Beiträge von Prosekon tou Mouseiou

    Hermes, der immer eifrige Bibliothekssklave, stand gerade auf einer seeehr hohen Leiter und sortierte einige Schriftrollen in einem weit oben liegenden Regal ein, die irgendwelche Gelehrten, nachdem sie mit ihrer Arbeit fertig waren, irgendwo in den Säulengängen liegen gelassen hatten, als er die Rufe durch die Stoa hallen hörte. Alles Andere wäre eigentlich möglichst schnell von Statten gegangen: Da Hermes, wie bereits erwähnt, ein sehr zuverlässiger Sklave war, wartete er auch nicht groß ab, ob sich irgendjemand anders um die Schreie kümmerte, sondern stieg sofort herab.


    Aber unten angekommen bemerkte er, dass er noch alle Schriftrollen in den Armen hatte, stieg also wieder hinauf, legte die Schriftrollen unsortiert hin, stieg wieder herunter, klappte die Leiter ein und lehnte sie an die Seite, bemerkte, dass das Regal kein guter Ort war, um eine schwere und lange Holzleiter anzulehnen, nahm die Leiter und lehnte sie an eine Säule auf der gegenüberliegenden Seite, überlegte sich dann, dass es sehr unpraktisch war, die Rollen ausgerechnet dort oben abzulegen, stellte die schwere Leiter wieder hin, hastete nach oben, nahm die Rollen wieder zu sich, stieg erneut herab, wusste nicht, wohin mit den Schriftrollen, beschloss, sie in der Hand zu behalten, hatte daraufhin ziemliche Schwierigkeiten, die Leiter wieder einzuklappen, legte die Schriftrollen auf eine der Stufen der Leiter was noch dümmer war, lehnte die Leiter, die er bereits in der Hand hatte, wieder zurück, um die über den Marmorboden kullernden Schriftrollen wieder einzufangen, drehte eine Schriftrolle nach der anderen wieder ein und legte sie diesmal auf einen stabileren Stapel, hob die Leiter wieder auf und lehnte sie abermals an die Säule, schmiss dabei den gerade wieder geordneten Stapel von Schriftrollen um, fing die Rollen wieder auf und rollte sie ein, nahm sie auf dem Arm und betrachtete am Ende stolz sein Werk - drehte sich um und bemerkte, dass er eine einzelne Rolle oben auf dem Regal liegen gelassen hatte...


    *seufz* -.^


    Hermes lehnte die Leiter wieder an, kletterte nach oben, wollte die letzte Rolle nehmen, sah zu, wie ihn dabei alle anderen Rollen wieder nach unten purzelten, kletterte herunter, rollte die Rollen abermals ein, kletterte wieder nach oben um die letzte Rolle zu sich zu nehmen, kletterte wieder runter, legte die Rollen kurz Beiseite, klappte die Leiter ein, lehnte sie an, stieß gegen das Regal, sah zu, wie die gesamte Regalwand zusammenkrachte, benutzte einige Bezeichnungen für menschliche Fäkalien in sämtlichen in der Oikomene bekannten Sprachen und Dialekten und ging in Richtung Nikolaos.


    "Du hast gerufen, O Herr...?"

    Schweigen beherrschte die Menschen, die Gaffer und Zuschauer um die kleine Gruppe von Theodoros, Nikolaos und Urgulania. Aufmerksam lauschten sie den Worten des Sklaven, der sich an Theodoros wandte. Der Sklave nickte eifrig bei den Anweisungen. Dass die Leiche längstens aus dem Brunnen gezogen war, erwähnte der Sklave freilich nicht. Der Herr hatte immer recht, egal wenn er unrecht hatte. „Verzeihung, Herr. Natürlich, Herr. Ganz wie ihr sagt, Herr.“ Eine langjährig eingeübte Litanei war dies. Doch der Sklave wußte, was zu tun war. Und so wandte er sich um, um das in die Wege zu leiten. Mit Mühe konnte der Sklave zwei seines Standes dazu bewegen, sich dem toten Körper zu nähern. Zwei Nubier, die scheinbar weniger Angst vor dem Toten hatten.


    Erstaunt betrachtete Hermaios Urgulania. Dann wurde es ihm klar, denn Urgulania war einfach ein sehr guter und höchst nobler Mensch. Selbst in einem griesgrämigen Menschen, einen sauertöpfischen Alten und einem boshaften Bibliothekaren konnte sie wohl noch das Gute erkennen. Oder so. Hermaios nickte. Er könnte das nicht. Dafür hatte er auch schon genug Schläge von dem Toten zu dessen Lebezeiten (wie auch anders?) erhalten. Was sollte Hermaios erwidern? Er war sich recht unschlüssig, doch schon im nächsten Moment wurde er aus den Nöten herausgerissen. Er sah zu dem Gelehrten und betrachtete ihn aufmerksam. Ehe dieser davon eilte, um seiner Pflicht (wie dieser wohl meinte) nachzukommen. Hermaios nickte. „Ja...Ja, ich glaube schon. Theodoros aus Alexandria, wenn ich mich nicht irre. Er ist ein Philologos und ist schon geraume Weile hier Lehrer an dem Museion.“ Hermaios hob die Hand und rieb sich am Kinn. „Wer wohl jetzt Epistates werden wird?“ Grübelnd starrte er auf die Leiche.


