Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    [simoff]Diese Rückkehr von der Beerdigung findet noch vor der Ankunft von Vala[ statt/sim-off]


    Ein langer Zug von Wagen und Reitern näherte sich der Porta Praetoria. Allen voran ritt Ursus. Einige Stunden zuvor hatte er einen Boten vorausgeschickt, damit im Haus alles vorbereitet wurde für die Ankunft der Aurelier und ihrer Gäste.


    "Salvete", grüßte Ursus die Wachen, die sofort vor ihm salutierten. Er meldete kurz, wer ihn begleitete, damit dies im Wachbuch vermerkt werden konnte, dann zog er in die Castra ein, dem Praetorium entgegen.

    Gefallen. Ursus bezweifelte dies. Reisen waren einfach nur unbequem und lästig. Sie kosteten Zeit und Nerven. Aber manchmal waren sie eben nötig. Nicht weit hinter Rom, die Sonne war längst aufgegangen, hielten sie für die erste Rast. Die Sklaven hatten ein ausgiebiges Frühstück vorbereitet und alle bekamen die Möglichkeit, sich die Beine zu vertreten. Danach verteilten sie sich anders auf die Wagen, so daß es für alle bequemer wurde.


    Eine gefühlt endlose Reise lag noch vor ihnen. Sie waren ja viel langsamer, als wenn Ursus allein reiste und so sehnte er sich noch mehr danach, endlich die Porta Praetoria seiner Castra zu erreichen. Doch wenigstens war die Gesellschaft nett, was es wieder leichter machte, die lange Reisezeit zu ertragen.



    Sim-Off:

    Wir können hier gerne noch weiterschreiben, aber ich finde, wir sollten auch schon mal in Mantua posten

    Einige Stunden zuvor hatte ein Bote die Ankunft der Herrschaften angekündigt. So hatten die Sklaven Zeit genug, nicht nur die Räumlichkeiten entsprechend vorzubereiten, sondern auch ein ausgiebiges Mahl zu bereiten. Als die Wagen dann endlich vor dem Praetorium hielten, standen Knechte bereit, sich um die Pferde zu kümmern und Sklaven, um die Herrschaften ins Haus zu führen, für ihr Wohlbefinden zu sorgen, während andere die Wagen abluden und das Gepäck auf die verschiedenen Räume zu verteilen.


    "Willkommen im Praetorium der Legio I traiana pia fidelis. Wie ihr seht, ein durchaus prachtvolles Haus. Fühlt euch ganz wie Zuhause und scheut euch nicht, eure Wünsche auszusprechen", übernahm Ursus, den Arm um seine geliebte Frau gelegt, die Begrüßung der Gäste.

    Ursus hätte sich fast verschluckt, als Piso seine Vorstellungen über die Mitgift ausformulierte. Das war ja wohl ein schlechter Scherz gerade nach dem Vortrag, wie reich an Land Piso war oder zumindest bald sein würde. Gepaart mit der anstehenden Erbschaft Priscas war dies wirklich hanebüchen. "Wäre meine liebe Cousine ohne Grundbesitz oder mit nur wenig Grundbesitz versehen, würde ich dieser Regelung ohne zu zögern zustimmen. Immerhin geht es bei der Mitgift nicht darum, Dich reicher zu machen, sondern darum, Prisca zu versorgen, wenn sie eines Tages ohne Dich dasteht. Angesichts der Tatsache allerdings, daß sie die Alleinerbin des Grundbesitzes meines Onkels Corvinus ist und sie im Vergleich zu mir nach Übertragung dieses Besitzes eine Großgrundbesitzerin sein wird, scheint mir diese Art von Mitgift vollkommen verfehlt. Ich bin aber gerne bereit, ihr den üblichen Wert eines Grundstückes, also fünftausend Sesterzen, mit in die Ehe zu geben."





