Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Zitat

    Original von Decimus Annaeus Varus
    Nachdem ich mich noch kurz mit Fortunatus und den Betreuern getroffen hatte, das Rennen flüchtig ausgewertet hatte, machte ich mich auf den kurzen Weg in die Taberna. Dort wies ich dem Wirt an, das gleich noch eine handvoll Leute kommen würden und er das nötige dafür vorzubereiten hätte. Ich schob noch ein paar Tische zusammen, so das es auch eine angenehme Runde zu werden schien und wartete schließlich auf Ursus und seine Mitstreiter der Aurata.


    Es dauerte eine ziemliche Weile, bis Ursus sich zuerst zu der Abordnung der Aurata zum Gratulieren - und dann zum Wettbüro durchgekämpft hatte. Es herrschte ziemliche Feierstimmung unter den Angehörigen der Aurata. Und das ging Ursus nicht anders. Gut gelaunt machte er sich auf den Weg zu der Taverne, von der Varus gesprochen hatte. Hier war schon einiges los, denn viele Rennbesucher hatten sich hier schon eingefunden. Ursus konnte nur hoffen, daß Varus ihm ein lauschiges Plätzchen freigehalten hatte. Als er sah, daß Varus für eine lange Tafel gesorgt hatte, an der sich auch schon eine Menge Leute tummelten, gesellte er sich gleich dazu. "Da bin ich", grinste er den Freund an, während er sich niederließ. "Wie wäre es gleich mit einer Runde Wein? Und vielleicht auch eine kleine Stärkung? Brot, Käse, Oliven..."


    Ihre überschäumende Freude war einfach nur rührend. Ursus erwiderte die Umarmung - ganz kurz allerdings nur - und löste sich dann schnell wieder von ihr, denn das gehörte sich ganz und gar nicht, zumal sie nicht miteinander verwandt waren. Natürlich war ihm klar, daß sie in ihrer Freude einfach spontan gehandelt hatte, ohne darüber nachzudenken. Dementsprechend lächelte er. "Ich bin sicher, Du bist jedes Vertrauens wert."

    "Salve und guten Morgen", begrüßte Ursus die langsam eintrudelnden Familienmitglieder - und auch die Sklaven. Caelyns Sorge war geradezu rührend und er nickte ihr lächelnd zu. "Ja, Trautwini kommt mit. Schon weil ich dachte, die eine oder andere unserer Damen würde auch mitkommen. Aber dem scheint ja leider nicht so zu sein. - Außerdem werden wir am Stadttor von einer Gruppe Jäger erwartet. Du siehst also, für unsere Sicherheit ist ausreichend gesorgt." Und mehr als genug zu essen würden sie auch haben, da Ursus mit mehr Teilnehmern gerechnet hatte. Aber konnte man je zuviel zu essen dabei haben? Sie konnten die Reste am Ende des Tages ja verschenken. Es gab immer hungrige Menschen, die dankbar für solch eine Gabe waren.


    "Nun, mehr werden wir wohl nicht mehr, was meint ihr? Wollen wir dann los?" Er schwang sich in Rufus' Sattel. Und blickte fragend in die Runde. Er freute sich schon auf diesen Ausflug. Es würde sicher ein wunderschöner Tag werden.

    Ursus legte den Kopf leicht schief, als Modestus antwortete. Die Antwort war nicht falsch, aber nicht vollständig. Denn der eigentliche Knackpunkt fehlte hier noch. Doch direkt darauf brachte Varus diesen dann doch zur Sprache. Und so blieb ihm nur noch, annerkennend zu nicken. "Besser hätte ich das auch nicht erklären können." Dieser Sonderpunkt ging ganz klar an Varus.


    "Also, morgen sehen wir uns hier wieder, dann werde ich den zweiten Teil des Vortrages halten." Er wünschte den Anwesenden noch einen guten Heimweg, packte seine Aufzeichnungen ein und verließ dann den Raum.