    Der Sklave (der sich um die Leiche kümmern sollte) sah zu Nikolaos als dieser ihn angesprochen hat. „Natürlich, Herr. Ganz wie ihr sagt, Herr.“ Doros wischte sich die Hände ab und erhob sich. Stirn runzelnd musterte er Nikolaos. Seine Augenbrauen wanderten nach oben. „Wie ich bereits sagte,“ Er pausierte kurz und offenbarte eine etwas mißmutige Miene. „brauche ich mehr Licht. Und übergeben wird der Leichnam Dir gewiss nicht, Strategos. Er ist ein Priester. Der oberste Priester des Museion. Es gilt gewisse Regeln zu beachten. Vergiß nicht, dass das Museion ein Tempel ist.“ Doros wandte sich an die drei Sklaven. „Tragt ihn in meine Räumlichkeiten. Und holt einen der Priester vom Museion.“ Doros beachtete Nikolaos nicht weiter, sondern winkte den Sklaven zu, seinen Anweisungen nachzukommen. Diese hoben den schweren Körper des toten Epistates hoch und trugen ihn vom Brunnen weg. Auf eines der Nebengebäude zu. Der Eingang verschluckte die drei Männer und den Toten. Doros sah nur kurz zu Nikolaos, der sich mit Urgulania unterhielt. „Falls Du später mehr wissen willst, kommt in zwei oder drei Stunden vorbei.“ Doros wandte sich ab und marschierte ebenfalls zu seinen Forschungsräumen. Die Schaulustigen blieben jedoch noch ein wenig. Womöglich würde sich ja noch etwas ereignen. Chares scharrte unruhig mit seiner Fußspitze und sah sehnsüchtig zu seinen Unterkünften.

    Das rasante Auftauchen der Stadtwache beunruhigte so manch einen im Museion. Leise wurde erneut getuschelt. Andere wiederum beruhigte ihre Präsenz. So zumindest schien sicher zu sein, dass der Mörder nicht jemanden von hinten noch anfiel. Doros sah auf als sich Nikolaos ebenfalls dazu kniete. „Die Frau? Du meinst meine Schülerin, Kaleina? Sie ist in ihre Unterkunft gekehrt. Aber du kannst Dir sicher sein. Das junge Ding hat bestimmt nichts mit dem Mord zu tun. Sie skurpelt sich schon, einem Schwein den Bauch aufzuschneiden.“ Dass sie eigentlich gänzlich falsch war in seinem Kurs, das verriet Doros damit durchaus. Aber Doros hatte so manche unfähigen Schüler in seiner Gruppe. Sie brachten ihm das notwendige Kleingeld ein, um seine Forschungen weiter betreiben zu können. „Er ist erst vor ein paar Stunden verstorben. Nicht mehr als sechs oder sieben. Er hat auch einige auffällige Verletzungen. Tierspuren. Ich könnte Dir sicherlich mehr sagen. Aber dafür brauche ich mehr Licht und Ruhe. Am Besten wäre es, den Leichnam hier weg zu bringen. Die Gaffer stören mich nur.“ Als sich Nikolaos erhob, widmete sich Doros wieder dem Leichnam, der ihn scheinbar höchst faszinierte. Nicht nur, weil es der des Epistates war. Chares stand immer noch stumm neben dem Brunnen. Der Gelehrte sah stumm auf seine Fußspitzen. Mit einer Hand knautschte er weiterhin sein fleckiges Gewand. Sein Bart sah wirr aus, seine Augen ohne Glanz. Er hob seinen Kopf etwas an als Nikolaos ihn ansprach. „Ich...? Weggelaufen? Nein...“, murmelte er leise. Fast nicht hörbar. „Ich konnte das nicht ertragen. Ich musste weg gehen. Ich wollte mir das nicht länger ansehen.“ Er schlug die Hände vors Gesicht und sein Körper erzitterte. „Oh! Es ist so schrecklich. So furchtbar. Bei den Göttern, womit habe ich...wir das verdient?“ Jammernd verharrte er, bemerkte nicht, dass sich Nikolaos auch einem Anderen zu wandte und dass über ihn gesprochen wurde.


    Hermaios wusch sich angewidert an dem leise plätschernden Brunnen die Hände. Ehe ihm einfiel dass dort auch die Leiche geschwommen hatte. Starr sah er auf das Wasser und seufzte ganz elendig. Doch das Schluchzen von Urgulania riß den jungen Mann aus seinem Selbstmitleid heraus. Erschrocken drehte er sich zu der Römerin herum und sah sie groß an. „Oh. Nicht doch.“, murmelte er. Schnell kramte er in seiner Tunika nach einem Tuch. Er zog eines hervor. Doch im Mondschein offenbarte sich, dass es zahlreiche Flecken hatte. „Oh je.“ Schnell sah er sich um. „Ein Tuch bitte.“ Einer der anderen Sklaven reichte Hermaios ein kleines Tuch, was Hermaios an Urgulania weiter gab. „Der Epistates war doch alt. Er wäre sowieso bald gestorben. Außerdem war er ein widerliches Ungetüm. Für ihn müsst ihr keine Träne vergeuden.“ Hermaios hob die Hand und ließ sie wieder sinken. Er war unsicher, ob er ihren Arm tätscheln sollte. Er hätte sie soo gerne in den Arm genommen. Aber natürlich würde er nie derart unverschämt sein. Außerdem hatte er schon gemerkt, dass sie in ihm einen kleinen tolpatschigen Welpen sah. Aber Hermaios war das egal, so lange er sie verehren durfte. Und jetzt noch schien sie im Angesicht des Todes tapfer gegen die Tränen zu kämpfen.


