Beiträge von Prosekon tou Mouseiou

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    ~~ Xenokles ~~


    Etwas verdutzt sah Xenokles auf und zu dem neuen Schüler am Museion. Hatte er sich gar grade bei Xenokles bedankt? Das war der junge Mann nicht gewohnt und war deswegen durchaus verblüfft. Aber überhaupt, neben der Tatsache dieser Geste, war Xenokles erstaunt, dass der Schüler so lange mit ihm sprach und sich nicht bereits über sein Stottern lustig gemacht hatte. Xenokles ließ es sich noch nicht anmerken, aber Nikolaos stieg auf seiner Rangliste nach oben. „Seit-..-t...d-...d-...d-...drei Jahren.“, brachte er hervor. Zu gerne hätte Nikolaos noch einige andere Dinge erzählt, wie er hier her kam, warum sein Vater ihn ins Museion abgeschoben hatte, doch es war einfach zu anstrengend für den jungen Mann zu lange zu sprechen. „W...w-...was w-....w-...willst D-...Du gerne lernen? B-...b-...bist D-...Du frei-...freiwillig hier?“





    AKROATES - MUSEION

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    ~~Tychios von Chalkis~~



    Es war nicht genau die Antwort, die der Bibliothekar erwartet, nein sich erhofft hatte. Doch sein Ausdruck zeugte wenig von der Unzufriedenheit. Stattdessen saß er ruhig in seinem kleinen, etwas protzig vergoldeten Thron. Ausdruckslos betrachtete Tychios sein Gegenüber als jener sprach und ließ sich keine Regung anmerken. Dann schwieg Tychios. Erst eine gewisse Zeit später seufzte er leise auf. „Theodoros, als Rethoriker beweist Du Dich wahrlich meisterhaft. Tatsächlich hast Du es einen Moment lang geschafft, mir glauben zu machen, Du hättest mit Deiner Arbeit an der Schola nicht nur der Welt der Kultur und des Wissens einen Gefallen getan, nein, sogar noch ein großes Opfer erbracht. Beeindruckend, in der Tat!“ Tychios lächelte süffisant. „Natürlich bin ich nicht so leicht zu beeindrucken wie ein rhomäischer Bauerntölpel.“ Natürlich glaubte Tychios, dass alle Römer im Grunde solche Bauerntölpel waren, aber er fand, dass er das nicht extra erwähnen musste, war das doch offensichtlich. „Aber ich will mal nicht so sein. Du bist ein kluger Geist, Theodoros und eine Bereicherung für das Museion. Natürlich kann ich Dich auch wieder sofort einstellen. Insbesondere wenn...“ Tychios sah Theodoros bedeutungsvoll an und verstummte jedoch.





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    ~ Der Demosios Hermaios, der Affe Euryale und ein weiterer Mann~


    Und die Hilfe kam in Gestalt eines graubärtigen und weißhaarigen Mannes. Die Tür wurde aufgestoßen und prallte mit einem lauten Klacken gegen die Wand. „Euryale! Böses, böses, bööööses Mädchen!“, grummelte der Mann, der einen langen dunkelbraunen Chiton trug, der nicht gerade der Sauberste war und an manchen Stellen sogar das eine oder andere Loch aufwies. Mit ausgestreckten Armen eilte der Mann auf das Äffchen zu, was voll der Neugier das Kleid von Urgulania versuchte in sein kleines Mündchen zu stecken. Doch schon war der Mann heran und zupfte das Tier von Urgulanias Armen. „Verzeih mir, entschuldige das grobe Benehmen meiner Kleinen. Eigentlich weiß sie es ja sogar besser. Aber in letzter Zeit...ich weiß nicht was los ist, da benimmt sie sich ganz eigenartig. Auch die anderen Tiere. So schreckhaft. Ich verstehe das einfach nicht mehr.“


    Hermaios scharrte verlegen mit der Fußspitze auf den steinernen Boden, verlegen, weil er nicht schneller zu Hilfe gekommen war und sich nun wie ein Trottel vorkam. „Ähm, das ist Chares!“, stellte Hermaios den Gelehrten vor. „Werter Chares, das ist Iunia Urgulania. Sie ist seit heute Grammateus am Museion.“ Ein gutmütiges, fröhliches Lächeln glitt auf das Gesicht des älteren Mannes. „Oh, was für eine Freude. Willkommen, willkommen.“ Doch das Lächeln währte nicht lange, denn ein höchst deprimierter und besorgter Ausdruck trat an die Stelle als Chares wieder zu Hermaios sah. „Sag mal, Junge, hat der Bibliothekar sich schon entschieden? Du sagst es mir doch, oder?“ Hermaios blinzelte und zuckte mit der Schulter. „Ich weiß es nicht, werter Chares.“


