Leider muß ich Dich Deiner Illusion berauben, Lucanus: Es geht immer noch schlechter! Glaub's mir!
Beiträge von Titus Aurelius Ursus
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Donauwellen! Hmmmmm *mjam*
Alles Liebe und Gute zum Geburtstag, Tillachen!! *knuddel*
Feier schön und laß Dich reich beschenken!
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Das hatte Ursus wahrhaftig nicht gewußt, daß Lucanus aus derart einfachen Verhältnissen stammte. Doch eine Schande war das sicherlich nicht. Eher im Gegenteil. Denn um so bewundernswerter war es, trotzdem ein so gebildeter junger Mann zu sein, der alle Voraussetzungen dafür hatte, sich in Rom einen Namen zu machen.
"Sertorios Vater hat ein Gasthaus, von daher ist er schon gar nicht so sehr phantasielos. Und er lernt schnell. Auch wenn seine Sprache wirklich entsetzlich ist, hat Corvinus mit ihm einen guten Kauf getan." Das mußte er tatsächlich anerkennen. Und er hoffte ja, daß Sertorio mit der Zeit ein besseres Latein lernen würde.
"Bereust Du es, hergekommen zu sein? Trotz der großartigen Möglichkeiten, die sich Dir hier eröffnen? Hättest Du lieber als einfacher Fischer gelebt?" Da war keine Verachtung in der Frage, nur Neugierde und Erstaunen. Ein Leben als Fischer war doch ausgesprochen schwer und sorgenvoll. Wenn man die Möglichkeit hatte, in Luxus zu leben und eine einflußreiche Position zu erreichen, wählte man doch nicht ein derart entbehrungsreiches Leben? "Nimmst Du mich mal mit auf Deinem Boot, wenn Du Dir eins kaufst? Ich bin zwar nicht gerade der geborene Seemann oder Fischer, aber schlecht wird mir normalerweise auch nicht." Interessiert musterte Ursus den Flavier. Wie würde er wohl auf solch eine Bitte reagieren?
Doch er grinste, als Lucanus sich mit ausgesprochen wenig Begeisterung über das Militär ausließ. "Ja, jeder nach seinen Interessen und Fähigkeiten. So sehr versessen bin ich gar nicht auf das Militär. Aber ich halte es trotzdem für notwendig, es kennenzulernen. Und wer weiß, am Ende gefällt es mir doch? Irgendwas muß doch dran sein, wenn meine Ahnen alle so gern bei dem Verein waren. - Und selbst wenn Du in die Politik willst, bist Du als Patrizier ja nicht verpflichtet, Militärdienst zu leisten."
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Eine Sklavin brachte Becher mit verdünntem Wein und eine Schale Obst. Ursus nickte leicht, um seine Anerkennung auszusprechen, daß dies unaufgefordert gebracht worden war. Kurz darauf brachte eine andere Sklavin dann den Mantel.
"Du warst in Britannia? Magst Du mir ein wenig von diesem Land erzählen?" Es war Cadhlas Heimat und sie erzählte immer nur so wenig davon, wie es wirklich dort war. Vermutlich glaubte sie, ihn damit zu nerven, wenn sie davon berichtete. Dabei interessierte es ihn wirklich sehr. Schon gerade, weil es ihre Heimat war.
"Ich begeistere mich sehr für Pferderennen und entsprechend auch für die Tiere. Schade, daß es nicht gleich ein ganzes Gespann ist, das Du mitgebracht hast, die Aurata könnte frisches Blut gebrauchen." Er meinte das natürlich nicht ganz ernst, denn sicher würde sie ihre kostbaren Tiere nicht für Wagenrennen hergeben. Daher lachte er und zwinkerte ihr scherzhaft zu, damit sie sich sicher fühlen konnte.
