Beiträge von Prosekon tou Mouseiou

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    ~~ Doros von Pelusium ~~


    Der Neugier wollte Doros nachgeben, aber er merkte sehr schnell, dass er da nicht auf Gegenliebe traf. „Kein Verdächtiger? Erstaunlich...“, murmelte Doros. Ein vages Lächeln huschte über sein Gesicht. „Schließlich würde ich das halbe Museion des Mordes verdächtigen. Mich eingeschlossen...Ja, in der Tat.“ Weiter kam Doros nicht. Denn scheinbar hatte jemand sein Ja als eine Eintrittsaufforderung verstanden. Die Tür ging auf und Doros sah überrascht zu dem herein kommenden Diagoras. „Chaire...“, murmelte Doros.


    Es zuckte um seinen Mundwinkel als der Neuankommenden glatt den Toten noch begrüßte. „ Er war leider nicht mehr recht gesprächig, aber ich weiß trotzdem darum, wie er gestorben ist.“ Da Doros von Natur aus ein Mann war, der das Leben sowieso nicht ernst nahm, den Tod genauso wenig, außer es diente seinem Zwecke, hätte sich durchaus dem Schalk und Witz angeschlossen. Doch abermals konnte er nicht weiter sprechen. Denn Nikolaos tat schon seiner Empörung kund. Mühsam presste Doros seine Lippen fest aufeinander und wandte sich halb um, damit das aufkeimende Lachen versteckt wurde.


    Sein dunkelhäutiger Sklave grinste auch breit, offenbarte zwei Reihen strahlend weißer Zähne (oder es wirkte nur so, weil er so dunkle Haut hatte). Doros sah zu Nikolaos. „Erlauben...? Ähm...gewiss.“ Aber auch das war unnötig. Doros klammerte sich an dem Tisch fest und krallte seine Fingernägel in die Innenseite seiner Hand, denn das Lachen, es wollte sich den Weg suchen. Denn Doros fand das Ganze einfach nur göttlich amüsant. Eine Komödie der absurdesten Art direkt vor seinen Füßen und im realen Leben. Seine Schultern zuckten heftig, immer wieder war ein leises Prusten zu vernehmen, was schließlich in einem melodiösen, tiefem Lachen endete bei Diogoras letztem Kommentar, nachdem auch noch Cleonymus hinein getreten war.


    Verwundert betrachtete Doros dann doch den jungen Nikolaos, nachdem sein Lachen erstorben war. Er sah auf den Brief und wandte sich an Diagoras. Nun konnte er wohl auch einige längere Sätze von sich geben. „Chaire, werter Diagoras. Es ist mir eine Freude, Dich kennen lernen zu dürfen. Bist Du nicht von der Akademie aus Achaia? Ein Gast des Museion?“ Doros wandte sich an Nikolaos. „Ist es denn notwendig, gleich den Eparchos damit zu belästigen? Vielleicht kann man das auch anders klären?“


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    ~~ Doros von Pelusium ~~


    Nur einen Augenblick sah Doros zu Theodoros hinüber, ob dieser noch etwas anfügen wollte, was wohl nicht so war. Doros, der es auch recht eilig hatte, wie immer, wenn er arbeitete oder die Gelegenheit sah eine entzückende junge Frau kennen zu lernen, nickte ihm kurz zu ehe er sich von dem womöglich zukünftigen Epistates, Doros machte sich da keine großen Gedanken, abwandte und deutete Valeria den Weg. Hinein in einen Raum, dessen Fensterläden weit offen standen, frische, aber sehr warme Luft hinein drang und der Boden blutig von dem vorigen Eingriff getränkt war. Doros trat auf eine Wachschüssel zu, griff nach dem Henkel einer Wasserkanne und goss von dem Nass in die Schüssel. Zart rosa färbte sich das Wasser, als er sich die blutigen Hände ab wusch. „Ich nehme mal an, Du hast noch keine Unterkunft, geschweige denn die Forschungsräume gestellt bekommen, Valeria...?“ Doros sah vom akribischen Waschen seiner Hände auf und lächelte gewinnend. „Ich darf Dich doch Valeria nennen, oder?“ Das Wasser tropfte von seinen Fingerspitzen als er nach einem linnenen Tuch griff und sich die Hände abtrocknete. „Das Iatreion zumindest ist nur ein Ort, wo wir Kranke behandeln, sofern sie Hilfe suchend zum Museion kommen. Natürlich steht es Dir frei, noch in der Stadt Menschen gegen das passende Entgeld zu versorgen. Das machen manche vom Iatreion. Ich nicht, aber meine Zeit ist recht begrenzt.“ Doros grinste breit. Er musste ja nicht gleich zugeben, dass er das Geld nicht brauchte. Außerdem lieber seinen Forschungen nachging, statt sich um den schnöden Mammon zu kümmern. „Würdest Du Dich mal kurz umdrehen?“, meinte Doros und ging zu einem Schränkchen, wo er einige frische Kleidungsstücke heraus nahm. Ohne darauf zu achten, ob Valeria noch schaute oder nicht, zog er sich das Gewand vom Leib und ließ es achtlos auf den Boden fallen. Anschließend zog er sich den sauberen Stoff über den Kopf.


    Seine Haare sahen danach etwas verstrubbelt aus, doch er glättete sie mit einer Geste. „So, jetzt kann ich Dich auch herum führen. Dir wird ein Raum im Iatreion zugewiesen, wo Du die Kranken empfangen kannst und behandeln. Ganz nach Deinem Gusto.“ Neugier stand in den Augen von Doros als er Valeria betrachtete. „Eine rhomäische Iatros? Ungewöhnlich, das gefällt mir. Darf ich fragen, wie Du dazu gekommen bist, Dich am Museion zu bewerben?“



    Grübelnd starrte der Iatros an die Decke. Eine Fliege summte leise durch den Arbeitsraum und schlug immer wieder mit dem dicken Leib gegen die Wand. Nach einem Moment des Nachdenkens schüttelte der Iatros schließlich den Kopf. „Meines Wissens nach...“ Er sah wieder zu Cleonymus. „...hat sich der Epistates...also der verstorbene Epistates...nicht wirklich für solche Belange interessiert. Aber ein paar von uns haben den Verdacht ihm durchaus gegenüber schon angesprochen. Ich weiß aber nicht, ob der Epistates deswegen Doros von Pelusium auch zu sich zitiert hat. Da bin ich überfragt. Verzeih.“ Mypsios sah sogar etwas zerknirscht aus. Im Grunde war dem Arzt jedoch nur daran gelegen, den störenden Kollegen aus den eigenen Reihen zu entfernen. Schon lange war Doros ihm ein Dorn im Auge.