    Menon, ein anderer Sklave, blieb etwas unruhig neben Nikolaos und Theodoros stehen. Erst als eine kleine Redepause entstand, trat er demütig an die Beiden heran. „Chaire. Verzeiht.“ Er sah zu Theodoros. „Herr, was sollen wir Sklaven tun? Ihr seid der älteste Gelehrte hier. Momentan. Außer...“ Er sah zu Chares, der leise in sich hinein wimmerte und nicht mehr ansprechbar schien. Zerknirscht sah der Sklave wieder zu Theodoros. Auch andere Blicke richteten sich erwartungsvoll auf Theodoros.

    Sim-Off:

    Manches Mal hilft es und ist es auch schneller, eine PN zu schreiben. Du weißt ja im Prinzip auch, an wen Du Dich da wenden müsstest.



    Wie schon gesagt: Für die Simulation an dem Museion ist auf jeden Fall nicht der CRV notwendig. Deine Ephebia reicht vollkommen.
    Der CRV und die Ephebia werden nun auch gleichgesetzt.


    Bezüglich Deiner anderen Fragen, die nicht den aktuellen CRV betreffen, werde ich Dir noch eine PN zusenden.

    Wolkenfetzen trieben am Himmel entlang. Verschluckten den silbernen Mond oder gierten nach dem wenigem Licht der Sterne. Doch der Wind spielte mit ihnen, zerriß sie wieder und schenkte somit den Menschen im Park weiter den Anblick auf den schwimmenden Körper. Der Medicus Doros stand im Brunnen und hielt den toten Epistates unter den Armen umgriffen. Ärgerlich warf er Hermaios, der sich nicht zu rühren traute einen Blick zu. Doch womöglich waren es die Worte von Urgulania oder ihre Aufforderung. Die Starre fiel von dem jungen Sklaven ab und staksig trat er an den Rand. „Steige ins Wasser und packe die Beine.“ Hermaios schauderte und sah mit geweiteten Augen auf den Toten hinab. Einige Sekunden vergingen ehe er ein Bein anhob und damit in das Wasser trat. Beide Männer hoben den Leichnam an und trugen ihn über den Brunnenrand. Hastig traten die Gaffer zur Seite als mit dem Körper einen Schwall von Wasser sich über die hellen Kiessteine ergoss und diese dunkel färbten. Wie ein nasser Sack klatschte der Körper auf den Boden. Hermaios zog hastig und angewidert die Hände zurück. Blutig zerrissen war das Gewand des Epistates an vielen Stellen. Sein Gesicht eine grausliche Fratze, entstellt durch das entsetzliche Grinsen eines Toten. Doros beugte sich recht interessiert über das Gesicht. Sein Schatten verdeckte nun die Sicht auf den Epistates. Eine Hand jedoch lag weiterhin gut sichtbar. Zur Faust war die Hand geballt. Als ob der Epistates noch im Todesreigen zuschlagen wollte.


    Der 'Flüchtende' drehte sich ganz zu Nikolaos um. Glitt ein nervöses Zucken über sein Gesicht? Zitterten nicht seine Hände? Doch das fahle Licht offenbarte nicht alles in jener Nacht. „Ja...“, murmelte der Mann. „Natürlich. Das...“ Ein kurzes Zögern. „...war natürlich nicht meine Absicht...oder so...“ Mit zusammengesunkenen Schultern schlich er wieder in Richtung des Brunnens zurück. Grauen stand in seinen Augen als er den Körper des Epistates erblickte. Die junge Frau, die den Schrei ausgestoßen hatte, war nicht mehr zu sehen. Dafür der Mann, Doros. Der sich mit einem Bein neben den Körper gekniet hatte und gerade eingehend den Körper betrachtete. So gut es das Licht erlaubte. Es schienen auch noch einige mehr an Zuschauer aus dem Museion geworden zu sein. Leise wurde getuschelt und geraunt. Fasziniert, angewidert oder gespannt starrten die Menschen auf den toten Tychios.

    Ein aufgeregtes Raunen ging durch die Menge. Viele Hälse verdrehten sich, um in die Dunkelheit zu starren. Der Ausruf: Zur Hilfe führte natürlich bei vielen zu genau dem gegenteiligen Effekt. Eilig versuchten sich einige der Zuschauer aus dem Staub zu machen und der möglichen Gefahr, die scheinbar noch durch den Park des Museion geisterte, zu entweichen. Auch Hermaios sah so aus als ob er am Liebsten weg laufen würde. Doch sein Blick hängt starr an der treibenden Leiche des Epistates. Ohne zu bemerken berührte er ängstlich mit der Hand Urgulania an dem Arm. „Seid ihr euch sicher, edle Dame?“ Schon ein wenig von der Angst vermochte es ihm zu rauben, denn er glaubte alles, was ihm Urgulania sagte. So sehr verehrte er sie bereits. Verblüfft sah Hermaios auf als Nikolaos Urgulania ansprach. Sprachlos klappte sein Mund herunter. Zornig blitzten seine Augen auf. „Sie ist doch nicht Dein Laufbursche.“, doch seine Stimme wurde von dem Gemurmel zweier Männer neben ihn übertönt. Verdutzt starrte Hermaios dem davon laufenden Strategos nach. „Nanu? Was hat er denn jetzt schon wieder. Aber seit wann haben wir den Strategos am Museion?“ Kopfschüttelnd sah Hermaios Nikolaos hinter her.


    Immer noch machte sich niemand bereit, sich um den Leichnam zu kümmern. Doch Doros zuckte mit der Schulter. Es war nicht das erste Mal, dass er eine Leiche berührt hatte und es kümmerte ihn wenig. Ohne zu Zaudern ging er an den Brunnen heran und trat in das Wasser hinein. Es plätscherte leise als er sich der schwimmenden Leiche näherte. „Du. Komm her.“, befahl er den Sklaven Hermaios. „Ich?“, quieckte Hermaios und sah erschrocken zu Urgulania. Doros griff den Epistates an seinem Gewand und zog ihn mit einem leisen Ächzen bis zum Brunnenrand. „Willst Du schon mir helfen, Junge?“, herrschte er den Sklaven erneut an.


