triclinium | Was lange währt - Aurelischer Besuch

  • Puh, an der Klippe waren sie noch so gerade vorbeigeschlittert. Es kostete Mühe, sich die große Erleichterung nicht ansehen zu lassen. Ursus nahm einen Schluck aus seinem Becher, damit konnte man seine Stimmung auch ganz gut übertünchen. Ganz entspannt, nunja, zumindest sollte es so aussehen, lehnte er sich ein wenig zurück und strahlte das junge Paar fröhlich an. Und sprach, bevor Gracchus am Ende doch noch eine Änderung in der Abmachung herbeireden konnte. "Dann wäre das ja auch geklärt. Sine Manu, wie es heutzutage immerhin auch üblich ist." Er wußte gar nicht, wann er mal eine andere Eheschließung miterlebt hätte. Nein, die Zeiten waren wirklich vorbei, selbst bei Patriziern. Sicherlich würde es eines Tages auch eine Veränderung in den Voraussetzungen für die religiösen Ämtern geben. Irgendwann, wenn es schlicht niemanden mehr gab, der diese altmodischen Voraussetzungen erfüllte.


    "Kommen wir zur Mitgift." Ein Thema, das sicherlich nicht weniger schwierig würde. Doch Ursus war nicht geneigt, jetzt das erste Angebot zu machen. Er wollte doch gerne wissen, in welchen Größenordnungen Piso dachte.




  • Es schien Gracchus beinah, als würde die Temperatur im Raum auf seine Worte hin ein wenig sich absenken, als würde eine klandestine Starre des Unbehagens sich über die Szenerie legen, deren Ursprung in eben seinen Worten musste liegen, deren Inhalt ihm selbst blieb verborgen. Was genau hatte er gesagt, dass dies jene Ressentiments evozierte? Mit jedem Wort das gesprochen wurde, schien es ihm, als wäre um ihn herum eine Verschwörung in Gange, oder aber als wäre er selbst einer Verschwörung erliegen und um ihn herum suchten nun alle, seinen Worten die Ernsthaftigkeit zu nehmen, sie mit wohlwollenden Alternativen allmählich zu entkräften. Oder aber, als hätte er etwas gänzlich Irrsinniges von sich gegeben und nun suchten alle, dies nicht sich anmerken zu lassen. Was genau hatte er gesagt? Nachdenklich und ohne noch einen Blick zu suchen griff Gracchus nach dem Glas voll Wein vor sich auf dem Tisch, einige Augenblicke in sich selbst versunken, und wagte nicht, noch einmal auf die Vorzüge einer confarreatischen Eheschließung hinzuweisen, wie er sie schlussendlich auch mit Antonia führte. Vor Piso allein hätte er allfällig noch einmal in Hinblick auf dessen Nachkommen insistiert, wusste sein Vetter doch um die Schwierigkeiten seiner selbst, doch vor den Gästen war dies nicht möglich, denn obgleich die Aurelier durchaus in freundschaftlichem Verhältnis zu den Flaviern standen, war dies nichts, was Gracchus außerhalb der Familie, ja im Grunde nicht einmal innerhalb dieser wollte publik wissen.

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  • Wunderbar. Wun-der-bar. Nun, Gracchus sah nicht so aus, als empfände er dies ebenfalls so. Aber für den Flavier änderte sich wenig in seinen Gedankengängen. Freilich, freilich... Rex Sacrorum wäre mal nett. Aber das konnte Piso sich schon im Vorhinein abschminken. Es war eine bedauerliche Tatsache, aber zumindest in der Politik war Piso dazu fähig, diverse Sachverhalte halbwegs vernünftig zu sehen (realistisch wäre ein zu starkes Wort).
    Er nickte zur Bestätigung. Ja, dann würde es so sein. So und nicht anders. Ganz und gar toll. Am Liebsten wäre Piso nun aufgesprungen und wäre wie ein Gummiball durchs Zimmer gehüpft. Doch, wie immer, musste man acht geben auf den Anstand und darauf, was andere von ihm denken konnten... ach, wie dröge das war!
    Noch einmal ein vorsichtiger Blick zu Gracchus. Zornesfalten auf der Stirn? Geschwollene Adern im Gesicht? Nein, nichts dergleichen. Nur Zerstreutheit, einen Zustand, den Piso durchaus kannte von seinem Vetter.
    Also, Blick wieder zurück zu Ursus. Was sagte er nun? Mitgift?
    Interessant.
    Blick zu Prisca. Ahhhh, dachte er sich. Mitgift. Er würde für sie zahlen, und zwar nicht zu wenig. Mitgift zusammen mit ihr, das war noch das Sahnehäubchen auf der ganzen Angelegenheit.
    Blick wieder zu Ursus. Er hatte die Usus-Ehe abgenickt. Da konnte man sich schon ein Entgegenkommen erwarten. Oder? Piso beschloss, die Sache auszureizen.
    “Ich glaube mich erinnern zu können, dass Corvinus als Mitgift für Celerina Grundbesitz bekam“, formulierte er. “Es wäre sehr schön, könnte die Ehe durch den Besitzerwechsel eines Grundstückes besiegelt werden. Schließlich ehrt Grund und Boden den Mann, sein Besitz ist ein Zeichen für Wohlstand und Glück. Wie recht hatten unsere Ahnen, als sie Grundbesitz als höchstes Gut anpriesen.“ Er musste sich zurückhalten, um sich nach der Ansprache nicht sichtlich zu brüsten und zu grinsen. Ja, Prisca zusammen mit Grundbesitz... zwei Fliegen mit einer Klappe, hieß das. Ohne auch nur den geringsten Zweifel.
    Erwartungsvoll blickte der Flavier den Aurelier nun an. Hatte er den Bogen überspannt? Hatte er sich zuviel herausgenommen? Hoffentlich nicht, denn wenn ein Aurelier Grundstücke einsacken konnte, konnte er sie auch rausrücken. Quid pro quo.

  • Ursus hätte sich fast verschluckt, als Piso seine Vorstellungen über die Mitgift ausformulierte. Das war ja wohl ein schlechter Scherz gerade nach dem Vortrag, wie reich an Land Piso war oder zumindest bald sein würde. Gepaart mit der anstehenden Erbschaft Priscas war dies wirklich hanebüchen. "Wäre meine liebe Cousine ohne Grundbesitz oder mit nur wenig Grundbesitz versehen, würde ich dieser Regelung ohne zu zögern zustimmen. Immerhin geht es bei der Mitgift nicht darum, Dich reicher zu machen, sondern darum, Prisca zu versorgen, wenn sie eines Tages ohne Dich dasteht. Angesichts der Tatsache allerdings, daß sie die Alleinerbin des Grundbesitzes meines Onkels Corvinus ist und sie im Vergleich zu mir nach Übertragung dieses Besitzes eine Großgrundbesitzerin sein wird, scheint mir diese Art von Mitgift vollkommen verfehlt. Ich bin aber gerne bereit, ihr den üblichen Wert eines Grundstückes, also fünftausend Sesterzen, mit in die Ehe zu geben."