    Chares seufzte tief und sah entschuldigend zu Urgulania. „Verzeiht, aber der Bibliothekar droht mir mit einem Rauswurf. Er meint, meine Forschungen brächten schon seit Dekaden keinen Erfolg und ich verschwende nur die Gelder des Museion.“ Er merkte gar nicht, wie das Äffchen anfing an seinem Bart herum zu suchen, wohl in dem Versuch den Gelehrten zu entlausen. „Wo soll ich denn hin?“, jammerte Chares leise. „Schließlich habe ich mehr als mein halbes Leben hier dem Museion gewidmet. Ich würde auch alles, allees tun, damit ich hier bleiben kann.“ Er sah zu Hermaios. „Sag das doch bitte dem Bibliothekar.“ Chares schaute noch einmal traurig Urgulania zu. „Es ist nicht alles so schlimm hier am Museion. Du wirst bestimmt hier eine gute Arbeit finden. Du bist eine Römerin, nicht wahr?“






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    ~~Tychios von Chalkis~~



    Und er weidete sich an dieser Fassungslosigkeit. Mit innerlicher, gar schon sadistischer Freude beobachtete Tychios, wie sich diese Emotion an die Oberfläche des Gelehrten vor ihm bahnte und schließlich in den folgenden Sätzen Ausdruck fand. Völlig gelassen faltete Tychios wieder die Hände ineinander und beobachtete Theodoros genaustens. Sicherlich konnte es Tychios gar nicht ausstehen, belehrt zu werden, aber das heimliche Vergnügen, Theodoros derart empört zu sehen, überwog diese Aversion deutlich. Gespielt verstehend nickte Tychios, tippte mit seinen kleinen Fingern aneinander und wartete bis sich Theodoros alles frei von seiner Seele gesprochen hatte.


    „Aber sicherlich ist mir all das bekannt, Theodoros. Mit den meisten dieser Gelehrten und den Leitern der griechischen Akademien stehe ich in einem engen Briefkontakt. Wäre es eine solche noble und hochstehende Institution, dann wäre sicherlich auch kein Problem in dieser Angelegenheit zu finden. Nein, wahrlich nicht. Aber die Schola von Rom? Diese Versammlung vulgärer Menschen, die meinen mit ihrer unzivilisierten Art und Weise sich den Anschein von Kultur und Weisheit zu geben. Das hat mich einfach sehr enttäuscht, Theodoros. Von Dir!“


    Tychios seufzte abermals theatralisch. „Denn ich hatte immer eine ausgesprochen gute Meinung von Dir. Fleißig, strebsam, sehr klug und ein hervorragender Lehrer. Gleichwohl und bedauerlicherweise von etwas anderem Glauben als demMeinigen, aber darüber muss man in heutigen Zeiten nun hinweg sehen. Und mir ist ein Jude immer noch tausendmal lieber als ein Römer, weiß ein Jude doch das Wissen hochstehender Kulturen zu schätzen und sich stets zu benehmen.“ Tychios lächelte nun arrogant und gleichzeitig huldvoll. Ein drittes Seufzen in den wenigen Momenten entfleuchte Tychios Kehle. „Und es ist dieser Respekt, den ich vor Deinen Verdiensten hege, dass es womöglich noch meine Meinung ändern kann.“


    Im Grunde brauchte Tychios wieder mehr Unterstützung im Museion. In den letzten Monaten hatte er derart vielen Gelehrten vor den Kopf gestoßen, dass seine Anhängerschaft immer dünner wurde. So war der letzte Satz natürlich ein allzu deutlicher Wink für Theodoros.




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    ~~Tychios von Chalkis~~



    Macht! Das war es, was der Bibliothekar an seiner Stellung so liebte. Die Macht, alle Entscheidungen im Museion wie ein kleiner König treffen zu können. Der alte Praefectus Aegypti hatte niemals in seine Angelegenheiten hinein geredet und der Neue schien sich in Alexandria noch erst einleben zu müssen, um von Tychios kleinem Herrschaftswahn im Museion erfahren zu können. Und in solchen Momenten labte sich Tychios an der Abhängigkeit all jener, die am Museion arbeiteten oder arbeiten wollten. Nur mit Mühe unterdrückte Tychios ein zufriedenes Lächeln als er die Fassungslosigkeit von Theodoros bemerkte, es war ja auch nicht zu übersehen. „So ist das?“, bemerkte Tychios auf die Antwort bezüglich Theodoros Tätigkeit an der Schola. „Und dafür musstest Du Dich dort als Curator einstellen lassen?“ Eine nachdenkliche Falte erschien auf Tychios Stirn. (Er hatte in seiner Jugend lange geübt, diese Falte zum rechten Moment präsentieren zu können.) „Dennoch verkompliziert das alles ein wenig. Es gibt schließlich Bestimmungen...“, was freilich geflunkert war oder mehr 'übertrieben'.