"Sehr gerne gehe ich mit Dir in den Stall, um die Tiere zu besuchen. Wenn ich ehrlich bin, hast Du mich sogar ziemlich neugierig auf sie gemacht. Demnach stammen sie also aus der Zucht Deines Vaters?" Er klang ehrlich interessiert.
Und machte eine wegwerfende Handbewegung, als sie sich so bedankte. "Das ist doch gern geschehen und ich nehme mir die Zeit gerne. Du mußt Dir keine Sorgen deswegen machen, ich kann es mir heute durchaus leisten, ein paar Stunden meiner Arbeit fernzubleiben."
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Noch immer nicht ganz wach hörte Ursus, wie die Tür geöffnet und geschlossen wurde. Dann eine Weile gar nichts. Dann kam ein zögerliches "Äh" und "Ich". Der Klang der Stimme war es, der Ursus vollends aus den Fängen des Schlafes befreite. Ruckartig setzte er sich auf und rieb sich die Augen. Er träumte doch nur? Oder nicht? Das konnte doch nur ein Traum sein!
Seit jener Nacht war sie ihm aus dem Weg gegangen. Wann immer er sie auch nur angesehen hatte, war sie Augenblicke später mit wichtigen Aufträgen woanders hin verschwunden. Kein einziges Wort hatten sie mehr gewechselt seit der Begegnung auf dem Gang in jener Nacht.
Und nun kam sie des Nachts in sein Zimmer? Ursus konnte nicht glauben, was er sah und was er hörte. Er blickte sie ungläubig an. "Cadhla?"
Doch dann sickerte diese Tatsache langsam in seinen Verstand und ein frohes Lächeln stahl sich auf seine Züge. "Komm... komm und setz' Dich, ja?" Er klopfte auf seine Bettkante und hoffte, sie würde auf diese Einladung eingehen. So wie sie dastand, schien sie sehr unsicher zu sein. Und irgendwie auf der Hut. Aber wovor? Weil sie sich in seinem Schlafzimmer befand? Sie müßte doch mittlerweile wissen, daß er sie nie zu etwas zwingen würde. Außerdem war sie es doch gewesen, die Zeit und Ort gewählt hatte.
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Dem kann ich mich nur anschließen! Hut ab!
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Ursus lächelte und führte sie zu einer der Steinbänke im atrium. "Dann setze Dich doch bitte. Der Garten läuft uns nicht davon. Und Deine Pferde sind gut versorgt, auch sie werden einen Moment auf Dich warten können. Ruh Dich aus. Und Dein Mantel wird Dir geholt." Während sie sich setzte, schickte Ursus eine Sklavin los, um den Mantel für Clara zu holen.
Dann setzte er sich zu ihr, um sich weiter zu unterhalten. "Wie kommt es, daß Deine Pferde so an Dir hängen? Es ist doch eher ungewöhnlich für eine Frau, so ein enges Verhältnis zu den Tieren aufzubauen." Seine Neugierde war geweckt. Denn insgesamt hatten nur wenige Römer eine besondere Beziehung zu Pferden. Und er hatte noch von keiner Frau gehört, bei der dies der Fall war. Sebst Lucilla hatte ja nur deswegen Interesse an den Pferderennen, weil sie die Fahrer bewunderte, wie sie ihm bei ihrem Gespräch an den Saturnalien erklärt hatte.
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Mangelnde Harmonie in der Familie... in welcher Familie ging es schon völlig harmonisch zu? Doch wirkliches Fremdsein, das war schon etwas anderes. Doch Ursus wollte dieses Thema nicht weiter vertiefen. Was müßte das sonst für einen Eindruck machen, wenn er zugab, daß er tatsächlich niemanden von denen wirklich gekannt hatte, die in seinem Geburtshaus lebten, als er heimkam? Das Leben war halt eben doch ausgesprochen wechselhaft und niemals im voraus zu berechnen.
