Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Sehr erschöpfend waren die Auskünfte über die Vorgänge in Rom immer noch nicht. Eher im Gegenteil. Seiana hüllte sich darüber völlig in Schweigen und ihr Mann konterte mit einer Frage, die einen leicht aus der Fassung bringen konnte. Ursus hatte zwar damit gerechnet, in dieser Beziehung ausgehorcht zu werden, aber eine so direkte Frage hatte er nicht erwartet. So griff er hilfesuchend nach einer Dattel und verspeiste sie genüßlich, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Dabei erwiderte er offen den Blick des Praetorianerpraefecten.


    „Ich war nun schon einige Jahre nicht mehr richtig in Rom. Vor meiner Ernennung zum Kommandanten der Prima war Senator Vescularius im Senat eher zurückhaltend. Ein persönliches Gespräch zwischen uns ist niemals zustande gekommen. Du kannst Dir sicher denken, wie unzuverlässig nun alles ist, was ich über ihn weiß. Schon am Mittag ist nicht mehr viel Wahrheit an einem Gerücht, das am Morgen in Rom in die Welt gesetzt wurde. Bis nach Mantua brauchen alle Nachrichten Tage. Wieviel Wahrheit findet sich darin noch? Ich habe sehr viel über den Praefectus Urbi gehört. Und ich gebe zu, vieles davon gefällt mir nicht. Aber mir eine abschließende Meinung über ihn zu bilden, fällt mir schwer, da ich von hier aus nicht beurteilen kann, wieviel wirklich wahr ist, welches wirklich seine Entscheidungen sind. Der Kaiser vertraut diesem Mann, dafür muß es gute Gründe geben. - Wie steht es mit Dir? Du sagst, alle sind besorgt wegen des PUs. Das schließt Dich offenbar mit ein? Du kennst ihn persönlich und arbeitest doch sicherlich eng mit ihm zusammen? Was kannst Du über ihn sagen?“

    Zitat

    Original von Aulus Hadrianus Fontinalis
    Erst die Arbeit, dann das vegnügen. Ich hatte mein pferd abgegeben, ich würde danach nach ihm sehen. Am Officium angekommen bemerkte ich das dir Tür offen stand. Ich trat ein.
    Salve Kamerad, Optio Aulus Hadrianus Fontinalis, melde mich zum Dienstantritt


    Danach legte ich mein schreiben auf den Tisch


    Der cornicularius sah für einen Moment verblüfft aus. Dann nahm er das Schreiben, um es zu lesen. Seine Stirn runzelte sich. "Wir haben überhaupt keine Nachricht bekommen. Aber zur Zeit kann man wohl auch nicht damit rechnen, in Rom ist ja sicher alles total chaotisch. Warte einen Moment, ich frage nach, ob der Legat selbst mit Dir sprechen möchte oder zu wem ich Dich schicken soll." Normal hätte er ihn zu einem der Tribune geschickt. Aber im Moment konnte alles wichtig sein. Besser, er fragte nach.


    Nach einigen Minuten kam der cornicularius zurück. "Der Kommandant möchte Dich sprechen. Also geh hinein, Optio."

    Nachdem die gesamte Truppe Aufstellung genommen hatte, betrat auch Ursus in Begleitung der Tribune die Tribüne, von der aus er sprechen wollte. Es war nur sehr wenig Zeit gewesen, die Rede vorzubereiten. Sie durfte nicht lang sein, mußte den Männern aber mehr bieten als die reine Information. Sie mußten spüren, daß sie sich seiner Führung anvertrauen konnten. Ob ihm das gelingen würde?


    Äußerlich ruhig wartete er den Moment, bis alle Männer verstummten und Ruhe eintrat. „Männer der Prima“, begann er und blickte ernst über die große Menge an Soldaten. Die Seuche mochte viele Opfer gefordert haben, aber die Legion war immer noch eine kampfstarke Truppe. „Ein großer Verlust hat das römische Imperium getroffen. Und ich wage zu behaupten, uns hier in besonderem Maße. Der Kaiser, unser geliebter Kaiser, dem unsere ganze Treue gehörte und dem wir überall hin gefolgt sind und folgen wollten, - ist tot.“ Die Nachricht war zu ungeheuerlich, um ohne Pause weiterzumachen. Unruhe entstand und Ursus wartete ab, bis sich alle wieder beruhigt hatten. „!Diese Nachricht allein wäre schlimm genug, doch es ist noch viel schlimmer. Der Kaiser starb nicht an seiner verzehrenden Krankheit, sondern wurde heimtückisch ermordet. Er und seine Frau und ebenso sein Sohn.“ Es hatte keinen Sinn, irgend etwas verschweigen zu wollen. Die Nachricht darüber würde Mantua sehr bald erreichen. Auf allen möglichen Wegen.