    Tychios sah einen Augenblick aus dem Fenster und betrachtete einen hohen Zitronenbaum, der direkt daneben wuchs und pralle, gelbe Früchte an seinen Zweigen trug. „Aber mir käme ein Gedanke.“ Ein sadonisches Lächeln huschte einen Moment über sein Gesicht und er sah wieder zu Theodoros. „In den nächsten Wochen beginnst Du als Gnorimos. Anschließend, natürlich wenn Deine Arbeit von gewohnter Qualität ist, erhebe ich Dich wieder zum Philologos. Alles andere wäre sicherlich auch den Gelehrten, die stets im Museion weiterhin lehren, gegenüber ungerecht.“ Eigentlich wollte Tychios Theodoros nur ein wenig länger wie einen Fisch auf dem Trockenen zappeln lassen und ihn ein wenig mit dem Angebot demütigen. Denn auch daran erfreute sich Tychios. Denn abgeneigt Theodoros gleich wieder als Philologos einzustellen, war Tychios nicht. Aber zudem wollte er sich auch noch einen Vorteil schaffen, wenn er sich auch noch 'gönnerhaft' zeigen konnte.




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    ~~ Xenokles ~~


    Nicht lange vermochte Xenokles den Blick von Nikolaos stand zu halten. Dann wandte er die Augen von Nikolaos ab und musterte mit scheinbar größtem Interesse einen dunklen Fleck auf der weißen Wand des Schlafsaales, die an manchen Stellen mit Graffitis ehemaliger Schüler 'verschönert' war, selbst wenn so manch eine scheinbar vor kurzem abgewaschen worden war und nur noch sachte auf dem weißen Hintergrund schimmerte. „Die Götter werden sie schon strafen. All jene Menschen die Böses tun. Da bin ich sicher.“ Seine Augen verschmälerten sich einen Augenblick, dann sah er zu Nikolaos und lauschte seinen Worten. „Wegen dem eben?“, fragte Xenokles. „Ach, nein. Wenn er Gefallen an Dir gefunden hat, dann wird so was kleines das nicht trüben können. Der Bibliothekar ärgert sich sehr schnell, aber das darfst Du nicht allzu ernst nehmen. Er mag gegenüber den Gelehrten und vielen Schülern unverzeihlich vorkommen, aber bei einem wie Dir...“ Xenokles verstummte schnell. „Aber das ist eigentlich egal. Trotzdem solltest Du Dich auch vor dem Bibliothekar in Acht nehmen.“ Xenokles nickte ernsthaft und seine dunklen Augen glommen kurz wieder vor einem tief in ihm verwurzelten Ingrimm.





    AKROATES - MUSEION

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    ~~Tychios von Chalkis~~


    Frostige Kälte schlug der Römerin entgegen. Kein Funke von einem geheucheltem Lächeln, keine Versuche von jedwegigem Überspielen etwaiger Animositäten. Nein, jeder Zoll von dem Bibliothekar sprach und schrie von der Verachtung und der Abneigung, die er gegenüber den Römern hegte, die glaubten sich als Weltherrscher aufspielen zu müssen (egal, ob sie es nun mal auch waren). Pures griechisches Selbstbewusstsein, geboren aus der alten Kultur und Wiege jeglichen hohem Geistesgut, wurde von dem griechischen Gelehrten ausgestrahlt. Der Bibliothekar musterte sie einige Momente derart schweigend, gebrauchte keine Gesten um all das auszudrücken. Schließlich hob er die Hand und winkte den jungen Mann herrisch hinaus, der hastig ein Papyrus und anschließend die Flucht ergriff.


    „Du bist nur eine Frau, darum sehe ich Dir Dein frevelhaftes Verhalten nach.“, begann der Bibliothekar und nahm gelassen auf seinem Stuhl Platz. Pikiert betrachtete er einige Sekunden lang einen Weinfleck auf seinem schönen, großen Holztisch ehe er sich wieder seiner 'Besucherin' widmete. „Dennoch möchte ich Dir einiges vor Augen führen. Ich bin der Priester der Musen, ich bin der oberste Bibliothekar von Alexandria und unterstehe einzig und alleine dem göttlichen Basileus, dem Pharao von Ägypten. Von niemandem, außer den Göttern oder dem einzigen Gott auf Erden, werde ich Anweisungen entgegen nehmen. Benehme Dich danach oder ich lasse Dich aus dem Museion werfen. Egal mit welchen pompösen, römischen Titeln Du Dich hier in dem Tempel der Musen brüsten willst.“ Ein eisiges Lächeln huschte über sein Gesicht und der Bibliothekar schien nur darauf zu warten, dass er Widerworte hörte.




