Beiträge von Quintus Duccius Eburnus

    Langsam ritten die Equites der Ala II an das Lager heran. Lucius mit dem verwundeten Duplicarius vorneweg, dahinter die anderen drei, der letzte zog das Pferd mit den beiden Toten mit.
    Das lager lag mehr als ruhig vor ihnen, die Legio und die Kameraden aus den restlichen Turmae waren also schon abgerückt. Es standen auch nur zwei Wachen am Tor, die den Reitern entgegenblickten.


    Halt, Equites! Wohin soll's gehen?


    Lucius ritt an die Wachen heran.


    Wir sind Reiter der Turma IV der Ala. Wir waren auf der Suche nach dem Decurio Albius Decius und sind in einen Hinterhalt geraten. Unser Duplicarius ist schwer verletzt und benötigt umgehend einen Arzt.


    Die Wächter sahen sich die Reiter und die Pferde mit den darauf festgebundenen Soldaten an und der eine nickte schließlich dem anderen zu. Dieser lief ins Lager.


    Wartet einen Moment, wir holen den Optio der Wache.


    * * * * * * *


    Wenig später kam der Optio und besah sich die kleine Gruppe. Er erkannte den Duplicarius und ließ sie sofort ein.


    Reite mit dem Verwundeten direkt zum Lazarett hinten im Lager. Dort ist ein Medicus, der sich das anschauen kann.


    Lucius nickte und lenkte die beiden Pferde zu dem Zelt, in dem die Verwundeten behandelt wurden. Der Medicus war auch anwesend und besah sich die schlimme Verletzung sofort und schaffte den Duplicarius sogleich auf einen großen Tisch. Er bereitete einige Instrumente vor und ließ sich gerne von Lucius bei dem helfen, was nun kommen würde.


    Der Duplicarius wurde entkleidet und die Wunde zunächst ausgewaschen. Dann schnitt der Medicus die Seite auf und suchte kurz mit einem Instrument nach der Pfeilspitze im Körper des Soldaten. Schon bald hatte er sie gefunden und zog sie heraus. Dann gab er einige Kräuter und Öle in die Wunde und verschloss sie mit einem Verband.


    Nach der Operation wurde der Duplicarius von zwei Helfern auf ein Feldbett gelegt und dort festgebunden, damit er sich nicht zu sehr bewegte.


    Was geschieht nun weiter, Medicus?


    Der Arzt sah den Eques an und machte ein besorgtes Gesicht.


    Die Wunde war tief und schwer, junger Lucius, wir können nur hoffen und beten. Ein Opfer an Aesculapius wäre vielleicht auch hilfreich...

    Naja, wenigstens ist die Überfahrt überstanden. Wäre ja schlimm gewesen, wenn Dagmar auf dem Weg ertrunken oder von Piraten überfallen worden wäre.


    Als Loki von Brandinar sprach, bildete sich dann doch eine Sorgenfalte auf Quintus Stirn.


    Das ist in der Tat mehr als seltsam. Zur Zeit gibt es wahrscheinlich niemanden, den wir auf die Suche schicken könnten, oder? Es muss ja nicht sein, dass er irgendwo in den Bergen liegt und langsam von den Adlern gefressen wird...
    Ach ja, danke für die Sache mit dem Brief. Es tut gut, dass man sich in diesem Landstrich ab und an auch mal auf jemanden verlassen kann.


    Schließlich stand Quintus auf. Er ging zu dem kleinen Fenster hinüber und sah kurz raus. Dann drehte er sich abrupt um. Er sah seine Verwandten mit blitzenden Augen an.


    Ich weiß, dass ihr euch fragt, was im Feld passiert ist. Vor allem unser Kleiner hier muss vor Neugier und Ungeduld ja förmlich platzen. Gut, ich fasse mich kurz...


