"Das ist allerdings zu hoffen. Mögen die Götter es geben, daß der Kaiser bald gesund wird und mit voller Kraft die Regierungsgeschäfte selbst wieder übernehmen kann." Ursus konnte kaum daran glauben. Auch wenn er es noch so sehr wollte. "Die Prima, ja. Ich nehme an, Du hast keine Lust, so bald wieder ein Kommando zu übernehmen?" Ursus hielt seinen Patron für den besten Mann für diesen Posten. Konnte jedoch auch verstehen, wenn dieser vorerst vom Lagerleben die Nase voll hatte. Und seine Familie vermutlich noch mehr.
Beiträge von Titus Aurelius Ursus
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Tatsächlich hatte Ursus die Wachstafel zunächst einmal ignoriert. Er hatte keine Ahnung, daß es sich um die Aufgaben handelte. Was immer es war, er wollte zunächst beim Thema bleiben. Sie hatten ja Zeit, darum konnte er sich immer noch kümmern. Die leicht geröteten Augen bezog Ursus darauf, daß Cimon sich schuldig fühlte und glaubte, seinem Herrn Unehre gemacht zu haben.
"Er scheint ein ehrlicher Mann zu sein, Dein M'Bale. Ich bin wirklich froh, daß Du ihm in die Hände gelaufen bist und nicht einem Verbrecher. Ja, es gibt Sklavenhändler, die Menschen stehlen, sogar auch freie Menschen. Und sie dann illegal verkaufen. Deshalb: Sei nicht zu vertrauensselig. In diesem Fall ist es nochmal gut gegangen, also wollen wir uns daran nicht zu lange aufhängen. Das Schiff war also voller Nubier? Freier Nubier? Haben sie nicht versucht, Dich zur Flucht zu überreden?" Ursus wußte, daß Cimon es nicht getan hätte. Aber es war schon von Interesse, ob diese Leute versucht hatten, ihn zu verführen.
Während sie sprachen achtete Ursus weiterhin darauf, daß Cimon immer mal wieder einen Schluck trank. Der Sklave sollte ein Gefühl dafür bekommen, wann es zuviel wurde. Wie sich das anfühlte, wenn er spätestens aufhören sollte. Besser war natürlich, gar nicht erst zu Wein zu greifen. Doch wie er Cimon schon erklärt hatte, ließ sich das nicht immer vermeiden, wenn man seine Gastgeber nicht vor den Kopf stoßen wollte.
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Dies war seine erste Senatssitzung. Dementsprechend schenkte Ursus den Reden seine höchste Aufmerksamkeit. Und mußte feststellen, daß es ganz und gar kein Fehler gewesen war, den Cursus Iuris schon abzulegen! Sonst hätte er jetzt vermutlich nur die Hälfte verstanden. Doch dank des dort Gelernten konnte er der Diskussion mühelos folgen. Die Diskussion wurde erfreulich sachlich geführt, die Vorschläge waren wohlüberlegt und verständlich formuliert.
Als Jungsenator in seiner ersten Senatssitzung hielt es Ursus für besser, wenn er seinen Mund hielt und erst einmal die erfahrenen Senatoren zu der Sache Stellung nehmen ließ. Jedoch hielt er es auch für besser, die Neuordnung der Delikte gesondert zu diskutieren, da sonst die Gefahr bestand, sich in Einzelheiten zu verzetteln. Sinnvoll fand er den Vorschlag von Senator Purgitius jedoch ebenfalls.
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Penelope Bantotakis
Megaro Bantotakia
Alexandria
AegyptusSalve, Penelope Bantotakis,
Es freut mich zu hören, dass Du einer Einladung nach Rom grundsätzlich nicht ablehnend gegenüber stehst. Und ich möchte Dich und Deine Tochter hiermit einladen, während eures Aufenthaltes in Rom in der Villa Aurelia zu wohnen. Meine Familie wird euch gerne als Gäste begrüßen. Du siehst also, eines der Hindernisse ist bereits beseitigt. Sollte es Dir unangenehm sein, bei Dir noch völlig Unbekannten zu wohnen, kann ich Dir auch ein Zimmer in der Casa Sergia anmieten. Es handelt sich um ein ehrenwertes, ordentliches Haus, in dem auch eine meiner Klientinnen, Duccia Clara, wohnt.
