Amyntor von Knossos
[wrapIMG=left]http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/47.jpg[/wrapIMG] Am kommenden Tage, als es der Ankündigung nach um militärische Aspekte gehen sollte, konnten die eintreffenden Studenten sehen, dass der gesamte Boden der Exedra mit Punkten übersäht war. Es waren nicht nur vier verschiedenfarbige, sondern zig. Die Studenten, die als letztes kamen, hatten nicht die geringste Ahnung welche der Frühkommer es gewesen waren, und diejenigen, die es wussten, hielten mit diebischem Grinsen dicht.
Als Amyntor von Knossos schließlich die Szene betrat, so würdevoll und erhaben wie eh und je, steigerte sich so manches Grinsen ins unermessliche, und hatten die Studenten schon in den vorigen Sitzungen keine Probleme gehabt sich ruhig zu verhalten, so machte sich nun erwartungsvolle Grabesstille breit, als würde jeder die Luft anhalten um bloß nicht den Moment zu versauen, in welchem der Gelehrte die Bodenbemalung bemerken würde. Dieser Moment kam relativ schnell, denn dem Gelehrten viel schon wenige Schritte später auf, dass er sich bereits in einem ganzen Feld von Punkten befand, und mit zurückgelegter Wegstrecke immer irritierter dreinblickte. Als er in der Gegend angekommen war, in der eigentlich sein per rotem Punkt markierter Stammplatz markiert worden sein sollte, begann der Gelehrte erst ziellos durch die Gegend zu laufen, bis er sich schließlich in einer Wanderspirale wiederfand und irgendwann einfach nur noch auf einem Fleck rotierte.. bis er schließlich schlichtweg umkippte und mit dem Gesicht auf dem Boden liegen blieb. Das daraufhin aufkommende Raunen der Studenten unterbrach sich abrupt als der kleine dicke Mann eintrag, gefolgt von den beiden Malern.. und sich einfach auf irgendeinen wahllosen Punkt stellte, und den großen Amyntor vollkommen ignorierend zu dozieren begann.
"Der große Amyntor von Knossos...", begann er wie immer, als würde der große nicht wenige Schritte entfernt reglos auf einem von bunten Punkten übersähten Boden liegen, "...der unerschütterliche Mittler des alten Wissens, wird euch heute von der sagenhaften Armee Spartas erzählen lassen, welche sämtliche Spartiates über dreissig Jahre beinhaltete. Die spartanische Armee gliederte sich in..."
Die Studenten waren ziemlich irritiert von der Tatsache, dass man den großen Amyntor einfach auf dem Boden liegen ließ, und so dauerte es seine Weile, bis die Studenten sich wieder auf das konzentrieren konnten, was der kleine dicke Mann ihnen dozierte.
Man mochte es der fehlenden Funktion des Amyntor zuschreiben, oder einfach der Tatsache, dass die Exedra mit Studenten der verschiedensten Reichsteile.. aber eben vor allem Hellenen.. gefüllt war. Aber man mochte sich nicht vorstellen, dass jemand einfach "MOMENT!! Wie war das gerade?" gerufen hätte, wenn der große Knosser noch gerade stand... und eben nicht flach lag.
Der kleine dicke Mann hielt irritiert inne: "Wie soll was gerade gewesen sein?"
"Na, das mit der Aufstellung der Hopliten!", wiederholte der Rufer, was viele Studenten dazu veranlasste den Kopf zu wenden und nach ihm Ausschau zu halten.
"Du solltest besser aufpassen.", schalt der kleine dicke Mann ihn, und wiederholte was er gerade über die Aufstellung der spartanischen Hopliten gesagt hatte... von der großen Mora bis zum einzelnen Hopliten hinab.
"Du hast da was weggelassen, was du eben gesagt hast!", rief der Rufer wieder dazwischen, als der kleine dicke Mann nach der Wiederholung fortfahren wollte.
