Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Staubig und müde fühlte Ursus sich, als sie endlich die Villa Aurelia erreichten. Einer der Sklaven, die ihn begleiteten, klopfte an die Porta, während der andere die Pferde hielt, nachdem Ursus aus dem Sattel gestiegen war. Steif waren seine Beine, aber er versuchte, sich nichts davon anmerken zu lassen. Ein Bad! Ja, das würde er sich gleich gönnen. Nötig hatte er es allemal.

    Viel zu langsam ging es ihm voran. Ursus schaute sich immer wieder nach den anderen um, die ihm folgte. Der Wagen war einfach zu langsam! Aber was sollte er machen? Er konnte die Sklaven auch nicht allein lassen, am Ende wurden sie überfallen oder kamen anderweitig in Schwierigkeiten. Er mußte es durchstehen. Irgendwie.


    Er kannte die Straße inzwischen gut. Ein paar mal während dieses Jahres war er in Rom gewesen. Auch die Gasthäuser kannte er inzwischen gut. Er wußte, welche nichts taugten und welche erträglich waren. Nur an letzteren würden sie halten und wenn sie halbe Nächte durchmachen mußten.


    Wie lang sich solch eine Straße ziehen konnte! Wie lang der Weg bis zum nächsten Meilenstein sein konnte! Irgendwie kam ihm der Weg noch länger vor als bei seinen bisherigen Reisen zwischen Mantua und Rom. Ein Tag reihte sich an den anderen. Gelegentlicher Regen machte die Reise zusätzlich zu einem Mißvergnügen. Doch auch die längste Reise ging enimal zuende. Endlich kam Rom in Sicht!

    Ursus vermißte Cimon. Zwar klappte durchaus alles wie am Schnürchen, aber die ruhige und perfekte des Nubiers fehlte dennoch. Der Wagen war beladen, alles gepackt, sogar sein Pferd schon gesattelt. Ursus machte eine letzte Runde durch das Haus, kontrollierte selbst, ob wirklich alles eingepackt und alle Räume in Ordnung waren. Doch es war so.


    Als er vor die Tür trat, waren seine Sklaven abreisebereit und er stieg in den Sattel. Das war es also.



    Sim-Off:

    Falls sich noch wer verabschieden möchte, das wäre der richtige Moment. Ich kann hier noch weiterposten, ich bleibe ja in der Provinz :)


    Als Ursus sein Zelt betrat, erwartete ihn die nächste Überraschung. Es war natürlich alles wieder bestens vorbereitet, nichts anderes hatte Ursus von Cimon erwartet, obwohl er dieses Ausmaß an Fürsorglichkeit keineswegs für selbstverständlich hielt. So hatte er sich bereits darauf gefreut, nach dem anstrengenden Tag im Sattel - heute hatte sein Hintern erwartungsgemäß noch mehr geschmerzt als am ersten Tag - so richtig verwöhnt zu werden.


    Der Anblick seines Sklaven allerdings ließ ihn stutzen. Noch mehr der angstvolle Tonfall Cimons. "Was ist passiert? Warum siehst Du so aus? Bist Du gestürzt? Verletzt am Ende gar?" Er machte keine Anstalten, sich die Schuhe ausziehen und die Füße waschen zu lassen. Erst wollte er wissen, ob sein Sklave in Ordnung war.

    Die aktuellsten Berichte und Listen ließ Ursus direkt auf dem Schreibtisch liegen, so würde sein Nachfolger sie gleich finden. Er kontrollierte noch einmal die Ordnung in den Regalen. Er hatte alles geordnet und beschriftet, es sollte nicht schwer sein, sich hier zurechtzufinden. Wenn er daran dachte, welch ein Chaos er vorgefunden hatte!


    Seufzend blickte er sich um. Er hatte seinen Dienst bei der Legio I sehr gerne verrichtet und ein Teil von ihm wünschte sich, bleiben zu können. Aber der größte Teil von ihm war mit Rom verwachsen. Dort lag seine Zukunft. Zumindest der größte Teil davon. Er ließ seine Hand über die blankpolierte Oberfläche des Schreibtisches gleiten. Wieder war ein Abschnitt seines Lebens beendet.


    Er hatte angewiesen, an die Männer Wein und Brot mit Käse auszugeben zu seinem Abschied. Mit ihnen zu feiern, wie er es damals mit der Legio II getan hatte, war weder genug Zeit, noch war er nach dem Tod seiner Schwester in der Stimmung dafür. Doch die Männer würden sich auch ohne ihn zu vergnügen wissen, da hatte er keinen Zweifel.