    Ursus hatte Clara sehr genau beobachtet, während er gesprochen hatte. Und auch während sie sprach. Ja, er war sicher, daß sie sich ihrer Pflichten bewußt war. Daß sie ihn in jeder Form unterstützen würde, die ihr möglich war. Eine Frau wie sie konnte es noch weit bringen. So weit es einer Frau überhaupt möglich war. Nein, es war sicher kein Fehler, ihrer Bitte nachzukommen. Von ihr konnte er Informationen erhalten, die ihm sonst nicht zur Verfügung stehen würden. Also nickte er schließlich. "Dann will ich Dich gerne als Klientin annehmen, Clara. - Zu einer Abmachung gehört ein ordentlicher Händedruck, findest Du nicht auch?" Er lächelte und reichte ihr die Hand, um die ihre herzlich zu drücken.


    Sim-Off:

    Bitte noch im CP bestätigen :)

    Zitat

    Original von Tiberius Aurelius Avianus
    Avianus vernahm die leuchtenden Augen von Ursus und erwiderte neben Orestes stehend mit einem fragenden Blick. War Ursus etwa verliebt oder war die Schönheit dieser Frau wirklich so betörend? Stand da etwa die nächste Hochzeit ins Haus? :D
    Der Aurelier blickte unauffällig zu besagter Aelia Caenis. Nun konnte der junge Mann verstehen, weshalb die Augen seines Vetters so aufleuchteten. "In der Tat... ich kann verstehen, weshalb deine Augen so funkeln.", schmunzelte Avianus seinem Vetter zu. Scheinbar hatte Ursus schon Bekanntschaft mit der Dame gemacht.


    Ursus grinste breit. "Meine Augen funkeln? Ach, das liegt natürlich nur an dem Licht hier", log er, sogar ohne rot zu werden. "Es wird sich bestimmt eine Gelegenheit ergeben, sie euch beiden vorzustellen, wenn ihr möchtet." Eigentlich war er gar nicht so scharf darauf, sie seinen beiden Vettern vorzustellen. Er erinnerte sich nur zu gut daran, was sie gesagt hatte: Sie würde gewiß gleich erkennen, wenn der richtige Mann ihr begegnete. Was, wenn gerade Orestes oder Avianus dieser richtige Mann war? Es war ihm nicht richtig bewußt, doch das würde er nur sehr schwer verwinden, wenn er sie dann auch noch mit demjenigen bekannt machen würde.


    Lieber blickte er sich um, wer noch so anwesend war. Der Mann, der gerade auf den Consul zuging, war der Praetorianerpraefect. Ursus kannte ihn von jenem Wettrennen her, vor einigen Jahren. Er erblickte Sedulus und nickte ihm grüßend zu.

    Ursus nickte zu der Frage, die eine wahrhaft gute Frage war, und setzte schon dazu an, sie zu beantworten, da hatte er eine Idee. "Nun, ich gebe die Frage zunächst an die Anwesenden weiter und gebe euch damit die Möglichkeit, sich einen Bonuspunkt zu sichern. Und weise nur darauf hin, daß Tiberius zu diesem Zeitpunkt noch nicht Kaiser war." Natürlich würde er selbst antworten, falls es niemand wußte. Doch wenn jemand sich hervortun wollte, dann wollte er dem nicht im Wege stehen. Immerhin konnte dies der Punkt sein, der das Bestehen sicherte. Oder vielleicht gar eine Auszeichnung.

    Wenigstens schien sie keine grundsätzliche Abneigung gegen die Möglichkeit, Kinder zu bekommen, zu hegen. Natürlich war jede Geburt ein Risiko für die Frau. Doch Kinder waren nun einmal die Zukunft. Und was für einen Sinn machte das Leben, wenn man nicht für den Erhalt der Familie sorgte? Dafür, daß alles, was erarbeitet wurde, an die nächste Generation weitergegeben wurde? Kinder wünschte sich Ursus auf jeden Fall.


    "Kinder sollten einen Vater haben, da gebe ich Dir ganz recht." Er schmunzelte. Aus ihren Worten schimmerte eben doch durch, daß sie den Gedanken an eine eigene Familie nicht völlig aufgegeben hatte. Sein Blick wurde von der Anmut ihrer Geste, mit der sie sich das Haar zurückstrich, geradezu angezogen. Er konnte nicht verhindern, daß sein Herz ein wenig schneller klopfte. Er schluckte und hoffte, daß sie seine kurze Unsicherheit nicht bemerken würde. Deshalb sprach er auch gleich weiter. "Aber in einem bin ich anderer Meinung als Du. Kinder sind ein Geschenk der Götter. Und wenn ich mich entschließe, zu heiraten, dann entscheide ich mich damit auch für Kinder. Im Falle einer unfreiwilligen Heirat mag die Sache anders liegen. Noch mehr, wenn der Partner schon zu alt ist, um ein gesundes Kind zeugen zu können. Doch das ist wohl kaum der Normalfall. Auch schenkt ein Kind - neben all der Sorge und der Arbeit, die es verursacht - auch viel Freude. Zuviele Kinder sterben schon in jüngstem Alter. Da sollte man keinem den Weg ins Leben verwehren. Was für einen Sinn könnte unser Leben haben, wenn unsere Leistungen nicht weitergeführt würden von unseren Kindern?"


