Beiträge von Titus Aurelius Ursus


    Dankbar nahm Ursus den Becher entgegen und trank ihn in einem Zug leer. "Das war wirklich gut. Ich danke Dir, Stella, Du hast mich ohne Zweifel vor dem grausamen Tod des Verdurstens gerettet." Er stellte den Becher ab und lauschte dann ihrer Erzählung. Da er sich recht gut an den Sklaven erinnerte, der die zweite Melone mehr als unwillig herausgerückt hatte, konnte er sich auch bildlich vorstellen, was geschehen sein mußte. - Und lachte. "Ja, die Szene kann ich mir sehr wohl vorstellen. Der Anblick hat den entgangenen Genuß vermutlich durchaus wett gemacht!" Allein wenn er sich das mißmutige Gesicht des Sklaven vorstellte, der vermutlich voll in den zerplatzten Resten der Wassermelone gelandet war...


    Doch als Stella auf die Wahl zu sprechen kam, wurde er gleich wieder ein wenig ernster. "Ja, ich möchte als Vigintivir kandidieren. Es mag noch etwas früh erscheinen, da ich noch nicht allzu lange wieder in der Stadt bin und mich nur wenige Leute gut genug kennen, - doch diese Untätigkeit macht mich einfach wahnsinng. Ich bin voller Tatendrang, Lernen allein füllt mich nicht aus. Ich möchte das Gelernte auch endlich anwenden können. Und an der Praxis weiterlernen. Verstehst Du? Ich möchte etwas tun. Und ich möchte es für Rom tun." Er ereiferte sich richtig, während er sprach und seine Augen leuchteten dabei.

    Ursus nickte. Das hatte er sich schon gedacht. "Ich brauche den Nachweis über den Kurs, um kandidieren zu können, deshalb bin ich so ungeduldig. Ja, hoffen wir auf morgen... oder übermorgen." Warten war eben immer unangenehm und die Zeit schien dann stets viel langsamer zu vergehen als sonst.


    "Ich würde gerne Wasser mit einem Spritzer Zitrone nehmen. Danke, Du weißt gar nicht, wie durstig ich bin." Er lächelte, das war jetzt genau das richtige, schön erfrischend und durstlöschend.


    Als sie von der verlorenen Wassermelone erzählte, mußte er auflachen. "Was? Er hat sie verloren? Wie kann man denn eine Wassermelone verlieren? Noch dazu so ein Prachtexemplar? - Dir ist wirklich etwas entgangen, sie war ganz wunderbar." Er konnte es gar nicht glauben. Verloren!

    Ursus nahm sehr gerne Platz, immerhin hatte er den ganzen Weg von der Villa Aurelia bis hierher zu Fuß zurückgelegt. Es erschien ihm einfach albern, als junger, gesunder Mann eine Sänfte zu benutzen. "Danke. Mir geht es ausgezeichnet. Ich bin nur ein wenig unruhig, weil die Ergebnisse des CRV noch nicht bekannt gegeben wurden. Es gab wohl eine besonders hohe Anzahl an Teilnehmern? - Aber das soll Deine Sorge nicht sein", lächelte er.


    "Die Melone war übrigens ausgezeichnet. Ich danke Dir nochmals dafür." Er hatte die Frucht wirklich genossen, - ebenso wie der Rest der Familie, auch wenn sie wohl nicht geahnt hatten, woher die Frucht stammte.

    Ah, sie war da. Mit einem erfreuten Lächeln öffnete Ursus die Tür und trat ein. "Salve Stella", grüßte er freundlich, als er sie am Schreibtisch sitzen und arbeiten sah. "Wie Du siehst, mache ich meine schreckliche Drohung wahr und komme Dich besuchen", scherzte er mit einem frechen Grinsen.


    "Ich hoffe, es geht Dir gut? Und ich halte Dich nicht von dringenden Arbeiten ab?" Immerhin arbeitete sie hier und vielleicht wurden derartige Besuche gar nicht gern gesehen. Vor allem, wenn dringende Arbeiten zu erledigen waren.

    Ursus nahm die von ihr gefüllte Schüssel und nahm einen Löffel voll von dem Obstsalat. "Der ist sehr gut", lobte er, um ihr damit eine Freude zu machen. Nicht, daß es eine Lüge gewesen wäre, aber normalerweise lobte er Sklaven nicht für derartige Selbstverständlichkeiten.