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    ~ Der Demosios Hermaios und der Affe Euryale ~



    Schrill drang das Gekreische eines Papageis aus dem kleinen Urwald am Fuße des Fensters zu den Beiden hinauf. Der kleine Affe krallte sich einen Augenblick noch am Fensterbrett fest, doch dann stieß er sich ab und sprang geschmeidig auf Urgulania zu und direkt in ihre Arme hinein. Seine kleinen Fingerchen krallten sich an ihrem Gewand fest und seine großen, dunklen Augen sahen treuäugig und selber völlig verschreckt zu der Frau hinauf. Ein kleines Fiepen, was zu einem völlig hilflosen Tier und weniger zu einer monströsen Erscheinung passte, erklang von dem Affen. „Oh!“, gab Hermaios erschrocken von sich als sich der Affe derart Urgulania an den 'Hals warf'. Etwas zögerlich trat er einen Schritt nach vorne, schließlich war das DIE Gelegenheit als 'Held' sich aufzuspielen und womöglich die Gunst von Urgulania zu erringen. Doch dummerweise hatte Hermaios vor all diesen Tieren eine Heidenangst seitdem er, als er noch als Gehilfe einer der 'Zoologen' gearbeitet hatte, von einem der Tiere gebissen wurde. Zögerlich streckte er die Hand aus, um den Affen zu packen. „Chares!“, rief er laut als er schon wieder die Hand sinken ließ, ohne etwas zu tun. „Euer Affe ist hier oben!“ Der Affe klammerte sich an Urgulania und sah wie ein kleines Kind, ein Tierisches natürlich, zu ihr hoch.





    DEMOSIOS - MUSEION

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    ~~ Xenokles ~~


    Nervös verschränkten sich die langen Finger des schlaksigen jungen Mannes ineinander. An den Rändern seiner Fingernägel konnte man deutlich die Spuren von unentwegtem Nagen erkennen, die Fingernägel erschienen abgebissen, etwas rissig und auch stumpf. Am Handgelenk offenbarten sich einige Kratzspuren, die wenigen 'Makel', die der junge Mann von seinem Äußeren offenbarte, übersah man erst mal sein Stottern. „E-...ein...P-...P-...Pla-“ Er atmete tief ein und brachte schnell hervor: „Platz...ja!“ Er stand fahrig von dem Lager auf und zupfte unbehaglich an seinem Gewand herum, sah dabei in der Unterkunft herum bis er schließlich auf ein Nachtlager zwei Betten von einem großen Fenster entfernt deutete. „Da...da ist...fr-...frei!“ Einen Moment lang musterte Xenokles schweigend den Lederbeutel auf der Schulter von Nikolaos, sah dabei an Nikolaos vorbei. Stumm und mit verschlossenem Gesicht nickte er, nach einigen Sekunden nickte er noch mal und holte Luft, als ob er etwas gewichtiges von sich geben wollte. Doch nur ein Flüstern kam aus seinem Mund. „Ja..im-..im-...immer. D-...d-...die And- Anderen find-...finden ihn wohl toll. Ab-...aber d-...das wird er bereuen.“ Seine dunklen Augen fixierten grimmig einige Kacheln am Boden ehe er aufsah und schnell ein entschuldigendes Lächeln auf sein Gesicht holte. „B-...b-...bist D-...D-...Du...d-...d-der neue Lieb-...Liebling vom Alten?“





    AKROATES - MUSEION

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    ~~Tychios von Chalkis~~



    Der Stuhl ächzte leise als sich der Epistatos zurück lehnte und seine Arme auf die Lehnen seines 'Thrones', der am Rande mit Goldfarbe bestrichen war, abstützte. Sein beige-weißes Gewand rutschte etwas zurück und offenbarte für einen kurzen Augenblick einen blauen Fleck an seinem rechten Unterarm. Deutlich zeichnete sich dabei die Abdrücke einer Hand ab, doch schon im nächsten Augenblick vermochte das Gewand des Bibliothekars diesen wieder zu verhüllen. „So ist das?“ Gespielt überrascht wanderten die Augenbrauen des Bibliothekars nach oben. Einen Moment musterte Tychios den jüdischen Gelehrten. „Ganz so einfach wird es leider nicht werden, Theodoros. Denn ich habe Dich aus den Listen der Gelehrten streichen lassen.“ Tychios beugte sich zum Schreibtisch vor und tat so als ob er etwas zwischen den Papyri suchen würde. „Wo habe ich es nur? Es muss wohl im Archiv sein...“


