Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Ursus nickte und lächelte ein wenig schief, als sie darüber sprach, sich auf ein nicht schwankendes Bett zu freuen. "Ich weiß genau, was Du meinst. Ich kann Schiffsreisen auch überhaupt nichts abgewinnen. Das besonders hinterhältige dabei ist, daß die ersten ein, zwei Nächte die Betten auf dem Festland auch irgendwie zu schwanken scheinen. Bist Du sehr müde von der Reise? Dein Zimmer ist mittlerweile sicher fertig. Und das Bad auch." Zumindest ging er schwer davon aus. Schnell warf er einen fragenden Blick auf Fhionn. Die konnte dies sicher mit mehr Sicherheit sagen. "Fhionn, begleitest Du Laevina bitte und gehst ihr zur Hand?"


    Über den Scherz von Orestes lachte er herzlich. Er fand, der Vetter hatte einen feinen Sinn für Humor. "Ja, ich bin sicher, wir brauchen dann eine Sondergenehmigung. Denn Du befürchtest zu Recht ein Verkehrschaos, wenn sich alle nach ihr umdrehen. - Diejenigen, die Dich zuerst kennenlernen dürfen, werden dies bestimmt als ein Privileg betrachten", schmeichelte Ursus der schönen Cousine in scherzhafter Absicht.


    "Also, wenn Du etwas brauchst, dann sag es nur, Laevina. Du bist hier nun zuhause. Und ich bin sicher, ich spreche in Corvinus' Sinne, wenn ich Dir sage, daß Dir alles zur Verfügung steht." Eigentlich hoffte er ja, daß sie ihnen noch ein wenig Gesellschaft leistete, doch ihre Worte hatten so geklungen, als wünschte sie, sich zurückzuziehen. Natürlich ein verständlicher Wunsch nach so einer langen Reise.

    Ursus blickte Corvinus an und schüttelte den Kopf. Er hatte also die Götter vernachlässigt, weil er länger kein größeres Opfer gebracht hatte? An sie zu denken, zu ihnen zu beten, Weihrauch, Kekse und Wein, das übliche eben, daß man in den eigenen vier Wänden täglich tat, genügte also nicht? Er nahm das Schicksal aller auf die leichte Schulter? So einen Unsinn hatte Ursus wahrhaftig schon lange nicht mehr gehört! Wahrscheinlich wurde nun ihm die Schuld angelastet für die Dinge, die zuletzt geschehen waren in der Familie. Aber das würde er sich nicht ans Bein binden lassen. Er hatte damit wahrhaftig am wenigsten zu tun gehabt!


    Eine Augenbraue hob sich, doch er sprach weiterhin ruhig und überlegt. Doch sein Tonfall war deutlich abgekühlt."Ich stelle Dich vor vollendete Tatsachen? Bis zur Wahl ist es noch über ein halbes Jahr. Und hier bin ich und spreche mit Dir darüber. Das ist wohl kaum als vor vollendete Tatsachen stellen zu bezeichnen. Oder bist Du der Meinung, daß ich Deine Erlaubnis brauche? Ich bin nicht Dein Sohn, Corvinus. Ich respektiere Dich als Familienoberhaupt, ich erbat daher Deinen Rat und Deine Unterstützung, weil es mein Bestreben ist, die Familie zu stärken und einig mit der Familie zu handeln. Was ich höre, sind Vorwürfe, weil ich keine großen Opfer brachte im letzten Jahr. Etwas, was nun wirklich kein tägliches Geschehen ist und auch nicht sein sollte. Versuche nicht, mir die Schuld für das Unglück in die Schuhe zu schieben, das die Familie getroffen hat. Ich gedachte der Götter täglich, ich betete täglich und habe Wein, Kekse und Weihrauch geopfert. Und Du meinst also, daß die Götter mir deswegen so sehr zürnten, daß sie Tod und Verderben über die Familie brachten? Denke, was Du willst, aber ich weiß, daß es daran ganz sicher nicht lag. Nun, Du willst, daß ich gehe, dann gehe ich eben, auch wenn es noch ein paar durchaus wichtige Punkte gibt, die ich gerne mit Dir besprochen hätte."


