Beiträge von Quintus Atius Rufus

    Gut ausgeruht kommen die Probati, einer nach dem anderen auf den Exerzierplatz. Quintus hatte das Training zu seiner eigenen Überraschung gut weggesteckt. Seine Rüstung ordentlich poliert, den Gladius wie immer rechts an seinem cingulum befestigt stapfte er vollen Mutes auf den Platz. Sein Helm, den er noch zuvor als er über die Via Praetoria ging unter seinem Arm trug, hatte er nun aufgesetzt und mit den Lederriemen festgeschnürt. Rasch hat er seinen Platz gefunden und sich zum Morgenapell aufgestellt.

    Einige Nachzügler versuchten sich noch in die Reihen zu schwindeln, und zogen unweigerlich den allseits gefürchteten Blick des Princeps Prior zu. Eine Situation die jeder in der Gruppe fürchtete, war dies doch ein Zeichen, das es zunächst einige Runden im Eiltempo über den Platz gehen wird.

    So, so, jetzt sollten sie die Rüstung auf dem Contubernium polieren? Eindeutige Befehle wären ihm natürlich lieber gewesen. Doch eigentlich hatte er gar nichts gegen den Gang zurück zu seiner Stube. Im Gegenteil. Dort konnten sich die Probati ungezwungen unterhalten, sich über das eine oder andere Erlebte von heute belustigen. Und auch ein Brettspiel, das auf ihn wartete, das er gestern mit einem seiner Kollegen begonnen hatte aber nicht zu Ende spielen konnte zog ihn zurück aufs Contubernium. Zunächst jedoch werde er seine Rüstung und auch den Gladius einer gründlichen Reinigungsprozedur unterziehen müssen. Nicht zu vergessen sein Scutum. Die Schrammen das es abbekommen hatte bedürfen ebenfalls seiner Aufmerksamkeit.


    Rasch stellten sich die Probati wieder stramm in Reih und Glied auf um mit einem militärisch trainierten Gruß abzutreten.

    Quintus war heilfroh darüber endlich auch diese Trainingseinheit hinter sich gebracht zu haben. Arnoldus war extrem anstrengend. Immer wieder forderte er Quintus alle Kraft ab, wenn er eine seiner gefürchteten Schläge ansetzte. Doch Quintus hatte den Mann durchschaut und ihm Paroli bieten können.
    Als sich die Probati aller aufgestellt hatten und stramm wie sie es gelehrt hatten die weiteren Befehle abwarteten atmete Quintus tief durch, sah sich seine Ausrüstung an, die durch den Übungskampf doch ordentlich in Mitleidenschaft gezogen wurde.
    Auch Lupus muss aufgefallen sein, das sich die Probati ordentlich ins Zeug gelegt hatten, ließ er sie doch die Rüstungen wieder auf Hochglanz bringen. Quintus Schälte sich langsam au seiner Rüstung, nahm den Helm ab und begann gleich die ärgsten Stellen zu reinigen.

    "Nein" ertönt es im Chor. Quintus hat natürlich die Holzgladii , die auf einem Tisch aufgehäuft waren längst gesehen. Quintus holte sich einen der Gladii. Was ihm gleich auffiel war, dass dieser doch deutlich schwerer war als der echte Gladius mit dem er zuvor auf den Pflock eingeschlagen hatte. Außerdem war dieser doch sehr kopflastig und lag so gar nicht gut in seiner Hand.


    "Ist dein Holzgladius auch so schlecht ausbalanciert wie meiner? " spricht er Arnoldus, der sich ebenfalls einen Gladius geholt hatte an.
    "Ich spüre keinen Unterschied. Sind beide leicht wie kleine Kiesel"
    Ein anderer Probatus der gerade neben ihnen stand und Quintus zugehört hatte warf gleich ein.
    "Ja du hast recht, das Gladius ist doch um einiges schwerer als das Echte."
    "Gut, dann wird das wohl bei allen so sein" Quintus war beruhigt, wollte er doch nicht gleich einen Nachteil gegenüber seinen Gegner haben.