  • Hmm. Hmm mal zwei. Das schien jetzt nicht so gut angekommen zu sein. Natürlich, denn jede Gens hockte auf ihren Grundstücken wie eine Henne auf ihrem Nest. Piso zupfte sich an der Tunika herum, als er sich entschloss, jetzt nur noch ausschließlich das brave Lamm zu spielen. Jetzt war zurückrudern angesagt. 5000 Sesterzen waren jetzt nicht so extrem, aber besser als nichts. Damit konnte man schon was anfangen. Besonders, da man keine Steuern zu zahlen hatte. Piso entschloss sich, einzulenken.
    “Eine formidable Idee ist das!“, machte er, dabei etwas machend, was er sehr gut konnte: suggestiv nicken. Natürlich ging es bei Mitgiften darum, den Mann reich zu machen, einmal in Pisos Paralellwelt. Aber gut, nach außen hin musste man das anders formulieren. Und es war ohnehin so, dass Piso, selbst ohne Mitgift, für Prisca sorgen würde. Aber mit 5000 Sesterzen würde er sicher auch weit kommen können. Man musste sich nur den Mann auf der Straße anschauen, für ihn war das ein unvorstellbares Vermögen! Vor noch nicht allzulanger Zeit wäre es dies auch für Piso gewesen. “Damit wäre ich einverstanden. Machen wir es so.“ Neugierig blickte er nun Ursus an. War das jetzt auch alles? Wenn, dann würde er gleich mal anständig und manierlich fragen, ob er Prisca zur Regia zur Verlobung schleifen könnte. Hach ja, Corvinus würde sich im Grab umdrehen.
    Recht geschah es ihm, dem, der darin versagt hatte, Celerina zu schützen, so wie ein Mann seine Frau schützen sollte. So, wie Piso Prisca schützen würde, jederzeit und immerdar.

  • Keine Manus-Ehe also! Puh .., atmete Prisca still und heimlich durch. Zum Glück waren sich Piso und Ursus weiterhin einig. Dieser Kelch war noch einmal glimpflich an ihr vorübergegangen, dachte sich die Aurelia und griff stattdessen nach jenem mit Wein, um erst einmal einen tiefen Schluck daraus zu nehmen. Zweifellos wäre eine solche Form der Ehe für sie (wie für ihre Familie) von einschneidender Bedeutung gewesen, zumal sie ein nicht unbeträchtliches Vermögen mit in diese Ehe brachte. Nun hatte Prisca zwar keinen direkten Bezug zu Geld, da es bislang immer im Überfluss vorhanden gewesen war und es stets nur eines einfachen Winks mit der offenen Hand bedurft hatte, um *schwupps* all das zu erhalten was man wollte. Allerdings war ihr nach dem Tod ihres Onkels so langsam bewusst geworden , dass sich Geld in der Familientruhe doch nicht von alleine vermehrte. Und da es nunmal der letzte Wunsch ihres Onkels war, dass seine Nichte den Familienschatz in treuen Händen hielt, wollte Prisca sein Vermögen auch dementsprechend selbst verwalten.


    Was wiederum nicht heißen sollte, dass Prisca nicht so viel Vertrauen in Piso hatte um der Überzeugung zu sein er würde an ihrer Stelle dieses Vermächtnis ebenso zuverlässig fortführen. Doch halt! Was hörte sie da gerade bezüglich der Mitgift? Na so ein Schlitzohr, musste Prisca richtiggehend schmunzeln als ihr gewahr wurde was Piso von ihrem Cousin forderte. Land! Kostbares Land! Und das obwohl er froh sein kann so eine Perle wie mich am Ende doch noch zu bekommen, dachte Prisca nicht ganz ohne Selbstironie und dabei warf sie ihrem Liebsten einen vielsagenden Blick zu. Na warte du Schuft!, schien sie ihm sagen zu wollen, welches Feuer sie ihm unter seinem Allerwertesten würde bereiten, nur, um ihm zu zeigen wie sehr .. ich dich liebe! Nein böse konnte sie mit ihm eigentlich gar nicht sein, selbst auf eine so unverfrorene Forderdung hin.


    Prisca sah der Einigung bezüglich der Mitgift also relativ gelassen entgegen und so wandte sie den Blick hinüber zu Gracchus, der schon seit Minuten stumm und irgendwie abwesend wirkte. War er am Ende gar einschnappt oder gar mit dem Ergebnis der Verhandlungen unzufrieden? "Werter Flavius? ...", sprach Prisca ihn mit sanfter Stimme an und gleichzeitig schenkte sie ihm ein bezauberndes Lächeln. Schließlich galt es auch einen guten Eindruck auf das Familienoberhaupt zu machen und einer netten Konversation mit ihm wäre sie außerdem nicht abgeneigt. "Wie geht es eigentlich deiner Gemahlin? Ich habe Antonia nun schon seit längerem nicht mehr gesehen. Ist sie wohlauf?", erkundigte sich Prisca von daher mit echtem Interesse (und Neugier - was sonst) ...