    "Sie sagen meistens: Das Essen kann gleich serviert werden, oder: Im Triclinium ist alles angerichtet.... oder: Die Familie kommt bereits zum Essen zusammen. - Etwas in der Art. Aber das formelle drumherum können wir bei der Geste weglassen. - Vieleicht so." Er deutete mit einer Hand kurz an, Nahrung zum Mund zu führen und machte dann eine Geste, als würde er etwas anbieten, die Handfläche nach oben, kurz nach außen geführt.


    Diese Nachricht war ja nichts, was geheim sein mußte, also konnte die Geste ruhig ein klein wenig auffälliger sein. Außerdem sah sie bei Tilla bestimmt sehr anmutig aus und war somit gar angenehmer als eine ausgesprochene Aufforderung.

    Ursus lächelte. "Gut, dann tatsächlich zum forum romanum. Dann laß uns hier abbiegen, ja?" Er zeigte auf eine Kreuzung ein Stück weiter vor ihnen. "Nun, ich kenne Rom und ich kenne Athen. Und ich kenne den Weg dazwischen. - Aber die Völker, die in den verschiedenen Provinzen wohnen, kannst Du hier auch kennenlernen. Du wirst sehen, jedes Volk ist irgendwie vertreten." Er lachte. "Und auch Handelswaren aus allen Provinzen findest Du hier. Es gibt sicher an keinen anderen Ort eine derartige Warenvielfalt. Was immer das Herz begehrt, in Rom kannst Du es erstehen." Zumindest, wenn man genug Geld hatte.


    Neugierig betrachtete er das hübsche Mädchen von der Seite. Ob sie wohl nach Rom gekommen war, um hier verheiratet zu werden? Das richtige Alter hatte sie ja und die Vermutung lag irgendwie nahe. Natürlich wäre es absolut unhöflich gewesen, eine derartige Frage zu stellen, doch Ursus fand, daß der Auserwählte durchaus Glück hatte, eine so sympathische und intelligente Frau zu erhalten.


    "Du bringst meinen Tagesplan nicht durcheinander. Im Moment bin ich noch ziemlich beschäftigungslos. Natürlich hoffe ich, daß sich das nach den Wahlen ändert, denn ich beabsichtige, mich zur Wahl aufstellen zu lassen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob mir schon Erfolg beschieden sein wird, denn wegen meiner langen Abwesenheit bin ich wenig bekannt. Die Menschen wissen nicht, was ich zu leisten in der Lage bin und daher fürchte ich, daß sie mir noch nicht das rechte Vertrauen entgegenbringen werden." Das würde weitere Monate ohne rechte Tätigkeit nach sich ziehen, für ihn ein wahrhaft unhaltbarer Zustand.

    Ursus lächelte, als er sah, wie locker sie Platz nahm. Sie schien wirklich jegliche Scheu vor ihm verloren zu haben. Das freute ihn, denn ihr Verhalten bei ihrer ersten Begegnung war schon irgendwie erschreckend gewesen. Er wußte ja, daß so mancher ihn nicht sehr mochte, doch für ein Schreckgespenst hatte er sich nie gehalten.


    Interessiert sah er sich an, was sie ihm mitteilen wollte. Auf jeden Fall hatte sie verstanden was er erreichen wollte und machte sich darüber schon sehr brauchbare Gedanken. "Nachricht für etwas, was Du mir gleich sagen oder übergeben kannst, Pergament für etwas, was die anderen nicht mitbekommmen sollten. - Nachricht die aufklappende Wachstafel", er machte die Geste der flachen Hand, die er einfach umdrehte, "Pergament das aufrollende Papier", er zeigte ihr eine Faust und öffnete sie, wie sich ein Pergement entrollte. "Einfache Gesten, die man relativ unauffällig machen kann. Und das U, um mich anzusprechen. Sehr gut, Tilla. Genau so habe ich mir das vorgestellt. Schauen wir, was wir noch so kurz und einfach hinbekommen." Er überlegte, was es noch an Sätzen gab, die sie so kurz wie möglich ausdrücken können sollte.

    Heute hatte Ursus endlich Zeit, sein Versprechen einzulösen und Stella zu besuchen. Er hatte sich bis zu ihrem Officium durchgefragt und klopfte nun höflich an die Tür.