Daß ich von Dir und Deinem Kurs gehört habe, liegt daran, dass ich mich stets über die Bildungsangebote im Imperium auf dem Laufenden halte. Zwar ist es mir selbst als Senator nicht erlaubt, nach Aegyptus zu reisen, doch interessiert es mich sehr, was dort gelehrt wird. Der Ruf des Museions spricht schließlich für sich.
Musik ist ein außergewöhnliches Thema und ich würde mich freuen, wenn dieser Kurs auch hier in Rom abgehalten werden könnte.
Bitte teile mir bald mit, ob Du die Einladung annehmen und den Kurs in Rom abhalten möchtest. Und wann im Falle Deiner Zustimmung mit Deiner Ankunft gerechnet werden kann.
Mögen die Götter stets über Dich wachen.
Vale,
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Sim-Off: Familienwertkarte
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Wieder mußte Ursus schmunzeln. "Wenn ich das recht verstanden habe, dann bist Du auch noch nicht lange hier. Bevor Dich jemand mit wichtigen Botengängen beauftragen kann, müssen wir Dich erst einmal kennenlernen." Er hörte genau zu, was sie über die Strecken sagte und war nicht unzufrieden. Sie kannte sich ohne Zweifel aus. Er nannte noch zwei schwierigere Ziele in den kleineren Straßen der Stadt und war gespannt, ob sie damit auch zurecht kommen würde.
"Hat Celerina auch schon gesagt, ob ihr das genügt? Möchte sie auch, daß Du es nicht kannst?" Das war eine interessante Frage, die so einiges über die neue Verwandte offenbaren würde.
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Ursus beobachtete jede Bewegung seines Sklaven. Sah die Unsicherheit, das Zittern und das Schuldbewußtsein. Sein anfänglicher Ärger legte sich recht schnell. Es war im Grunde nichts geschehen. Was die Männer auf jenem Schiff über Cimon oder gar ihn dachten, konnte ihm herzlich egal sein. "Das ist völliger Unsinn. Es gibt kein Volk, das nur dumm ist oder nur klug oder nur stark oder nur schwach. Keines, das nur böse oder nur gut ist, keines, das nur eigensinnig oder nur wankelmütig ist. Halte Deine Augen und Ohren offen, dann wirst Du erkennen, daß ich Recht habe. Und Dein Grieche nicht." Er sprach in bestimmtem Tonfall, der keinen Widerspruch erlaubte. Es war gar nicht so leicht, Cimon all den Unsinn auszutreiben, der ihm von früheren Besitzern eingebläut worden war.
"Nein, Cimon, das war nicht das eigentliche Problem. Es stand Dir nicht zu, zuviel zu trinken. Wer zuviel trinkt, verliert die Kontrolle. Und Kontrolle ist alles. Du hast Glück gehabt, daß es Dir auf diesem Schiff passiert ist. Von diesen Männern wird mich kaum jemand kennen. Oder gar jemandem von Deinem Verhalten erzählen. Du hattest wirklich ganz unverschämtes Glück. Fordere es nicht nochmal heraus, Cimon!" Die letzten Worte waren mahnend gesprochen.
Ursus erhob sich und füllte einen Becher mit Wein. "Setz Dich und trink. Nicht schnell, sondern langsam nach und nach, während wir uns unterhalten. Du sollst lernen und erkennen, wieviel Du vertragen kannst. Es gibt Situationen, in denen man unhöflich wäre, würde man einen Becher Wein ablehnen. Ich war in solch einer Situation in Germanien. Dort gab es Met. Ein sehr süßes, weinartiges Getränk, das sie aus Honig bereiten. Ich war in offizieller Mission dort. Den ersten Becher mußten wir vollständig in einem Zug austrinken, so forderte es die Tradition dieser Menschen. Und danach wurden die Becher ständig nachgefüllt. Es war schwer, sehr schwer, nicht zuviel zu trinken. Die Germanen vertragen sehr viel von dem Zeug." Er deutete auf einen Stuhl, damit Cimon sich setzte.
