Beiträge von Quintus Duccius Eburnus

    Als Eila und Valerian draußen waren, entspannte sich Quintus kaum merklich.


    Ich denke nicht, dass sich eine Armee germanischer Krieger oder ähnliches mitten in Rom verschanzt hat. Die einzige bewaffnete Person im Haus dürfte der Custos Corporis der Duccier sein, ein hünenhafter Nubier namens Silko, der über die kämpferischen Fähigkeiten eines Soldaten verfügt. Flammas Bruder, Duccius Lando, würde seine Schwester niemals ohne Schutz reisen laasen. Am besten gehe ich vor, wenn wir an die Tür kommen, mir wird er nichts tun.


    Zumindest hoffte der Germane das. Er war sich nicht sicher, ob er einen Zweikampf gegen Silko gewinnen konnte...

    Quintus, der wieder völlig aufrecht und mit starrem Blick im Officium seines Patrons stand, straffte sich ein wenig mehr.


    Jawohl, Herr. Das Haus befindet sich an der Via Lata. Ich war selbst noch nicht dort, aber es sollte recht leicht zu finden sein. Gehen wir allein, Herr, oder nehmen wir weitere Milites mit?


    Der Duccier war sich nicht sicher, wie das weitere Vorgehen aussehen würde. Sicher war er sich nur, dass es im Haus nichts zu finden gab. Oder feierten Priester wilde Partys...?

    Nur mühsam gelang es Quintus, seine Haltung zu bewahren, lediglich sein Gesicht verzog sich bei Eilas Worten, statt stoische Ruhe und Gleichgültigkeit darzustellen, wie es sich für einen ins Achtung gestellten oder wachenden Soldaten gehörte.
    Wollte oder konnte sie nicht verstehen, dass es Leute gab, die jenseits der Gesetze standen? Sicher, ihr war Unrecht widerfahren, aber es gab keine Aussicht auf Genugtuung. Eher würde sie an einem Kreuz enden und Quintus und Phelan direkt daneben!


    Eila war stolz, vielleicht sogar zu stolz, und die einzigen beiden Personen, von denen Quintus wusste, dass sie in der Lage waren, der Duccierin ins Gewissen zu reden, waren nicht hier in Rom sondern im fernen Mogontiacum in Germania.
    Gespannt wartete der Miles, was sein Patron antworten und wie er reagieren würde...

    Quintus nickte.


    Ja, gehen wir zurück.


    Als er Valerians Vorschlag hörte, nickte er erneut und grinste breit.


    Ja, lass uns doch mal mit zwei Schwertern üben. Das wird bestimmt interessant...


    Er konnte nur hoffen, dass sich der Quintilier nicht mehr daran erinnerte, wie Quintus mit Gladius und Spatha bewaffnet hier in der Castra angekommen war...

    Ja, sie war vorhin am Tor, als ich Wache hatte. Sie hat nicht viel gesagt, war eher schüchtern, schüchtern und schön wie eine Alabasterstatue. Eine Dienerin begleitete sie, die hat aber auch nichts gesagt.


    Quintus grinste breit.


    Soso, im Park gefunden, wie? Wohl beim Blumen pflücken...


    Er lachte. Eine freudige Zeit für den Quintilier! Der Germane konnte den Neid in sich aufsteigen spüren, war er doch schon immer eher mäßig erfolgreich bei den Frauen gewesen. Seine Schwester Albit hatte mal gesagt, dass er die Frauen mit seiner ernsten Art vergraulen würde.


    Purgitia? Der Name sagt mir nichts, ist das eine wichtige Familie?

    Und doch war es genau so...


    Borbetomagus... sagte Quintus bedeutungsschwanger.


    Wir waren auf der Suche nach Decurio Decius, als wir einen Teil der Banditen bei einem Steinaltar im Wald stellten. Es war ein fürchterliches Gemetzel, bei dem wir mehrere Reiter und unseren Duplicarius verloren. Die Narbe stammt von einem geworfenen Dolch. Ich habe es meinem Pferd zu verdanken, dass es nur eine Narbe ist. Wäre Fuhon nicht gestiegen, hätte mich die Klinge getötet.


    Wie ein dunkler Schleier legte sich die Erinnerung an die Tage in Borbetomagus über die Gedanken des Ducciers. Sein Gesicht hatte jeden Ausdruck verloren und wirkte starr wie die Parademaske eines Vexillarius...

    Der Dienst am Tor war furchtbar gewesen, viel zu lang und viel zu langweilig. Naja, von der einen Abwechslung durch die junge Dame und ihre Bedienstete einmal abgesehen. Wer sie wohl war?


    Quintus betrat das Contubernium und blickte sich um. Zufälligerweise saß Valerian auf seinem Bett und pflegte seine Ausrüstung.