    Er berichtete ihnen von dem Versorgungszug nach Borbetomagus, von den Geschehnissen im Lager der Vexillatio und von der Suche nach dem Decurio Albius Decius im Umland von Borbetomagus. Als er schließlich endete, war fast eine Stunde vergangen...

    Quintus sah zu Loki auf. Der Kerl musste Hummeln im Hintern haben, er konnte sich einfach nie mal mit Ruhe hinsetzen. :P


    Nett? Naja, ich weiß nicht, nett ist was anderes. Zwei der Kameraden schnarchen, und wenn alle hier sind, kann man sich nur auf seiner Pritsche umdrehen. Aber alles in allem ist es genau so, wie unser Vater das immer beschrieben hat, entbehrungsreich aber ehrenvoll.
    Und hier in der Barracke ist es auf alle Fälle wärmer als draußen im Feld. Und bequemer und ungefährlicher obendrein.


    Quintus berührte wieder seine brennende Narbe und nahm noch einen Schluck aus dem Becher.


    Und wie geht es Dagmar? Ist das Kind schon da? Sind sie überhaupt in Aegyptus angelangt? Und habt ihr mal was von Brandinar gehört? Der wird auf seinem Weg nach Hispania doch wohl nicht unter die Räuber gefallen oder unter die Räder gekommen sein.


    Plötzlich fiel ihm eine Sache wieder ein, die er vor ein paar Tagen begonnen hatte.


    Wo wir es gerade mit entfernten Provinzen und weiten Strecken haben. Dieser Brief müsste nach Rom, aber ich werde in den nächsten Tagen hier wohl noch nicht weg können. Und da die hiesige Poststation dicht gemacht hat, könnte ich ihn eben nur aus Mogontiacum verschicken. Könntet ihr ihn vielleicht mitnehmen und für mich aufgeben?


    Bei seinen Worten kramte der Eques kurz in seiner Kiste und holte eine Papyrusrolle heraus.


    Empfänger wäre Prudentius Balbus in der Casa Prudentia in Rom.


    Er reichte die Rolle seinem Bruder.


    Von: Quintus Duccius Eburnus, Eques Ala II Numidia
    Castellum Ala II Numidia
    Confluentes
    Germania Superior


    An: Tiberius Prudentius Balbus
    Casa Prudentia
    Roma
    Italia



    Geschätzter Prudentius Balbus,


    ich grüße Dich. Du warst mein Präfekt in der Ala II, und mit Bestürzung musste ich nach meiner Rückkehr aus Borbetomagus von Deiner Entlassung und Abreise nach Rom erfahren. Ich hoffe, Dir und den Deinen geht es gut und dass alle gesund sind.


    Wie Du vielleicht schon gehört hast, war die Mission nach Borbetomagus von Erfolg beschienen. Die Turmae der Ala mussten nur geringe Verluste hinnehmen, von denen das Verschwinden des Decurios Lucius Albius Decius wohl der schmerzlichste war. Wir hatten zunächst angenommen, dass die Banditen den Decurio gefangen hätten und ihn in einem blutigen Ritual den germanischen Göttern als Menschenopfer darbringen wollten. Es stellte sich aber heraus, dass dem nicht so war, und selbst eine ausführliche Suche brachte keine Spur von ihm zu Tage.


    Ich selbst war gezwungen, die Führung über die halbe Turma IV zu übernehmen, nachdem der Duplicarius sehr schwer verwundet worden war. Auf der Suche nach dem Decurio waren wir in einen Hinterhalt geraten, und zwei Pfeile trafen den Duplicarius. Der eine drang nur in den Arm ein, der andere aber traf ihn durch die Achsel in den Köper und brach dort ab, so dass die Spitze nur in einer äußerst schwierigen Behandlung von einem Arzt entfernt werden konnte.


