Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    "Hin und wieder kaufe ich ihm eine Kleinigkeit ab. Nicht wegen der Dinge, aber wegen der wirklich unterhaltsamen Geschichten. Ich finde, das ist die eine oder andere Münze wert. Die Sachen verschenke ich dann anschließend an die Kinder, die immer mit großen Augen an seinen Lippen hängen und jedes Wort glauben." Eine Investition, die sich in jeder Beziehung lohnte. Der Händler hatte seine Augen und Ohren überall, so daß man von ihm auch so manches interessante Gerücht hören konnte. Und die Kinder? Irgendwann wurden sie erwachsen und dann war es nicht das schlechteste, wenn sie sich an ihn in positivem Sinne erinnerten.


    Von dem Ball ahnte er natürlich nichts. Woher auch? Daher ging er ganz entspannt und nicht viel weniger neugierig als Varus weiter. Bei dem Ägypter blieben sie dann stehen. Mit weit ausholenden Gesten erzählte er gerade eine Geschichte von einem Seefahrer, der gegen ein furchtbares Seeungeheuer kämpfte. Von eben jenem Ungeheuer sollte der mit goldenen Zeichen verzierte Zahn stammen, den er in der einen Hand hielt. Es war schon ein gewaltiger Zahn. Von einem Elefanten vielleicht? Oder einem Nilpferd? Am ehesten wohl von einem Krokodil. Die Zuhörer jedenfalls, vor allem die Kinder, staunten schwer beeindruckt, als der Händler nun erzählte, wie der Held es schaffte, das arme Ungeheuer um seinen kostbaren Zahn zu bringen.

    Die sichtliche Freude, die Varus offen zeigte, machte Ursus richtig Spaß. Schon lange hatte er keinen so angenehmen Marktbesuch mehr gemacht. Meistens hatte er dafür nur wenig Zeit. Doch heute drängte nichts, daher konnte er es so richtig genießen. Als Varus ihn anwies, einen Moment zu warten, betrachtete Ursus einfach solange die Auslage des Töpferstandes, an dem sie gerade vorbeigeschlendert waren. Nicht, daß er davon etwas kaufen wollte, dafür waren die Waren doch ein wenig zu rustikal, doch irgendwie mußte er ja die Wartezeit totschlagen.


    Schließlich kam Varus zurück, mit einer guten Handvoll Trauben. "Oh, danke." Ursus nahm sich ein paar von den Trauben und ließ sie sich schmecken, während sie gemütlich weitergingen. "Schau, da vorne, das ist ein ägyptischer Händler, der immer allerlie kurioses Zeug anbietet. Zu jedem Ding kann er Dir eine unglaubliche Geschichte erzählen. - Nur glauben solltest Du sie nicht. Doch es macht Spaß, ihm zuzuhören und die Sachen anzuschauen. Manchmal würde ich gerne wissen, was das wirklich für Dinge sind." Er lachte und zeigte in die Richtung, in der ein bunt geschmückter Stand zu sehen war.

    Ursus wunderte sich nicht wenig über das geradezu abweisende Verhalten des Octaviers. Nach einem kurzen Gruß wandte er sich gleich wieder ab und dem ohnehin sehr einsilbigen Verus zu. Eigenartig, Ursus konnte sich nicht erinnern, mit den Octaviern irgendwelchen Ärger zu haben. Im Gegenteil, war er doch mit Marsus sehr gut bekannt.


    Na, vielleicht gab es andere Gründe für sein Verhalten, also lächelte er freundlich. "Sehr erfreut, Dich kennenzulernen, Octavius Cato." Verus kannte er ja schon, also nickte er ihm grüßend zu. Dann erwiderte er den Händedruck von Mattiacus sehr herzlich. "Schön, Dich wiederzusehen, Mattiacus. Und ja, die Casa gefällt mir auch sehr gut. Ihr habt es wirklich schön hier." Dann überließ er den Freund Prisca, die ihn ebenfalls sehr herzlich begrüßte.


    "Rotwein aus Deiner Heimat nehme ich sehr gerne", nahm Ursus das Angebot des Hausherrn dankend an und beantwortete dann seine Frage. "Sophus befindet sich immer noch auf Reisen, mit ihm können wir heute kaum rechnen. Doch wie ich sehe, trifft Corvinus gerade ein." Damit war die Delegation der Gens Aurelia wohl vollständig eingetroffen.


