Beiträge von Titus Decimus Cursor

Das schnelle Aufstehen, das noch schnellere Ankleiden und die sich langsam, aber stetig erwärmende Morgensonne taten ihre Wirkung:

Leicht transpirierend erreichte Cursor den für den Unterricht vorgesehenen Unterstand. Zum Glück spendeten die Palmwedel reichlich Schatten und etwas kühle Luft.

Er salutierte vor dem centurio.

"Zu Befehl, centurio. Probatus Cursor meldet sich zum theoretischen Unterricht."

Noch im Halbschlaf hatte Cursor etwas von "Theo" mitbekommen.

Das mußte Theorie sein! Auch nicht schlecht. Warum sollte nur der Körper und nicht auch der Geist trainiert werden?

In aller Eile stand er auf, zog sich an und schloß sich Veratius an.

Cursor war nicht gerade begeistert. Ausgerechnet ihn hatte sich der centurio zu seiner "Lehrvorführung" ausgesucht.

Er wußte genau, was nun kommen würde: Er bekam als erster die Technik eines römischen centurio zu spüren!

Aber Befehl ist Befehl!

"Zu Befehl, centurio."

Cursor griff sein gladius und ging drei Schritte zurück. Während er dann zwei Schritte auf ihn zuging, zog er in Brusthöhe den gladius in waagrechter Stellung nach hinten und "stach" beim letzten Vorwärtsschritt blitzschnell auf den centurio ein...

Richtig oder falsch? Das mußte der centurio entscheiden!

Auch Cursor tat wie ihm geheißen: Er lief zum Materiallager, faßte gladius (aufpassen, daß man aus "Versehen" nicht ein echtes erwischte!) und scutum, und dann wieder zurück auf den campus.

So bewaffnet wartete er auf die anderen probati und die weiteren Ausbildungsanweisungen und Befehle des centurio.

Cursor salutierte vor dem centurio.

"Salve, centurio. Probatus Titus Decimus Cursor meldet sich zur Grundausbildung!"

Er machte eine Kehrtwendung und reihte sich zu den anderen probati.

... der im Laufschritt auf den campus eilte.

Cursor rührte durch. Die gelockerte Haltung tat ihm gut.

"Zu Befehl, centurio. Danke für den Willkomm.

Deine Fragen sind sehr schnell beantwortet: Meine Vorfahren und viele meiner Bekannten waren und sind noch höhere und auch niedere Chargen bei der Armee. Aus diesem Grund halte ich es für meine Pflicht, bei den Adlern zu dienen. Hier gibt es keine Alternativen! Als Ziel habe ich mir gesetzt, wann auch immer Kommandant der Legionsreiterei zu werden. Die XXII. wählte ich, da ich einerseits den anderen Teil des Reiches kennen lernen wollte und andererseits mein sehr begüterter Onkel, der mich schon jetzt zu seinem Alleinerben eingesetzt hat, in Alexandria lebt."

Cursor stand noch immer in Grundstellung: Arme gerade an die Seiten gelegt, Bauch rein, Brust raus, Füße zusammen.

Er fühlte, wie sich langsam auf seiner Stirn die Schweißperlen sammelten, um an den Backen herunterzulaufen.

Wann gab der centurio endlich den Befehl zum Durchrühren?

Wollte er ihn überprüfen, wie lange er durchhalten würde?

Für Cursor war der Gang zu den Latrinen ein unerläßliches Ritual, das einen Erfolg nicht ausschloß und eine etwaige Kommunikation mit Gleichgesinnten einbezog.

Wie hatte doch der medicus zuhause immer gesagt: "Selbst eine Latrine ist mitunter für die allgemeine Gesundheit und schließlich für das geistige Wohlbefinden förderlich". Und welcher stille Ort mit seiner würzig duftenden Luft ist einem so vertraut wie dieser!

Cursor war bisher der Meinung, daß sich Offiziere nicht hier her "verirren" würden, mußte sich aber eines besseren belehren lassen:

... und stand da nicht mit Kreide auf der einen Seite "Nur für Offiziere" geschrieben und hatte dort nicht ein anderer - oder vielleicht doch derselbe - hingekritzelt "Für alle anderen culi?"

Nach getaner Arbeit nahm sich Cursor einen Schwamm, säuberte seinen Allerwertesten und stand sichtlich erleichtert auf. Nachdem er keinen Bekannten sah und auch nichts Interessantes zu hören war, machte er sich wieder auf in Richtung Unterkünfte.