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    ~~ Doros von Pelusium ~~


    Der Ausdruck auf dem Gesicht des Iatros Doros von Pelusium wandelte sich. Eben noch völlig gefangen von dem getanen Werk, erkannte er jetzt eindeutig das Mißverständnis. Aber nicht nur das, die Beauté der neuen Kollegin. Ebenso all das Blut an seinen Händen, zudem das gesamte Zeug, was er sich für den Eingriff angezogen hatte. Nicht sehr schmückend. „Baraka!“, rief Doros laut durch das Iatreion. Sein treuer Sklave erschien durch einer der hinteren Türen. Doros reichte ihm den blutigen Kittel aus feinem Ziegenleder, dazu das Instrumentarium. „Natürlich, werter Theodoros. Es wäre mir eine Freude, die neue Iatros durch das Iatreion zu führen.“ Erst da fällt Doros etwas eminentes auf. „Hat er gesagt, verbrennen?“ Entsetzt starrte der Iatros dem neuen Schüler hinter her, schloss die Augen und seufzte leise. „Was für eine Verschwendung.“ Kopfschüttelnd, heute war nicht der Tag von Doros von Pelusium, sah er wieder zu Valeria. „Verzeih, heute ist recht viel zu tun. Aber für eine neue Kollegin findet sich natürlich immer die Zeit. Wollen wir?“ Einladend deutete er mit seiner noch blutverschmierten Hand in Richtung der Tür.



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    ~~ Doros von Pelusium ~~


    Die Öllampen flackerten als die Tür geöffnet und geschlossen wurde. Ihre Schatten zogen über den hellen Leichnam hinweg, die Rußsäulen stiegen in kräuselnden Linien an die Decke hoch, Schlangen gleichend, die nach ihrer Beute suchten. Doros sah dem Centurio nicht lange hinter her, sondern wandte sich gleich darauf an Nikolaos, der ihm eine weitere Frage gestellt hatte. Die für Doros recht leicht zu beantworten war. „Es ist sehr einfach für Gelehrte oder Schüler, Angestellte oder Sklaven hier am Museion an derartige Gifte zu kommen. Aber auch in der Stadt kann man leicht daran kommen, in zahlreichen Gassen werden Rauschmittel und so ein Toxikum verkauft. Schierling und Eibe häufiger. Eisenhut ist etwas diffiziler zu finden. Außer hier am Museion. Bekanntermaßen werden hier sehr viele unterschiedliche Pflanzen von den Philologen mitgebracht.“ Doros griff nach dem weißen Tuch und zog es wieder höher, bis zur Brust des Toten. „Gibt es denn schon einen Verdächtigen?“


    Das Chaos war mittlerweile perfekt, Ärzte stritten mit Philosophen, Mathematiker mit Botanikern, jeder versuchte seinen Liebling durchzusetzen, seinen Favoriten. Sogar eine Frau, mit Namen Nisoteia und Philologa von Profession, wurde als Vorschlag in den Raum geworfen. Was in vielen Fraktionen an Zustimmung erntete, bei manchen jedoch umso heftigere Empörung, denn noch nie war das Museion von einer Frau geleitet worden und manch ein verstaubtes Relikt wünschte sich, dass es auch nie passieren würde. Sosimos starrte vor sich hin und ließ das Wirrwarr um sich herum toben. Ein dünnes Lächeln zierte die Lippen des älteren Gelehrten und er sah fragend zu Theodoros nach vorne. Die Arme hielt der Gelehrte vor seiner Brust verschränkt. Schließlich erhob er sich. „RUHE!“, donnerte seine Stimme. „BEI ZEUS, WER JETZT NOCH SPRICHT, DER WIRD HINAUS GEWORFEN!“ Es verfehlte nicht seine Wirkung, denn die Männer um ihn herum verstummten, aber nur diese, der Rest schimpfte weiter, diskutierte oder disputierte und ließ sich von Sosimos nicht stören. Doch Sosimos fixierte Theodoros mit einem durchdringenden Blick. „Ich schlage Theodoros von Alexandria für den Posten vor.“ Einige Gesichter wandten sich zu Theodoros, der eben noch wie vergessen schien. „Theodoros?“, echote ein unscheinbarer Mann. „Aber was hat er denn schon geleistet? Er soll sprechen.“ Ein anderer Gelehrter nickte eifrig. „Ja, er soll sprechen. Von sich...“ Etwas mehr Ruhe kehrte ein, doch nicht an allen Stellen. Denn zwei Männer krämpelten schon ihre Gelehrtenkleidung hoch, um sich mit dem Ausdruck von hitzigem Zorn aufeinander zu stürzen.

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    ~~ Doros von Pelusium ~~


    Talgig wirkte die Haut des Epistates. Die Gesichtszüge waren verzerrt und wirkten nicht von einem Menschen. Mehr wie von der Hand eines grotesk inspirierten Künstlers, der den Kampf des Todes in Stein meißeln wollte oder gar in reines, weißes Wachs, denn die Haut des Toten war bleich. Kalt war sein Körper, die Augenlider ein wenig noch geöffnet, obwohl wohl schon jemand in der Nacht dafür gesorgt hatte, dass sie geschlossen wurden. Denn als der Epistates gefunden wurde, starrte er mit offenen Augen in den dunklen Nachthimmel hinauf. Etwas irritiert musterte Doros den rhomäischen Soldaten, eine steile Falte erschien zwischen seinen Augenbrauen. „Ein Tier! Genau. Das sagte ich doch bereits. Aber nicht nur ein Tier, sondern ein besonders großes Raubtier. Aber die Wunden sprechen zu mir. Sie schreien es gerade zu heraus, dass sie nach seinem Tod zugefügt wurden.“ Ein genüssliches Lächeln war auf Doros Gesicht zu sehen. Doros liebte das Geheimnis, das Mysterium, weswegen er sich schon seit Jahren mit dem menschlichen Körper beschäftigte, und auch auf eine Art und Weise, die seine Kollegen nicht nur missbilligen würden, nein, ihn schändlich beschimpfen. Aber das Geheimnis um Tod und Vergängnis faszinierte den jungen Arzt ebenso. Und hier sah er eine Möglichkeit, seine Expertise zu beweisen. Womöglich würde ihm das in der Zukunft noch hilfreich sein. „Er ist auch nicht ertrunken, wie man glauben könnte. Scheinbar hat jemand sich große Mühe gegeben, den wahren Grund des Todes zu vertuschen.“