    Natürlich nickte Ursus seinem Verwandten grüßend zu, auch wenn dieser ihn vollständig ignorierte. Man konnte eben nicht alles haben. Hauptsache, es fiel niemandem auf.

    Noch während Ursus mit Caelyn sprach, fiel sein Blick auf Sertorio, der sich erstaunlich unauffällig im Hintergrund hielt. Doch er schien keine dringende Botschaft zu haben, so daß Ursus sich beruhigt den beiden Gästen widmete.


    "Ja, richtig. Enschuldige. Dein Vater, wenn ich das recht in Erinnerung habe? Laß mich Dir noch einmal persönlich mein herzliches Beileid aussprechen. Ich weiß noch gut, wie ich mich gefühlt habe, als ich die Nachricht vom Tod meines Vaters erhielt." Jetzt erinnerte er sich auch, woher er den Namen Iulius Labeo kannte. Er hatte den Mann angeschrieben wegen des Erbes.


    Und Verus? Die Verwandtschaftsverhältnisse hatte Ursus jetzt nicht ganz im Kopf, aber es ging bei ihm sicherlich um den Sohn von Senator Decimus. Auch ein Fall, den er bearbeitet hatte. Soviel Tod überall.


    Besser, jetzt an etwas anderes zu denken. Sonst würden sie noch in dumpfe Trauer verfallen, hier.


    "Mit der Flotte hatte ich bis jetzt noch gar nichts zu tun", griff er daher das andere Thema schnell wieder auf. "Und mit Schiffen habe ich es auch nicht ganz so innig, muß ich zugeben. Obwohl mir zumindest bisher noch nicht schlecht geworden ist, wenn ich auf Schiffen war." Er grinste ein wenig verlegen und zuckte die Schultern. "Wer weiß, vielleicht entdecke ich doch noch eines Tages meine Liebe zur Seefahrt."


    Caelyn erschien mit dem Essen und Ursus machte eine einladende Geste. "Bitte, greift doch zu."


    [SIZE=7]Edit: Hatte Caelyns Post noch nicht gesehen[/SIZE]

    Sim-Off:

    Man, ich fühle mich in meine Kindheit versetzt mit Seifenkistenrennen und Rennen mit dem alten Bollerwagen meines Opas :D8)


    Ursus lachte. "Eine sicherlich wahre, aber doch auch sehr extreme Ansicht. Natürliche Auslese hat wirklich etwas für sich, doch manchmal habe ich das Gefühl, daß die Auswahlkriterien nicht immer die richtigen sind." Zu gerne wäre er bei einem solchen Rennen mal dabei gewesen. Lucanus mußte eine schöne Kindheit gehabt haben, trotz der Armut, in der er aufgewachsen war.


    "Also, ich gehöre der Aurata an. Doch es gibt bei uns in der Gens keine Verpflichtung, sich dieser factio anzuschließen. Allerdings kenne ich keinen Aurelier, der einer anderen factio angehört." Er lachte. Irgendwie war ihm nie etwas anderes in den Sinn gekommen als die Aurata. Von Kindesbeinen an hatte er nie einer anderen factio zugejubelt.


    "Im Moment sind wir zugegebenermaßen nicht allzu stark. Aber das werden wir noch werden, wir sind fest entschlossen. - Du hast ja jetzt beim Wagenrennen die beste Gelegenheit, Dir einen Favoriten zu suchen. Aber bitte nicht die Venata, das sind unsere erklärten Erzfeinde und das wäre doch wirklich schade, wenn wir uns im circus anfeinden müßten." Er grinste breit, denn natürlich meinte er das nicht ganz ernst. Sportliche Konkurrenz war nichts, was eine Freundschaft gefährden sollte.


    Es war in der Tat sehr angenehm draußen. Die Luft war zwar kühl, aber nicht so, daß er frieren würde. Ursus atmete tief durch. Es roch nach Frühling. Fand er zumindest. - Hm. Oder... Ein brenzliger Frühling - irgendwie. "Brennt da irgendwas?" Die Urangst eines jeden Römers: Feuer.