    Ursus legte den Kopf leicht schief. "Nun, ich hätte schon ein paar Dinge, die ich ihm auftragen könnte. Vor allem Botengänge oder auch Besorgungen. Wenn sie privater Natur sind, nutze ich dafür nicht gerne die Kapazitäten der Legion. Und Cimon kann ich nur selten für mehrere Tage entbehren. Als Scriba beim Cursus Publicus will er sich verdingen? Gäbe es da nicht auch höhere Einstiegsmöglichkeiten? Über die Schola habe ich Kontakt zu Germanicus Avarus. Zwar sind wir keinesfalls Freunde, immerhin bin ich Patrizier. Aber wir sind auch keine Feinde, von daher könnte ich ihm schreiben und ihm Deinen Neffen empfehlen. Dann springt vielleicht eine verantwortungsvollere und vor allem auch einträglichere Position dabei heraus? Was die Legion angeht: Wenn er hier bei Dir in der Castra wohnen würde, dann könnte er Kontakt zu Soldaten erhalten und sich gründlich umschauen. Für einen strebsamen jungen Mann ist die Legion wahrhaftig nicht die schlechteste Möglichkeit."

    Ursus ließ die Wachstafel in seiner Hand wieder sinken. Was Cimon da berichtete, klang wirklich nicht gut. "Du bist ein guter Beobachter", stellte er sachlich und anerkennend fest. "Cimon, ich danke Dir für diesen Hinweis. Ich werde mit ihm sprechen, vielleicht kann ich etwas für ihn tun. Er ist wirklich ein guter Freund. Wir... wir lernten uns in Germanien kennen. Bei einer Prügelei." Er mußte direkt lächeln, als er daran zurück dachte. Eine eigenartige Geschichte war das damals gewesen. Aber es war eine feste Freundschaft entstanden.


    Mit der Faust auf eine Wand schlagen. Ja, Cimon war so etwas zuzutrauen nach dem, was Ursus von dessen früheren Herren gehört hatte. Aber Reatinus? Unwillkürlich schaute Ursus auf die Hände seines Sklaven. Hier hatte der Nubier hoffentlich nie eine Veranlassung gehabt, so etwas zu tun.

    Na, dann war das ja geklärt. Ursus war nicht unzufrieden. Cimon hatte sich als wahrer Diamant herausgestellt. Hier und da bedurfte er noch eines kleinen Schliffs, aber er strahlte schon in ausgesprochenem Glanz. Schon wollte er sich wieder seinen Berichten zuwenden, als Cimon erwähnte, daß Reatinus vielleicht einen Freund brauchen konnte. "Wie kommst Du darauf? Was war mit ihm?", fragte er also nach. Reatinus hatte Probleme? Warum kam er dann nicht zu ihm? Es gab doch eigentlich nichts, was man nicht regeln konnte.

    Ursus blieb wieder stehen. Völlig unvermittelt. "Das Kind ist nicht von ihm? Es ist von einem anderen Sklaven?" Das Entsetzen in seiner Stimme sagte schlicht und ergreifend alles. "Wie konntet ihr beide nur so dumm sein?" Wenn sie schon nicht den nötigen Verstand besaß - warum hatte der Sklave nicht wenigstens nachgedacht?


    "Weiß Sermo es schon? Und wem gehört dieser Auriga? Weiß sein Herr es schon?" Ursus wußte nur zu genau, daß er gar nichts tun konnte. Allenfalls mit Sermo reden. Aber was auch immer dieser sagte, mußte er akzeptieren. Caelyn war sein Besitz. Und dieser Besitz war beschädigt worden. Der andere Sklave konnte froh sein, wenn er weiterleben durfte. Und auch, wenn er seine Männlichkeit behalten durfte.




    "Es sind germanische Barbaren, die nichts anderes wollen, als in Germanien die römische Herrschaft zu unterlaufen. Wie lange haben sie jetzt das Bürgerrecht? Höchstens drei Generationen. Und schon drängen sie in den Senat!" Ursus hatte noch mit niemandem über seine Befürchtungen diese Familie betreffend gesprochen. Doch es nagte schon seit seinem Tribunat in Germanien an ihm.