    Ursus erhob sich. Er war maßlos enttäuscht, denn es hörte sich fast so an, als hätte Corvinus vor, ihm seine Unterstützung zu versagen. Soviel zu familiärem Zusammenhalt. Nun, er würde seinen Weg wie geplant weitergehen. Und sehen, wie weit es tatsächlich her war mit dem Familiengefühl des Onkels. An der Tür drehte er sich noch einmal um. Er klang einfach nur noch traurig, als er sprach. "Wie schade, daß Du mit mir nicht so sprechen kannst, wie Du mir geschrieben hast. Und wie schade, daß Du mich nicht ansiehst." Die Tür schloß sich hinter ihm. Und wie schon einmal, trieb es ihn hinaus. In die Stadt. Hier konnte er keinen klaren Kopf bekommen. Dabei war er nicht einmal wütend, wie damals. Sondern nur traurig...

    Auch Ursus kam mit seiner Arbeit gut voran, nachdem er es endlich geschafft hatte, die Gedanken an seine sturköpfige Sklavin zu verdrängen. Er hatte sich vorgenommen, die detaillierten Berichte seines Verwalters von einem ganzen Jahr nachzuarbeiten und heute war er diesem Ziel so nahe gekommen, daß es ihm fast schwer fiel, aufzuhören. Erst Louan erinnerte ihn an die fortgeschrittene Zeit. Längst hatte er das Haus verlassen und sich zum Forum aufmachen sollen, um zu hören, was es neues gab. "Was? - Achja... ja, natürlich, geh nur, Louan. Du hast gut gearbeitet, mach weiter so, dann wirst Du noch viel erreichen im Leben." Natürlich konnte man nach einem Tag noch nicht viel sagen. Es kam ja auch darauf an, wie er sich beim Lernen machte. Doch der Eifer des Jungen ließ wirklich nichts zu wünschen übrig.

    Und schon wieder nahm ein Gespräch mit Corvinus einen Verlauf, wie Ursus ihn sich wahrhaftig nicht gewünscht hatte. Mußte er einen Ton anschlagen, wie ein alter Greis gegenüber einem Knaben? Das mußte er sich mit seinen mittlerweile fünfundzwanzig Jahren wahrhaftig nicht mehr bieten lassen, nicht von einem Mann, der nur wenige Jahre älter war. Doch er zwang sich, den aufsteigenden Zorn hinunter zu schlucken und den ernsten Blick ruhig zu erwidern, ohne sich etwas von seinem unterdrückten Zorn anmerken zu lassen.


    "Nun, was meinen ursprünglichen Plan, zunächst in den Dienst der Götter einzutreten, angeht, so habe ich beschlossen, dies erst noch zu verschieben. Unsere Familie ist mittlerweile in diesem Bereich gut vertreten und auch wenn ich mich zu diesem ehrenvollen Dienst durchaus hingezogen fühle und den Göttern allerhöchsten Respekt zolle, empfinde ich den jetzigen Zeitpunkt für einen Eintritt in diesen Dienst als sehr ungünstig. Ja, ich habe sehr lange nicht mehr geopfert. In Germanien fand ich die Gelegenheiten nicht günstig. Hier in Rom bin ich zuhause. Das gilt irgendwie auch für die Tempel... Doch eigentlich finde ich, daß dies eine Sache ist, die nur mich und die Götter etwas angeht." Er sagte dies in sehr ruhigem Ton, denn es war kein Angriff, sondern einfach eine Feststellung. Er war niemandem Rechenschaft schuldig, was sein persönliches Verhältnis zu den Göttern anging.


