Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Nicht nur die Worte, die der junge Mann fand, waren für Ursus von großer Wichtigkeit, sondern auch seine Körperhaltung, seine Miene, seine Gesten, der Blick seiner Augen. Ihm gefiel, was er sah und ihm gefiel, was er hörte. Dies machte er durch ein wohlgefälliges Nicken deutlich. Doch eine Frage wiederholte er. "Und auf welche Weise glaubst Du, mir nützlich sein zu können, Artorius Rusticus?" Sein Tonfall ließ schon durchblicken, daß er der Bitte des jungen Mannes nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstand.

    Ach, war das herrlich, so verwöhnt zu werden. Er hatte es schon gut, das mußte er zugeben. Die einfachen Soldaten mußten nun nach dem anstrengenden Marsch nicht nur selber kochen, sondern auch ihre Ausrüstung auf Vordermann bringen. Zu beneiden waren sie darum nicht. "Ja, es war bisher alles wunderbar. Morgen wird hoffentlich auch alles reibungslos ablaufen. Aber nächste Nacht und den Tag darauf haben wir ein paar Überraschungen für die Jungs." Ursus grinste breit, denn er freute sich schon darauf, den Männern etwas zu tun zu geben.


    Als Cimon dann auch noch etwas zu essen brachte, war Ursus' Glück perfekt. Gut, die Köchin in der Villa Aurelia in Rom kochte besser. Aber das hier war durchaus eßbar! Ursus lobte das Essen während er aß. Dann machte er sich auch schon für die Nacht fertig. Es würde morgen ein langer Tag werden. "Sag mal, wo ist denn eigentlich Deine Schlafstelle?" Ursus hatte sich auf sein Feldbett gesetzt und jetzt fiel ihm auf, daß Cimon sich keins aufgestellt hatte.

    Es war erstaunlich, was für eine Erleichterung und Freude sein einfaches Versprechen auslöste. Ursus hatte das Gefühl, daß es noch lange dauern würde, bis der diesen Sklaven wirklich verstand. Doch zumindest hatte er das sichere Gefühl, Cimon vertrauen zu können. Nein, er würde ihn sicher nicht enttäuschen.


    Der Wunsch, den Cimon dann äußerte war irgendwie schon ungewöhnlich. Und auch wieder nicht. Ursus hob eine Augenbraue, eine Angewohnheit, die er sich in all den Jahren immer noch nicht abgewöhnt hatte. "Eigenes Rasierzeug? Nun, warum nicht? Es ist kein unbescheidener Wunsch und ist auch eigentlich Teil der Grundausstattung. Kennst Du Dich mit Klingen gut aus? Möchtest Du es selbst kaufen? Sonst schicke ich jemanden los."

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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    Der Decurio schaute unbewegt drein, auch wenn er gerne gegrinst hätte. "Solltest Du wieder in so eine Situation geraten, wirst Du daran denken, Eques!" Das war ein Befehl und am Tonfall als solcher auch durchaus erkennbar. "Für den ersten Einsatz und dann auch gleich noch als Anführer, hast Du Dich sehr gut geschlagen Eques Iulius! Abite!"






    Salve, Caelyn!


    Nun ist fast ein Jahr vergangen und ich hege die Hoffnung, daß Du Dich erholt hast und vielleicht sogar dem Leben wieder ein wenig Freude abgewinnen kannst. Ein Verlust, wie Du ihn erlitten hast, kann niemals wirklich überwunden werden. Doch frage Dich einmal, was Louan sagen würde, wenn Du Dich für den Rest Deines Lebens verkriechst und Trübsal bläst? Er würde Dich ausschimpfen, und das zu Recht!


    Noch kann ich nicht aus Mantua fort, um Dich selbst heimzuholen. Doch ich schicke Dir Cimon, der seit kurzem in meinen Diensten steht. Er soll mir hauptsächlich als Leibwächter dienen und wird wohl in Zukunft eng mit Dir zusammenarbeiten. Lernt euch kennen, freundet euch an. Laßt euch ruhig Zeit auf der Reise, denn es wird noch etwas dauern, bis ich nach Rom zurückkehren kann.


    Ich wünsche euch eine gute Reise und freue mich sehr auf unser Wiedersehen!