    Er verließ das Officium, um die letzten Reisevorbereitungen zu treffen. Er mußte dringend nach Rom zurückkehren!

    Hier würde also das Lager errichtet werden, das sie am Ende der Übungen zerstören sollten. Noch wußten die Männer nichts davon, auch wenn sie sich vielleicht wunderten, warum sie mit diesen alten Ausrüstungsgegenständen arbeiten mußten. Wie schon am Vorabend schien jeder Mann genau zu wissen, was er zu tun hatte. Der Aufbau klappte wie am Schnürchen.


    Die Wachen wurden eingeteilt und Ursus mußte grinsen, als er auf sein Zelt zuschritt, das hoffentlich von Cimon bereits eingerichtet worden war. Diese Nacht würde nicht störungsfrei verlaufen. Es würde geheimnisvolle Lichtzeichen auf einem Hügel geben. Und eine Rinderherde würde kurz vor Morgengrauen auf das Lager zugetrieben werden. Die Reiter, die Ursus mit diesen kleinen Zwischenfällen beauftragt hatte, sollten alles gut vorbereitet haben. Hoffentlich ließen sie sich bei diesen Dingen nicht erwischen!

    Hoffentlich wurde bald ein neuer Legatus für die Prima eigesetzt. Es tat keine Truppe gut, allzu lange ohne Anführer zu bleiben. Auch machten seine Hinterlassenschaften nur Sinn, wenn die Stelle bald wieder besetzt wurde. Nun, falls nicht, mußte eben sein Nachfolger weitermachen.


    Die Wachstafeln mit den Listen platzierte Ursus an der Seite, die eine mit seinem Bericht aber in der Mitte des Schreibtisches.



    Salve, Legatus,


    leider war es mir nicht mehr vergönnt, Deiner Ankunft beizuwohnen. Doch es gibt ein paar Dinge, die ich Dir berichten und auch ein paar, die ich Dir ans Herz legen möchte. Anbei findest Du zudem noch den kompletten Bericht über die Truppenstärke.


    Für fast ein Jahr hatte ich vertretungsweise das Kommando über die Prima inne. Der Straßenbau kommt gut voran, wir liegen gut im Zeitplan. Ein mehrtägiger Übungsmarsch mit den neueren Legionären und Probati hat stattgefunden, wobei ihnen die Gelegenheit gegeben wurde, Belagerungswaffen anzuwenden. Die dabei verbrauchten Materialen sollen in der nächsten Zeit von den Männern bei verstärktem Arbeitseinsatz in der Fabrica ersetzt werden.


    Die Tribune sind zuverlässige Männer, besonders möchte ich Dein Augenmerk auf Artorius Reatinus lenken, der mir während meiner Zeit hier ein wertvoller Ratgeber und eine starke Stütze war. Des Weiteren ist Centurio Iulius Licinus zu erwähnen. Der Mann hat außerordentliche Fähigkeiten gezeigt, sowohl was die Führung der Männer angeht, als auch was seine Kreativität angeht, die Männer immer wieder vor neue Aufgaben zu stellen. Er scheut sich auch nicht, zusätzliche Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen.


    Was an Listen und Verzeichnissen zu führen war, habe ich auf den aktuellen Stand gebracht.


    Die Prima ist eine ausgezeichnete Truppe und es war mir eine Freude, sie zu führen. Mögen die Götter der Legio I niemals ihren Schutz und ihre Unterstützung verwehren.


    Vale,


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    TRIBUNUS LATICLAVIUS LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS



    Mehr konnte er wirklich nicht tun. Er mußte sehen, daß er seine Abreise zügig organisiert bekam. Ein letzter Blick überzeugte ihn davon, daß hier alles in bester Ordnung war, dann verließ er das Officium.

    Es wurde Zeit, die Abreise voranzutreiben. Er mußte dringend nach Rom zurück, die Familie wartete auf ihn. Und er sehnte sich auch dorthin zurück. Wollte seiner Schwester das letzte Geleit geben, wenn er schon dabei versagt hatte, ihr zu helfen.


    Seufzend schüttelte er den Kopf. 'Konzentier Dich!'


    Er nahm eine Wachstafel und prüfte die Zahlen, die sein Scriba aus den Berichten der Centurionen darauf übertragen hatte. Ja, der Bericht über die Truppenstärke und -verfassung war vollständig und korrekt. Gut so.


    Dann nahm er eine weitere Wachstafel zur Hand.



    Salve, Legatus,


    leider war es mir nicht mehr vergönnt, Deiner Ankunft beizuwohnen. Doch es gibt ein paar Dinge, die ich Dir berichten und auch ein paar, die ich Dir ans Herz legen möchte. Anbei findest Du zudem noch den kompletten Bericht über die Truppenstärke.


