Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Na, so ganz so groß schien die Freude ja nicht zu sein. Ursus musterte den Nubier kopfschüttelnd. Wenigstens eilten nun endlich Sklaven herbei, um die Pferde abzuladen und zu versorgen. Die Hand an der Wange zeigte schon deutlich, was mit Leone los war. Auch wenn das keine Entschuldigung für unhöfliches Verhalten war, so war es doch wenigstens ein Grund, ein verständlicher noch dazu. Zahnschmerzen konnten einem das Leben schon schwer machen. "Hast Du Zahnweh, Leone? Da ist Wärme aber nicht gut, das solltest Du eher kühlen. Und noch besser ist es, wenn Du den kranken Zahn ziehen läßt." Es gab doch immer jemanden im Haus, der sich mit so etwas auskannte. Leone mußte nur etwas sagen.


    Ursus betrat nun die Villa und atmete tief durch. Endlich wieder daheim. So gut es ihm in Germanien auch gefallen hatte und so kurzweilig die Reise dank der Gesellschaft von Sedulus gewesen war, so war es doch ein gutes Gefühl, wieder zuhause zu sein.

    Nanu? Die Tür wurde nur einen Spalt breit geöffnet, die Frage klang mürrisch und abweisend. Hier war ganz offensichtlich einiges nicht in Ordnung. "Salve, Leone. He, Du kennst wohl keine Leute mehr...", beschwerte sich der Sklave - völlig zu recht. Doch da wurde er schon von Ursus beiseite geschoben.


    "Na, was ist das denn für eine Art, mit Besuchern zu sprechen, Leone? Kein Gruß, kein richtiger Blick, mit wem Du es eigentlich zu tun hast?", fragte Ursus erstaunt, denn normalerweise war der Nubier doch von ausgesuchter Höflichkeit. "Ich hoffe doch wohl, Du hast nicht vor, mich vor der Tür stehen zu lassen." Das war keine Frage, sondern fast schon so etwas wie eine Rüge, dem Tonfall nach zu urteilen. Ursus hatte im letzten Jahr durchaus gelernt, seiner Stimme einen gewissen Nachdruck zu verleihen. Das Militär war eben doch für die eine oder andere Erfahrung gut.

    Ursus blickte Sedulus erstaunt an. "Gerade wenn sie Senatoren sind, sollten sie wissen, wie wichtig es ist, Familienmitglieder auf dem Weg in den Senat zu unterstützen. Es ist doch auch in ihrem Interesse, den Einfluß der Familie zu mehren." Wenigstens das klappte bei den Aureliern, auch wenn es die einen oder anderen privaten Differenzen gab. Nach außen hin unterstützten sie sich gegenseitig, so gut es eben ging.


    "Na, wenn sie schlafen würde, würde es ja vorwärts gehen", lachte Ursus auf die letzte Bemerkung hin. "Ich fürchte, sie nehmen ihre Arbeit heute allzu ernst und sind allzu gründlich." Doch es ging durchaus weiter. Eben nur langsam. Unaufhaltsam näherten sie sich dem Tor.

    "Die Kehle trocken und die Hände feucht. So ging es mir letztes Jahr auch. Ja, ich gehe danach gerne einen mit Dir trinken. Du wirst Deine Sache sicher gut machen. Und außer mir werden sicher Deine Verwandten noch da sein und dafür sorgen, daß die Leute Dir keine Schwierigkeiten machen." Es war nicht leicht, dort zu stehen und zu reden. Doch auch Sedulus mußte das ja schon mal gemacht haben. Er würde es ganz sicher auch dieses mal gut hinbekommen.


    Sie kamen dem Stadttor immer näher. Und umso langsamer ging es vorwärts, da ja alle durch dieses Nadelöhr durch mußten. Sie hatten offenbar eine ungünstige Zeit erwischt für ihre Ankunft in Rom.