Er schloß für einen Moment die Augen, während er sich mit den Armen am Rand festhielt und seinen Körper ansonsten einfach so in völliger Entspannung vor sich hintreiben ließ. "Schön, daß Du das auch so siehst", lächelte er, als Aquilius ihm zu verstehen gab, daß er Entspannung im warmen Wasser durchaus auch zu schätzen wußte. "Ja, manche scheinen vor lauter hartem Mannsein vergessen zu haben, daß man das Leben auch ab und an mal genießen kann, ohne gleich zu verlottern." Bestimmt ruhten auch jetzt einige mißbilligende Blicke auf den beiden jungen Männern im Warmwasserbecken. Ursus sah gar nicht erst hin. Sollten sie doch denken, was sie wollten.
"Ja, sie sind für den Moment verdrängt", antwortete Ursus auf die Frage nach seinen trüben Gedanken und öffnete seine Augen wieder, um Aquilius anzublicken. "Zwar ist das Problem damit nicht gelöst, doch ich fühle mich innerlich wieder ruhig und das ist ja schon der erste Schritt zur Lösung des Problems. Ich kann Dir gar nicht genug danken, Aquilius."
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Bedienstete sorgten für Beleuchtung und auch Wärme und Ursus spürte, wie sich langsam Entspannung in ihm breitmachte. Das Essen war wirklich hervorragend und er nahm sich noch etwas von dem Muschelfleisch. Den Ausführungen von Lucanus, was den Fisch betraf, konnte er nur zustimmen. "Seit wir Sertorio haben, gibt es auch bei uns Bottiche mit lebendem Fisch. Ihm war selbst das frischeste, was auf dem Markt zu bekommen war, nicht frisch genug. Ich bin ihm da ziemlich dankbar. Wie gesagt, esse ich sehr gerne Fisch. Und Sertorio versteht nicht nur etwas davon, sie zu halten, sondern auch davon, wie man sie zubereitet. Er ist ein sehr begabter Koch, bei der Speisenauswahl allerdings noch ein wenig eingeschränkt."
Er blickte Lucanus prüfend an. "Du bist also tatsächlich selbst aufs Meer gefahren, um zu fischen? Wie kommt das? Du bist ein Flavier, ein Patrizier. Nicht, daß ich es Dir nicht zutrauen würde", er lachte, "aber was haben Deine Eltern dazu gesagt?" Fischen war ja nun nicht gerade eine der üblichen Beschäftigungen für einen jungen Adligen.
Auf die Frage nach dem Tribunat mußte Ursus den Kopf schütteln. "Nein, bisher war ich noch nicht bei der Armee. Und es wird wohl eher ein Verwaltungsposten sein, zumindest ist das so üblich beim senatorischen Tribunat. Und wo ich eingesetzt werde, entscheidet normalerweise der Kaiser. Ob der neue Kaiser das schon macht, irgendein höherer Beamter oder ob das überhaupt ganz in Vergessenheit gerät angesichts der aktuellen Situation, keine Ahnung." Er zuckte mit den Schultern. "Als Patrizier bin ich ja nicht zum Militärdienst verpflichtet. Aber wie soll ich später mal als Senator fähig sein, Entscheidungen zu treffen, wenn ich solch einen wichtigen Bereich wie das Militär nicht kenne? Außerdem hat es bei den Aureliern Tradition. - Dir liegt das Militär wohl nicht sonderlich?" Zumindest glaubte er das der Mimik und der Betonung des Flaviers entnehmen zu können.
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Die Enttäuschung war ihr nur zu sehr anzusehen, als er sein Tribunat erwähnte. "Aus Rom möchte ich grundsätzlich nicht weg. Hier ist meine Heimat und ich habe es sehr vermißt, als ich in Griechenland war. Ich... habe keine Ahnung, wohin man mich schicken wird, wenn ich überhaupt ein Tribunat zugewiesen bekomme. Im Moment gehen solch unwichtige Dinge vielleicht unter. Ich hatte meine Bitte direkt an den Kaiser geschickt. Vermutlich denkt da jetzt niemand mehr dran." Er zuckte die Schultern. Es war wirklich nicht sicher, ob er nicht ein Jahr warten mußte, bevor er seinen Militärdienst antreten konnte.