    Für fast ein Jahr hatte ich vertretungsweise das Kommando über die Prima inne. Der Straßenbau kommt gut voran, wir liegen gut im Zeitplan. Ein mehrtägiger Übungsmarsch mit den neueren Legionären und Probati hat stattgefunden, wobei ihnen die Gelegenheit gegeben wurde, Belagerungswaffen anzuwenden. Die dabei verbrauchten Materialen sollen in der nächsten Zeit von den Männern bei verstärktem Arbeitseinsatz in der Fabrica ersetzt werden.


    Die Tribune sind zuverlässige Männer, besonders möchte ich Dein Augenmerk auf Artorius Reatinus lenken, der mir während meiner Zeit hier ein wertvoller Ratgeber und eine starke Stütze war. Des Weiteren ist Centurio Iulius Licinus zu erwähnen. Der Mann hat außerordentliche Fähigkeiten gezeigt, sowohl was die Führung der Männer angeht, als auch was seine Kreativität angeht, die Männer immer wieder vor neue Aufgaben zu stellen. Er scheut sich auch nicht, zusätzliche Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen.


    Was an Listen und Verzeichnissen zu führen war, habe ich auf den aktuellen Stand gebracht.


    Die Prima ist eine ausgezeichnete Truppe und es war mir eine Freude, sie zu führen. Mögen die Götter der Legio I niemals ihren Schutz und ihre Unterstützung verwehren.


    Vale,


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    TRIBUNUS LATICLAVIUS LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS



    Ursus erhob sich und nahm die Tafeln an sich, um sie höchstpersönlich im Officium des Legaten zu platzieren.

    Ursus brauchte nur einen Augenblick, um über diesen Vorschlag nachzudenken. "Ja, das ist eine gute Idee, so wird die Legio wahrhaft würdig vertreten." Der Mann war wirklich zu gebrauchen, Ursus hatte keinen Unwürdigen ausgewählt. "Und reiten würde die Sache tatsächlich deutlich beschleunigen, es liegt mir viel daran, daß ihr pünktlich ankommt. Du hast freie Hand, was die Organisation angeht."

    Ah, da war ja der Centurio. Schnell und zuverlässig wie immer. "Salve, Centurio Iulius. Ich habe eine besondere Aufgabe für Dich. In Rom findet in Kürze wieder das Armilustrium statt. Es wurde eine Abordnung der Prima angefordert, um an der Zeremonie teilzunehmen, und ich habe Dich ausgewählt, diese anzuführen. Nimm achtzehn bis neunzehn Deiner besten Männer mit. Brich noch heute auf, damit ihr pünktlich dort seid."

    Heute mochte Ursus niemanden mehr sehen. Auch essen mochte er nichts. Er ließ anweisen, dunkle Kleidung für ihn herauszulegen und betete bis spät in die Nacht am Lararium, während er damit kämpfte, die Schuldgefühle nicht Überhand gewinnen zu lassen. Die Nacht wurde unruhig für ihn, er wälzte sich immer wieder hin und her. Und erwachte weit früher als sonst. Ohne Cimon zu wecken, wusch er sich und kleidete sich an. Die Rüstung würde er später anlegen und auf die Rasur verzichtete er der Tradition entsprechend.


    Leise begab er sich ins Tablinum, um den Brief seines Onkels zu beantworten.



    Salve, Marcus,


    meine Feder sträubt sich, mir zu gehorchen, wie auch meine Gedanken immer wieder abschweifen. So magst Du mir hoffentlich verzeihen, wenn dieser Brief verworren und kurz gerät. Es fehlen mir einfach die Worte, den Kummer auszudrücken, der mich umklammert. Und die Schuldgefühle. Es war falsch, so falsch, sie fortzuschicken.


    Natürlich komme ich nach Hause, um ihrer Bestattung beizuwohnen. Ich hoffe, daß ich meine Zelte hier vollständig abbrechen kann, wenn ich heimreise. Da der Legat fort ist, wird das allerdings schwierig. Ich schicke Cimon nach Sardinien, um Caelyn zu holen. Und Phraates mit dieser Nachricht umgehend nach Rom zurück.


    Ich komme sehr schnell nach.


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    BEFEHL


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    Centurio


    - Marcus Iulius Licinus -


    hat sich schnellstmöglichst im Officium des Tribunus Laticlavius Aurelius zu melden.


    [Blockierte Grafik: http://img81.imageshack.us/img81/8400/siegeltauwj6.gif]Tribunus Laticlavius
    -
    LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS

    [Blockierte Grafik: http://img380.imageshack.us/img380/6898/legiqx9.png]
    ANTE DIEM XIII KAL NOV DCCCLIX A.U.C. (20.10.2009/106 n.Chr.)