"Und nun erzähl mir, wie Du deisen.... M....Bale kennengelernt hast und wie es dazu kam, daß Du auf sein Schiff gegangen bist. Weißt Du nicht, daß Du genausogut an einen illegalen Sklavenhändler hättest geraten können?" Dann hätte er seinen wertvollen Sklaven niemals wiedergesehen.
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Die Tränen blieben dort, wo sie waren. Die Ablenkung hatte verhindert, daß Ursus ihnen freien Lauf ließ. Zwar schämte er sich ihrer nicht, Minervina hatte es mehr als verdient, daß er um sie weinte, doch konnte er sich nicht ständig gehen lassen. Es war natürlich nicht so leicht, seine Schuldgefühle zu besiegen. Vielleicht würden sie nie ganz besiegt werden können. Doch taten Marcus' Worte unerwartet gut. Ja, die Frauen der Aurelier wußten im Allgemeinen, ihre Entschlüsse durchzusetzen. In solch einem Fall wie diesem war das allerdings eher fatal.
"Es freut mich sehr, daß es ihm besser geht. Und ich freue mich auf das Wiedersehen. Also kein großer Empfang. Aber in die Arme schließen werde ich ihn dennoch, ob er nun will oder nicht. Seine Anwesenheit wird uns Kraft geben." So viele der Familie an einem Ort, noch dazu in Rom. Es war schon lange her, daß sie alle beieinander gewesen waren.
"Bereit? Natürlich wäre ich dazu bereit. Aber ich denke, daß ich den meisten zu jung und unerfahren sein werde. Nicht, solange Männer wie Annaeus Florus und Decimus Livianus in verfügbarer Nähe sind. Und das sind nur zwei Namen, die mir spontan einfallen. Gewiß gibt es noch mehr, die eher genommen würden als ich. Aber natürlich würde ich das Examen Tertium gerne so schnell wie möglich absolvieren. Meinst Du wirklich, Du könntest eine mündliche Prüfung für mich durchsetzen, auch wenn nicht genug Kandidaten zusammen gekommen sind?" Das alles klang viel zu unwahrscheinlich, als daß Ursus ernsthaft an diese Möglichkeit glauben würde. Genau aus diesem Gedanken resultierten dann auch seine weiteren Worte. "Da es leider sehr unwahrscheinlich ist, daß ich Legat werde, würde ich mich gerne nach einer Stelle umsehen, die mir etwas Geld in die Kasse bringt. Das nächste Amt für mich ist der Aedil und um gute Spiele finanzieren zu können, brauche ich ein kleines Vermögen. Das ich erst einmal verdienen muß, bevor ich daran denken kann, mich zur Wahl zu stellen." Natürlich wußte er, daß Marcus ihm dabei gewiß unter die Arme greifen würde, aber die Familie zu ruinieren, war nicht Ursus' Absicht. "Hast Du einen Rat für mich?"
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Zitat
Original von Phaeneas
„Natürlich, Herr, in wenigen Augenblicken bin ich wieder da!“, antwortete Syria mit einem fröhlichen Lächeln und machte sich sofort auf, um den Aurelier zu verköstigen.
Auf einem Teller richtete sie Brot, Käse und Oliven zusammen, dazu ein Ei, etwas Obst und streute ein paar Nüsse dazu. Ein süßes Gebäckstück fand seinen Weg ebenfalls dazu.