    Nun war er vor allem gespannt darauf, wie sie wohl darauf reagieren würde, daß er sich ihrer Meinung nicht einfach anschloß. Würde sie das vertragen können?


    "Die Saturnalien sind noch weit. Wer weiß, vielleicht finden wir schon vorher eine Gelegenheit, uns darüber auszutauschen. Aber spätestens zu den Saturnalien werde ich auf Dein großzügiges Angebot zurückkommen. Ich hoffe, wir können es einrichten, uns dann zu begegnen. Du hast Recht, ohne die Grenzen des Standes kommt viel eher der wahre Charakter zum Vorschein." Was für einen Charakter würde sie dann offenbaren? Nein, er hatte nicht das Gefühl, daß sie sich verstellte. Sie war im Gegenteil fast schon allzu gerade heraus.


    Das Thema Vestalin schien sich doch zu einer recht interessanten Diskussion zu entwickeln. "Was die Einschränkungen angeht, so finde ich die einer Vestalin wesentlich stärker, als die einer Ehefrau. Eine Vestalin ist weitestgehend abgeschlossen vom Rest der Welt. Sie kann keinen Einfluß nehmen, kann sich nicht wirklich frei in der Stadt bewegen, kann nur unter großen Einschränkungen mit Normalsterblichen zusammentreffen. Eine Ehefrau hat vielleicht mehr Pflichten. Und ist stark abhängig von ihrem Ehemann. Doch sie kann über ihren Ehemann - und über Freundinnen - durchaus Einfluß nehmen. Sie steht mitten im Leben, lenkt die Zukunft durch die Erziehung der Kinder, kann sich mit Freundinnen treffen, kann eigenen Interessen nachgehen und sich frei bewegen. Natürlich ist das Leben einer Vestalin eine Berufung. Eine Ehre und mit großem Ansehen verbunden. Nicht zuletzt den Göttern wohlgefällig. Doch es grundsätzlich als erstrebenswerter anzusehen, erscheint mir doch nicht ganz objektiv." Auch hier war er sehr gespannt auf ihre Reaktion. Denn nicht ganz ohne Absicht sprach er ein wenig provokant.


    Ihr Lächeln war zwar nicht sehr ausgeprägt, doch er bemerkte es dennoch. Auch wenn sie die Mundwinkel nur leicht anhob, veränderte es ihr Gesicht doch auf erstaunliche Weise. Schön war sie schon vorher gewesen. Doch das Lächeln gab ihr ein ausgesprochen sympathisches Aussehen. "Das beruhigt mich ungemein", scherzte er mit einem Seitenblick auf den Bogen und lachte. Immerhin hatte er ja schon Bekanntschaft mit einem ihrer Pfeile gemacht und legte nicht allzuviel Wert darauf, diese Bekanntschaft aufzufrischen. "Ich werde ganz sicher nahezu täglich im Domus Aeliana anzutreffen sein und eine gemeinsame Jagd klingt sehr interssant. Allerdings gibt es in der nahen Umgebung Roms nicht viel zu jagen. Dafür muß man sich schon etwas weiter ins Landesinnere begeben, wenn man es wirklich auf Wild abgesehen hat. Für einen Ausflug ist allerdings auch die nahe Umgebung Roms gut geeignet, es gibt einige herrliche Flecken." Sie wirkte zumindest nicht wie eine Frau, die sich zu fein war, um auf ein Pferd zu steigen.

    "Dein Vertrauen ehrt mich sehr, Clara. Und hoffe, Du hast recht damit." Er wußte, er war gründlich vorbereitet. Doch natürlich konnte man nie wissen, was kam. Mit etwas Glück würde er die Sache schon meister. Das erste mal war immer das schwerste, egal, was man tat. Die Erfahrung jedenfalls würde sicher noch wertvoll für ihn sein.


