Sim-Off:Jahresangaben sind auf Chr. bezogen, da ich es nicht für sinnvoll erachte, dies umzurechnen. Sim-On bitte ich darum davon auszugehen, daß die römische Zeitrechnung genommen wurde.
Fragen schien es soweit keine zu geben, also begann Ursus nach kurzer Zeit des Abwartens mit seinem Vortrag:
"Herkunft und Kindheit
Der uns als Tiberius Iulius Caesar Augustus bekannte Kaiser wurde am 16. November des Jahres 42 v. Chr. als Tiberius Claudius Nero geboren. Seine Eltern waren Tiberius Claudius Nero und Livia Drusilla. Infolge der politischen Wirren floh die Familie im Jahr 41 v. Chr. nach Sizilien und Griechenland. Im Frühjahr 39 v. Chr. kehrte Tiberius nach Rom zurück und seine Mutter heiratete Octavian, den späteren Kaiser Augustus, wodurch Tiberius der Stiefsohn des Augustus wurde.
Im zarten Alter von neun Jahren, also im Jahr 33 v. Chr., trat Tiberius zum ersten mal in der Öffentlichkeit auf, indem er die Leichenrede für seinen leiblichen Vater hielt. Zu dieser Zeit wurde er dann auch mit der damals erst eineinhalbjährigen Tochter des Agrippa, Vipsania Agrippina, verlobt. Im Alter von dreizehn Jahren, am 13. – 15. August 29 v. Chr. nahm Tiberius am Triumphzug Octavians teil. Er erhielt eine hervorragende Bildung und legte schließlich am 24.April 27 v. Chr. die Männertoga an.
Karriere
Die Karriere des Tiberius begann sehr früh. Bereits ab dem Jahr 26 v. Chr. nahm er als tribunus militum im Cantabrer-Feldzug des Augustus teil. Nur drei Jahre später wurde er schon als Quästor eingesetzt und war für die Getreideversorgung zuständig. Auch juristisch war Tiberius schon sehr früh tätig. So ist bekannt, dass Fannius Caepio im Jahr 22 v. Chr. auf seine Anklage hin zum Tode verurteilt wurde. Außenpolitisch trat er im Jahre 20 v. Chr. in Erscheinung, als er von Augustus damit beauftragt wurde, in Armenien Tigranes als König einzusetzen. Es gelang Tiberius sogar, die im Jahr 53 v. Chr. von Marcus Licinius Crassus in der Schlacht bei Carrhae verlorenen Feldzeichen zurückzuerlangen und nach Rom zurückzubringen. Im Jahr 19 wurde er dafür mit den ornamenta praetoria ausgezeichnet. Im Jahr 16 v. Chr. bekleidete Tiberius die Praetur. Allerdings betraute ihn Augustus mit der Verwaltung von Gallia Comata. Schon im nächsten Jahr erhielt Tiberius das Kommando im Kriegszug gegen die Germanen in den raetischen Alpen und besiegte die Vindeliker und die Raeter.
Drusus, der Sohn des Tiberius, wurde im Jahr 14 v. Chr. geboren. Doch schon im Jahr 12, nach Agrippas Tod, wurde Tiberius von Augustus gezwungen, sich von seiner Frau Vipsania scheiden zu lassen und sich mit Iulia, der Tochter des Augustus, die zuvor mit Agrippa verheiratet gewesen war, zu verloben. Die Heirat der beiden fand im Jahr 11 v. Chr. statt. Die Ehe verlief allerdings nicht glücklich, ein gemeinsamer Sohn starb schon im frühesten Kindesalter und Tiberius überwarf sich bald mit ihr, ohne sich je wieder mit ihr zu versöhnen.