    Nach einer kurzen Pause sprach er schließlich weiter. "Und ich habe durchaus vor, mich bis zur Wahl wieder mehr in Erinnerung zu bringen. Es ist noch ein gutes halbes Jahr bis zur Wahl, also reichlich Zeit. Noch ist mein Vigintivirat den Senatoren gut im Gedächtnis, dies will ich nutzen. Ja, ich habe sehr gründlich und sehr lange darüber nachgedacht und sorgfältig für und wider abgewägt. Und ich halte es für richtig, jetzt zu kandidieren. Und ich bitte Dich um Deine Unterstützung für diese Wahl." Nun war es an ihm, sein Gegenüber sehr ernst anzublicken.

    Zitat

    Original von Narrator
    Der Consul nickte und trank dann noch einen Schluck. So viele Unterhaltungen zu führen, machte wirklich durstig.
    "Das stimmt. Ein wichtiger Schritt und einer, den man aus ganzem Herzen tun sollte. Du hast noch einiges vor dir Aurelius Ursus und es ist schön junge Männer zu haben, die sich in der Politik verdingen wollen. Ich hoffe du denkst noch deiner Wahl so über deine Zukunft."
    Sich in leichter Unterhaltung zu üben hatte auch etwas. Schade war es nur, dass er im Moment so wenig Zeit dafür hatte.


    Es war tatsächlich sehr angenehm, sich mit dem Consul zu unterhalten. Er schien in Plauderlaune zu sein und Ursus freute sich darüber, so eine Gelegenheit zu bekommen, diesen Mann näher kennenzulernen. "Nun, im Moment kann ich Dir versichern, daß ich diesen Schritt aus ganzem Herzen tue. Niemand weiß, was die Zukunft bringt, doch ich wünsche mir, auch bei meinen weiteren Schritten mit ganzem Herzen dabei sein zu können. Ich weiß, daß dieser Weg kein leichter ist, daß er mit Enttäuschungen und vielen Mühen verbunden ist. Doch ich bin fest entschlossen, meinen Teil zu leisten." Er nahm einen weiteren tiefen Schluck aus dem Becher, dessen Inhalt allzu schnell zur Neige ging. "Darf ich so vermessen sein zu fragen, welche Aufgabe Dir zuteil geworden ist, als Du das Amt des Quästors ausgeübt hast?"

    Der Junge schien wirklich noch völlig unerfahren zu sein, was die Liebe anging. Dabei war er bereits in einem Alter, in dem die meisten Jungen ihre ersten Erfahrungen sammelte. Ursus seufzte innerlich. Ob Louan in der Beziehung seiner Schwerster wohl sehr ähnlich sein würde? Er hoffte es nicht. Auf jeden Fall hatte er mit Louan wohl auch noch einiges vor sich, obwohl der Junge schon jetzt in vielen Dingen weit verständiger wirkte, als Caelyn.


    "Ein sonderlich guter Anfang ist das ja nicht, gleich am ersten Tag die Arbeit früher beenden zu wollen. Aber da ich annehme, daß dieser Wunsch irgendwie mit Deiner starrsinnigen Schwester zu tun hat, will ich nicht so sein. Ich werde Dich in der nächsten Zeit ohnehin etwas mehr brauchen. Denn sobald ich meine Kandidatur durch habe, und ich gehe mal davon aus, daß mir dies gelingt, brauche ich Dich wie auch jeden anderen meiner Klienten auf dem Forum." So war das eben. Man zeigte, wer man war, indem man seine Klienten um sich scharte, damit sie ein Loblied auf einen sangen.

    Kurz, knapp und am Rande der Höflichkeit. Naja, es konnte ja nicht jeder Glück mit seinem Ianitor haben. Und wenigstens war dieser nicht so angeseucht, wie der des Consuls. "Salve", grüßte Ursus den Mann. "Mein Name ist Titus Aurelius Ursus und ich möchte Senator Vinicius Hungaricus sprechen, so er denn ein wenig seiner Zeit für mich zu opfern bereit ist."

    "Sie hat Dich nicht belogen. Nicht in dem Sinne. Sie meinte das sicher alles so, wie sie es Dir gesagt hat." Ihr Götter, jetzt fing er schon an, Caelyn ihrem Bruder gegenüber zu verteidigen! "Sie ist verliebt, das kann einen schon mächtig durcheinander bringen. Das erwischt Dich auch noch, warte ab." Ursus mußte sogar schmunzeln. Irgendwann erwischte es einfach jeden.