    Ein falsches bedauerndes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Aber mir ist vor einigen Monaten eine Liste der Angestellten der Schola von Rom in die Hände gekommen. Dein Name stand ebenfalls darauf. Curator, war das nicht so?“ Theatralisch seufzend lehnte sich Tychios zurück und faltete die Hände vor seinem Bauch. „Auch wenn die Schola gerne dieser Meinung ist, Schola und Museion haben nichts miteinander gemein, auch die Angestellten nicht. Aber sag, was hat Dich nach Rom, statt nach Iudaea getrieben?“




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    ~ Der Demosios Hermaios~



    „Euryale...put...put...put...jetzt komm, zeig Dich schon...Euryale. Ich hab auch ein Leckerli für Dich!“ Der Ruf eines Mannes drang von dem dichten 'Dschungel' unter dem Fenster von Urgulanias Zimmer bis hinauf in den Raum. Einige Palmenwedel bewegten sich als ob jemand unter ihnen entlang strich, an anderer Stelle raschelte es. „Euryale...sei ein liebes Kind, jetzt komm doch. Ich habe auch Feigen für Dich, ganz Frische. Der dicke Händler hat mir ganz viel Geld dafür abverlangt.“ Hermaios runzelte einen Augenblick die Stirn und spähte hinaus durch das Fenster. „Ähm...das ist Chares, ein Philologos. Ein paar der Gelehrten hier am Museion sind etwas seltsam. Ich glaube, das kommt von ihrer Forschung. Aber es gibt auch ganz Normale unter ihnen.“ Hermaios lächelte schief. „Aber ihr habt vollkommen recht. Und ich bin sicher, mit eurer Schönheit, eurem Liebreiz, eurer Anmut und eurem Stil werdet ihr ganz sicherlich diesen Raum erstrahlen lassen, dass der Basileus ganz neidisch werden wird.“ Hermaios nickte eifrig. Er hatte noch nie den Palast des Kaisers gesehen, würde es wohl auch nie, aber seine Fantasie war dagegen ohne Grenzen.


    Nachdenklich hob er eine Hand und fuhr sich an seiner Unterlippe entlang, tippte gegen sein Kinn und sah sinnend nach draußen. „Hm...wieviele sind es? Schwer zu sagen, es gibt natürlich die Schüler, die hier im Museion leben. Das sind noch unter hundert Männer und etwa ein Dutzend junge Frauen. Dann sind da noch die Schüler, die aus der Stadt kommen, dann diejenigen, die von weit her reisen und nur tagsüber für begrenzte Zeit das Museion aufsuchen und die sonstigen Wissen suchenden Menschen, die immer wieder ins Museion hinein geweht werden.“ Hermaios ließ die Hand sinken und verschränkte sie linkisch hinter seinem Rücken.


    Just sprang ein kleines Wesen auf die Fensterbank. Seltsam sah die Kreatur aus. Sie war nicht größer als ein Säugling von einigen Wochen, hatte überall Pelz und einen langen Schwanz. Seine schwarzen Knopfaugen starrten auf die Beiden in dem Raum und seine kleinen zarten Finger, die innen ganz rosig waren, schlangen sich um das Fensterbrett. Das Fell war goldbeige, sogar weiß auf der Brust, aber dunkel bis schwarz im fast menschlichen, zierlichen Gesicht. Das kleine Tier zog den Kopf ein und schien wie erstarrt zu sein. „Euuuuuryale!“, drang der Ruf von unten wieder hinauf zum Zimmer.






    DEMOSIOS - MUSEION

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    ~~Tychios von Chalkis~~



    Die Fingerspitzen aneinander gelegt, die Ellbogen auf den Schreibtisch abgestützt, saß der Bibliothekar bereits wieder hinter seinem mächtigen Schreibtisch, der eine große Barriere für jeden Besucher darstellte. In den Augen von Tychios spiegelte sich völlige Leidenschaftslosigkeit wieder, eine unangenehme Gleichgültigkeit. Auf seiner steinernen Fassade, die wohl mit den Büsten um sich herum konkurrieren wollte, zeigte sich nur kurz ein Zucken um seinen Mundwinkel als er die Begrüßung von Theodoros vernahm. „Mein bescheidener Diener, Theodoros? Das wäre etwas ganz Neues. Chaire. Nimm doch bitte Platz.“ Seine Fingerspitzen lösten sich voneinander und er zeigte mit seiner pedantisch gepflegten Hand auf den Stuhl ihm gegenüber. „Ich hoffe, Deine Reise war inspirierend? Sicherlich war sie es. Rom soll doch eine höchst, sagen wir, pulsierende Stadt sein. Wenn sie auch fern von Iudaea liegt. Aber was kann ich für Dich tun, Theodoros?“




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    ~ Der Demosios Hermaios~