    „Männer, die Mörder werden gefaßt werden, dessen bin ich mir sicher! Sie werden für diese heimtückischen Morde bezahlen! Was wir dazu tun können, werden wir tun!“ Was aber vermutlich kaum etwas sein konnte. Zumal Ursus gar kein Interesse daran hatte, die wahren Verschwörer ans Messer zu liefern. „Wir müssen jetzt unsere Augen und Ohren offen halten. Wachsam sein. Dürfen uns nicht blenden lassen. Viele Dinge können und manche werden geschehen. Unsere Aufgabe wird zunächst sein, ein Chaos zu verhindern. Später werden wir vermutlich kämpfen müssen. Und wir werden bereit sein! Wir werden kämpfen! Für ein Rom in Sinne des Kaisers, dem wir unsere Treue geschworen haben. Für unseren Valerianus!“

    Wenn der junge Mann in Mantua war, ließ sich eine kurze Vorstellung leicht bewerkstelligen. Ursus nickte also. „Wenn es sich einrichten läßt, dann stell ihn mir morgen vor. Ich gehe nicht davon aus, daß wir morgen bereits größere Aktionen zu bewältigen haben. Kennt Dein baldiger Sohn schon jemanden aus der Verwaltung? Magistrat Artorius Celer ist ja ebenfalls einer meiner Klienten, ich bin sicher, er kann für den jungen Mann das eine oder andere tun.“ Er sollte Celer ohnehin herbitten und ihn über die Situation informieren.


    Die Saat schien aufzugehen. Licinus folgte den Gedankengängen seines Patrons und schien die Logik hinter den Vermutungen für durchaus stichhaltig zu empfinden. Jetzt mußten nur noch Nachrichten aus Rom kommen. Wie auch immer sie lauteten, Ursus würde sie schon passend verkaufen, so daß es in diese Geschichte paßte. In der Beziehung war auf Salinator Verlaß: Er würde reichlich Anordnungen treffen, die ihn machtgierig und tyrannisch dastehen ließen. Was daran liegen konnte, daß der Mann machtgierig und tyrannisch war.


    „Das hoffe ich ebenfalls. Denn mir behagt es noch weniger. Ich muß euch auf die richtige Seite führen. Dafür muß ich wissen, was los ist. Ich kann nur hoffen, daß meine Klienten, meine Freunde und Verwandten in Rom mir so schnell wie möglich Boten schicken. Vielleicht kommen ein paar von ihnen sogar selbst her, um in Rom nicht zwischen die Fronten zu geraten. Das wäre mir sogar das Liebste, denn dann kann ich die Fragen stellen, die mir auf der Seele brennen. Zum Beispiel, was aus dem Bruder des Kaisers geworden ist, Aelius Quarto. Ich halte große Stücke auf den Mann und ihm gehörte das volle Vertrauen des Kaisers.“ Er war abgeschweift, aber durchaus nicht unpassend. „Ja, wir müssen zum Appell.“ Kaum noch Zeit, eine Rede vorzubereiten. Aber für Soldaten waren klare, einfache Worte ohnehin besser als eine ausgefeilte, rhetorisch perfekte Rede. „Laß uns heute Abend nochmal reden.“

    Zitat

    Original von Decima Seiana
    „Mattiacus ist vor einiger Zeit nach Griechenland gegangen, um dort seinen Studien nachzugehen“, antwortete Seiana, und aus ihrer Stimme war leichtes Bedauern zu hören. Derzeit war kaum ein Decimer mehr in Rom, und schon gar keiner, der wirklich die Gens hätte vertreten können. Aber irgendwann würde ihr Bruder wieder kommen, davon war sie überzeugt – daran musste sie einfach glauben. Den Gedanken, Faustus könnte eines Tages nicht mehr wieder kehren, ließ Seiana gar nicht erst zu.