    Mittlerweile sind wir alle wieder nach Confluentes zurückgekehrt und der Alltag aus Übungen und Kastelldiensten ist wieder eingetreten. Dein Nachfolger, Präfekt Octavius Sura, hält sich bislang ganz gut. Er hat jüngst zu Ehren des Mars in großer Zeremonie einen Stier opfern lassen für das Heil der Ala. Decurio Tubero schreit immer noch genauso viel mit den Probati herum wie zu Deiner Dienstzeit, und die Probati sind an jedem Abend immer noch genauso fertig, wie es schon immer war. Wir hatten überhaupt recht viele Neuzugänge in letzter Zeit, aus allen Teilen des Reiches – zumindest will es mir so scheinen.


    Sei aber dennoch gewiss, dass, obwohl hier der Alltag eingekehrt ist, viele in der Einheit Deine Führung vermissen. Und ich ganz persönlich bin Dir sogar zu Dank verpflichtet, hat mir doch die Unterweisung – oder sollte ich besser sagen, die erteilte Lektion – auf dem Übungsplatz letztlich in Borbetmagus das Leben gerettet. Und auch unsere zwar seltenen, aber philosophischen Gespräche fehlen mir irgendwie. Dir, o Prudentius Balbus, wären die Männer der Ala bis in den Tod gefolgt! Bei Präfekt Octavius Sura bin ich da nicht so sicher, zumal er der Legio II entstammt, die zwar eine Einheit von großer Ehre ist, deren Soldaten aber scheinbar einen unerklärlichen Groll gegen uns Reiter der Ala hegen und deren Centurio Petronius Crispus unseren Decurio Albius Decius schon aufgeben wollte, als er von einer geplanten Opferung hörte. Ein gewisses Maß an Misstrauen scheint also angebracht, auch wenn ich über einen Verwandten erfahren habe, dass der Präfekt wohl große Stücke auf die Ala hält.


    Wie dem auch sei, ich würde Dir immer noch in jeglicher Gefahr zur Seite stehen, und Dir hiermit – im Rahmen meiner dienstlichen Möglichkeiten – meine Hasta und mein Schwert anbieten, so Du mich denn – wenn ich das einmal so frei heraus auszusprechen wagen darf – als Klienten haben wollen würdest. Ich wäre geehrt und stolz, dürfte ich Dich Patron nennen.


    Mit Entbietung meiner besten Wünsche und Grüße an Dich und die Deinen.


    Vale,



    Aquarius, hmm? Ein sehr verantwortungsvoller Posten. Hoffentlich übernimmt sich der gute Irminar nicht mit all seinen höchst verantwortungsvollen Aufgaben.


    Quintus grinste ein wenig und nahm einen Schluck aus seinem Bechern.


    Du hattest einen Phelan erwähnt, wer ist das denn? Und hat die gute Dagny jetzt schon mehr Damenhaftes an sich? Oder ist sie immer noch ein Wildfang?


    Er musste daran denken, wie sehr Dagny ihn an seine kleine Schwester Uthi erinnert hatte, viel zu selbstsicher und rotzfrech...

    Na das waren ja einige Neuigkeiten. Sie mussten sich also doch ein wenig ausgiebiger unterhalten. Verstohlen sah Quintus sich nach links und rechts um, kein Tuto, kein Tubero und auch sonst kein Offizier weit und breit... sehr gut!


    Kommt, wir gehen in mein Contubernium, da ist es wärmer als hier. Das Bisschen Schnee kann ich auch gleich noch wegfegen.


    Er wies seinen Verwandten den Weg und gemeinsam gingen sie zur Unterkunft der Turma IV...

    Quintus füllte etwas Wein in einen Kessel, verdünnte ihn dann stark mit Wasser und stellte den Kessel auf die kleine Feuerstelle in der Stube, die den Raum auch beheizte.
    Außer ihm, Witjon und Lando war nur noch Lucius anwesend, der dem Eques kurz zunickte und sich dann wortlos zurückzog. Kurz darauf konnte man ihn durch das kleine Fenster beobachten, wie er mit Quitnus Besen in Richtung der Via Praetoria verschwand.