    Doros sah von dem Soldaten zu dem Strategos. „Gift.“ Ein einziges Wort, eine simple Wahrheit, die Doros dort verkündete. „Der Epistates wurde vergiftet. Wahrscheinlich sogar bei der gestrigen Cena. Dem Geruch nach...womöglich Eisenhut, Schierling oder Eibe. Eisenhut ging schneller, aber ich könnte es genauer sagen, wenn jemand den Todeskampf des Epistates mir beschreiben würde. Dennoch würde ich Eisenhut eher in Betracht ziehen. Zudem hat der Epistates bestimmt gut gespeist vorher. Eine Cena darum.“



    Verwundert musterte Mypsios den Mann vor sich. Das Museion verlassen? Die Stadt gar? Warum sollte er? So nickte Mypsios ein wenig. „Ähm, ja. Natürlich. Aber eigentlich hat mich die letzten zehn Jahre nichts aus der Stadt getrieben. Warum auch? Schließlich kommt man nur in das barbarische Hinterland der Ägypter, wenn man die wundervolle Perle Ägyptens verlässt, das Museion. Nein, nein. Das ist nichts für mich.“ Der Iatros wollte sich erheben, um sich wieder seiner Arbeit zu widmen. Die Patienten wurden auch nicht weniger, zudem war ein Arzt weniger im Iatreion, um die Kranken zu behandeln. Als sich Cleonymus noch mal um wandte, fiel Mypsios wieder in den Stuhl zurück und sah den Mann fragend an. „Untersuchung der Leiche?“, echote Mypsios. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, ein düsterer Schatten glitt über seine Gesichtszüge. „Untersuchung der Leiche? Pah, das ist keine Aufgabe eines Iatros. Oh, nein. Wir sind für die Lebenden zuständig. Nur für die Lebenden.“ Jetzt erhob sich Mypsios doch, denn der Ärger über Doros, auch in dieser Hinsicht, brodelte schon länger in dem Arzt. „Schändlich ist der Umgang für einen Iatros mit einem Toten. Ganz und gar unsittlich. Nein. Nein. Schauderlich!“ Seine Stimme hatte sich erhoben, doch bei den folgenden Worten senkte sie sich zu einem verschwörerischen Flüstern. „Aber Doros...der beschäftigt sich damit und sollte es nicht. Ich würde mich gar nicht wundern...“ Er unterbrach sich, sah sicherheitshalber noch mal zu Tür, um sich zu vergewissern, ob sie auch zu war. „...dass er viel mehr versucht hat. Womöglich hat er sogar den Leichnam geöffnet. Er ist ein Götterlästiger Herophilosanhänger...oh ja, er studiert dessen Schriften sehr eifrig. Sektionen, ja, aber nicht an Schweinen....an...“ Er pausierte noch mal und sah Cleonymus eindringlich an. „...an Menschen!!“ Bedeutend nickte Mypsios.


    ~Doros von Pelusion~


    "Da bist du ja!" Ein sehr wütender Arzt, Doros von Pelusion eilt herbei, die Hände in Handschuhen, eine Mütze auf dem Kopf, eine Binde um den Mund und über und über mit Blut verschmiert, aus einem der Räume. "Habe ich dir nicht gesagt, du solltest den Mann festhalten, wenn ich arbeite?" Vorwurfsvoll schaut er Antigonos an und hält demonstrativ ein Werkzeug in die Höhe, das wohl zum Bohren gebraucht wird, obwohl man sich gar nicht vorstellen will, was genau damit gebohrt werden soll. "Der Patient wäre beinahe abgenippelt! Das ist ja..." Auf einmal bemerkt Doros, dass Antigonos gar nicht der Gesuchte ist. Dann schaut er auf die anderen beiden Anwesenden und wirkt auf einmal sehr komplex. "Oh, Verzeihung... Ich hatte den Jungen verwechselt." Freundlich streckt er die vor Blut triefende Hand zum Gruß aus. "Chaire, Theodorus, Chaire... Wer bist du?"



    MEDICUS CURSUS MEDICINAE

    SimOff: Mea culpa. Keine Zeit gefunden, außerdem sollte der alte Epistates erst Mal unter die Erde.



    Mit einem ruhigen und selbstsicheren Lächeln auf den Lippen beugte sich der grauhaarige Mann näher an Urgulania. „Es freut mich sehr, Dich kennen zu lernen, werte Iunia Urgulania.“ Sein Blick wanderte wieder nach vorne, wo eine Weile lang gebanntes Starren ausgebrochen war und alle Blicke sich auf Theodoros gerichtet hatten. In diesen Moment der noch vorherrschenden Ruhe meinte der Mann noch. „Mein Name ist Midas. Midas Adrakos.“ Doch dann verstummte der Mann, denn Theodoros setzte zum Sprechen an. Um Midas Mundwinkel zuckte es einen Moment als der Stellvertreter des Epistates oder viel mehr der Interimsepistates ansetzte, seine Stimme zu erheben. Einem Mäuslein gleich, doch dann vernahm auch der Mann die Stimme des Theodoros. Er nickte beifällig als Theodoros sprach und lächelte zufrieden in sich hinein. Überhaupt, er schien von einer ruhigen Heiterkeit geprägt zu sein.