Damit und mit einem Becher stark mit Wasser vermischten Weines brach sie wieder zum Auftraggeber auf und präsentierte ihm beides. „Ist es nach deinen Wünschen, Herr? Vielleicht noch Honig oder Salz dazu? Und wenn du noch etwas Deftigeres willst ...“ Sie verwies mit einer Geste darauf, dass es am Buffet noch eine großes Auswahl gab. „Sag es nur!“
Unterwegs hatte Syria Mania aufgegabelt, die nun dem Custos Corporis von der Seite ebenfalls einen gefüllten Becher in die Hand drückte. Den Syria am Rande erwähnt als sehr gut aussehend empfand - den aurelischen Sklaven. Und dessen Nicken sie mit einem genauso strahlenden Lächeln beantwortete, wie sie seinen Herrn bedachte.Die Sklavin eilte diensteifrig davon und Ursus wandte sich wieder Cimon zu, der tatsächlich einen Wunsch geäußert hatte, wenn auch auf vorsichtige Art und Weise. "Nun, dann lerne ihn kennen, ich habe nichts dagegen. Vielleicht kann er Dir auch ein paar Namen der hier Anwesenden nennen, das kann nie schaden. Du hast viel Zeit dafür, denn unser Aufenthalt hier wird noch etwas dauern." Die Sklavin kam mit einem gut gefüllten Teller zurück und Ursus lächelte ihr dankbar zu. "Das sieht ganz hervorragend aus, vielen Dank." So gut versorgt mischte er sich nun unter die Klienten, um hier und da ein paar Worte zu wechseln und einige von ihnen kennenzulernen. Zumindest diejenigen, die so aussahen, als könnte sich das lohnen.
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"Ein Waffenstillstand und Einigkeit in zumindest einer Sache ist immerhin ein erster Schritt." Und weit mehr, als Ursus je für möglich gehalten hätte bei diesen beiden. Allerdings mußte er für einen Moment wirklich schmunzeln, als sein Patron so vehement leugnete, die beiden geeint zu haben.
"Ich werde versuchen, das Gespräch vorsichtig darauf zu lenken und herauszufinden, was er über den Praefectus Urbi denkt. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, daß er ähnliche Ansichten hat wie ihr." Corvinus war dem Kaiser immer treu gewesen. Und diente Rom mit vollem Einsatz. Wenn Salinator tatsächlich den Kaiser hinterging, dann konnte Ursus sich auf keinen Fall vorstellen, daß Corvinus sich auf seine Seite stellen würde.
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"Dann sind wir uns ja einig, was das Essen angeht", lächelte Ursus. Die Gruppe wollte sich gerade in Bewegung setzen, um ins Triclinium zu gehen, als Sedulus auf sie zukam, um Serrana zu entführen. Und ihn um ein Gespräch bat. Später. "Natürlich. Gleich nach dem Essen?" Im Augenblick schien Sedulus jedenfalls anderweitig völlig in Beschlag genommen zu sein und Ursus mußte grinsen, als er den Freund mit der schönen jungen Serrana davongehen sah.
Als sie gerade ins Triclinium wechselten, ging die geheimnisvolle Schöne wieder an ihnen vorbei. Sie nickte grüßend, lächelte Arvinia auf wirklich bezaubernde Weise an, ging dann aber wortlos weiter. Ursus' Blick folgte ihr noch einen Moment lang. Dann wandte er sich wieder seiner eigenen reizenden Begleitung zu. "Dort drüben sind noch ein paar Clinen frei." Das Angebot an leckeren und ausgefallenen Speisen war enorm. Selbst für einen verwöhnten Gaumen wie dem von Ursus.
Edit: Sachlichen Fehler korrigiert
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Lange hatte er darauf hingearbeitet. Und nun war es endlich soweit: Ursus hatte seinen Sitz als Senator in der Curie eingenommen. Ein erstes großes Ziel war erreicht. Doch er wollte hier nicht stehenbleiben, er wollte noch mehr erreichen. Viel mehr. Doch er wußte wohl, daß es nun noch langsamer vorwärts gehen würde. Ein Schritt nach dem anderen mußte er machen und jedem einzelnen davon seine volle Aufmerksamkeit widmen. Nicht lange wollte er seinen Sitz in diesem Gremium so weit hinten einnehmen wie jetzt zu Beginn.