    Setzt euch doch, das dort ist meine Pritsche.


    Der Raum war mehr als karg eingerichtet, es gab acht Feldbetten und die kleine Feuerstelle, die Wände waren aus roh behauenen Holzbalken, ebenso die Decke. Einzig der Fußboden schien gehobelt zu sein und war mit etwas Stroh bedeckt. Ansonsten waren da nur die Tür, das kleine Fenster, durch das ein wenig Licht herein drang und eine Kiste an jedem Bett, in denen die Soldaten wohl ihre Habe verstauten. Aus seiner Kiste zauberte Quintus nun drei Becher hervor und goss jedem etwas von dem warmen, verdünnten Wein ein.


    So, und jetzt erzählt mal der Reihe nach.

    Irgendwo weiter hinten stand Quintus und beobachtete das Spektakel. Er hatte noch nie einer großen Opferung beigewohnt und war neugierig auf den Ablauf. Bis zum Beginn des eigentlichen Rituals unterschied sich nichts von den kleinen Opferungen, die er selbst auch schon durchgeführt hatte. Dann aber setzte die Musik ein und der Eques verfolgte gespannt, was weiter geschehen würde. Jede Bewegung der Priester und Tempeldiener hatte etwas Weihevolles. Eine ehrfürchtige Stimmung ging von ihnen aus, die schon bald auch die Menge der Soldaten ergriff...

    Zitat

    Original von Lucius Hadrianus Iustus
    Da hat dann die ID Iustus dann gar nicht mal so unrecht wenn er sich denkt das die "Meisten" eh halbwegs romanisiert sind und von daher diesen sogenannten Tempel auch eher nicht benötigen würden. Und die Landbevölkerung sucht sich dann wahrscheinlich eh ne Lichtung oder ne alte Eiche um zu ihren Götzen ähm Göttern zu beten... 8)


    Zu Tempeln bzw. heiligen Stätten ist anzumerken, dass die Römer immer gerne das übernommen haben, was schon da war. In den Wäldern bei Koblenz z.B. gab es bereits vor den Römern einen keltischen Tempel, der einem Götterpaar geweiht war, von denen der männliche Part ein Reisegott war. Entsprechend wurde unter den Römern dort Merkur verehrt...
    Und bei Köln steckte der vorrömisache Altar ja schon im Namen (Colonia Claudia ARA Agrippinensium)...
    Ansonsten waren im kelto-germanischen Raum ( = die linke Rheinseite) Eichen und Lichtungen weit weniger heilig als beispielsweise Quellen (Quellmatronenkulte) und lichte Birken- bzw. Buchenhaine...

    Zitat

    Original von Caius Ferrius Minor
    [...] aber warum soll man nicht auch eigene Creativität verwenden dürfen, für seinen Namen, so wie heutzutage sich auch jeder nennen darf, wie er will, bzw die Eltern nach ihrem Belieben das entscheiden.


    Da würde ich mich aber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, das könnte mit Absturz aus dem 12. Stock enden. Die deutsche Gesetzgebung kenn ein eigenes Namensgesetz, dass seit Beginn der 90er Jahre mehrfach überarbeitet wurde. Man kann sein Kind nicht einfach nennen, wie man will. Ein Mädchen muss einen Mädchennamen tragen, ein Junge einen Jungennamen. Ausnahmen, wie etwa das berühmte männliche Maria, sind immer nur als Beinamen möglich. Und Namen, die nicht deutschen oder eingedeutschten Ursprungs sind, werden zunächst geprüft, ehe man sein Kind so nennen darf. Vivian ist zum Beispiel in Deutschland ein anerkannter Mädchenname, in der britischen Heimat des Namens heißen aber ausschließlich Männer so, denn die weibliche Fassung wäre eigentlich Vivianne... Auch die berüchtigten Pumuckel-Kinder sind heutzutage nicht mehr möglich, da bis vor kurzem niemand festlegen wollte, ob Pumuckel nun ein männlicher oder weiblicher Name ist (mittlerweile hat sich das geklärt, Pumuckel ist männlich - ganz zum Pech der drei oder vier Mädchen, die so heißen).
    Und bei den Nachnamen geht das in Deutschland genau so weiter... Bei der Eheschließung kann man den Namen der Frau oder den Namen des Mannes als Familiennamen wählen. Doppelnamen kommen nur für einen Ehepartner in Frage und keinesfalls für beide. Es sei denn, man macht mal eben 800 Euro für eine Namensänderung locker, und die muss dann noch im öffentlichen Interesse stehen...