    "Ich bin froh, daß Du Dich in Deiner neuen Umgebung wohl fühlst. Sergia Severa kenne ich nicht. Doch Furia Stella kenne ich. Und wenn sie Dir das Haus empfohlen hat, dann kannst Du sicher sein, daß es ein gutes Haus ist." Dem Urteil von Stella würde er jederzeit vertrauen. Und so konnte er auch Clara raten, das zu tun.


    Die nächste Frage verblüffte Ursus nun so, daß er erst einmal keine Antwort wußte. Sie wollte, daß er ihr Patron wurde? Das war recht ungewöhnlich für eine Frau. Doch sie hatte natürlich Recht. Sie war allein. Ihre germanische Familie lehnte sie ab, dort konnte sie keinen Rückhalt erwarten. Die andere Frage war natürlich, was ihm dieses Patronat nutzen konnte. Einen Moment der Überlegung war das ganz sicher wert. Sie war eine kluge und sehr selbständige Frau. Und sobald sie hier in Rom richtig Fuß gefaßt hatte, würde sie sicherlich - schon durch ihre Arbeit hier in der Schola - Freunde in allen Gesellschaftsschichten haben. Eine zuverlässige Informationsquelle war sie allemal. Und treu würde sie ebenfalls sein.


    Ernst blickte er sie an. "Dies ist ein sehr wichtiger Schritt. Für uns beide. Bist Du Dir denn auch wirklich bewußt, was für Pflchten es für Dich mit sich bringt, meine Klientin zu sein?" Auch wenn er sich sicher war, daß sie sich das sehr gründlich überlegt hatte, wollte er doch sicherheitshalber nochmal nachfragen.

    Beladen mit einigen Unterlagen trat Ursus nun vor die Porta des Domus Aeliana. Und klopfte an, in der Hoffnung, der Consul wäre anwesend. Er war zwar nicht ganz zufrieden mit dem Stand seiner Ermittlungen, doch er sah ein, daß er auf die Schnelle nicht mehr erreichen konnte. Vielleicht hatte der Consul noch ein paar Ideen, wie sie an die notwendigen Informationen herankommen konnten.

    Durstig leerte Ursus zunächst den Becher. Ja, das tat wirklich gut und war mehr als nötig gewesen. "Nun, zumal es schon so lange her ist, kann ich mir das sehr gut vorstellen. Doch es muß klargestellt werden, welche Abmachungen nun tatsächlich mit dem Bauunternehmer getroffen wurden und welcher der beiden Vertragspartner seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist." Wenn die Verträge nicht aufzufinden waren, konnte dieser Statilius ihm jeden Bären aufbinden, der ihm gerade in den Sinn kam.


    "Nun, ich gehe nun erst einmal, dem Consul über den derzeitigen Stand der Dinge Bericht erstatten. Wenn Du mir bitte Nachricht zukommen lassen würdest, sobald die Unterlagen zur Verfügung stehen?"

    Ursus nahm Platz und nickte. "Ein Schluck Wasser wäre angenehm, ich bin schon eine Weile unterwegs." Das war eine ziemliche Untertreibung. Er hatte Durst wie eine Bergziege. "Nun, die Bauarbeiten schleppen sich schon über Jahre hin. Die Verträge sind ganz sicher vor Deiner Zeit hier geschlossen worden. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Du sie trotzdem heraussuchen würdest.* Soweit ich weiß, wurden sie vom damaligen Quästor Lucius Octavius Detritus ausgestellt, vielleicht hilft Dir das ja bei der Suche danach?" Dann mußt er eben erst einmal ohne das zum Consul gehen und ihm berichten, was er bisher herausgefunden hatte.



    Sim-Off:

    *Ich bin mir nicht sicher, ob je Sim-On Verträge geschlossen wurden...