    Als Durus erwähnte, daß auch Rom zu leiden hatte, blickte er dem Onkel seiner Frau direkt in die Augen. "In Mantua erreichen mich alle Nachrichten nur ausgedünnt und verzögert. Aber selbst das, was ich höre, finde ich beunruhigend. Ich hatte... erst kürzlich ein Gespräch mit meinem Patron über dieses Thema." Die Sklaven trugen weitere Speisen auf. Kleine Pasteten und gefüllte Fleischtaschen, dazu verschiedene Gemüsearten. Ursus achtete darauf, daß sie die Becher nachfüllten, dann winkte er sie fort. Das Gespräch schien eine Wendung zu nehmen, die für andere Ohren nicht geeignet zu sein schien.

    Ursus nickte. Allerdings waren seine Fragen nur zum Teil beantwortet worden. "Das klingt, als würden ihm alle Türen offen stehen und er für alle Aufgaben befähigt zu sein. Aber was ist nun mit seinen Wünschen und Hoffnungen für die Zukunft? Hat er sich Gedanken darüber gemacht, wo sein Weg ihn hinführen soll? Zu vielen Zielen führen verschiedene Wege. Aber es wäre ja auf jeden Fall wünschenswert, wenn er eine Aufgabe bekäme, die seine Zukunftswünsche fördert." Oder die Zukunftswünsche, die sein Onkel für ihn hatte. Am Ende kam das aufs Gleiche heraus.

    Auch Ursus kam die Schwangerschaft seiner Frau schon ewig vor. Aber als werdender Vater hatte man ohnehin eine etwas verzerrte Wahrnehmung, was solche Dinge anging.


    "Dolabella hat eine Tochter? Das wußte ich gar nicht. Wo habt ihr sie bisher versteckt?" Er schmunzelte. Tatsächlich war er dem Mädchen noch nicht begegnet und Dolabella hatte auch nichts von ihr erzählt. "Da hat er Dir aber auch keine leichte Aufgabe übertragen. Den richtigen Partner für eine junge Verwandte zu finden, ist wahrlich schwer." Auch er hatte ja nun schon Erfahrungen sammeln können und mußte zugeben, daß es alles andere als einfach war.


    "Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, die kältesten Wochen im milderen Süden zu verbringen? Deinem Bein könnte das gut tun." Ursus war ehrlich besorgt, denn in seinen Augen schien das Humpeln des Tiberiers immer schlimmer zu werden. Was wohl die Ursache der Beschwerden war? Eine alte Verletzung?


    "Oh, der Legion geht es gut. Die Männer sind in bester Verfassung, die Castra gut in Schuß. Nur etwas unterbeschäftigt sind sie. Ich muß im Frühjahr gleich für Beschäftigung sorgen, damit sie mir nicht übermütig werden. Der Tribun... Du kennst ihn also? Ich halte von den Ducciern nicht viel, muß ich gestehen. Um genau zu sein: gar nichts."

    Puh, an der Klippe waren sie noch so gerade vorbeigeschlittert. Es kostete Mühe, sich die große Erleichterung nicht ansehen zu lassen. Ursus nahm einen Schluck aus seinem Becher, damit konnte man seine Stimmung auch ganz gut übertünchen. Ganz entspannt, nunja, zumindest sollte es so aussehen, lehnte er sich ein wenig zurück und strahlte das junge Paar fröhlich an. Und sprach, bevor Gracchus am Ende doch noch eine Änderung in der Abmachung herbeireden konnte. "Dann wäre das ja auch geklärt. Sine Manu, wie es heutzutage immerhin auch üblich ist." Er wußte gar nicht, wann er mal eine andere Eheschließung miterlebt hätte. Nein, die Zeiten waren wirklich vorbei, selbst bei Patriziern. Sicherlich würde es eines Tages auch eine Veränderung in den Voraussetzungen für die religiösen Ämtern geben. Irgendwann, wenn es schlicht niemanden mehr gab, der diese altmodischen Voraussetzungen erfüllte.


    "Kommen wir zur Mitgift." Ein Thema, das sicherlich nicht weniger schwierig würde. Doch Ursus war nicht geneigt, jetzt das erste Angebot zu machen. Er wollte doch gerne wissen, in welchen Größenordnungen Piso dachte.




