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~ Sosimos von Korinth ~
Es waren solche Tage wie der heutige, an dem Sosimos wieder fest stellen musste, dass er selber schon ein alter Mann war. Dass er den Herbst des Lebens bereits lange überschritten hatte und auf den tiefen Winter zustrebte. Wahrscheinlich blieben ihm nicht mehr viel Jahre und bald würde sein Körper im Feuer verzehrt werden, sein Name würde nur noch auf alten Schriftrollen auftauchen und nur wenige sich noch an ihn entsinnen. Denn den Großvater der jungen Frau vor ihm hatte er schon vor langer Zeit das erste Mal gehört und war damals von den Klängen dieses Mannes verzaubert worden. (Sosimos war im Grunde seines Herzens ein großer Kunstliebhaber, gerade was die Musik anging und das Theater. Aber er war nun mal auch Philosoph.) „Das betrübt mich ebenso. Dein Großvater war ein großer Künstler unserer Zeit. Ein Virtuose!“ Bedächtig legte Sosimos seine Fingerspitzen gegeneinander und sah genauso betrübt aus, wie es seine Worte andeuteten. Interessiert betrachtete Sosimos das Instrument, das von einer Generation auf die Übernächste weiter gegeben wurde. Ja, wenn die Jugend das Erbe ihrer Vorfahren in Ehren hielt, gefiel das dem alten Sosimos. (Der die Jugend eigentlich für viel zu unverschämt, dreist und sitttenlos befand, aber es gab ja auch noch Ausnahmen.)
Sosimos lehnte sich zurück als Penelope sich erhob. Seine Augen richteten sich erwartungsvoll auf die junge Frau und er war gespannt, ob sie das Talent ihres Großvater geerbt hatte. Natürlich spielte eine Frau anders als ein Mann, mehr noch, sie sang anders, aber Sosimos lauschte genauso gerne der schönen Stimme einer Frau. Sosimos Gesichtsregungen blieben unbewegt, während er den leicht dahin schwebenden Klängen zu hörte. Auch als der letzte Ton verklungen war, schwieg Sosimos. Seine Augen wanderten langsam zu dem Fenster, wo die Sonne strahlend ihren Weg in das Zimmer fand. Nach einer schier endlosen Weile meinte er schließlich: „Du hast großes Talent, Penelope. Und das Instrument Deines Großvaters liegt in den richtigen Händen.“ Zufrieden nickte Sosimos. Doch, für ihre jungen Jahre war die Frau schon erstaunlich gut. „Von Deinen Fähigkeiten als Künstlerin würde eine Aufnahme am Museion nichts widersprechen. Aber ich hätte noch einige Fragen an Dich. Hast Du schon jemals Schüler unterrichtet und bist Du des Schreibens mächtig? Bist Du eine Bürgerin der Polis?“