    Ursus warf einen fragenden Blick auf Verus, doch der schien dazu im Moment keine eigene Meinung zu besitzen. Also faßte Ursus mal keine Äußerung als Zustimmung auf (:P)


    Als Caelyn ihm den Beutel reichte, kontrollierte er erst den Inhalt, dann gab er den Beutel an Labeo weiter. Natürlich war er sicher, daß die Summe stimmte. Er wollte vor allem Caelyn damit demonstrieren, daß er ihr nicht mehr vertraute.


    "Bring uns Brot, Käse, Oliven, Obst und noch etwas Wein. Und anschließend ziehst Du Dich um, Du siehst ja furchtbar aus. Wenn Du Dich wieder hergerichtet hast, kommst Du zurück, um uns zu bedienen." Die Anweisungen gab er in kühlem Tonfall. Noch immer wußte er nicht so genau, wie er sie für die Tat bestrafen sollte. Was würde denn wirken bei einem so abgebrühten Geschöpf? Reiner Vertrauensentzug beeindruckte sie vermutlich wenig.


    "Machen wir es uns derweil bequem", sagte Ursus zu den beiden Männern und setzte sich auf eine der Bänke. "Ihr seid bei der Armee? Darf ich fragen, welcher Einheit ihr angehört?"


    Sim-Off:

    Wi-Sim :)

    Was für ein rasantes Rennen! Immer wieder riß es Ursus vom Sitz. Er sprang auf und brüllte mit den anderen Zuschauern um die Wette, um seine factio anzufeuern. Ja, das war ein Wagenrennen, wie es sein sollte! Die Stimmung brodelte, während die Pferde alles gaben und die Lenker durch geschickte Manöver versuchten, die anderen auszustechen.


    Verdammte Blaue, die sich unbestritten an der Spitze hielten! Fast ein wenig trotzig stimmte Ursus in die Schlachtgesänge der Aurata mit ein:


    VENETA IHR KÖNNT NACH HAUSE GEHEN!!!


    AURATA VOR!!! AURATA AURATA!!!


    AURATA VICTRIX!


    AURATA! AURATA! AURATA!



    Aaahhhh, Quintus Arius fiel zurück! Dabei hatte er gerade so vielversprechend an Boden gewonnen. Doch dafür schob sich Helios weiter vor. Konnte er es schaffen, sich an die Spitze zu setzen? Noch waren zwei Wagen vor ihm...

    Sim-Off:

    Ups. Naja, zu spät... Beim nächsten mal :)


    Ursus deutete eine Verneigung an. "Wir danken für die freundliche Einladung, Senator Decimus. Und ich sehe, es ist schon ziemlich was los hier. - Ich muß leider zugeben, daß ich die meisten der Anwesenden nicht einmal kenne. Doch das wird sich im Laufe dieses Abends sicherlich ändern." Er lächelte und blickte sich um. Mattiacus sah herüber und Ursus nickte ihm schon mal grüßend zu.


    Verus schien ja tatsächlich ein eher in sich gekehrter Mann zu sein. Diesen Eindruck hatte er schon neulich von ihm gehabt. Oder hatte er doch Vorbehalte wegen der Geschichte mit Caelyn? Nun, vielleicht konnten Minerva und Prisca ihn im Laufe des Abends davon überzeugen, daß die Gens Aurelia durchaus auch ihre positiven Seiten hatte.


    Die beiden hatten sich heute aber auch wirklich besonders hübsch gemacht und zogen daher natürlich auch die Blicke der Anwesenden auf sich. Ursus war nicht wenig stolz auf seine schönen Verwandten, auch wenn er daran nicht den geringsten Verdienst hatte.


    Auf die Gemahlin des Senators war Ursus ebenfalls gespannt. Bisher hatte er nicht die Ehre gehabt, sie kennenzulernen. Bestimmt würden sich seine Schwester und seine Cousine gut mit ihr verstehen.

    Auch Ursus trat ein, nachdem sie hereingebeten worden waren und grüßte zunächst einmal höflich. "Salve, procurator ab epistulis Nonius."