    Einige der Gelehrte und Angestellten folgten dem Beispiel und applaudierten laut. Manche schimpften leise vor sich her, andere waren wiederum recht angetan von den Worten. Sosimos räusperte sich in seinen Bart hinein und erhob sich. „Kollegen, Mitarbeiter, Museionsunterstützer. Es ist schwer einen neuen Epistates zu finden und dem göttlichen Kaiser zu empfehlen. Wohl bedacht muss der Mann sein, soll er doch der sein, der das Wissen und die Künste der Musen hegen und pflegen soll. Nicht nur weltlich muss er firm sein, nein, die Götter müssen ihm ebenso wohl gesonnen sein. Ein Glanzlicht hellenischer Schule muss er darstellen...“ Das übliche Blabla von Sosimos schien seinen Anfang zu nehmen und wenn Sosimos erst Mal in Fahrt kam, ja, da war er nicht mehr zu bremsen. Doch in dem Moment sprang einer der jüngeren Gelehrten auf. „Ich schlage Hilinos vor. Den Philosophos Hilinos.“ Empörende Rufe erntete der junge Mann. Ein Mann, dicklich und im mittleren Alter erhob sich. „Sicherlich würde ich gerne die Ehre annehmen...“ Es war wohl Hilinos, der sich da erhoben hatte, doch er wurde unterbrochen von lauten Schmährufen. Eine jüngere Frau rief lauthals: „Euphamos. Euphamos als Epistates.“ Sie erntete Gelächter und der alte Euphamos starrte in ihre Richtung. „WAS, WAS HAT SIE GESAGT?“, krakelte Euphamos. Der Sklave an seiner Seite rollte mit den Augen und wiederholte ihren Vorschlag. „Nein, nein...obwohl...“ Doch auch Euphamos Antwort ging im Getümmel unter. Denn schon wurde der nächste Kandidat vorgeschlagen, wütendes Keifen erhob sich und einige der Gelehrten sprangen auf, um hitzig aufeinander ein zusprechen. Wortfetzen wie: „So ein Idiot? Nie und nimmer.“ oder „Diesen Faulenzer doch nicht..“ „Pah, so ein Volltrottel als Epistates? Nur über meine Leiche.

    Leises Wispern flog von Mund zu Mund, oder war es doch nur das Raunen des Windes? Womöglich die Stimmen all jener, die hier in den Gräbern keine Ruhe gefunden hatten? Denen der Weg in das erlösende Elysium verwehrt worden waren. Die Lethes Segen nicht erfahren durften und sich nach ihrem sterblichen Leben zurück entsannen. Das Geräusch verstummte als Sosimos vor das Grab trat, worin der tote Epistates hinab gelassen worden war. Der nächtliche Wind zupfte an seinem Gewand. Einige weiße Blumen wurden vom Boden hoch gehoben, wehten sanft um sein Gewand herum und fielen in das schwarze Loch, dem offenen Grab. Die Lichter des Grabbaus flackerten heftig, eine Lampe erlosch. Manch einer der Menschen drängten sich näher an die Lichter heran. Ein junger Mann neben Nikolaos schüttelte den Kopf. „Keine gute Nacht heute. Schlechte Omen. Den ganzen Tag.“ Er sah sogar kurz zu Nikolaos und dann auch den Nachbarmann. „Drei Schlangen habe ich heute gesehen. Sie krochen unter einem Stein hervor. Drei! Drei...“, flüsterte er bedeutungsvoll. Er schien zu erwarten, dass Nikolaos ihn verstand. Der Nachbarmann nickte verstehend. „Ja, ich habe sogar Blut heute in meinem Frühstücksei gefunden.“ Beide Männer nickten andächtig. Die Syrinx verstummte und Sosimos Stimme erklang klar und deutlich.


    „Süßer attischer Mund! Von allen Griechen die schönste
    Rednerblume; wie du blüht keine schönere mehr.
    Denn du erhobst, o Platon, den Blick zum Himmel und lehrtest
    Gott uns, lehrtest uns Tugend und Sitten und Recht,
    Mischtest samische Weisheit zum holden sokratischen Becher,
    Gabst der erhabensten Muse die schönste Gestalt.


    Stets fort scheiden große Gelehrte von unserer Welt. Ein wenige Dunkler wird das irdische Licht und hinterlässt uns Sterblichen oftmals wenig von dem Verblichenen. Tychios von Chalkis war ein Schüler Platons, nicht ein Schüler, der seinem honigsüßen Mund folgen durfte. Aber ein Schüler im Geiste.
    In all den vielen Jahren hat er mit seiner bescheidenen und demütigen Art vor der Weisheit...“

    Selbst und gerade Sosimos fielen all diese Lügen schwer, die er über den Epistates von sich geben musste.
    „...danach gestrebt, das Wissen in den Geistern der Menschen zu mehren. Sie dahin zu führen, das wahre Sein zu erblicken. Den Trug zu durchschauen und die Seele in sphärische, intellektuelle Höhen zu bringen. Vielen wird er dabei geholfen haben, leitete er doch schon seit einigen Jahren das Museion...“
    Und so ging die Lobeshymne auf den Epistates weiter. Von seinen großen Verdiensten wurde gesprochen. Von seinem so angeblich tugendhaften Leben. Ginge es nach Sosimos und den nachfolgenden Rednern, war der Epistates ein gar heiliger Mann gewesen. Ein lautes „Lüge!“, unterbrach den letzten Redner. „Er war ein Schwein. Ein korrupter Widerling. Er hat die Schriften gestohlen und verhökert.“ Von woanders drang ein: „Und an den Schülern hat er sich vergriffen, dieses Ekel.“ Doch stets vermochten die Zwischenrufer in der Anonymität der Versammlung von Aponimma zu bleiben. Der letzte Redner, ein sehr alter Gelehrter verstummte verwirrt. „Ähm...“, murmelte er. Sosimos dränge sich nach vorne und schob den Alten einfach beiseite. Er hob die Arme. „Hermes Chthonios, gewähre dem Eidolon des Tychios Zuflucht, beschütze ihn auf der Reise in die Unterwelt, vorbei an Gefahren und Hindernissen. Leite ihn, in das leuchtende Licht des Elysiums zu finden.“ Gaben wurden in das Grab hinab geworfen. Sosimos warf einige Blumen dazu, einen Schmuckreif. Auch andere Menschen gaben etwas dazu. Die Witwe beugte sich vor und warf ein Behältnis in das Grab. Dann gab Sosimos das Zeichen, vier starke Männer griffen nach Seilen und zogen die große steinerne Platte über das Grab. Dann traten sie aus dem Haus. Sorgfältig verschloss Sosimos das Mausuleom.