  • Schweigend verfolgte Gracchus das Feilschen um die Mitgift - nach seiner durchaus ein wenig entsetzt erscheinenden Reaktion besaß Aurelius Ursus entweder nicht derart viel Grund, dass ein Stück Land mehr oder weniger ihn kaummehr tangierte, war nicht bereit, für seine Cousine allzu viel aufzuwenden, für welche er erst seit kurzem Sorge trug, oder aber sich nur allzu bewusst, dass Piso kaum viel verlangen konnte, nachdem er ob seiner exponierten Gefühlslage zu schließen beinahe schon von dieser Ehe abhängig war. Piso dagegen mochte man ob seiner Forderung wegen Überheblichkeit vorwerfen können, doch aus flavischer Sicht war es mehr ein berechtigter Stolz, eine solche Mitgift einzufordern, schlussendlich war ein Flavius nicht irgendein Ehemann, und im Grunde hielt auch Gracchus ein Stück Land für durchaus nicht allzu übertrieben. Andererseits war es zweifelsohne ein Unterschied, ob die Mitgift durch einen Vater oder Bruder aufgebracht wurde und sich auf ein junges Mädchen ohne eigenen Besitz bezog, oder aber auf eine junge Frau, welche sui iuris stand, durch ihr Erbe augenscheinlich wohl mehr Besitz aufzuweisen hatte als so mancher Senator und im Grunde für sich selbst konnte sprechen - dass sie einen älteren Verwandten als Tutor für die Eheverhandlungen vorschob, zeugte nur von ihrer guten Erziehung, oder jener der Aurelia im allgemeinen. Piso akzeptierte unterdessen die gebotene Summe, welche in diesem Falle durchaus akzeptabel war, denn so Prisca den Besitz Corvinus' erbte, würde sie schlussendlich kaum unterversorgt sein, wiewohl die Mitgift in diesem Falle ohnehin nurmehr Formalität war, würde doch eine Scheidung in dieser Ehe so gut wie unmöglich sein, gleichsam im Falle der Verwitwung für Prisca nicht nur durch Pisos Erbe gesorgt wäre, sondern ebenso sicherlich auch durch die aurelische und unbezweifelt durch die flavische Familie, denn zumindest solange Gracchus noch dem Haushalt würde voranstehen, würde keine Ehefrau, noch Witwe eines Flaviers jemals Not leiden müssen. Als Priscas sanfte Stimme seine - durchaus pragmatischen, doch ein wenig tristen - Überlegungen unterbrach, hob er den Blick zu ihr und vergaß augenblicklich alle Gedanken über ihre ferne Zeit als Witwe. Schon als Caius sie an seine Seite hatte stellen wollen, hatte Gracchus ihre Schönheit anerkennen müssen, und seit dieser Zeit schien sie nicht einen chalkus davon eingebüßt zu haben, gegenteilig war aus der zarten Blüte, welche eben erst einer Knospe war entsprungen, eine strahlende Blume erwachsen. Dennoch konnte ihr Anblick kaum mehr als ästhetisches Wohlempfinden in Gracchus erwecken, wiewohl ihm seine angesprochene Gemahlin noch immer als perfekteste Frau dieser Welt erschien, was zweifelsohne nicht allein ihrer Schönheit, sondern in gleichem Maße ihrer Perfektion als Gattin und Mutter geschuldet war - und der Gedanke an sie ließ auch auf Gracchus' Lippen ein feines Lächeln entstehen.
    "Sie befindet sich wohl, ist jedoch viel beschäftigt mit unserem Sohn. Sie nimmt die Aufgabe der Erziehung und Aus..bildung Minimus' überaus genau."
    Dass Antonia seit einiger Zeit sich oft zurück zog, erwähnte er nicht, wusste Gracchus doch zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass dies Gebaren einer Schwangerschaft geschuldet war und nicht etwa melancholischer Betrübnis über die winterliche Jahreszeit oder einem schwärenden, leiblichen Unwohlsein.
    "Zweifelsohne wird sie überaus erfreut sein, so du nun bald in die Villa Flavia einziehst, erst recht na'hdem Pisos Schwester Nigrina uns verlassen hat, um in die Villa Aurelia Einzug zu halten."
    Eine Konkurrenz um die Vormacht im Hause würde Prisca ohnehin nicht sein, war Antonia doch seit langem die unangefochtene Hausherrin.
    "Wie geht es Nigrina dort? Ich hoffe doch, ihr Gemahl umsorgt sie auf das beste?"
    Obgleich noch immer das Lächeln über seinen Lippen lag, stand es für Gracchus außer Frage, dass er Aurelius Lupus eigenhändig seinen Zorn würde angedeihen lassen, im Falle dass er Nigrina nicht gut behandelte.

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  • Puh, die Kurve hatten sie nochmal bekommen. Ursus war erleichtert, versuchte aber, es zu verbergen. Er besaß wahrhaftig nicht viel Land und konnte kaum etwas entbehren, ohne unter den Mindestbesitz für Senatoren zu fallen. Immerhin hatte er seiner Frau das Grundstück, das sie als Mitgift mitgebracht hatte, für ihre Pferdezucht übertragen.


    "Dann sind wir uns ja einig. Wir sollten dies nun schriftlich festhalten." Bestimmt hatten die Flavier bereits etwas vorbereitet, das nur noch ergänzt werden mußte. Prisca, die liebe, kluge Prisca, ergriff das Wort und lenkte das Gespräch in eine lockere Plauderei. Erkundigte sich auf herzliche Weise nach dem Befinden von Gracchus' Gattin. Ursus konnte nicht umhin, ihr dafür Bewunderung zu zollen. Ob Piso wirklich wußte, welch Schatz er da bekam? Die Fragen des Senators zu beantworten, überließ Ursus ihr. Denn er wußte sie kaum zu beantworten, hatte er Nigrana doch bisher nur flüchtig kennengelernt und sich dafür auch viel zu kurz in der Villa aufgehalten.





  • Piso kam nicht umhin, wieder zu Prisca zu schielen, wie schon vorher. Er erhaschte einen Blick ihres Schmunzeln, als Piso seine durchaus großzügig angelegte Forderung stellte. Und ihren Blick. Er entgegnete ihn mit einem frechen Augenzwinkern, das er, wie er hoffte, Ursus nicht sehen würde, schließlich machte er es mit dem dem Aurelier abgewandten Auge.
    Hach, war sie wunderbar. Sie war die Personifizierung von Ätshetik, sowohl innerlich wie auch äußerlich. War das Liebe, wenn man an nichts anderes mehr denken konnte, wie wunderbar und schön und absolut toll das Objekt der Begierde war? Prisca hatte wirklich alles. Sie war schön. Sie war intelligent. Sie war gebildet. Sie war lieb. Und sie war obendrauf noch eine gute Partie. Was Pisos vormalige Angebetete, die Decima, die in seinem Hirn immer blassere Konturen annahm, nicht gewesen war. Und wenn man danach ging, was Verus sagte, war sie ohnehin nichts gewesen, was es wert gewesen wäre zu heiraten. Doch Prisca, Prisca war genial. Wie viel Spaß würde er mit ihr haben, mit der Holden, mit der Schönen, mit der Wundervollen! Sie begann jetzt auch schon, ein Gespräch mit Gracchus anzufangen. Gracchus selber schien durchaus angetan von Prisca, aber Piso würde sich, ohne die gut kaschierten Neigungen seines Vetters zu kennen, nicht im Traum daran denken, dass dieser Römischste aller Römer sich an seiner Frau vergreifen konnte. Hach, Piso bezog sich in Gedanken, was Prisca anging, bereits schon auf seine Frau. Und was für eine Frau sie werden würde!
    Sein Blick wanderte, als Gracchus auf ihre Fragen antwortete, zu Ursus, und lauschte in sich selber drinnen sein Herz pochen, als Gracchus über Priscas Einzug in die Villa Flavia sprach. Priscas Einzug... er würde sie auf Rosenblätter betten. Es würde wunderbar werden. Es war diese Sekunde, da ihm einfiel, dass er das Wort wunderbar beziehungsweise wundervoll schon zum geschätzten zwanzigsten Mal verwendete im Gedanken an Prisca. Ja, Piso konnte sich mehr als nur gut vorstellen, was für einen Schatz er mit ihr bekommen würde.
    Wovon sprach Ursus da? Schriftlich? Ach ja. Dokument. Piso hob den Arm und schnippste. Antiochos, ein hoch aufgeschossener und hagerer Grieche Mitte 40 stakste mit einem Pergament in seinen Schreiberhänden ins Triclinium.
    Schweigsam rollte er die Schriftrolle aus. Piso hatte tatsächlich schon etwas vorbereiten lassen. Antiochos legte Piso das Pergament vor, jener krakelte dort etwas hinein. Dann kam ein Handwink des Flaviers, woraufhin der Grieche die Schriftrolle an Ursus weiterreichte. Es war ein ziemlich standardisierter Heiratsvertrag*, in welchen Piso mit seiner Handschrift noch die Menge der Mitgift und die Heiratsmodalitäten hingeschrieben hatte.
    “Ich hoffe, es ist so in Ordnung“, sagte er. “Das müssten wir nur noch unterschreiben... bei der Sponsalia.“ Welche ziemlich bald über die Bühne gehen würde, wenn es nach Piso ging.