    Eigentlich hatte er die Hoffnung gehabt, daß es schon einen Aushang gäbe, der über den Ausgang des Cursus informierte. Aber leider war das noch nicht der Fall. Langsam wurde er nervös deswegen. Die neuen Wahlen würden bald anstehen und er mußte doch auch bekanntgeben, daß er sich zur Wahl stellen wollte. Doch dies ging natürlich erst, wenn er den CRV nachweislich bestanden hatte. Hoffentlich hatte er nicht versagt! Das wäre wirklich eine unendliche Schande...

    Sie war wirklich irgendwie niedlich. Daß sie sich nicht geschnitten hatte, schien sie tatsächlich für ein ungewöhnliches Erfolgserlebnis zu halten. Er ging nun einfach darüber hinweg, denn dies waren ja Kleinigkeiten, die für ihn von wenig Interesse waren. Und sie mußte auch lernen, daß diese kleinen Erfolgserlebnisse zwar sie selbst erfreuten und ihr Selbstbewußtsein stärkten, aber andere nicht unbedingt wissen wollten.


    "Ja, genau an so etwas habe ich gedacht, Tilla", nickte Ursus zufrieden und freute sich, ihre Aufmerksamkeit wieder auf das gelenkt zu haben, was sie eigentlich vorhatten.


    Der Wein, den sie holte, war ihm schon viel lieber. Er probierte und nickte ihr dann zufrieden lächelnd zu. Und nun konnten sie auch endlich anfangen, richtig zu arbeiten. "Also legen wir die Gesten jetzt mal fest, ja?" Er wollte schließlich schnell zu einem brauchbaren Wissenstand kommen. "Die Gesten dürfen nicht zu groß und ausholend sein. Zum einen hast Du vielleicht nicht immer beide Hände frei, zum anderen muß nicht immer jeder mitbekommen, daß wir zwei miteinander kommunizieren. Ein Griff ans Ohr ist sicher unauffällig, Buchstaben mit der Hand andeuten, gewiß auch."

    "Apfelwein..." Ursus blickte immer noch skeptisch drein. Er mochte die Äpfel lieber als Frucht. Und den Wein lieber als richtigen Wein. Sie hatte es nett gemeint, aber so ganz seine Sache war dieser Apfelwein nicht. Er erschien ihm eher als ein Weinersatz für Leute, die sich richtigen nicht leisten konnten.


    "Naja, einen Versuch war es vermutlich wert. Aber sei doch bitte so lieb und hol mir noch einen Krug mit verdünntem richtigen Wein, ja?" Er wählte diese mehr als freundliche Formulierung - Sklaven gegenüber war er sonst deutlicher - um sie nicht zu verletzen. Sie war noch so jung und hatte viel schlimmes durchgemacht, irgendwie wirkte sie wie ein Kind auf ihn und das verleitete ihn dazu, sie wie ein Kind schonend zu behandeln.


    Sie versuchte gerade, ihm mit Gebärden etwas zu sagen. "Du hast den Obstsalat alleine gemacht?", riet er aus dem, was er verstand. Das war wieder so eine kindliche Aussage. Denn eigentlich war das doch nichts besonderes. Sie war alt genug, ganz andere Dinge selbständig zuzubereiten. Aber vermutlich war die Zeit auf der Straße, was solche Dinge anging, verlorene Zeit gewesen und sie mußte jetzt alles nachholen. "Dann wird er bestimmt ausgezeichnet sein", lobte er im voraus, auch wie bei einem Kind, und lächelte sie aufmunternd an.


    "Dann machen wir mal weiter mit unserem Unterricht, ja? Ich finde, bei immer wiederkehrenden, wichtigen Sätzen, sollten wir uns eine Geste für den ganzen Satz ausdenken. Wie zum Beispiel: Ich habe eine wichtige Nachricht für Dich. Oder: Ich muß Dir ganz dringend etwas sagen, aber das geht nicht hier. - Solche Dinge." Er lachte. "Oder: Das Essen ist fertig."

    Ah, Cotta hatte offenbar Prisca entdeckt und drängelte sich tatsächlich zu ihr durch. Na, so rücksichtslos wollte Ursus nicht sein, auch wenn er sich den beiden gerne zugesellt hätte, um mit ihnen zu plaudern. Das konnte er tun, wenn das Rennen entschieden war. Gewettet hatte er nicht, doch sein Herz schlug ganz eindeutig für den Speerwagen. War doch der Angriff auch von jeher eher seine Position gewesen als die Verteidigung. Und so jubelte er natürlich begeistert, als der Speerwagen souverän die Führung übernahm.


