Beiträge von Quintus Duccius Eburnus

    Quintus hätte nie gedacht, dass eine Frau zwei Wochen schweigen konnte. Seine Schwestern zumindest waren da völlig anders. Er zuckte die Achseln.


    Nun gut, dann muss ich sie selbst fragen. Aber erzähle, was gibt es Neues aus Mogontiacum? Wie geht es meinem Bruder und dem Rest der Bande?

    Diesmal hatte das Los Quintus getroffen, und so schnappte sich der Miles alle Schüsseln, Säcke und Kannen, die benötigt wurden und trat vor den Unterkünften an. Erst als er da so stand, wurde ihm bewusst, dass es ja gar nicht der Optio war, der gebrüllt hatte, sondern eine ihm fremde Person. Der Mann trug die Uniform eines Centurio. Dann musste es sich wohl um Caecilius Decius handeln, seinen ranghöchsten direkten Vorgesetzten...

    Quintus nickte.


    Ich habe verstanden, Herr.


    Dann gab er dem nubischen Hünen einen Wink und deutete die Via Lata stadtauswärts entlang. Er war froh darüber, sich mit Valerian über die Stadt unterhalten gehabt zu haben. Daher wusste er, dass die Via Lata und die Via Flaminia letztlich dieselbe Straße waren, die nur ihren Namen wechselte. Er wusste allerdings auch, dass die Straße deshalb sehr lang sein musste. Wahrscheinlich wären Silko und er ein Weilchen unterwegs...

    Quintus und Silko marschierten die Via Lata stadtauswärts entlang. Mittlerweile hatte das Gedränge in den Straßen der Stadt zugenommen, Rom war aufgewacht...


    Sag, Silko, was macht ihr eigentlich hier in Rom, also du und Flamma? Ich meine, ihr werdet doch auf der Reise hierher darüber gesprochen haben, schließlich seid ihr mehrere Wochen gereist.


    Es ging weniger darum, seine Neugier zu befriedigen, als mehr um die Motive der jungen Frau. War sie vielleicht schon erzürnt hier angekommen und ihre angestaute Wut hatte sich einfach bei der ersten Gelegenheit entladen?




    Sim-Off:

    Reserviert...

    Eigentlich hatte Quintus noch etwas sagen wollen, aber da war Silko auch schon weg. Also wandte sich der Duccier statt dessen noch einmal an Balbus.


    Herr, wir hatten seit meiner Ankunft kaum Gelegenheit, uns privat zu unterhalten. Ich möchte, dass du weißt, dass ich noch einige Geschenke für meinen Patron aus Germanien mitgebracht habe. Aufgrund der derzeitigen Situation wäre es mir ein besonderes Bedürfnis, wenn du sie bald in einem ruhigeren Ambiente erhalten würdest.


    Er hatte leise gesprochen, damit die beiden anderen Milites es nicht zwingend mitbekämen. Etwas lauter fügte er dann hinzu:


    Gibt es eine bestimmte Losung, mit der wir uns ausweisen sollen? Oder genügt es, wenn wir sagen dass du uns geschickt hast, Herr?


    Dann kam Silko auch schon wieder...

    Als Balbus den Abmarsch befahl, straffte sich Quintus und quittierte die Anweisung mit einem Jawohl, Herr.


    Er wollte sich gerade umwenden, um seinem Vorgesetzten zu folgen, als ihn Phelan kurz ansprach. Quintus nickte und verließ dann das Haus.


    Draußen kam dann auch noch Silko auf ihn zu. Als der Nubier seinen Wunsch geäußert hatte, sah der Duccier erst ihn und dann seinen Patron an.


    Herr? Kann Silko mich begleiten oder soll er lieber hier bei Verus bleiben?

    Quintus hatte sich nicht in seinem Kameraden getäuscht.


    Glaube mir, Valerian, du hast alles, was du zum Offizier brauchst. Allein dein mangelndes Selbstvertrauen hält dich zurück. Bei unserem Duell warst du doch auch nicht so zimperlich. Sei forsch und schreite voran!


    Der Duccier wusste, dass sich das alles leichter anhörte, als es tatsächlich war, aber Valerian musste einsehen, dass er selbst es war, der ihm im Weg stand...

    Als Balbus Phelan nach Clara fragte, brauchte Quintus einen Moment, um den Namen einordnen zu können...


    Verzeih, Herr, jene Clara war die Ehefrau eines Verwandten von uns, der verstarb. Sie lebte unter dem Schutz der Familie, bis sie Schande auf das Andenken des Verstorbenen brachte, als sie sich mit einem Duplicarius der Ala II Numidia sowohl in der duccischen Casa, wie auch in den ausgebrannten Ruinen des Hauses der Familie in Confluentes vergnügte. Daraufhin wurde sie, soweit ich weiß, von Duccia Venusia aus dem Haus gejagt und aus der Familie verstoßen. Wie es scheint, trägt sie wohl immer noch den Namen unserer Familie und weilt hier in Rom.


    Quintus wusste, dass Balbus, der ja bei der Ala sein Präfekt gewesen war, den besagten Duplicarius kannte. Er wusste auch, dass Balbus nachfragen würde. Es gab wohl keine Möglichkeit mehr, seinen früheren Kameraden da herauszuhalten...