    „Oh ihr Trauernden, folgt mir auf Speis und Trank ins Museion. Niemand soll heute Hunger leiden. Alle sollen noch von der Wohltat des Epistates, so er nun schon im Hades weilt, noch erfahren.“ Die Menge schien sich aufzulösen und Sosimos eilte bereits auf den Ausgang zu. Gerade löste sich ein Schatten von einem anderen prunkvollen Grabbau. Eine Gestalt in einem Kapuzenumhang. Das Gesicht noch verborgen. Sie griff nach Nikolaos Arm. „Psst...seid ihr der Strategos? Der wegen dem Tod des Epistates ermittelt?“





    Zeit: Drei Tage nach dem Tod des Epistates.

    SimOff: Vorweg. Ich habe weder einen Posten am Museion, bekomme keine virtuellen Sesterzen hier für, auch kein reales Geld und fühle mich nicht als Privatanimateur. Ich schreibe, wenn ich dazu komme. Wenn das mal ein paar Tage länger dauert (was in nächster Zeit öfters der Fall sein wird), dann musst Du das hin nehmen oder es sein lassen und woanders spielen. Aber nach wenigen Tagen schon zu drängeln ist unfein. Insbesondere da ich mir für hier durchaus etwas Mühe gebe und auch noch Dinge nachlese ehe ich was schreibe. Und jetzt zum SimOn.



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    ~~ Doros von Pelusium ~~



    Flackernd bewegten sich die Lichter der Öllampen hin und her, die Feuerzungen fraßen gierig die wenige gute Luft in dem Raum, doch mit jedem Atemzug wurde der Geruch nach Leiche und Vergängnis besser. Wahrscheinlich weil man sich daran gewöhnen konnte. Einem dunklen Schatten gleichend trat der dunkelhäutige Sklave des Iatros Doros von Pelusium an das Kopfende des Tisches und neben den anderen Tisch, worunter sich Instrumentarium abzeichnete, seine Hand glitt unter das weiße Tuch, wobei er Doros nicht aus den Augen ließ, ganz als ob er schon von dessen Gesichtsausdruck seine Wünsche erahnen konnte. Doros ergriff einen Arm des Epistates und hob ihn nach oben, die andere Hand streckte er aus. Schon fand sich in dieser Hand eine schmale Pinzette aus Metall und Elfenbein wieder. Mit der Spitze deutete Doros auf den Arm. „Wenn ihr euch das hier anseht? Hinten ist die Haut völlig unverletzt, aber hier am Oberarm zum Beispiel. Diese tiefen Spuren und hier...“ Er griff mit der Pinzette in die Wunde und zog etwas hervor. Wobei ihm Baraka mit einer Öllampe noch etwas mehr Licht schenkte. „Fell. Das ist eindeutig eine Verletzung von einem wilden Tier. Ich würde sogar vermuten ein Löwe oder Gepard. Keine Fingernägel. Nein, dafür sind die Spuren zu groß. Zu reißend.“ Doros ließ den Arm wieder herunter sinken. „Bezeichnend ist außerdem, dass der Epistates die Wunden nur oben hat, nicht am Rücken, aber auch an seinen Füßen und ein Ohr ist ihm angebissen worden. Ein Finger fehlt zudem. Dennoch zeigen sich nicht die üblichen Spuren der Abwehr. Keine Wunden an den Unterarmen. Nichts an den Fingernägeln oder der Hand...außer dem abgebissenen Finger natürlich.“ Doros brachte ein kurzes Grinsen hervor.


    „Wenn wir ihn umdrehen würden, könnte man auch die typischen Livores erkennen. Weshalb er wohl einige Zeit lang nach seinem Tod auf dem Rücken gelegen hat.“ Doros sah von der Leiche auf und von einem Gesicht zum Anderen. „Livores sind die Totenflecken. Scheinbar versickert das Blut nicht wie sonst in der Peripherie*, sondern wird nicht mehr vom Körper gebraucht. Darum sammelt es sich an den Flächen, wo die Leiche gelagert wird. Das habe ich schon oft beobachtet!“ Der Arm schien noch recht steif zu sein als Doros ihn zurück gelegt hatte. Er hob ihn noch mal demonstrativ an und ließ ihn herab sinken. „Rigor mortis. Nach einem Tag bei dieser Hitze löst die Starre sich bereits wieder. Sie tritt ab eine Stunde nach dem Tod auf und breitet sich im Körper aus bis es den ganzen Leichnam ergriffen hat. Anschließend löst sie sich wieder. Der Epistates ist weniger als ein Tag tot. Ich würde schätzen, er ist letzten Abend gestorben. Zu der späten Cenastunde. Was auch recht schlüssig mir erscheint.“ Warum er zu dem Gedanken kam, schien Doros nicht sofort verraten zu wollen. Er grinste nur kurz in sich hinein. Die Pinzette wanderte zu einer Wunde an der Schulter. „Eine Bisswunde. Man sieht sogar noch, bei genauerem Hinsehen, die Abdrücke von scharfen Zähnen. Ein Raubtiergebiss. Interessanterweise konnte ich feststellen, dass die Bisse jedoch erst nach dem Tod zugefügt wurden. Auch die Kratzsspuren. Der Epistates ist nicht an diesen Verletzungen gestorben.“ Er sah auf und ein Funken von Schalk trat in seine Augen. Doch womöglich täuschte das nur in dem Licht. „Er ist an etwas gänzlich Anderes gestorben.“ Scheinbar wollte der Iatros die Spannung etwas erhöhen.



    * Der Blutkreislauf ist erst in der Neuzeit 'entdeckt' worden. In der Antike hat man andere Vorstellungen, wo das Blut verschwindet. Es versickert im Fleisch in der Peripherie, grob gesagt.