    Er nickte zu der freundlichen Aufforderung, sich zu setzen und nahm auf einem der Stühle Platz. Wie Modestus hörte er interessiert den Worten des procurators zu und war froh, daß der Mann gleich zur Sache kam. Und tatsächlich hatte sich Valerianus bereits mit der Frage nach den Tribunaten befaßt? Ursus war erstaunt, er hätte damit gerechnet, daß der Caesar dies an einen der höheren Beamten delegierte. Doch natürlich empfand er es als eine Ehre, daß seine Bitte doch als so wichtig eingestuft worden war.


    Ach, dieser Nonius war nicht nur kühl, sondern auch grausam. Er wußte - oder ahnte - doch sicherlich, wie gespannt sie auf die Entscheidung über ihre Bitten waren und ließ sie nun absichtlich zappeln. Es kostete Ursus Kraft, nicht voreilig nachzufragen, wie die Entscheidung denn nun aussah, doch sein Blick zeugte von großer Neugierde, auch wenn er sich um Gleichmut bemühte.

    Ursus seufzte. Dieses Mädchen war unverbesserlich. "Ich habe Dir schon mehrfach gesagt, daß ich diese Geste für meine Person nicht wünsche, Tilla. Halte Dich bitte daran, sonst werde ich wirklich ärgerlich." Er war schon kurz davor, wirklich ärgerlich zu werden, denn er hatte nicht das Gefühl, daß sie es vergaß, sondern eher, daß sie versuchte durch ständige Ignoranz diese Geste durchzusetzen, weil sie sie passend fand. Doch da es auf eine Angewohnheit abzielte, die er mühsam versuchte, sich abzugewöhnen, war es für ihn die reine Provokation.


    Die Frage nach dem Springbrunnen vergaß er völlig über seinem Ärger. "Tilla, suche doch bitte Prisca auf und frage sie, ob sie Duccia Clara empfangen würde und falls ja, wann es ihr recht wäre. Clara möchte etwas mit ihr besprechen was Hektor betrifft." Mehr brauchte Tilla wirklich nicht zu wissen. Dieser kleine Irrwisch schnappte sowieso schon viel zu viele Dinge auf, die sie nichts angingen.


    In das Gespräch um Tillas Krankheit mischte er sich nicht ein. Es mußte schon schlimm gewesen sein, da sogar der Medicus geholt worden war, doch offensichtlich war sie wieder gesund. Zum Glück.

    "Also, ich habe keine Schwierigkeiten damit, mit das vorzustellen", lachte Ursus und schlug Varus kameradschaftlich auf die Schulter. "Es wird so kommen, glaub es mir. Hoffen wir, daß es zum Wohle Roms sein wird." Was es ihn anging, hatte er zumindest den festen Willen dazu.


    Sie näherten sich langsam dem Markt und schon war es um einiges lauter als bisher. Händler priesen lauthals ihre Waren an. Zweifelhafte Künstler drängten den Passanten ihr nur selten bemerkenswertes Können auf und erwarteten dafür dann auch noch eine Belohnung, Hühner, die zum Verkauf standen, gackerten, Kinder kreischten und lachten. Dazu duftete es nach Gewürzen, gebratenem Fleisch, würzigen Eintöpfen und gegrillten Würstchen. Bunt, voller Leben, - und voller Taschendiebe.


    "Paß auf Deinen Geldbeutel auf. Die Diebe sind hier sehr geschickt", warnte Ursus den Freund noch schnell, dann stürzten sie sich in das Getümmel. Waren aus allen Ländern des Imperiums - und aus vielen Ländern außerhalb des Imperiums wurden hier angeboten. Es gab schier nichts, was es nicht zu kaufen gab - so man es denn bezahlen konnte.

    Sim-Off:

    Ich hoffe, ich habe das richtig verstanden, dass man sich das Anklopfen an der Porta sparen kann :)


    Sie waren ein kleines bisschen spät dran, da sie erst noch auf Corvinus gewartet hatten. Doch der hatte ihnen dann durch einen Boten mitteilen lassen, dass er später nachkommen würde. Daher hatte sich Ursus allein mit Prisca und Minervina auf den Weg zur Casa Decima Mercator aufgemacht.