    Um mal zum eigentlichen Thema zurück zu kommen... Ich spiele seit über 19 Jahren RPGs und habe schon des öfteren Frauen gespielt. Vielleicht spiele ih ja hier auch mal eine, mal schauen. Grundsätzlich frage ich mich aber, woher ihr alle die Zeit für mehrere IDs nehmt, ich bin mit einer ja schon völlig ausgelastet, man hat ja schließlich auch noch ein RL...

    Die Salbe, die Lucius auf die Wunde geschmiert hatte, brannte höllisch, vom Gestank einmal ganz zu schweigen. Der kleine Lappen über der Wunde wurde durch das Zusammenbinden der Wangenschilde unterhalb des Kinns fixiert.
    Quintus blickte sich in dem Felsenrund um. Er hatte die Toten Germanen beim Opferstein in der Mitte zusammenschleppen lassen und dann jeweils drei Wachen für die beiden torartigen Öffnungen eingeteilt. Die verbliebenen drei Eques und Quintus selbst durchsuchten nun die Opferstätte nach einem Versteck, in dem der Decurio oder andere Gefangene gehalten werden konnten. Sie trafen sich schließlich wieder am Opferstein.


    Und?


    Nichts. Hier ist niemand mehr. Sie müssen den Decurio noch in ihrem Lager haben. Was machen wir jetzt?


    Quintus sah sich den Opferstein an, während er nachdachte. Der Alte und seine Helferinnen und Helfer hatten einige römische Rüstungsteile wie Helme und Stücke von Kettenhemden sowie schon recht alte römische Waffen, einige Birkenzweige und ein paar Knochen und Fleischstücke zusammengetragen und rund um den Findling drapiert. In einem etwa fünf Schritt weiten Kreis um den Stein herum steckten große Fackeln im verschneiten Boden.


    Wir können nichts machen, so mies das auch klingt. Wir können das Lager nicht alleine angreifen, das wäre Selbstmord. Wir müssen darauf warten, dass die Legio los schlägt, dann können wir zum Kampfgetümmel dazu stoßen und und uns einer der anderen Turmae anschließen. Ich schätze, sie werden zum Abriegeln der Umgegend eingesetzt werden, damit keiner der Banditen entkommen kann.


    Der Eques sah seine Kameraden an. Die ließen die Köpfe ein wenig hängen. Sie wären lieber sofort aktiv geworden und hätten zum Sturm auf den Unterschlupf der Räuber geblasen, aber sie sahen ein, dass sie zu zehnt keine Chance hatten den Kampf gegen einen Gegner von zahlenmäßig unbekannter aber in jedem Fall überlegener Stärke.


    Macht die Pferde bereit und sucht unsere hastae zusammen. Vielleicht haben wir noch genug, die heil geblieben sind.


    Und was machst du?


    Ich benutze den Opferstein und biete den Göttern etwas an, vielleicht sind sie dann ja mal auf unserer Seite.