Seine erste Senatssitzung. Dies war für ihn etwas besonderes. Sicher, er hatte schon oft zugehört bei den Debatten. Aber zu ihnen zu gehören, das war schon etwas anderes. Der Consul stellte die neuen Senatoren vor und sein Name fiel als erster. Aufregung ergriff von ihm Besitz, wie jedes mal, wenn er vor dem Senat sprechen sollte. Ob sich dies mit der Zeit wohl legte?
Ursus trat vor und räusperte sich leicht.
"Ehrwürdige Väter! Es ist mir eine große Ehre, heute hier stehen zu dürfen als einer von euch. Daß dies überhaupt möglich ist, verdanke ich euch allen und dem Vertrauen, das ihr in den letzten Jahren in mich gesetzt habt. Ich habe es nicht enttäuscht, dieses Vertrauen. Und will euch an dieser Stelle versprechen: ich werde ihm auch weiterhin gerecht werden. Laßt mich euch danken für die Chance, in euren Reihen wirken zu können. Für Rom.
Ich danke euch, Patres."
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Nun war es an Ursus, große Augen zu bekommen. "Du hast es geschafft, Consul Tiberius und die Germanicer zu einen? Das grenzt an ein Wunder!" Er zählte Germanicus Sedulus zu seinen Freunden. Und bewunderte Tiberius Durus, der in seinen Augen ein Patrizier aus dem Bilderbuch war. Auch Germanicus Avarus hielt er für einen guten Mann, der sich für Rom sehr ins Zeug legte. Aber sie dazu zu bringen, an einem Strang zu ziehen, das hätte er nicht für möglich gehalten bei der alten Feindschaft, die zwischen ihnen stand.
"Im Augenblick kann ich nur für mich sprechen. Ich stehe treu zum Kaiser und treu zu Rom. Du hast Recht, der Senat muß stark sein. Und stark kann er nur sein, wenn er einig ist. Auf mich kannst Du zählen. Mit meinem Onkel hat demnach noch niemand von euch gesprochen? Er ist dem Kaiser und Rom auf jeden Fall treu, soviel kann ich Dir jetzt schon sicher sagen. Wie er allerdings zum Praefectus Urbi steht, weiß ich nicht. Seit meiner Rückkehr hatten wir noch keine Gelegenheit für derartige Gespräche. Doch ich kann mir kaum vorstellen, daß er mit diesem Mann gemeinsame Sache machen würde."
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Eine ganze Weile war noch alles ruhig. Dann blinkten auf dem Hügel wieder ein paar Lichter auf. Nur kurz. Danach war es wieder still und dunkel. Vorerst zumindest. Das leichte Zittern der Erde war zu spüren, bevor ein leiser Donner zu hören war. Er näherte sich dem Lager aus der dem Lichterhügel gegenüberliegenden Richtung. Wäre es hell, könnten die Soldaten eine Staubwolke sehen. Aber in der Dunkelheit war dies natürlich nicht möglich. Das Trommeln der Rinderhufe war nun deutlich zu hören. Donnernd hielten die Tiere auf das Lager zu. Noch war nicht zu erkennen, um was es sich handelte oder wie viele Tiere es waren.
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Seine Cousine war wirklich eine strahlende Schönheit, wie Ursus immer wieder bemerkte. Ihr zukünftiger Mann, wer immer das sein mochte, würde sich glücklich schätzen können. Sein Anblick allerdings löste offenbar einen Moment der Traurigkeit bei Prisca aus. Sicher, weil er sie an Minervina erinnerte. Für einen kurzen Moment legte er seine Hand in einer vertraulichen Geste auf ihren Arm. Als Verwandter konnte er sich dies schließlich erlauben. Und sie hatte den Moment der Trauer auch offenbar schnell überwunden.