    Ah, er hatte Glück. Der Procurator a memoria war anwesend. Ursus trat also auf die Aufforderung hin ein. "Salve", grüßte er den Mann und stellte fest, daß sie sich schon einmal begegnet waren. Bei diesem Sportwettbewerb damals. Aber für den Fall, daß der andere sich nicht mehr erinnerte, stellte er sich doch lieber vor. "Ich bin Titus Aurelius Ursus, derzeit amtierender Quästor Consulum. Und ich habe ein Anliegen, das mit meiner Arbeit zusammenhängt. Es geht um die Verträge, die für den Bau des Ulpianums abgeschlossen wurden. Ich würde gerne Einsicht in die Verträge nehmen." Es mußte sich doch herausfinden lassen, wie die genauen vertraglichen Vereinbarungen lauteten.

    Sim-Off:

    Jahresangaben sind auf Chr. bezogen, da ich es nicht für sinnvoll erachte, dies umzurechnen. Sim-On bitte ich darum davon auszugehen, daß die römische Zeitrechnung genommen wurde.


    Fragen schien es soweit keine zu geben, also begann Ursus nach kurzer Zeit des Abwartens mit seinem Vortrag:


    "Herkunft und Kindheit


    Der uns als Tiberius Iulius Caesar Augustus bekannte Kaiser wurde am 16. November des Jahres 42 v. Chr. als Tiberius Claudius Nero geboren. Seine Eltern waren Tiberius Claudius Nero und Livia Drusilla. Infolge der politischen Wirren floh die Familie im Jahr 41 v. Chr. nach Sizilien und Griechenland. Im Frühjahr 39 v. Chr. kehrte Tiberius nach Rom zurück und seine Mutter heiratete Octavian, den späteren Kaiser Augustus, wodurch Tiberius der Stiefsohn des Augustus wurde.


    Im zarten Alter von neun Jahren, also im Jahr 33 v. Chr., trat Tiberius zum ersten mal in der Öffentlichkeit auf, indem er die Leichenrede für seinen leiblichen Vater hielt. Zu dieser Zeit wurde er dann auch mit der damals erst eineinhalbjährigen Tochter des Agrippa, Vipsania Agrippina, verlobt. Im Alter von dreizehn Jahren, am 13. – 15. August 29 v. Chr. nahm Tiberius am Triumphzug Octavians teil. Er erhielt eine hervorragende Bildung und legte schließlich am 24.April 27 v. Chr. die Männertoga an.



    Karriere


    Die Karriere des Tiberius begann sehr früh. Bereits ab dem Jahr 26 v. Chr. nahm er als tribunus militum im Cantabrer-Feldzug des Augustus teil. Nur drei Jahre später wurde er schon als Quästor eingesetzt und war für die Getreideversorgung zuständig. Auch juristisch war Tiberius schon sehr früh tätig. So ist bekannt, dass Fannius Caepio im Jahr 22 v. Chr. auf seine Anklage hin zum Tode verurteilt wurde. Außenpolitisch trat er im Jahre 20 v. Chr. in Erscheinung, als er von Augustus damit beauftragt wurde, in Armenien Tigranes als König einzusetzen. Es gelang Tiberius sogar, die im Jahr 53 v. Chr. von Marcus Licinius Crassus in der Schlacht bei Carrhae verlorenen Feldzeichen zurückzuerlangen und nach Rom zurückzubringen. Im Jahr 19 wurde er dafür mit den ornamenta praetoria ausgezeichnet. Im Jahr 16 v. Chr. bekleidete Tiberius die Praetur. Allerdings betraute ihn Augustus mit der Verwaltung von Gallia Comata. Schon im nächsten Jahr erhielt Tiberius das Kommando im Kriegszug gegen die Germanen in den raetischen Alpen und besiegte die Vindeliker und die Raeter.


    Drusus, der Sohn des Tiberius, wurde im Jahr 14 v. Chr. geboren. Doch schon im Jahr 12, nach Agrippas Tod, wurde Tiberius von Augustus gezwungen, sich von seiner Frau Vipsania scheiden zu lassen und sich mit Iulia, der Tochter des Augustus, die zuvor mit Agrippa verheiratet gewesen war, zu verloben. Die Heirat der beiden fand im Jahr 11 v. Chr. statt. Die Ehe verlief allerdings nicht glücklich, ein gemeinsamer Sohn starb schon im frühesten Kindesalter und Tiberius überwarf sich bald mit ihr, ohne sich je wieder mit ihr zu versöhnen.