    Sie wurden an der porta vom Ianitor freundlich empfangen und sogleich von einem Jungen in das tablinum geführt, in dem sich schon eine ansehnliche Anzahl von Personen versammelt hatten.


    "Salvete", grüßte Ursus in die Runde und blickte sich neugierig nach bekannten Gesichtern um. Mattiacus kannte er natürlich. Und auch Decimus Verus, den er unter eher unerfreulichen Umständen kennen gelernt hatte. Doch er hoffte, daß dies keinen Schatten auf ihre weitere Bekanntschaft warf.


    Dann trat er, mit Prisca und Minervina an seiner Seite, auf den Hausherrn zu. "Salve, Senator Decimus. Ich soll Dir von Corvinus einen Gruß ausrichten. Er wurde leider von seinen Pflichten für den cultus deorum aufgehalten, wird aber so bald wie möglich nachkommen. Darf ich Dir bei dieser Gelegenheit meine Schwester Aurelia Minervina und meine Cousine Aurelia Prisca vorstellen?" Er war sich nicht sicher, ob Meridius schon auf der Feier zur Meditrinalia Prisca vorgestellt worden war. Doch besser einmal zuviel als einmal zu wenig. Ursus wandte sich an die beiden Damen. "Darf ich euch den Senator Decimus Meridius vorstellen? Er ist zugleich auch der princeps factionis der factio aurata."


    [SIZE=7]Edit: Fehlerteufel[/SIZE]

    Ursus lächelte und nickte. "In diesem Haus bist Du sicher, Clara, was immer geschehen mag. Also sorge Dich nicht." Die Krankheit des Caesar durfte nicht das ganze Leben überschatten. Schon gar nicht, solange sie nicht wußten, ob es überhaupt so eine schlimme Krankheit war. Es blieb ihnen nichts als abzuwarten, also sollten sie das auch tun.


    "Aber natürlich, das macht mir doch gar keine Mühe", versicherte er ihr und ließ Tilla rufen. Es würde sicherlich nicht lange dauern, bis das Mädchen hier erscheinen würde.


    "Nicht mehr lange, und der Sommer kommt. Dann wird es heiß und stickig hier in der Stadt. Doch hier in diesem Garten läßt es sich trotzdem gut aushalten. Die Bäume geben guten Schatten. Ich mag den Sommer." Natürlich hatte er da leicht reden. Er mußte ja auch nicht hart arbeiten in der Hitze. Das war ihm durchaus bewußt. Aber war es deswegen ein Verbrechen, wenn er den Sommer mochte?

    Ursus war sehr froh, daß Minervina über Tilla eher amüsiert, denn verärgert war. Auch wenn er Tilla ein wenig rügend ansah, wäre es doch sehr traurig für das Mädchen, wenn sie gleich Minervinas Zorn auf sich ziehen würde. Doch seine Schwester ging zu seiner Überraschung sogar noch auf den Wunsch der jungen Sklavin ein, die Kaninchen anzusehen. Mädchen... vermutlich verband sie irgendetwas, was er als Mann niemals verstehen würde.


    "Dann erhol Dich erst einmal gut von der Reise, Schwesterchen. Wir sehen uns später. Tilla wird sich um Dich kümmern. Oder eine der anderen Sklavinnen. Bis nachher beim Abendessen." Er gab ihr noch einen leichten Kuß auf die Wange, dann überließ er Minervina der Fürsorge Tillas. Oder umgekehrt? Egal, die beiden würden schon miteinander klarkommen.

    Ursus lächelte und nickte. "An dem Tag, an dem wir nebeneinander in der Curie sitzen, werde ich Dir einen Wein ausgeben zur Feier des Tages", versprach er übermütig. Er zweifelte nicht daran, daß sie diesen Tag erleben würden. Hoffentlich erinnerten sie sich dann an dieses Versprechen.


    "Armes Mantua, wenn die ganzen vielversprechenden jungen Männer es verlassen", meinte Ursus kopfschüttelnd. "Aber Hispania ist sicher nicht die schlechteste Provinz, um sich hochzuarbeiten. Du wirst Deinen Weg bestimmt schon machen." Er hielt Varus für zielstrebig und willensstark. Das waren gute Voraussetzungen, um weiterzukommen.