    "Es ist mir egal, wie lange es dauert. Hauptsache, sie versteht am Ende. Wenn ich versuche, es ihr zu erklären, schaltet sie sowieso ab. Sie wird es nur verstehen, wenn sie von alleine darauf kommt. Sie ist tatsächlich sehr dickköpfig. Und impulsiv. Sie denkt nie nach, bevor sie etwas tut. Und wenn es dann schiefgeht, schaltet sie einfach auf stur. Ja, ich sehe, daß sie mit ihren Gefühlen nicht klarkommt, aber ich fürchte, ich bin ganz der falsche, um ihr zu helfen. Vielleicht sollte sie mit Siv sprechen. Oder mit Fhionn. Frauen können ihr sicher viel besser helfen." Als Mann hatte man doch da im Grunde gar keine Chance.

    Bis jetzt hatte Ursus das großzügige Angebot seines Patrons, sich im Fall der Fälle auch an seinen Bruder wenden zu können, nicht genutzt. Doch jetzt standen die Wahlen vor der Tür und Ursus konnte dabei jede Unterstützung gebrauchen, die er bekommen konnte. Da konnte es nicht schaden, Vinicius Hungaricus einmal aufzusuchen und um entsprechenden Beistand zu bitten.


    Wieder hatte Ursus sich mit seinem Äußeren mächtig Mühe gegeben. So langsam gewöhnte er sich ja doch wieder an diese verflixte Toga. Aber unpraktisch war das Ding schon, das mußte man ja schon sagen.


    Nachdem er die Falten der Toga nochmal schnell gerichtet hatte, klopfte er an die Porta. Auf die Begleitung durch einen Sklaven hatte er heute verzichtet. Natürlich mußte er sich langsam auch daran gewöhnen, ständig in Begleitung herumzulaufen, doch im Moment war ihm einfach noch nicht danach.


    Ursus nahm den Becher entgegen und trank einen guten Schluck. Er war angesichts der Hitze, die momentan herrschte, recht durstig nach dem zurückgelegten Weg. Der Consul schien tatsächlich in schönen Erinnerungen an das Amt des Quästors zu schwelgen. Das war eher ungewöhnlich, die meisten mochten dieses Amt nicht so sehr, hatte es doch meistens mit unendlicher Wühlerei in der Buchführung ganzer Provinzen oder großer Verwaltungen zu tun. Eine Arbeit, die Ursus nicht schreckte, bei der er jedoch kaum solche Begeisterungsäußerungen erwartet hatte. Aber vielleicht hatten ja jene schönen Erinnerungen nur am Rande mit den Tätigkeiten eines Quästors zu tun. "Ich hoffe, ich werde eines Tages genau so freudig auf diese Amtszeit zurückblicken, wie Du es heute tust." Falls er überhaupt gewählt wurde. Doch er war zuversichtlich genug, dies anzunehmen. Und wenn nicht dieses Mal, dann beim nächsten Mal. Auf der Liste zu stehen, war jedenfalls schon mal der erste Schritt.


    "Die Wahl war mein einziges Anliegen, Consul. Die Kandidatur zu einer Wahl ist ein wichtiger Schritt. Ein Schritt, den ich auch durchaus noch einige Male zu tun gedenke." Ob er dabei so weit kam, wie der Mann, der ihm gegenüber saß, war natürlich fraglich. Doch anstreben konnte man es immerhin.


    Ad
    Legatus Legionis Marcus Vinicius Lucianus
    Legio II Germanica
    Mogontiacum
    Provincia Germania



    Salve, Vinicius Lucianus!


    Sei mir gegrüßt aus dem schönen, aber im Moment doch enorm heißen Rom, mein Patron. Die Heimreise war sehr angenehm, zumal ich sie mit Germanicus Sedulus zusammen antrat, der ja nach Beendigung seiner Amtszeit nach Rom musste, um seine res gestae zu halten. Nun sind wir schon einige Wochen wieder hier. Die Zeit vergeht wirklich wie im Fluge.