    Während er sich hier unterhielt hatten die anderen Probatii bereits ihre Paarungen gefunden. Für Quintus blieb da nur noch Arnoldus übrig, mit dem sich keiner so recht anlegen wollte, war er doch stark wie ein Bär. Arnoldus grinste ihn an und zuckte mit den Schultern.
    Gemeinsam suchten sie sich eine freie Stelle auf dem Platz um nun die Übungen die sie zuvor an den Pfählen gemacht hatten in die Tat umzusetzen. Neben ihnen hatten die Probati schon begonnen aufeinander los zu gehen, doch Quintus traute sich nicht so recht, waren ihm doch noch das Blocken und die Übungen mit dem Scutum in schlechter Erinnerung. Arnoldus grinste ihn in der nicht unberechtigten Erwartung der stärkere, der bessere Kämpfer zu sein überlegen an, doch Quintus nahm sich fest vor sich nicht davon beeindrucken zu lassen.


    Mit dieser Einstellung versucht er auf Arnoldus loszugehen. Wie er es zuvor gelernt hatte versuchte er das linke Bein leicht nach vorne gebeugt und mit dem rechten Bein nach hinten abstützend auf Arnoldus loszugehen. Doch seinen ersten Schlag hatte er gut pariert, war es doch deutlich zu erkennen wo er ihn angesetzt hatte. Arnoldus konterte mit einem Schlag auf seinen Scutum, den er ebenfalls abwehren konnte. Arnoldus war zwar groß und kräftig, doch wie Quintus je länger der Kampf dauerte feststellen konnte war er auch etwas träge. Ihm fehlte die Schnelligkeit. Mit dieser Erkenntnis beseelt fasste er neuen Mut.
    Nach dem er 10 oder 12 Schläge von Arnoldus erfolgreich pariert hatte, und sein Gegenüber allmählich mürbe wurde entschloss sich Quintus doch einmal einen überraschenden Stoß anzusetzen.
    In einem unerwarteten Augenblick für Arnoldus, er hatte den Scutum leicht zur Seite gesenkt, hob Quintus den Scutum hoch, ging etwas weiter in die Knie wie sonst gewohnt und konnte so einen gezielten Stoß auf Arnoldus ausüben. Dieser war darüber so überrascht, das er zum Schutz den Scutum nicht mehr dazwischen brachte. Quintus hatte seinen ersten Stoß untergebracht, und der landete Zielgenau knapp über der Hüfte von Arnoldus. Stolz darüber grinste er Arnoldus an.

    Wie war das noch mal, 5 Runden 1-mal Stechen, oder 2 Runden 5-mal Stechen und einmal Schlagen? Nein, nein, 1-mal Stechen und 5-mal Schlagen oder? Quintus runzelt die Stirn und greift sich ans Kinn um sich nochmals genau darauf zu konzentrieren was Lupus gesagt hatte. 5 Runden 2-mal Stechen, ja genau, so war’s und 5 Runden 1-mal Schlagen und 1-mal Stechen. Genau. Nein keine Fragen mehr!