    "Aber doch nicht mehr heute!" Dafür war es doch wirklich schon zu spät. "Zumal ich gerne zuhören würde. Ich nehme an, daß Du dann morgen auf der Rostra sprechen wirst? Ich werde sicher morgen so ziemlich den ganzen Tag auf dem Forum verbringen. Meinen Beifall hast Du also schon mal sicher." Er erinnerte sich gut daran, wie er vor etwas über einem Jahr ebenfalls dort gestanden hatte. Zum Glück hatte niemand irgendwelche Fragen gestellt. Er war so nervös gewesen, daß er schon Angst gehabt hatte, daß er kein Wort herausbringen würde. Doch dann war es doch erstaunlich gut gegangen.

    Ursus grinste breit vor lauter Vorfreude als er antwortet: "Nun, ich werde natürlich gleich nach Hause reiten, ich sehne mich danach, meine Schwester und den Rest der Familie in die Arme zu schließen. Und während mir ein Bad bereitet wird, werde ich wohl eine Kleinigkeit essen und mir erzählen lassen, was ich alles verpaßt habe. In Briefen wird einem ja nie alles erzählt." Immerhin hatten sie seit Tagen keine Gelegenheit für ein richtiges Bad gehabt, da hatte das schon eine ziemlich hohe Priorität. Und nicht nur die Sauberkeit ersehnte Ursus, sondern auch eine gute Massage. "Und wie ist das mit Dir? Was wirst Du als erstes tun?"

    Es war einfach herrlich, wieder in Rom zu sein! Die vielen Menschen aus allen möglichen Ländern, der Lärm, das fröhliche oder auch einfach nur lebhafte Treiben in den Straßen. Nunja, der Gestank, der stellenweise doch recht übel war, kam Ursus ärger vor als früher. Und doch konnte selbst dieser seine Freude über die Heimkehr nach Rom nicht trüben. Der Tag neigte sich schon dem Ende zu, als die Reisegruppe endlich vor der Villa anhielt. Einer der Begleiter eilte zur Porta, um anzuklopfen, während Ursus sich gemächlich aus dem Sattel gleiten ließ und erst einmal etwas vom Reisestaub von sich abklopfte. Dann trat er gemächlich auf die Tür zu, von der er annahm, daß sie sich jeden Augenblick öffnen würde.


    Ein wenig flau im Magen war ihm ja schon. Was war in der Zwischenzeit wohl alles geschehen? Seit der Brief von Corvinus Rom verlassen hatte, war viel Zeit vergangen. Fhionn war sicherlich inzwischen tot. Ein Verlust, der unnötig gewesen war. So unglaublich unnötig. Ursus fragte sich, wie die anderen Sklaven mit dieser Situation umgehen mochten. War das Verhältnis zwischen den Bediensteten und der Familie nun so getrübt, daß sie das Vertrauen zueinander verloren hatten? Er hoffte nicht. Bisher war er stolz darauf gewesen, daß die Aurelier ihre Leute anständig behandelten und sich auf sie verlassen konnten. Auch wenn jeder von ihnen ein wenig merkwürdig war und seine kuriosen Eigenheiten hatte, waren sie doch immer verläßlich und in gewisser Weise Teil der Familie gewesen. Wie mochte das jetzt wohl aussehen?

    Das Hochgebirge hatten sie endlich hinter sich gelassen. Italia hatte sie wieder! Die Wärme nach den kalten Winden in den Alpen war die reinste Wohltat. Und auch das Essen in den Herbergen war bereits viel besser, als sie es zuletzt in den germanischen erlebt hatten. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, daß die Speisefolge hier vertrauter, römischer war. Die Vorfreude auf Rom wuchs mit jedem Tag, den die Reise andauerte.


    Und endlich. Endlich lag die Stadt vor ihnen. "Ach, ist das nicht ein herrlicher Anblick!", sagte Ursus mit hörbarer Begeisterung in seiner Stimme und blickte zu Sedulus herüber. Dann hielten sie weiter auf die Stadt zu. Die Straße war sehr belebt, Unzählige Menschen strebten sowohl in die Stadt, als auch aus ihr heraus und so kamen sie nun leider etwas langsamer voran, obwohl ihnen oftmals Platz gemacht wurde.