    Zu berichten gibt es nicht sehr viel. Ganz Rom scheint eine Art Hitzeschlaf zu halten. Die allgemeinen Dinge wirst Du schon wissen, zum Beispiel, dass Dein Bruder Vinicius Hungaricus als praefectus urbi abgelöst wurde von Vescularius Salinator, über den niemand so recht etwas zu wissen scheint. Schon allein das ist sehr verwunderlich, weiß doch in Rom normalerweise jeder über jeden etwas zu berichten. Auch dass der Gesundheitszustand des Kaisers weiterhin sehr schlecht sein soll, wird Dir bekannt sein. Vielleicht besser als mir.


    In Misenum wird es in Kürze ein Wagenrennen geben, das von der Classis ausgerichtet wird. Es wird zwar nur ein eher kleines Rennen, doch ein kleines Rennen ist besser als gar keines. Ich bin schon sehr gespannt, welche Factio gewinnen wird und hoffe natürlich auf die Aurata. Welcher Factio gibst Du eigentlich den Vorzug?


    Bei den in Kürze stattfindenden Wahlen werde ich wohl als Quästor kandidieren. Noch wird mein Name den Senatoren in guter Erinnerung sein und so will ich das Eisen schmieden, solange es noch heiß ist. Ich hoffe, ich kann dabei mit der Unterstützung Deines Bruders rechnen, ich werde ihn in dieser Angelegenheit in den nächsten Tagen aufsuchen.


    Wie stehen die Dinge in Germanien? Gehen die Arbeiten am Limes voran? Gibt es etwas, das ich hier für Dich tun kann?


    Ich hoffe, bald einmal von Dir zu hören.


    Mögen die Götter stets schützend an Deiner Seite stehen.


    Vale,


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    Roma, ANTE DIEM XVI KAL SEP DCCCLVIII A.U.C. (17.8.2008/105 n.Chr.)




    Ad
    Decurio Gaius Terentius Primus
    Legio II Germanica
    Mogontiacum
    Provincia Germania



    Salve, Terentius Primus!


    Dein Brief hat mich wirklich sehr gefreut und ich gratuliere Dir herzlich zur wohlverdienten Beförderung. Ja, ich habe aufgrund Deiner außergewöhnlichen Leistungen beim Legaten einen entsprechenden Vorschlag gemacht, doch glaube mir, wenn Du es nicht verdient hättest, dann wäre er diesem Vorschlag sicher nicht gefolgt. Es freut mich zu hören, dass die Männer wohlauf sind und die Truppe in guter Verfassung ist. Ich habe gerne das Kommando über euch geführt und hoffe, dass ihr weiterhin Glück mit euren Kommandanten habt.


    Ich wünsche Dir für Deinen weiteren Lebensweg alles Gute und bin sicher, der Rang des Decurio ist für einen Mann wie Dich noch nicht das Ende aller Möglichkeiten.


    Es würde mich freuen, ab und an von Dir zu hören.


    Mögen die Götter stets schützend an Deiner Seite stehen.


    Vale,


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    Roma, ANTE DIEM XVI KAL SEP DCCCLVIII A.U.C. (17.8.2008/105 n.Chr.)



    Edit:

    Sim-Off:

    Familienwertkarte

    Erstaunlicherweise mußte Ursus gar nicht lange warten. Schon erschien der Consul persönlich, was Ursus kaum zu hoffen gewagt hatte. So hatte es sich auf jeden Fall gelohnt, persönlich vorzusprechen.


    "Salve, Consul Vitorius Marcellus", grüßte Ursus höflich und deutete eine Verneigung an, bevor er sich auf den angebotenen Platz setzte. "Hab Dank dafür, daß Du mich empfängst und mir einen Teil Deiner kostbaren Zeit opferst." Das war keinesfalls selbstverständlich und so wußte Ursus diese Ehre durchaus zu schätzen.