"Was soll ich schon weggelassen haben?", runzelte der kleine dicke Mann die Stirn.
"Gerade eben hast du noch gesagt: Und dies machte die spartanische Armee zur Besten und Gefürchtetsten der hellenischen Welt!!", protestierte der Rufer erneut, was ein Raunen der anderen Studenten zur Folge hatte.
"Und?", antwortete der kleine dicke Mann, "Das war doch auch so!"
"NEIN! WAR ES EBEN NICHT!", schrie der junge Mann mit dichtem Lockenkopf darauf hin, "Die spartanische Armee war nur ein feuchter Abklatsch der von Athenern entwickelten Phalanx! Nichts anderes!"
"Wie heißt du, junger Mann?", wandte sich der kleine dicke Mann an den Störenfried.
"Ich...?", stolperte der Angesprochene kurz über seine eigene Zunge, "..ich.. ich bin Patroklos..."
"Patroklos von....????", hakte der kleine dicke Mann nach.
"...von... von... Sigeon.."
"...von wo? Lauter bitte... meine Ohren, weißt du...", stichelte der kleine dicke Mann weiter.
"VON SIGEON!!", gab der Störenfried zerknirscht zu.
"HAH!!!", machte der kleine dicke Mann daraufhin siegessicher, "Sigeon... einer der ältesten und treuesten Kolonien der attischen Polis... Athen?"
"Das hat nichts zu bedeuten!", protestierte der Student trotzig, "Die spartanische Armee war trotzdem nur ein feuchter Abklatsch..."
"Feuchter Abklatsch?!", rief nun ein weiterer Student dazwischen, "Das ist ja wohl ein Witz! Die spartanische Armee war die gefürchtetste der ganzen hellenischen Welt! Ihre Disziplin sagenumwoben, ihre Schlagkraft unglaublich und ihre Geschlossenheit suchte ihresgleichen!"
"Das war doch sowas von klar.. hört den Spartaner! Amonos von Sparta! Hast du auch Argumente, die für dich sprechen?", giftete der Sigener.
"Selbstverständlich!", grollte der Spartaner, "Die Armee war ein in sich verzahntes Bollwerk! Wie war das? Die Athener verzichteten auf größere Ordnung? In Sparta hat jeder Hoplit seinen Platz... jeder Hoplit hat seinen Offizier, jeder Offizier hält seine Ordnung in den Enemotia, die Pentekostys..."
"Ach, komm mir nicht damit!", unterbrach ihn der Sigener, "Eure Ordnung war doch nicht mehr als ein reines Schauspiel für euch selbst! Ihr habt euch eure Siege erkauft, ihr ehrloses Pack!"
"Sag das nochmal, Hund eines Atheners...", spottete der Spartaner zurück.
"Ich zeig dir gleich was der Hund eines Atheners so alles kann, du zahnloser Ochse!", stand der Sigener auf und reckte die Brust kampfeslustig heraus...
"Meine Herren...", wollte der kleine dicke Mann unterbrechen, doch da war es schon zu spät, der nur wenig entfernt sitzende Spartaner hatte sich seinen Weg flugs durch die anderen Studenten gebahnt und sich mit Gebrüll auf den Sigener geworfen.. eine Keilerei entbrannte, die so langsam auch auf andere Studenten übergriff, weil sich die überall aufflammenden Diskussionen durch das Beispiel der beiden Streithähne ebenfalls in handfeste Auseinandersetzungen mündeten.
Es dauerte eine ganze Weile bis der kleine dicke Mann sich entschloss Hilfe zu holen während die beiden noch rumstehenden Maler dem Schauspiel mit sichtbarem Amüsement zuschauten.. als dann schließlich Ordnungskräfte eintrafen um die Massenschlägerei aufzulösen.. als der Trubel sich verflogen hatte, die Studenten der Exedra verwiesen wurden und der Kurs für abgeschlossen erklärt wurde, lag der große Amyntor immernoch am Boden.
[size=6]TDV[/size]