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    Während das Lager errichtet wurde, hatte Ursus keine Zeit, sein eigenes Zelt aufzusuchen. Er ging zu jedem einzelnen Trupp, um zuzusehen und mit den Männern ein paar Worte zu wechseln. Es war unglaublich, wie das Lager in kürzester Zeit aus dem Boden wuchs. Eine kurze Besprechung mit den Centurionen folgte, dann endlich konnte er sich zurückziehen. Cimon erwartete ihn bereits und Ursus staunte nicht schlecht, wie gemütlich sein Zelt eingerichtet war. Gerne ließ er sich aus der Rüstung helfen und sich verwöhnen. "Cimon, Du hast Dich selbst übertroffen. Wenn Du jetzt noch sagst, daß Du ein gutes Essen vorbereitet hast, dann fange ich an zu glauben, daß Du ein guter Geist bist." Sogar die Füße wusch der Sklave ihm. Und es duftete angenehm im Zelt.

    So etwas hatte Ursus wahrhaftig noch nie gehört! Ein Sklave, der sich wünschte, nicht frei zu werden! Und das, obwohl er in der Vergangenheit doch eher schlecht behandelt worden war. An solch einen Gedanken, mußte Ursus sich erst einmal gewöhnen. Und er brauchte einen Moment, um eine Antwort zu finden.


    "Vielleicht kommt irgendwann der Tag, an dem Du das anders siehst, Cimon. Aber um Dir die Sorge zu nehmen, gebe ich Dir jetzt und hier ein Versprechen: Ich werde Dich niemals gegen Deinen Willen freilassen." Das kurze Zittern von Cimons Körper war dem Aurelier nicht entgangen. So viel Angst!


    "Aber... ich werde es mir nicht nehmen lassen, Dir hin und wieder freie Zeit zu gewähren. Und auch ab und an etwas Geld zur freien Verfügung." Er lächelte den Sklaven fast schon lausbübisch an. Cimon würde gewiß schnell lernen, damit etwas anzufangen. Das lernten sie doch alle schnell.

    Zuerst schien Cimon einfach überrascht zu sein. Eine Reaktion, mit der Ursus nach all dem, was er bisher über den Sklaven wußte, durchaus gerechnet hatte. Doch dann wandelte sich der Ausdruck in Cimons Miene. Er wirkte eher, als hätte Ursus ihm eine besonders grausame Strafe in Aussicht gestellt. Dazu dieser flehende Blick. Ursus verstand nicht, was der Sklave da erflehen wollte. Er überlegte, was er genau gesagt hatte. Fand da aber nichts verletzendes. Und nun auch noch die gebeugte Haltung, der fest auf den Boden gerichtete Blick. "Was ist los, Cimon? Habe ich etwas gesagt, das Dir unangenehm ist?" Besser, er hakte gleich nach, bevor sich irgendein Mißverständnis festsetzte.

    Bei was für Menschen hatte Cimon nur bisher gelebt? Ein Sklave mußte doch kein Fußabtreter sein! Im Gegenteil war Ursus im Palast schon einigen Sklaven begegnet, die nicht weniger vornehm und gebildet waren, als so mancher Patrizier. "Nun, damit meine ich zum einen, daß ich gute Dienste sehr wohl belohne. Sei es durch Geld oder freie Tage oder irgendwelche besonderen Dinge. Und nach vielen Jahren guter Dienste ist es auch nicht ausgeschlossen, daß ich die Freiheit gewähre." Wenn derjenige die Freiheit überhaupt wollte. Ob Caelyn noch frei sein wollte? Wo sollte sie dann hin? Was sollte sie dann tun? Bisher winkte immer ein gemeinsames Leben mit ihrem Bruder, das hatte sie angetrieben. Aber nun?


    "Cimon, ich bin mir sicher, daß Du mir gut und treu dienen wirst. In der kurzen Zeit, die Du erst bei mir bist, hast Du bereits viel gelernt und Dich als zuverlässig erwiesen. Mach so weiter!" Wenn Cimon tatsächlich wo weitermachte, konnte er es noch weit bringen in seinem Leben.

    Interessiert folgte Cimon seinen Ausführungen und Ursus hoffte, daß Cimon ihn nicht mißverstand. "Bald, Cimon. Sehr bald. Aber ein paar Vorbereitungen sind dafür auf jeden Fall noch nötig. Ihr beiden seid die Sklaven, die mir am nächsten stehen. Xenon kommt allerdings nicht mit nach Rom, sondern wird wieder zu meinem Landgut zurückkehren, wo er sich schon seit Jahren bewährt hat." Eines Tages würde er den treuen Mann freilassen. Aber das war kein Thema für jetzt.