    Mit einer beiläufigen Handbewegung ordnete er die Falten seiner Toga und antwortete dabei schon auf die Frage des Consuls. "Ja, das ist richtig. Nachdem ich bereits Erfahrungen als Vigintivir und Tribun Laticlavius habe sammeln können, möchte ich nun für das Amt des Quästors kandidieren", faßte er sein Anliegen so kurz und präzise wie möglich zusammen. Sicher hörte der Consul in diesen Tagen laufend Worte ähnlicher Art.

    Zitat

    Original von Narrator
    "Ha... ha... hatschi!!" Lautstark und flüssig nieste der Ianitor, zwar nicht in die Richtung des Anklopfenden, aber einige Tropfen konnten schon in dessen Nähe kommen. :D


    "Jaja, übliches Verfahren." Der Ianitor wischte sich den überstehenden Rotz an seiner Tunika ab. "Sag deinem Herrn, er soll mir folgen. Und auf Abstand bleiben." Dann machte er Platz, wartete bis der gnädige Herr soweit war und führte ihn ins Atrium.


    Unwillkürlich hob der Sklave den Arm, um sein Gesicht vor umherfliegenden Rotztropfen zu schützen. "Ja... ähm. Danke." Der Sklave ging zu Ursus zurück und raunte ihm die Mitteilung leise zu. Dabei behielt er den Ianitor sorgfältig im Blick.


    Eine Augenbraue hob sich, als Ursus des mehr als bedenklichen Zustandes des Ianitors angesichtig wurde. Ein so kranker Mann empfing die Besucher des Consuls? Ursus brauchte eigentlich nicht gesagt zu bekommen, daß er Abstand halten sollte. Das machte er schon ganz von allein, wer wünschte sich schon eine derartige Rüsselpest? Und so betrat der gnädige Herr das Haus und folgte dem Ianitor - mit sorgfältigem Abstand - ins Atrium. Sein Sklave folgte ihm auf dem Fuße und hielt sich dann im Hintergrund.

    Ursus atmete tief durch, als Caelyn schließlich wortlos aus dem Officium rauschte. Dieses unglaublich impulsive, starrköpfige Mädchen war wirklich zum auswachsen! Wenn er nur jemanden hätte, der mehr oder weniger neutral war und ihr einfach mal erklärte, wie die Welt geschaffen war. Sie war natürlich ein Ergebnis ihrer bisherigen Umwelt. Doch das befreite sie nicht von der Pflicht, sich um eine Änderung zu bemühen.


    Als Louan schließlich das Wort ergriff, seufzte Ursus unwillkürlich. Natürlich stand der Junge auf der Seite seiner Schwester. In gewisser Weise war das auch ganz richtig so. Geschwister sollten zusammenhalten, Familie war das wichtigste. Ursus sah das ja nicht anders und würde seine Schwester auch in Schutz nehmen und ihr beistehen. Nur aus diesem Grund ließ er sich auf eine Fortsetzung der Diskussion ein. "Louan, ich habe den Brief gelesen. Er lag am Morgen hier auf meinem Schreibtisch und Schriftstücke, die hier liegen, sind eben normal für mich bestimmt. Ich habe ihn gelesen und glaube mir, da stand nichts von einer Einsicht, daß die Beziehung keine Zukunft hätte. Da stand: Ich vermiss dich so sehr! Was kann ich nur machen, um dir wieder nahe zu sein?, da stand Wenn du mal nach Rom kommst, musst du mich unbedingt besuchen. Bitte antworte nicht auf diesen Brief, sonst kommt alles raus und dann bekomme ich nur Ärger und du vielleicht auch. Bitte vergiss mich nicht! Ich hab dich lieb! Das ist alles ziemlich eindeutig. Und ich konnte nicht zulassen, daß sie diesen Brief abschickt. Sie hätte damit nicht nur sich, sondern auch diesen Soldaten unglücklich gemacht, denn natürlich hätte er versucht, ihr zu antworten. Ihr Götter! Glaubst Du denn, ich tu Caelyn gerne weh?"