    Nunja, zumindest über Fortunas Gunst konnten sie sich bislang nicht beschweren. Quintus holte etwas Essen aus seiner Ausrüstung und klaubte die Waffen der Germanen zusammen. Bei dem Alten fand er etwas Weihrauch. Er legte alles auf den Findling und entzündete die Räucherklumpen, bis diese ihren Dienst taten. Dann nahm er eine demütige Haltung ein und begann zu flüstern:


    Ihr Götter, alle die ihr auf uns schaut, Götter der Römer, Götter der Germanen, Götter der Kelten. Mars und Jupiter, Teiwaz und Wodan, Teutates und Belenus, steht uns bei in dieser schweren Stunde. Wir stellen unsere Waffen in euren Dienst und weihen unsere Feinde euch zum Geschenk, auf dass der Frieden, die Ruhe und die göttliche Ordnung der Dinge wieder Einzug halten mögen in Germania Superior. Und wacht bitte auch über den Duplicarius, der verwundet und geschwächt darniederliegt, und über den Decurio Albius Decius, wo immer er auch sein mag...

    Da kann ich vielleicht schon ein wenig aushelfen...


    Belegt ist (aber fragt mich jetzt bloß nicht nach der Quellenlage, das müsste ich dann noch raussuchen), dass die Römer überall da willkommen waren, wo man von ihnen profitieren konnte. Also vornehmlich in der direkten Umgebung der Städte und Legionslager.
    Die einfache Landbevölkerung interessierte das Ganze (wie eigentlich immer) herzlich wenig, da es für sie meistens keine größeren Veränderungen gab. Ausnahmen sind hierbei die unmittelbare Nähe zu Villae Rusticae, wo es immer wieder zu Reibereien zwischen alteingesessenen Bauern und den zugezogenen Römern gab (z.B. in Wesseling und in Boppard belegt), und Begebenheiten, bei denen römische Soldaten zur Versorgung Nahrung und Material requiriert haben.


    Entsprechend hat die einfache Landbevölkerung auch kaum römische Umgangsformen, Glaubensvorstellungen oder Bekleidungsvorschriften angenommen. Andere Segnungen, wie Glas, feine Keramik, sanitäre Einrichtungen, römische Bauweise und Innenausstattung, wurden allerdings dort, wo man sie sich leisten konnte gerne angenommen.


    Die Quellen suche ich noch raus, kann sich aber über die Ostertage hinziehen...

    Ääähhh, dann direkt mal die Frage, worum es genau geht... Ein Link vielleicht? ?(


    Ich hab zwar nur eine Reihe Vorlesungen und ein paar Grundlagen- und Proseminare über alte Geschichte gemacht, aber evtl. kann ich ja doch noch was wissenswertes beisteuern (man ist ja schließlich nicht völlig unbeleckt... ;)). Dazu muss ich aber erstmal den derzeitigen Stand der Diskussion kennen...

    Ough...


    Stöhnend setzte sich Quintus auf. Sein Rücken schmerzte und seine rechte Wange blutete stark. Fuhon stand unweit entfernt und graste.


    Alles in Ordnung, Eburnus?


    Erst jetzt bemerkte er, dass einer seiner Kameraden bei ihm war und ihn stützte. Er nickte dem Eques zu und stand dann mit seiner Hilfe auf.


    Was ist passiert?


    Du bist vom Pferd gefallen. Hässlicher Schnitt, den du da hast. Hier, dein Helm. Nächstes mal solltest du ihn auch zusammenbinden.


    Quintus nickte. Er nahm seinen Helm entgegen.


    Was ist mit den Germanen? Und wo ist der Duplicarius?


    Der Kamerad zuckte die Schultern. Er deutete auf den Alten, der immer noch neben dem Opferstein lag.


    Alle tot. Den da hat wohl dein Pferd erschlagen, als es scheute. Die Wachen hatten wir schnell besiegt. Die Frauen haben sich selbst umgebracht. Die eine hat sich in ein Schwert gestürzt, die ander hat sich selbst die Kehle durchgeschnitten. Ich wusste bislang nicht, dass sowas überhaupt möglich ist.


    Und was ist mit dem Duplicarius?