Im Jahr 13 v. Chr. war Tiberius Consul, gemeinesam mit Publius Quinctilius Varus. Schon im nächsten Jahr fand sich Tiberius abermals als Feldherr wieder und schlug die aufständischen Pannonier nieder. Im Jahr 11 v. Chr. zog er dann gegen die Dalmater. Die Donaugrenze war somit gesichert. Tiberius erhielt für diese Feldzüge die Triumphalornamente. Schon im Jahr 10/9 v. Chr. folgte ein erneuter Feldzug gegen die Pannonier und die Daker, wofür er den Imperatorentitel erhielt. Im gleichen Jahr noch starb der jüngere Bruder des Tiberius, Nero Claudius Drusus, zu dem er an das Sterbebett in Germanien eilte. Tiberius brachte den Leichnam seines Bruders nach Rom und hielt die erste Leichenrede, offenbar noch vor Augustus.
Nach dem Tod des Bruders übernahm Tiberius den Oberbefehl über die Rheinarmee und unterwarf im Jahr 8 v. Chr. die Germanen zwischen Rhein und Elbe. Er sorgte für die Umsiedlung von etwa 40.000 Sugambrern und Sueben an den Rhein. Auch im Jahr 7 v. Chr. war Tiberius in Germanien tätig. Im Jahr 6 v. Chr. erhielt er für fünf Jahre die tribunicia potestas. Doch schon im gleichen Jahr sah er sich gezwungen, sich nach Rhodos zurückzuziehen.
Erst im Jahr 2 n. Chr. gestattete Augustus seine Rückkehr nach Rom, jedoch mit der Einschränkung, dass er nur als Privatmann zurückkehren dürfe. Durch den Tod der eigentlichen Thronerben Gaius und Lucius war Augustus gezwungen, Tiberius zu adoptieren. Er tat dies zeitgleich mit der Adoption des Agrippa Postumus, der ebenso wie Gaius und Lucius ein Sohn des Agrippa und der Iulia war. Tiberius adoptierte er mit der Maßgabe, dass dieser Germanicus, den Sohn des verstorbenen Drusus, an Sohnes statt annahm, obwohl Tiberius selbst einen Sohn hatte.
Tiberius erhielt nun die tribunicia potestas für zehn Jahre. Er unterwarf in Germanien die Cannanefaten, die Attuarier und die Bructerer und drang bis zur Weser vor. Er besiegte im Jahr 5 n. Chr. die Langobarden an der Elbe, wo er mit der römischen Flotte zusammentraf. Im Jahr 6 rückte Tiberius vom Süden her gegen Marbod in Böhmen vor, während C. Sentius Sturniunus von Norden her vordrang. Doch ein Aufstand brach in Pannonien und Dalmatien aus, wodurch die Anwesenheit von Tiberius dort nötig wurde. Er schloß Frieden mit Marbod, brachte unter großen Anstrengungen eine gewaltige Armee von 15 Legionen auf. Diese Armee rang in aufreibenden Kleinkriegen im Jahr 8 zunächst die Pannonier und im Jahr 9 die Dalmater nieder.
Im Jahr 10, nach der ungeheuren Niederlage des Varus, übernahm Tiberius das Kommando am Rhein. Im Jahr 11 überschritt er gemeinsam mit Germanicus den Rhein, doch es kam zu keinen größeren Gefechten mit den Germanen. Erst im Jahr 12 kam es wieder zu größeren Kämpfen. Im Oktober 12 feierte Tiberius seinen pannonischen Triumph. Im Jahr 13 erhielt Tiberius abermals die tribunicia potestas und das imperium proconsulare maius. Noch im Mai 14 führte Tiberius gemeinsam mit Augustus den Census durch. Er reiste nach Illyricum ab, doch zwang der unmittelbar darauf folgende Tod des Augustus ihn zur Rückkehr."
Ursus nahm einen Schluck Wasser aus einem Becher, den er vor Beginn bereitgestellt hatte. Sein Mund war von dem vielen Reden staubtrocken. "Das wäre der erste Teil des Vortrages und für heute würde ich hier Schluß machen, sofern nicht noch Verständnisfragen bestehen."