Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Als Cursor die thermae erblickte wurden seine Schritte unversehens schneller.


    Er sah sich nach Verus um.


    "Mach` schon, Verus, das Wasser wartet auf uns und je eher wir drinnen sind, desto länger können wir auch drinnen bleiben!"

    ... und Metellus` Spannung sollte belohnt werden!


    "Zu Befehl, centurio. Die lorica squamata ist ein Schuppenpanzer, der scheinbar im Osten erfunden wurde, da er bereits den Assyrern bekannt war. Sieht man sich bildhauerische Zeugnisse an, so kann man feststellen, daß diese Schuppenpanzer in ihren verschiedenen Formen in jeder Schicht der römischen Soldaten incl. des imperators getragen wurden. Der weit verbreitete Gebrauch in unserer Armee ist wahrscheinlich dadurch zu erklären, daß so ein Schuppenpanzer sehr viel leichter zu kontruieren und zu reparieren ist als ein Kettenhemd und zudem ist er eine billigere Alternative.


    Eine lorica squamata besteht aus einer Anzahl Bronze- oder Eisenplättchen, die unterschiedlich groß sein können und entweder abgerundete oder spitze untere Kanten besaßen. Diese Schuppen werden dann verstärkt, indem man sie in überlappenden Reihen miteinander verbindet, die so die Form von Fischschuppen oder Biberschwanz-Ziegeln auf einem Dach annehmen. Zum Schluß werden die Schuppen auf ein Untergewand aus Stoff genäht".


    ... und nun fing auch Cursor zu transpirieren an...

    Cursor meldete sich wieder.


    "Zu Befehl, centurio. Die lorica segmentata ist ein Schienenpanzer, bei der die Meinung vertreten wird, er wäre nur ein hastig entwickelter Ersatz für die riesige Menge an Kettenpanzern, die unserer Armee durch das Varus-Desaster verloren gingen. Die drei legiones (XVII, XVIII, IXX), die hier untergingen, mußten schnell ersetzt und ausgerüstet werden, aber die Herstellung von Ketten- und Schuppenpanzern war viel zu zeitaufwendig, um Ersatztruppen damit schnell ausrüsten zu können. Während die Ketten- und Schuppenrüstungen bereits aus vorrömischer Zeit stammen, handelt es sich bei der lorica segmentata, die wesentlich einfacher und billiger herzustellen war als Ketten- und Schppenpanzer, um eine rein römische Erfindung.


    Nachteilig war nur der hohe Zeitaufwand, den der einzelne Soldat darauf verwenden mußte, seinen Schienpanzer sauber zu halten. Daß, wie man weiß, ausschließlich "Front"-Soldaten diese Rüstung trugen, spricht für ihre hervorragende Qualität in punkto Körperschutz".

    Cursor sah sein Gegenüber an.


    "Gute Frage! Ich weiß es auch nicht. Das muß aber nicht heißen, daß uns ein schönes Bad entgehen soll. Soviel ich weiß, befinden sich in anderen Lagern die thermae beim praetorium und zwar deshalb, weil die "Oberen Zehntausend" nicht weit zu diesem Vergnügen haben wollen.


    Was soll`s! Probieren wir`s! Auf in Richtung praetorium!"

    "Zu Befehl, centurio. Der ranghöchste Feldzeichentrager der Legion ist der aquilifer, der Träger der aquila. Er rangiert gleich unterhalb des centurio, erreicht im Gegensatz zum optio und zum signifer aber nur selten diesen Dienstgrad. Man kann fast sagen, daß der aquilifer ein Ehrenposten für ausgesuchte, kurz vor der Entlassung stehende verdiente Unteroffiziere ist. Der aquilifer ist als Buchführer für die deposita der Soldaten zuständig".

    Erholsamer als eine Stunde Schlaf ist manchmal ein gemütlicher Gang zu den Latrinen; zumindest für die Verdauung. Und für die von Cursor gerade jetzt ganz besonders.


    Lange Zeit bot sich keine Möglichkeit und nun drückte es sehr gewaltig und die rückwärtigen Töne, die ihn verließen, verhießen nichts Gutes.


    Nach getaner "Arbeit" reinigte sich Cursor und verließ das Gebäude.


    Und da Verus noch nicht zurück war, verfiel er in die liebste Tätigkeit eines jeden Soldaten: er wartete!

    Cursor ergänzte.


    "Zu Befehl, centurio. Neben dem optio gibt es noch den signifer, genau wie der optio ein duplicarius, und den tesserarius, einen sesquiplicarius. An Rang steht der signifer über dem optio, doch funktionsmäßig ist der optio der erste und der tesserarius der zweite Mann nach dem centurio".

    Cursor traf auf Verus, der gerade die Latrine verließ und den eine würzig durftende Luft dieses Ortes umgab.


    "Bist Du nicht Verus aus meiner contubernia? Was hältst Du davon, wenn wir uns anschließend ein Bad genehmigen? Wir könnten uns ein wenig unterhalten, das lockert den Alltagstrott bestimmt auf? Bei mir dauert es nicht lange, mein unteres Innenleben ist in Ordnung! Ich beeile mich."


    Sprach`s und verschwand nach innen.

    Auch Cursor meldete sich.


    "Zu Befehl, centurio. Ein immunis ist ein von normalen munera (daher sein Name) befreiter Soldat, der eine spezielle Funktion ausübt. Er ist kein Vorgesetzter und erhält denselben Sold wie die Mannschaften".

    Cursor meldete sich wieder.


    "Zu Befehl, centurio. Außer dem praefectus legionis gehören der praefefctus castrorum, ein tribunus laticlavius und fünf tribuni angusticlavii zum Stab einer Legion.


    Da Du aber nach unserer Legion fragtest: hier gibt es keinen tribunus laticlavius und für die tribuni angusticlavii ist nur eine Stelle vorgesehen."

    Das stetige Üben mit dem centurio hatte etwas Gutes an sich:


    Cursor hatte das Gefühl, daß er auf der einen Seite die Grundhaltung zwar noch nicht beherrschte, sie aber doch anzuwenden wußte, andererseits sich mit dem centurio so gut "eingespielt" hatte, daß Schlag : Parade und Parade : Schlag fast wie vorher abgesprochen aufeinander abgestimmt waren.


    ... und da kam der "stille Beobachter" gerade recht!

    "Caesar Augustus gründete einige Provinzen, an deren Spitze er Ritter stellte, so auch Aegyptus. Er ernannte einen praefectus aus dem Ritterstand zum Statthalter über diese wichtige Provinz und untersagte allen Senatoren, Aegyptus ohne ausdrückliche Erlaubnis zu besuchen.


    Die ägyptischen Legionen hatten als einzige weder einen legatus noch einen tribunus laticlavius. Sie wurden von einem praefectus legionis befehligt, der dieselben Aufgaben hatte wie die Befehlshaber aus dem Senat in anderen Provinzen."

    ... und immer wieder griff der centurio Cursor an und immer wieder versuchte Cursor, die Angriffe abzuwehren - einmal mit und einmal ohne Erfolg.


    Aber mit der Zeit lernte er die Grundhaltung zu beherrschen: linker Fuß nach vorne, mit dem rechten Fuß nach hinten abgestemmt.

    Cursor meldete sich zu Wort.


    "Zu Befehl, centurio. Soviel ich weiß, vermißt man bei der Anlage von Lagern zunächst die beiden breiten Hauptstraßen, die die vier Tore des Lagers miteinander verbinden: die porta praetoria, das Haupttor, die porta decumana, das Hintertor und die beiden Seitentore, die porta principalis dextra und die porta principalis sinistra".