    Der liegt da drüben. Wurde von zwei Pfeilen getroffen. Die eine Spitze steckt im Arm, die andere in der Schulter oder so. Lucius kümmert sich drum.


    Lucius, das war gut. Lucius war der Sohn eines Arztes. Er hatte seinem Vater oft geholfen, ehe er zur Ala gekommen war.
    Gemeinsam gingen die beiden Reiter hinüber. Der Duplicarius war bewusstlos, und Lucius schnitt gerade mit scharfer Klinge am Arm des Unteroffiziers herum.


    Wie sieht es aus?


    Ich hab die Spitze gleich... Da! Hier ist sie. Eine Sorge weniger, aber an die im Körper komme ich nicht heran. Sie ist durch die Achselhöhle eingetreten. Der Pfeil brach ab und die Spitze wanderte weiter in den Körper, als der Duplicarius sich bewegte. Er braucht dringend einen Arzt.


    Quintus nickte, wobei einige dicke Blutstropfen zu Boden fielen. Lucius blickte auf.


    Das sieht ja böse aus. Ich mach was drauf, wenn ich den Arm des Duplicarius verbunden habe.


    Gut, du schaffst ihn am besten ins Lager zurück. Dort müsste ein Arzt sein. Nimm noch drei Leute mit, nur zur Sicherheit.


    Quintus drehte sich zu seinem anderen Kameraden um.


    Haben wir Verluste?


    Zwei, Runald und Arinorix. Wir haben sie schon auf ein Pferd gebunden. Ich reite mit ins Lager zurück und nehme die Toten auch mit. Wir haben auch ein Pferd verloren... Meinst du, du schaffst es, hier das Kommando zu übernehmen?


    Das wird schon gehen,... denke ich.

    Soso, mein Herr Bruder ist dann jetzt wohl ein gemachter Mann, wie?


    Quintus sah sich unauffällig um, ob Decurio Tubero irgendwo herumschlich, aber der war wahrscheinlich noch auf dem Übungsplatz und schikanierte Einar, Stilo und die anderen Probati.


    Nein, nein, ich muss hier nur den letzten Schnee von der Straße fegen. Und wenn ich ehrlich sein soll, bin ich froh darüber. Ich habe für's Erste genug Blut gesehen und gelassen.


    Er fasste sich unwillkürlich an die Narbe, die immer noch brannte und nur langsam verheilte.


    Aber sagt, wie geht es in Mogontiacum? Was macht Irminar? Und habt ihr irgendwas von Brandinar gehört? Und was ist mit Dagmar? Geht es ihr gut? Ist sie in Aegyptus angekommen? Und ist aus Dagny schon eine junge römische Dame geworden? Ich glaube, ich sollte mich mal um Ausgang oder Urlaub erkundigen, damit ich euch mal wieder besuchen kommen kann.

    Das glitzernde Etwas flog auf Quintus zu. Es würde ihn treffen, da gab es gar keinen Zweifel. Was der Eques jedoch nicht bedacht hatte, war, dass Fuhon, sein Pferd, das Glitzerding ebenfalls auf sich zukommen sah. Alle Ausbildung war in diesem Moment dahin. Das Tier scheute und bäumte sich auf. Quintus wurde nach hinten geworfen, konnte sich zunächst kaum noch, dann gar nicht mehr halten.
    Alles um ihn herum schien unendlich langsam zu geschehen. Das Glitzerding war ein Messer, dass immer noch schnurgerade auf ihn zuflog. Die hasta flog in hohem Bogen nach hinten weg. Fohon machte einen Satz nach vorn, die Hufe mit den schweren eisernen Hufschuhen schlugen in den Körper des Alten ein. Quintus fiel weiter dem Boden entgegen. Er drehte den Kopf nach links, damit ihn dass Messer nicht im Gesicht erwischen würde.
    Dann war der Moment vorbei. Der Eques schlug hart auf dem Waldboden auf. Seine rechte Wange fühlte sich warm und feucht an. Fuhon machte noch einen kleinen Satz und stand nun neben dem Schamanen, der regungslos dalag. Die Frauen rannten schreiend davon...