    Zustimmend nickte Hermaios, er hätte wohl aber auch dasselbe getan, wenn Urgulania gemeint hätte, dass der Himmel grün und die Erde purpurfarben wäre, die Sonne im Norden aufgehen und der Mond just vom Himmel fallen würde. „Natürlich, ganz wie Du wünschst, edle Dame.“, gab er schnell zur Antwort, spähte einen Augenblick zu dem Bibliothekar der durch die Tür trat, aber ging dann bereits auf den Ausgang zu. „In dem großen Hauptgebäude liegen die wichtigsten Räume. Die große Bibliothek, die Lehrräume der Gelehrten, der große Eßsaal für Studenten, Gelehrte und Angestellte, die Sternwarte und natürlich die Arbeitsräume des Bibliothekars und anderer hochstehender Persönlichkeiten. Ansonsten arbeiten, leben und forschen die meisten der Gelehrte in den Nebengebäuden. Ebenso sind dort auch die Unterkünfte der Studenten und der Angestellte untergebracht.“ Als er die Worte sprach, verließ er bereits den Vorraum und führte Urgulania in Richtung der Unterkunft.






    DEMOSIOS - MUSEION

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    ~ Der Demosios Hermaios~


    Das Zwitschern der Vögel in den zahlreichen Bäumen begleitete die Schritte des Sklaven, der Urgulania durch den großen Park des Museion führte. Vorbei an einem kleinen leise vor sich hin murmelnden Teich, in dem zahlreiche rote und weiße Lotusblumen gediehen, die rosé-farbene Spitzen hatten und wie ein Stern in den Himmel wuchsen. Der Weiher wurde von Palmen und Akazien umrahmt und eine Marmorbank lud zum Ausruhen ein. Ein mit Kies bestreuter Weg führte schließlich auf ein nahe liegendes Nebengebäude zu, dass der junge Sklave gleich ansteuerte. „In dem Haus wohnen auch noch einige Studenten des Museion, zudem noch der Leiter der Sklaven der Bibliothek, dann noch der Gärtner und außerdem sind dort auch die Schreiber untergebracht. Ich auch!“, Hermaios strahlte Urgulania an. „Wenn ihr also etwas braucht, könnt ihr mich jederzeit und immerzu fragen. Wann immer es euch beliebt und egal was es ist!“ Hermaios trat auf die dunkle Holztür zu und öffnete sie schwungvoll, wohl in der bemühten Geste galant zu wirken. Aber durch seine jungen Jahre und sein etwas penetrantes, närrisches Strahlen wirkte er mehr welpenhaft tolpatschig.


    Einige junger Männer traten in dem Augenblick aus der Tür. „So ist's recht. Immer die Tür aufhalten, Demosios!“, meinte einer der Studenten lachend und zwei andere pfiffen durch die Zähne als sie Urgulania erblickten. „Aber holla! Eine neue Studentin?“, fragte einergrinsend. Hermaios starrte alle böse funkelnd an ehe er in das Haus trat. „Es tut mir leid!“, meinte Hermaios als sie ihm Gang waren. Das Lachen der Akroatai war noch bis zu ihnen zu vernehmen. „Die sind so manches Mal ganz schön unverschämt.“ Hermaios schüttelte verärgert den Kopf und erstieg die Treppen in den ersten Stock. Ohne zu zögern ging er auf eine Tür zu und öffnete sie. „Hier hat früher Deinia gewohnt. Eine freundliche alte Dame. Sie war schon alt als ich ins Museion kam.“ Hermaios trat hinein. „Nicht wie die Räume der Gelehrten, aber sehr viel besser als die meisten anderen Unterkünfte.“, fügte Hermaios schnell an. „Aber natürlich noch etwas karg.“





    DEMOSIOS - MUSEION


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    Die Räumlichkeit liegt in einem der Nebengebäude des Museion und im ersten Stockwerk über den Schlafsälen einiger der Studenten. Das Fenster des nicht gerade majestätisch Zimmers, das dennoch geräumig ist, geht auf einen Dschungel von grünen Pflanzen hinaus, in denen allerlei seltsame große Käfige stehen. Obwohl das Laub der Bäume den Inhalt verbergen, dringen von dort immer mal wieder das Fauchen oder die Laute von Tieren hinauf. Die Wände des Raumes sind innen weiß gekalkt, die Stuckarbeiten und die Decke mit Fresken von abstrakt stilisierten Hibiskusblüten bemalt. An der Nordwand des Raumes steht ein Bett und dem gegenüber eine große, leere Kleidertruhe aus Zitronenholz geschnitzt. Ein Tisch, zwei Schemel, ein Tonkrug und eine Waschschüssel sind sonst noch die einzigen Gegenstände, die dem Raum nicht viel von dem noch spartanischen Eindruck rauben. Denn noch muss erst noch ein Bewohner einziehen und dieses mit Leben füllen.