"Aber egal, wohin es mich verschlägt: Wir schreiben uns, ja? Das ist zwar nicht ganz das gleiche, als so wie jetzt zusammen zu sitzen. Aber schön kann es auch sein, wenn man einen lang erwarteten Brief erhält. Der spannende Moment, in dem man ihn öffnet, um zu lesen, was den anderen bewegt." Er lächelte sie an und hoffte, daß sie sich damit ein wenig trösten ließ. Auf jeden Fall tat es auch ihm gut, daß sie ihm so deutlich zeigte, wie viel ihr seine Gesellschaft inzwischen bedeutete.
Als sie ihm klarzumachen versuchte, daß Minervina sicherlich eine Dame wie sie selbst sein würde, schüttelte Ursus ungläubig den Kopf. "Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Dieser kleine Wirbelwind eine Dame. Ich werde mich wirklich überraschen lassen müssen. Sie ist zwanzig. Unvorstellbar, wirklich." Er lachte, denn er merkte, daß er sich wiederholte. "Natürlich stelle ich sie Dir vor. Sie wird sicher auch gespannt darauf sein, Dich kennenzulernen. Und Prisca natürlich auch."
Auf Marcus ging er nicht mehr ein. Ihr Versprechen, daß sie nicht mit ihm darüber reden würde, genügte ihm. Sie würde ihn gewiß nicht enttäuschen, was das anging.
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Naja, diese Waren für 0 Sesterzen sind eigentlich Geschenke für Gäste auf diversen Feiern. Und da nimmt man nur, wenn man auch auf diesen Feiern eingeladen ist
Steht aber eigentlich auch dabei...
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Ursus nickte ernst. "Ja. Wenn man es nicht schafft, aus allem einen Nutzen und möglichst auch noch Spaß zu ziehen, dann hat man ein echt bitteres Brot zu kauen. Aber wenn man wirklich guckt, findet man eigentlich bei allem etwas, was interessant ist. Die Iulier jedenfalls sind eine große Familie und verteilen sich über das ganze Imperium. Wie Du siehst, Erbschaftsbearbeitung ist durchaus nützlich." Er lachte und ließ sich nun auch nicht mehr lange bitten.
"Ich liebe Fisch. Und seit wir einen ehemaligen Fischer im Haus haben, bekommen wir immer häufiger besten und frischesten Fisch zu essen. – Hm, das hier sieht ja wirklich gut aus." Er nahm sich eines der ofenfrischen Brötchen, brach etwas davon ab und löffelte einige Fischeier drauf. Das schmeckte auch so gut, wie es aussah! Dann folgte noch ein Stück gebratener Goldbrasse. "Sehr gut…"
"Ich habe mich für ein Tribunat beworben. Doch das wurde ja bisher immer durch den Kaiser zugewiesen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, ob jetzt im Moment irgendjemand von den Zuständigen den Kopf frei hat, um sich mit solch doch eher nebensächlichen Dingen zu befassen. Sollte es also mit dem Tribunat nicht klappen, werde ich mich nach etwas anderem umsehen müssen. Gar nichts zu tun, kommt gar nicht in Frage, ich habe keine Zeit mehr zu verschenken. Aber ein religiöses Amt würde mich noch reizen, wenn es schon mit dem Militär nicht klappen sollte."
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Wenigstens schien Tilla zu verstehen, daß lauschen etwas falsches war und das verbuchte Ursus schon mal als Erfolg. Ob dieses Wissen sie allerdings davon abhalten würde, es in Zukunft zu unterlassen, würde sich noch herausstellen müssen. Er rechnete nicht damit, daß es schwer sein würde, sie zu erwischen, falls sie es doch wieder tat. Allzu geschickt hatte sie sich ja bisher nicht versteckt.