    "Komm, laß uns mal auf dem Markt schauen, ob wir so einen Ball erwerben können. Dann kannst Du mir später zeigen, was Du damit so anstellst und kannst Dich darüber amüsieren, wenn ich es nicht schaffe nachzumachen." Er lachte und deutete in die entsprechende Richtung. Natürlich vergaß er nicht, dem Besucher allerlei über die Gebäude zu erzählen, an denen sie auf dem Weg zum Markt vorbeikamen.


    Und dann war da noch das Thema Frauen. Ein unerschöpfliches Thema für junge Männer, ganz ohne Frage. "Glaube nicht, ich würde bewundernde Blicke von Frauen nicht genießen", gestand er lachend. Wer konnte schon von sich behaupten, so etwas nicht zu genießen. "Und auch ich genieße den Anblick schöner Frauen. Und denke dabei darüber nach, wie sie wohl sein wird. Die Frau, die ich eines Tages heiraten werde." Ob er wirklich noch in der Lage war, sich zu verlieben? Nachdem er sein Herz doch eigentlich schon Cadhla geschenkt hatte? "Ja, Du hast es da deutlich leichter. Und ich sage Dir: Hier in Rom wimmelt es geradezu von netten, schönen Frauen im heiratsfähigen Alter." Nur eben kaum Patrizierinnen.

    Sim-Off:

    Dann vertraue ich Dir einfach mal :D


    Ursus nickte ernst, als Labeo seine Forderung bezifferte. Der Mann war mehr als nachsichtig mit Caelyn - und ihm. "Eure Großmut ehrt euch", stellte er anerkennend fest und blickte anschließend Caelyn kühl an. "Geh und hol das Geld." Am liebsten hätte er jemand anderen geschickt. Doch den anderen hätte er erst erklären müssen, wo sie es fanden. Da er jedoch genau wußte, wieviel Geld sich in seiner Schatulle befand, würde sie es nicht wagen, lange Finger zu machen. Außerdem konnte sie durchaus auch selbst etwas dafür tun, ihre Untat zu entschädigen. Und vielleicht - aber nur vielleicht - würde gerade dies ihr Gewissen anrühren und ihr somit eine Lehre sein.


    "Es wäre wahrhaftig unschön, diese Geschichte vor Gericht klären zu müssen. Und ich halte es auch für unnötig, denn ich werde selbstverständlich die Entschädigung zahlen. Ihr seid vollkommen im Recht und somit gibt es ja auch gar nichts zu erstreiten. Darf ich euch denn als Ausgleich für die Aufregung noch einen kleinen Imbiß anbieten?" Und vielleicht konnten sie dann andere Gesprächsthemen finden, um so die unschöne Geschichte etwas in den Hintergrund zu drängen. Ungern würde Ursus den beiden allein als Eigentümer einer diebischen Sklavin im Gedächtnis bleiben.

    Ursus nickte. "Ja, das ist entsetzlich. Doch es ist Vergangenheit. Sie kommt mit ihrer Behinderung gut zurecht und wenn sie sich bemüht, kann sie es noch weit bringen, denn dumm ist sie nicht." Damit war das Thema Tilla eigentlich für ihn erledigt.


    Das Thema Heirat schien sie ja ziemlich gepackt zu haben, jedenfalls ließ sie nicht locker, was das anging. "Soso, Du hältst mich also für einen Charmeur?" Er lachte amüsiert. Als solchen hatte er sich wahrhaftig noch nicht betrachtet. "Es fehlte bisher schlicht die Gelegenheit, junge Patrizierinnen kennenzulernen. Zu den Festen, auf denen ich war, waren von ihnen nur diejenigen anwesend, die mit mir verwandt sind, also als Braut von vornherein ausscheiden. Aber ich bin sicher, daß ich eine gute Frau finden werde. Gerade so etwas braucht eben Zeit und davon habe ich reichlich. Und was Corvinus angeht: Der braucht selbst noch eine Frau, da wird er kaum Zeit und Lust haben, sich für mich umzuschauen." Vor allem letzteres nicht. Und wenn, dann würde er seinem Neffen vermutlich irgendeine Hexe andrehen. Nein, bevor er Corvinus darum bat, wollte er sich lieber selbst kümmern.


