„Das ist wahr. Wir wissen genau, wo wir nicht stehen: Auf der Seite der Mörder.“ Ursus bestätigte diese Worte in festem Tonfall, denn er wußte genau, nur auf diese Weise würde er die Prima hinter sich vereinen können. „Wie Iulius schon sagt: wir wissen nicht, wer sie sind. Deshalb müssen wir es herausfinden. Wir können vorerst nur schauen, wer den meisten Nutzen aus dem Tod unseres geliebten Kaisers zieht.“ Und wer das war, das lag ja eigentlich auf der Hand. „Bis wir mehr und vor allem sichere Informationen haben, sollten wir diesen Personen gegenüber sehr vorsichtig sein.“ Die Offiziere schon mal gegen Salinator einzustimmen, konnte auf keinen Fall schaden.
Sein Klient bewies mal wieder Köpfchen, was Ursus in seiner Meinung bestärkte, daß der Mann für höhere Posten durchaus geeignet war. „Ein guter Einwand. Allerdings sollten die Männer erst über den Tod des Kaisers informiert werden, bevor wir die Ausgangssperre ausrufen. Ich möchte nicht, daß Gerüchte die Runde machen und die Männer verunsichern. Ja, die entfernteren Einheiten beordern wir unverzüglich zurück.“ Sein Blick bohrte sich in den des jungen senatorischen Tribuns. „Ich wünsche, daß Du nach der Besprechung kurz bleibst.“
Wieder nickte er, allerdings wieder in die Richtung von Licinus. „Die nötigen Ausbesserungsarbeiten an Wall und Graben sollen unverzüglich in Angriff genommen werden, bevor die erwartungsgemäße Erkälltungswelle beginnt.“ Sein Tonfall war dem des Iuliers ähnlich. Die Anlagen würden verstärkt werden, aber nicht so auffällig, daß Beobachter in Panik verfallen mußten. Die Offiziere würden seinen Tonfall erkennen und er sah sogar hier und da ein kleines Schmunzeln.
„Um schneller in Rom zu sein, werden sowohl die frumentarii als auch die als Boten vorgesehenen Reiter zu Pferd aufbrechen. Auf dem Landgut meiner Frau, es handelt sich günstigerweise um eine Pferdezucht, können sie die Pferde abgeben und bei Bedarf wechseln, es ist nur einige Stunden von Rom entfernt. Wir werden am Besten einige Männer dort fest stationieren, damit wir im Zweifelsfall schnelle Informationen erhalten, falls die Lage eskaliert.“ Ein Bürgerkrieg. Gab es Schlimmeres? Aber er war kaum zu verhindern, so wie Ursus es sah. So sehr der Vescularier sich auch bemühen mochte, niemals würde er ganz Rom hinter sich vereinen können. Nicht ohne ein furchtbares Blutbad unter seinen Gegnern anzurichten.
„Lebensmittel werden wir brauchen, da habt ihr Recht. Aber ich wünsche keine Panik unter der Bevölkerung. Ich denke, wir sind uns da ohnehin einig.“ Die Mienen seiner Offiziere waren so eindeutig gewesen wie ihre Worte. Die Männer waren erfahren und wußten genau, was zu tun war. „Wir schicken mehr Männer als sonst aus, um einzukaufen, nach und nach. An einzelnen Orten soll nicht mehr gekauft werden als sonst. Aber wir kaufen an mehr Orten ein als sonst.“ Im Grunde faßte er nur die bereits gemachten Vorschläge zusammen und bestätigte sie, damit sie auch ausgeführt wurden.
Ruhig blickte er von einem zum anderen. "Es wird an uns liegen, die Männer so gut wie möglich zu beruhigen. Wir sind es, die Ruhe ausstrahlen müssen. Ein wenig Zeit haben wir, uns auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Denn die Fronten bilden sich erst. Wir sind die Prima, wir sind die Legion des Kaisers. Finden wir heraus, was sein Wunsch wäre, könnte er ihn noch äußern." Er sollte versuchen, Quarto ausfindig zu machen, den Bruder des Kaisers. Da die Verschwörung vermutlich gescheitert war, konnte über ihn vielleicht Rom von diesem tyrannischen Fettwanst befreit werden. Ursus brauchte unbedingt mehr Informationen. Was war mit diesem Cornelius? Man hörte gar nichts von ihm...