Als sie mit fliegenden Fingern von den Backwaren berichtete, schüttelte er belustigt den Kopf. Und wandte sich wieder an Minervina. "Das sollte wirklich kein Problem sein. Aber iß nicht zuviel, Tilla hat beobachtet, daß es heute besonders leckeren Nachtisch geben wird. Sie ist eine Naschkatze, solche Dinge entgehen ihr nie." Er führte seine Schwester zurück ins atrium, denn das Triclinium fand er ja nun für einen kleinen Imbiß etwas übertrieben. Es war heute nicht kalt, da war es im atrium recht gut auszuhalten.
"Tilla ist sehr überschwenglich und für ihr Alter noch ausgesprochen kindlich. Sie muß noch sehr viel lernen. Aber sie ist grundsätzlich sehr lieb und bemüht sich wirklich, die Dinge richtig zu machen." Er winkte eine Sklavin heran und trug ihr auf, Obst, Käse, Brot und auch Getränke zu bringen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie wieder da war und das gewünschte brachte.
"Wir haben übrigens einen Gast im Haus: Duccia Clara. - Was möchtest Du trinken? Wein, Saft? Verdünnt? Oder nur Wasser?", fragte er und ließ sich selbst verdünnten Wein einschenken. "Warum genau sie hier ist, weiß ich nicht, Marcus hat sie eingeladen. Doch sie ist sehr nett, bescheiden und höflich. Sie wird Dir bestimmt gefallen."
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Ursus legte den Kopf schief und lächelte. "Du unterschätzt den Wert solcher Auszeichnungen. Dein Name wird den Menschen mehr ins Gedächtnis gebracht. Und nichts ist wertvoller, als in positivem Sinne bekannt zu sein. Mach nur weiter so, Lucanus. Du wirst Deinen Weg schon machen." Daran gab es im Grunde keinen Zweifel.
"Athen ist sehr schön. Und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, daß ich meinen Aufenthalt dort nicht sehr genossen habe. Aber Rom hat mir trotzdem sehr gefehlt. Und als ich wiederkam, war ich praktisch ein Fremder. Das fand ich nicht so günstig, muß ich sagen." Er zuckte mit den Schultern. "Auf jeden Fall ist Athen eine Reise wert. Wenn Du mal die Gelegenheit hast, dann nutze sie auf jeden Fall!" Warum Lucanus das als so unwahrscheinlich ansah, war Ursus unverständlich. Was sprach dagegen, ein Studienjahr in Athen zu verbringen, wenn er sich das wünschte? Die Flavier konnten sich so etwas doch ohne weiteres leisten.
"Ah, dann kommt mein guter Rat ja zu spät", lachte Ursus amüsiert und nahm sich ein paar Weintrauben. Priester der Iuno, das war ja mal ausgesprochen ungewöhnlich. Und alles andere als dumm. Der Tempel der Iuno war mit Abstand der günstigste Ort, um Frauen kennenzulernen. Schlauer Bursche, dieser Lucanus!
"Mein Amt hat mir einige Erfahrungen eingebracht, die mir mit Sicherheit noch sehr nützlich sein können. Die Tätigkeit an sich war trocken und teilweise nervenaufreibend, aber ich kenne die Stammbäume sehr vieler Familien jetzt halb auswendig und naja, einige Erbschaften waren auch von der Materie her recht interessant." Immerhin waren zum Teil erhebliche Vermögenswerte verteilt worden.
"Die Toten sind übrigens völlig unproblematisch. Die höchst lebendigen Erben oder Nichterben dagegen können schon mal ein wenig lästig werden. Glaub mir, das ist manchmal mehr Leben, als man sich bei der Ausübung eines solchen Amtes wünscht." Er lachte allerdings. Immerhin wäre die Arbeit höchst langweilig, wenn so etwas nicht dabei wäre.