    "Helena und Prisca sind beide ein bißchen jünger als Du, aber nicht viel." Drei junge Frauen auf einem Haufen. Konnte das eigentlich gut gehen? Vielleicht sollte er froh sein, mit ihnen verwandt zu sein, denn dann konnte er nicht zu ihrem "Opfer" werden.


    Sie wurden unterbrochen von der Ankunft Tillas, die ihnen erklärte, daß das Bad fertig war. Ursus musterte sie überrascht und hob eine Augenbraue, als er ihr derangiertes Äußeres bemerkte. "Tilla, wie siehst Du denn aus? Und wo sind Deine Schuhe?" Ob sie schon wieder etwas angestellt hatte? Hoffentlich nicht.


    "Sie sagt, das Bad sei fertig. Und sie möchte wissen, ob Du ihre Kaninchen nun anschauen möchtest", übersetzte er die Gesten des Mädchens wobei er sich fragte, ob er ihr nicht mal klarmachen sollte, daß sich im Grunde niemand für die Tiere interessierte und sie deswegen nicht nerven sollte. Irgendwer konnte sonst mal auf die Idee kommen, daß Kaninchen auch recht lecker sein konnten.

    Anscheinend hatte er Varus doch vor den Kopf gestoßen, indem er den Vergleich zum Marktplatz von Mantua ein wenig zu sehr strapaziert hatte. "Entschuldige, ich wollte Dich nicht verletzen. Natürlich konntest Du es nicht wissen. Schau, das ist die Curia Iulia, wo der Senat tagt. Eines Tages werden wir beide darin sitzen, Du wirst schon sehen." Auch wenn dieser Tag fern war, es war ein Ziel, auf das es sich lohnte hinzuarbeiten.


    Als Varus dann seine vielfältigen Aktivitäten aufzählte, nickte Ursus verstehend. "Ja, das geht mir auch so. Beim Laufen kann man die Gedanken einfach mal ganz frei laufen lassen. Das ist manchmal, als würde sich ein Knoten lösen. Das mit dem Ball habe ich noch nie gehört. Das mußt Du mir unbedingt mal zeigen. Denn eine Übung, mit der ich mein Gleichgewicht trainiere, habe ich noch nicht gefunden. Klingt, als könnte es wirklich Spaß machen und als ob man es zur Not auf relativ kleinem Raum üben könnte. Und zum Ringen hattest Du keine Gelegenheit mehr? Habt ihr keine Thermen mit einem Bereich zum Ringen? Die Thermen hier in Rom haben solche Bereiche und ein Gegner findet sich eigentlich immer. Allerdings ziehe ich es vor, gleich mit jemandem hinzugehen, der sich mit mir im Ringen übt."


    Als Varus das Würfeln erwähnte, grinste Ursus breit. "Na hör mal, was meinst Du, was Studenten in Griechenland so in ihrer Freizeit treiben? Natürlich wurde nicht um Geld gewürfelt, das ist ja verboten. Bei uns mußte der Verlierer eben irgendetwas tun." Er lachte bei der Erinnerung daran, denn dadurch waren einige sehr komische Situationen entstanden.


    "Eigentlich trainiere ich nicht für die Frauen. Sondern weil ich keine Lust habe ein unförmiger, unbeweglicher Fettkloß zu werden. Aber daß die Frauen einen durchtrainierten Mann bevorzugen, ist natürlich ein angenehmer Nebeneffekt." Er mußte dabei unwillkürlich an Lucilla denken, die ihm unbekümmert gestanden hatte, daß sie die Wagenrennen wegen der gutausssehenden Fahrer so mochte.


    "Nein, ich bin noch nicht verheiratet. Und es ist auch gar nicht so leicht, eine passende Frau zu finden. Gerade für einen Patrizier. Noch dazu, wenn keine Eltern da sind, um in den Verhandlungen mit dem jeweiligen Familienoberhaupt zu treten. Sicher, Corvinus wird mir gewiß dabei helfen, doch er ist selbst noch unverheiratet und sucht eben auch nach einer Frau für sich selbst. - Und wie sieht das bei Dir aus? Schon verlobt?"