    "Auf Dich und Caelyn muß ich mich verlassen können, ihr werdet meine Stütze sein, meine zusätzlichen Arme, Augen und Ohren. Und glaube mir, ihr werdet es nicht zu bereuen haben, mir treu und gut zu dienen." Schließlich hatte er Caelyn schon auf die Freiheit vorbereiten wollen. Auf eine gemeinsame Freiheit mit Louan. Doch schon der erste Versuch der Vorbereitung hatte in einer schrecklichen Katastrophe geendet.

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    Paullus Gargonius Scato
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    Scato seufzte. Junge Leute. Die hielten Krieg für ein Abenteuer. Gut, wirklich verübeln konnte er es dem Jungen nicht. Schließlich war er nicht anders gewesen damals. "Erstmal dieses Land. So trocken, Wasser kann eine echte Kostbarkeit werden, das sollte man gar nicht glauben. Gut, Aegyptus ist da noch viel schlimmer, aber ich fands da schon übel. Obwohl es da auch schöne Gegenden gibt. Also in der Nähe der Flüsse. Wie auch immer, diese Bogenschützen sind das schlimmste, sage ich Dir. Die liegen irgendwo auf der Lauer und lassen im ungünstigsten Moment die Hölle los. Wir waren ja gar nicht so übel. Wenn es nicht gerade den Kaiser erwischt hätte, dann hätten wir die Kerle eingekocht. Irgendwann. Aber die Verluste waren übel. Wirklich übel."




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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    Der Decurio hatte seine eigene Runde heute etwas kürzer gehalten, damit er die einzelnen Berichte gleich entgegennehmen konnte, wenn die Männer zurück kamen. So war er auch bereit, den Bericht von Antoninus entgegen zu nehmen. Er erwiderte den militärischen Gruß und nickte. "Sehr schön, Eques Iulius. Dann erstatte mal Bericht." Er war schon sehr gespannt, was der Mann zu melden hatte.




    So war es gut. Ursus nickte aufmunternd, damit Cimon weiter an Sicherheit gewann. Er sollte sich niemals fürchten, ihn zu fragen, wenn er sich unsicher war oder er etwas nicht verstanden hatte. "Was es für einen Sinn macht? Es ist eine Aufgabe, die ich am liebsten selbst ausführen würde, doch da der Legat weg ist, kann ich nicht für so lange fortgehen. Ich werde hier zu dringend gebraucht. Ich könnte es schriftlich machen, doch das wäre sehr unpersönlich und würde die Person, um die es geht noch trauriger machen, als sie ohnehin schon ist."


    Ursus atmete tief durch und nickte abermals. "Es geht um Caelyn. Sie ist eine Keltin und seit einigen Jahren meine Sklavin. Sie ist - ungewöhnlich. Sehr impulsiv und manchmal auch sehr starrköpfig. Aber im Grunde ist sie ein sehr lieber Mensch. Vor kurzem ist ihr Bruder gestorben. Auf sehr tragische Weise. Noch dazu, um sie zu retten, nachdem sie in Schwierigkeiten geraten war. Das hat sie sehr mitgenommen. Ein Legionslager wäre auf keinen Fall ein guter Ort für sie gewesen nach den schrecklichen Ereignissen. Deshalb schickte ich sie zur Erholung nach Sardinien, wo wir ein Landgut haben. Hier kommst Du nun ins Spiel. Mein Tribunat ist so gut wie beendet. Es wird Zeit, daß Caelyn auch heimkehrt. Ich möchte das nicht per Brief mitteilen, sondern Dich zu ihr schicken. So könnt ihr euch auch gleich kennenlernen und ganz frei miteinander sprechen. Denn sie als meine persönliche Sklavin wird in Zukunft oft mit Dir zusammenarbeiten oder zumindest werdet ihr viel miteinander zu tun haben. Es wäre schön, wenn ihr euch vertragen würdet."

    Ein Bote der Legio I, der es offenbar sehr eilig hatte, gab eine Schriftrolle ab und eilte dann auch gleich wieder davon. Ein Wunder, daß er die richtige erwischt und abgeliefert hatte bei dieser Hetze.