    Na, das war ja sehr interessant, was Reatinus da vorbrachte. "Dein Neffe? Hm." Ja, eigentlich war er mit Schreibern reichlich eingedeckt. Hier im Legionsbereich gab es Soldaten, die diese Aufgabe übernahmen, im privaten Bereich hatte er Cimon und einige andere. Doch einfach so eine Absage erteilen wollte Ursus auch nicht. "Erzähl mir doch mal ein bißchen was über ihn. Was kann er? Was hat er gelernt? Und vor allem: Was stellt er sich für seine Zukunft vor?" Reatinus hatte angedeutet, daß der junge Mann vielleich in die Legion eintreten wollte. Das Vielleicht zeigte schon an, daß da noch Zweifel bestanden.

    Es war schon ein beeindruckendes Bild, eine ganze Legion Aufstellung nehmen zu sehen. Eine Demonstration von Kampfkraft und ja, auch von Macht. Als alle Einheiten angetreten waren und sich ordnungsgemäß gemeldet hatten, ergriff Ursus das Wort. "Milites! Ein neuer Tribunus Laticlavius hat seinen Dienst bei uns angetreten. Titus Duccius Vala", er machte eine Geste zu dem neben ihm stehenden jungen Mann, "wird für ein Jahr Teil des Kommandostabes sein, die meisten von euch werden noch Gelegenheit bekommen, ihn näher kennenzulernen. Bereits in einigen Tagen werde ich gezwungen sein, euch für einen Kurzbesuch in Rom zu verlassen und das Kommando liegt in dieser Zeit in seinen Händen. Der restliche Stab wird ihn in dieser Zeit unterstützen." Nein, er blickte niemanden ernst an, auch wenn ihm danach war. Der Duccier würde es mit Blick auf seine weitere Karriere nicht wagen, etwas unbotmäßiges zu befehlen und die anderen Stabsoffiziere würden ihm die nötigen Ratschläge geben, damit er diesen Wurf ins kalte Wasser unbeschadet überstehen konnte. "Macht mir Ehre! Für Rom und den Kaiser!" Nun hatte der Duccier Gelegenheit, ein paar Worte loszuwerden, so er denn wollte.

    Conferratio? Ursus senkte den Blick und schaute in den Becher, während er die Worte sehr sorgfältig aufnahm, die gesprochen würden. Er war dagegen. Aus zugegebenermaßen sehr eigensüchtigen Gründen. Und die konnte er hier auf keinen Fall äußern. "Überzogen ist auch nicht das Wort, das ich gewählt hatte. Eine Überlegung ist das sicherlich wert, denkt man an die Möglichkeiten, die eine Ehe zwischen zwei Patriziern auf diese Weise für die Nachkommen eröffnet. Dennoch bedeutet dies einen heutzutage sehr ungewöhnlichen Schritt und einen erheblichen Einschnitt vor allem in das Leben der Braut und ihrer Familie. Ich gehe da mit Piso konform, eine Ehe sine manu zu bevorzugen. - Aber bevor wir darüber eine Entscheidung treffen, möchte ich gerne hören, was Prisca dazu zu sagen hat." Er sah seine Cousine geradezu beschwörend an. Wußte sie, was für Folgen die jeweiligen Eheformen hatten? Er war sich nicht ganz sicher, ob sie sich über die Unterschiede im Klaren war.






    Der Blick auf die weißen Wände entging Ursus nicht. "Bitte verzeih die Kargheit des Raumes. Die Wandmalereien fehlen noch", beeilte er sich zu erklären, während er sich die Hände wusch. Dann nickte er den Sklaven zu, Mulsum einzuschenken und die Vorspeisen zu bringen. Dank der Mithilfe der Küche in der Villa Aurelia, fiel das Angebot nicht einmal karg aus. Es gab Datteln und kleine Ziegenkäsestücke im Speckmantel, dazu Oliven und Brot.


    "Septima geht es sehr gut, ein wenig schwerfällig wird sie langsam und das ist für sie schon eine Belastung. Es fiel mir schwer, sie in Mantua zurückzulassen und selbst herzukommen. Aber die Hebamme schwor mir, daß es noch etwas dauern würde, bis das Kind zur Welt kommt. Trotzdem habe ich es natürlich eilig, wieder zurückzukommen. Auf keinen Fall möchte ich die Geburt meines Kindes verpassen. - Und wie geht es Dir? Und dem Rest der Familie?"