    Sim-Off:

    *da ich keine Ahnung habe, wie der aussehen soll, habe ich ihn mir erspart. ;)

  • Während Ursus und Piso weiter über die Mitgift und den Ehevertrag sprachen, lauschte Prisca ganz den Worten des Flaviers, dessen feines Lächeln (welches unwissentlich allein dem Gedanken an seine Gemahlin entsprungen) ihn in Priscas Augen noch sympathischer wirken ließ, als dies seine Worte es ohnehin bereits vermochten. Es vermittelte ein gewisses Gefühl des willkommen seins und das tat gut angesichts der Tatsache, dass sie bald schon ihre liebgewonnenen Verwandten und ihr Heim verlassen musste, um in dieses Haus hier einziehen. Sicher, so schlimm wäre das nicht, schließlich wartete dort kein geringerer als ihr Liebster auf sie und dennoch, .. die junge Aurelia hatte ein wenig Angst vor der Verantwortung und vor allem vor den Erwartungen, die sie an der Seite eines Flaviers gewiss zu erfüllen hätte.


    Flüchtig sah Prisca hinüber zu Piso und trotz ihrer Selbstzweifel wurde es ihr sofort wieder warm ums Herz als sich ihre Blicke kurz trafen. Oh nein! Einen Besseren wie ihn hätte ich wahrlich nicht finden können und deshalb werde ich alles für ihn tun , war Prisca voll und ganz von ihrer Wahl überzeugt. Egal was andere auch über ihn behaupten mochten, von wegen persönlichem Eindruck, flavischem Wahnsinn, oder der Vergänglichkeit der Liebe, papperlapapp, … eine Garantie gab es schließlich für nichts auf der Welt und auch wenn ihr Glück nur einen flüchtigen Augenblick währen sollte, so wäre dieser wertvolle Moment unauslöschlich in ihrem Herzen verewigt … Mein Liebster, mein ein und alles ...


    Genauso wie all jene Zweifel schnell wieder verflogen, taten dies auch die Sekunden die Prisca benötigte um dem Flavier lächelnd zu antworten ohne, dass sie dabei ansatzweise abwesend gewirkt hätte: "Oh, das ist schön zu hören, dass es Antonia gut geht und ich wäre ebenfalls sehr erfreut wenn wir uns künftig wieder öfters sehen würden. Auch deinen Sohn würde ich allzu gerne einmal kennen lernen", allein schon um sich ein Bild davon zu machen, was für ein guterzogener und gebildeter Junge das wohl sei - der Maßstab sozusagen, für ihre eigenen Kinder. "Ich kann im übrigen gut nachvollziehen, warum es deine Gemahlin mit der Erziehung eures Sohnes so genau nimmt, schließlich ist die Fürsorge einer Mutter durch nichts zu ersetzen, oder?!" teilte Prisca voller Überzeugung ihren eigenen Standpunkt mit, worüber sie ob ihrer eigenen Zukunft sogar regelrecht ins schwärmen geriet: "Ich würde es jedenfalls nicht anders halten wollen mit unseren Kindern und mögen die Götter mir meinen sehnlichsten Wunsch erfüllen, meinem Mann viele Söhne zu schenken!", seufzte Prisca verliebt und 'ihren' Flavier dabei erneut anschmachtend. Mochten ihre Worte durchaus schmalztriefend oder gar phrasenhaft und einstudiert klingen (schließlich hatte Mutter sie schon von klein an darauf gedrillt einmal eine gute römische Matrone zu werden), aber! … Letztendlich hätte Prisca nie gedacht, dass sie die Worte ihrer Mutter einmal mit solch innerer Überzeugung selbst aussprechen würde, voller Vorfreude auf ihre Ehe und jene damit verbundenen Pflichten (die zweifelsohne von Nöten wären), um besagte Nachkommenschaft zu zeugen.


    Ganz im Gedanken an die Premiere dieses bislang nur von der Theorie her bekannten Aktes, folgte ein weiterer versonnener Blick hinüber zu ihrem Auserwählten, der gerade im Begriff war die Höhe der Mitgift in den Ehevertrag einzutragen. Fünftausend Sesterzen?! … Moment mal …, schoss es Prisca spontan durch den Kopf, als sie die Summe hörte. War das nicht genau der Betrag den auch ihr Onkel in seinem Testament dem Flavier zugedacht hatte und wäre dies nicht die ideale Gelegenheit, um ihm dieses Vermächtnis "offiziell" zukommen zu lassen?!? Fragend versuchte Prisca ihrem Cousin einen Blick zuzuwerfen welcher ihm ihre Gedanken erraten lassen sollte, jedoch unterließ sie es tunlichst in die Verhandlungen einzugreifen. Vielleicht hatte Ursus die Übergabe des Vermächtnis auch anderweitig geplant und so hielt es Prisca für das Beste, diese Angelegenheit mit ihrem Cousin unter vier Augen, zu besprechen.


    Also konzentrierte sie sich wieder voll und ganz auf die Plauderei, die sie mit unvermindertem Interesse fort führte.Wie es Nigrina geht? Eine gute Frage, ob Sextus seine Frau bestens umsorgte, die Prisca so genau gar nicht beantworten konnte. Bislang waren ihr zumindest weder Klagen noch gegenteilige Gerüchte seitens der Flavia, bzw. über den hausinternen Nachrichtendienst zu Ohren gekommen, kurz gesagt:"Ich habe die beiden leider in letzter Zeit kaum zu Gesicht bekommen, werter Flavius, was allerdings ein durchaus gutes Omen sein mag wenn man bedenkt, dass sie viel Zeit zusammen verbringen. Und dies meist an Orten, die weder Augen noch Ohren haben", verpackte Prisca ihre eigenen Mutmaßungen in ein schelmisches Augenzwinkern. Tja, was genau sie da taten bliebe freilich ihr Geheimnis, sofern man nicht in ein paar Monaten das Ergebnis würde sehen können. Ob Nigrina allerdings je glücklich sein würde - mit so einem Mann wie Sextus an ihrer Seite? Prisca hatte da so ihre persönlichen Zweifel, sah sie in ihrem Cousin doch eher den Mann für gewisse Stunden und weniger den Partner fürs Leben. Aber gut! Ausgehend von dem denkwürdigen Zusammentreffen im Theater, wo sich die beiden durchaus gut unterhalten hatten (naja in der Kürze der Zeit), könnte daraus vielleicht mehr erwachsen, wenn nicht … Ja wenn …


    "Wenn mein Cousin allerdings jemals seine gute Erziehung gegenüber Nigrina vergessen sollte bin ich die Erste, die ihm dafür gehörig die Leviten liest", fügte Prisca noch immer schmunzelnd eine nicht allzu erstgemeinte Drohung hinzu, mehr der Plauderei wegen und weniger in der Erwartung, dass dieser Umstand jemals eintreffen würde. Schließlich ging es sie ja nichts an und außerdem hielt sie ihren Cousin letztendlich für klug genug es sich nicht vorsätzlich mit den Flaviern zu verscherzen, wie auch immer er seine Frau tatsächlich behandeln würde.