    Im Jahr 13 v. Chr. war Tiberius Consul, gemeinesam mit Publius Quinctilius Varus. Schon im nächsten Jahr fand sich Tiberius abermals als Feldherr wieder und schlug die aufständischen Pannonier nieder. Im Jahr 11 v. Chr. zog er dann gegen die Dalmater. Die Donaugrenze war somit gesichert. Tiberius erhielt für diese Feldzüge die Triumphalornamente. Schon im Jahr 10/9 v. Chr. folgte ein erneuter Feldzug gegen die Pannonier und die Daker, wofür er den Imperatorentitel erhielt. Im gleichen Jahr noch starb der jüngere Bruder des Tiberius, Nero Claudius Drusus, zu dem er an das Sterbebett in Germanien eilte. Tiberius brachte den Leichnam seines Bruders nach Rom und hielt die erste Leichenrede, offenbar noch vor Augustus.


    Nach dem Tod des Bruders übernahm Tiberius den Oberbefehl über die Rheinarmee und unterwarf im Jahr 8 v. Chr. die Germanen zwischen Rhein und Elbe. Er sorgte für die Umsiedlung von etwa 40.000 Sugambrern und Sueben an den Rhein. Auch im Jahr 7 v. Chr. war Tiberius in Germanien tätig. Im Jahr 6 v. Chr. erhielt er für fünf Jahre die tribunicia potestas. Doch schon im gleichen Jahr sah er sich gezwungen, sich nach Rhodos zurückzuziehen.


    Erst im Jahr 2 n. Chr. gestattete Augustus seine Rückkehr nach Rom, jedoch mit der Einschränkung, dass er nur als Privatmann zurückkehren dürfe. Durch den Tod der eigentlichen Thronerben Gaius und Lucius war Augustus gezwungen, Tiberius zu adoptieren. Er tat dies zeitgleich mit der Adoption des Agrippa Postumus, der ebenso wie Gaius und Lucius ein Sohn des Agrippa und der Iulia war. Tiberius adoptierte er mit der Maßgabe, dass dieser Germanicus, den Sohn des verstorbenen Drusus, an Sohnes statt annahm, obwohl Tiberius selbst einen Sohn hatte.


    Tiberius erhielt nun die tribunicia potestas für zehn Jahre. Er unterwarf in Germanien die Cannanefaten, die Attuarier und die Bructerer und drang bis zur Weser vor. Er besiegte im Jahr 5 n. Chr. die Langobarden an der Elbe, wo er mit der römischen Flotte zusammentraf. Im Jahr 6 rückte Tiberius vom Süden her gegen Marbod in Böhmen vor, während C. Sentius Sturniunus von Norden her vordrang. Doch ein Aufstand brach in Pannonien und Dalmatien aus, wodurch die Anwesenheit von Tiberius dort nötig wurde. Er schloß Frieden mit Marbod, brachte unter großen Anstrengungen eine gewaltige Armee von 15 Legionen auf. Diese Armee rang in aufreibenden Kleinkriegen im Jahr 8 zunächst die Pannonier und im Jahr 9 die Dalmater nieder.


    Im Jahr 10, nach der ungeheuren Niederlage des Varus, übernahm Tiberius das Kommando am Rhein. Im Jahr 11 überschritt er gemeinsam mit Germanicus den Rhein, doch es kam zu keinen größeren Gefechten mit den Germanen. Erst im Jahr 12 kam es wieder zu größeren Kämpfen. Im Oktober 12 feierte Tiberius seinen pannonischen Triumph. Im Jahr 13 erhielt Tiberius abermals die tribunicia potestas und das imperium proconsulare maius. Noch im Mai 14 führte Tiberius gemeinsam mit Augustus den Census durch. Er reiste nach Illyricum ab, doch zwang der unmittelbar darauf folgende Tod des Augustus ihn zur Rückkehr."


    Ursus nahm einen Schluck Wasser aus einem Becher, den er vor Beginn bereitgestellt hatte. Sein Mund war von dem vielen Reden staubtrocken. "Das wäre der erste Teil des Vortrages und für heute würde ich hier Schluß machen, sofern nicht noch Verständnisfragen bestehen."




    "Dein Vertrauen in mich ehrt mich wirklich sehr", meinte Ursus ein wenig verlegen, da sie sich so sicher schien, daß er es ordentlich machen würde. Er selbst wäre sich da gerne genauso sicher.


