Cinna nahm einen weiteren tiefen Schluck Wein aus dem Kelch. Dann richtete er erneut seinen Blick auf den Gegenüber und antwortete:
"Nach Rom geschickt? Nach meiner Rückkehr aus Germanien bin ich nach Rom zurückgereist, dort oder besser während des Marsches wurde mir die Nachricht über den Tod meines Vaters zugeteilt."
Ebenso wie der Medicus und weitere andere schien seine Geschichte über die Geiselzeit die Zuhörer zu fesseln. Folglich sollte Cinna auch Hornorius hiervon berichten:
"Am KAL IAN DCCCLIV A.U.C. [sim-off: 101 n.Chr.] besuchte ich meine Verwandten in Mogontiacum, ich war damals 21 Jahre alt. Im Laufe dieses Besuches unternahm ich einige Ritte außerhalb der Stadt, wobei ich auch den limes überschritt."
Cinna räusperte sich, kostete erneut vom Wein.
"Wir gelangten in einen Hinterhalt. Meine Weggefährten opferten die Barbaren ihren heidnischen Gottheiten. Es war abscheulich. Mich hätte selbiges Schicksal getroffen, hätten sie nicht meine Fähigkeiten und Wissen in der griechischen Sprache und der Rhetorik bemerkt. Hieraus schlossen sie, dass ich aus einem angesehen Hause stammen würde, folglich malten sie sich ein grosses Lösegeld aus... Was sie dann auch durch meinen Vater Sophus erhielten. Allerdings erst nach sechs Monaten. Diese Zeit über musste ich bei diesen unzivilisierten Gestalten leben. Ich musste meine Arbeitskraft zur Verfügung stellen, täglich trug ich Furcht in mir, irgendwann ihren Gottheiten geopfert zu werden."
Der Soldat betrachtete seinen Onkel, auch er hatte ihn lange nicht mehr gesehen. Dennoch tat es gut, mal wieder ein bekanntes Gesicht zu sehen. Der Wein bestärkte Cinna in seinem Redefluss:
"Dennoch muss ich sagen, dass ich einiges aus meiner Zeit als Geisel gelernt habe: ich verstehe grob die Sprache der Barbaren, ich bin pysisch widerstandfähiger geworden und bin mit den Menschen und dem Gelände vertraut geworden. Hieran schließt sich eine Bitte gegenüber deiner Person an, Honorius.
Nach meiner Auslösung diente ich temporär für zwei Jahre bei der Auxiliarkavallerie in Celeusum, der Ala I Flavia Singularium. Meine Sprach-, Menschen- und Geländekenntnisse waren hierfür der Grund. Ich diente als Kundschafter, letztlich als Unteroffizier.
Honorius, ich wünsche mir persönlich nichts anderes mehr, als nach meiner Rekrutenzeit der Reiterei der Legio II zugeteilt zu werden."
Cinna nahm einen Schluck Wein, der Kelch war damit geleert. Erst dann schaute er zu seinem Onkel, gespannt auf dessen Reaktionen auf die gehörten Erlebnisse und die geäußerte Bitte.