    In der Hoffnung mit ihren Worten einen guten Eindruck hinterlassen zu haben, blickte Prisca nun erwartungsvoll auf und in die Runde, als das Stichwort "Sponsalia" fiel. Wenn es nach ihr ginge könnte das Fest am besten gleich morgen stattfinden, genauso wie die Hochzeit, schließlich hatte sie lange genug auf diesen Moment warten müssen. Andererseits bedurfte es sicher einiger Vorbereitungen und außerdem mussten noch viele Fragen geklärt werden. Unter anderem eine für Prisca sehr entscheidende Frage (nämlich die nach ihrer pronuba), welche sie nunmehr nach außen hin abwesend und nachdenklich wirken ließ, denn noch immer wusste die Aurelia nicht wen sie bitten sollte, diese wichtige Aufgabe zu übernehmen.

  • Selbst Gracchus, welchem so oft latente Emotionalitäten seines Gegenübers blieben verborgen, kam nicht umhin, den umschwärmenden Blick der Aurelia zu ihrem künftigen Gemahle hin zu bemerken, was nicht nur ein wenig Amüsement in ihm erweckte, sondern gleichsam ein wenig Besorgnis, was aus solch überschwänglicher Emotionalität in einer Ehe sollte erwachsen - im besten Falle Gewohnheit, im schlimmsten Zorn und Hass, denn an immerwährende Liebe zwischen Eheleuten mochte Gracchus nicht glauben, hatte er doch solcherlei in seinen Kreisen noch niemals erlebt.
    "In der Tat scheint es einige Dinge zu geben, welche einem Kind nur durch seine Mutter können zuteil werden, und ich bin sicher, du wirst zweifelsohne ausrei'hend Gelegenheit finden, diese Pisos Söhnen angedeihen zu lassen."
    Obgleich Pisos Vater mehr Töchter als Söhne in die Welt hatte gesetzt, so mochten die Götter mit Piso allfällig mehr Güte haben, schlussendlich hatte er es noch vor seiner Hochzeit bereits weiter gebracht als es Aetius jemals würde schaffen - zumindest war Gracchus dieser Überzeugung. Priscas weitere Worte indes führte dazu, dass sein linker Mundwinkel ein wenig mehr noch zu einem schiefen Lächeln in die Höhe wanderte, nicht nur ob der Tatsache, wie sie ihn neuerlich werter Flavius nannte, sondern insbesondere ihrer Versicherung über die Sanktionierung ihres Vetters wegen.
    "Ich sehe schon, auch über Pisos Tadel..losigkeit werden wir künftig kaum in Sorge verfallen müssen, so dass sich wohl wieder einmal bewahrheiten wird, dass hinter jedem vorzügli'hen Manne eine vollkommene Ehefrau steht."
    Obgleich Gracchus sich selbst kaum als vorzüglich mochte betrachten, so war doch jedes Quäntchen an Tadellosigkeit, welches auch immer ihm mochte anhaften, der Perfektion seiner Gemahlin geschuldet, so dass er dies nur aus eigenem Leben konnte bestätigen.

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  • Ursus nahm das Schriftstück entgegen, um es sorgfältig zu studieren. Wie erwartet, war alles in üblicher Form geregelt. Lächelnd gab er es also an Piso zurück. "Nun, jetzt sollten wir uns auf einen Termin einigen. Ich hoffe, es ist mir möglich, an der Feier teilzunehmen. Ob ich dafür allerdings eine weitere Erlaubnis erhalte, mich innerhalb des Pomeriums aufhalten zu dürfen, scheint mir echt zweifelhaft." Die Blicke zwischen den Brautleuten entgingen ihm nicht. Ja, die beiden waren sich von Herzen zugetan. Aber würde dies genügen, für ein gemeinsames Leben? Wenn der Alltag den Zauber fortwusch? Wenn jeder auch mal des anderen schlechte Laune ertragen mußte? Niemand war immer glücklich. Niemand strahlte sein ganzes Leben lang.


    "Habt ihr euch schon Gedanken darüber gemacht? Gibt es einen Wunschtermin? Und Prisca, hast Du Dir schon überlegt, wer Deine Pronuba sein könnte?" Junge Leute, noch dazu innig verliebt, hatten bestimmt in Gedanken alles schon tausend Mal durchgespielt, geträumt und in ihrem zukünftigen Glück geschwelgt.