    Der Iatros nickte knapp auf das Verlangen von Cleonymus lieber stehen zu bleiben. Von dem Warteraum des Iatreion drang gedämpftes Schluchzen durch die Tür, dann ein lautes Brüllen und die kräftige Stimme eines Mannes. Der kurze Tumult, der dort ausgebrochen war, schien wieder beseitigt zu sein, zumindest störte sich der Iatros nicht im Geringsten daran, denn er nickte und rieb sich sein bärtiges Kinn ehe ihm einfiel, dass er damit die lange Legearbeit seines Barbiers zu Grunde richtete. Der Iatros grummelte nachdenklich, wog den Kopf hin und her und dachte darüber einen Augenblick nach. „Ja, doch. Er muss davon gewußt haben. Schließlich wissen alle hier davon. Außerdem wurde er zwei Mal in den letzten drei Wochen zum Epistates zitiert. Das kann doch kein Zufall sein.“ Myspios nickte bestimmt und zog eine überzeugte Miene in diesem Moment. „Doch. Ich bin mir da schon sicher. Auch wenn Doros immer einen grenzenlosen Optimismus in sich zu tragen scheint, was seine eigene Person angeht. Als ob er ein junger Gott wäre. Naja...“ Myspios zog ärgerlich die Augenbrauen zusammen. „Betrunken war er in der Tat sehr oft. Gut, meistens in der Nacht und deswegen hat er viele Vorlesungen versäumt. Aber ich habe ihn auch schon am Nachmittag torkelnd im Park erlebt. Eine Schande für unseren gesamten Stand stellt dieser Banause dar. Er könnte glatt ein Rhomä...“ Mypsios unterbrach sich noch schnell selber als ihm aufging, dass der Mann in Begleitung eines römischen Soldaten gekommen war. „Gewaltätig? Also am Museion nicht wirklich. Obwohl...als Schüler hatte er oft hier Auseinandersetzungen mit den anderen jungen Männern. Ja, da erinnere ich mich noch gut daran. Das ist ja auch noch nicht allzu lange her. Und dann hab ich gehört, dass er öfters mal Ärger in der Stadt hat. Doch...doch, man kann ihn schon als gewaltätig bezeichnen.“




    Der griechische Iatros, der einen bauschigen Bart um sein Kinn trug und dem jungen Kollegen missmutig hinter her blickte, wollte sich schon abwenden, um sich all den kranken Menschen im Iatreion zu widmen als er der Berührung an seiner Schulter gewahr wurde. Verwundert drehte sich der ältere Mann um, sah einen Moment pikiert auf die Hand, doch die Worte lenkten den Iatros davon ab. „Hm...ach so.“ Der Iatros sah misstrauisch zu Cleonymus und zu den anderen Männern, die schon dabei waren sich zu entfernen. Doros hatte bereits das Iatreion verlassen. „Also...eigentlich bin ich kein Denunziant. Nein, nein.“, murmelte der Iatros und sah verkniffen auf die Tür, die noch offen stand. „Aber gut, kommt doch bitte mit.“


    Er deutete Cleonymus ihm zu folgen und betrat einen anderen Raum, der deutlich mehr nach einem Arbeitsraum aussah. Einige Schriften lagen auf dem Schreibtisch, auf einem hölzernen Tisch ruhte diverses Instrumentarium. Der Iatros nahm hinter dem Tisch Platz und lud mit einer Handbewegung Cleonymus ein, selbiges auf einem anderen Stuhl zu tun. „Also, es ist nicht unbekannt unter uns Iatroi. Doros war auf der Liste der Männer, die der Epistates in den nächsten Wochen des Museions verweisen wollte. Doros ist ein Faulpelz. Ein notorischer Trinker und jemand, der ständig seine Vorlesungen verpasst. Im Iatreion arbeitet er nur, wenn ihn gerade mal die Lust dazu überfällt. Wie Du Dir vielleicht bei einem Faulenzer denken kannst, passiert das nicht all zu oft.“ Langwährender Groll sprach aus dem Gesicht des älteren Arztes. „Nur wenige Jahre ein Iatros und schon benimmt er sich als ob er eine Koryphäe des Museion wäre. Pah.“ Der Iatros beugte sich etwas nach vorne. „Zudem treibt er es einfach zu bunt...mit den Liebschaften, die er am Museion unterhält...unverschämt ist das, frevelhaft gar...“


    Ahnungslos, was der Iatros Myspios über Doros erzählte, lief dieser (Doros) in Richtung seiner Räumlichkeiten, wo der Leichnam aufbewahrt lag.




    Kieselsteine knirschten unter den Füßen des Iatros als dieser die beiden Männer durch den Park des Museion führte und auf einer der vielen und zahlreichen Nebengebäude des Museion zu. Reich bevölkert war der Park, mit Schülern, aber auch Gelehrten, einer Gruppe von jungen Männern, die sich um eine ältere Frau herum scharrten, deren weißes Haar zu einem festen Dutt nach hinten gebunden war. Mit ihren schmalen Händen deutete die Frau auf eine Pflanze. Hoch ragte die Pflanze auf mit zart rosanen Blüten, dazwischen jedoch garstige Stacheln. „Wer kann mir sagen, um welche Pflanze es sich hier handelt.“ Die Frau sah auf und in viele ratlose Gesichter. Wie das immer war, keiner traute sich etwas zu sagen, selbst wenn er eine vage Ahnung hatte, worum es sich bei der Pflanze handeln könnte. Die ältere Frau streifte Doros mit dem Blick, der ihr freundlich zu nickte. „Der Iatros könnte die Frage sicherlich leicht beantworten. Nun...keiner eine Idee?“ Ein junger Mann, dem Strategos auch als Xenokles bekannt, hob die Hand. Die Frau nickte ihm aufmunternd zu. „Ja, Xenokles.“ Xenokles holte tief Luft. „D...D...die...ask-...ask...asklepische Panak... Panak... Panakes.“, brachte er mit Mühe hervor. Und erntete bei all den anderen Schülern lautes Gelächter, spöttisch und ein wenig boshaft. Xenokles lief tief rot im Gesicht an und starrte bitter böse auf seine Mitstudenten. „Stottermaul, vielleicht solltest Du erst mal das Sprechen lernen ehe...“ Die ältere Frau schnitt ihm jedoch das Wort ab. „Genug.“ Sie wandte sich an Xenokles. „Richtig, Xenokles. Die asklepische Panakes oder auch Echinophora tenuifolia genannt. Wer kann mir mehr über die Pflanze berichten...?“ Schon waren sie an der Gruppe vorbei gegangen.


