Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Der decurio überging geflissentlich das unaufgeforderte Eintreten des Boten, sah diesen aber trotzdem mißbilligend an.


    "Richte dem praefectus aus, daß ich kommen werde,"


    meinte er dennoch freundlich,


    "abi!"


    Er ging zu seinem Schreibtisch zurück und widmete sich abermals der Bestandsmeldung seiner turma, die er aktualisiert hatte.

    Er hatte diese Arbeit lange hinausgezögert. Die Realität war schon bitter genug, wozu nun, er fand es wie einen Hohn, die schriftliche Bestätigung.


    Der decurio nahm die Bestandsmeldung seiner turma zur Hand und strich langsam, gerade so, als ob er es immer noch nicht wahrhaben wollte, die Namen der equites, die vor dem Feind geblieben waren.



    Bestandsmeldung turma prima









    Stand : PRIDIE ID MAI DCCCLXII A.U.C. (14.05.2012/109 n.Chr.)
    iussu
    Titus Decimus Cursor
    decurio



    Er hatte den dritten Teil seiner turma verloren. Seine Neuen hatte sich tapfer geschlagen, doch ohne Ausbildung hatten sie keine Chance. Wie dem auch sei! Es mußte weitergehen, und dazu brauchte Ersatz. Und für den wollte er beim praefectus castrorum vorsprechen.

    "Was soll das?"


    verächtlich sah der decurio den eques an,


    "wütend also warst du? Wer hat dir erlaubt, die Marschordnung zu verlassen? Fängst du jetzt schon an durchzudrehen? Wir haben noch nicht einmal Feindberührung, wo du dein Mütchen hättest kühlen können. Statt dessen läßt du deinen überschüssigen Kräfte mit deinem Pferd an Landsleuten aus, auf die du als legionarius wohl mit dem gladius losgegangen wärest? Wer hat dich zu wem nicht durchgelassen? Überlege deine Antworten gut. Für equites, die sich nicht in der Gewalt haben, ist in meiner turma kein Platz!"


    Vielleicht war die Versetzung zu den equites nur eine fixe Idee, die ihr Ende in der Rückversetzung zur Infanterie fand.

    Zitat

    Original von Servius Obsidius Antias
    " Decurio, Eques Servius Obsidius Antias meldet sich wie befohlen."



    Der decurio sah den eques stirnerunzelnd an.


    "Wenn dem so sein sollte, wie mir Callidus berichtet, ist dein Benehmen dem eines eques unwürdig. Du bist ohne Rücksicht einfach in die Menge geritten und nicht nur das, so sollst uns Verabschiedente niedergeritten haben. Was war den Anlaß?"


    Wollte sich Callidus wieder einmal ins rechte Licht rücken?

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    eques Tiberius Valentinus Lupercus



    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    ... Das in dem narbenverzierten Gesicht des erpropten Veteranen öffnete sich ein schmaler Mund und eine schnarrende Stimme erfüllte die Luft:
    "Eques! Wie lautet deine Meldung?!"



    Der eques meldete in knappen Worten.


    "Eques Valentinus, turma I. Eine legio, es wird von der XXV. geredet, nähert sich Aquileia. Deren Reiterei wurde bereits vor der Stadt gesichtet. Zum anderen hörte man in Patavium Stimmen, die von der dortigen Anwesenheit des legatus der Pannonia berichten, Teile der Bevölkerung verlassen fluchtartig die Stadt, praefectus."





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    eques Octavius Licius Callidus



    Die meisten in der turma nannten ihn kopro (*). Jedem der contubernales hatte er etwas angehängt und jeden hatte er beim decurio mit irgendetwas, und war es auch nur das kleineste, hingehängt, nur den Neuen noch nicht. Bereits schon zu lange hatte er darauf gewartet, um ihn zur Meldung zu bringen.


    Aufmerksam hatte er beobachtet, wie dieser in der Menge wahllos Leute zusammenritt. Es dauerte nicht lange und unterwürfig nach Lob hechelnd berichtete er seinem Vorgesetzten.

    Schadenfroh drängte er sein Pferd neben das des Neuen.


    "He, Antias, du sollst dich beim decurio melden!"



    Sim-Off:

    (*) kopronymos = Dreckskerl



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    eques Tiberius Valentinus Lupercus



    Kurz vor dem Lagerposten parierte der eques sein Pferd zum Schritt durch. Dem leichten Schaum auf dem Hals seines Tieres nach zu schließen mußte er längere Zeit im Sattel verbracht haben. Eilig wandte er sich an den ihn anstarrenden miles.


    "Eques Valentinus, turma I, im Auftrag des legatus von der Aufklärung zurück. Ich habe eine wichtige Meldung. Wo finde ich den legatus oder seinen Vertreter?"



    Mit zusammengekniffenen Augen hatte der decurio das Treiben seiner equites beobachtet. Deren Begeisterung war durch nichts zu übertreffen. Man sah ihnen an, daß sie mit ihrem Gedanken wer weiß wo waren, nur nicht bei der angeordneten Übung. Wenn sie nicht wollten ...