    Und so stellten sich die Probati wieder in Reihen auf. Diesmal aber stürmte keiner mehr auf die Pfähle los, was auch besser war. Die Stiche saßen, bei jedem Stoß konnte Quintus erkennen wie seine Treffsicherheit zugenommen hatte. Der Pfahl trug schon deutliche Spuren von den Hieben und den Stößen die mit den Gladii auf ihn ausgeübt wurden. Den Scutum trug Quintus immer vor sich, und versuchte immer erst im letzten Moment den Scutum entweder nach links oder leicht nach oben wegzuziehen, wobei er dann den Stoß wesentlich tiefer ansetzte um nicht seinen gesamten Körper ungeschützt präsentieren zu müssen. Während er so vor dem Pfahl stand, das linke Bein leicht nach vorne gebeugt, und das rechte Bein nach hinten abstützend hielt er den Scutum gerade so, dass er wie ein Lux über den Scutumrand hinweg auf den Pfahl blicken konnte. Beim Schlagen versuchte er nicht allzu weit auszuholen um nicht den Mann neben ihm, der ebenfalls einen Pfahl bearbeitet zu treffen. Die Pfähle waren recht eng aufgestellt. Gerade soweit voneinander entfernt das sich die Probati gegenseitig nicht behinderten. Quintus dachte sich das er auch im Einsatz nicht viel Platz haben würde, ja vielleicht noch wesentlich weniger Platz ur Verfügung stand. In den letzen Durchgängen konnte er sich sogar kleine Ungenauigkeiten leisten, ohne das sie die Wucht und die Wirkung die die Schläge haben würden schmälerten.


    Zufrieden über seine Leistungen stellte er sich nach der vollendeten letzen Übung wieder in die Reihe. Der eine Probatus, mit der in jeder Hinsicht erheiternden Einlage konnte nun gar nicht anders, selbst wenn er wollte als sich vor dem Pfahl aufstellen und versuchen aus der Deckung auf den Pflock loszugehen. Noch immer war eine Heiterkeit in der Gruppe fest zu stellen, die sich erst allmählich wieder in Konzentration auflöste.

    Etwas verlegen sieht Quintus auf als er seinen Namen vernommen hatte. Zudem beginnt sich langsam ein Hitzegefühl einzustellen, das ihm beinahe die Kehle zuschnürte.
    So brachte er zunächst nur ein Gestammel hervor. "Ähm …. Ähm Ja das Gladus. Ähmm" Das Hitzegefühl beginnt sich eher zu steigern. Nur langsam kann er sich fassen.
    Ein Probati hinter ihn beginnt Quintus im Rücken zu pieksen und murmelt andauernd irgendetwas an sein Ohr. "Stichwaffe für den Kampf in der Formation, los sag schon"


    "Ja, … Ähm der Gladius, Ähm der wird als Stichwaffe benutzt wenn man in engen Formationen kämpft. Ähmm und zum Schlagen wird er benutzt Ähmm…" Quintus legt eine Pause ein, weil er den Probatus hinter sich nicht mehr verstehen konnte. "Ähm ja zum Schlagen wird der Gladius benutzt wenn man in lockerer Formation kämpfen kann." Nun Hatte Quintus endlich Halt gefunden und so fügt er gleich hinzu: "Der Gladius wir aus der Deckung heraus eingesetzt und gegen den stehenden Gegner geführt." Seine angestaute Hitze beginnt sich langsam wieder abzukühlen. Einzelne Schweißperlen stehen noch auf seiner Stirn unter dem Helm, und wurden nun nach seinen Ausführungen durch eine Handbewegung von selbiger gewischt.

    Nun heißt es aufgepasst. Die Übungen mit den Gladius beginnen. In Reih und Glied aufgestellt werden nun die Probati sich erneut über die Holzpflöcke hermachen. Quintus der sich recht weit vorne in die Reihe stellte, weil er diesmal selbstbewusst genug ist sich nicht zu blamieren wartet bereits auf seinen Einsatz. Gespannt sieht er seinen Vordermann zu der im Übereifer seiner Kräfte wie ein wild gewordener Barbar mit lautem Gebrüll auf den Pflock zustürmt.