    Ad
    Marcus Aurelius Corvinus
    Villa Aurelia
    Roma


    Salve, Marcus,


    mein Tribunat bei der Prima neigt sich langsam dem Ende zu. In wenigen Wochen schon werde ich zu euch nach Rom zurückkehren. Vermutlich werde ich aber schon vorher für wenigen Tage in Rom sein. Ich nehme an, Minervina befindet sich bereits auf der Reise nach Hause? Ich möchte sie unbedingt in meine Arme schließen, wenn sie heimkommt. Ich hoffe, dies wird ihr etwas bewußter machen, wie wichtig sie für ihre Familie ist und ihr vielleicht dabei helfen, aus diesem tiefen Loch der Depression herauszufinden.


    Wie geht es euch allen zuhause? Ich hoffe, alle sind gesund? Hat Avianus etwas von sich hören lassen? Oder ist er gar schon heimgekehrt? Er wollte doch kandidieren, wenn ich das recht in Erinnerung habe?


    Es gibt auch noch eine Neuigkeit. Vor kurzem habe ich hier in Mantua einen Sklaven erstanden. Sein Name ist Cimon. Er ist zumindest mütterlicherseits nubischer Abstammung. Ich gedenke, ihn als Leibwächter einzusetzen, denn er ist entsprechend ausgebildet. Da er außerdem recht gebildet ist, er kann lesen und schreiben, auf einem erstaunlich hohen Niveau rechnen und beherrscht die griechische Sprache, kann er sicherlich mit der Zeit auch für schwierigere Aufträge eingesetzt werden.


    Um seine Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit zu prüfen, werde ich ihn zu Caelyn nach Sardinien schicken, um sie heimzuholen. Ich möchte, daß sie wieder zuhause ist, wenn ich aus Mantua zurückkomme.


    Bitte grüße zuhause alle sehr herzlich von mir!


    Mögen die Götter und unsere Ahnen über unsere Familie wachen.


    Vale,


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    Post aus Rom! Das war ja mal eine willkommene Abwechslung. Ursus hatte ohnehin vorgehabt, nach Hause zu schreiben, da konnte er beides gleich zusammen erledigen. Zunächst nahm er die Einladung zur Hand, die wirklich sehr hübsch gestaltet worden war.



    Ad Titus Aurelius Ursus
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua



    Um Bestätigung wird gebeten


    Sedulus hatte dieses Fest ja schon bei ihm angekündigt. Ursus nahm einen Bogen Papyrus zur Hand und machte sich sogleich an die Antwort.



    Ad
    Germanica Calvena
    Casa Germanica
    Roma



    Salve, werte Germanica Calvena!


    Für Deine Einladung möchte ich Dir sehr herzlich danken und Dir mitteilen, daß ich sie annehme und sehr gerne an eurem Fest teilnehmen werde.


    Mögen die Götter Dir und Deiner Familie stets schützend zur Seite stehen.


    Vale,


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    Auch seiner Familie hatte er schon länger nicht mehr geschrieben, daher nahm er gleich noch einen weiteren Bogen Papyrus zur Hand, um dies endlich nachzuholen. Unwissend, daß bereits schreckliche Nachrichten an ihn unterwegs waren, begann er zu schreiben.



    Ad
    Marcus Aurelius Corvinus
    Villa Aurelia
    Roma


    Salve, Marcus,


    mein Tribunat bei der Prima neigt sich langsam dem Ende zu. In wenigen Wochen schon werde ich zu euch nach Rom zurückkehren. Vermutlich werde ich aber schon vorher für wenigen Tage in Rom sein. Ich nehme an, Minervina befindet sich bereit auf der Reise nach Hause? Ich möchte sie unbedingt in meine Arme schließen, wenn sie heimkommt. Ich hoffe, dies wird ihr etwas bewußter machen, wie wichtig sie für ihre Familie ist und ihr vielleicht dabei helfen, aus diesem tiefen Loch der Depression herauszufinden.


    Wie geht es euch allen zuhause? Ich hoffe, alle sind gesund? Hat Avianus etwas von sich hören lassen? Oder ist er gar schon heimgekehrt? Er wollte doch kandidieren, wenn ich das recht in Erinnerung habe?


    Es gibt auch noch eine Neuigkeit. Vor kurzem habe ich hier in Mantua einen Sklaven erstanden. Sein Name ist Cimon. Er ist zumindest mütterlicherseits nubischer Abstammung. Ich gedenke, ihn als Leibwächter einzusetzen, denn er ist entsprechend ausgebildet. Da er außerdem recht gebildet ist, er kann lesen und schreiben, auf einem erstaunlich hohen Niveau rechnen und beherrscht die griechische Sprache, kann er sicherlich mit der Zeit auch für schwierigere Aufträge eingesetzt werden.