    Ursus nickte. Ja, manchmal war das Optimale eben nicht zu bekommen, dann mußte man eben sehen, daß man die Ziele auf andere Weise erreichte. Und den Schülern Bildungsmöglichkeiten zu bieten, war nun einmal das oberste Ziel der Schola.


    "Ich danke Dir und werde auf das Angebot, Fragen zu stellen, sicherlich zurückkommen. Vale, Senator Germanicus." Er nickte dem Senator nochmal grüßend zu und wandte sich dann zum Gehen. Es gab jetzt viel zu tun.

    Ja, genau aus diesem Grund hatte Ursus genau diese Arbeit für sie ausgewählt. Er wußte, daß sie es verabscheute. Aber eine Strafe mußte her, da ging nichts drumherum. Schlagen wollte er sie nicht, also ging es nur über unangenehme Tätigkeiten. Wie lange die Strafe andauerte, lag schließlich bei ihr.


    Einen solchen Wortschwall hatte er nach ihrem trotzigen Schweigen allerdings nicht erwartet. Doch er ließ ihn ohne mit der Wimper zu zucken über sich ergehen. Als er relativ sicher war, daß sie fertig war, denn sie wandte sich schon zum gehen, erwiderte er doch noch ein paar Worte. Sichtlich um einen ruhigen Ton bemüht. "Nicht Deine Gefühle sind das Problem. Sondern Deine Taten und Nichttaten. Denk darüber nach, Caelyn. Wie lange es dauert, liegt bei Dir. Komm wieder, wenn Du es verstanden hast."


    Es traf ihn ziemlich hart, daß sie glaubte, er würde sie für ein lebloses Stück Holz halten. Eigentlich dachte er, daß er sich ziemlich fair Sklaven gegenüber verhielt. Weil er sie eben nicht als Sachen betrachtete, sondern als Menschen. Er erwartete doch nur, daß sie ihre Arbeit taten und der Familie keine Schande machten. Caelyn durfte fühlen, was immer sie wollte, wer könnte schon Gefühle verbieten? Nur daß sie mit diesem Soldaten in Kontakt blieb, das ging eben nicht. Daß sie sich daran klammerte und es festzuhalten versuchte, obwohl es völlig sinnlos und hoffnungslos war. Wenn sie ihn gebeten hätte, einen Tag für sich haben zu dürfen, um mit ihren Gefühlen ins Reine zu kommen, er hätte dies ganz sicher nicht verweigert. Doch einfach der Arbeit fernzubleiben, das ging nun einmal nicht. Und ihn anlügen und Heimlichkeiten vor ihm haben, das ging ebenfalls nicht. Warum begriff sie das nicht?

    Ursus schüttelte den Kopf. "Geh, Caelyn. Sofia hat Näharbeiten für Dich. Du wirst diese solange ausführen, bis Du verstanden hast, was ich von Dir erwarte. Und warum. Du bist nicht dumm, Du wirst schon irgendwann darauf kommen." Beim Nähen konnte man viel denken. Sehr viel denken. Vielleicht würde ihr das helfen, mal zu Verstand zu kommen.


    Damit war das Thema Caelyn für Ursus vorerst erledigt und er wandte sich Louan zu. "Ja, mach da weiter, wo Du gestern aufgehört hast. Die Kiste ist noch nicht vollständig ausgeräumt. Und dann wollte ich Dir noch die Systematik in der Bibliothek erklären. Es ist sehr wichtig, daß dieses System eingehalten wird. Denn sonst finden wir bald nichts mehr wieder." Er deutete auf die Kiste, in der noch einige Unterlagen schlummerte. Louan hatte sich ja gestern gar nicht ungeschickt angestellt, heute würde er hoffentlich noch besser zurecht kommen.