    Sie lauschte dem Legaten bei seiner kurzen Darstellung über Mantua, aber bevor sie etwas erwidern konnte, tauchte jetzt ihr Mann auf. Seiana lächelte ihm kurz zu und wartete die erste Begrüßung der beiden Männer ab, dann wies sie auf die vorbereiteten Sitzgelegenheiten. „Möchtest du nicht Platz nehmen?“ Gemeinsam mit den Männern setzte sie sich auf den Korbstuhl, der für sie bereit gestellt worden war, und auf einen Wink von ihr hin begannen Sklaven, die Vorspeisen zu servieren.



    Auf die Frage des Praefecten nach der Seuche legte Ursus den Kopf leicht schief. „Die Seuche hat einige Löcher gerissen, die schwer zu stopfen sind in diesen Zeiten, in denen es junge Männer kaum noch zum Militär zieht. Aber die Prima ist voll funktionsfähig und die Männer haben sich gut mit der etwas außergewöhnlichen Situation arrangiert. Es wird einfach eine Weile dauern, bis wir wieder die alte Stärke erreicht haben.“ Im Grunde konnte er nicht klagen, es hätte weit, weit schlimmer kommen können, so hinterhältig wie die Krankheit gewesen war.


    „In Griechenland ist er? Dann ist es ja kein Wunder, daß ich so lange schon nichts mehr von Mattiacus gehört habe. Ich hoffe, er läßt sich einmal hier blicken, wenn er nach Italia zurückkehrt.“ Mattiacus war nicht nur ein langjähriger Freund der Aurelier, sondern Ursus zählte ihn auch zu seinen persönlichen Freunden.


    Gerne ließ Ursus sich auf einer der vorbereiteten Sitzgelegenheiten nieder, nahm die von einem Sklaven gebotene Gelegenheit wahr, sich die Hände zu waschen und probierte dann etwas von den servierten Vorspeisen. „Wie sieht es in Rom aus? Ich habe selten Gelegenheit, mich mit so gut informierten Personen auszutauschen, wie der Praetorianerpraefect und die Auctrix der Acta es zweifellos sind. Man muß es leider sagen: Kaum verläßt man Rom, ist man von allem abgeschnitten. Briefe trudeln nur spärlich ein und enthalten kaum mehr als Stichworte.“ Tatsächlich hatte er mit diesen beiden Gesprächspartnern einen wahren Glücksgriff getan.

    Das erste Anliegen bestätigte Ursus mit einem knappen Nicken. Egal wie wichtig die Angelegenheit war, Licinus würde nicht der einzige sein, der angesichts der Situation wichtige Angelegenheiten verschieben mußte. „Es kann durchaus sein, daß die nächsten Tage ruhiger werden, als uns lieb ist. Sollte Dein zukünftiger Sohn also in der Nähe sein, würde ich mich sehr freuen, ihn kennenzulernen.“ Die nächsten Tage würden vor allem durch Warten auf Informationen geprägt sein. Warten war das Schlimmste. Nicht zu wissen, was vor sich ging. War die Verschwörung wirklich aufgeflogen? Waren die anderen Beteiligten am Ende schon tot? Was war mit Durus? Und würden bald Praetorianer auftauchen, um auch Ursus zu verhaften? Alles Unsicherheiten, die kaum abzuschätzen waren.


    Der Aurelier räusperte sich und lehnte sich leicht vor, da er leise sprechen wollte. Es gefiel ihm nicht, seinen treuen Klienten zu belügen, doch er mußte dieses Spiel jetzt beibehalten, wenn er seinen Kopf auf seinem Hals behalten wollte. Je weniger Leute davon wußten, daß Ursus Teil der Verschwörung war, umso leichter würde es sein, davonzukommen und seine Familie zu schützen. Und vielleicht sogar gegen Salinator anzugehen. Denn wenn es jemanden im römischen Imperium gab, den Ursus nicht als Kaiser sehen wollte, dann diesen fetten, niederträchtigen Emporkömmling. „Wir haben eine schwere Zeit vor uns, fürchte ich. Ganz im Vertrauen: Ich halte Vescularius Salinator für denjenigen, der hinter den Morden steckt. Für ihn mußte es ein Kinderspiel sein, an den Kaiser heranzukommen, da er auch die Praetorianer mittlerweile hinter sich weiß. Er hat den größten Nutzen aus dem Tod des Kaisers und seines Sohnes. Ganz nebenbei schiebt er die Morde auch noch seinen politischen Gegnern in die Schuhe, um sie zu beseitigen, was sonst sollte diese Aussage, Senatoren seien beteiligt? Ich weiß schlicht niemanden außer dem Vescularier, der derzeit ausreichend Macht hätte, um aus dem Tod des Kaisers sogleich Nutzen zu ziehen. Außerdem ist niemand an mich herangetreten. Was ich durchaus erwarten würde, wenn jemand nach der Kaisermacht zu greifen versucht, immerhin ist die Prima die einzige Legion in Italia. Irgendwie bleibt nur Salinator als Täter, wie man die Sache auch dreht und wendet. Das Problem wird sein, Beweise zu finden.“ Er seufzte und schüttelte den Kopf. „Wir brauchen einfach mehr Informationen.“