    Es war unglaublich, wie begeistert die Menge war. Es war fast greifbar, wie eine Kraft, die von den Menschen auf die Pferde und Wagenlenker übergehen sollte. Ja, vielleicht war das auch so. Anfeuern half eben doch. Ursus schloß sich stimmgewaltig einem Sprachchor an, der den Speerwagen weiter anfeuerte. Vielleicht trug ihn das ja als ersten durch das Ziel.

    Sie plauderten weiter, während sie langsam die Straßen entlang schlenderten. "Vielleicht sollte ich noch schnell erwähnen, daß es ein recht weiter Fußweg ist bis zum forum romanum. Wenn es Dir zu weit ist, zeige ich Dir erst einen schönen Park hier in der Gegend." Er wollte ihr immerhin keinen langem Marsch zumuten, wenn ihr nicht danach war.


    "Hispania? Das Klima soll dort ja dem hiesigen recht ähnlich sein. Ist die Lebensweise dort sehr viel anders? Daß Dir in Rom alles ungeheuer groß und imposant vorkommt, ist ja eigentlich nicht verwunderlich. Rom ist die bedeutendste Stadt unserer Zeit. Und sicherlich auch mit Abstand die modernste. Aber Du kannst doch kaum weltfremd zu nennen sein, wenn Du von Provinzen, also von mehreren solchen, sprichst. Demnach bist Du schon mehr in der Welt herumgekommen als ich." Er kannte eigentlich nur Rom und Athen. Und den Weg dazwischen. Doch es zog ihn ja auch nicht sehr in die Welt.

    "Vielleicht liebe ich Rom so sehr, weil ich es so lange entbehren mußte", lachte Ursus. Er wußte, daß es das nicht allein war. Rom war seine Heimat und er war ein Teil davon. Wie weit ihn das Schicksal auch noch von Rom fortführen mochte, er würde sich nie woanders so heimisch fühlen können wie hier. Nur hier hatte er das Gefühl, komplett zu sein.


    "Also zum forum romanum. Irgendwie ist es auch richtig, das Herz der Stadt zuerst kennenzulernen. Außerdem sind dort ohnehin auch einige der herrlichsten Bauwerke zu sehen, vor allem auch die verschiedenen Tempel. Du wirst sicher Deine Freude daran haben." Wer hatte schließlich nicht seine Freude daran?


    "Wenn Du erst seit kurzem in der Stadt bist, darf ich dann so vermessen sein, Dich zu fragen, woher Du stammst?" Das war vielleicht ein wenig sehr neugierig, doch sie konnte ja einfach sagen, daß sie nicht so gerne über ihre privaten Verhältnisse sprechen wollte. Immerhin kannten sie sich erst seit wenigen Minuten.

    Durch ein Rascheln der Büsche wurde Ursus auf das Herannahen der Sklavin aufmerksam. Gehorsam und fleißig schien sie jedenfalls zu sein, stellte er zufrieden fest und beobachtete, wie sie alles anrichtete. Dann erwiderte er ihren stummen Gruß. "Salve Tilla. - Was ist das denn, was Du da besorgt hast?"


    Neugierig nahm er den Becher entgegen und probierte. Es schmeckte irgendwie... eigenartig. Guter Wein war es jedenfalls nicht. Es war aber igendwie dem Wein ähnlich. Durchaus süßlich, aber auch säuerlich. "Ich weiß nicht recht", meinte er skeptisch und nahm noch einen Schluck, um den Geschmack abermals zu testen. Seine Augenbraue hob sich, während er überlegte, woran ihn der Geschmack eigentlich erinnerte. Es dauerte einen Moment, bevor er bemerkte, daß seine dumme Angewohnheit wieder durchgekommen war. Schnell korrigierte er das wieder. "Also... Wein ist mir lieber, glaube ich. Was ist es?"


    Ursus konnte zunächst einmal nur entsetzt den Kopf schütteln, da er dem Theaterstück weiter folgte, denn in Szene drei war ihm ja ein längerer Abschnitt gewidmet, bei dem sein "Gesprächspartner" doch wesentlich besser wegkam als er selbst.


    "Würde es Dir gefallen, in aller Öffentlichkeit als Dummkopf dargestellt zu werden?", fragte er ebenso leise zurück. Er war einfach nur entsetzt und es war nur gut, daß die nächste Szene begann, bevor sich diese Ansicht über ihn festsetzen konnte. Sicher, dieser Castus - wem entsprach er eigentlich? - sprach fast nur in Fremdwörtern, deren Bedeutungen sich Ursus nur zum Teil erschlossen. Aber da ging es ihm doch wohl nicht anders als allen anderen.