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    ~~ Doros von Pelusium ~~


    Doros führte die Männer zu einem zweistöckig gebauten Haus und einer hölzernen Tür, die er mit einem schweren Schlüssel aufschloss. Die Tür knarrte leise als Doros sie öffnete. Der Geruch nach verbrannten Kräutern schlug ihnen entgegen, zudem eine Mischung aus Wein, Kohle, Opium und dem leichten Leichengeruch. Düster dämmrig war der Raum hinter der Tür. Doros trat vor den Männern hinein. „Baraka?“, rief Doros durch den Raum, erntete jedoch erst Mal nur Stille. Seufzend trat Doros tiefer in den Raum hinein, dessen Fensterläden geschlossen waren und nur kleine Lichtspalten offenbarten, kaum genug Licht, um etwas in dem Raum auszumachen. Etwas raschelte leise als Doros zu einem Schrank griff, ein Kratzen, dann entzündete Doros eine Öllampe. „Tretet ein und stört euch nicht am Chaos.“ Chaos war womöglich etwas übertrieben, aber recht unordentlich war es in dem ersten Raum durchaus. Eine Art Wohnraum war es, mit Sesseln und einer Kline, einem ovalen Tisch auf dem eine Gelehrtenrobe lag, worüber eine halb leere Karaffe von Wein sich ergossen hatte. Ungeniert führte Doros sie durch den Raum und in einen Flur. Der Gestank wurde etwas stärker und besonders als Doros die nächste Tür öffnete.


    „Herr?“ Der nubische Sklave kam den Gang entlang. „Ah, Baraka, da bist Du ja. Bitte, entzünde einige Öllampen für mich.“ Der Sklave nickte und trat in den Raum, um der Aufforderung nach zu kommen. Auch Doros trat hinein. Langsam füllte sich der Raum mit mehr Lichtern und spiegelte sich auf ägyptischen Glasbottichen und Tonbehältern wieder, die in Regalen standen. Ein eingeschrumpelter Affenkopf starrte hinter blauem Glas hervor, eine menschliche Hand schwamm in einer wässrigen Lösung, ein missgestaltetes Tier war neben einem Herzen versammelt (ob Menschlich oder nicht konnte man bei dem Organ nicht genau erkennen). Auch ein menschliches Neugeborenes (Tot selbstverständlich) war in einem solchen Behälter. Die Haut ganz schrumpelig. In der Mitte des Raumes stand ein großer Tisch, daneben ein weiterer Kleinerer. Beide waren mit Tüchern bedeckt. Doros zog das Tuch vom Großen weg, was schon verdächtig ausgebeult war, und es zeigte sich der Leichnam des Epistates. Um die Mitte seiner Körperhälfte war noch mal ein Tuch gebunden.


    Baraka stellte drei Öllampen neben den Toten. (Auch hier waren die Fensterläden geschlossen). Flackernd warfen die Flammen ihr helles Licht auf den Körper. Tiefe Spuren waren an seinem Körper zu sehen, zumindest in diesem Licht. Sie sahen etwas wie Kratzspuren aus. Doros sah zu den beiden Männern. „Ich hoffe, ihr könnt den Anblick des Toten ertragen. Wenn sich jemand übergeben muss, bitte draußen oder in die Schüssel dort.“ Er zeigte auf einen tönernen Behälter neben der Tür, den er für seine Schüler dort aufgestellt hatte. „Bereit?“




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    ~~ Doros von Pelusium ~~


    Licht durchflutet erstrahlte der kleine Raum des Iatros. Helios zeigte sich blenden gelaunt am Himmel, schickte die Strahlen über die Stadt und das Museion. Bescheiden und schlicht bot sich der Anblick des Medicusraumes dar als Doros den Fensterläden einen Stoß gab und Helios Gaben gänzlich in den Raum einlud, wenn Doros es auch mehr widerwillig tat, blendete ihn die Strahlen doch immens. Er blinzelte in den Tag und spähte hinaus auf den Vorplatz des Museion, zu dem weit offen stehenden Tor und den Soldaten, die dort versammelt waren. Schon ertönten die Schritte hinter dem Iatros. Doros seufzte leise auf und wandte sich zu den Hereinkommenden um. „Chaire.“ Der Gruß war an alle drei Männer gleichermaßen gerichtet. Ein verhaltenes Gähne unterdrückte der griechische Gelehrte, der nur wenige Jahre älter als Nikolaos sein konnte. Übermüdet und mit tiefen Schatten unter den Augen, so zeigte die Sonne den Arzt in ihrem strahlenden und schonungslosen Licht. Seine Neugier richtete sich einen Moment länger auf den Centurio. „Ein rhomäischer Soldat? Aha.“, murmelte Doros leise. Eine natürliche Skepsis trug Doros in sich, was die Römer betraf, waren sie in seiner Heimatstadt doch auch nicht sonderlich beliebt und die Soldaten benahmen sich auch oft wie die Herren der Welt, wohl wissend, dass die einheimische Bevölkerung Übergriffe stillschweigend hin nehmen mussten.


    „Ich hatte Dich schon gestern Nacht erwartet, Strategos.“ Kein Vorwurf klang in Doros Stimme mit, auch die Gereiztheit der vorigen Nacht war völlig verschwunden, nur eine latente Müdigkeit sprach aus seinen Worten. „Aber so hatte ich etwas länger Zeit und habe mir den toten Körper ausgiebig angesehen. Ich führe euch am Besten zu ihm, dann kann ich meine Ergebnisse besser erläutern.“ Doros ging auf die Eingangstür zu als gerade ein älterer Mann in den selben Gewändern herein trat wie Doros sie trug, wohl ein anderer Iatros. „Ah, Doros, beliebst Du mal zu arbeiten? Ich hätte da einen Fall für Dich...“ Doros schüttelte den Kopf und schnitt dem anderen Arzt das Wort ab. „Nein, ich mache Schluss für heute. Du weißt doch, der tote Epistates erfordert noch meine Aufmerksamkeit. Und der Strategos...“ Doros deutete mit dem Kinn auf Nikolaos. „Möchte die Ergebnisse erfahren.“ Den empörten Blick des anderen Arztes ignorierte Doros und wandte sich an die drei Herren, von Strategos, seine rechte Hand bis zum Centurio. „Wenn ihr mir bitte folgen würdet?“ Schon eilte Doros voran, der ganz froh war, für den heutigen Tage sich von seinen 'Pflichten' entbinden zu können. Der andere Arzt blickte ihm hinter her und schnaubte wütend. „Pah...dieser Herophilosanhänger...das muss mal endlich was getan werden. Raus geworfen gehört er...wäre er auch...der Tod des Epistates kommt ihm wohl ganz recht...jaja...“, grummelte der Mann in seinen gelockten Bart hinein.