    Einem Schemen gleichend entfernte sich der 'Flüchende'. Heftig war er bei dem Hilferuf von Theodoros zusammen gezuckt. Sein Gesicht, geziert von einem etwas wirren grauen Bart, starrte erschrocken zu Theodoros. Er sah sich um, erkannte jedoch niemanden außer ihm dort. Auf das 'Halt' wollte er nicht so recht hören und strebte weiter auf ein Nebengebäude zu. Doch der junge Nikolaos hatte ihn bereits erreicht. Der Mann schloß kurz die Augen, sein Bart erzitterte einen Moment lang, dann drehte er sich um. „Chaire.“, grüsste er Nikolaos. Ganz als ob nichts passiert wäre. „Meintest Du etwa mich, eben?“ Maskenhaft ist das Lächeln. Nervös fingerte der Mann mit einer Hand an seinem etwas fleckigem Gewand herum. Ein Löwe knurrte irgendwo hinten im dunklen Teil des Gartens.

    Fahlblass schien der Mond über die Landschaft des großen Gartens. Grau waren die Schemen der Bäume, blasssilbern die feinen Spitzen des Grases. Die Blätter tanzten im Spiel des Windes, schillerten silbernem Schmuck gleichend auf oder wurden von den Schatten in ein tiefes Schwarz gehüllt. Der Schrei blieb nicht ohne Wirkung. Einige Türen wurden geöffnet und manche der Schüler, ein paar der Gelehrten eilten nach draußen. Schnell hatte sich die kleine Menschentraube vor dem Brunnen gebildet. „Bei Hades Zorn!“, murmelte ein Gelehrter und kratzte sich an seinem Bart. Sein Nachthemd flatterte geisterhaft, sein Schlafmützchen wirkte wiederum mehr lachhaft. „Ist er tot?“, fragte einer der Schüler unbedarft. Ein Anderer schnaubte verächtlich. „Meinst Du, der Epistates würde im Wasser bleiben, wenn ihn alle anglotzen? Idiotos!“ Der Schüler wich seinem Klapps auf den Nacken aus. Anderes Murmeln brandete auf. „Wer war das?“, „Was tun wir nur?“, „Bei den Göttern!“ und ähnliches, was sich mit dem heftigen Schluchzen einer jungen Frau mischte. Der Frau, die den Schrei von sich gegeben hatte. Doch der laute Ruf um Ruhe vermochte das Geschwätz und die aufkommende Panik unter den Menschen zu mindern. Alle sahen zu Nikolaos als ob er der rettende Anker im wütenden Sturm wäre. Viele wechselten erstaunte Blicke als sich Nikolaos offenbarte.


    Die junge Frau, der eine ältere Frau die Schulter tätschelte und die in ein Tuch hinein schluchzte, blinzelte als Nikolaos sie ansprach. „Ich...sie...er...“, wimmerte sie konfus. Der Mann neben ihr seufzte entnervt. Mit verschränkten Armen sah er nachdenklich zu dem Toten im Brunnen. „Mein Name ist Doros von Pelusium. Ich bin Philologos am Museion und zwar in den Künsten des menschlichen Leibes. Das ist meine Schülerin Kaleina. Wir waren unterwegs um...“ Doros stockte nur einen kurzen Moment. „...um die Vorlesung für morgen vorzubereiten. Sie hilft mir als Gnorimos.“ Ungerührt log Doros. Denn er befand, dass es nicht von großer Relevanz war, was er tatsächlich mit seiner Schülerin vorgehabt hatte. Der Medicus, der nur wenige Jahre älter schien als womöglich Nikolaos, hob seine beiden Augenbrauen. „Womöglich wäre es gut, wenn wir den Leichnahm irgendwo hinbringen, wo wir ihn ungestört untersuchen könnten. Als Medikos kann ich Dir sicherlich behilflich sein.“ Uneigennutz sprach nicht aus Doros Worten, doch seine Miene offenbarte davon wenig. Mehr das kühle Lächeln. „Meine Räumlichkeiten bieten sich dafür geradezu an.“


    Die Umstehenden reagierten nicht auf die Anweisungen des Strategos. Mit Ekel sahen die Meisten auf den Epistates, aber auch viele mit einer tiefen, abergläubischen Furcht vor dem Toten. Selbst die Handvoll Sklaven rührten sich nicht bei den Worten. Auch Hermaios nicht, der gerade ankam als die Worte des Strategos zwei Männer zu der Arbeit riefen. Er drängte sich nur bis zu Urgulania. Seine Augen waren vor Schrecken geweitet und sein Gesicht sah panisch aus. „Oh bei den Göttern!“, hauchte er. „Wir werden alle sterben. Also wir Sklaven. Man weiß doch, wie die Römer damit umgehen. Oder meinst Du, sie schicken nicht ihre Truppen hier rein?“ Flehend sahder junge Sklave zu Urgulania. Auch stand neben Urgulania zufälligerweise der Gelehrte Chares. Blass ist sein Gesicht. Und spricht auch nicht ein wenig Schuldbewusstsein aus seinen Zügen? Er leckt sich nervös über die Lippen. Als ob er nicht auffallen wollte, wandte er sich ab und verschwand zwischen den Menschen. Mit gesenktem Blick marschierte Chares durch den Park und stieß dabei fast gegen Theodoros. "Verzeihung.", murmelte der ältere Mann, der sich schon eine halbe Ewigkeit am Museion mit der Chimärenforschung beschäftigte.