    "Ha, Ha, Haaaaa… HHHH … Hahahahha." Quintus muss sich den Bauch vor lauter lachen halten. Und wie ihm geht es auch anderen Probati in den Reihe. "He, das ist nicht deine Braut!" Wieder kommt Gelächter auf. Der Probatus der vor ihm wie ein Barbar auf den Pflock losgerannt war hatte seine Größe, ja sein Können überschätzt. Er lief auf den Holzpflock zu, machte dabei einen Schritt zufiel, was ihm nicht mehr die Gelegenheit gab vor dem Pflock zurückzuweichen. Hätte er nicht auch noch den Scutum weggezogen währe nicht viel passiert, doch da nahm das Unglück bereits seinen Lauf. Er zog den Scutum weg, rutschte aus, landete mit seinem Hintern auf dem noch etwas feuchten Sand, und rutschte so mit gespreizten Beinen direkt auf den Pflock zu. Na ja, was dann passierte kann sich jeder denken. Und das er Schmerzen hatte, wo der Mann für gewöhnlich sein bestes Stück verstaut hatte muss nicht extra erwähnt werden. Mit schmerzverzehrtem Gesicht und eingefallenem, nach vorne gebeugtem Körper ging er unter noch immer anhaltendem Gelächter zurück in die Reihe.


    Nun war Quintus an der Reihe. Als er auf den Pflock losstürmte ging er es wesentlich gelassener und kontrollierter an. Mit vorgehaltenem Scutum leicht von der Seite versucht er nach hinten ausholend den Pflock mit der Spitze seines Gladius zu treffen. Dabei zieht er, um den Pflock leichter treffen zu können im letzten Moment das Scutum weg und sticht so zu. Doch der Pflock war noch glitschig vom Morgentau, der sich erst von den Stellen die der Sonne zugewandt sind in die Luft verflüchtigt hatte. So rutschte Quintus leicht ab, da er ohnehin den Pflock nicht richtig getroffen hatte. Er fluchte leicht. Als er zurück in die Reihe ging waren die Probati immer noch erheitert vom Missgeschick seines Vorgängers und nahmen von seinem Missgeschick nichts wahr.
    Bei den nächsten Durchgängen war er bereits sehr viel konzentrierter. Einmal gelang es ihm sogar den Gladius wie einen Pugio im Pflock steckend unterzubringen. Vorsichtig musste er ihn wieder herausziehen, um nicht die Spitze zu beschädigen.


    Das Schlagen auf den Pflock gelang ihm wesentlich einfacher. Darin hatte er bereits Übung, hatte er doch bereits in Tarraco des Öfteren mit dem Spartha Trainieren dürfen, und der Spatha wurde immer als Hiebwaffe benutzt. Während den Übungen musste er wieder an die Maus Denken, die er ein paar Tage zuvor auf seinem Contubernium erlegt hatte und musste schmunzeln.

    Quintus der es eilig hatte seinem Bedürfnis den nötigen Freiraum zu verschaffen war auf den nur schwach mit Fackeln erhellten Korridor, der IV Cohorte gestürmt und versuchte den Korridor entlang zu laufen. Am Ende des Korridors, irgendwo zwischen den Säulen meinte er verschwommen eine Gestalt ausmachen zu können. Das wird doch wohl nicht Bibulus sein? Wenn sein Princeps Prior ihn hier so antreffen würde, dann hätte er nichts zu lachen.
    Jetzt noch wegzurennen hatte keinen Sinn.


    Als Quintus näher kommt erkennt er im flackernden Schein der Fackeln einen Miles, Tiberius Iulius Solinus. " Ave, Tiberius Iulius … Du noch .. so späht hier draußen? W… hmm…" Doch da machte sich auch schon sein Blase bemerkbar und er stob davon, so gut er es eben konnte, über die Via Decumana zu dem Ort wo sich eben die Latrinen befanden. Mit einer flüchtigen Handbewegung versucht er sich noch von ihm zu verabschieden, bevor er im Dunkel einer schwülen Spätsommernacht verschwand.

