Der dritte Teil der Konfrontation mit Narcissus war recht schnell entschieden. Brutus machte während sie sich noch belauerten den fatalen Fehler seinen rechten Arm etwas zu viel Abstand zu seinem Körper gewinnen zu lassen. Narcissus griff blitzschnell zu und drehte sich herum, um Brutus dann gekonnt über die Schulter zu werfen. Doch dieser hatte gerade noch genug Zeit um zu reagieren. Mit aller Kraft zog er mit seinem rechten Arm, doch er drohte dennoch das Gleichgewicht zu verlieren. Da half nur eines. Er musste den Hebel seines Gegners behindern oder unterlaufen. Mit dem linken Arm umfasste er also die Taille des Narcissus und lies sich flugs nach hinten fallen, wobei er sich drehte, da er ja nicht zuerst den Boden erreichen wollte. Zwei Handgriffe später fand sich Narcissus im Schwitzkasten wieder.
"Damit wäre geklärt wer hier der bessere ist, oder? Lasst uns andere Gegner suchen."
"Na schön. Aber ich werde als der Albtraum deines Stolzes dein steter Begleiter bleiben."
"Wie du meinst, Narcissus."
Gesagt, getan. Doch sie hatten beide keine rechte Freude an ihren weiteren Gegnern. Zu schnell waren diese meist besiegt, wenn auch der eine oder andere mit weniger Respekt zu einem Erfolg hätte kommen können. Wie jede Übung kam nahm auch diese wie jede andere irgendwann ihr Ende und so schritten sie zur nächsten.
Das Antreten gelang schon recht gut, doch aus der Reihe eine Kolonne zu formen konnte durchaus schwer fallen, wenn man nicht bis vier zählen konnte. Zum Erstaunen der Ausbilder jedoch konnten sie als Bürger das scheinbar alle und so stand binnen kürzester Zeit eine ansehnliche Kolonne bereit.
Sie verließen zunächst den Campus um durch die Porta Principalis sinistra mit einem Rechtsschwenk vom Beginn der Via Principalis auf das Intervallum einzuschwenken. Der Schwenk brachte sie ein Wenig aus dem Tritt, doch bereits nach dem halben Weg zum ersten Wachturm waren sie wieder im Gleichschritt. Zumindest die meisten. Alle konnten es nicht sein, denn sonst hätte Brutus eben nicht diesen Schmerz in einer seiner Fersen verspürt. Er unterdrückte den Impuls sich umzublicken, um sich das Gesicht des Übeltäters einzuprägen, Doch einen Fluch konnte er nicht ganz unterdrücken.
"Verdammt, wie kamst du bisher durchs Leben ohne Laufen zu können?, Sohn eines einbeinigen, kopflosen Huhnes." presste er zwischen den Zähnen hervor. Es ging vorbei an den Unterkünften der Legionsreiterei sowie an den Ställen. Als sie diese passiert hatten, fiel sein Blick nach dem passieren der letzten Ecke auf das Valetudinarium. Dann sah er bis zum nächsten Schwenk nur Unterkunftsbarracken. Erst die Via praetoria gab den Blick auf das Praetorium frei, flankiert von den Gebäuden der Horrea und Fabricae. Der mittlerweile dritte Schwenk lief schon ziemlich gut, da die auf den Außenbahnen allmählich ein Gefühl für das richtige Kurfentempo bekamen. Sehnsuchtsvoll blickte Brutus auf die Termen. Er würde sich noch den Rest der Woche mit einem Schmalspurprogramm begnügen müssen, denn schließlich hatte er Dauerkochdienst. In Brutus' Blickfeld zogen alsdann die Unterkünfte der ersten Kohorte, sowie jenseits der Via Principialis die Häuser der Tribunen, die er bereits von der anderen Seite des Lagers erblickt hatte. Nach dem gewohnten Anblick der Baracken der Mannschaften kamen sie nach den nächsten Schenk noch an dem kleinen Forum vorbei, nach welchem der Blick auf die Principia fiel. Und einen letzten Schwenk später marschierten sie wieder auf das Tor zum Campus zu und die letzte Kurfe auf diesen zu wurde weit weniger schön als die letzte ausgeführt, da sie nun ja nicht mehr links sondern rechts herum marschieren mussten. Dann stand die Kolonne wieder auf dem Campus und wartete auf neue Befehle.
/edit: stilistische Grausamkeiten ausgemerzt.