    Schwarz war die Nacht im Museion, schwarz war der Park im Museion. Düster und finster streckten die Bäume ihre Zweige in den Himmel. Ein Wispern durchdrang den menschenleeren Hain des Museion. Doch es war nur das Rauschen Tausender Blätter im nächtlichen Winde, der sich über den Häusern erhob. Wolken trieben unstetig, rastlos über den Himmel, jagten einander und suchten den Menschen jedes Licht vom Himmelsfirmament zu rauben. Ein Löwe fauchte laut, ein Affe schrie in der Dunkelheit. Schritte knirschten über den Wegen. Ein aufgeregtes Flüstern wurde ausgetauscht und ein lautes Platschen durchdrang die nächtliche Stille, zerriss die Täuschung einer Menschenleeren Welt, die nur noch von den Pflanzen und nächtlichen Tieren beherrscht wurde. Die Schritte eilten davon. Niemand schien die Urheber dieser gesehen zu haben. Oder etwa doch? War da nicht eine andere Gestalt zwischen den Bäumen? Die Zweige raschelten leise, doch dann kehrte wieder die Ruhe in den Park ein.


    Lautlos bewegte er sich. Sein goldweißes Gewand bäuschte sich im Wasser auf. Glanzlos starrten seine Augen in den Himmel. Die Wolken rissen über ihn auseinander und doch sah er die Sterne nicht mehr. Dabei hatte er sie ebenso geliebt wie das Element, was ihn nun umfangen hält. Blutig war sein Gewand, seine Finger waren gebrochen und jedes Leben aus dem Körper entwichen. Alt und verfallen sah nun sein Körper aus, wenig zeugte noch von der Macht, die er am Tage noch besessen hatte. Die Gunst der Götter war ihm entzogen worden. Das Wasser trieb ihn nach oben. Strahlendes Mondlicht ergoss sich märchenhaft glitzernd über den großen Brunnen in der Mitte des Museion.


    „Du bist die Schönste im ganzen Museion, Liebste. Aber komm, lass uns nach hinten gehen. Ich kenne dort ein lauschiges Plätzchen. Oder wir gehen zu mir.“ Zwei junge und recht ansehnliche Menschen gingen den Weg vom kleinen Tor auf die Mitte des Parkes zu. Die junge Frau lächelte geschmeichelt. An ihrer Seite und den Arm um ihre Taille geschlungen schritt ein um ein paar Jahre älterer Mann. „Nein, nicht zu Dir. Ich hasse es, wenn SIE mich dabei anstarren. Ich komme mir dabei so seltsam vor.“ Der Mann grinste kurz und zuckte mit der Schulter. „Na, wenn Du die unbequeme Gartenbank meinem Bett vorziehen möchtest, mein Herz?“ Verschmitzt sah der Mann die junge Frau an. Diese blickte pikiert zur Seite und in den Brunnen. Blaß wurden ihre Wangen und sie öffnete den Mund. Erst einen Moment später drang ihr lauter und markerschütternder Schrei durch den großen Park und zahlreiche Nebengebäude.


    Der Mann hatte die Frau losgelassen und zischte wütend. „Still, dummes Ding.“ Doch es war zu spät. Lichter gingen an und die junge Frau schluchzte hysterisch. Mit gerunzelter Stirn trat der Mann an den Brunnen heran. Mit weiten Armen ausgebreitet schwamm der mächtigste Mann des Museion im Wasser- der Epistates tou Mouseiou!

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    ~~ Xenokles ~~



    Einer Trauerpflanze gleichend saß der junge Hellen auf dem Bett und ließ die Schultern hängen. Mit ebenso nach unten gezeigten Mundwinkeln hob er den Kopf und sah Nikolaos nicht sonderlich erstaunt bei der Frage an. „D-...D-....Damophon Ask-...Ask-...Asklios. So...ist sein Name. K-...K-...Kennst D-...D-...Du ihn?“ Die Familie Asklios war nicht unbedeutend, aber auch nicht von sehr hohem Rang in der Welt der Politik. Aber aufstrebend und ehrgezeizig wie man behauptete. Doch schon erhob sich Xenokles. „G-...G-...Gut. Ich zeig-...g-...ge es D-...D-...Dir.“ Eilends verließ Xenokles den Raum. Seine Sandalen schabten stets ein wenig über den Boden und verursachten ein schlurfendes Geräusch. Ebenso schludrig war die Haltung des jungen Mannes. Doch eifrig war Xenokles dabei seinem Mitschüler Nikolaos durch das Museion zu führen. Von der Parkanlage zu den zahlreichen Nebengebäuden. Die 'geheime' Pforte, wo selbst des Nachts sich noch die Schüler des Museion hinein schleichen konnten, sollte sie mal ein wenig länger gefeiert haben. Auch so manch ein Gelehrte nutzte wohl den Weg. Denn, wie Xenokles mit zahlreichem Stottern erläuterte, der Bibliothekar hasste die Trunkenheit und den Wein bei seinen Gelehrten, aber genauso bei den Schülern. Ansonsten redete Xenokles nicht viel über den Bibliothekar und die anderen Schüler, sondern zeigte lieber all die zahlreichen Pflanzen, deren griechische, aber auch deren ursprüngliche Namen er alle auswendig wusste. Erst am Abend als sie zu dem großen Speiseraum gingen, musste sich Xenokles wegen einer anderen Aufgabe verabschieden.