Mit Arvinia schien sich sich auf Anhieb gut zu verstehen. Obwohl nicht darauf hindeutete, daß sie von der beabsichtigten Heirat zwischen Orestes und Arvinia wußte. Er schmunzelte, als Priscas strafender Blick ihn traf und wandte sich dann an Iunia Serrana, die sich günstigerweise selbst vorgestellt hatte. "Ich bin ebenfalls sehr erfreut, Iunia Serrana." Die junge Frau war ihm bis jetzt noch gänzlich unbekannt. Und auch sonst kannte er noch niemanden aus ihrer Gens. Er versuchte sich zu erinnern, ob jemand von ihnen eine bedeutende Position innehatte.
Die Frage seiner Cousine nach dem Essen kam bei diesen Überlegungen gerade recht, denn sein Gedächtnis gab keine brauchbare Erinnerung her. "Essen klingt sehr gut. Also ich für meinen Teil komme gerne mit. Wie ist es mit Dir, Arvinia?"
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Ein Frachtschiff! Das war eine große Beruhigung. Also hatte niemand bedeutendes das unangemessene Verhalten seines Sklaven registriert. Im Grunde war es vielleicht nicht schlecht, wenn Cimon wußte, wie sich Trunkenheit anfühlte. Aber so direkt wollte er ihm das nicht sagen.
"Steh auf, Cimon. Solche Unterwürfigkeit liebe ich nicht." Er nagte auf seiner Unterlippe. Was sollte er nun mit Cimon tun? Richtig fand er sein Verhalten nicht. Das mußte er ihm dringlich klarmachen. Wobei er es absolut ablehnte, den Sklaven zu schlagen. "Du weißt also, daß Du einen Fehler gemacht hast. Ich möchte sichergehen, daß Du es wirklich weißt. Also, was genau war falsch an Deinem Verhalten?" Indem er Cimon sein Verhalten genau überdenken ließ, erreichte er vielleicht das nötige Verständnis, um den Fehler in Zukunft nicht zu wiederholen.
"Und was genau hat Atonis über Nubier gesagt?" Er konnte ja schlecht behaupten, daß der Grieche Unrecht hatte, wenn er gar nicht wußte, was genau der behauptet hatte. Allerdings war er ziemlich sicher, daß der Grieche Cimon nur beschimpft hatte, um sein Selbstbewußtsein zu zerbrechen.
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"Das Viertel hier wirst Du gewiß bald kennenlernen. Also, schauen wir mal, wie gut Du Dich wirklich auskennst. Wo befindet sich die Castra Praetoria? Und wenn ich Dir sage Du sollst etwas zu einem Haus nahe der Porta Raudusculana bringen, wo mußt Du dann hin?" Das waren noch recht einfache Punkte für jemanden, der sich in Rom gut auskannte. Doch Ursus wollte nicht zu schwierig beginnen mit seiner kleinen Prüfung.
"Und wie war das nun mit Lesen und Schreiben? Diese Frage hast Du nicht beantwortet." Interessiert schaute Ursus zu, wie die Kleine mit dem Laken kämpfte. Ihr zu helfen, kam ihm nicht in den Sinn. Solche Arbeiten mußte sie lernen. Und man lernte am besten, wenn man etwas einfach oft genug tat. Sollte sie es gar nicht schaffen, konnte er eine andere Sklavin dazurufen, die dem Kind zeigte, wie es richtig ging.
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Nichts anderes hatte Ursus erwartet, als daß Cimon morgen ein Bad bereit haben würde. Er kannte ihn ja schon lange genug um zu wissen, wie zuverlässig und fürsorglich er war. Doch die nächsten Worte Cimons ließen ihn vor Erstaunen geradezu erstarren. "Du hast getrunken?" Seine Augen verengten sich etwas. "Was war das für ein Schiff? Wem gehört es? Und wer war an Bord? Und hast Du Dich so betrunken, daß Du nicht mehr wußtest, was Du tust?" Seine Augenbraue war, während er sprach, immer weiter nach oben gewandert. Das hätte er von Cimon wahrhaftig nicht erwartet. Bisher hatte er sich immer so gut und angemessen verhalten. Daß er gerade das leibhaftige schlechte Gewissen war, trug nur wenig dazu bei, daß Ursus die Sache leichter nahm. Aber bevor er ein Urteil fällte, wollte er die Geschichte lieber ausführlich hören. Auf Caelyn würde er dann später nochmal zurückkommen. Jetzt wollte er erst diese Angelegenheit klären.