    Juristische Angelegenheiten waren niemals einfach. Nicht mal, wenn sie ganz eindeutig zu sein schienen. „Wenn es Zeugen gibt, dann sollte es keine Probleme geben.“ Solange diese Zeugen kein unglaubwürdiger Abschaum waren. Aber davon ging Ursus nicht aus, sein Klient hätte das sonst erwähnt. „Das Kind hat großes Glück, daß Du Dich seiner annimmst. Zumal es sich um ein Mädchen handelt. Wenn Du willst, schreibe ich für Dich an den Praetor.“ Vielleicht konnte die Sache ein wenig beschleunigt und vereinfacht werden.


    Das Gespräch wandte sich allgemeineren Themen zu und sie verbrachten auf diese Weise noch einen angenehmen Abend mit ausgelesenen Speisen und Weinen. Zu später Stunde verabschiedete sich der Primus Pilus mit dem Versprechen, bald wieder zur Cena im Haus seines Patrons zu erscheinen.



    Sim-Off:

    Ich hoffe, Du bist damit einverstanden, das schnell zu beenden. Ich schlage vor, angesichts der aktuellen Ereignisse, setzen wir hier gleich mit dem nächsten gemeinsamen Essen an?

    Die Geduld des Primus Pilus wurde auf eine harte Probe gestellt, denn Ursus nahm sich, unwissend, daß Licinus auf ihn wartete, reichlich Zeit für den jungen Mann. Der sollte hier schließlich etwas lernen und sein Verhalten während der Besprechung hatte deutlich gezeigt, wie dringend er ein paar Dinge lernen mußte.


    So öffnete sich die Tür erst nach geraumer Zeit und spuckte den jungen Tribun aus. Ursus hatte eigentlich gehofft, ein paar Minuten zu haben, um sich so etwas wie eine Rede zurecht zu legen, zögerte aber nicht, seinem Klienten diese Bitte zu erfüllen. "Natürlich, tritt ein."

    Hallo ihr Alle!


    Wie immer zu dieser schönen Jahreszeit ( :D ) sind wir (Septima, Cimon und ich) für eine Woche im Urlaub im Poolhaus an der Ostsee. Der Empfang für mein mobiles Internet ist hier sch... oder vielmehr praktisch nicht vorhanden, deshalb ist leider ein regelmäßiges Posten nicht möglich. Habt also bitte ein wenig Geduld mit mir, wenn es mit der einen oder anderen Antwort etwas dauert.


    Hinweis für die Spielleitung:
    Da Septima hier immer noch den besten Empfang hat, werde ich wohl recht oft mit ihrem Rechner und somit auch mit ihrer IP posten (so wie jetzt gerade, da meiner nach wenigen Sekunden im IR schon wieder gestreikt hat). Also bitte nicht wundern.

    „Das werde ich gerne tun. Sie bedauert es wirklich sehr, daß sie nicht mitkommen konnte. Hier in Mantua gibt es kaum gesellschaftliche Ereignisse und Neuigkeiten aus Rom erreichen uns viel zu selten.“ Tatsächlich hätte Septima nur allzu gerne an dieser Cena teilgenommen. Sie vermißte das Leben in Rom sehr. Manchmal zu sehr, denn natürlich erwartete sie von ihrem Gatten, daß er ihr all das ersetzte, was sie vermißte. Was vollkommen unmöglich zu erfüllen war.


    „Es freut mich zu hören, daß Deine Familie wohlauf ist. Was macht denn eigentlich Mattiacus? Ich habe sehr lange nichts mehr von ihm gehört.“ Der alte Freund hatte sich wirklich rar gemacht. Was Ursus sehr bedauerte.