    Die Probati hatten sich rasch in Reihen aufgestellt, da sie das Prozedere bereits kannten. Für Quintus die ersehnte Abwechslung zum Laufen oder dem Marschieren im Eiltempo über den Platz. Einige der Probati schienen sich noch schwer zu tun mit der Übung, doch den Meisen, und dazu zählte Quintus auch sich ging die Sache schon einigermaßen locker von der Hand. Diesmal hatte er es auch geschafft die Hasta so stark in den Pflock zu rammen, das er Probleme hatte ihn wieder herauszuziehen. Es hat ihn einige Mühe gekostet. Auch deshalb, weil er um jeden Preis verhindern wollte die Hasta zu beschädigen, oder gar den Schaft abzubrechen, was bei unsachgemäßem Hantieren durchaus der Fall sein konnte. Aber er hat es geschafft.
    Zufrieden wartet er in der Gruppe von Rekruten, angetreten auf dem Platz etwas abseits der gerade ordentlich bearbeiteten Pflöcke, auf die weiteren Befehle die ihnen Lupus gleich geben wird.

    Zehn Runden um den Platz mit voller Ausrüstung, wohl das standard Morgenprogramm der Cohortes Urbanae. Quintus hat sich allmählich daran gewöhnt. Nur die Plagerei mit dem Hasta und dem Scutum, daran wird er noch länger nagen.
    Die Probati sind heute schon wesentlich besser unterwegs, Geordnet in Reih und Glied nehmen sie die Runden in Angriff. Der Sand des Platzes ist noch feucht vom Morgentau. An der Porta Principalis kann Quintus beim vorbeilaufen einige Miles beobachten, die ebenfalls zum Training auf den Platz kommen. Unter den Soldaten war es üblich sich am Morgen einige Trainingseinheiten zu gönnen. Quintus kann sich daran gewöhnen, wenn er bloß nicht immer soviel laufen müsste. Viel lieber wäre im ein wenig Krafttraining.


    Schon etwas keuchend huschen die Probati über den Platz. Quintus noch immer in Gedanken versunken versucht herauszufinden was wohl heute auf dem Plan stehen wird. Alles denkt er sich wird besser sein als den ganzen Tag zu Laufen oder zu Exerzieren. Vielleicht stehen heute Übungen mit dem Gladius an? Das würde ihm schon gefallen.


    Die wievielte Runde haben wir? Ein Probati, der mit ihm in der Gleichen Reihe über den Platz hetzte gab ihm nur ein Schulterzucken als Antwort. Quintus erwartet sich das schon anderen mitgezählt haben werden. Als die Gruppe dann endlich zum Stillstand gekommen ist war Quintus erleichtert, schüttelt sich noch die angestrengten Glieder aus, vor allem die Oberarme, die durch das ständige Tragen von Scutum umd Hasta schon krampfhafte Schmerzen bereiteten. Doch die Schmerzen waren rasch wieder verflogen und so stellt er sich wieder erwartungsvoll zurück in seine Reihe.

    Ein Becher mit Wein, ein schönes Vergnügen, kurzweilig und angenehm kann es auch stürmisch und aufbrausend sein. Heute war es eher ermüdend. Quintus hob an um den letzten Becher zu leeren. Eine Bewegung, die er schon hunderte Male gemacht hatte, doch diesmal schien sie ihm nicht so ganz zu gelingen. Beinahe war er rücklings über den Stuhl gefallen. Nur eine Säule, an der er sich noch irgendwie festhalten konnte bremste den Fall. Der Wein, der eigentlich in seiner Kehle landen sollte ergoss sich über seine Tunica, was ihm nur ein schwaches Was ist das? Herauslockte. Er stellt den Becher zurück, wobei er bemerkte, das Subrius wohl an Ort und Stelle eingenickt war. Na das wird wohl ein anstrengender Tag gewesen sein. Hig… ohne ein weiteres Wort zu verlieren steht er auf um sich in Richtung seiner Pritsche zu begeben.
    Auf halbem Weg hält er inne. Ein Gefühl kommt in ihm hoch, was er sonst oft vor der Bettruhe verspürte, mit dem er jetzt jedoch weniger gerechnet hatte. Er schaut misstrauisch zurück, sieht die offene Tür, die er ohnehin schließen müsste, und trottet so im flinken Gang hinaus zu den Latrinen um sich Erleichterung zu verschaffen.