    "Nun denn, meine Herren,"


    seinen Unmut ließ er sich nicht anmerken,


    "euer gezeigter Eifer mit den Holzkameraden ist durch nichts zu überbieten. Wenden wir uns also der nächsten Übung zu.


    Ihr werdet nun das tun, was ihr bereits bei der Infanterie geübt habt, den Angriff und die Deckung, allerdings mit Übungswaffen. Ihr teilt euch in Paare auf. Der eine sitzt mit spatha und parma auf dem Pferd und versucht den anderen, der unten steht und die gleichen Übungswaffen hat, zu treffen, während der andere das Gegenteil versucht. Achtet auf eure Deckung, nutzt eure erhöhte Position, wenn ihr dreimal getroffen seid wechselt die Positionen. Agitedum."


    Ohne eine Miene zu verziehen wartete er auf die Ausführung dieser Übung.

    "Also los!"


    Im Umdrehen rief der decurio dem nächsten Paar noch einmal zu.


    "Denkt daran! Erst, wenn ihr uns gerade noch seht, dann reitet ihr los. Auf nach Aquileia!"


    Incitatus schnaubte leise und setzte sich ohne irgendwelche Hilfen in Bewegung. Er wußte, was er zu tun hatte und verstand, was von ihm verlangt wurde.


    Von der Seite sah er den neben ihm reitenden Antias an.


    "Mal unter uns. Habt ihr wirklich nicht mehr auf dem Markt erfahren können? Oder war etwas anders als sonst? Ungewöhnlich? Du verstehst mich schon, einfach anders als sonst?"

    Der decurio war mit dem, was er gesehen hatte, unzufrieden. Wenige hatten diese Übung einigermaßen befriedigend gemacht, die meisten aber saßen entweder unfreiwillig ab oder verletzten beinahe ihre Pferde.


    "So etwas habe ich ja schon lange nicht mehr gesehen,"
    herrschte er seine equites an,
    "euere Leistung läßt mehr als zu wünschen übrig. Gerade von euch hatte ich mehr erwartet."
    Auch über Antias, auf den er gerade bei dieser Übung gezählt hatte, war er enttäuscht.


    Auf ein Kopfnicken brachten die calones Holzpferde herbei, an denen die equites nun trainieren sollten. Die stiegen von ihren Pferden und übergaben diese den calones, um sie in die pabula zu führen.


    " Wir werden nun an den Holzpferden weiter trainieren, damit wir eure Pferde am Leben lassen. Ihr werdet dort den richtigen Umgang mit der spatha üben, dazu setzt sich jeder auf eines der Holzpferde. Ihr schlagt mit der spatha seitlich, das heißt, eure Klinge muß den Gegner treffen, nicht die Spitze des Schwertes. Euere Bewegung muß flüssig sein, das Schwert ist in eurer rechten Hand, ihr holt aus, dann führt ihr es in einer rundlichen Bewegung von unten nach oben, und anschließend in Richtung eurer linken Schulter. So habt ihr die Möglichkeit gegebenenfalls auch noch einen Gegner auf der anderen Seite zu töten, indem ihr die gleiche Bewegung vollzieht, nur eben auf der anderen Seite. Und jetzt los! Agitedum. "


    Er sah seine equites an, die einen ziemlich saueren Eindruck erweckten.

    "Gut gemacht. Ich habe es mir gedacht",


    der decurio sah die beiden ernst an,


    "also doch aus dem Osten, und so lautet auch unser Auftrag. Die Sache scheint mulmig zu werden. Und, wie es zudem scheint, haben wir nicht mehr viel Zeit. Hört her,"


    er wartete bis sich seine equites um ihn versammelt hatten,


    "in einer Stunde reiten wir weiter. Wir müssen heute noch Aquileia erreichen. Die Abstände werden so vergrößert, daß das vordere Paar vom nachfolgenden noch zu erkennen ist. Sollte es aus den Augen verloren werden, ist selbständig aufzuholen. Labeo und Calenus bleiben hier auf Posten. Und vergeßt nicht, wir sind Zivilisten. Galleo und Callidus werden das nächste Postenpaar sein. Also, ruht euch noch ein wenig aus, Antias meldet die Abmarschbereitschaft."

    "Nun ja, deine Antwort ist nicht falsch,"


    der decurio zögerte,


    "aber auch nicht ganz richtig. Es gibt zwei Arten von Waffen, einmal die Angriffs- und demzufolge die Verteidigungswaffen.


    Zu den Angriffswaffen gehören das Langschwert, die spatha, mit deren Länge der Reiter auch einen sich am Boden duckenden Feind erreichen kann. Des weiteren vor allem Speere und Lanzen, die zum Wurf oder Stoß geeignet sind, da sich deren Durchschlagkraft durch die Geschwindigkeit des Pferdes wesentlich erhöhen läßt. Wir haben die hasta, eine Lanze von 1,8 - 2,6 m Länge, als Universalwaffe unserer Reiterei, die sowohl zum Stoßen als auch zum Werfen verwendet werden kann. Wir haben die iacula, einen leichten Wurfspeer von 1,1 m Länge und schließlich den contus, eine Lanze von 3 - 4 m Länge, den wir von den Parthern übernommen haben und der aber nur bei einigen Spezialeinheiten Verwendung findet. Letztendlich haben wir noch Pfeil und Bogen, mit denen auch nur besondere Einheiten ausgerüstet sind.