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"Nun, dann ist ja alles in Ordnung. Ich gehe davon aus, daß ihr euch noch recht oft begegnen werdet." Ursus nickte seinem Sklaven beruhigt zu. Es wäre nicht gut gewesen, wenn gerade diese beiden sich nicht verstehen würden. So war es wesentlich besser.
Eine junge Sklavin hatte ihn erspäht und offenbar war sie beauftragt, sich um die Gäste zu kümmern. Ursus hatte nichts anderes erwartet im Haus seines Patrons. "Ja, ich hätte gerne einen Becher sehr stark verdünnten Weines. Und eine Kleinigkeit zu essen wäre auch genehm." Schließlich hatte er an diesem Morgen schon einiges geleistet, ein Imbiß war da nicht die schlechteste Idee.
Die gesamte nonverbale Kommunikation zwischen den beiden Sklaven war Ursus völlig entgangen. Es gehörte auch nicht zu den Dingen, die ihn interessierten. Wenn die Sklaven sich anfreunden wollten, dann sollten sie. Schaden konnte es in diesem Fall kaum. Eher nützlich sein.
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Ursus beobachtete die anderen Klienten seines Patrons, wie sie nach und nach zu ihm gingen, um mit ihm zu sprechen. Es waren viele, wie bei einem Mann wie Vinicius Lucianus auch nicht anders zu erwarten gewesen war. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis sie zu dem Gespräch unter vier Augen kommen würden.
Dementsprechend nickte Ursus seinem Sklaven aufmunternd zu. "Ja, natürlich, frag nur. Das hier wird vermutlich noch ein wenig dauern." Als die Frage dann kam, nickte er. "Ja, das weiß ich. Das ist Phaeneas. Er war auch damals in Germanien bei seinem Herrn. Warum fragst Du? War er unfreundlich zu Dir?" Er wußte sehr wohl, daß manche Sklaven sehr herablassend sein konnten, wenn sie im eigenen Haushalt eine gewisse Stellung erreicht hatten. Und allzuviel wußte er über diesen hier auch nicht. Zu ihm war er immer sehr höflich gewesen, aber das war schließlich auch etwas ganz anderes als einem anderen Sklaven gegenüber.
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"Du brauchst kein Geld?", fragte Ursus schmunzelnd. "Na, dann bewahr es einfach auf, vielleicht kommt der Tag, an dem Du es doch brauchst." Das war wieder so typisch für Cimon, eigentlich hätte Ursus damit rechnen müssen, daß der Sklave so reagierte.
"Nein, nein, das Tuch stört mich nicht. Es paßt gut zu Deiner dunklen Haut. Und wenn es ein Geschenk Deines Freundes ist, dann trag es nur. Nur bei sehr feierlichen Anlässen wäre es mir lieber, wenn Du es nicht tragen würdest." Für ihn war das eine Nebensächlichkeit, eigentlich kaum einer Erwähnung wert.
Er nahm den Becher und trank einen Schluck. "Ah, das war genau richtig, Cimon. Nein, ein Bad ist mir jetzt zu aufwendig. Morgen Nachmittag aber könntest Du dafür sorgen, daß eins vorbereitet wird. Andere Kleidung brauche ich gleich auf jeden Fall. Und waschen muß ich mich auch. Aber vorher würde ich gerne mehr von eurer Reise hören. Warum meinst Du, daß es der richtige Zeitpunkt war, Caelyn zurückzuholen? Was ist mir ihr? Und was möchtest Du erklären?" Hatte Cimon nicht vorhin gesagt, die Reise sei ohne Zwischenfälle verlaufen?