    AKROATES - MUSEION

    „Oh.“ Xerxes lächelte breit. Sein Gesicht warf dadurch noch bedeutend mehr Falten als er bereits im ernsten Zustand trug. Aber das Griesgrämmige und Sauertöpfische schwand. Das ständige Zusammenziehen seiner Augenbrauen war ein Moment nicht mehr zu sehen und der alte Mann schien tatsächlich wie ein freundlicher Mensch zu wirken. „Eine junge und hübsche Frau im Vorraum als Grammateus. Das gefällt mir. Dann wirst Du bald hier das Kommando führen.“ Xerxes hatte nicht nur viele Bibliothekare erlebt, sondern auch Einige, die das Amt des Grammateus inne hatten. So manch einer war engagiert und die Meisten, die er erlebt hatte, waren leider recht inkompetent gewesen. Oftmals wurden Xerxes blutjunge Bengel vorgesetzt und er hatte sie alle in ihr Amt eingewiesen. Mit dem gleichen, von Jahren gezeichneten Langmut würde er auch Urgulania alles zeigen. „Mir scheint es so, dass ich am Besten Dir die nötigen Handgriffe hier zeige, wenn Du es gestattest.“ Und nachdem er Urgulania noch eine Pause gegönnt hat, sie auch mit einer Erfrischung von Hermaios versorgt wurde, kümmerten sich der alte Sklave und der junge Tolpatsch darum, dass Urgulania mit dem Vorraum vertraut gemacht wurde. Wo lagen die Schriftrollen über die Schüler? Welche Lehrer waren im Museion und wo konnte man das nachsehen? Was musste hier für den Ablauf organisiert werden? All jene Handlungen und Systeme, die eine solche Schreibstube ausmachten, wurden Urgulania gezeigt. Auch die nächsten Tage wurde sie dahin gehend eingearbeitet, damit sie in ihrem neuen 'Reich' vertraut wurde.







    DEMOSIOS - MUSEION

    „Womit fangen wir am Besten an. Soll ich Euch zeigen, wo wir unsere Schriftrollen her holen? Nein, die kleine Kammer zeige ich Euch besser später. Wenn alle weg sind...“, murmelte Hermaios nachdenklich und tippte sich an das Kinn. Doch plötzlich schoss ihm das Blut ins Gesicht. Knallrot wurden seine Wangen, seine Ohren und sogar seine Stirn. „Ich...ähm...ich...nicht so gemeint.“ Man sah Hermaios an, er würde am Liebsten im Boden versinken oder von Zeus Donnerblitz getroffen werden, damit dieser ihn in Rauch auflöst. „Vielleicht wollt Ihr kurz eine Pause machen? Ich hol euch etwas zu trinken ja?“, krächzte er eine Oktave höher als normal. Dabei sah er hastig zur Seite und entfloh schließlich schnell dem Raum. Der alte Schreibersklave Xerxes, der an dem anderen Schreibpult stand, hob seinen Kopf und sah mit nach oben gewölbten Augenbrauen dem jungen Sklaven hinterher. „Was ist denn in den gefahren?“ Er ließ seinen Griffel sinken, der aus filigran gearbeiteten Metall bestand. Freundlich deutete er auf eine Sitzgelegenheit neben sich. „Setzt Euch, junge Dame. Ihr seht schon ganz blass aus.“ Der alte knochige Mann lächelte kurz, erstaunlich viele Zähne hatte er noch in seinem Gebiss. „Dann arbeitet Ihr von nun an hier? Im Vorraum oder für einen Gelehrten?“






    DEMOSIOS - MUSEION

    Sim-Off:

    @Silenos: Du kennst die übliche Gebühr von 100 Sz.? Vorab bitte überweisen.



    @Nikolaos: Das sind gute Fragen, die Du aufwirfst. Wir haben sie aufgegriffen und sind bereits darüber am diskutieren.


    Doch vorweg kann ich Dir schon sagen: Mit der Formulierung der höhren Kurse sind explizit die Cursi Continui an der Schola von Rom gemeint. Voraussetzung für den Architekturkurs (z.B.) in Rom ist das Ablegen des CRV. Willst Du also an diesem auch noch teilnehmen, dann solltest Du den CRV vorher ablegen. Sollten hier explizite CC angeboten werden, werden wir das noch dahingehend vorher abklären (und so, dass Dir kein Schaden entsteht).


    Was die Simulation der Schule/des Museions hier angeht. Alle gesimmten Dinge und Unterricht (der auch noch folgen wird) sind natürlich frei von jeglichen Cursi der Schola. Und somit für die Schüler des Museion offen stehend. Für dies ist auch die Ephebia eine vergleichsweise ähnliche Testabsolvierung wie für die Römer der CRV. Ich kann natürlich noch nichts versprechen, aber ich würde sagen, dass Dein Ephebiakurs womöglich auch derart angerechnet wird.


    Vielen Dank für Deine Fragen im Übrigen.

    An der Eingangshalle der Bibliothek finden sich zudem die offiziellen Aushänge der Schola in Rom. Auch der Cursus Res Vulgares wird hier angekündigt, in dem sich Schüler, Gelehrte und Besucher eintragen können.


    "Für das aktive Wahlrecht und das passive für das Amt des Quaestors [ev. bald auch des Vigintivir] muss man den Grundkurs ("Res Vulgares") der Schola Atheniensis bestanden haben. Weiters ist der CRV Voraussetzung für das Ablegen höherer Cursus, und diese Voraussetzung für das passive Wahlrecht höherer Ämter."