    Nach und nach kommen auch die Probati auf den Platz. Die Sonne stand noch tief, und der Nebel stieg erst allmählich über den Platz hoch um den Himmel frei für einen schönen Herbsttag zu geben. Die flach hereinstrahlende Sonne blendet, was einige Probati dazu veranlasst ihre Köpfe hängen zu lassen, oder ihre Hand vor das Gesicht zu halten. Quintus, der trotz eines anstrengenden Trainingstags hervorragend geschlafen hatte, und ausgeruht auf den Platz kommt sieht Lupus, der gerade einige Runden auf dem Platz dreht misstrauisch hinterher. Jetzt glaubt er zu wissen, warum er in den letzten Tagen so viel zu laufen hatte. Lupus ist wohl ein begeisterter Läufer. So machte er sich keine Illusionen darüber, was als erstes anstehen würde.
    Die Reihen der Probate begannen sich rasch zu füllen. Mal sehen was der neue Tag bringen wird.

    Die Probati und damit natürlich auch Quintus sind nach den letzten Worten von Lupus angetreten und warteten auf die Erlösung, die jeder von ihnen bereits erwartete. Die letzte Übung war ganz nach seinem Geschmack, aber sie war auch kräftezehrend und anstrengend.
    Nachdem die Probati das erlösende "abite" hörten war man erleichtert und verlies teils erfreut wie Quintus, oder auch niedergeschlagen nach einem langen trainingsreichen Tag den Exerzierplatz. Heute würde Quintus jedoch nur noch seine Ausrüstung durchsehen, ob etwas repariert oder gepflegt werden müsse, und sich dann, wenn noch Zeit bliebe, einen Schluck Posca genehmigen. Mit diesen Vorsätzen begab er sich geradewegs auf sein Contubernium.

    Quintus, der eigentlich vor hatte sich auf sein Contubernium zurückzuziehen und sich mit Wein vollaufen zu lassen den er einem anderen Miles abgeschnorrt hatte setzt sich auf einen Stuhl, auf dem schon länger keiner mehr gesessen haben muss. Die Sitzfläche war schon leicht angestaubt. Aber er bemerkte es nicht gegenüber den Centurio, da er angst hatte sonst noch die Unterkunft des Centurio reinigen zu müssen, wofür sonst immer Probati eingeteilt wurden die etwas ausgefressen hatten. So setzte er sich und hörte den Ausführungen des Centurio zu.


    Er konnte den Centurio verstehen, kannte er doch auch einige Patrizier in Tarraco, die sich nicht durch tugendhaftes römisches Verhalten hervorgetan hatten. Der Müßiggang in den höheren Kreisen wurde schon zur Zeit eines Augustus angeprangert. Quintus nickte zustimmend und lauschte weiter den Ausführungen.


    Als der Centurio auf die Knallerei mit der Türen zu sprechen kam musste Quintus unweigerlich an die Geschichte denken, die seit ein paar Tagen hier in der Castra die Runde machte. Die Geschichte nämlich wo ein Miles, Binoculus hieß er glaubt er zu wissen, sich die Nase einklemmte als ihm ein Sklave bei einer Patrouille die Tür zuschlug und dafür im Valetudinarium landete. Er musste dafür einiges an Spott einstecken. Quintus musste schmunzeln.


    Die Geschichte mit dem Rammbock gefiel ihm da schon nicht mehr so gut. Das bedeutet Arbeit. Aber er würde es natürlich machen, da dies der Wunsch seines Centurio ist. Ob die Aktion mit dem Türaufbrechen wirklich so gut ist wagt er zu bezweifeln. Das sich Patrizier wehren konnten, das stand fest, und ihr Eigentum wissen diese Schnösel zu schützen.