    Caelyn war weder am Abend wieder aufgetaucht, noch am heutigen Morgen. Dementsprechend hatte sich Ursus von Alexandros rasieren lassen müssen, was in soweit ausgesprochen nervig gewesen war, weil er ihn nur mit allergrößter Mühe davon abhalten konnte, auch seine Haare zu schneiden und sich bei der Auswahl der Kleidung einzumischen. Zudem wollte er ihm ein Duftöl andrehen, das doch etwas arg intensive Düfte verströmte. Ursus liebte so etwas nicht, weswegen er Caelyns Gesellschaft am Morgen der dieses Alexandros doch deutlich vorzog.


    Entsprechend dieses etwas mißglückten Anfang des Tages war er auch nicht sonderlich gut gelaunt, als Louan und Caelyn nun eintraten. "Guten Morgen", grüßte er zurück, doch sein Blick blieb vor allen Dingen auf Caelyn hängen. Er erwartete natürlich eine Entschuldigung, deshalb sagte er jetzt erst einmal nichts, sondern wartete einfach ab.

    Ein wenig überrascht war Ursus schon, daß Louan nun so plötzlich nicht mehr mitwollte. Aber im Grunde war ihm das ganz recht. Es beruhigte sein eigenes Gewissen, wenn Louan sich um seine Schwester kümmerte. "Na, heute war ja ohnehin noch nicht so ganz richtig Dein Arbeitsanfang. Also geh sie suchen und tröste sie." Er wollte schon weiteres dazu setzen. Aber dann ließ er es. Es war schon ganz gut so. Louan zum anlehnen und Ursus zum Kopf zurechtrücken. Daß sie ihn vermutlich dafür hassen würde, nun, damit würde er leben können.


    "Wir sehen uns dann morgen früh." Ursus nickte Louan noch einmal zu, dann verließ er das Officium und begab sich in die Stadt...

    Nein, er hatte es nicht verstanden. Zumindest nicht vollständig. Aber vielleicht würde er das noch. Eines Tages. Denn wenn alles so lief, wie Ursus sich das vorstellte, würde auch Louan irgendwann für andere Menschen verantwortlich sein. Dann würde er verstehen. "Ich bezweifle ja nicht, daß sie Gefühle hat. Doch sie hat auch Pflichten. Wenn sie sich nur von ihren Gefühlen beherrschen läßt, wird weiterhin alles schiefgehen. Wäre ich so gefühllos, wie Du tust, würde ich sie jetzt suchen lassen, um ihr deutlich zu zeigen, was ihre Pflichten sind. Und sei Dir gewiß, sie würde auch gefunden werden. Wenn jemand in diesem Haus wirklich alle Schlupfwinkel findet, dann bin ich das. Ich bin hier aufgewachsen, verstehst Du?"


    Er seufzte und zupfte hier und da noch ein paar Falten zurecht, bis er vollständig zufrieden war. "Weißt Du, ich bin sicher, daß sie es nicht weiß. Daß sie nicht weiß, daß sie einen Fehler gemacht hat. Manchmal scheint sie die Welt durch eine Art Nebel zu betrachten. Sie begreift nicht, daß es Regeln gibt, an die sich alle halten müssen. Daß es eben verschiedene Gesellschaftsschichten gibt. Ihr so sehr geliebter Soldat ist sogar erst Probatus gewesen. Weißt Du, was das heißt? Geschlagene 20 Jahre nicht heiraten heißt das. Besser, es ist jetzt sofort mit einem scharfen Schnitt vorbei, der ihr jetzt kurzzeitig sehr weh tut, als wenn sie sich 20 Jahre lang verzehrt nach jemandem, der sie dann sowieso nicht heiraten wird, weil sie die nötigen Vorraussetzungen sowieso nicht erfüllt. Ja, da bin ich doch gerne der Böse, der ihr jetzt schreckliches antut. Vielleicht hat sie dann eine Chance, jemanden zu finden, der zu ihr paßt und mit dem es eine Zukunft geben kann. Verstehst Du? Zuspruch wird sie von mir nicht bekommen, ich kann sie bei diesem Unsinn nicht noch bestärken. Den wirst Du ihr geben müssen."