    SimOff: Weiterführender Link folgt noch. Es sei denn ihr haltet Doros auf oder so.



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    Die Räumlichkeit liegt in einem der Nebengebäude des Museion und im ersten Stockwerk über den Schlafsälen einiger der Studenten. Bescheiden ist der Raum des Museionangestellten, dafür sauber und gepflegt. Zudem mit einer schönen Aussicht auf die Parkanlagen, sofern man dafür einen Sinn hat und darauf Wert legt. Ein Tisch, ein Bett, eine Kleidertruhe, zwei Bretter an der Wand zum Abstellen von Bechern oder Sonstigem, zudem Öllampen und Waschkrug stehen in dem Raum bereit.

    Nervös war Kaleina, denn noch wusste sie nicht, ob der Mann nicht auch wegen ihr hier war, immerhin hatte sie das Pech gehabt, die Leiche mit zu finden. Doch scheinbar war der junge Mann nicht an ihrer Person interessiert. Kaleina atmete leise auf und lächelte hilfsbereit. Sie war immer noch wütend auf Doros, sollte der Strategos doch ihm ein wenig das Leben zur Qual machen. „Doros von Pelusium? Meinen...ähm...Lehrmeister? Aber natürlich ist er hier. Einen Moment bitte.“ Strahlend war ihr Lächeln, sie drehte sich um und ging durch eine Tür. Nur ein Spalt blieb von der Tür offen. Der Junge mit den Ekzemen am ganzen Körper starrte Nikolaos an. Ein kräftig vor sich hin hustender Mann trat an Augustinus vorbei und wandte sich mit heiserer Stimme an einen älteren Sklaven.


    Derweil in dem Raum. Doros lag auf dem Bett. Eigentlich war die Liege für die Kranken und die Untersuchung. Doch der Iatros schlief selig und tief auf dem Platz seiner Arbeit. Die Fensterläden waren vor das Fenster gelehnt, verbargen die helle Tagessonne. Kaleina schlich an Doros heran und stieß mit ihrem Zeigefinger gegen seine Schulter. „Psst, Doros, wach auf. Der Strategos will Dich sprechen.“Doros stöhnte leise und hob die Hand, schlug damit sachte nach Kaleinas Finger. „Nicht jetzt...Baraka...“, murmelte Doros.


    Kaleina rollte mit den Augen. Sie beugte sich vor. Dicht an das Ohr von Doros. „Die Vorlesung. Du kommst zu spät, Herr.“ Vernehmlich sagte sie das in sein Ohr. Jäh erhob sich Doros, wie von der Tarantel gestochen. Er sprang vom Bett herunter, taumelte einen Moment. „Meine Gewandung. Meine Schuhe, Baraka, warum hast Du mich nur so viel trinken lassen?“ Dann stockte Doros und sah sich um. Denn das sah gewiss nicht nach seinem Schlafgemach aus. Er fixierte Kaleina. „Oh, Du kleines Luder Du...“ Kaleina kicherte vergnügt auf. „Der Strategos will Dich sprechen. Ich schicke ihn sofort hinein.“ Doros grummelte und sah seine 'Schülerin' ärgerlich an. „Wenn's sein muss.“ Gähnend bewegte er sich zum Fenster und fingerte an den Fensterläden herum.


    Derweil ging Kaleina eilends nach draußen, öffnete die Tür vor Nikolaos. „Der Iatros Doros erwartet Dich...ähm...Euch? Tretet ein.“ Sie lächelte und ging dann wieder ihrer Arbeit nach.



    Das Leben ging weiter, zumindest im Haus der Ärzte, denn egal ob der Epistates tot war oder nicht, die Menschen in der Stadt wurden weiterhin krank. So war der Raum an diesem Vormittag bereits gut gefüllt. Einige ältere Herren warteten auf den Stühlen. Ein dicke Frau mit zwei Kindern (das eine Kind hatte rote Pusteln über und über am Leib), eine junge Frau, deren Hand in dicken Tüchern verpackt lag. Zwischen all dem eilte eine junge Frau hin und her, sprach leise mit dem einen Wartenden oder dem Anderen. Gerade als die Männer das Iatreion betraten halft sie einem älteren Herrn aufzustehen und in einen Nebenraum zu gehen. Als sie der Stimme gewahr wurde, drehte sich die Frau um. Auf den zweiten Blick war erkenntlich, es war die junge Frau von der Nacht. Der Nacht, in dem der Epistates tot aufgefunden worden war. Überrascht blieb sie, Kaleina, stehen, ein ängstlicher Ausdruck huschte über ihr Gesicht, dann raffte sie sich und trat auf Nikolaos zu, wobei sie seinen Begleiter auch mit einem höflichen Nicken zum Gruße beachtete. Mit einem Fingerdeuten schickte sie den Sklaven fort, der gerade zu einer Antwort ansetzen wollte. „Chaire. Ihr möchtet Chares sprechen, den Philologen und Chimärenforscher?“ Mit der Frage vergewisserte sie sich dessen und fügte gleich an. „Wenn Du willst, lasse ich Dich von einem Sklaven zu ihm führen. Aber hier triffst Du ihn nicht an. Hier sind nur die Iatroi, die Ärzte, aber kein Naturphilosoph.“ Fragend sah Kaleina zu Nikolaos und auch zu Cleonymus.




    GNORIMOS - IATROI