    "Einen Rammbock, einen kleinen Rammbock? Was kann man sich darunter vorstellen?" Quintus hatte keine Erfahrung wie ein solcher Rammbock wohl auszusehen hätte. Wenn er einen Rammbock bauen würde, dann würde er einfach einen Baumstamm nehmen ein paar Stangen daran befestigen, damit auch einige Miles kräftig schieben könnten, und an der Spitze einen ordentlichen Rammsporn befestigen, einen rostratus eben. Aber ein solches Ding wird sicher schwer durch die ganze Stadt zu schleppen sein, würde aber einen gehörigen Eindruck hinterlassen.

    Quintus strahlt über das gesamte Gesicht. Man konnte glauben er hätte tatsächlich eine große Erbschaft gemacht, dabei waren es nur 15 Sesterzen des Centurio. Er umgriff das Geld und steckte es in einen Geldbeutel, den er immer bei sich trug, denn Quintus ist misstrauisch. Die letzte Bemerkung überhörte er und blickte wieder auf. Er stellt sich stramm vor dem Centurio auf.


    "Centurio" er salutiert "Hast du noch eine Aufgabe für mich oder kann ich mich wieder zurückziehen?"

    Na da hat er sich schön getäuscht, dachte sich Quintus. Zum Glück hatte er das Scutum noch nicht zur Seite gelegt. Er wartete darauf was die anderen machten, oder was ihnen Lupus auf die Frage antworten würde. Vorsichtshalber hat er sich für die Gruppe gemeldet, die den Ansturm abfangen sollte. Die Gruppe stellt sich auf. Quintus, mit leicht nach vorne gebeugtem Körper, linkes Bein nach hinten abstützend und das Scutum vor ihm in den Boden gerammt. Die andere Gruppe machte sich zum Ansturm bereit.


    "uno, duo, agite " Die Probati rennen los und halten auf die Gruppe von Quintus zu, mit ihrem Scutum schützend vor sich haltend. Beim aufeinanderknallen der beiden Gruppen halt ein klirren der Schildbuckel über den Exerzierplatz. Quintus konnte sich gut halten. Sein Gegner war ein eher schmächtiger Junge, der durch seine sanften Gesichtszügen aus einer Patrizischen Familie kommen könnte. Spielend brachte er ihn zu Fall.


    Nach dem die Gruppen zur Ruhe gekommen wahren zeigte sich das Ausmaß ihrer Aktivität. Einiger aus seiner Gruppe waren nicht so standfest wie er, aber keiner hatte sich verletzt. Man nahm sich die Warnung des Lupus zu herzen.


    Nun stellt sich Quintus zum Ansturm auf. Den Scutum vor sich senkrecht aufgerichtet, und leicht gedrungen über den Schild schielend wartet er auf den Befehl des Lupus um losstürmen zu können. Wieder ertönt der Befehl "uno, duo, agite " und Quintus stürmt los. Beim näher kommen erkennt er das er nun nicht das Glück von zuvor besitzt. Eine Eiche von Mann, groß mit überquellenden Muskeln stand ihm nun plötzlich gegenüber. Es war einer den er bereits kannte, Arnoldus, der wie er angab aus Carnuntum kommt. Quintus gab sich alle Mühe gegen ihn anzukommen. Seine Bemühungen jedoch landeten im Staub des Platzes. Er stolperte rücklings in den Sand des Platzes. Da war nichts mehr zu machen. Trotdem hat er sich nicht verletzt, und Arnoldus streckt ihm mit einem breiten Grinsen seine Hand entgegen.

    Zitat

    Original von Gaius Iulius Raeticus
    "Wegen 6.63 Sesterzen willst du die Castra Praetoria verlassen? Ich gebe dir 10 wenn du hier bleibst." :D meinte der Centurio, der sicherheitshalber noch mal das Schreiben durchlas und wieder nur 6.63 lesen konnte.


    "Wie geht deine Ausbildung voran, bzw. wann kann ich dich endlich als miles der Cohortes Urbanae beim Tribunus Cohortis Urbanae vorschlagen?"