    * * *


    Während der Eques noch am Boden lag, zog der Duplicarius sein spatha. Er wollte dem Germanen, der nun ein Schwert hielt nachsetzen. Für nur einen Moment war seine Achsel ungedeckt. Ein Moment, der für den Bogenschützen mehr als ausreichend war.
    Mit einem hässlichen Geräusch schlug der Pfeil in den Körper des Duplicarius ein und brach dann ab, als dieser seinen Arm wieder senkte.
    Der Unteroffizier spürte den Schmerz zunächst kaum, er lenkte sein Pferd herum und griff den Schwertträger an, den er drei Hiebe später auch schon schwer getroffen und ausgeschaltet hatte.


    Hinter ihm hatte der Bogenschütze einen neuen Pfeil eingelegt und zielte auf den Rücken des Duplicarius. Er spannte die Sehne noch ein wenig weiter, wollte gerade den Pfeil loslassen, auf dass er sein tödliches Werk verrichten würde, da traf ihn etwa schwer in die Magengrube. Er ließ los, hatte aber verrissen und traf so nur den linken Arm des Offiziers.
    Aus dem Bauch des Germanen aber ragte ein Wurfspieß, der ihn nicht nur getroffen, sondern gänzlich durchbohrt hatte. Es war ein seltsames Gefühl, ganz heiß und brennend. Dann schmeckte er Blut, während ihm die rote Flüssigkeit bereits zum Mund herausquoll. Schließlich sackte er leblos zusammen.


    Der Eques sturzte zum Duplicarius herüber, der mittlerweile vom Pferd gefallen war.


    Herr, Herr? Ist alles in Ordnung? Herr?

    Quintus fegte den letzten Schnee von der Via Praetoria und dachte dabei weiter über die Dinge nach, die sich kürzlich ereignet hatten. Als jemand aus der Principia trat, schaute er kurz auf. Es waren Loki und sein Bruder Witjon, die ihre Geschäfte mit dem Präfekten wohl beendet hatten.
    Er wollte gerade wieder an seine Arbeit gehen, als sein Bruder plötzlich über die ganze Straße brüllte... Und dann auch noch seinen germanischen Namen! Nicht dass ihm sein Name peinlich gewesen wäre, aber er hatte ursprünglich nicht zwingend vorgehabt, ihn gleich der ganzen Ala auf die Nase zu binden.


    Der Eques stellte den Besen an eine Barrackenwand und wartete mit verschränkten Armen auf seinen Bruder. Er starrte ihm bewusst finster entgegen und wusste, dass sein Blick im Zusammenspiel mit der langen, noch roten Narbe auf seiner rechten Wange furchteinflößend wirken musste.


    Sieh an, sieh an, mein nichtsnutziger Bruder hat den Weg zu unseren Verwandten gefunden und kommt mich hier in Confluentes, das auf halbem Weg zwischen zu Hause und der Casa Duccia liegt, besuchen. Wie nett! Und er hat sogar jemand Großes und Starkes dabei, damit er sich nicht fürchten muss, der Kleine.


    Quintus versuchte die ernste Miene solange es eben ging beizubehalten, was wirklich schwierig war. Er sah kurz an Witjon vorbei und hob die Hand zum Gruß.


    Hallo Loki. Na, wie macht sich denn der Lausebengel so?


    Schließlich konnte er dann doch nicht mehr an sich halten und musste breit grinsen, ehe er schließlich anfing zu lachen und seinen Bruder umarmte.


    Schön dich zu sehen, Witjon, es ist lange her. Aber nenn mich hier bitte nicht bei meinem germanischen Namen, ich will nicht, dass der Decurio oder sonstwer nachher dumme Fragen stellt.