"Du bist mit Cincinnatus befreundet? Ja, er ist sehr nett und auch auch fleißig und zuverlässig. Seine Hilfe war mir höchst willkommen, das kannst Du mir glauben. Er ist ganz allein in der Casa? Viele Iulier sind bei der Legion, oder habe ich das falsch in Erinnerung?" Es war nicht leicht, in Rom Fuß zu fassen, wenn keine Familie da war, die einen unterstützte. Ursus fand Cincinnatus nicht beneidenswert.
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Ursus lächelte. Einen ungebildeten Eindruck machte Lucanus jedenfalls nicht, auch wenn er seine Fähigkeiten und Kenntnisse selbst eher schlecht beurteilte. Schon der hervorragende Abschluß des CRV zeigte dies sehr deutlich. Auch Ursus hatte eine Menge Zeit und Arbeit in die Vorbereitung des Cursus investiert, doch schien es so, als hätte er nicht ganz die richtigen Quellen gehabt. Zumindest nicht, um eine Auszeichnung zu erhalten. Naja, vielleicht war Lucanus auch einfach nur begabter als er selbst.
"Du wirst die Auszeichnung schon verdient haben. Und ich gebe zu: ich beneide Dich darum." Ein leichtes Grinsen begleitete diese Worte, um Lucanus zu zeigen, daß es kein bösartiger Neid war, der ihn erfüllte.
"Du bist noch ein paar Jahre jünger als ich. Bestimmt wirst Du es schaffen, Dich zu bewähren und in den ordo senatorius erhoben zu werden. Wie willst Du Dich denn in Zukunft betätigen? Willst Du bei einem der Amtsinhaber als scriba tätig werden? Oder vielleicht ein religiöses Amt übernehmen?" Auf die Aussage mit dem Fischer ging Ursus gar nicht ein, sondern schmunzelte nur darüber. Ein Flavier war sicherlich nicht nur ein Fischer gewesen. Das konnte nichts anderes als eine Übertreibung sein.
"Falls Du Dich für den Dienst für die Götter interessieren solltest, wäre es vielleicht günstig, mal mit meinem Onkel Aurelius Corvinus zu sprechen. Er ist Septemvir und kann sicherlich etwas für Dich tun", schlug Ursus vor, unwissend, daß Lucanus dies längst getan hatte.
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Ursus nahm den Becher dankend entgegen und trank einen Schluck. "Die Natur mag gerecht sein, aber mancher Mensch hat nur wenig Kontakt zu ihr und die Menschen sind selten gerecht", nahm er das Bild von Lucanus auf und grinste dabei. Er meinte es nicht ganz ernst, auch wenn dies durchaus der Wahrheit entsprach.
Dem Becher selbst schenkte er keine Aufmerksamkeit. Vielleicht wenn er ein ganz außergewöhnliches Kunstwerk gewesen wäre. Ansonsten hatte Ursus für solche Dinge einfach nicht so den Blick. Ein Defizit, daß vielleicht eines Tages durch eine Ehefrau gefüllt würde.
"Noch habe ich damit nicht angefangen. Also mit aufschreiben noch nicht. Aber ich denke bereits über Formulierungen nach. Ich brauche noch die abschließenden Zahlen, die ich aber erst in wenigen Tagen endgültig habe. Von meiner letzten Liste habe ich nur sehr wenige Rückmeldungen bekommen. Der Termin zur Rückmeldung war gestern. Da kommen bestimmt noch Nachzügler, deswegen möchte ich noch etwas warten. Bis die neuen Amtsinhaber ernannt werden, dauert es ja noch etwas."
Er musterte Lucanus neugierig. "Wie sieht es aus? Kandidierst Du? Achja, Glückwunsch übrigens zur Auszeichnung für Deinen cursus res vulgares. Ich habe damals einfach nur bestanden. Für eine Auszeichnung hat es leider nicht gereicht."