    Eine innere Stimme sagte zu Quintus als er das Schreiben zum ersten Mal sah, ich bin reich, reich! Seine Augen begannen zum Leuchten. Doch als er das Lächeln und das Angebot des Centurio hörte, war es ihm nun endlich zur Gewissheit geworden, obwohl er es bereits seit längeren wusste, das es nur ein Traum war. Ein Traum der nach süßen Wein schmeckte, und wenn man aufwacht nur einen brummenden Kopf hinterlässt. Entsprechend angespannt war er auch, als er die Aussage des Centurio in sich aufsog. Doch so geizig wir er war, würde er das Angebot annehmen. Sein Bruder würde ohnenhin nichts erfahre, und Quintus kann die paar Sesterzen gut gebrauchen.


    " Gut," sagte Quintus " ich nehme die 10 Sesterzen " und erwiderte das Grinsen, weil er dem Centurio gerade 10 Sesterzen abgeluchst hatte. :D


    Zur Zeit trainieren wir mit dem Scutum und der Hasta. Wir üben den Angriff mit dem Scutum und den Gebrauch der Hasta.

    Quintus holte das schreiben heraus, und Rollte es auf.


    Ich habe dieses Schreiben erhalte. Er reicht ihm den Brief. Ich wurde als Erbe meines Vaters benannt. Wenn ich das Erbe annehmen will, und das möchte ich, dann sollte ich mich melden.


    Er setzte ab um den Centurio Gelegenheit zu geben das Schreiben in Augenschein zu nehmen. Das er dafür die Castra verlassen müsste, war sicher auch dem Centurio klar, und Quintus weis, das er dies nicht ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Centurio darf.

    Quintus trat herein wie ihm aufgetragen wurde nahm Haltung an und Salutierte.


    "Ave, Centurio Gaius Iulius. Probatus Quintus Atius meldet sich bei ihnen mit einem persönlichen Anliegen"


    Danach blieb er stramm an Ort und Stelle stehen, gerade aus am Centurio vorbeiblickend, um auf die Reaktion des Centurio zu warten.

    Er ist froh nicht der Einzige zu sein, der sich hier in Rom nicht so gut auskennt und hier neu war, auch wenn Subrius bereits einige Zeit in der Castra lebt und sich einigermaßen in Rom zurechtfindet.


    Für Quintus waren die Erinnerungen an seine Heimat in Tarraco noch sehr lebendig. Die salzige Meeresluft, die abends über den Hafen in die Stadt strömte und sich wie ein Tuch über die Stadt legte. Die Morgensonne, die dann am nächsten Tag wie ein roter Apfel über dem Horizont weit draußen im Meer gezogen von Apoll, dem Himmelsboten ihren Weg über das Firmament antrat. Hier in Rom herrschten andere Eindrücke vor. Es waren die Eindrücke einer Stadt, die nicht zur Ruhe kommt, die den Mittelpunkt der Welt darstellt. Nur Abends, wenn sich der Himmel rot zu färben begann dachte Quintus öfters an die Zeit in Tarraco zurück. In seine Gedanken versunken, und vielleicht auch bereits leicht angeheitert vom Wein seufzt er kurz auf, um sich dann wieder gewohnt umgänglich zu geben.


    Er bemerkt den leeren Becher vor Subrius und greift zum Krug mit dem Wein um nachzuschenken.
    "Komm, hier ich schenke dir nach" noch bevor Subrius etwas dagegen sagen konnte hat Quintus ihm den Wein eingeschenkt. "Es ist doch immer wieder interessant woher die Menschen hier nach Rom kommen. "


    Quintus beschließt nicht mehr weiter darauf einzugehen. Er nimmt sich seinen Becher und spült den letzten Innhalt in seine Kehle. Er greift abermals zum Krug und lässt den letzen Rest, der sich noch im Krug befand in seinen Becher fließen.