    Als Quintus in sein Contubernium kam, saßen die anderen da und machten sich gerade für den Tagesdienst fertig. Er warf Valerian zwinkernd die Rolle zu...


    Hier, schon wieder Post von du weißt schon wem.



    Lucius Quintilius Valerian
    Castra Praetoriae
    Roma



    Salve Valerian,


    Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr ich mich über Deinen Brief gefreut habe. Es macht gar nichts, dass Du nicht geschrieben hast, denn ich kann es nachvollziehen wie es ist einen Brief zu beginnen ohne zu wissen wie. Auch ich saß sehr lange vor meinem Brief und habe einige Anläufe gebraucht bis ich die ersten Zeilen so hatte wie ich sie haben wollte. Dafür lese ich nun deine Zeilen immer und immer wieder, denn deine Worte machen mich glücklich und zaubern ein Lächeln auf meine Lippen.


    Es tut gut zu hören, dass Dir kein Ärger wegen der Sache im Park widerfahren ist, also wegen dem zu Spät kommen. Nun, ich habe zu Hause nicht erzählt, dass ich in den Baum geklettert bin und dann nicht mehr runter kam. Ich weiß nicht wie man reagiert hätte, aber ich denke eine Frau sollte solche Ausflüge nicht machen und außerdem wäre ich wohl ind Grund und Boden versunken hätte jemand hier angefangen zu lachen.
    Ja Cassius macht nicht nur viel Freude sondern auch viel Unsinn. Je länger er bei mir ist, desto aufgeweckter ist er und desto mehr stellt er an. Von mir hat er das ganz sicher nicht!


    Ich kann Dir gar nicht sagen was Deine Worte mir bedeuten, dass auch Du mich wiedersehen möchtest, denn ich würde mich sehr darüber freuen Dich noch ein wenig besser kennen zu lernen. Der nächste Platz muss ja nicht in einem Baum sein, aber vielleicht daneben. Sie diesen Satz mit einem kleinen Augenzwinkern von mir und einem Schmunzeln dazu.
    Ich glaube nicht, dass ich Probleme bekommen werde wenn wir uns sehen, ich wüsste nichts was dagegen sprechen soll, zumal ich, wie ich Dir versprochen habe, das Haus nicht mehr ohne Begleitung verlassen werde. Ich halte meine Versprechen. Wann immer Du Zeit haben solltest, sage mir einfach bescheid und ich werde sehen, dass ich da sein kann.


    Mögen auch Dich die Götter immer schützen und Dir wohlgesonnen sein.


    In Erinerung


    Philogena

    Quintus war an diesem Morgen schon früh bei seinem Pferd Fuhon gewesen und auf dem Rückweg noch ein wenig durch die Castra geschlendert. Dabei kam er auch am Tor vorbei, wo ihn einer der wachhabenden Kameraden anrief.


    He, Eburnus, du bist doch mit Quintilius Valerian in einem Contubernium, oder?


    Ja, wieso?


    Hier, Post für ihn, wurde soeben abgegeben. Nimm's halt mit!


    Ist gut, mach ich.


    Der Duccier nahm die Rolle entgegen und eilte dann zu seiner Unterkunft, um den Brief möglichst schnell abzuliefern...

    Quintus schüttelte den Kopf. Wie er denn seine Dienstzeit durchstehen würde... Er war doch kein triebgesteuertes Tier! Am Ende besaßen die Römer wohl doch nicht soviel Kultur, wie sie glaubten...


    Es gibt unendlich viele Wege der Zerstreuung, sie müssen nicht im Bett einer Frau enden. Außerdem, mein Freund, hast du dich nicht schon einmal gefragt, warum die Germanen aus Magna so dermaßen verbissen kämpfen...


    Der Duccier zwinkerte und lachte.


    Nein, mal ehrlich, ich zerstreue mich lieber mit einem guten Buch, einem interessanten Gespräch oder bei einem ausgezeichneten Essen. Es ist ja nicht so, als wäre es mir nicht gestattet, mit Frauen zu sprechen oder gar mit ihnen anzubandeln, aber diese eine Sache geht eben nicht. Und würfeln kann ich auch in der Taberna, wenn mir danach ist.


    Als Valerian auf seine Kommandobefähigung zu sprechen kam, hob Quintus eine Augenbraue.


    Stell dir folgendes vor: Häuserkampf in einer kleinen feindlichen Stadt. Der Centurio und der Optio sind tot, von einer einstürzenden Wand erschlagen. Der Signifer wurde von einem Schwertstreich niedergestreckt. Die Centurie ist demoralisiert. Was machst du?

    Ach was, ich kann Rominas Brüder verstehen, ich war nicht anders, wenn es um meine kleinen Schwestern ging. Und teilweise hatte ich die Keile wahrscheinlich sogar verdient.


    Quintus grinste breit bei den Erinnerungen an gestohlene Küsse und verstohlene Berührungen...