    AN DER


    SCHOLA ATHENIENSIS


    FINDET FOLGENDER KURS STATT:


    RES VULGARES XXXII



    BEGINN DES KURSES:


    NON OCT DCCCLVII A.U.C.
    (7.10.2007/104 n.Chr.)



    ABGABEFRIST FÜR PRÜFUNG:


    PRIDIE ID OCT DCCCLVII A.U.C.
    (14.10.2007/104 n.Chr.)



    Anmeldungen werden hier angenommen!


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    ~ Nur noch wieder Hermaios~


    Ergeben (und das war bei Hermaios keine bloße Floskel, sondern wahrhaftig so) nickte Hermaios, trat zur Tür und ging dann wieder die Treppen hinunter. Am Ausgang zu dem Nebengebäude wartete Hermaios bis die Römerin ebenfalls hinab kam. Eilends öffnete Hermaios die Tür, wobei er sie sich bei seiner Hast, galant zu sein, gegen die Stirn schlug. „Au!“, entfuhr es ihm. Schnell biss er sich auf die Unterlippe und eine sanfte Röte zierte seine Wangen. Schnell trat er hinaus, um seine Verlgenheit (natürlich ohne Erfolg) zu verbergen. „Dann zeige ich Euch den Rest. Dort drüben in dem Gebäude...“ Hermaios zeigte auf ein nahes Gebäude. „...sind auch die Baderäume für die Frauen des Museion. Dahinter auch das stille Örtlein.“ Hermaios hüstelte verlegen, denn solcherlei wollte er nicht wirklich gegenüber von Urgulania ansprechen, dachte jedoch, dass es notwendig war.


    „Dann vielleicht wieder zum großen Hauptbau? Dort ist die große Bibliothek, die Sternenwarte und auch der große Speisesaal. Schüler, Gelehrte und die Angstellten essen dort gemeinsam. Nur die Sklaven natürlich nicht. Wir Sklaven essen woanders. Aber für Dich wird der große Speisesaal wichtig sein.“ Und so führte Hermaios Urgulania über das Gelände, deutete immer wieder auf das eine oder andere Gebäude, erklärte, welche Gelehrte dort wohnten, was dort geforscht wurde und was wichtig erschien. Viele Namen fielen, viele Forschungen erklärt. Dann betrat Hermaios mit ihr wieder den großen Bau, der die vielen tausend Schriften beherbergte. Nach einem langen Rundweg durch den Bau führte Hermaios Urgulania wieder an den Ort zurück, wo sie sich das erste Mal getroffen haben.






    [Blockierte Grafik: http://img299.imageshack.us/img299/9672/hermaiosjg6.jpg]
    ~ Der Demosios Hermaios~


    Immer noch waren die Besucher, die zum Bibliothekar vorgelassen werden wollten, nicht geringer geworden. Doch immerhin war die schlimmste Hitze des Tages aus dem großen Vorraum verbannt, wenn es trotz der dicken Mauern doch noch sehr warm war. Hermaios trat beschwingt herein, denn bei dem Rundgang und nach dem Verlassen des Nebengebäudes war er nicht zu oft gestolpert, kein Mal gegen ein Regal gerannt oder hatte sich sonst sonderlich peinlich benommen. Und so war die Röte endlich aus seinem Gesicht entschwunden. „Da sind wir dann wieder. Das war jetzt wahrscheinlich sehr viel, oder? Aber ich bin mir sicher, dass ihr euch bald hier im Museion sehr gut auskennen werdet. Möchtet ihr eine Pause machen oder soll ich euch nun erklären, war wir hier so machen?“






    DEMOSIOS - MUSEION

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    ~~ Xenokles ~~


    Die Verwunderung in Xenokles war nur noch minder groß. Zwar verstand er diese Wissbegierde nicht, konnte sie noch nie nachvollziehen, aber er hatte sie bei manchen der Schüler beobachten können. Seine Finger falteten sich ineinander und ständig, fast nervös tickhaft drehten sich seine Daumen umeinander. Erst nach vorne, dann nach hinten, wieder nach vorne und zurück. „Frei-...Freiwill-...willig?“ Xenokles schüttelte bestimmt den Kopf. „Mein...Va-...Vat-...Vater hat mich her-...her-...geschickt.“ Dass sein Vater sogar ein Politiker der Stadt war, ein begnadeter Redner, ein großer Demagoge und ein einflussreicher Mann, das vermochte Xenokles nicht in Worte zu fassen. Denn von seinem Vater trug er davon nichts in sich. „Er will d-...d-.....d-.....d-....das ich, d-...d-...die Rheto-...to-....to-...rik lerne.“ Wie hoffnungslos das war, musste Xenokles wohl kaum erklären. „Und...and-...de-....deres.“ Xenokles seufzte leise auf. Es war aber auch besonders schlimm für ihn, weil er sich kaum ausdrücken konnte und lange brauchte. Wenn er stotterte, lachten zudem die anderen Schüler und Xenokles konnte kein weiteres Wort mehr formulieren. Somit auch kein einziges Mal den Anforderungen der Lehrer gerecht werden. Doch sein Vater gab nicht auf. Wenn Xenokles das mit einem Blick hätte ausdrücken könne, er hätte all das seinem neuen Mitschüler erklärt. Doch so zog er nur eine frustrierte und deprimierte Miene. „Möcht-...te-...te-...st D-....D-...Du d-...d-...d-...das Museion sehen?“





    AKROATES - MUSEION

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    ~~Tychios von Chalkis~~


    Somit war für den Epistates alles geklärt. Er nickte herablassend auf die Dankesbezeugung von Theodoros. „Falls Du noch welche Fragen hast bezüglich einer Unterkunft oder Deinen Forschungsräumen. Du weißt ja, meine Schreiber stehen Dir dafür zur Verfügung. Auch, was die Zuteilung von Schülern und anderen Dinge angeht. Aber Du weißt ja, wie das von statten geht, Theodoros. Dann viel Erfolg für die nächste Zeit.“ Somit war auch das Gespräch für Tychios beendet. Er nickte noch einmal dem neu ernannten Philologos zu und ergriff die nächste Arbeit, mit der er sich beschäftigen wollte.