    Hier, mein Freund, Post für dich.


    Er reichte dem Quintilier die immer noch versiegelte Rolle...



    Lucius Quintilius Valerian
    Castra Praetoria
    Roma


    Salve Valerian,


    ich weiß gar nicht wie ich den Brief beginnen soll also versuche ich es einfach mal. Ich hoffe Dir geht es gut und Du hast keinen Ärger bekommen als Du so verspätet zurück in die Castra gekommen bist. Es würde mich sehr betrüben wenn dem so wäre.
    Heute sehe ich auf diesen Tag mit einem Lächeln zurück und frage mich immer noch ob ich den ganzen Tag im Baum verbracht hätte wenn Du nicht gekommen wärst. Sicher wäre das für so manch einen Besucher ein lustiger Anblick gewesen, aber nicht für mich.
    Der kleine Kater weicht mir einfach nicht mehr von der Seite. Gehe ich durch die Casa ist er stets bei mir. Es scheint fast so als würde er auf mich aufpassen wollen. Den Kleinen habe ich Cassius getauft. Ich hoffe der Name passt zu ihm, aber ich muss sagen ihm scheint er zu gefallen, denn er hört auf ihn.


    Auch wenn unsere Begegnung auf ziemlich seltsamen Wege geschehen war wollte ich mich noch einmal bei Dir bedanken, dass du mich aus dem Baum gerettet hast. Außerdem freue ich mich noch immer darüber Dich kennen gelernt zu haben. Es war eine sehr angenehme Begegnung und ich hoffe wir werden uns bald wieder über den Weg laufen, dann aber nicht mehr unter diesen seltsamen Umständen.


    Auf ein baldiges Wiedersehen.


    In Erinnerung
    Philogena

    Nee, du, lass mal. Wachdienst ist mir aufregend genug.


    Quintus zwinkerte mit dem rechten Auge, während er weiterhin lachte. Er selbst konnte es nicht sehen, aber seine Narbe zuckte auf und ab und leicht nach links, ganz so als hätte sie ein Eigenleben...

    Quintus war zum Dienst am Tor eingeteilt worden. Er hasste es, sein ganzes Leben war verpfuscht und sowohl die Nornen als auch Fortuna schienen ihn eher aus- als anzulachen. Er war ein Prätorianer, verdammt! Wieso stand er hier und nicht vor des Imperators Palast? Es war zum Verzweifeln...


    Der Duccier hatte gerade beschlossen, dass dieser Dienst das Langweiligste war, was er je in seinem Leben erlebt hatte, als zwei Frauen direkt auf ihn zukamen. Die eine schien eine junge römische Dame zu sein, die andere ihre Dienerin.
    Quintus wollte gerade zu einem "Halt, Bürgerin, quo vadis?" ansetzen, als diese ihm auch schon zuvorkam...


    Salve! Ein Brief für Valerian? Den kannst du mir geben, ich werde dafür sorgen, dass er ihn bekommt.

    Quintus hatte gerade antworten wollen, als Valerian das Officium betrat und Meldung machte. Er war sich nicht sicher, ob er nun abwarten sollte, was sein Kamerad hier wollte bzw. sollte, oder ob er seinerseits Meldung über den Vorfall machen sollte. Höchstwahrscheinlich zu seinem Glück entschied er sich für letztere Option.


    Dies ist Duccia Flamma, eine Verwandte meinerseits, Herr, die erst gestern hier in Rom ankam. Sie war auf dem Markt, als der Praefectus mit seiner Garde des Wegs kam. Die Milites bahnten ihm einen Weg mit ihren Scuti, wobei sie meine Verwandte, die sich gerade nach einem Buch bückte, das ihr heruntergefallen war, derart hart anstießen, dass sie beinahe gestürzt wäre. Das Buch noch in der Hand, warf sie es, um ihrem Ärger Luft zu machen und traf dabei versehentlich... Quintus betonte das Wort sehr deutlich. ...den Praefectus am Helm. So hat Flamma es mir zumindest geschildert. Ich weiß, es steht mir nicht zu, eine Bewertung zu treffen oder ein Urteil zu fällen, aber ich denke, dass lediglich der Stolz des Praefectus gelitten hat, wohingegen Flamma eine Prellung davontrug.


    Er hatte alles berichtet, soweit er es selbst wusste. Was würde Balbus jetzt wohl unternehmen...?

    Quintus schaute an sich herab. Valerian hatte mehr als nur Recht, beide sahen ziemlich wüst aus...


    Oje, wie sollen wir das bloß wieder sauber kriegen? Also in Confluentes wär das nicht passiert, Decurio Tubero hatte uns den Arsaz aufgerissen... Wer fegt denn hier eigentlich?


