Die erste Orfeige hatte Brandinar zumindest soweit wieder zu seinen Sinnen finden lassen, dass er Situation und Gegner zumindest erst einschätze, bevor er reagierte. Nichts desto trotz stemmte er sich weiter tobend gegen den Störenfried. Als dieser ausholte um ihn erneut zu ohrfeigen, nutzte Brandinar die Gelegenheit, um seinen Oberkörper ruckartig aufzurichten und den anderen mit Hilfe seiner Armen von sich zu kehren. Er vollendete die Bewegung, indem er den übrigen Schwung zum aufstehen nutzte.
Mit klarerem Geist würde er sich nicht mehr so leicht ins Bockshorn jagen lassen und daher galt es den errungenen Vorteil direkt zu nutzen. Er packte den Überrumpelten und hatte ihm nach kurzem Gerangel die Arme so auf den Rücken gewunden, das dieser sich nicht mehr ohne Schmerzen bewegen konnte. Doch gerade hatte er ihn so weit, als er zeitgleich mit dem Schrei einer Eule gewahr wurde, was hier eigentlich los war: Er war lediglich nach stundenlangem Beten angesprochen worden und war noch in Trance ausgeklinkt. Erschreckt lies er den vermeintlichen Angreifer los und sank wieder auf die Knie, in welchen die Kälte doch zunehmend für Schmerzen sorgte, die er nun endlich wahrnahm. Mit einer Stimme aus der sein zutiefst empfundenes Schuldbewusstsein, das weit über das eben Geschehene hinaus ging, klang, sprach er beinahe schluchzend:
Verzeih mir meinen Angriff Fremder, doch ich habe über dem Beten wohl die Kontrolle über mich verloren.
Hatten ihm die Götter damit etwas mitteilen wollen? Es war das erste Erlebnis dieser Art, das ihm persönlich widerfahren war. Kein Wunder, schließlich war es auch das erste Mal gewesen, dass er mit Innbrunst gebetet hatte. Doch was hatte es zu bedeuten? Warum dies alles? Der Kontrollverlust, der Kampf? Was hatte das zu bedeuten? War es das erbetene Zeichen? Wenn ja; Was war die Bedeutung? Was wollten ihm die Götter sagen, wenn sie ihm was sagen wollten? Er wand seinem Blick zum Stein und murmelte:
Wenn das das Zeichen war, so möge mir Wodan Einblick in die Pläne gewären, die für mich vorgesehen sind.
Er erhob sich und blickte seinem Gegenüber offen in die Augen. Dann reichte er ihm die Hand.
Ich bitte nochmals um Entschuldigung. Das war wohl gewissermaßen nicht ich selbst. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Brandinar und ich gehöre zu den Ducciern.
Er nötigte sich eines dieser beschämten Lächeln ab, die ihn früher des öfteren vor einer - wohl meist berechtigten - Abreibung bewahrt hatten; zumindest wenn Weibsvolk anwesend gewesen war. Nur war es nun wohl das erste Mal, dass er die Scham, die in dem Lächeln lag auch wirklich empfand.