    Sie waren an diesem Morgen sehr früh aufgebrochen, da sie eine ziemliche Strecke zu reiten hatten, wenn sie in einem ordentlichen Gasthof übernachten wollten. Heute würden sie die höchsten Pässe überqueren. Und die nächste Nacht mit etwas Glück bereits in Italia verbringen. Ursus wurde langsam ein wenig unruhig. Er wußte ja nicht, was ihn zuhause erwarten würde. Wenn es wirklich dazu gekommen war, daß Fhionn hingerichtet worden war, dann würde die Stimmung in der Villa sicherlich sehr bedrückend sein.


    Nun, die Reise würde nicht schneller zuende sein, wenn er darüber sinnlos nachgrübelte. Also schob er die Gedanken daran entschlossen beiseite und plauderte lieber noch ein wenig mit Sedulus. Das Gebirge war atemberaubend schön und es war auch eine gute Beschäftigung, sich gegenseitig auf besonders schöne Ausblicke aufmerksam zu machen.


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    Natürlich erwiderte Ursus den Salut, immerhin war er offiziell noch Tribun. Doch dann ritt er mit Sedulus zügig weiter. Nur an der Stelle, wo sich die Patrouille von ihnen trennen wollte, hielten sie nochmal an. "Nun, dann wünsche ich Dir für die Zukunft alles Gute, Duplicarius Terentius." Er lenkte sein Pferd geschickt neben das von Primus und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. "Du wirst Deinen Weg machen, Duplicarius, davon bin ich überzeugt. Sollte es Dich je nach Rom verschlagen, so komm mich besuchen, ich würde mich darüber sehr freuen." Er nickte dem Terentier nochmal zu und wandte sich auch noch einmal an die Männer. "Ihr seid eine hervorragende Truppe und ich bin sehr stolz auf euch. Dient meinem Nachfolger so treu und gut, wie ihr mir gedient habt. Ich wünsche euch allen alles Gute für die Zukunft. Mögen die Götter stets an eurer Seite sein. Valete!" Mit diesem Abschiedswort lenkte er sein Pferd wieder an die Spitze der Reisegruppe. Und weiter ging es, Rom entgegen.

    Dank der gut ausgebauten Straße und des prachtvollen Wetters kamen sie zügig voran. Natürlich war es auch ein erheblicher Vorteil, da sie sich nicht mit einem Karren belastet hatten. Und so erreichten sie bald schon das Alpenvorland, von wo aus sie sich langsam in immer größere Höhen hinaufarbeiteten. In dieser Jahreszeit war zum Glück nicht mit irgendwelchen Problemen auf den Pässen zu rechnen, doch kühl war es dort oben auch jetzt im Sommer noch.


    Zusammen mit Germanicus Sedulus zu reisen, stellte sich als ausgesprochen kurzweilig heraus. So konnten sie sich unterhalten, Erfahrungen austauschen und natürlich schon mal über das sprechen, was sie wohl in Rom erwartete. Über den regen Gesprächen verging die Zeit wie im Fluge.

    Na, endlich nahm sich auch der Tribun Terentius einen Becher. Lächelnd prostete Ursus ihm nochmals zu, dann wandte er sich Crispus zu. "Salve, Primus Pilus. Nun, Du warst in einem Gespräch, da sei Dir das verziehen", sagte er großzügig und prostete auch dem Petronier zu. "Nimm Dir zu trinken und genieß die Feier." Dann ging Ursus weiter, denn einer der Decurionen winkte ihn zu sich. Nun, natürlich wollte er sich von seinen Offizieren auch verabschieden und so folgte Ursus dem Wink, nachdem er sich bei der bisherigen Gesprächsgruppe entschuldigt hatte.


    Sim-Off:

    So, Kinders, ich ziehe mich damit hier mal raus. Feiert noch schön ohne mich weiter. Ihr seid eine echt tolle Truppe, es hat viel Spaß gemacht, mit euch zu simmen!