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Ursus lachte heiser. "Und wie wir gestritten haben." Er schüttelte den Kopf, als er daran dachte. "Verstehe mich bitte nicht falsch. Natürlich bin ich selbst schuld." Es war ja nicht so, daß er das nicht wüßte. "Bei unserem ersten Gespräch, wenn man das überhaupt so nennen kann, war ich schon zu Beginn so geladen, daß ich ihm allerlei Dinge an den Kopf geworfen habe, die alles andere als freundlich waren. Insofern liegt die Schuld an dem schlechten Beginn sicherlich bei mir."
Sein Blick war offen und tiefe Verletztheit war darin zu lesen, als er sie anblickte. "Doch wie schon gesagt: Er antwortet nicht auf meine Fragen, oder so ausweichend, daß man alles und nichts daraus verstehen kann. Er hat weder meine Entschuldigung angenommen, noch ist er auf meine Bitten eingegangen. Von ihm kommt immer nur die Forderung nach Bewährung, Vorträge über Familienzusammenhalt und ansonsten behauptet er einfach, es wäre nichts zu tun. Auf der anderen Seite klagt er aber ständig darüber, daß er hoffnungslos überlastet sei. Cotta ist schon seit Monaten fort. Mehr muß ich wohl eigentlich nicht mehr dazu sagen, oder?" Denn Corvinus war nicht im geringsten auf die Idee gekommen, Cottas Aufgaben für die Zeit von dessen Abwesenheit auf Ursus zu übertragen. Und um Aufgaben gebeten hatte Ursus ja nun schon mehrmals.
"Ich hoffe, daß ich ein Tribunat erhalte. Dann gewinnen wir eine Weile Abstand voneinanader. Vielleicht... läßt er danach ja mit sich reden. Falls er diese Bewährung außerhalb der Familie als ausreichend betrachtet." Aber wenn diese Ausrede nicht mehr zog, fiel Corvinus bestimmt etwas anderes ein.
Nach einem tiefen Durchatmen ergriff Ursus Helenas Hände. "Danke, daß Du mir zugehört hast. Es tut wirklich gut, es mal von der Seele zu reden. Aber bitte sprich nicht mit Marcus darüber. Sonst hält er mich auch noch für einen Jammerlappen und einen Feigling, der eine Frau vorschickt. Und recht hätte er auch noch damit. Ich kann nichts tun, als weiterhin mein bestes zu geben und zu hoffen, daß er irgendwann einmal hinschaut." Etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Marcus irgendwann einmal auf der Karriereleiter zu überholen, würde wohl auf ewig ein Wunschtraum bleiben. Dafür fehlte es Ursus zu sehr an Unterstützung. Vielleicht wurde es wirklich Zeit, daß er sich einen einflußreichen Patron suchte. Doch noch immer kannte er die hochrangigen Personen in der Stadt zu wenig, um zu wissen, wer der richtige für ihn wäre.
"Laß uns von etwas anderem reden, ja? Über meine Schwester vielleicht? Sie war ein sehr lebhaftes Kind, ich kann sie mir nur schwer als junge Dame vorstellen. Inzwischen ist sie in heiratsfähigem Alter. Als wir hier in diesem Haus aufgewachsen sind, kannte sie mehr Verstecke als ich und das will was heißen. Und sie liebte den Garten sehr. Ihr werdet euch bestimmt mögen."
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"Erwische ich Dich nochmal beim Lauschen, dann ist was los, verstanden?", wiederholte Ursus nochmal streng, damit Tilla es sich wirklich merkte. Er würde schon eine Strafe für sie finden, die sie auch wirklich empfindlich traf. Es gab ja durchaus einige Arbeiten, die sie ungern verrichtete. An Schläge dachte er erst gar nicht. Er hielt nichts von solchen Strafen. Er verabscheute Schläge. Und außerdem: Sie machten gute Sklaven zu schlechten Sklaven. Und schlechte zu noch schlechteren. Wie sollten sie je Vertrauen zu einem haben und wie sollte man ihnen vertrauen können, wenn solche Dinge zwischen einem selbst und ihnen standen? Außerdem mochte er Tilla viel zu gern, um ihr wirklich weh zu tun.