    Braune, ja fast schwarze Augen wollten sich schier in Nikolaos hinein bohren. Die Mundwinkel des älteren, jungen Mannes verzogen sich spöttisch nach unten und ein Schnauben löste sich aus seiner Kehle. „Hört, hört, Jungs. Meinen 'Bitten' kommt er selbstverständlich nach. Ha, das will ich doch meinen.“ Der Ältere runzelte die Stirn und stierte weiterhin Nikolaos an. Nach einer Weile des unangenehmen Schweigens, in der die Musterung fortgesetzt wurde, zuckte der junge Mann mit den Schultern und wandte sich mit einem abfälligen Gesichtsausdruck ab. Seine Hand klopfte kräftig auf den Rücken jenes schlaksigen Jungen, der von dem Bibliothekar verdammt worden war, das Papyrus aufzuheben. „Na, Xenokles, es scheint, dass Du das Los der Nieten und Versager im Museion nicht mehr teilen musst. Wir haben ja jemand anderes Neues...obwohl...? Na, egal...“ Wie ein Hahn stolzierte der 'Älteste' aus dem Schlafsaal, im Schlepptau seine 'Gefolgschaft'. Nur Xenokles blieb zurück, der mit einem finsteren Blick auf die anderen Schüler auf eines der Betten herunter sank. Erst als die Anderen draußen waren, sackten seine Schultern etwas nach unten, doch unverhohlene Feindseligkeit stand in seine Augen geschrieben, was jedoch schwand als er den Blick auf Nikolaos richtete. „Cha-...Cha-....Chhhai-..re!“ Xenokles biss sich kurz auf die Lippen ehe er sich weiter abmühte. „Ich...b-..b-...bin...Xe-...Xenokles.“ Sein Stottern war unüberhörbar. „Und D-...D-...Du?“





    AKROATES - MUSEION

    Nur kurz war Hermaios von dem Geschrei in seinem Rücken irritiert, warf dem Gelehrten einen schnellen Blick zu, doch die Neuigkeit, die ihm Urgulania verkündete, bannte den jungen Mann sehr viel mehr. Ein erfreutes Glitzern trat in seine braunen Augen und er strahlte noch mehr. „Das ist wunderbar, großartig. Meinen Glückwunsch, edle Dame. Aber selbst der Bibliothekar konnte nicht derart blind sein, eine so begnadete Frau, und nur so erscheint ihr mir, nicht sofort einzustellen.“ Hermaios wippte einen Augenblick auf seinen Fußballen auf und ab, sah noch mal zu dem Gepolter und zuckte dann mit der Schulter. Er hatte eindeutig das bessere Los gezogen als Xerxes. „Womit möchtet ihr denn anfangen? Zuerst die Arbeit oder doch mehr die neue Unterkunft? Oder vielleicht möchtet ihr zuerst den Rest des Museion sehen?“





    Prompt wurden die Augen von Xerxes glasig, er sah halb an Theodoros vorbei und ließ die Schimpftirade über sich ergehen als ob die Tropfen von einem lauen Sommerregen über ihn hinweg glitten. Es war nicht das erste Mal, dass er derart beschimpft wurde und es würde auch nicht das letzte Mal sein. Denn im Grunde hatte Xerxes in den letzten drei Dekaden schon sehr viel cholerischere Gelehrte erlebt und durchaus einiges an Prügel bezogen, einer hatte ihm sogar eine Öllampe, brennend freilich, gegen den Rücken geworfen. Einige Narben davon trug Xerxes immer noch. Doch mit all der Zeit hatte er dadurch auch eine vollkommene Gelassenheit und Gleichgültigkeit erworben. Seine Finger knoteten sich vor seinem unscheinbaren Gewand zusammen und er ließ den Gelehrten weiter sprechen, nickte ab und an, schüttelte den Kopf (egal ob es passte oder nicht).


    Schließlich zuckte seine Nase und er erhob die Stimme, wenn er auch keine Oktave höher ging oder die Lautstärke veränderte. „Werter Theodoros! Womöglich möchtest Du Deine Erwiderung vor dem Epistates wiederholen. Denn leider, und zu meinem Bedauern, ist er auf die Idee gekommen, Dich zu streichen. Und als 'saudummer Römer' beschimpft zu werden ist immer eine große Freude für ihn, wie Du Dich vielleicht erinnerst.“ Xerxes konnte sich nur mit Mühe ein spöttisches Grinsen verkneifen. Denn in einem schienen Theodoros und der Epistates sich mindestens einig zu sein: Die schlechte Meinung über die Römer.