    Den Becher nahm er dankend entgegen und nahm einen kleinen Schluck, schon um das Mischungsverhältnis zu testen. Es war vollkommen nach seinem Wunsch geraten, wie er feststellte. „Die Seuche hat natürlich ihre Spuren hinterlassen, die noch nicht vollständig beseitigt werden konnten. Es hat Brände gegeben und Plünderungen. Aber dennoch ist Mantua eine sehr schöne Stadt. Ich hoffe, ihr bleibt lange genug, sie euch ansehen zu können.“ Noch während sie plauderten, trat der Ehemann der Decima hinzu und Ursus wandte sich ihm zu. „Salve, Praefectus Terentius. Ich danke auch Dir für die Einladung. Es freut mich sehr, Dich kennenzulernen.“ Neugierig musterte Ursus den Mann, der als Praefect der Garde eine der mächtigsten Positionen im ganzen Imperium inne hatte.

    In den Köpfen der Männer arbeitete es sichtlich und auch Ursus sah es den beiden Tribuni an, daß sie ihre Planungen am liebsten sofort beginnen würden. Das konnte ihm nur Recht sein, fähig waren sie allemal, er konnte sicher sein, eine ordentliche Planung vorgelegt zu bekommen.


    Dem alten Lagerpräfekten nickte er zu. „Wenn das einer hinbekommt, dann Du. Es wird sich vielleicht herumsprechen, daß wir mehr kaufen als sonst, aber wir können immer noch die Seuche ein wenig vorschieben, da haben wir schließlich auch von unseren Vorräten einiges hergegeben. Tun wir einfach so, als wäre es mehr gewesen, als es in Wirklichkeit war, dann wundert sich niemand mehr.“


    Wieder blickte Ursus von einem zu anderen. Ob er sie dazu bringen konnte, Salinator für den Mörder zu halten? Warum eigentlich nicht? Wüßte er nichts von der Verschwörung, dann wäre er sich sogar sicher, daß es nur der Vescularius gewesen sein konnte. Also sollte es auch nicht allzu schwer sein, diese Ansicht in den Köpfen der Männer zu festigen. „In einer Stunde soll die gesamte Truppe auf dem Exerzierplatz antreten. Sobald ich mehr Informationen habe, werden wir uns hier wieder treffen. Abite.“

    „Das ist wahr. Wir wissen genau, wo wir nicht stehen: Auf der Seite der Mörder.“ Ursus bestätigte diese Worte in festem Tonfall, denn er wußte genau, nur auf diese Weise würde er die Prima hinter sich vereinen können. „Wie Iulius schon sagt: wir wissen nicht, wer sie sind. Deshalb müssen wir es herausfinden. Wir können vorerst nur schauen, wer den meisten Nutzen aus dem Tod unseres geliebten Kaisers zieht.“ Und wer das war, das lag ja eigentlich auf der Hand. „Bis wir mehr und vor allem sichere Informationen haben, sollten wir diesen Personen gegenüber sehr vorsichtig sein.“ Die Offiziere schon mal gegen Salinator einzustimmen, konnte auf keinen Fall schaden.


    Sein Klient bewies mal wieder Köpfchen, was Ursus in seiner Meinung bestärkte, daß der Mann für höhere Posten durchaus geeignet war. „Ein guter Einwand. Allerdings sollten die Männer erst über den Tod des Kaisers informiert werden, bevor wir die Ausgangssperre ausrufen. Ich möchte nicht, daß Gerüchte die Runde machen und die Männer verunsichern. Ja, die entfernteren Einheiten beordern wir unverzüglich zurück.“ Sein Blick bohrte sich in den des jungen senatorischen Tribuns. „Ich wünsche, daß Du nach der Besprechung kurz bleibst.“


    Wieder nickte er, allerdings wieder in die Richtung von Licinus. „Die nötigen Ausbesserungsarbeiten an Wall und Graben sollen unverzüglich in Angriff genommen werden, bevor die erwartungsgemäße Erkälltungswelle beginnt.“ Sein Tonfall war dem des Iuliers ähnlich. Die Anlagen würden verstärkt werden, aber nicht so auffällig, daß Beobachter in Panik verfallen mußten. Die Offiziere würden seinen Tonfall erkennen und er sah sogar hier und da ein kleines Schmunzeln.