Cursor trat ein und schloß die Türe hinter sich.

Er nahm Grundstellung ein und grüßte militärisch. Er ging davon aus, daß dies richtig war, denn offiziell hatte er den militärischen Gruß noch nicht gelernt. Aber man lernt ja auch vom zu- resp- abschauen!

"Ave centurio. Probatus Titus Decimuns Cursor meldet sich zum Dienstantritt."

Nachdem sich Cursor durchgefragt hatte, erreichte er die Stube des centurio.

Er klopfte an die Tür und wartet darauf eintreten zu dürfen.

Zum Glück brauchte Cursor nicht lange zu suchen. Das mußten die Baracken der COH II sein!

In Ermangelung einer freien Hand stieß er mit seinem Fuß die Türe auf.

Niemand war zu sehen. So konnte er sich erst einmal in Ruhe umsehen.

Übersichtlich stellte und legte er seine Ausrüstungsgegenstände in der Abstellkammer ab.

Jetzt fehlte nur noch die Dienstantrittsmeldung bei dem für ihn zuständigen centurio. Im officium dilectuum hatte er mitbekommen, daß dies ein gewisser centurio Minor sein mußte.

Cursor verließ seine Stube, um sich bei dem centurio zu melden.

Cursor wendete das erhaltene scutum und schlichtete die erhaltenen Ausrüstungsgegenstände sorgfältig auf die gewölbte Innenseite.

Zum Schluß legte er die zwei pilae quer, wuchtete das vollbepackte scutum in die Höhe und balancierte die gesamte Ladung aus dem armamentarium.

Er hielt sich nach links und stand auch schon vor den Baracken der COH II.

Cursor konnte die Ausrüstungsgegenstände, die er gerade in Empfang zu nehmen im Begriff war, nicht so schnell vergleichen, wie sie der centurio aufzählte.

Und das stellt mir die Armee alles zur Verfügung!

"Zu Befehl, centurio. Ich habe alles erhalten, so wie Du es aufgezählt hast. Nun benötige ich nur noch Deine Anweisung, wo ich das alles verstauen kann."

"Zu Befehl, centurio, ich bin Römer und demzufolge groß!"

Cursor war dem centurio ins sacellum gefolgt.

Es ging alles sehr schnell. Aber schließlich war er jetzt in der Armee!

Ohne lange zu zögern sprach er laut und deutlich mit fester Stimme den Fahneneid:

IVRANT AVTEM MILITES OMNIA SE STRENVE FACTVROS QVAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AVGVSTVS, NVMQVAM DESERTVROS MILITIAM NEC MORTEM RECVSATVROS PRO ROMANA REPVBLICA

Zitat

Original von Aulus Trebellius Posca

“Dann musst du jetzt zum Valetudinarium. Da wird man noch einmal deine körperliche Verfassung untersuchen.
Am Ende der Untersuchung gibt man dir eine Tafel mit dem Bericht. Mit der kommst du dann wieder zu mir.“

Cursor ging den gleichen Weg, den er zuvor genommen hatte, wieder zurück.

Er klopfte an die Tür des officium dilectuum, vernahm wieder das schon bekannte Brummeln und trat ein.

"Zu Befehl, centurio. Hier ist der Bericht optionis valetudinarii."

Er überreichte dem centurio die Schreibtafel.

Jetzt kam Cursor doch ein Lachen aus.

Aber, gut erzogen wie er war, dachte er sich alles andere.

Kein Mathematiker, dieser optio, eben nur ein San-Dienstgrad!

Er zog sich wieder an und nahm die Schreibtafel in Empfang.

"Danke, optio, für die Untersuchung und ... bleibe gesund!"

Er verließ das valetudinarium in Richtung officium dilectuum.

Cursor konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dieser Sanitäts-optio schien nicht der Verkehrteste zu sein!

"Wenn ich die 11 Halme, die Du aufgehoben hast nehme, von denen dann die abziehe, die Du hinter Deinem Rücken versteckt hast, dann zähle ich genau 4 Srohhalme ... aber auch nur, weil Du es bist, optio!"

Freimachen? Wenn das der optio so wollte! dachte cursor.

Er zog sich bis auf die Haut aus und legte seine Kleidung ordentlich auf den Hocker, der in der Ecke stand.

"... und das hier, optio, ist Frischfleisch vom feinsten!"