    Doch schon öffnete sich die Tür zu dem Arbeitszimmer. Ein Schreiber protestierte noch empört, doch davon ließ sich der Mann nicht beeindrucken, der herein trat. Auf den ersten Blick sah man, der Mann gehörte zu dem Typus: Söldner oder gar Schläger. Fingerbreite Lederbänder waren um sein Handgelenk, seine Handflächen und drei Finger gewunden, sein Gesicht zerfurcht von der blendenden Sonne und einigen Narben, die Waffen auf seiner Haut gezeichnet hatten. An seinem rechten Arm prangte ein eintätowierter Schakalkopf.


    Der Bibliothekar hob sein Kopf und musterte mit verengten Augen den ägyptischen Kämpen. Eisigen Blickes sog er die Luft ein, doch mit beherrschter Stimme meinte er beiläufig zu Theodoros. „Wir sehen uns dann in den nächsten Tagen.“ Womit er Theodoros augenscheinlich raus werfen wollte.




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    ~~Tychios von Chalkis~~



    Genau beäugte der Epistates den Gelehrten ihm gegenüber. Ob er die Andeutung verstanden hatte? Doch Tychios war im Grunde davon überzeugt. Gefangen in der Welt von Intrigen, Machtkämpfen und ebensolchen subtilen Andeutungen konnte er gar nicht anders als von der Annahme ausgehen, dass viele ähnlich dachten wie er. Und Tychios ging stets von der Schlechtigkeit des Menschen aus, wenn er sie beurteilte. So war Tychios sehr zufrieden. Seine Hand griff nach einem der kleinen Büchlein, die er aufklappte und einen Stylus nahm. „Dann, werter Theodoros,“ meinte er jovial gönnerhaft. „ wäre es tragisch einen derart verdienten und engagierten Philologos zu verlieren.“ Tychios kratzte kurz einiges auf die Tafel und legte sie zur Seite. „Somit ist die kleine Formalität geklärt. Willkommen zurück am Museion. Sicherlich kann ich damit rechnen, Dich bei dem nächsten Feiertag auch im Musentempel zu sehen?“




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    ~~Tychios von Chalkis~~



    Solche Momente bargen eine delikate Situation in sich. Natürlich konnte Tychios nicht plump antworten: Wenn Du mich stets unterstützt und meine Angelegenheiten hier im Museion vertrittst. Nein, das wäre zu plump und zu ungehörig. Schließlich musste sich Tychios immer noch den Anschein geben, dass sein Anliegen stets die der Götter und des Wissens war. Nicht, wie es wirklich war, seine Macht zu erhalten oder auszuweiten. Aber zu subtil durfte er nicht vorgehen. Tychios kannte Theodoros immerhin dennoch nur flüchtig und viele Gelehrten neigten zu einer völligen Weltfremdheit, die solche Andeutungen nicht verstanden. „Mir liegt das Wohl des Museion sehr am Herzen. Und dafür unternehme ich viele Anstrengungen. Ich hoffe, Dir liegt es genauso am Herzen.“ Das 'genauso' betonte Tychios und sah Theodoros eindringlich an. „Wenn dem so ist, könnte ich Dich wieder einstellen.“





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    ~ Der Demosios Hermaios, der Affe Euryale und ein weiterer Mann~


    „Mantua? Hm?“, grübelnd tätschelte der Gelehrte das Köpfchen des kleinen Affen in seinen Armen. „Ah, aber natürlich, im Norden des lieblichen Italias. Wie schön. Dann wünsche ich Dir noch ein gutes Einleben hier am Museion. Die meisten meiner Kollegen sind zwar etwas borniert, aber meine Tür steht stets offen, junge Dame.“ Chares lächelte gutmütig und schüttelte kurz den Kopf. „Nein, ist stamme von Kos, nahe Kleinsasien. Aber ich lebe schon viele Dekaden hier in Alexandria. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, woanders zu wohnen. Wie auch? Alles, was ich kann, das ist mir nur möglich, hier zu verwirklichen. Am Museion. Wer interessiert sich sonst schon für Chimärenforschung.“ Chares schütelte resigniert den Kopf. „Doch ich möchte Dich nicht schon am ersten Tag mit meinen banalen Sorgen langweilen.“ Er sah sich in dem kleinen Zimmer um. „Hat hier nicht die alte Deinia gewohnt?“ Hermaios nickte knapp. „Tragisch mit der alten Dame!“, fügte der Gelehrte an, dann lächelte er noch mal zu Urgulania und hob gelehrtenhaft-linkisch die Hand zum Gruß. „Wir sehen uns bestimmt noch...da ist mein Forschungsgarten unten. Auf Wiedersehen.“ Mit dem kleinen 'Ungeheuer' im Arm wandte sich Chares um und marschierte wieder nach draußen.


    Hermaios sah ihm einen Augenblick hinter her, dann wandte er sich (immer noch sehr verlegen), der Römerin aus Mantua zu. „Ähm, ja.“, murmelte er und betrachtete die Fußspitzen vor sich. Schließlich sah er etwas zaghaft nach oben. „Möchtet ihr euch erst hier einrichten oder soll ich euch noch etwas anderes zeigen?“