    „Um schneller in Rom zu sein, werden sowohl die frumentarii als auch die als Boten vorgesehenen Reiter zu Pferd aufbrechen. Auf dem Landgut meiner Frau, es handelt sich günstigerweise um eine Pferdezucht, können sie die Pferde abgeben und bei Bedarf wechseln, es ist nur einige Stunden von Rom entfernt. Wir werden am Besten einige Männer dort fest stationieren, damit wir im Zweifelsfall schnelle Informationen erhalten, falls die Lage eskaliert.“ Ein Bürgerkrieg. Gab es Schlimmeres? Aber er war kaum zu verhindern, so wie Ursus es sah. So sehr der Vescularier sich auch bemühen mochte, niemals würde er ganz Rom hinter sich vereinen können. Nicht ohne ein furchtbares Blutbad unter seinen Gegnern anzurichten.


    „Lebensmittel werden wir brauchen, da habt ihr Recht. Aber ich wünsche keine Panik unter der Bevölkerung. Ich denke, wir sind uns da ohnehin einig.“ Die Mienen seiner Offiziere waren so eindeutig gewesen wie ihre Worte. Die Männer waren erfahren und wußten genau, was zu tun war. „Wir schicken mehr Männer als sonst aus, um einzukaufen, nach und nach. An einzelnen Orten soll nicht mehr gekauft werden als sonst. Aber wir kaufen an mehr Orten ein als sonst.“ Im Grunde faßte er nur die bereits gemachten Vorschläge zusammen und bestätigte sie, damit sie auch ausgeführt wurden.


    Ruhig blickte er von einem zum anderen. "Es wird an uns liegen, die Männer so gut wie möglich zu beruhigen. Wir sind es, die Ruhe ausstrahlen müssen. Ein wenig Zeit haben wir, uns auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Denn die Fronten bilden sich erst. Wir sind die Prima, wir sind die Legion des Kaisers. Finden wir heraus, was sein Wunsch wäre, könnte er ihn noch äußern." Er sollte versuchen, Quarto ausfindig zu machen, den Bruder des Kaisers. Da die Verschwörung vermutlich gescheitert war, konnte über ihn vielleicht Rom von diesem tyrannischen Fettwanst befreit werden. Ursus brauchte unbedingt mehr Informationen. Was war mit diesem Cornelius? Man hörte gar nichts von ihm...

    Ursus versuchte gar nicht erst, seine Neugierde zu unterdrücken und blickte sich ungeniert im Atrium um, während er auf Decima Seiana zutrat, um sie zu begrüßen. „Decima, ich danke Dir und Deinem Gemahl für die Einladung. Und bitte die Abwesenheit meiner Frau zu entschuldigen, sie fühlt sich nicht ganz wohl.“ Diese Schwangerschaft machte ihr zu schaffen und Ursus betete täglich darum, daß sie dieses Kind nicht wieder verlieren mochte. „Mir geht es sehr gut, vielen Dank. Ich hoffe, die Deinen sind auch alle wohlauf?“ Höfliche Plauderei, wie es sich eben gehörte. Der Herr Gemahl würde also bald dazu kommen. Sehr gut. Ursus war nicht wenig neugierig auf den Mann, wenn er auch wußte, daß er in seiner Gegenwart besonders vorsichtig sein mußte. „Ein Becher stark verdünnten Weines wäre mir willkommen.“ Er zupfte leicht an seiner Toga. Ungewohnt war sie ihm geworden. „Wie gefällt Dir Mantua bis jetzt? Hast Du überhaupt schon etwas von der Stadt gesehen?“ Er hatte keine Ahnung, ob sie schon früher hier gewesen war oder sonst eine engere Beziehung zu der Stadt hatte.