    Mit ernsten Gesichtsausdruck sah Ursus seine Schwester an. "Ihr früherer Besitzer hat ihr das angetan. Er muß ein sehr grausamer Mensch gewesen sein. Es ist fast ein Wunder zu nennen, daß sie trotzdem so ein fröhliches Wesen hat. Nunja, hier hat sie so etwas nicht zu befürchten. Und das weiß sie auch." Soweit er das beurteilen konnte, war Tilla hier nicht unglücklich. Dazu gab es ja auch wahrhaftig keinen Grund. Die Arbeit war in diesem Haus auf keinen Fall unerträglich schwer und sie wurde freundlich behandelt, erhielt gutes Essen, ordentliche Kleidung und hatte einen guten Schlafplatz.


    Ja, es war wirklich eigenartig, daß sie über Sklaven sprachen, nachdem sie sich so lange nicht gesehen hatten. Oder war es vielleicht gar nicht seltsam, da sie sich ja im Grunde erst wieder kennenlernen mußten und auf diese Weise eine vorsichtige Annährung möglich war?


    Die nächste Frage jedenfalls war da schon von einem anderen Kaliber und Ursus verschluckte sich beinahe, als Minervina sie aussprach. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein, bisher gibt es noch niemanden. Ich bin ja selbst noch gar nicht so sehr lange wieder hier und ich muß erst herausfinden, in welchen der in Fragen kommenden Familien es heiratsfähige Mädchen gibt. Und diese dann kennenlernen. Ganz ehrlich: Ich wünschte, Vater würde noch leben und mir bei der Suche nach einer Frau mit Rat und Tat beiseite stehen. Nicht nur, daß es die Verhandlungen mit den jeweiligen Vätern erleichtern würde, er hätte auch sicherlich einen viel besseren Überblick, welche Verbindung ratsam wäre und welche nicht. Naja, ich habe noch ein wenig Zeit, finde ich."


    Nicht viel weniger interessant war die Frage nach einem Heiratskandidaten für sie. Doch das wollte Ursus bei diesem ersten Gespräch nicht ansprechen. Sicherlich hatte sie da ihre eigenen Vorstellungen. Zumindest würde das zu dem kleinen Dickkopf passen, den er von früher kannte.


    "Helena hat sich übrigens sehr darüber gefreut, als ich ihr erzählte, daß Du kommst. Ich bin sicher, ihr werdet euch gut verstehen. Sie war vor kurzem krank, ist aber schon wieder ganz genesen und sicherlich zu allen Schandtaten bereit. Mit Prisca habe ich schon länger nicht mehr gesprochen, sie läßt sich leider selten blicken. Na, vielleicht treibt sie die Neugierde zum heutigen Abendessen." Er würde sich jedenfalls darüber freuen, wenn sie dort auftauchen würde.

    Sie waren schon nicht mehr weit vom forum romanum entfernt und als Varus seinen Vergleich zum Markt von Mantua zum besten gab, mußte Ursus doch schmunzeln. "Du wirst es gleich sehen, ob dieser Vergleich nicht doch ein wenig hinkt. Schau, dort kannst Du schon die Dächer einiger wichtiger Gebäude sehen..." Und schon öffnete sich die Straße und sie betraten das forum romanum. Jetzt hatte Ursus alle Hände voll zu tun, die einzelnen Gebäude zu bezeichnen, zu erklären und nebenbei allerlei Menschen zu grüßen, die ihnen begneten.


    "Und? Findest Du den Vergleich mit dem Markt in Mantua immer noch haltbar?", grinste er frech, während sie in Richtung Curia schlenderten.


    "Ringkampf auch, ja. Aber in letzter Zeit ging es mir mehr um die allgemeine Kondition und um den Umgang mit dem Gladius. Du übst Dich nicht mehr im Ringen? Macht es Dir keinen Spaß? Was für Sport treibst Du denn?" Immerhin war Varus nicht unförmig und wirkte auch nicht unsportlich. Daher ging Ursus davon aus, daß er in irgendeiner Form Sport trieb. "Und darf ich im Gegenzug fragen, wie Du im allgemeinen Deine Freizeit verbringst?" Immerhin war nicht einzusehen, warum er der einzige sein sollte, der gnadenlos ausgefragt wurde.