    Gerade wollte sich Xerxes umdrehen, um zu der Tür zu gehen, damit der Epistates von der Ankunft erfuhr, doch schon im selben Augenblick öffnete sich bereits die Tür zu dem Arbeitsraum und Tychios trat in den Türrahmen. Eine steile Falte stand zwischen dessen weiße Augenbrauen. „Was hat dieses Geschrei zu bedeuten?“, herrschte Tychios den alten Sklaven an, der ein angedeutetes Katzbuckeln vor dem Epistates vollführte und gleich meinte: „Herr, Theodoros Alexandreus ist zurück gekehrt.“ Kühle Augen, die des Epistates, durchdrangen Theodoros. Schließlich nickte er. „Er darf herein kommen.“, sagte der Bibliothekar knapp zu Xerxes und verschwand wieder in seinem Arbeitszimmer. Xerxes drehte sich um und deutete für Theodoros einladend auf die offene Tür.

    Ein schlaksiger Mann, mit ungesunder grauer Farbe und einer prominenten Hackennase im Gesicht, starrte Urgulania ohne Verstehen an. Seine Augen, von Tränensäcke untermalt, wirkten glasig und dümmlich. „Hm?“, murmelte er. In seinen Händen hielt er viele und noch mehr Schriftrollen. „Ich bin Hermaios!“, hastig trat der junge Mann, der Urgulania bereits so liebenswürdig, womöglich gar schon aufdringlich, in das Zimmer des Bibliothekars geführt hatte, von der Seite an die rothaarige Frau heran. Er strahlte über das ganze Gesicht und sah Urgulania voller Ehrfurcht und Bewunderung an. „Xerxes hat keine Zeit!“, meinte er und deutet vage in Richtung von Xerxes, dem alten Schreiber, und Theodoros. „Und? Hat der Bibliothekar Euch angestellt?“, fragte Hermaios und sah Urgulania aufs höchste gespannt und voller Erwartung an. Dabei winkte er den Mann weg, den Urgulania die Frage gestellt hatte. Dieser schlurfte langsam davon.





    Nun wanderte doch der Blick des Bibliothekars zu Nikolaos. Ein starres Verblüffen zeichnete sich auf den Gesichtszügen des älteren Mannes ab, als er erblickte, dass der junge Mann nicht seiner Anweisung nachgekommen war. Schlagartig war jegliche, und tatsächlich vorgetäuschte, lehrerhafte Güte von ihm abgefallen. Eine durchdringende Kälte trat in seine Augen und sie schienen Nikolaos zu durchbohren mit einer unaussprechlichen Wut, die jedoch sich nur in seinen Augen manifestierte. Einen Augenblick lang war der Bibliothekar wie erstarrt. Die anderen jungen Männer scharrten mit den Füßen und warfen Nikolaos feindselige Blicke zu. Der unschuldige Ausdruck half Nikolaos in dem Moment auch nicht weiter.


    Mit einem Fingerschnippen winkte der Bibliothekar einen besonders jungen Schüler heran, der hastig heran trat. „Hebe Du es auf. Mir scheint, Nikolaos ist sich zu fein, meinen Anweisungen zu folgen.“ Starr und ohne den Blick von Nikolaos abzuwenden sprach der Bibliothekar die Worte. Der junge Mann sah von Nikolaos, dann zu dem Bibliothekar und zu den anderen Schülern. Langsam bückte er sich und hob mit zittrigen Händen das Papyrus auf und reichte es dem Bibliothekar. Dieser warf nur einen kurzen Blick auf die 'Studie' und zerriss es mit einer heftigen Bewegung. Verächtlichen Blickes warf er das Papyrus zur Seite. „Räumt diesen Schund weg. Über eine angemessene Strafe werde ich noch nachdenken.“, sprach der Bibliothekar an die Schüler gewandt. Er warf Nikolaos noch einen kühlen Blick zu, welcher wenig Wohlwollen zeigte und drehte sich um.


    Wie eine beleidigte Majestät rauschte der Bibliothekar hinaus. Erst als die Schritte verhallt waren, rührten sich die anderen Schüler. Der scheinbar Älteste von ihnen löste sich aus der Gruppe. Mit weiterhin feindseliger Miene ging er auf Nikolaos zu. Seine dunkelbraunen Augen, die von dunklen schwarzen Locken umrahmt wurden sahen Nikolaos abweisend an. „Ein Neuer also? Wir haben hier einige Regeln und alle Neuen haben sich daran zu halten. Oder sie müssen ein sehr, sehr schwieriges Leben hier ertragen.“ Nur eine Hand breit blieb der junge Mann vor Nikolaos stehen. „Erste Regel: Du befolgst alles, was wir Dir sagen. Besonders bei mir, weil ich hier der Älteste bin. Verstanden?“