    Zu den Verteidigungswaffen zählen diejenigen Ausrüstungsgegenstände, die der Reiter zum Schutz seines Körpers im Kampf benutzt. Hierzu zählen Helm, Körperpanzer und Schild."


    Zu den Schilden ist zu sagen: Im Gegensatz zum gebogenen scutum der legionarii tragen die equites die kleineren, flachen parmae, die entweder oval, rechteckig oder auch sechseckig sein können."


    Während er erklärte hatte er für jeden eques eine Puppe auf den campus aufstellen lassen.


    " Equites, seht ihr die Puppen da drüben? Ihr werdet nun darauf zureiten, beim ersten Angriff stecht ihr der Puppe eure Lanze in den Oberkörper, dann müsst ihr schnell sein, ihr zieht euere spatha, dreht die Pferde und reitet erneut an, versucht aber diesmal die Puppen am Hals zu treffen. Verstanden? Agitedum!"


    Er sah nun zu, wie die equites aufsaßen und sich auf diese Übung vorbereiteten.

    Die turma I hatte die Vorhut übernommen, turmae II und IV waren zur rechten und linken Seite des Trosses eingeteilt, turma III blieb hinter dem Troß.


    Die Vorhut stieß immer wieder auf kleinere oder größere Hindernisse, ein Fuhrwerk, das zu langsam fuhr, ein Gespann mit einem gebrochenem Rad sowie viele Händler und Reisende, die jedoch schon von sich aus Platz machten bis auf einen hartnäckigen Händler mit seinem großen Fuhrwerk, der Scherereien machte.


    "Hör` zu, guter Mann. Du räumst jetzt die Straße oder wir packen dein Fuhrwerk und deine überteuerte Ware und schmeißen alles zusammen zur Seite. Hast du mich verstanden?"


    Widerwillig und fluchend trieb der Händler sein Ochsenfuhrwerk von der Straße. Nach diesem Zwischenfall ritten sie weiter und der Weg für die legio war wieder frei.

    "Aus dem Norden?"


    zweifelnd sah der decurio zurück.


    "Wohin und zu wem wollen die? Wie dem auch sei. Unser Augenmerk ist ausschließen auf den Osten gerichtet. So lautet der Befehl. Ostwärtige Truppenbewegungen sind für uns interessant."


    Er wandte sich wieder an Antias.


    "Hör`zu! Es ist noch früh am Morgen. Reite mit Labeo nochmals zur Stadt und seht und hört euch um. Am Besten auf dem Markt, da wird viel geredet und viel gewußt. Vielleicht hat jemand diese Legionen, sprich Legionäre, gesehen und wir können daraus schließen, wer sie sind. Bis Mittag seid ihr wieder zurück. Am Abend reiten wir weiter, wir müssen morgen Aquileia erreichen. Ist alles klar?"

    "Dann lassen wir es erst einmal dabei,"


    meinte der decurio anerkennend.
    Die Entscheidung Antias zum Anführer dieser kleinen Truppe zu machen, schien ihm die Richtige zu sein, zumal er feststellen mußte, daß dieser das Zeug dafür zu haben schien.


    Nachdem die equites vor ihm standen, schaute er sie alle ernst an, als wenn er mit dem, was sie bisher geleistet hatten, unzufrieden wäre. Er wollte ihnen nicht zeigen, was er wirklich über sie dachte oder von ihnen hielt.


    "Wir wollen uns ein wenig der Theorie widmen. Ihr wißt sicher, daß wir, ich meine jetzt besonders die equites, außer unseren Pferden auch Waffen zur Verfügung haben. Diese werden allgemein in zwei Arten unterteilt. Wer kann mir diese zwei Arten benennen? Ich will nicht die Waffen hören, nur die Arten."


    Erwartungsvoll schaute er in die Runde und wartete darauf, daß irgendeiner antworten würde.

    "Sehr gut!"


    lobte der decurio den eques, dessen korrekte Meldung ihn wieder einmal beeindruckte,


    "Du meldest mir korrigierte Fehler. Welcher Art waren diese? Bist du der Meinung, daß hier noch eine vertiefende oder besondere Ausbildung vonnöten ist?


    Mit seiner Frage bezweckte er bei weiterer Bewährung eine spätere Verwendung dieses eques.

    Und sie ritten schweigend weiter. Wie lange, das wußten sie nicht. Aber ein jeder war froh als endlich der Morgen anbrach. Nun konnte er mit Antias wieder lauter reden.


    "Da vorne sehe ich schemenhaft Häuser oder zumindest ähnliches. Wir reiten darauf zu und suchen nach einer Bleibe für uns und die Pferde. So wie es aussieht müßte es Concordia sein und hier müßten sich die Via Annia und die Via Postumia kreuzen.


    Nimm` Labeo und seht nach einem passenden Unterschlupf. Seid auf der Hut und denkt an euere Pfeifen!"