    Wirklich weh getan hätte es wahrscheinlich nur, wenn ich zu weit gegangen wäre. Dann hätten mich die Kerle wahrscheinlich sogar umgebracht! Aber bei uns Germanen ist das Ganze mit Ehe und Zusammensein etwas anders geregelt als bei euch Römern. Eine Ehe wird durch eine körperliche Verbindung geschlossen und bleibt ein Leben lang bestehen. Deshalb wirst du mich auch nie in einem Lupanar finden, mein Freund.


    Der Duccier zuckte mit den Achseln. Was sollte er seinem Kameraden bezüglich seiner Situation raten?


    Das musst du selbst entscheiden, aber an deiner Stelle würde ich das Gefühl genießen, solange es anhält. Und wenn es fest und ernst werden sollte, dann der Verwandte deiner Schönen, dieser Purgitius Macer, vielleicht seinen politischen Einfluss zu deinen Gunsten bemühen und deine Karriere wenigstens bis zum Centurio ankurbeln. Soweit ich weiß, könntest du dann heiraten.

    Katzen pflücken... Die Römer hatten wahrlich seltsame Gebräuche. Die Auserwählte Valerians war also die Verwandte (vielleicht sogar die Tochter?) eines Senators. Das machte die Sache natürlich kompliziert.


    Oha, sowas kenn ich. Sie war zwar nicht aus der Familie eines Senators, aber...


    Quintus Augen nahmen einen abwesenden Blick an, als er sich an die erste große Liebe seines Lebens erinnerte.


    Sie hieß Romina und war die Tochter des Herren von Vaslicia, der großen Villa in der Nähe meines Heimatdorfes. Schön wie ein Sommermorgen war sie, mit einem lieblichen Lächeln und einer wundervollen Stimme... und drei älteren Brüdern. Ich war nur der Sohn eines ubischen Schmieds aus einem Dorf voller Ubier, ein Bürger germanischer Herkunft, ein Römer zweiter Klasse. Romina zu lieben hat sehr weh getan.


    Der Duccier grinste und blickte Valerian wieder fest an.
    Schließlich ging ich zur Ala und Romina heiratete einen Händler aus der Colonia Agrippina.



    Sim-Off:

    Sorry, wenn meine Antworten momentan etwas verzögert oder spät kommen, aber ich bin beruflich ziemlich eingespannt...

    Quintus, der links hinter Balbus stand, zog eine Augenbraue hoch. Sein Vetter blickte ihn an, als hätte er verdorbenen Fisch gegessen. Wollte Phelan ihm etwas sagen?


    Derweil hörte man die beiden anderen Milites in den übrigen Räumen rumoren. Phelan, Silko und er Diener würden einige Zeit mit aufräumen verbringen müssen, wenn die Prätorianer wieder weg waren...

    Quintus folgte ins "Kaminzimmer" und hielt sich ebenfalls zurück. Er versuchte alle Anblicke in sich aufzunehmen, ohne sich großartig umzuschauen. Er war einfach aufmerksam... Herrje, der Zustand des Hauses war ja fast noch schlechter, als er gedacht hatte. Alles Gold der Duccier würde wohl nicht ausreichen, um diesen "Schuppen" in einen Zustand zu bringen, der zumindest annähernd der Casa in Mogontiacum gleichkam.
    Als sie das Zimmer betraten, saßen Phelan und ein weiterer Mann, wohl der Bedienstete Lysander dort und blickten ihnen entgegen. Phelan war gefasst, aber der Diener machte einen jämmerlichen Eindruck, eindeutig nervös und weiß wie eine frisch gekalkte Wand.
    Als Phelan sie ansprach, hielt Quintus sich zurück...

    Salve, Silko, wenn du bitte auf Seite treten und uns unseren Auftrag ausführen lassen würdest. Ist außer dir sonst noch jemand im Haus, Verus vielleicht? Wenn ja, wo?


    Quintus' Gesichtsausdruck war ernst, so ernst, dass es keinen Zweifel daran geben konnte, dass die Praetorianer im Zweifelsfall das Haus auch ohne "Erlaubnis" betreten würden. Die ganze Zeit hielt er seine Hand am Schwert und wartete förmlich darauf, dass Balbus hinter ihn treten und auch noch ein paar Worte sagen würde...

    Quintus trat zur Tür vor, die alles andere als stabil aussah. Das Haus war wirklich sehr heruntergekommen, aber es war ja auch jahrelang unbewohnt gewesen. So wohlhabend und mächtig die Duccier in Germania auch waren, hier in Rom ging es ihnen kaum so gut.
    Der Miles hob die Hand und klopfte. Da er nicht wusste, ob die Bediensteten Latein oder den germanischen Dialekt der Amsivarier sprachen, verwendete er beide Sprachen als er die Leute im Haus anrief...


    Öffnet! Ich bin Quintus Duccius Eburnus und Teil eines Kommandos der Praetorianergarde unter der Führung von Princeps Praetorii Prudentius Balbus. Auf Befehl des Praefectus Praetorii wird dieses Haus jetzt durchsucht. Öffnet oder wir verschaffen uns Zutritt!


    Zunächst geschah nichts. Der Duccier lauschte in das Innere des Hauses und legte vorsichtshalber die Hand an den Griff des Gladius...