"Hol sie bitte ab, wenn das Bad fertig ist. Du wirst uns schon finden", meinte er dann schon in versöhnlicherem Ton zu dem Sklavenmädchen. Sie würde ihn schon richtig verstehen. Nämlich daß er das Lauschen zwar wirklich nicht leiden konnte, sie persönlich aber dennoch mochte.
Dann wandte sich Ursus wieder seiner Schwester zu. "Du bist doch sicher auch sehr hungrig. Möchtest Du eine Kleinigkeit essen, bevor Du Dein Bad nimmst oder möchtest Du bis nach dem Bad und dem normalen Abendessen warten?"
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Ursus war bereits zu Bett gegangen, denn es war ein langer und arbeitsreicher Tag gewesen. Und auch der nächste kündigte sich nicht weniger anstrengend an. Seine Amtszeit war fast beendet und er mußte noch die Abschlußarbeiten erledigen. Die letzten Fälle mußten zuende geführt werden und dann mußte er den Abschlußbericht noch verfassen, eine Aufgabe, die ihn doch mit etwas Nervosität erfüllte. Denn auf dem Forum vor allen Leuten Rechenschaft über die Amtszeit abzulegen war eben doch nciht ganz ohne.
Doch trotz dieser Überlegungen, ja fast Sorgen, glitt er recht bald in die Nebel des Traumes herüber. Zumindest beinahe. Bis ein leises Klopfen ihn aus dem Halbschlaf wieder heraus riß. "Hm.... ja?", brummelte er müde und etwas ungnädig. Wer wollte denn zu dieser späten Stunde noch etwas von ihm?
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Natürlich war Ursus ein wenig enttäuscht, daß sie sich doch so schnell von ihm löste und aufstand, als sie spürte, wie sehr er sie auch körperlich begehrte. Natürlich hatte er sich tief in seinem Inneren gewünscht, daß sie für ihn all ihre Grundsätze über Bord werfen und sich ihm freudig hingeben würde. Doch gleichzeitig hatte er auch gewußt, daß sie dies nicht tun würde. Und gerade das machte sie ja auch wieder zu etwas besonderem. Im Grunde begehrte er sie deswegen nur noch mehr.
Seufzend rappelte auch Ursus sich auf und grinste sie dann ein wenig schief an. "Sehr kaltes Wasser", bemerkte er und zwinkerte ihr zu. Oh, wie gern würde er sie jetzt einfach an sich reißen und... Nein. Natürlich würde er so etwas niemals tun. Auch wenn es schwer war, überhaupt zu denken, auch wenn es schon weh tat, dem Drang zu widerstehen, so zwang er sich doch dazu.
Er legte leicht den Arm um ihre Schultern, drückte sie nur einen Augenblick lang etwas fester an sich. Doch dann wieder so leicht, daß es ganz unverfänglich auf andere wirken mußte. "Du bist die wunderbarste Frau auf der ganzen Welt, Cadhla." Wie sehr wünschte er sich, die Umstände mochten anders sein. Doch das war eben nicht gegeben. Sie mußten ihr Schicksal akzeptieren, es sollte eben nicht sein.
"Ich werde nie vergessen, daß Du mich eigentlich gewollt hast", flüsterte er ihr zu, bevor er die leichte Umarmung löste und sich abwandte, um zu gehen. Er hatte es ganz deutlich gespürt, daß auch sie erregt gewesen war, daß sie Leidenschaft verspürt hatte. Lust. Gewiß nicht weniger als er. Und das war schon mehr, als er hatte erwarten können.