    Die Einladung, die Ursus von Decima Seiana und Terentius Cyprianus erhalten hatte, hatte er kurz beantwortet* und nun war der verabredete Zeitpunkt gekommen. Es war wirklich sehr schade gewesen, daß er an den Hochzeitsfeierlichkeiten nicht hatte teilnehmen können. Aber es hatte auch etwas für sich, die beiden hier im privaten Rahmen treffen zu können. Seiana kannte Ursus ja von der Arbeit an der Schola her, auch wenn sie sich nicht allzu oft begegnet waren. Doch Cyprianus war ihm noch vollkommen unbekannt. Ein Terentier. Kommandant der kaiserlichen Garde. Ein Posten, der wohl der Traum eines jeden Ritters war. Die Frage war: Wo stand der Mann? Treu hinter Vescularius, wie die meisten, die heutzutage wichtige Posten bekleideten? Eigentlich rechnete auch Ursus nahezu täglich damit, abgelöst zu werden. Er als Patrizier mußte dem PU doch ein mächtiger Dorn im Auge sein als Kommandant der Prima. Aber bisher war nichts dergleichen geschehen. Nicht einmal eine Andeutung eines solchen Planes.


    Vornehm in eine elegante Toga gekleidet entstieg Ursus, leider ohne Begleitung durch seine Frau, der Sänfte, derer er sich bedient hatte, um zur Villa Terentia zu gelangen. Eigentlich war das nicht seine bevorzugte Fortbewegungsart, doch wer wußte schon, wie dieser Abend endete? Angetrunken wollte Ursus nicht zu Fuß durch die Straßen wanken. Ein Pferd wäre auch etwas übertrieben gewesen, fand er, für die kurze Strecke. Also war die Sänfte die richtige Wahl gewesen. Für die Soldaten war es ein ungewohnter Anblick, denn seit er hier war, hatte Ursus noch nie eine Sänfte benutzt.


    Sein stetiger und zuverlässiger Begleiter Cimon war es, der für den Aurelier an der Tür klopfte und Einlaß begehrte.



    Sim-Off:

    *wegen meiner langen Fehlzeit verzichte ich darauf, das jetzt noch auszuspielen.

    Sim-Off:

    Da habe ich ganz und gar nichts gegen. Ganz im Gegenteil :)


    Die Reaktionen fielen erwartungsgemäß aus. Entsetzen, wohin er auch blickte. Und der laticlavius voller Panik, naja, er war eben noch jung. "Soweit sind wir noch lange nicht", schüttelte er beschwichtigend den Kopf und bedeutete dem jungen Mann mit einer eindeutigen Geste, sich ein wenig zurückzuhalten und gut zuzuhören.


    "Einen Befehl haben wir erhalten. Wachsam zu sein und auf weitere Befehle zu warten." Wieder folgte eine Pause und er blickte von einem zum anderen. "Bisher war es für uns leicht. Wir wußten genau, wo wir stehen. Nämlich fest und treu hinter dem Kaiser und seinem Sohn." Niemand von diesen Offizieren konnte behaupten, daß Ursus je etwas gesagt hatte, was seine Treue zum Kaiser in Frage stellte. Und heute war es noch wichtiger als sonst, diese Fassade aufrecht zu erhalten. Es gab mit Sicherheit Spione des PU oder zumindest der Praetorianer hier im Lager. Mit so viel Ruhe, wie er im Moment aufzubringen fähig war, sprach Ursus weiter. "Doch der Kaiser ist tot. Sein Sohn auch. Wir wissen nicht, was in Rom vor sich geht. Und somit können wir auch nicht wissen, wo wir stehen. Ich nehme an, der Stellvertreter des Kaisers, der Praefectus Urbi, versucht nun, selbst an die Macht zu gelangen. Zumindest gibt er Befehle aus. Es wird Gegenspieler geben, denn er ist vielen Mächtigen schon lange ein Dorn im Auge. Doch wer nun wie versuchen wird, die Gunst der Stunde zu nutzen, weiß ich nicht." Das war ziemlich klar die Lage. Ursus würde sich hüten, zu diesem Zeitpunkt Namen ins Spiel zu bringen, zumal er nicht wußte, wer alles aufgeflogen war.


    "Vor allen Dingen müssen wir hier in Mantua die Ruhe bewahren. Wir werden die Wachen verstärken und auch die Patrouillen. Ich nehme an, es wird Flüchtlinge aus Rom geben, die einfach nicht zwischen die Fronten geraten wollen. Wir sollten darauf vorbereitet sein. Ich bin mir sehr sicher, daß meine Freunde und Verwandten versuchen werden, mich über die Lage zu informieren. Zugleich möchte ich einige Männer nach Rom schicken, damit sie sich umhören. Zuverlässige Informationen zu erhalten ist jetzt das Wichtigste. Hat noch jemand Vorschläge zu machen?" Er blickte fragend in die Runde.