    Es war ein ziemlich großer Trupp, der sich nun auf das Stadttor zubewegte. Zum einen die Turma II, die ja eigentlich einen Patrouillenritt vorhatte und dann die Reisegruppe nach Rom mit ihrem Begleitschutz. "Salve", grüßte Ursus die Männer am Tor und nickte ihnen zu. Mit Schwierigkeiten rechnete er an dieser Stelle nicht. Die Männer sollten ihn mittlerweile kennen und dazu wollten sie ja raus und nicht rein.

    Ursus lachte. Wach genug, um auf den Scherz einzusteigen, war Sedulus jedenfalls. "Na, dann wollen wir den Aufbruch nicht auf die lange Bank schieben." Er guckte noch kurz, ob Sedulus wirklich soweit war und gab dann das Zeichen zum Aufbruch. Und schon bewegte sich der recht ansehnliche Zug auf das Stadttor von Mogontiacum zu, das vermutlich gerade erst geöffnet worden war.

    "Salve, Quästor", grüßte auch Ursus und grinste leicht in sich hinein, da Sedulus noch ein klein wenig verschlafen wirkte. Kein Wunder um diese frühe Zeit, und auch Ursus war es nicht leicht gefallen, aufzustehen. Doch dieser Anblick half irgendwie, sich selbst wacher zu fühlen. "Die Patrouille der Secunda gibt uns noch bis zum Stadttor das Ehrengeleit. Ich weiß nur nicht, ob sie es tun, weil sie uns so mögen oder weil sie fürchten, wir könnten uns verirren und würden dann doch noch länger bleiben", scherzte er und zwinkerte Primus und Sedulus zu. Ja, irgendwie war er bester Laune. Sie hatten ideales Reisewetter und es ging nach Rom!

    Ursus nickte ernst. "Ja, ich nehme viele wertvolle Erfahrungen von hier mit und ich bin davon überzeugt, daß sie mir noch sehr nützlich sein werden. Nicht zuletzt habe ich dies Dir zu verdanken, denn Du hast mir in meiner Anfangszeit hier sehr geholfen. Auf Dich, Tribun." Er hob seinen Becher, um auf Alienus zu trinken. Das Fest wurde mittlerweile durchaus ausgelassen, was Ursus erfreut zur Kenntnis nahm. An einem Abend wie diesem mußte so etwas ja auch mal drin sein, solange es niemand allzu sehr übertrieb.

    So etwas hörte man natürlich immer gerne. "Nun, ich muß zugeben, daß es mir ebenfalls schwer fällt, mich zu verabschieden. Die Arbeit hier hat mir wirklich Freude bereitet. Doch auf einer Stelle stehenzubleiben ist auch nicht meine Art und ich muß nach Rom zurück, um einen weiteren Weg zu gehen. Aber wer weiß, vielleicht verschlägt es mich eines Tages wieder hierher." Als was auch immer.

    Ein junger Legionär war es, der im Auftrag des am Morgen davongerittenen Tribuns ein Päckchen an der Unterkunft des Centurio Artorius abgab. Natürlich war der Centurio zur Zeit mit der Grundausbildung der Probati beschäftigt, doch der Scriba konnte dies natürlich ebensogut annehmen.


    Dem Päckchen war eine Schriftrolle beigefügt.



    Salve, Centurio Raetinus!


    Natürlich konnte ich es mir nicht nehmen lassen, Dir ebenfalls eine Kleinigkeit zu besorgen. Zum einen findest zu ein Paket Datteln vor, die ja hier nicht ganz so leicht zu bekommen sind. Mögen sie Dir wohl munden. Und dann habe ich mir erlaubt, Dir eine Fibel für Deinen Mantel zu kaufen, ich hoffe, sie gefällt. Denn mir fiel unlängst auf, daß die Deine schon recht mitgenommen aussieht.


    Ich hoffe, bald einmal von Dir zu hören. Mögen die Götter ihre Hände schützend über Dich halten.


    Vale,


    [Blockierte Grafik: http://img263.imageshack.us/img263/7694/tauunterschriftsn3.gif]


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    Wi-Sim