  • Piso hing an den Lippen seines Schwarmes, obwohl jener ar nicht mit ihm redete, sondern eine Konversation mit Gracchus betrieb. Es war wunderschön anzuhorchen, ein Gespräch zwischen der Blume der Weiblichkeit und dem kultiviertesten Mann, der Piso je über den Weg gelaufen war. Es klang hinreißend. Sie wären ein entzückendes Paar, wenn Piso und Prisca nicht noch viel entzückender wäre! Antonia, dachte sich Piso, vielleicht leicht gemein, aber ganz ehrlich denkend, würde bald einpacken müssen, denn bald würde eine Dame kommen, die es verstehen würde, die Claudia neben ihr erscheinen zu lassen wie ein Gänseblümchen im Vergleich mit einer Rose. Nicht, dass Piso Antonia als hässlich empfand, rein gar nicht. Aber Prisca in seiner Gedankenwelt würde sicherlich Venus in Person überstrahlen. H, Venus, sie war ein launisches Frauenzimmer. Aber sie war ihm hold geblieben. Sie hatte ihm die Liebe gegeben, die er auf Prisca entladen konnte, und Prisca liebte ihn dafür zurück. Alles war gut. Der Flavier hielt sich davor zurück, um nicht gummiballartig durchs Zimmer zu hüpfen.
    Stattdessen versuchte er sich die Worte Priscas zu verinnerlichen. Sie legte auf eine gute Ausbildung ihrer Kinder wert? Sehr gut, Piso würde ihnen das Spiel auf der Lyra, in der er der unbestrittene Meister war, beibringen. Und nein, Piso fand ihre Worte nicht kitschig. Im gegensatz zu den Worten, die in seinem Kopf rumschwirrten, klangen sie vermutlich bodenständig und rational! Ja, der Flavier war schon halb irre vom Gedanken alleine, dass Prisca so nahe war und er sie trotzdem nicht anfassen konnte. Hach, wie gerne hätte er sie nun zärtlich geknuddelt. Nun ja, und was er sonst noch gerne mit ihr gemacht hätte, sollte hier nicht geschildert werden, da ganz konträr zu Pisos Bewusstsein, dass nie jemand seine Gedanken lesen würden, sie hiermit nun einem öffentlichen Publikum ausgebreitet werden.
    Und och zuckten seine hochgehobenen Mundwinkel kurz herunter, als die Rede auf Nigrina und Lupus kam. Prisca würde Lupus die Leviten lesen, wenn er seine inexistente „gute Erziehung“ gegenüber Nigrina vergessen sollte. Er runzelte kurz seine Augenbrauen. Wenn Lupus seiner Nigrina etwas antun würde, dann würde er ihn umlegen. Natürlich so, dass man es ihm nciht nachweisen können würde. Aber Piso wartete eigentlich nur noch darauf, dass Lupus einen Betragensfehler gegenüber seiner Schwester machte. Das Blöde war nur, Piso glaubte zu wissen, dass Lupus wusste, dass er schlecht beraten wäre, sich nicht comme il faut zu benehmen. Könnte fast sein, dass Piso ewig warten müsste. Aber das Elysium wäre diesem Affen sicherlich verschlossen!
    Dieser Gedanke befriedigte ihn ungemein, während ihm noch die schmucke Redenswendung „Pisos Tadellosigkeit“ in den Ohren klingelte. Ach ja, der liebe gute Gracchus hatte doch den totalen Überblick. Ein dankbarer Blick ging an Gracchus. Piso schätzte es sehr, wenn man ihn mit Tadellosigkeit in Verbindung brachte.
    “Nun“, machte er dann endlich, an Ursus wieder gewandt, “einen Termin. Hmm. Kann ich den Tag vor den Nonen des Februar (4.2.2011/108 n.Chr.) vorschlagen?“ Piso kam das halbwegs vernünftig vor, denn schließlich war ja noch nicht Januar, sondern erst November. :D Nun gut, er wollte, dass es irgendwann einmal über die Bühne ging, und wenn es Ursus zu früh war, würde er natürlich einlenken.
    Dann wandte sich sein Blick zu Prisca, denn die Wahl einer Pronuba wäre natürlich ihr vorbehalten.

  • Hinter jedem vorzüglichem Manne steht eine vollkommene Frau?! Nun ..."Ich werde alles tun um meinem Mann eine gute Frau und Mutter seiner Kinder zu sein", entgegnete Prisca darauf leicht verlegen lächelnd ob der schmeichelnden Worte, die sie durchaus als Lob auf ihre eigene Person wertete. Ihre Aussage tat Prisca allerdings auch nicht leichtfertig da ihr sehr wohl bewusst war, dass es nicht einfach werden würde diesen hohen Erwartungen zu entsprechen. Andererseits fiel es ihr wiederum nicht schwer einen solchen Schwur zu leisten, angesichts eines solchen Prachtexemplar von Mann, dem sie nun einen weiteren verliebten Blick zuzwinkerte. Ein wundervolles Gefühl der Leichtigkeit breitete sich in der Aurelia aus, jetzt, nachdem die Verträge so gut wie besiegelt waren. Der große Moment, vor dem sie solche Angst gehabt hatte, einem Mann versprochen zu werden den sie nicht lieben und respektieren konnte, alle Sorgen und Bedenken - umsonst! Ja sie fielen mit einem Mal ab wie eine schwere Last und was blieb, war dieses herrliche Kribbeln im Bauch und der Wunsch, dass die langersehnte Hochzeit nun baldmöglichst stattfinden würde.


    Der Tag vor den Nonen des Februars! Für die Sponsalia? Herrje da ist ja noch eine Ewigkeit hin, rechnete Prisca still für sich die Tage und Nächte nach, die sie noch ausharren müsste bis sie endlich in seinen Armen ihres Liebsten liegen dürfte. Aber der Tag würde kommen und die Freude darauf wuchs immer mehr, je weiter dieser Termin in greifbare Nähe rückte. Also nickte sie mit einem bekräftigendem Lächeln auf Pisos Vorschlag hin zum Zeichen, dass sie ihrem Künftigen vollkommen zustimmte. Natürlich beschäftigte die Aurelia aber gleichzeitig die Tatsache, dass dann der Tag gekommen wäre an dem sie von der Theorie her, .. in die Praxis wechseln würde. Soweit so gut. Schließlich wusste Prisca ja wie ES funktioniert, hatte sie doch lange genug darüber nach gelesen. Völlig unerfahren war sie zudem nicht, wenn man mal die (in ihren Augen) völlig "harmlosen Experimente der Liebe" hinzurechnete. Aber zur Vollkommenheit fehlten eben zwei entscheidende Dinge: Die Vereinigung in der Hochzeitsnacht an sich und … Eine pronuba eben, die mir sagt was ich tun und worauf ich achten muss! ... Herrje! Wen sollte sie da bloß nehmen??? Das war die Frage, vor die Ursus sie gerade gestellt hatte ...


    "Hmm, nun ja, ich hatte eigentlich Celerina gefragt ob sie, ... also vor ihrem Tod, unwissend, dass sie, ... naja, dass sie gar nicht meine pronuba sein dürfte, druckste Prisca ein wenig überrumpelt, nuschelnd und an ihrer Unterlippe kauend herum. Ihre "erste Wahl" war leider verschieden und hätte es zudem nicht sein können. Wer sonst? Gar jemand von den Aureliern? Nein, soviel war gewiss da, seit Camillas Tod, keine erfahrene Familienangehörige mehr in der Nähe Roms weilte, welche Prisca hätte fragen können . "Und nun … ", war guter Rat teuer, oder wie wäre es denn mit: ..Calvena - Serrana - Septima, mit einer von ihren Freundinnen? Fast alle waren entweder verheiratet, schwanger, oder weit weg von Rom. … Herrje! Es war zum verzweifeln angesichts der Unentschlossenheit die in Prisca aufkeimte, ob dieser gewichtigen Entscheidung, die sie eigentlich nicht überhastet hatte treffen wollen.


    Aber halt! "Ehm, wäre denn gegebenenfalls deine Frau gewillt mir diesen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen und meine pronuba zu werden? … Ich, .. ich hatte allerdings noch keine Gelegenheit, sie persönlich zu fragen, ob sie denn überhaupt bereit wäre, nur, ... könnte ich mir keine Bessere wie Sie für diese Aufgabe wünschen", erklang es ganz plötzlich und völlig überzeugt aus Priscas Munde, ohne dabei einen konkreten Namen auszusprechen. Wer allerdings damit gemeint war konnte jeder der Anwesenden leicht erraten, wenn er denn dem Blick der Aurelia folgte, der den Hausherrn Flavius Gracchus in eben jenem Moment traf. Antonia! Ja, warum eigentlich nicht sie. Sie wäre die ideale pronuba, war Prisca von ihrer spontanen Wahl überzeugt in der Hoffnung, dass die Claudia (und Herrin ihres künfitgem Heimes) ihrer Bitte letztendlich stattgeben würde.