    Und wieder waren sie auf der Straße. Ursus hatte seine Position wieder eingenommen und so ging es wieder voran. Meile um Meile. Allerdings nicht sehr lange. Denn irgendwann verließen sie die Straße, so wie sie es damals besprochen hatten. Der Weg wurde aber nur wenig beschwerlicher. Es hatte schon seit Tagen nicht mehr geregnet, der Untergrund war fest und sicher. Nicht allzuviel Gestrüpp mußte aus dem Weg geräumt werden. Der Marsch war eigentlich recht gemütlich. Na gut, abgesehen von so mancher Steigung, bei der man die Männer ächzen hören konnte.

    Das ging dann ja überraschend schnell. Die Wahl des Vetters wurde bestätigt und schon kam er seiner ersten Amtspflicht nach, die Versammlung zu schließen. Ursus nahm die Gelegenheit wahr, Avianus gleich zu gratulieren. "Ein ehrenvolles Amt, Avianus. Du wirst es bestimmt gut ausfüllen! Ich gratuliere Dir! Solltest Du Unterstützung brauchen, dann weißt Du ja, wo Du sie findest." Er umarmte den Vetter kurz und herzlich. Dann machte er Platz für weitere Gratulanten und wartete etwas abseits, damit sie gemeinsam nach Hause gehen konnten.

    Regungslos blieb Ursus stehen, während die beiden Sklaven den Raum verließen. Er erwiderte nichts mehr. Stille breitete sich aus. Ebenso wie der innere Schmerz. Noch war es fast unwirklich. Er sah ihr liebes Gesicht, sah ihre vor Lebensfreude funkelnden Augen. Ihr verschmitztes Lachen, wenn sie ihn neckte. Minervina! Was hatte er getan! Es war falsch gewesen, sie fortzuschicken. Nun war dies Gewißheit. Sie hätte bei der Familie bleiben müssen. Gemeinsam hätten sie dafür sorgen müssen, daß sie herausfindet aus dieser Dunkelheit der Depressionen. Die Tränen liefen ungehindert über sein Gesicht. Ihr Götter! Ihr Ahnen. Bitte nehmt euch ihrer an und laßt sie ein ins Elysium!


    Mit beiden Händen fuhr sich Ursus über das Gesicht und bemerkte, daß sie zitterten. Dieses zweite Tribunat, das ihn nach Mantua geführt hatte. War es wirklich notwendig gewesen? Sicher, es würde seiner Karriere förderlich sein. Aber hatte er nicht praktisch seine Schwester dafür geopfert? Statt bei ihr zu sein und ihr Kraft zu geben, hatte er seine Karriere weiterverfolgt. Und nun war sie tot. Minervina! Ob sie ihm das je würde verzeihen können? Er hatte sie im Stich gelassen! Und erst jetzt, als es viel zu spät war, begriff er es.


    Er wußte nicht, wie lange er so dagestanden hatte. Es war deutlich dunkler geworden im Tablinum. Doch er mochte keine Lampe entzünden. Ein Ruck ging durch seinen Körper und fast ungewollt verließ er den Raum, um das Atrium zu betreten. Das Lararium. Natürlich war es nicht so schön, wie das in ihrem Haus in Rom. Doch das war nicht wichtig. Er betete hier jeden Tag. Trotzdem kam es ihm fremd vor, als er jetzt davor trat. Als wäre es falsch, die Ahnen hier anzurufen. Er wünschte sich, in Rom zu sein.


    Mit immer noch zitternden Fingern entzündete er ein paar Räucherstäbchen und verbrannte etwas Weihrauch. Automatische Handlungen, begleitet von wirren Gedanken, die sich um Minervina und all die Familienmitglieder drehten, die vor ihr bereits den Weg in die Gefilde des Todes gegangen waren.

    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/al…/Kaysepunkt/Legioner8.jpg]
    Paullus Gargonius Scato
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    "Natürlich haben wir Trupps losgeschickt, um sie in ihren Verstecken aufzustöbern. Das ist uns auch oft gelungen, aber eben nicht immer. Sie sind flink und ortskundig. Und wann immer wir eine offene Schlacht erreichten, waren wir siegreich. Doch es zermürbt, diese ewige Alarmbereitschaft. Diese ständigen Angriffe aus dem Hinterhalt. Die Nerven liegen eben irgendwann blank." Es war schwierig, solch eine Situation jemandem zu beschreiben, der sie selbst noch nicht erlebt hatte.