    Der Germane schüttelte den Kopf, grinste dann aber und nickte. Sie würden auf jeden Fall den einen oder anderen Becher auf das Duell heben...

    Quintus setzte sich auf. Für einen Moment rotierte die Welt um ihn herum, dann aber kam sie zur Ruhe. Das würde eine saftige Beule geben...


    Es geht schon... es muss gehen!


    Er nahm die angebotene Hand und zog sich daran hoch.


    Danke.


    Verstohlen blickte er sich um. Scheinbar hatte kein Offizier ihr Duell bemerkt, aber zwischen einigen Kameraden wanderten Münzen hin und her...

    Quintus musste ein breites Grinsen, ja sogar ein Lachen unterdrücken, als er sich die Situation vorstellte. Vor seinem geistigen Auge flog ein gigantischer Foliant in hohem Bogen gegen den Kopf des Präfekten... Er kannte seinen obersten Chef nicht besonders gut, hatte ihn eigentlich bislang immer nur gesehen und nie gesprochen, aber diese Reaktion lag im Bereich dessen, was er über den Charakter des Mannes zumindest gehört hatte.


    War es ein großes Buch oder eher ein schmales Heftchen? Und den blauen Fleck sollte sich vielleicht ein Medicus ansehen. Ich weiß nicht, ob solcherlei Dinge relevant sind, aber vielleicht sind sie für dich hilfreich. Wir werden Balbus fragen, wenn er kommt. Er ist mein Patron und ein Freund der Duccier, und ich bin mir sicher, dass er uns helfen wird. Dennoch sind ihm in gewisser Weise auch die Hände gebunden, denn der Mann, den du "angegriffen" hast...


    Beim Wort angegriffen malte Quintus mit seinen Fingern Anführungszeichen in die Luft.


    ...ist der Präfekt der Praetorianer, der oberste Chef dieser Einheit. Er ist nur dem Imperator allein verantwortlich und hat das Recht eigentlich immer auf seiner Seite, da wir unter ständigem Kriegsrecht stehen, um den Kaiser optimal schützen zu können. Das Ziel deiner "Attacke"...


    Erneut malte er Anführungszeichen in die Luft.


    ...ist also einer der fünf mächtigsten Männer Roms. Du hast wirklich ein gutes Händchen darin, deine Feinde auszuwählen.


    Jetzt musste Quintus dann doch grinsen. Eila war halt doch eine echte Germanin.


    Aber solange wir noch Zeit haben, wie geht es denn so dem Rest dem Familie und was machst du eigentlich hier in Rom?

    Quintus konnte seine Lunge rasseln hören. Er hustete und keuchte...


    Auf... aufgeben? Germanen... geben nicht auf...! Aus... außerdem... *HUST* die Garde fällt..., aber... aber sie flieht... *HUST* flieht nicht!


    Langsam sickerte die Situation in das Bewusstsein des Ducciers und schließlich musste er lachen.


    Ach... scheiß drauf...! *HUST*

    Wilder Schmerz durchfuhr Quintus Schulter, als Valerian wieder und wieder sein Scutum gegen den Arm des Ducciers schlug. Der Germane ließ jedoch nicht los, Albins gute Salbe würde die blauen Flecken schon verschwinden lassen!


    Er richtete Sich halb auf, setzte behände seinen rechten Fuß auf den Oberschenkel des Quintiliers, packte mit der Linken blitzschnell dessen Cingulum und ließ sich nach hinten fallen...


    In hohem Bogen flog Valerian über Quintus' Kopf hinweg und landete ebenfalls im Staub des Übungsplatzes. Dummerweise hatte er ein letztes Mal mit seinem Schild zuschlagen können und den Duccier am Kopf getroffen...


    Quintus sah Sterne, Donnerwolken und zwitschernde Vögel. Der Himmel musste ihm auf den Kopf gefallen sein! Ein lautes "PHRAKJAZ!!!"* tönte über den Übungsplatz. Er konnte sich kaum regen, von aufstehen einmal ganz abgesehen. So blieb er denn schwer atmend liegen.


    Gibst du auf??!?


    Sim-Off:

    *germ. Mist!

    Als Valerian zustach, änderte Quintus spontan seine Taktik. Er rollte auf die linke Seite, so dass der Römer in den Boden stach. Der Germane griff sich den Waffenarm seines Gegners und zog ruckartig daran, in der Hoffnung, den Quintilier erneut zu Fall zu bringen. Gleichzeitig zog er die Beine an und rollte weiter, um wieder auf die Beine zu kommen. Dass er den Arm Valerians dabei weiter verdrehte, war durchaus beabsichtigt...