    "Wer immer dafür verantwortlich ist, wird sich sehr warm anziehen müssen. Denn ich werde das gewiß nicht einfach so hinnehmen", meinte er noch zu Helena, "Aber natürlich erst nach dem Fest. Du hast recht, wir sollten versuchen, es mit Humor zu nehmen. Oder wenigstens so zu tun, als würden wir es mit Humor nehmen." Das fiel ihm schwer. Sehr schwer. "Hoffen wir, daß unsere Gäste es auch einfach mit Humor nehmen. Denn einige von ihnen sind ja wohl auch betroffen."


    Er wandte sich wieder dem Theaterstück zu. Der Kampf der Sklavin mit Fisch und Tiger wenigstens war tatsächlich recht unterhaltsam. Die "Tischunterhaltung" dagegen wurde gerade etwas derbe. Auch das könnte von der vorherigen Szene genügend ablenken, auch wenn Ursus die Thematik eigentlich für diesen Rahmen ein wenig zu geschmacklos fand. Doch zur Ablenkung war es allemal gut. Und dann noch diese Auseinandersetzung zwischen Pupsus und Camylla! Die auch noch Corvinus vor die Füße fiel! Wie vermutlich die meisten im Raum, war Ursus gespannt, was nun geschehen würde.

    Es war schon ein gutes Gefühl, zum ersten mal in voller feierlicher Ausstattung anzutreten. Er war zwar noch nicht beim Militär gewesen, doch im diesem Moment fühlte Ursus sich tatsächlich wie ein tapferer Krieger. Mit ernstem Gesichtsausdruck, der sein feierliches Gefühl gut widerspiegelte, reihte sich Ursus zwischen den anderen Collini ein.


    Neugierig blickte er sich um. Mit den salii palatini hatte er ja noch nichts weiter zu tun gehabt. Und doch erkannte er einige bekannte Gesichter unter ihnen. Ihnen voran schritt Caius Flavius Aquilius, den Ursus vom Fest her kannte. Anscheinend war er der Magister der Palatini. Hätte er sowas nicht wissen sollen? Ursus nahm sich vor, besser aufzupassen. So etwas war doch wichtig! Aquilius machte jedenfalls eine verdammt gute Figur dabei, das mußte man ihm schon lassen. Aber auch Corvinus machte sich ohne Zweifel gut.


    Stolz erhobenden Hauptes zogen sie durch Roms Straßen. Noch war da nichts schwieriges dabei und sogar Cloelius Quadratus schien damit zurecht zu kommen. Doch die Feuerprobe stand ja noch bevor. Sie hatten zwar zuhause noch gründlich geübt und eigentlich war Ursus der Meinung, daß er die Abfolge beherrschte, doch es war natürlich immer wesentlich schwieriger, wenn man es unter den Augen der Öffentlichkeit vorführen mußte.


    Doch es war ganz anders, als Ursus erwartet hatte. Der Gesang, der ihm beim Üben fast ein wenig albern vorgekommen war, klang nun stimmig und das Innere zutiefst berührend, passend zum Stampfen der Männer und zum Klingen der Schwerter, die in so herrlicher Perfektion gleichzeitig auf die Schilde geschlagen wurden. Daß Cloelius Quadratus in der letzten Reihe patzte, bemerkte Ursus gar nicht. Alle um ihn herum waren im Gleichtakt, rissen ihn einfach mit sich. Es war wie ein Rausch. Lag das wirklich nur daran, daß sie jetzt so viele mehr waren? Oder lag es an der größeren Ernsthaftigkeit als bei den Proben, an der Andacht, denn dies alles taten sie ja Quirinus und Mars zu Ehren? Auf jeden Fall lag eine ungeahnte Feierlichkeit in der Luft, die auf den Gesichtern ebenso zu lesen war wie der Stolz, hierbei mitwirken zu dürfen.

    Ursus hatte Tilla in den Garten bestellen lassen. Das Wetter hatte sich wieder etwas gebessert und es war ihm nach frischer Luft zumute. Vor allem, wenn es ums Lernen ging. Noch immer faszinierte ihn der Gedanke an lautloser Kommunikation. Sicher bedeutete es jetzt erst einmal Mühe. Doch er hatte ja Zeit. Noch. Die beste Gelegenheit also, solche Dinge zu erlernen.