    "Ich finde es auch ausgesprochen schade, daß Du nicht mehr bei uns wohnst. Aber Du hast natürlich recht, wenn Du sagst, daß es irgendwie Zeit wurde. Unabhängigkeit ist ein kostbares Gut, das man auf keinen Fall unterschätzen sollte. Und ich komme Dich ganz sicher besuchen! Bei der Gens Sergia wohnst Du? Achja, ich erinnere mich einen Anschlag auf dem Markt gelesen zu haben, daß sie Räumlichkeiten vermieten. Ich lernte einmal eine Sergia Plotina kennen. Eine sehr intelligente und freundliche Frau. Wenn die anderen Familienangehörigen ähnlich nett sind, bist Du bei ihnen ausgezeichnet untergebracht." Bei der genauen Beschreibung würde er kaum Schwierigkeiten haben, das richtige Haus zu finden.

    Wie so oft in der letzten Zeit erschien Ursus am Palasttor. Mittlerweile kannte er die Soldaten, die hier Wache hielten, schon ziemlich gut. Er wußte, welche von ihnen gerne einen Schwatz hielten und welche von ihnen grimmig und abweisend waren. "Salve", grüßte er freundlich und hob schon die Arme, damit sie ihn kurz auf Waffen untersuchen konnten. "Quästor Consulum Aurelius. - Wie immer auf dem Weg zum Consul", erklärte er noch kurz.

    Ursus runzelte die Stirn. Es gefiel ihm nicht, daß der Mann seine Unterlagen nicht herausrücken wollte und sein Mißtrauen erwachte wieder. Was, wenn nachträgliche Zahlung vereinbart gewesen war? Doch tun konnte er in diesem Moment nicht viel dagegen. Vielleicht war es das beste, erst einmal dem Consul Bericht zu erstatten und mit ihm die weitere Vorgehensweise zu besprechen. "Das kann ich Dir nicht versprechen. Ich kann Dir nur versprechen, daß ich die Angelegenheit mit dem Consul besprechen werde, nachdem ich mir von den Beamten des Palastes habe den Vertrag zeigen lassen, damit ich die genauen Abmachungen erfahre. Mit ordentlichen Unterlagen in der Hand wäre ein für Dich positives Ergebnis sicher etwas leichter - und vor allem schneller - zu erreichen, aber gut, wenn Du es nicht wünschst... Ich informiere Dich über die weitere Vorgehensweise, sobald ich selbst mehr weiß." Es war der allerletzte Versuch, aus dem Mann auf friedliche Weise noch mehr heraus zu bekommen. Wenn der Consul eine genaue Buchprüfung für erforderlich hielt, würde Ursus wiederkommen. Und dann die notwendige Durchsetzungskraft besitzen, um dies auch zur Not gegen den Willen des Statilius vorzunehmen.

    Das Rennen startete und Ursus war hin und hergerissen. Sollte er zu dem Wagen halten, der die Farben der Aurata trug? Heute starteten die Wagen nicht für die Factiones, dies war schließlich kein gewöhnliches Rennen. Es waren nur die Gespanne und Wagen, die eigentlich den Factiones gehörten. Die Fahrer waren auch keineswegs die normalen Fahrer der Factiones, sondern junge Männer aus dem Volk, die ihr Talent beweisen und die Götter ehren wollten. Der goldene Wagen wurde von einem Angehörigen der Gens Decima gelenkt, wie Ursus von Meridius wußte. Ungewöhnlich, jedoch nicht ohne Ehre, wie er fand. Und es war ja auch eine Ehre, daß eines der Aurata-Gespanne zu diesem Rennen antrat. Doch der Sieg würde auch den Tod bedeuten für eines dieser edlen Tiere. Natürlich war für die Götter nichts zu gut. Aber es wäre dennoch ein herber Verlust für die Factio, denn dort unten lief ein gutes und eingespieltes Gespann.


    Eine Gruppe von Soldaten ereiferte sich ein wenig und Ursus mußte schmunzeln. Die waren mit Feuer und Flamme dabei. Und so sollte es auch eigentlich sein. Recht hatten sie! Anscheinend kannten sie den Fahrer, denn sie feuerten ihn ordentlich an. Und anscheinend waren die meisten auch Anhänger der Aurata, was die Jungs doppelt sympathisch machte.