vorgibst."


    Er sah in das Gesicht seines Gegenübers, in dem er keine Regung fand. Ob der ihm überhaupt zugehört hatte oder sich bereits sein weiteres Vorgehen überlegte, blieb dahingestellt. Aber eines interessierte den Römer doch.


    "Eines noch, ist dir an der Lage der Kadaver etwas aufgefallen?"

    Zitat

    Original von Narrator Aegypti
    “Löwen! Hierrr treibt sich ein Rrrudel Löwen herrrum! Lange hat es das nicht mehrrr gegeben, aber es müssen Löwen sein.“


    Fast mitleidig meinte Cursor:


    "Löwen sagst du? Woher sollen die denn kommen? Ich selbst habe beobachtet, wie sich die Geier sowohl über die verschwundenen Leichen als auch über die Kadaver hermachten. Das war eine einzige Fledderei".


    Er glaubte den Fremden durchschaut zu haben. So wie dieser seinen Fragen auswich, die nichts anderes bezweckten, als ihn hinzuhalten. Eines war sicher: Adherbal wußte mehr als er sagen wollte und er führte mit seiner Hinhaltetaktik etwas im Schilde.


    Innerlich kochte Cursor vor Wut, aber dem Fremden gegenüber wahrte er den höflichen Ton und fast leise wandte er sich an seinen Gegenüber:


    "Warum speist du mich mit irgendwelchen Ausflüchten ab?
    Ich wollte von dir wissen wie lange du mit deinen Männern hier, ich meine hier vor Ort, bist und ob ihr etwas gefunden oder gesehen habt oder ob euch etwas aufgefallen ist. Und bedenke, Adherbal, ich habe dich in aller Form um deine Unterstützung gebeten."

    Die Antwort, die der Fremde gab, überraschte Cursor nicht. Ihm war klar, daß dieser, selbst wenn er die Leichen gesehen hatte, dies nicht zugeben würde. Vielleicht waren es sogar seine Leute.


    Der schnelle Wechsel von Adherbals Mimik machte Cursor stutzig. Zuerst dieses konstante Lächeln während der Vorstellungsprozedur, das schnell einem durchdringenden, wenn auch nicht lang standhaltendem Blick wich, als die Sprache auf seine verschwundenen Tiere und die verschwundenen Leichen kam.


    Cursors Mißtrauen wuchs. Zunächst mußte er jedoch noch eines wissen. Als er mit seinem Trupp die Toten und die Kadaver verließ, beließen sie die Leichen in der Stellung, in der sie sie vorfanden. Von den Kamelen, an denen sie weder einen Brand noch sonstige Kennzeichen entdeckt hatten, legten sie das erste auf die rechte, das zweite und dritte auf die linke Seite. Nun lagen alle Kadaver auf der rechten Seite.


    Cursor wählte einen dem Sippenoberhaupt gebührenden Ton.


    "Entschuldige, Adherbal, wenn ich dich noch mit weiteren Fragen belästige. Bist du mit deinen Leuten schon lange hier und haben sie etwas gefunden, was für mich nützlich sein könnte? Ich wäre dir zu Dank verpflichtet, wenn du mich mit dem, was du vielleicht gesehen hast oder was dir Besonderes aufgefallen ist, unterstützen könntest."


    Und wieder versuchte Cursor im Gesicht des Fremden zu lesen.

    Zitat

    Original von Narrator Aegypt
    “Jetzt habe ich dirrr deine Frrragen wohl beantworrrtet, du mirrr meine aberrr noch nicht und auch wärrre es höflich, wenn du mirrr deinen Namen sagen würrrdest.“


    Cursor grinste.


    "Verzeih` meine Unhöflichkeit, Adherbal, ich vergaß mich vorzustellen, mein Name ist Titus Decimus Cursor. Was die toten Kamele betrifft, uns gehören oder besser gesagt, gehörten sie nicht. Wir haben sie bereits gestern gefunden.


    Bei ihnen lagen die Leichen von vier Männern. Aber ich sehe sie nicht mehr. Ist dir etwas aufgefallen?


    Noch etwas, ich will dir jedoch nicht zu nahetreten, hast du nicht vergessen, mir auch deinen Titel zu nennen. Ich sehe es dir an, du bist kein einfacher Hirte!"

    Cursor musterte den Fremden, der vorgab, ein Hirte, noch dazu ein einfacher, zu sein, aber nach allem anderen aussah. Die prächtige Adjustierung der Kamele sprach Bände. Instinktiv fühlte er, daß er bestimmt keinen einfachen Hirten vor sich hatte, dazu machte sein Gegenüber einen zu gebieterischen Eindruck.


    Seinem prüfenden Blick hielt der Bärtige kurz stand, dann senkte er die Augen.


    "Salve,"


    erwiderte Cursor kurz den Gruß und wandte sich zunächst noch höflich an den Fremden


    "du hast meine Frage nur zur Hälfte beantwortet: wer bist du?"


    und in merklich höhnischem Ton


    "wenn du Hirte bist, wo sind deine Tiere oder sind sie dir vielleicht abhanden gekommen?"


    Mit Argusaugen verfolgte Cursor jede Bewegung des Fremden.

    Zitat

    Original von Publius Redivivus Verus
    " Ich übergebe nun das Kommando, bis wir vor Ort sind, Curor. Denn er weiss auch wo sich der Zielort befindet."