    Eigentlich war er noch ein wenig früh dran, als er den Garten betrat. Doch er sah, daß Tilla bereits bei den Vorbereitungen war. Denn Kissen und Polster lagen schon bereit. Wahrscheinlich holte sie gerade den Imbiß, den er angeordnet hatte. Er hatte gerade mehrere Stunden über einigen Schriftrollen verbracht und so konnte er einen kleinen Happen durchaus vertragen.


    Mit einem kleinen zufriedenen Seufzer ließ er sich auf einem der Stühle nieder und genoß einfach die Ruhe und die Schönheit des gepflegten Gartens.

    Ursus blickte die junge Frau ein weinig erstaunt an. Sie schien durchaus kein scheues Wesen zu sein, wenn er ihren etwas frech klingenden Tonfall richtig deutete.


    "Das kommt ganz darauf an, worauf Du Wert legst. Das Herz der Stadt ist natürlich das Forum Romanum. Dort wirst Du Menschen jeder Art vorfinden. - Suchst Du Aufregung und Spannung, so ist der Circus wohl der Ort der Wahl. Und dann gibt es natürlich wunderbare Parks und großartige Bauwerke." Rom hatte alles, was man sich nur wünschen konnte. Es war die wunderbarste Stadt der Welt.


    "Wenn ich Dir einen Rat geben darf: Nimm Dir nicht zuviel auf einmal vor, sonst kannst Du es gar nicht richtig genießen. Überlege Dir, ob Du erst die Architektur oder erst die Bewohner ein wenig kennenlernen willst." Wie sie sich wohl entscheiden würde?

    Zur Historie:


    Ich glaube auch nicht, daß die Römer immer so sittenstreng waren :) Hätten sie sonst so viel Spaß an derben Theaterstücken gehabt?


    Und die Germanen? Es gibt viele Quellen, die zur Vorsicht gemahnen, was Tacitus angeht. Weil der wohl dem römischen Volk eins mit der moralischen Keule zu verpassen versuchte. Der "edle Wilde" ist und doch auch aus späterer Literatur bekannt ;) Sicher gibt es eine Menge wissenswertes bei Tacitus zu lesen. Aber als absolut verläßlich kann er auf keinen Fall angesehen werden. Gerade bei den Moralvorstellungen!


    Zum aktuellen Fall:


    Ich lese da "im Moor versenken" und "daß das Zimmer verschlossen war, steht erst später da". Ich lese im gleichen Beitrag leider nicht "Ohne Absprache in einen offensichtlich privaten Thread reinschreiben" oder "Ohne Anzuklopfen in das Zimmer einer Dame stürmen" (sie hätte ja auch nackt dastehen können, weil sie sich grad umkleidet! :D )


    Eigentlich ist das alles auch überhaupt nicht wichtig. Nehmen wir die Fakten:


    - Als Loki ins Zimmer kam, standen die beiden am Fenster.


    - Sim-On wissen davon: Cupidus, Clara, Loki und Venusia


    Habe ich was übersehen?


    Das müßte doch eine Ausgangslage sein, mit der man in einer für alle tragbaren Weise weitermachen kann, oder?


    Edit: Wort vergessen

    Eigentlich hatte Ursus das Gefühl, ganz gut zurechtzukommen. Aber hinten auf der anderen Seite gab es immer wieder ein Durcheinander und unterdrückte Schmerzenslaute. "Auf jeden Fall üben wir nochmal zuhause, Cotta. Ich will mich nicht blamieren beim ersten Auftritt in der Öffentlichkeit", raute er dem Vetter noch während der Übung zu. Er fand ja, daß Cotta sich auch nicht dumm anstellte. Von Pegasus hatte er nicht viel gesehen, da Cotta sich ja dazwischen befunden hatte. Aber er war sicher nicht schuld gewesen an dem Durcheinander.


    Anscheinend ging Corvinus davon aus, daß es schon klappen würde, wenn es soweit war. Doch Ursus bezweifelte das eigentlich, wenn er an Quadratus dachte. Der schien nicht nur Namen leicht zu vergessen, sondern auch, wie man einen Schritt vor den anderen setzte. Die armen Menschen, die mit ihm ständig zu tun hatten!


    Die Übung wurde für beendet erklärt und sie verabschiedeten sich von den anderen Sodales, um sich auf den Heimweg zu machen. Doch noch im Gehen wandte sich Ursus an Corvinus. "Schilde, Corvinus? Bis wann müssen wir die Ausstattung haben und wo bekommen wir sie?"