    Um seine Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit zu prüfen, werde ich ihn zu Caelyn nach Sardinien schicken, um sie heimzuholen. Ich möchte, daß sie wieder zuhause ist, wenn ich aus Mantua zurückkomme.


    Bitte grüße zuhause alle sehr herzlich von mir!


    Mögen die Götter und unsere Ahnen über unsere Familie wachen.


    Vale,


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    Er versiegelte beide Schriftrollen und gab sie seinem Scriba. Er würde dafür sorgen, daß der nächste Bote, der nach Rom ritt, diese mitnahm.

    Puh, jetzt hatte er den Burschen überfordert und verwirrt. Ursus kratzte sich am Kopf und schaute Cimon nachdenklich an. Als alles so aus dem Sklaven heraussprudelte, legte er seine Hand auf dessen Arm. "Es ist ungewöhnlich, Cimon. Aber ich bin eben auch anders als mancher anderer. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß nur Vertrauen auch Vertrauen schafft. Wie sollen wir je einander vertrauen, wenn ich Dich einsperre? Du sollst in Zukunft mein Leben schützen. Ich vertraue Dir somit mein Leben an. Wieviel mehr kann man einem Menschen vertrauen? Wenn ich Dir mein Leben anvertraue, Cimon, dann kann ich Dich auch außer Haus gehen lassen. Das Risiko besteht darin, daß Du weglaufen könntest. Tust Du es, dann bist Du nicht vertrauenswürdig und ich kann froh sein, dies nicht bei anderer Gelegenheit feststellen zu müssen. Oder aber Du bist vertrauenswürdig, und davon bin ich fest überzeugt, und dann läufst Du auch nicht weg. In dem Fall wirst Du durch die Bewältigung dieser Aufgabe vieles lernen und ein noch besserer Sklave werden. Du siehst, es hat nur Vorteile für mich, wenn ich Dir vertraue und Dich mit solch einer Aufgabe betraue."


    Ob Cimon dieser Überlegung folgen konnte? Ursus war gespannt auf die Reaktion. Und hoffte, seiner Verwirrung halbwegs abgeholfen zu haben. "Und Du darfst mich immer fragen, wenn wir unter uns sind. Du sollst lernen, mich einzuschätzen und das kannst Du nur, wenn Du nachfragst, sobald Dir etwas unverständlich ist."


    Centurio Potitus Lucretius Luscus
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    Dieser Bengel trieb ihn noch in den Wahnsinn! Anstatt endlich Vernunft anzunehmen, trieb er es auf die Spitze! War der denn gar nicht kaputt zu kriegen? Wenigstens hörte sein Partner damit auf, ihn zu schonen. Unglaublich, daß dieser Artorier auch noch ein geschicktes Täuschungsmanöver hinbekam und seinem Trainingspartner einen guten Treffer beibringen konnte. Die Augenbrauen des Centurios zogen sich immer ärgerlicher zusammen.


    Endlich, endlich sackte der Bursche zusammen. Das wurde aber auch Zeit. "Ihr zwei da, helft mal!", befahl er dem nächststehenden Trainingspaar. Zusammen mit Rusticus' Partner legten sie Rusticus auf Befehl des Centurios hin vorsichtig auf sein Scutum. "Jetzt tragt ihn ins Valetudinarium. Die sollen ihn ans Bett fesseln, solange er sich schonen soll!" Für die anderen Probati wurde das heutige Training beendet. Der Centurio hatte die Schnauze voll für heute.




    Ursus nickte Avianus anerkennend zu. "Mein Vertrauen hast Du, Vetter." Dann wandte er sich an die ganze Runde. "Ich bin sicher, daß mein Vetter Avianus die Aufgabe verantwortungsvoll und zuverlässig ausfüllen wird." Es schien tatsächlich sonst niemand zu wollen. Das wunderte Ursus ein wenig, denn es war ein Amt, das mit großem Ansehen verbunden war. Und wäre er nicht so neu in der Runde, hätte er es sicherlich ohne zu Zögern angenommen. Es war gut und richtig, daß Avianus die Gelegenheit beim Schopfe packte. Hier konnte er sich beweisen.