  • Nachdenklich legte Ursus eine Hand an sein Kinn. Er wüßte nicht, daß da ein Feiertag wäre, der gegen diesen Termin sprechen würde. Auch lag in der Familie zu diesem Termin nichts an. Also nickte er schließlich. "Ich wüßte nicht, daß dem irgendetwas entgegen stünde. Also halten wir den Tag vor den Nonen des Februar (4.2.2011/108 n.Chr.) fest?" Sein Blick ging fragend zu Gracchus. Nicht, daß es am Ende noch andere Einwände gegen den Termin gab.


    Celerina... Ja, der Verlust mußte auch Prisca besonders hart treffen. Er wußte es zwar nicht genau, aber er nahm an, daß die Frauen sich gut verstanden hatten. Daß sie ohnehin nicht ihre Pronuba hätte sein können, war angesichts ihres Todes irgendwie ein zu vernachlässigender Punkt.


    "Ich bin sicher, Septima wird sich über diese Ehre sehr freuen. Wir fragen sie am Besten gleich, wenn wir nach Hause kommen." Immerhin hatte seine Frau diese Aufgabe schon übernommen, nicht nur einmal. Die Bräute waren wohl auch sehr zufrieden mit ihr gewesen, sie hatte ihre Sache sehr gut gemacht. Sicher würde sie es auch für Prisca sehr gut hinbekommen. Er konnte ja nicht ahnen, daß seine Cousine bereits über eine andere Wahl nachdachte.

  • Alles tun, um ihrem Mann eine gute Frau zu sein… sprich, ihm. Für andere Männer, weniger kultiviert und banausenhafter als der feinsinnige Flavier, würde der Anspruch, den die Phrase „gute Frau“ setzte, wohl erfüllt sein, wenn sie in der Nacht barv ihre Beine gespreizt hielt, tagsüber kochte und andersweitig dem Mann nicht auf den Keks ging. Nicht so bei Piso. Piso hatte ganz konkrete Vorstellungen, was eine gute Frau war. Schön musste sie sein, kunstsinnig, sie müsste ihn lieben, sein wahres Talent erkennen, ihm eine Stütze zu sein, wenn er wieder mal Mist gebaut hatte, auf seiner Seite stehen, und ja, Intelligenz war gefragt, Standesbewusstsein, und jener gewisse repräsentative Faktor... hach ja. In anderen Worten, sie musste Prisca sein. Und er würde ihr Mann werden. Bei diesem Gedanken wurde ihm ganz wohlig schaudrig drinnen. Ja, es ging noch einige Zeit bis zur Heirat, aber bis dahin würde man die Verlobung ansetzen können.
    “Gut, wenn Februar passt für die Hochzeit... würde ich für die Verlobung die Kalenden des Januar vorschlagen. Quasi, um das neue Jahr einzuläuten“*, schlug er vor: Schlie?lich hatte auch er keine Lust darauf, noch sonderlich lange zu warten. Er nickte suggestiv – eine Sache, die er sehr gut beherrschte – bevor er sich Prisca zuwandte, welche sich nun über eine Pronuba Gedanken machte. Wieso erst jetzt, fuhr es Piso durchs Hirn. Nun, das Problem war schon von vornhinein gewesen, dass Celerina als schon vorher verheiratete Frau das sowieso nicht hätte machen können. Insofern erübrigte sich das Gedankenspiel.
    Als Prisca dann wieder sprach, war Piso felsenfest überzeugt, dass sie mit ihrer Frage Gracchus gemeint hatte. Also Antonia? Ja, warum denn nicht? Sie wäre sicherlich geeignet. Auf seinem Gesicht zeichnete sich jedoch Konfusion ab, als Ursus plötzlich davon begann, von seiner Frau zu reden. Septima? Ja, Piso hätte auch nichts gegen sie. Doch hatte Prisca nun Septima gemeint oder Antonia? Er beschloss, mit der Frage herauszuplatzen, denn jene ließ ihn keine Ruhe.
    “Öhm, Prisca... sag, wen meinst du jetzt? Tiberia Septima oder Antonia?“ In seinem Gesicht stand noch immer die Verwunderung, es ging ihm nicht ins Gehirn, dass Prisca die Frage vielleicht bewusst ambiguös gelassen haben könnte. “Also, ich hätte nichts gegen die beiden“, schob er erklärend und mit einer beschwichtigenden Geste zu Ursus hin hintennach, nur um das klar zu machen. Seiner Prisca würde er in dieser Sache unter Garantie nicht hineinreden, schon alleine deswegen, weil sich das wahrlich nicht gehörte!
    Er blickte etwas verunsichert zu Gracchus, bevor er wieder zu Prisca schaute. Frauen! Konnten sich einfach nie für etwas entscheiden...


    Sim-Off:

    *Ich weiß, der 1. Januar wäre Vordatierung - aber wenn die Hochzeit am 4. Februar (unausgespielt, wir machen das subtiler :D) sein soll, dann ist das mehr oder minder notwendig. Und im IR ist die Zeit ohnehin relativ...