    Cursor wandte sich an die equites, unter denen sich auch seine "private Elite" befand:


    "Alles hört auf mein Kommando. Wir reiten zu der Stelle, an der wir die Leichen fanden. Meine vier equites kennen den Weg, die vier anderen folgen. Die Staffelung bleibt wie immer: Equitanus und Caecus zwei Pferdelängen links hinter mir, Alienus und Constantius zwei Pferdelängen rechts hinter mir, je zwei in zwei Pferdlängen Abstand hinter Equitanus und Alienus. Wir reiten im Schritt an, erst auf mein Kommando folgt der Trab, Galopp nur auf besonderen Befehl! Mir nach! Pergite!"


    Cursor stieß seinen rechten Arm mit geballter Faust dreimal in die Luft und ritt an.


    Es dauerte nicht lange, als sich der Trupp der besagten Stelle näherte. Von den Geiern, die den Ort am Tag zuvor in der Luft umkreisten, war nichts zu sehen.


    Cursors Spürsinn war angespannt. Keine Geier, folglich keine Leichen. Dann sah er drei Kamele. Im Schritt ritt sein Trupp weiter und da bot sich ihnen ein Bild, für das er im Moment keine Erklärung fand:


    Eine Gestalt mit drei Kamelen, zwei weitere Getalten knieten neben den Kadavern. Die Leichen waren verschwunden. Er stieß seinen rechten Arm mit ausgestreckter Hand senkrecht in die Luft. Der Trupp hielt an.


    "Equitanus und Caecus, ihr folgt mir im kleinen (*) Abstand, die anderen bilden einen Kreis um die Gestalten am Boden. Und haltet die Augen offen!"


    Cursor ritt auf den Kamelhalter, der von ihm keine Notiz zu nehmen schien, zu.


    "Wer bist du und was macht ihr hier?"



    Sim-Off:

    (*) eine Pferdelänge

    "Siehst Du,"


    grinste Cursor, der mit seinem Trupp fertig zum Abmarsch stand,


    "und jetzt wird die Mission spannend. Natürlich weiß ich noch, wo die Leichen lagen und zudem wissen es meine vier equites, die ich damals dabei hatte, denn die nehmen wir auch mit.


    Aber ich bin der Überzeugung, daß es uns die anderen nicht so leicht machen werden. Eigentlich müßten wir nur den Geiern folgen, die das letzte Mal über den Toten kreisten. In den Zwischenzeit können die die Leichen kaum zerlegt haben.


    Vorausgesetzt, alles ist eine Finte, dann sind keine Leichen mehr da, weil die, die sie dorthin gebracht haben, sie wieder abgeholt haben.


    Bleiben nur noch die Schleifspuren. Sie die auch nicht mehr zu sehen ... was dann?


    Wie dem auch sei! Irgendetwas werden wir finden! Erst mal den Platz, da bin ich mir sicher, mit oder ohne Leichen. Und dann suchen wir! Was? Das wissen wir, wenn wir es gefunden haben!


    Auf was wartest Du noch, Verus? Gib` den Befehl zum Abmarsch!"


    drängte Cursor.

    Zitat

    Original von Gaius Tiberius Rufinus
    " ... Schaut dort nach, ob es irgendwas gibt, was uns weiter biringen kann.... Verdammt. "


    Cursor hatte den Befehl des decurio mitgehört. Trotz der schlechten Laune, die der decurio nicht verhehlte, ergriff er das Wort.


    "Es gibt hier so viele Ungereimtheiten. Warum fanden wir bei diesen Toten keine Waffen? Nicht einmal Dolche haben wir gefunden. Warum fanden wir keine Wasserflaschen?


    Bei einem bin ich mir ziemlich sicher, verdurstet sind weder die Leute noch die Kamele. So wie es aussah, wurden sowohl Mensch als auch Tier bewußt getötet. Warum wohl die Schleifspuren? Die Leichen der vier Männer lagen ausgestreckt da, das viele Blut aber wird wohl von der Arbeit der Geier her stammen.


    Wahrscheinlich wurden die Männer bereits vorher getötet, aus welchem Grund auch immer, mit den Kamelen zu der Stelle, wo wir sie fanden, transportiert, und dann die Kamele abgeschlachtet. Warum auch die Tiere? Das kann ich mir nicht erklären!


    Die Schleifspuren führten in die entgegengesetzte Richtung, also weg von unserem Lager. Sollen wir dieser Spur nachgehen? Und wie sollen wir uns verhalten, wenn sowohl von den Schleifspuren als auch von den Toten und den toten Kamele nichts mehr zu sehen ist?


    Und, um meine Meinung äußern zu dürfen, decurio, bin ich der Auffassung, daß hier etwas ganz Bestimmtes bezweckt wird und wir irgendwohin gelockt werden sollen, denn die equites, die mit dem duplicarius und mir den Trupp bilden, fehlen im Lager."

    Zitat

    Original von Gaius Tiberius Rufinus
    " Sei aber vorsichtig, der alte scheint heute schlecht gelaunt zu sein. "


    Cursor grinste.


    Ein gut gelaunter decurio, und das auch noch am frühen Morgen, wo gibt`s denn so etwas?


    dachte er. Ein leises dankbares "Danke für den Hinweis" an den Wachposten, dann betrat er das Zelt des decurios und grüßte in straffer Haltung, so wie er es gelernt hatte.


    "Eques Cursor meldet sich wie befohlen, decurio."