  • An den vorgeschlagenen Terminen gab es nichts zu intermittieren, auch aus kultischer Sicht nicht - was Gracchus allfällig nicht einmal wäre aufgefallen, zweifelsohne allerdings seinem Vilicus Sciurus, welcher zwar nie unmittelbar war gegenwärtig, jedoch stets irgendwo im Hintergrund unauffällig, doch aufmerksam mit einer Wand verschmolz, um im geeigneten Augenblicke - welcher dies wäre gewesen - seinem Herrn einen hilfreichen Kommentar zu soufflieren. Auch ob der Ferne des Termins teilte Gracchus kaum die trübseligen Gedanken des künftigen Ehepaares, hegte er doch keinerlei Eile diesbezüglich - er mochte solcherlei Festivitäten ohnehin nicht sonderlich, da ihm stets zu viele Menschen anwesend waren -, wiewohl bekanntlich die Zeit zumeist derart schnell verflog, dass heutig fernes alsbald schon wieder vergangen würde sein. Die Frage nach der Pronuba indes gereichte auch Gracchus zur Irritation, wiewohl er schon mit der Erwähnung des Namens seiner Gemahlin aus Pisos Munde dessen sich war sicher, dass Antonia in keinem Falle durfte erfahren, dass ihr Name zwar Erwähnung hatte gefunden, jedoch nicht an erster Stelle war gehandelt worden, würde Zweitrangingkeit sie doch in jedem Falle sekkieren. Seine eigene Ansicht diesbezüglich war indes recht indifferent, war solcherlei Chose doch Teil der Welt römischer Frauen, in welche er weder Einblick hatte, noch in die er sich allzu sehr wollte vertiefen - war ihm die Welt der römischen Männer doch bereits genügend komplex. So schwieg er vorerst und folgte dem Blick seines Vetters - welcher ausnahmsweise diesmalig nicht von Liebe überquoll, sondern eine derangierte Komponente in sich barg -, zu dessen künftiger Gemahlin, deren Antwort bezüglich ihrer Entscheidung abzuwarten.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Hoppla, was sollte das denn? Plötzlich richteten alle drei Männer den Blick auf sie. Septima oder Antonia, wollte Piso wissen während Ursus sich bereits festgelegt hatte. "Ehm… "Habe ich mich nicht gerade deutlich genug ausgedrückt?, machte Prisca nun einen verunsicherten Eindruck, denn diese Entscheidung war ihr alles andere als leicht gefallen. Am liebsten hätte sie beide genommen aber, zwei pronubas, ging ja leider nicht. Septima war eine von ihren besten Freundinnen und zweifellos hielt Prisca sie für ebenso geeignet wie Antonia. Nur, wie sollte sie es ausdrücken was genau sie dazu bewogen hatte, zuerst an Celerina und nun an Antonia zu denken. Beide waren eben ein wenig ält… ehm, erfahrener (so hieß das richtige Wort) in punkto Eheleben und Lebenserfahrung. Beides wertete Prisca zum Vorteil für die Claudia und hinzu kam noch eine weitere Überlegung: Künftig würde sie mit Antonia unter einem Dach leben und nicht mit Septima, also wären allein die Wege zu ihrer pronuba kürzer und sie hätte schneller jemanden an ihrer Seite, wenn sie einmal Rat suchen würde, oder einfach jemanden zum sprechen oder ausweinen bräuchte.


    Logisch, oder? Hm? Seit wann dachte sie denn logisch?? Prisca war von ihrer eigenen Denkweise selbst so irritiert, dass sie noch ein paar Sekunden brauchte um zu ergründen, was sie denn nun eigentlich haben wollte. Ich … ich hatte eigentlich Antonia gemeint", schluckte Prisca dann schwer und sah fragend zu Gracchus und dann wieder zu Piso."Natürlich nur, wenn es ihr recht ist?!", fügte sie schnell hinzu, um die Flavier nicht mit ihrer Wahl zu zu überrumpeln. Ach herrje, … und was, wenn Ursus schon mit Septima darüber unverbindlich gesprochen hat. Was, wenn Septima jetzt enttäuscht und böse auf mich ist? Nein, das will ich auch nicht .. "Ursus bitte, … ich hoffe Septima ist mir nicht allzu böse, wenn ich mich nicht für sie entscheide.", traf nun wiederum ihren Cousin ein hilfloser Blick, mit dem die junge Aurelia hre innere Zerrissenheit auszudrücken versuchte.

  • Der Termin war Ursus recht, er gab dies mit einem bestätigendem Nicken zu verstehen. Seines Wissens nach lag da nichts weiter an, warum also nicht? Doch das Thema Pronuba schien er gründlich mißverstanden zu haben. Auch wenn Prisca ihn nicht direkt angeblickt hatte, so war er doch irgendwie ganz selbstverständlich davon ausgegangen, daß sie Septima gemeint hatte. Eigenartig, daß das Mädchen Antonia vorzog. Er mußte zugeben, daß ihm das einen Stich versetzte. Doch nur vor sich selbst, vor niemandem sonst. Also nickte er lächelnd. "Aber ich bitte Dich. Es tut mir leid, daß ich da etwas vorschnell gedacht hatte, Du würdest von Septima sprechen. Selbstverständlich wäre Antonia eine ebenso gute Wahl und würde sicherlich zur tieferen Verbindung unserer beider Familien beitragen." Nein, er sollte es Septima besser etwas schonender beibringen. Sie würde gewiß enttäuscht sein, da sie Prisca sehr gern hatte. Auch Ursus war enttäuscht von seiner Cousine, machte aber weiterhin gute Miene zum für ihn bösen Spiel. Besser, er nahm noch einen kleinen Schluck, um zu verbergen, wie er wirklich dachte. "Septima wird Dir bestimmt nicht böse sein." Das war glatt gelogen. In diesem Moment sollte nichts Priscas Glück trüben, eine beruhigende Antwort war also angebracht. Außerdem würde es einen ausgesprochen schlechten Eindruck hinterlassen, wenn sie sich hier vor den Flaviern wegen dieser Sache auseinandersetzen würden.

  • Häh? Was ging hier ab? Piso blickte nicht durch. Seinen Blick hielt er starr auf Gracchus gerichtet, als könne er bei ihm Halt finden und in ihnen die Antworten auf all seine Fragen finden. Doch Gracchus schwieg nur. Was in seinem Kopf so alles vorging, konnte der beste Gedankenleser nicht erahnen. Ach Götter, selbst wenn es Gracchus ausdrücken würde in Worten, würde man nicht recht dahinter kommen. Piso blieb nichts anderes übrig, als Gracchus seine monumentalistischen Konstrukte selber zusammenzuspinnen, und wandte sich wieder der echten welt zu, die sich da nun vor ihm abspielte zwischen Ursus und Prisca. Ui, war das dicke Luft? Nun, wenn, dann war es eine inneraurelische Angelegenheit. Und wenn es hart auf hart kam, würde er seine Unterstützung hinter sein Herzblatt werfen. Ja, das klang nach einem Plan.
    Erstmal Prisca. Sie hatte Antonia gemeint? Sicher, dachte sich Piso innerlich. Sicherlich! Antonia würde nichts anbrennen lassen. Sie wäre die perfekte Pronuba. Septima... hmm, Piso kannte sie nicht mehr als nur oberflächlich. Was, wenn sie eine schlampige Chaotin war, die die götter wussten was für Sachen anstellen würde? Nein, wenn er ehrlich mit sich war, war Antonia die sichere Variante. Der Gedanke, dass es eine Claudia Antonia sein würde, die ihn mit Prisca verbinden würde, beruhigte ihn innerlich.
    Er nickte ihr zu und lächelte. “Claudia Antonia finde ich ausgezeichnet. Du hast eine sehr gute Wahl gemacht.“ Ursus war sicher nicht der Froheste darüber. Aber nicht jedermanns Frau konnte alle Hochzeiten in Rom für sich beschlagnahmen. Nein, Antonia war schon recht. Je länger er darüber nachdachte, umso besser erschien ihm Priscas Wahl. Und, sie kannte Septima besser als er. Vielleicht so gut, dass sie es im Bereich des Möglichen hielt, dass die Tiberia versagte.
    Ursus versicherte sehr überzeugend, dass Septima nicht böse sein würde, und Piso entschloss sich, es ihm abzunehmen. Er lächelte ihm also folgerichtig zu und schielte mit dem selben Lächeln dann zu Gracchus hin. “Du hast sicher nichts dagegen, Vetter, das wir uns deine Frau ausborgen, nicht wahr?“

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